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John Mutz ist ein Fundraising-Experte und -Sprecher mit einer Vielzahl von Fundraising-Ehrungen. 1997 wurde er vom Verband der Fundraiser in Indiana zum ehrenamtlichen Fundraiser des Jahres ernannt. 1999 war er Vorsitzender von United Way für das mittlere Indiana. Von 1996 bis 1998 war er Vorsitzender des Zoos von Indianapolis. Von 1989 bis 1994 war er der Vorsitzende von Lilly Endowment, einer der fünf größten Privatstiftungen in den USA, die gemeinnützige Zwecke im Bereich von Kirche, Bildung und Gemeindeentwicklung unterstützt.
1988 war John Mutz republikanischer Kandidat für das Amt des Gouverneurs von Indiana. Er ist auch einer der Mitbegründer des Spenderbundes von Indiana, einer landesweiten Organisation von Gemeindestiftungen. Neben seiner Tätigkeit in den verschiedenen Vorständen war John Mutz regelmäßig als Sprecher für verschiedene Institute, Stiftungen und Einrichtungen (Executive Leadership Institute, National Council of Foundations, The Center on Philanthropy, Rocky Mountain Council of Foundations und Hillsdale College) tätig. Während dieser Zeit hat er Dutzende Reden für Gemeindestiftungen gehalten. John Mutz war von 1980 bis 1988 Vizegouverneur von Indiana und ist kürzlich als Vorsitzender des größten Elektrizitätswerks des Landes zurückgetreten.
Katherine Murray hat Dutzende Bücher über verschiedene Themen von Computern bis hin zu Elternratgebern verfasst. Dabei hat sie sich auf das Schreiben von allgemeinen Ratgebern für das breite Publikum spezialisiert. Vor einigen Jahren brachte sie ihre Autorentätigkeit in den Non-Profit-Bereich. Damals wollte sie ausgewählten Non-Profit-Organisationen, deren Mission ihr am Herzen lag, ihre Fähigkeiten ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Später schloss Katherine Mutz ihre Zulassung als Fundraising-Managerin am IU Center on Philanthropy ab und wurde zu einer Art »Fundraising-Trainerin« für kleine und um Anerkennung kämpfende Non-Profit-Organisationen.
Heute arbeitet Katherine Mutz weiterhin – häufig ehrenamtlich – als Non-Profit-Beraterin und unterstützt Organisationen bei der Rückbesinnung auf ihre Mission, der Zusammenstellung wirksamer Selbstdarstellungen, der Entwicklung von Fundraising-Plänen und Medienstrategien sowie bei Nachforschungen und dem Verfassen im Zusammenhang mit der Beantragung von Zuschüssen. Neben ihrer Arbeit im Non-Profit-Bereich ist Katherine Mutz Verlegerin. Ihr in Indianapolis ansässiges Unternehmen KIDSRIGHTS veröffentlicht und vertreibt Materialien für Kinder und Familien in Problemsituationen. Die Materialien von KIDSRIGHTS werden häufig von Non-Profit-Profis verwendet, die Familien bei der Bewältigung schwieriger Probleme wie häuslicher Gewalt, Kindesmissbrauch, den Folgen von Notzucht, der Erziehung von Teenagern sowie Drogen- und Alkoholsucht, unterstützen. Katherine Mutz wünscht sich, dass das vorliegende Buch diesen Organisationen das notwendige Handwerkszeug bereitstellt, um ihr Fundraising effizienter gestalten und mehr Familien als jemals zuvor unterstützen zu können.
Gerhard Franken ist seit Jahren als Übersetzer, Autor und Bearbeiter von Büchern tätig, die sich vorwiegend mit den Bereichen elektronische Datenverarbeitung und Marketing befassen. Mittlerweile hat er mehr als 70 Buchtitel verfasst, übersetzt oder bearbeitet, und darunter befinden sich etliche … für Dummies-Bücher, zum Beispiel Podcasting für Dummies, Zeitmanagement für Dummies und Netzwerke für Dummies.
