Abraham Gotthelf Kästner: Elegieen

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[42][43]1. Bey dem Tode Seiner Excellenz Herrn Ernst Christoph des H.R.R. Grafen. v. Manteufel

Was wünscht ihr Sterbliche den Schmuck der grauen Haare,

Als daß ihr mit Verdruß die letzten Lebensjahre,

Vergessen, ungebraucht, im Weg der jüngern Welt,

Zur Last euch selbsten seyd, und vor'ges Glück vergällt;

So wie ein alter Baum, von innen ausgezehret,

Selbst keine Frucht mehr trägt, und andrer Wachsthum störet.

 

Die Menschen, deren Werth im Körper nur besteht,

Empfinden diesen Schmerz, wenn seine Kraft vergeht;

Der, den der Geist erhebt, wird bessers Glück erfahren,

Denn Geister altern nicht, sie reifen mit den Jahren.

Die Nachwelt lernt von ihm der Väter Unterricht,

Und sieht, ihr Vorzug sey was mehr, als ein Gedicht,

Das nur ein Buch erzählt. Gerührt durch sein Ermahnen

Hört ihn der Enkel Schaar, den Freund von ihren Ahnen.

 

Wird dann noch seine Huld die Herzen an sich ziehn,

Wird für sein eigen Glück befreyt sich zu bemühn,

Er nur auf Andrer Wohl sich zum Vergnügen denken:

Ach! dann wird sein Verlust uns niemals späte kränken.

 

So klagt man, theurer Graf, durch deinen Tod bestürzt,

Daß dir der Vorsicht Schluß dein Leben noch verkürzt,

Dir nicht das höchste Ziel der Sterblichen verliehen;

Doch wärst du auch dahin, du schienst uns noch zu fliehen.

[44]

Ich will mit schwacher Kraft nicht deinen Ruhm entweyhn;

Horaze sollen nur für die Mäcene seyn;

Doch, rühmet man an dir den Staatsmann und den Weisen,

So strebt' ich, könnt' ich nur, den Menschenfreund zu preisen.

 

2. Klage der Gutthätigkeit bey dem Grabe der Frau Friederike Sophie, gebornen Freyinn von Bibra, vermählten von Holzendorf

So eilst du schon, o Freundinn, von der Erde

Hin an den Ort, wo steter Glanz dich schmückt!

Hin an den Ort, wo ich vergessen werde,

Weil keine Noth befreyte Geister drückt!

So schwächt bereits von Denen die mich ehren,

Dein früher Tod die schon so schwache Zahl!

O dürft' ein Wunsch dein größer Glücke stören!

Der niedern Welt wünscht' ich dich noch einmal.

 

Zu wenig sind, die mit gerührtem Blicke

Die Pflichten sehn, die Elend fodern kann;

Zu wenig spornt für ihres Nächsten Glücke

Ein edler Trieb voll reiner Wollust an.

Lernt, Sterbliche, der Gottheit Zwecke kennen,

Wenn ihre Huld mit Gütern euch erfüllt:

Sie will euch nur die Lust, die Ehre gönnen,

Daß Andrer Wohl aus eurem Glücke quillt.

 

Verlaßner Noth stets hülfreich zuzueilen,

O Selige! nur dies hat dich ergötzt,

Mit milder Hand die Güter auszutheilen,

Nur dies hast du für ihren Brauch geschätzt;

So klagt kein Kind um die, die es geboren,

Wie deinen Tod dein Unterthan beklagt,

Der wehmuthvoll, was er mit dir verloren,

Den Enkeln noch nach vielen Jahren sagt.

 

[45]

Kein Dichter mahlt mit kunsterfüllten Zähren,

Wie tief dein Tod in so viel Seelen dringt;

Kein Dichterwitz kann dir mehr Ruhm gewähren,

Als dir der Schmerz von so viel Seelen bringt;

Doch, Holzendorf senkt auch auf Armer Klage,

Den hohen Blick, der stets für Sachsen wacht,

Ach, hat vielleicht die dir entrissnen Tage

Der Vorsicht Schluß den Seinen zugedacht!

 

Richardson:

 

Pamela. Book I.

 

How amiable a thing is doing good! 'Tis all I envy great folks for.