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»Das Leben hat seine Höhen und Tiefen, Gutes und Schlechtes, aber sonst würde es ja gar keinen Spaß machen.«
Mit dieser positiven Lebensphilosophie überstand Gary McCord die Jahre der Mittelmäßigkeit, bevor der Erfolg bei ihm anklopfte. Als anständiger Spieler, Fernsehkommentator, Lehrer, Autor, Sprecher und Schauspieler wurde er so etwas wie ein Golf-Promi.
Gary McCord ist allein schon deshalb berühmt, weil er es schaffte, 23 Jahre und 422 Turniere in der PGA Tour auszuhalten, ohne ein einziges Mal als Turniersieger das Grün verlassen zu haben. »Den Bankrott im Genick«, wie er zu sagen pflegt, schlug er einen anderen Weg ein und ging zum Fernsehen. Er kam als Kommentator groß heraus, als ein Aufnahmeleiter von CBS Sports ihm ein Mikrofon in die Hand drückte und ihn aufforderte, den Kommentator zu geben. Und das alles mit nur einer Viertelstunde Vorbereitung. