Hie steht das schöne drey der netten Charitinnen /
Die Mütter solcher Lust / als Kunst und Tugend bringt.
Hie steht ein Hirten-Bild / ein Bild der Kunst-Hirtinnen /
Die Kinder solcher Lust / wornach Kunst-Tugend ringt.
Sie halten dieses Buch / den Kunst- und Tugend-Wandel /
Weil hier ein Hirte Kunst und Tugend lehren will.
Weil auch nicht anderst soll / als in Kunst- und Tugend-Handel
Anjetzo seyn gesetzt der Künste-Hirten Ziel.
Das allerschönste drey zeigt das auf Cronen-Bande
Damit sie binden sich / und wieder lösen nie.
Es muß die Thorheit nun und Laster gehn zu schanden /
Man ehrt und mehrt und lehrt GOtt / Kunst und Poesie /
Das ist der Ordens-Zweck der Kunst-gekrönten Hirten /
Die an der Pegnitz nun zur Bluhmen-Weide gehn.
GOtt / Kunst und Poesie wird wieder sie bewirthen /
Daß sie auf blossem Feld / doch unter Schirmen / stehn /
Und was uns Dorus hier von allen giebt zu lesen /
Wird man / nach seiner Bitt / so von ihm nehmen an;
Daß / wie er jederzeit gantz eigen ist gewesen /
So bleib er GOtt und Sprach und Künsten zugethan.
[4]
Bleich wie der Leib von aus: so sieht das Hertz von innen /
Die äussere Gestalt giebt Zeugnuß von den Sinnen.
Ein schönes Angesicht zeigt einen schönen Geist /
So lang die Stirn das Thor des innern Hertzens heist.
Nur schöne Bluhmen sinds / die mit Geruch ergötzen;
Wer will das Sonnen-Gold / ohn durch die Stralen / schätzen?
Nicht anderst wird ein Hertz / das schön von Schönheit strahlt /
Als durch ein schönes Aug / mit Farben abgemahlt.
Auch selbst die schöne Kunst / muß durch gelehrtes lehren!
Der Tugend-Ruhm sich nur / durch Tugend-Wercke / mehren.
Das ist das schöne Kleid / darinn sie prachten kan /
So offt man sie / als schön / durch schöne Werck sieht an.
Was tapffer heissen wil / muß mit den Waffen spielen.
Ein hoher Edel-Muth nach hohen Dingen zielen:
Und wer dann allzuviel nach eitler Ehre trachtt /
Kan je sich rühmen nicht / daß er der Demuth acht.
Wer Kunst und Tugend wählt / die schöne zwey / zu lieben /
Muß in Kunst-Tugend auch erwählen sich zu üben.
Sie zeigt sich durch ein Werck gelehrter Schrifften an:
Da sieht man / wer sie ist / und was sie endlich kan.
Ihr / Dorus / zeigt uns das / durch euer Schönheits-Stralen /
Muß uns ein Pinsel hier ein kluges Hertze mahlen.
Die Schrifften aber sind die Zeugen Euer Kunst /
Die Euch den Ruhm erwirbt / und grosser Herren Gunst.
C.D.L.V.N.
[5]
Diese neue Lehr- und Schreib-Art / deren ich / in gegenwärtigem Werk / gefolget / ist kein Zweiffel / daß sie vielen verwunderlich / ja! wol gar verwerfflich vorkommen wird. Ich ermahne aber / ja bitte / daß der jenige / welcher ihm / über diß Werck / das Richter-Ampt nehmen will / auch zugleich die nöthige Anmerckungen / eines gerechten Richters / anzunehmen /sich nicht wägere. Diese sind: nicht richten / ohne Verstand; nicht urtheilen / ohne erkündigter Warheit; nicht Recht oder Unrecht sprechen / wieder sein besser Wissen. Alles dreyes wird den Einwurff widerlegen / der die neue Lehr-Art bestreitet. Ist alles / was neu / und vor dem unerhört ist / zu verwerffen / so werden diese unsre Zeiten sich keiner Erfindung rühmen können; da ich doch schwerlich den Ausspruch[6] machen werde / ob solte die Vor- oder Nach-Welt /sonderlich / was die neu-hochgestiegene und recht-verneurte teutsche Dicht-Kunst anbelanget / des Erfindungs-Ruhms würdiger seyn. Es bleibt doch die Warheit: je länger die Welt bestehet / je spitzfindiger werden die Einwohner. Solte aber ein anderer das Widerspiel beglauben wollen / von der Boßheit der Menschen / die sich mehr / als die Weißheit / vermehre /will ich zwar demselben eben wenig widersprechen /ja! viel sicherer beklagen helffen / daß selbige / in Erfindung Laster-hafften Sitten und gleichsam verjüngter Boßheit / mehr neues erdencken / als die fromme Alten ihnen gewünscht: Gleichwohl wird daher meine verneuerte Ersinnung nicht straffbar / sondern desto eher gelitten werden / weil sie neuer Boßheit und Verführung / mit neuer Behutsamkeit / vorzugehen suchet.