Edeltraud Priddat, 1953 geboren, ist verheiratet und hat ein Kind. Nach ihrem Studium der Philosophie, Soziologie, Theologie und Pädagogik an der Universität Hamburg arbeitete sie zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Bundeswehr Hamburg. Dort schrieb sie ihre Promotion zum Dr. phil. über Georg Simmels Soziologie und war als Philosophin in der Lehre tätig. 1995 entwickelte sie einen Studiengang im Institut für Forschung und Entwicklung der Universität Witten/Herdecke. Von 1996 bis 2005 war sie in zentralen Stellen in der privaten Universität Witten/Herdecke tätig, unter anderem im Bereich der wissenschaftlichen Geschäftsführung, vorwiegend aber in der Fördererbetreuung, der PR-Arbeit und im Fundraising.
2006 war sie Fudraising-Beraterin für verschiedene private Universitäten, unter anderem in der Gewinnung neuer Groß-Förderer und im Aufbau von Förderkreisen. Seit 2007 ist sie wieder im Fundraising für die Universität Witten/Herdecke beschäftigt. Edeltraud Priddat engagiert sich seit 2002 im Deutschen Fundraising Verband, seit 2006 ist sie dessen stellvertretende Vorsitzende.
Fundraiser kennen das Sprichwort: »Menschen spenden nicht für irgendwelche Anlässe. Menschen spenden vielmehr anderen Menschen, die sich für bestimmte Anlässe engagieren. « (People don’t give to causes. People give to people with causes.) Sie selbst sind also mit Ihren Ideen, Ihren Anstrengungen und Ihrem Engagement ein wichtiger Bestandteil des Fundraisings. Und damit kommen wir zu der großen Frage ...
Wofür können Sie sich leidenschaftlich engagieren?
Wahrscheinlich hat Sie Ihr Engagement für eine bestimmte Sache zum Fundraising gebracht. Es gibt auch professionelle Fundraiser, die nur schnell viel Geld sammeln wollen. Aber diese Fundraiser sind unserer Erfahrung nach eher selten. Man engagiert sich für etwas, weil man im persönlichen oder weiteren Umfeld dafür einen Bedarf sieht. Man fühlt sich verpflichtet, sich zu engagieren, um für Abhilfe zu sorgen.
Das eigene Engagement führt dazu, dass man helfen will. Ihr eigenes Engagement ist eines der besten Hilfsmittel, um auch andere für die gute Sache zu engagieren.
In diesem Kapitel befassen wir uns mit den Beweggründen für Ihr eigenes Engagement. Ein ähnliches Engagement und die damit verbundenen Beweggründe haben auch zur Gründung der Organisation geführt, für die Sie tätig sind. Wir werden uns auch damit befassen, wie Sie andere für die eigene Sache begeistern können. Außerdem erklären wir Ihnen grundlegende Fundraising-Begriffe und geben Ihnen ein paar Zahlen zum Fundraising an die Hand (damit Sie wissen, wie groß diese Branche ist). Und für alle Neulinge im Non-Profit-Bereich werden wir die verschiedenartigen Organisationen vorstellen und Ihnen einige praktische Tipps und Ratschläge geben, wie Sie Ihre Begeisterung erhalten und wie Sie für neue Projekte werben können.
Wie Ihnen jeder bestätigen kann, der schon einmal an einer Spendenaktion teilgenommen hat, handelt es sich beim Fundraising (das so viel bedeutet wie: Kapitalbeschaffung) nicht gerade um einen gängigen Begriff. Häufig wird der Begriff mit einer Art Verkaufstaktik in Verbindung gebracht. Und oft hört man, dass es beim Fundraising eher um den Gewinn von Freunden (Friend-raising) geht. Jedenfalls hört sich der Begriff Fundraising und dessen deutsche Übersetzung, die (im weitesten Sinne verstandene!) Mittelbeschaffung, nicht gerade einladend an.
Beim Fundraising handelt es sich um eine Aufgabe einer Non-Profit-Organisation. Wenn man das Fundraising mit einem Haus vergleicht, dann handelt es sich um die Scharniere an den Türen, ohne die sie sich nicht öffnen lassen. Und es handelt sich um die Aufgabe, die für die Decken auf den Betten und für das Essen in der Speisekammer sorgt. Über das Fundraising werden die Gehälter der Hebamme und die Kinderausflüge finanziert.
Fundraising ist aber nicht das Hauptziel einer Non-Profit-Organisation, auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass sich ein Großteil der Anstrengungen darauf konzentriert. Fundraising ist Mittel zum Zweck, es bietet die Möglichkeit zur Erfüllung der eigenen Mission, unabhängig davon, ob man nun Obdachlose unterstützt, Kranke heilt oder Kunst oder Musik fördern will.
Kapitel 2 befasst sich mit Ethik im Fundraising, also damit, wie man selbst über die eigenen Aktivitäten denkt. In diesem Kapitel werden wir auf Vorurteile, Entschuldigungen und Reaktionen eingehen, gegen die Sie – sowohl bei sich persönlich als auch im Umfeld – ankämpfen müssen, wenn Sie Mittel beschaffen wollen.
Vielleicht befassen Sie sich bereits mit Fundraising, vielleicht wurden Sie auch gebeten, sich zu engagieren. Hier wollen wir aber auf die Beweggründe Ihres Engagements eingehen. Bildlich gesprochen: Wie das olympische Feuer steckt auch die Begeisterung an und wird von einem zum anderen übertragen. Sie hält die Organisation am Leben, für die Sie sich engagieren.
Aus mehreren Gründen ist es wichtig, dass Sie die Beweggründe des eigenen Engagements kennen:
Manche Fundraiser arbeiten mit mehreren Organisationen gleichzeitig zusammen. Wenn Sie mit dem Fundraising für eine Non-Profit-Organisation beauftragt wurden, sei es nun als Ehrenamtlicher, als bezahlter Mitarbeiter oder als Vorstandsmitglied, dann arbeiten Sie wahrscheinlich nur mit einigen wenigen ausgewählten Organisationen zusammen und investieren nur so viel Zeit und Anstrengungen, wie für das laufende Fundraising-Projekt erforderlich ist. Wenn Sie mit mehreren Non-Profit-Organisationen zusammenarbeiten, sollten Sie sich die Zeit nehmen und darüber nachdenken, warum Sie diese Organisationen anderen vorgezogen haben. Um motiviert zu bleiben, ist es wichtig, dass man weiß, warum man sich für eine Sache engagiert, und zwar auch dann, wenn man hinsichtlich Zeit und Verantwortung überlastet ist.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen Ihre anfängliche Begeisterung verloren gegangen ist, oder wenn Sie nie wirklich über die eigenen Beweggründe und Ihr Engagement nachgedacht haben, dann sollten Sie sich die folgenden Fragen stellen. Sehen Sie dann, ob Ihre Begeisterung neu entfacht wird. (Falls nicht, dann sollten Sie sich wahrscheinlich besser nach etwas anderem umsehen, für das Sie sich engagieren können.)
Wir erläutern in diesem Kapitel, wie wichtig es ist, dass man weiß, was einen in erster Linie zur gemeinnützigen Arbeit gebracht hat. Diese Begeisterung zeigt sich in Ihren Augen und in Ihrem Lächeln. Sie überträgt sich auf die Stimme und sorgt dafür, dass die eigene Geschichte glaubhaft klingt. Sie zeigt sich in der Art, wie Sie die eigene Organisation präsentieren, und im Stolz, mit dem man die Beziehung zur eigenen Arbeit oder der eigenen Sache zum Ausdruck bringt. In diesem Abschnitt werden wir einige Fundraising-Philosophien und Werkzeuge vorstellen, die Ihnen dabei helfen sollen, Ihre Begeisterung dauerhaft auf die Spender zu übertragen. Mehr über den Umgang mit Spendern finden Sie in den Kapiteln in Teil II dieses Buches.
Das Beste, was Sie für Ihren Spender tun können, ist, selbst an die Mission Ihrer Organisation zu glauben. Wenn man mit viel Eifer bei der Sache ist, dann fällt dies auf, und man kann andere dazu ermutigen, einen eigenen Beitrag zu leisten. Dann können sie sich besser vorstellen, wie sie sich für einen guten Zweck, ein sinnvolles Anliegen oder einen positiven Wandel einsetzen.