Wie der heutige Welt-Wandel mehr in der Laster-als Tugend-Bahn einher gehe / ist an der hellen Sonnen: Das aber ist am verderblichsten / daß die meisten / unter der Tugend-Decke / die Laster verbergen /und doch vor Tugend-gezierte wollen geehret seyn. Ein hoffärtiger Spanier [7] (sagt der hoch-geschätzte Opitz /) will sich erbar grüssen lassen. Ein unverschämter Welscher / freundlich. Ein leichtsinniger Frantzos / behertzt. Ein springerischer Engeländer /hurtig / und ein versoffener Teutscher / lustig und vertreulich. Von Kunst und Weißheit / muß ich gleiches gestehen / und sitzet gemeiniglich mehr Gelehrtigkeit auf der Zungen / als im Hertzen / mehr in der Einbildung / als dem Haupt-Sitz derselben. Der wenigste Theil wird die wahre Kunst umfangen. Die Ursach beyder Fehler ist so bekannt / als bewährt. Viel wolten gerne Weise werden / wann nur der Helicon nicht so hoch zu ersteigen. Andere möchten sich in Tugenden üben / wann nur die Bahn derselben / mit so vieler Verhindernus / nicht verlegt. Dem dritten fehlet Wagen und Anspann / ja wol gar der Führer / der ihn hinzubringe.
In dessen Ersinnung nun / hab ich mir / meines Erachtens / nicht übel gefallen lassen / weil ich sonderlich / mich selbsten / in diesem Krancken-Bett / offt erkennet / theils denen Kunst- und Tugend-begierigen zu dienen / theils meine hochgeliebte Mutter-Sprach zu beehren / dann mir selbsten zu helffen / gegenwärtiges Werck / der Tugend- [8] und Laster-übenden Welt vorzulegen / ob möchte / durch dessen Führung / sich einer / aus allen (dann alle / vor einen / ist wohl zu wünschen / aber nicht zu erwarten) in der Irre zu recht / und in dem wahren Tugend-Wandel / zur Vollkommenheit bringen.
Es hat mir aber / zu solchem meinen Vornehmen /nicht wenig gedienet / diese gegenwärtige Geschichts-Beschreibung / die ich auf mein Vorhaben geschickt befunden / auch um desto lieber angenommen / weil mir wissend / wie die Gemüther dieser Zeit bewandt /daß sie gerne was neues lesen oder hören / sonderlich von solchen Sachen / die / mit selbster Erfahrung / bekräfftiget sind. Lebe demnach der gevesteten Hoffnung / es werde diese leßwürdige Geschicht / nicht bloß eine Historische Wissenschafft / sondern die Kunst- und Sitten-Lehr / dem fleissigen Leser entdecken. Dann dahin zielet alles / was in diesem Werck begriffen / so / daß ich keinen Scheu trage / dasselbe den Kunst- und Tugend-Wandel zu benahmen.
Daß du aber / Gunst-gewogener Leser! mein Vorhaben deutlicher verstehest / und dieser wolgemeinten Arbeit nützlicher [9] geniessest / will ich dir / kürtzlich /den Inhalt des gantzen Wercks / nach dessen beschehener Eintheilung / so wol in der Historischen Beschreibung / als der Sitten-Lehre / entwerffen / damit du desto fertiger / bey einem jeden Absatz / deine Lehr behalten könnest.
Die kürtzeste Verfassung ist / in der Abtheilung der 4. Bücher zu finden / welche den Allgemeinen Enthalt des gantzen Wercks fürtragen / als
Erkläret den Eingang Polyphili zu Macarien / das ist /eines Kunst-liebenden zu Kunst und Tugend; erweisend / durch wie viel ungebahnte Wege derselbe wandern müsse / so / daß er von manchem Unglücks-Dorn geritzet werde / ehe er die wahre Glücks-Rosen brechen könne.
Erkläret den Fortgang auf dieser Tugend-Bahn / der die Überwindung mancher Widerwertigkeit zum Begleiter erwählen / und sich keine befremdliche Ungedult muß verleiten lassen: sondern in seinem rühmlichen Vorsatz unverruckt verharren / biß er überwunden.
Erkläret den Nachgang / das ist / die Bekrönung / so auf diese Tugend-Eroberung erfolget: Nemlich unverfälschtes Glück / und der Schatz einer wahren Ehre: Deren keines / wie mächtig auch die Unglücks-Wellen wüten / kan ersäuffet noch vertilget werden.
Erkläret den Ausgang / welcher ist die süsse Freude /und verzuckerte Lieblichkeit der Tugend-Früchte / die wir in der Zufriedenheit und vergnügten Seelen-Ruh empfinden / auch durch keine Bestürmung zerstören lassen / sondern in aller widerstrebenden Unruh / den Sieg des Friedens / das ist / die Vergnügung unsers Verlangens / behalten.
Beschreibet die Ankunfft Polyphili in die Gegend der Insul Soletten: Lehret / wie der Mensch offt / ein Glück zu erlangen / dem Unglück unterworffen werde.
Beschreibet die Zusammenkunfft Polyphili und Philomathi: Lehret / wie uns offt / wider unser Verhoffen /der gütige Himmel zu guten Freunden verhelffe /deren Beförderung wir uns bedienen können: Durch welche auch Gott / als die Ihm gefällige Mittels-Personen / mit uns handele.
Beschreibet die Zeit-kürtzung und das Gespräch der beyden / welches ist von der Ruhe der Einsamkeit: Lehret neben der / wie wir / aus vortrefflicher Leute Reden / unsere Weißheit schöpffen müssen.
Beschreibet den Abschied Philomathi / mit Versprechung der Wiederkehr / welcher / durch den Vorwitz Polyphili / vergebens war / der ihn / Polyphilum / mit Lebens-Noth / weit von dannen geführt: Lehret / wie wir unser Glück offt selber muthwillig verschertzen.
Beschreibet das Unglück Philomathi / dessen Traum und Tod: Lehret / zu Seiten Polyphili / wie gemeiniglich / bey grossem Glück / gleiches Unglück erwachse; zu Seiten Philomathi / wie heimliche Mißhandlung / von dem Himmel / öffentlich gestraffet werde.
Beschreibet den Zustand Polyphili / in der verwildeten Einsamkeit / und wie er den Verlust der Insul Soletten hinwieder bereichert: Lehret / daß wir Tugend / mit Müh / gewinnen müssen.
Beschreibet die Wiederkunfft Polyphili auf Soletten /durch Hülff Talypsidami / der ihm den Tod Philomathi verkündet: Lehret / daß dennoch Kunst- und Tugend-liebenden das Glück beförderlich seyn / und sie / nach vieler Widerwertigkeit / endlich begnaden müsse.
Beschreibet den Zuspruch Polyphili / mit Talypsidamo / bey Macarien / und deren geführte Reden: Lehret / wie hoch die Tugend zu halten / und die Kunst zu lieben.
[12]
Beschreibet die Ersäuffung Polyphili / und die daher entstandene betrübte Klagen / der erschreckten Macarien / und was sie vor Nacht-Gesicht betrübet: Lehret an Polyphilo / die / der Kunst und Tugend ewig widerstrebende / Unglücks-Bestürmung / von deren bißweilen alle Hoffnung niedergeschlagen wird; an Macarien aber / die selbst nothleidende Tugend.
Beschreibet die Errettung Polyphili / durch Melopharmis geschehen / die ihn zu den versenckten Schloß geführt / und was sich allda ferner mit ihm begeben: Lehret / wie dennoch der gnädige Himmel / ein wachendes Auge habe / auf die Tugend-verliebte / und seine Hülff wol verberge / aber nicht entziehe.
Beschreibet den Eingang Polyphili / in den Tugend-Tempel / und dessen Zierat: Lehret den Unterscheid /der warhafften und verderbten Kunst; desgleichen wie man zu jener gelangen / diese aber meiden solle; gibt Unterricht von der Tugend-Werbung / und wie dieselbe kröne.
Beschreibet den Eingang Polyphili / in den Glücks-Tempel / und wie derselbe gebauet / und gezieret gewesen: Lehret die nahe Verwandnus / der Tugend-Kunst / mit dem Glück; bewähret die Ursachen / der Ungleichheit / unter den Menschen; berichtet von dem Glück / daß es nicht ein blinder [13] Zufall; nicht auch ein Sternen-Blick: sondern Gottes so gefälliger Wille und Ordnung sey.
Beschreibet den Eingang Polyphili / in den Liebes-Tempel / und wie derselbe gestaltet: Lehret die nöthige Verbündnus / der Tugend-Kunst / des Glücks / und der Liebe; Unterscheidet die falsche / von der warhafften / und zeiget beyder Ursprung.
Beschreibet / was sich ferner / in dem Liebes-Tempel / mit der Königin und Polyphilo / begeben: Beantwortet etzliche Liebes-Fragen / die ihre Lehr-Puncten selbsten zeigen.
Beschreibet die endliche Erfüllung / des Verlangens Polyphili / durch den Anblick derer Tafeln geschehen / auf welchen der Name der schönen Macarien geschrieben / und was sich weiter begeben: Lehret / daß endlich das Tugend-Verlangen nicht unvergnügt bleibe / solt es gleich heimlich / und etwas scheinbar geschehen.
Beschreibet die Erlösung Sophoxenien / mit welchem zugleich Kunst und Tugend versencket war: Lehret /wie dieselbe / durch Fleiß und Schweiß / erwachsen /hernach desto frölicher blühe / und ewige Freyheit gewinne.
Beschreibet das Gespräch Melopharmis mit Polyphilo / die ihm den Berg zeiget / hinter welchem die Insul Solette gelegen / die das Hertz Polyphili dermassen zu sich ziehet / daß er sein selber [14] vergisst: Lehret / wie auch die Tugend-geübte offtmals die Bezahlung so begierig fordern / daß sie mehr darüber verlieren / als erhalten.
Beschreibet / wie Polyphilus / mit der Königin / und deren Angehörigen / Tafel gehalten / und was sie von der Verbannung dieses Schlosses vor Gespräch erkieset: Lehret / daß Kunst und Tugend / nicht durch des Himmels / sondern der boßhafften Menschen Schuld /erdrucket liege.
Beschreibet den Ausspruch der beyden Weisen / Clyrarchae und Cosmaritis / von der Macht und Ohnmacht der Zauberer; welches Gespräch die Lehr-Puncten selber zeiget.
Beschreibet die Ehr-Bekrönung Polyphili / von der Königin / und derer gantzen Hof-Staat geschehen / die auf alle Kunst- und Tugend-Werbung unausbleiblich folget: Welches hier die Lehre selber ist.