Wer menschenfreundlich gesinnt ist, weiß, dass man Hilfsbedürftige nicht unbedingt gleich auf den ersten Blick erkennen kann. Non-Profit-Organisationen haben die Aufgabe, anderen Menschen zu helfen, unabhängig davon, ob sie in derselben Straße oder in einem anderen Land leben. Diese Organisationen sorgen für die Kanäle, über die die Hilfen zu den Flüchtlingen in Ruanda, den Waisen im Kosovo oder den hilfsbedürftigen Familien in der eigenen Stadt gelangen. Dadurch können sie konkret etwas dafür tun, dass sich die Welt zum Besseren wandelt.
Denken Sie als Fundraiser daran, dass Sie die überaus wichtige Verbindung darstellen, über die Spender andere Menschen unterstützen können. Wenn Sie die eigene Tätigkeit so betrachten, dann werden Sie die Bedeutung Ihrer Rolle als Dienstleister erkennen. Und Sie werden auch sehen, wie sich die Begeisterung auf andere überträgt. Und plötzlich geht es im Gespräch nicht mehr nur um die Beschaffung von Mitteln.
Denken Sie, dass die ehrenamtliche Mitarbeit nur für Menschen infrage kommt, die anderweitig keine Verpflichtungen haben? Dann sollten Sie darüber noch einmal nachdenken. Die GFK Panel Services Deutschland GmbH veröffentlich regelmäßig Daten über den deutschen Spendenmarkt. Aus ihrer »Bilanz des Helfens 2006« stammen die folgenden Aussagen:
Bevor wir fortfahren, müssen wir zunächst ein paar Begriffe definieren, mit denen wir beim Thema Fundraising um uns werfen. Deshalb geben wir Ihnen die folgenden Definitionen an die Hand, die wir mit Kommentaren ergänzt haben. Beim Sammeln von Geld für eine Sache, an die Sie glauben, werden Ihnen diese Begriffe immer wieder begegnen:
Im Fundraising lautet eine Definition der Philanthropie »Ehrenamtliche Tätigkeit für das Gemeinwohl«. Damit sind alle Aktivitäten gemeint, die das Ziel haben, das Leben anderer zu verbessern, unabhängig davon, ob dabei Geld gesammelt wird. Wenn man in der Kirche sein Zehnt spendet, dann handelt es sich um Philanthropie. Wenn Sie in einem Geschäft Münzen in die Sammelbüchse auf der Theke werfen, dann sind Sie ein Philanthrop. Wenn Sie ein kleines Theater oder die Universität, an der Sie studiert haben, im Testament berücksichtigen, dann praktizieren Sie Philanthropie.
Zu Geschenken kann es in den unterschiedlichsten Lebenssituationen kommen. Wenn Ihnen Tante Karin ihren Wellensittich überlässt, dann handelt es sich um ein Geschenk. Beim Fundraising kann ein Geschenk eine der folgenden Bedeutungen haben:
Eine Spende ist ein Geschenk, das freiwillig und ohne Einsatz von Überredungskunst gemacht wurde und bei dem weder ein Produkt noch eine Dienstleistung als Gegenleistung geliefert oder erbracht wird.
Eine andere Definition könnte lauten: »Beim Fundraising handelt es sich um geplante und langfristige Aktivitäten mit dem Ziel, Beiträge zu gewinnen, die eine Non-Profit-Organisation unterstützen und wachsen lassen. Zu diesen Beiträgen zählen zum Beispiel Geld, Zeit, Dienstleistungen, Arbeit und Sachspenden.«
Anders ausgedrückt handelt es sich bei einem Ehrenamtlichen um jemanden, der unbezahlt arbeitet. Ehrenamtliche haben andere Vorteile und können zum Beispiel beim Aufbau einer Sache neue Fähigkeiten erwerben, neue Beziehungen knüpfen. In Kapitel 4 erfahren Sie mehr zum Thema der Ehrenamtlichen.
Die meisten Organisationen führen neben Aktivitäten, die sich mit einer bestimmten Sache beziehungsweise einem Thema befassen, jährlich wiederkehrende Fundraising-Kampagnen durch. Aus diesen Jahresfonds werden häufig die laufenden Betriebsausgaben bestritten. In Kapitel 18 erfahren Sie mehr über Jahresfonds.
Bei einer Stiftung handelt es sich meist um einen hohen Geldbetrag, der investiert werden kann, wobei die Gewinne aus den Investitionen oder auch nur die Zinsen der Unterstützung einer Organisation dienen. In Kapitel 23 erfahren Sie mehr über Stiftungen. (Auch Organisationen, die Stiftungen verwalten, werden häufig Stiftung genannt.)
Philanthropie ist in allen Kulturen und Religionen überall auf der Welt fest verankert: Menschen, die viel haben, sollen Menschen, die nichts haben, etwas abgeben – Nahrung, Kleidung, etwas Geld. Der Staat honoriert ein solches Verhalten, indem er den Bürgern die Steuern auf Geldspenden erlässt. Wenn man spendet, erhält man Steuervergünstigungen. Damit räumt der Gesetzgeber der menschenfreundlichen, der philanthropischen Gesinnung einen hohen Stellenwert ein.
Die älteste Fundraising-Kampagne war übrigens die Spenden-Kampagne für den Petersdom in Rom, bei dem es sich um den Ablasshandel handelte und die letztendlich die Reformation ausgelöst hat. Diese christlichen Wurzeln des Almosens, des Gebens, des Schenkens sind Teil des deutschen Alltags geworden.
Im Jahr 2003 betrugen die Gesamtbeiträge zu Non-Profit-Organisationen laut American Association of Fundraising Counsel () 241 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung gegenüber dem Jahr 2000 um 2,8 Prozent entsprach. Das Spendenaufkommen in Deutschland liegt deutlich unter diesen Zahlen. Es wird auf zwei bis sieben Milliarden Euro geschätzt, allerdings enthält die amerikanische Spendensumme auch alle Zuwendungen an kirchliche Organisationen, die in Deutschland als Steuern gelten und nicht zu den Spenden gezählt werden. Bei der Höhe der durchschnittlichen Spende von 97 Euro im Jahr 2003 auf 107 Euro im Jahr 2007 gibt es in Deutschland ein deutliches Wachstum (laut TNS Emnid Spendenmonitor).
Vielleicht denken Sie jetzt, dass das für viele warme Mahlzeiten oder kostenlose Kondome reicht. Oder für Seminare mit Jugendgruppenleitern. Wenn man sich genauer ansieht, wer sich als Fundraiser engagiert, wo Fundraising stattfindet und wo Anstrengungen unternommen und Gelder ausgegeben werden, dann wird man vielleicht überrascht sein, dass wir in einem philanthropischen Zeitalter leben. Wir stellen ehrenamtlich unsere Zeit zur Verfügung, spenden Blut, spenden Geld und bauen Häuser. Im Medienzeitalter, in einer Zeit, in der alles kritisch betrachtet wird und in der man sich um soziale Missstände sorgt, kann man schnell wieder neuen Mut fassen, wenn man die Kehrseite im zunehmenden Engagement, steigenden Spenden und den vielen Organisationen sieht, die sich engagieren und in die Bresche springen, um das Leben anderer zu verbessern.
Zudem ändert sich derzeit das Fundraising: Spenden werden zur weltweiten Angelegenheit, wobei die Gelder zum Beispiel bei Naturkatastrophen oder Terroranschlägen über Grenzen hinweg fließen. Mehr und mehr Menschen kümmern sich um ihr Erbe, da die geburtenstarken Jahrgänge bald in den Ruhestand gehen und bestimmen müssen, was mit ihrem Vermögen geschehen soll. Diese und andere Trends werden in den nächsten Jahren das Fundraising beeinflussen. (In Kapitel 24 finden Sie weitere Vorhersagen zu zukünftigen Trends im Fundraising.)