Beschreibet die Zeit-Verbringung / der biß daher bekümmerten Macarien / und wie Polyphilus bey derselben ärgerlich verleumdet worden: Lehret den ersten Anstoß / welcher die Tugend-verliebte zu bestreiten pflegt / nemlich / Verleumdung.
Beschreibet die Berathung und Anschläg Polyphili /wie er sicher zu Macarien gelange / dazu [15] ihm ein fremder Ritter / Namens Agapistus / bedienlich: Lehret / wie alles / durch klugen Rath und ernstliche Bemühung / könne gewonnen werden.
Beschreibet den Abzug Agapisti auf Soletten / und den Nach-Wunsch Polyphili / auch sein Gespräch /mit der Königin / von dem Frauen-Lob: Welches hie an Statt der Lehre stehen kan.
Beschreibet die Reise-Fahrt Agapisti / und in was Unglück er gerathen / als er Talypsidamum / von der Mörder Banden / zu erledigen suchte: Lehret den andern Anstoß / welcher die Tugend-liebende zu bestreiten pflegt / nemlich / die Verhindernus.
Beschreibet den Schrecken Polyphili / den er / über das unberitten-wiederkehrende Pferd Agapisti / eingenommen / und wie er zum Talypsidamo kommen: Ist eine Lehre von der blinden Glücks-Neigung / welche auch die Tugend-suchende nicht selten begleitet.
Beschreibet die Reden Talypsidami mit Polyphilo und der Königin / auch wie er Macarien gerühmet: Lehret / wie hoch die Tugend-Kunst zu erheben.
Beschreibet / wie Talypsidamus sich mit Polyphilo berathen / zur Macarien zu kommen / und was jener /nach seiner Heimkunfft / mit derselben [16] geredt / auch wie ihr Wider-Sinn sich in Liebe verwandelt: Lehret /ob die Tugend anfänglich schwer zu gewinnen / sey doch die endliche Ergebung freywillig / daher wir /mit Polyphilo / nicht ablassen sollen / dieselbe zu erringen.
Beschreibet die Ankunfft Phormenae gen Sophoxenien / und die Schlitten-Fuhr Polyphili / welche so unglückselig / als verhinderlich war: Lehret den dritten und gemeinsten Anstoß der Tugend-verliebten / die Unglückseligkeit.
Beschreibet das elende Leben Agapisti / in der Wildnus / und wie wunderbar er gen Sophoxenien / zum Polyphilo / wiederkommen: Ist eine Lehr / von der Treu und Beständigkeit / auch deren reichen Belohnung.
Beschreibet die andere Fuhr Polyphili auf Soletten /welche ihn zu der lang-verlangten Macarien bringet /deren Gunst-Gewogenheit er gewinnet: Lehret die endliche Vergnügung und Zufriedenheit der Tugend-verlangenden.
Beschreibet / was sich mit Polyphilo und Macarien /über der Mahlzeit / begeben / und wie betrübt er den Abschied genommen / doch aber der Liebes-Früchte /in etwas / genossen: Lehret den Tugend-Genieß / als die lieblichste Frucht / versauerter Arbeit.
Beschreibet / wie Agapistus / dem ruckwendenden Polyphilo / entgegen gefahren / ihn zu empfangen /und wie Atychintida / durch die Liebs-Erzehlung der Phormenen / erzürnet / dem Agapisto Befehl ertheilet / Polyphilum von Macarien abzuwenden / auch wie sich Agapistus / in diesem / verhalten: Lehret den vierdten Anstoß der Tugend-liebenden / nemlich Mißgunst.
Beschreibet die Erinnerung Polyphili an die Reden seiner Macarien / und deren Bereimung / die ihre Lehr-Puncten selbsten erklären.
Beschreibet den ereyferten Grimm Polyphili / welchen die Erzehlung Agapisti / von dem / was er mit der Königin geredt / verursachet / und wie er darum von Melopharmis gestrafft / denselben / vor der Königin /verborgen hält: Lehret den fünfften Anstoß der Tugend-verliebten / die Widerwertigkeit: Gibt auch andere Zorn-Straffen.
Beschreibet den Gruß Polyphili / an Macarien / durch ein Brieflein geschehen / und die verwaigerte Antwort / die Agapistum / mit einem andern Gruß-Brief /an Macarien / begleitet / auf Soletten ziehet / dessen vergebliche Wiederkunfft Polyphilum erzürnet / der aber / wieder begütiget / den dritten Brief an Macarien abgehen heisset: Lehret / daß hohe Sachen / mit grosser Müh / zu gewinnen / und die Tugend / einen unermüdeten Fleiß / ja auch ein unerschrockenes Hertz / fordere.
Beschreibet die Beantwortung der Macarien / auf die Briefe Polyphili / und dessen Verwirrung / über die versteckte Wort / auch wie listig er dieselbe wieder beantwortet: Lehret / daß Tugend-Erwerbung / auch bißweilen / eine verführende List zulassen / wann die offne Warheit schädlich oder gefährlich scheinet.
Beschreibet die Verleitung Polyphili / zu der Liebe einer andern / Apatilevcheris genannt / und wie schändlich er sich von derselben bethören lassen: Lehret / wie die Tugend-gezierte am erschröcklichsten irren / wann sie Laster / unter dem Tugend-Schein /nehren / und sich unvorsichtig betriegen.