Aufgrund unterschiedlicher Methoden und Messverfahren gehen die Schätzungen über das Spendenaufkommen in Deutschland weit auseinander. Die Schätzungen liegen zwischen 2,2 und 7 Milliarden Euro pro Jahr. Eine ausführlichere Darstellung dieser Zahlen finden Sie in Fundraising professionell 2/2006, der Halbjahresschrift des Deutschen Fundraising Verbands ().
Beim politischen Fundraising handelt es sich um das ungeliebte Stiefkind im Fundraising. Aufgrund der Veröffentlichungen zum Missbrauch des politischen Fundraisings wird das Fundraising manchmal der Korruption oder zumindest der Verknüpfung mit Gedanken und Absichten von Politikern bezichtigt.
Wenn beim politischen Fundraising dieselben Praktiken eingesetzt würden und dieselbe Ethik wie beim wohltätigen Fundraising, dann würde dies entscheidend die Standards für das politische Fundraising verbessern. Letztlich sind die beiden Bereiche nicht so verschieden. Man sammelt im Non-Profit-Bereich für eine Sache, für die man sich engagiert. Bei Parteispenden geht es nur um ein finanziell unterstütztes Parteiprogramm.
In der Vergangenheit gab es in Deutschland einige Spendenskandale, die Politikern die Karriere gekostet haben. Diese besondere Situation liegt darin begründet, dass mit Spenden auch politische Richtungen und Gesetzesänderungen gefördert werden. Eine, vielleicht noch mit Schwarzgeldern »gekaufte«, Partei verliert ihre Legitimation. Transparenz und Vertrauenswürdigkeit sind hier die entscheidenden Werte.
Non-Profit-Organisationen (gemeinnützige Organisationen) leben vom Engagement und damit von der Reaktion auf Missstände in der Gesellschaft – egal, ob auf lokaler, nationaler oder internationaler Ebene. Das philanthropische Grundgerüst basiert auf dem Gedanken »Gemeinsam sind wir stärker«. Wenn man also die vorhandenen Mittel (Vermögen, Zeit, Arbeitskraft oder Ideen) gemeinsam nutzt, dann können andere davon profitieren. Letztlich profitiert die Gesellschaft davon, wenn Menschen anderen, die sich in einer Notlage befinden, Hilfe, Trost, Obdach, Bildung usw. bieten. Bei der Entwicklung von Lösungen handelt es sich aber um harte Arbeit. Und leidenschaftliches Engagement und harte Arbeit sind wesentliche Zutaten, wenn eine Idee von der Erkennung eines Missstands bis hin zur Umsetzung eines Programms zu deren Beseitigung gedeihen soll.
Die folgenden Beispiele verdeutlichen, wie leidenschaftliches Engagement eine zentrale Rolle im Rahmen der Fundraising-Bemühungen spielt:
Non-Profit-Organisationen bekämpfen alle nur vorstellbaren Missstände, von der Umwelt über die Gesundheit bis hin zum allgemeinen Dienst am Menschen. Und man sollte auch die Tiere, die Künste und politische Gruppierungen nicht vergessen. Die eigene Organisation kann zweifellos einer der folgenden Kategorien zugeordnet werden:
In Deutschland gibt es ca. 600.000 eingetragene Vereine. Die Zahl der im gemeinnützigen Bereich engagierten Organisationen ist jedoch weit größer, denn hinzu kommen alle nicht eingetragenen Vereine, alle Clubs, gGmbHs (gemeinnützige GmbH), Stiftungen, Gewerkschaften, Genossenschaften, AGaGs (Aktionsprogramme gegen Aggression und Gewalt, mehr dazu siehe ). Glücklicherweise gibt es gleichzeitig Millionen Menschen, die helfen und größtenteils auch spenden wollen.
Viele Non-Profit-Organisationen erhalten Mittel unterschiedlicher Art. Eine Organisation, die sich mit Kunst beschäftigt, nimmt einen Teil ihrer Mittel zum Beispiel durch den Verkauf von Eintrittskarten für ihre Ausstellungen ein, bewirbt sich um Gelder von Stiftungen, bittet sowohl um Spenden als auch um zweckgebundene Mittel von Unternehmen und entwickelt ein Konzept, um langjährige Spender bei der Nachlassplanung zu unterstützen und es ihnen zu ermöglichen, die Organisation auch über ihren Tod hinaus mit Mitteln zu unterstützen. (In Kapitel 21 erfahren Sie mehr über Erbschaftsfundraising.)