Beschreibet die unversehene Zusammenkunfft Polyphili mit Macarien / die Bereuung seines begangenen Fehlers / und dessen Verbesserung / zusambt der Unterredung dieser beyden / und wie er / ihr seine Gedicht zu übersenden / versprochen: Lehret / wie die Tugend-gezierte / ob sie gleich von einem Fehl übereilet werden / doch nicht in der Laster-Versenckung bleiben / sondern dieselbe zu einer grössern Krafft /Tugend zu gewinnen / gebrauchen / daher solche Verführungen / die jenige auch nicht so bald des Tugend-Ruhms beraubet / ob sie ein- oder mehrmal dawider handeln. Dann ein Fehl ist kein Fehl.
Beschreibet den Widerwillen / der erzürnten Macarien / welchen sie / nach erkundigter fremder Lieb /bey Polyphilo / so mächtig / in ihr / herrschen [19] ließ /daß sie alle Liebe aus ihrem Hertzen verbannete: wiewol sie / durch Zwang und Flehen / wieder versöhnet ward: Lehret die Straffen / so dem Verbrechen folgen / damit ein unbestrafftes Ubel nicht Gelegenheit zu fernerer Mißhandlung gebe.
Beschreibet die Zeit-gleiche Begrüssung / so zwischen Polyphilo und Macarien schrifftlich geschehen: Lehret die Tugend-Art / welche / in zweyen Gemüthern / einerley Würckung übet; und anders mehr /das in den Briefen / und deren Erklärung selbsten / erörtert wird.
Beschreibet die selbste Besuchung / der Macarien /von Polyphilo geschehen / und was sich darinnen begeben / auch wie sie / nach dem / einander zugeschrieben: Ist ein Beweiß / der unvergnüglichen Begierde /menschlichen Verlangens / welches von Tugend-Liebe entzündet ist.
Beschreibet / wie ein anderer / Namens Evsephilistus / um Macarien Gunst sich bemühet / und dieselbe / Polyphilo zu entziehen / gesuchet / auch mit was Bedienungen: Lehret den sechsten Anstoß der Tugend-verliebten / die Verfolgung.
Beschreibet fast einen verliebten Streit / in der Dicht-Kunst / zwischen Polyphilo und der gelehrten Macarien / auch wie sie ihm die Werbung Evsephilisti heimlich zu vernehmen gibt / und wie er dieselbe beantwortet: Lehret / daß je herrlicher die Tugend in uns blühet / je mächtiger [20] erzeige sich die Widerwertigkeit / die / mit einer gefassten Gedult / zu überwinden.
Beschreibet die fernere Bestreitung des Lieb-werbenden Evsephilisti / und wie die getreue Macarie solches Polyphilo offenbaret / oder zu offenbaren zu sich bittet / auch was sie sich berathen: Ist eine Probe wahrer Tugend / die mit glücket / mit unglücket. An Polyphilo aber finden wir den siebenden Anstoß der Tugend-verliebten / die Versuchung.
Beschreibet den Blut-Rath Polyphili / so er über Evsephilistum beschlossen / und wie er selbigen der Macarien entdecket / auch wie bestürtzt diese antwortet; Dann endlich / wie sich Polyphilus betrogen: Lehret die anfeindende Laster / in hohen Trübsalen / die mehrentheils / mit der vergifften Süsse / der Verzweiflung / zu locken pflegen.
Beschreibet den Gegen-Rath Agapisti / und wie Polyphilus streit-rüstig auf Soletten ziehet / aber von Macarien / mit der Wider-Rede / seiner nichtigen Einbildung / begütiget und erfreuet wird / in dem sie ihn vor allen / und ewig / erwählet: Lehret die endliche Vergnügung der Tugend / die so widerwertig auch das Glück spiele / dennoch ewig beglücket bleibet / und ohne Ende.
Aus diesem nun / wird dir / Gunst-gewogener Leser! allerkündig seyn / wohin meine Erfindungen / in dieser Tugend-Bahn / gerichtet. Daß aber der Weg bißweilen [21] verworffen / und die Staffel versetzet sind / in dem zu Zeiten zu letzt berühret wird / was zu allererst hätte sollen betretten werden / wirst du nicht einen Erfindungs-Fehl / sondern den Geschichts-Fall benennen / welchen ich unverruckt behalten wollen / der Meynung / es könne die Lehr / so anfangs / so zu letzt / behalten werden.
Betreffend die Namen / die ich in der Geschichts-Erzehlung angezogen / sind dieselbe mehrentheils von den Griechen entliehen / und aus ihren Wörtern zusammen gesetzt / daß sie zugleich die Lehre bewähren / die ich in der Historischen Erzehlung suche. Es sind aber diese:
Macarie / die Geist-besehligte.
Polyphilus / der Viel-Liebende.
Philomathus / der Lieb-Lehrende /
Pistimorus / der Tod-getreue.
Amichanus / der Verwirrte /
Atychintida / die Unglückselige.
Talypsidamus / der Behülffliche.
Melopharmis / die Viel Vermögende.
Cacogretis / die Mißgünstige.
Parrisiastes / der Offenhertzige.
Coßmarites / der Kunst-Lehrende.
Clyrarcha / der Glück-Mehrende.
Erothemitis / die Lieb-Nehrende.
[22]Pseudologus / der Verleumdende.
Agapistus / der Treu-Liebende.
Psychitrechis / die Tod-gefährliche.
Aphetus / der Hülff-willige.
Gennadas / der Dienstfertige.
Phormena / die Liebhägende.
Servetus / der Verbundene.
Heroarcha / der Großmüthige.
Apatilevcheris / die Verführende.
Evsephilistus / der Einfältige.
Eines jeden Bey-Name wird / geneigter Leser! das Amt benennen / so er führet / und wofür du ihn in dieser Tugend-Bahn bekennen sollest. Die Macarie ist selbsten die Kunst und Tugend / und also das gleichsam aufgesteckte Ziel / welches zu errennen / wir Menschen allesamt / durch den viel-liebenden Polyphilum gedeutet / uns angelegen seyn lassen / da wir dann viel Philomatos / die uns unterrichten / auch Pistimoros und Talypsidamos / die uns in der ersterbenden Kunst Hülff-Hände leisten / gebrauchen / die einen verwirrten Amichanum / oder / wie Polyphilus / eine unglückselige Atychinidam erlösen. Dafern wir aber durch eine viel-vermögende Melopharmis /verstehe die Beforderer und andere Kunst-Helffer /auf den [23] Weißheit-Sitz / durch Sophoxenien gedeutet /gebracht würden / sind wir offt und offt wiederum eines offenhertzigen Parrisiastes / unter denen Kunst-Lehrern / benöthiget / der die Warheit nicht geheim halte. Auch finden sich der verleumdenden Pseudologen / und mißgünstigen Cacogreten / so viel / daß /wofern nicht ein treuliebender Agapistus sich bißweilen findet / die tod-gefährliche Psychitrechis / in ihrem Kunst-Verlust ersterben müste. Gleichwol erwecket noch immerdar / der wach-haltende Himmel /einen hülff-willigen Aphetum / oder Dienst-fertigen Gennadam / oder auch lieb-hägende Phormenam / ja bißweilen einen verbundenen Servetum / das ist /einen guten treu-meynenden Freund; ja wohl gar einen großmüthigen Heroarcham / das ist einen mächtigen Beförderer / der unserm Tugend- und Kunst-Verderben zu helffen / der verführenden Apatilevcheris widerstehen / den einfältigen / Evsephilistum aber / mit klugem Rath / abweisen kan. Und das ist kürtzlich der Inhalt dieses Wercks.
Ob nun dem allen so / soltu doch / lieb-geehrter Leser! dich keinen Zweifel verleiten lassen / als wäre die Geschicht erdichtet / [24] und ohne Warheits-Grund. Ja um deßwegen / dieselbe desto verwunderlicher achten / daß sie zwey Kunst- und Tugend-verständige Hertzen / in solcher Vollkommenheit / vorstellet /die / zu diesen Welt-Zeiten / leichter zu suchen / dann zu finden sind. Doch must du einen verständigen Sinn mitbringen / wann du die Historische Warheit erforschen wilt. Die gefährliche Schiffarten / deute durch Unglücks-Wellen; Die offtmalige Lebens-Gefahr /durch grosse Noth; die Versenckuug des Schlosses /durch Unterdruckung der Kunst und Tugend / und was mehr / mit Unmüglichkeits-Farben / angestrichen ist / must du / dem Zeugnus / unsers vorgepriesenen Opitzens / nach / dahin deuten / daß die Poeterey so wenig ohne Farben seyn könne; als der Frühling ohne Blumen. Davor geb ich dir auch dieses / dann in dem ich lehren will / bin ich ein Sitten-Beschreiber /indem mir aber der Fleiß des Nutzens oblieget bin ich ein Geschichts-Erzehler; und wann ich zu belustigen suche / bekenne ich mich einen Poeten. Diese drey wohnen gemeiniglich / in dem schwesterlichen Band der Vereinigung beysammen / oder zum wenigsten in der Verfassung dieser meiner Lust-Besinnung.
[25] So weissest du nun / gunst-geehrter Leser! wohin diese Beschreibung zielet / und was sie vor Warheits-Glauben verdienet; ist derowegen nichts übrig / als daß du wissest / die Reden / so dem Werck / als eine Zierde / beygefüget sind; wie auch etzliche Lieder /seyn mehr zu nutzen und zu belustigen / als der Warheit nachzugehen / eingeführet worden: Sonderlich /wo sichs am füglichsten thun lassen; Wo man von der Einsamkeit geredt / da habe ich / von derselben / mit reden wollen; wo man das Glück gesucht / hab ich mit suchen müssen; wo man von Zaubereyen geredt /hab ich nicht schweigen dörffen; wo man Liebe gesucht / hab ich von Liebe zeugen müssen; und wo man das Weiber-Lob gefordert / hab ich billiche Antwort nicht versagen können. Die Arien sind von einem guten Freunde und der Music wohl-erfahrnen dem Werck hinzu gethan worden / deßwegen ich den Ruhm solcher Erfindungen nicht verdiene / sondern selbigen dem Erfinder / an statt des Dancks überlasse / der Hoffnung mich verlassend / Er werde auch in dem andern / bald künfftigen / und nun schon /nicht zwar von mir / sondern (welches ihn verwunderlich machen wird) einer gekrönten Hirtinnen [26] aus unser Genossenschaft / verfertigten Theil / der bekehrte Schäfer genannt / (welchen ich um seiner viel-herrlichern Erfindung wegen / billich den Schlüssel dieses ersten nenne / als in welchem der begierige Leser / den meinen allererst recht verstehen wird) seine Hülff-Hand ferner nicht entziehen / sondern auch denen darinn befindlichen Gedichten eine liebliche Kling-Art gönnen; welches mit aller Dienstlichkeit um ihn hinwieder zu verschulden; auch besagten andern Theil / diesem ersten / durch offenen Druck /ehistens folgen zu lassen / ich mich unsäumig erweisen werde.