Bei einigen Organisationen, insbesondere jenen, die sich mit Gesundheit und allgemeinen Diensten am Menschen befassen, zählen staatliche Zuschüsse zum Gesamtpaket. Andere Non-Profit-Organisationen verkaufen Produkte und zeichnen daher neben den wohltätigen Beiträgen für ein gewisses zu versteuerndes Einkommen verantwortlich.
Woher die Mittel bei der eigenen Organisation auch stammen, man muss die Einnahmequellen kennen. Bewerten Sie sie, bestimmen Sie sie, und ermitteln Sie die eigenen Stärken und Schwächen. Wenn Sie diese Teile des eigenen Programms stärken, kann das bei der Erschließung wichtiger Möglichkeiten der Mittelbeschaffung helfen, die Ihnen bislang noch verschlossen waren.
Wenn viele Menschen spenden, folgt dann daraus nicht automatisch, dass viele Menschen auch davon profitieren? Wie viele Menschen befassen sich mit Aufgabenstellungen, die denen der Fundraiser ähneln, und versuchen, Mittel für verschiedene Non-Profit-Organisationen zu beschaffen? Wie viele Organisationen gibt es mittlerweile, und wie sah im Vergleich dazu die Situation vor zehn Jahren aus? Anders gefragt, wie sieht der Wettbewerb um die Fundraising-Gelder aus?
Welche Gesellschaftsform wählen gemeinnützige Organisationen? Typischerweise lassen sie sich einer der beiden folgenden Gruppen zuordnen:
Auch wenn die zunehmende Anzahl an gemeinnützigen Organisationen positiv zu werten ist, da sie auf das zunehmende Bewusstsein für und die zunehmende Wahrnehmung von Missständen hinweist, hat dieses Wachstum doch einen Nachteil, nämlich den zunehmenden Wettbewerb: Missionen überschneiden sich, verschiedene Organisationen versuchen, dieselben Zielgruppen zu bedienen. Spender zieht es in verschiedene Richtungen, da sie erkennen, dass es viele Organisationen gibt, die sich mit ähnlichen Bedürfnissen befassen und die sich um das Geld der Spender bemühen.
Das führt zu dem traurigen Umstand, dass es auch bei Non-Profit-Organisationen eine Sterblichkeitsrate gibt. Jedes Jahr kommen und gehen Non-Profit-Organisationen. Der harte Wettbewerb um Fundraising-Mittel sorgt dafür, dass nur die Stärksten überleben. Um zu überleben, muss man auf alles vorbereitet sein. Manchmal werden Sie sich vielleicht sogar fragen, ob sich die eigenen Anstrengungen eigentlich noch lohnen oder ob es nicht bereits andere Organisationen gibt, die gleiche oder ähnliche Dienste anbieten.
Was bedeutet Wettbewerb für Sie? Für Neustarter, die die eigene Organisation am Leben erhalten und wachsen sehen wollen, bedeutet er:
Wie sollen Sie nun aber mit der Beschaffung von Mitteln beginnen? Wie in den nachfolgenden Kapiteln dieses Buches dargestellt, kann man auf verschiedene Weise an das Fundraising herangehen. Wenn Sie die Teile I und II gelesen und die grundlegenden Aufgaben zum besseren Verständnis der eigenen Mission und der Ziele erledigt und ein paar Recherchen über potenzielle Spender angestellt haben, dann können Sie um Unterstützung bitten.
Dabei soll Ihnen Teil III helfen. Dort erfahren Sie, wie man Druckerzeugnisse und Direktanschreiben nutzen, Spendenformulare erstellen, mit den Medien zusammenarbeiten und Fundraising per Telefon betreiben kann. In Teil IV werden dann Möglichkeiten zur Nutzung des Internets für E-Mail-Kampagnen, zur Information potenzieller Spender über Newsletter oder zum Anbieten von Informationen auf der eigenen Website behandelt.