Nun solt ich auch den Gebrauch der Heydnischen Wörter / die zu Zeiten mit eingeschlichen sind / entschuldigen / zu beglauben / daß ich ein Christ sey /der nicht mehr / dann eine einige Gottheit verehre /und auch jederzeit dessen Ehre / als das förderste Ziel / unserer Hirten-Gespielschafft / in allen meinen Ersinnungen führe: Aber weil ich das bey dem verständigen Leser vor unnöthig / bey dem Unverstängen ungültig halte / will ich dißmals mit den schönen Worten des Herrn Ferrante Pallavicino schliessen /daß der Gebrauch Heydnischer Wörter meinen Glauben nicht verdammen solle; sintemal ich auf ihre Art schreibe / und nach meiner Schuldigkeit glaube. Hiemit GOtt befohlen.
[27]Wehrter Dorus! eurem Kiel
Ist Macarie verpfändet.
Fama Mund / ist euer Spiel /
Ihr Lob durch die Länder sendet.
Sie wird zu Soletten nicht /
Nicht mehr einsam / können bleiben.
Weil sich schwingt ihr Lobgerücht
In die Welt / durch euer Schreiben:
Wird sie suchen jeder Geist /
Der versteht / was trefflich heist.
Forthin man den Peneus wird
Einen Flüsse-Printzen nennen:
Weil ihn diese Zierde ziert /
Die diß Buch uns machet kennen.
Daß die Gegend Tempe heist /
Prangt mit schöner Tausend-Wonne:
ursacht dieser edler Geist /
Diese schöne Erden-Sonne;
Ihr Blick / ist der warme Stral /
Der Lust-schwängert dieses Thal.
Der so schön von Schönheit schreibt:
Was soll ihm zu Lohne werden:
Er soll werden schön beWeibt.
Daß er himmlisch leb auf Erden:
[28]Werd ein Engel seine Braut.
Die Macarien sich gleiche /
Soll mit ihme seyn getraut.
Daß der Wunsch sein Ziel erreiche /
Will hierzu ich setzen diß:
Gebt dem Dorus Dorilis!
Zu dienstfreundl. Andenken
zugeruffen von
Floridan.
Was will sich der Kunst vergleichen?
Was kan ihren Pracht erreichen?
Was giebt einen solchen Schein?
Wo uns Kunst und Tugend führet /
Alles eitle sich verlieret /
Nichts kan da verdunckelt seyn.
Ihr / mit unsern Blumen-Orden
Seyt der Kunst verschwestert worden /
Strom-weiß sie bey euch erquillt:
Da sie tröpfelt bey den andern /
Die zwar mit den Sinnen wandern /
Noch so hoch / als ihr bezielt.
Solche haben zwar den Willen:
Aber diesen zu erfüllen /
Und die That zu stellen dar /
Hindert / daß sie nicht erwägen
Ihr so grosses Unvermögen /
Das doch zu erwägen war.
Wann auf Wünschen folgt erlangen /
Auf Begehren das Empfangen /
Wann auf Seufftzen folget Ja:
Wär auch deren Wunsch gestillet /
Ihr Begehren wär erfüllet /
Und die Frucht des Seufftzens da.
Selbst auch ich / (könt ich erreichen
Euren Sinn /) wolt mich vergleichen
Euch und eurem edlen Geist;
Den eur Buch mit Loben führet /
Welches euch mit Ewig zieret /
Und vor alles herrlich preist.
Aber weil das Werden spielet
Nicht so / wie das Wünschen zielet:
Bleibt der Wunsch gleich einem Wind /
Welcher ohne Frucht versteubet /
Und sich in die Lufft verleibet /
Da er endlich gar verschwindt.
Dennoch will ich mich befleissen /
Weil ich Sylvia soll heissen /
In der Künste-Hirten Schaar:
Daß ich mich der Lust vermähle /
Die ich durch Kunst-Tugend wehle.
Und du Himmel mach es wahr.
So wünschet und ehret
Sylvia.
[30]Mein Dorus! die Vernunfft / die Wissenschafft und Gaben /
Die von Macarien so schön geschrieben haben /
Erweisen / daß man Kunst auch bey der Jugend sind /
Und daß die Weißheit sich nicht an das Alter bind.
Die Tugend / welche du in diesem Buch gelehret /
Hat dich / an ihrer Brust / von Wiegen an / ernehret:
Dich / hat die Klugheit selbst / gesetzt in ihren Schoß /
Wer wundert dann? wann du wirst vor den Jahren groß?
Nie keiner / ist so schnell auf dieser Bahn gegangen.
Ein ander höret auf / wie du hast angefangen.
So fahre freudig fort / ereile bald das Ziel /
Das dich / vor deinen Fleiß / mit Ruhm bekrönen wil.
Es setzet Fama dich bereits auf ihren Wagen /
Der dich / den Sternen gleich / wird von der Erden tragen:
Auch rühmet deine Müh / und trefflichen Verstand /
Durch diese wenig Wort / mein ungeübte Hand.
Die nimm gewogen auf / und ob sie schlecht geschrieben /
So weiß ich doch / du läft mein wollen dir belieben /
Das dennoch lobens wehrt. Bleib Dorilis geneigt /
Mein Dorus! ob sie schon Macarie nicht gleicht.
Dieses wenige / setzet ihren Ehrengeneigten Herrn Gesellschaffter / zu schuldigen Ehren / die Schäfferin
Dorilis.
Ist Dorus nicht ein Pegnitz-Hirte:
Wie daß er dann von Peneus singt?
Er thät ja besser / wenn er führte
Im Mund / was unsern Fluß beklingt.
[31]Doch muß man ihn nicht unentschuldigt lassen.
Die Kundschafft er vom Peneus brachte mit /
Da er geholt / als Dichter vom Parnassen /
Den Lorbeer-Krantz / im Phocischen Gebiet.
Es ist / wie Hellas giebt zu lesen /
Die Dafne / die dem Phöbus floh /
Des Peneus Tochter ja gewesen /
Die ward zum Lorbeer-Baum also.
So gieng er dann / das Laub selbst abzubrechen /
Zum Peneus-Strand: von dem er jetzund schreibt.
Die Pegnitz lernt / durch ihn / vom Peneus sprechen.
Daher viel Lobs ihm billig eigen bleibt.
Seinem vielgeehrten Herrn Gesellschaffter /
zu dienstlichsten Ehren /
schriebe dieses der Pegnitz-Hirt
Alcidor.
Dafne fleht dich / Peneus! an /
Sey willfährig deinem Kinde:
Wann es sich so nennen kan /
Unter dieser Runtzel-Rinde;
Die des Föbus Buhler-Kuß
Unverschuldet büssen muß.
Er / der mich noch immer liebt /
Brach jüngst eins von meinen Zweigen.
Bleibe (sprach er /) unbetrübt /
Dann ich gebe diß zu eigen /
(Wirst du schon von mir versehrt /)
Dem / der deinen Vatter ehrt.
[32]
So ein Wunde / sagte ich /
Daraus nur der Danck-Safft rinnet /
Nicht verletzt / ergötzet mich.
Mein Verlust sehr viel gewinnet.
Dieser Mangel macht mich reich /
Zahlet Schuld und Huld zugleich.
Sey nun / Vatter! was du bist /
Zahle / was ich nicht kanzahlen /
Laß den Grieß / darauf du fliest /
Gleich den Tagus-Kieseln mahlen;
Küsse damit diese Hand /
Die dich macht so weit bekandt.
Laß von deines Ehrers Ehr
Die beredte Wellen lallen /
Laß sie mit dir in das Meer /
Bey der Sonnen-Wiege / fallen;
Daß auch in der andern Welt /
Dorus Ruhm werd angemeldt.
Mit diesen schuldigen Ehren-Zeilen hat
die Dafne redend gemacht
Myrtillus.
Du steigst noch überhoch / du Teutsch-gesinnter Bund!
Von dir / dein Pegnitz-Fluß ein Pegas-Guß will werden:
Dein Neroberg ist schon ein Pindus Teutscher Erden /
statt Kunst-Göttinnen sich neun Hirten machen kundt /
[33]Die ihr Apollo führt. (Daß ich mit stillem Mund
Die Nymfen übergeh / als Charites der Herden.)
Es bricht dein Nam hervor mit Zügel-losen Pferden /
Und steht es jetzt um dich / als kaum es besser stund.
Die Donau Damon hört / der Mayn den Dorus fingen /
Und Floridan will fast die gantze Welt bezwingen.
Was wuchert täglich nicht Myrtillens theures Pfund?
Ich weiß nicht / wie ich selbst mit Hoffnung schwanger gehe.
Stinckt schon das Eigen-Lob / doch / warlich! ich gestehe:
Du steigst noch überhoch / du Teutsch-gesinter Bund.
Seinem werthen Herrn Gesellschaffter
wolte es zu längst-schuldigen Ehren
von der Pegnitz übersenden
Ferrando.
Was ist die Lieb: man kan sie nicht beschreiben:
Die Liebesglut steckt Kiel und Schreiber an:
Wie daß doch er / mein Werther! schreiben kan /
Und gleichwohl so bey seinen Kräfften bleiben:
Man muß ihm nur Macarien verweiben /
Die kühle das / was einen Brand gethan /
Wo anderst mich nicht trügt ein starcker Wahn /
Die Glut werd ihn noch wol zu höhern treiben.
[34]Soll / gleich und gleich gebunden / lieblich stehn /
So müst es dann nach Hertzens-Wunsch euch gehn.
Ich wünsche Glück! Bin ich gleich ein Poet /
Der öffters dicht: So wird man doch noch sagen:
Macarie hab er davon getragen.
So bin ich dann Poet und auch Prophet.
Rosidan.
[35][36]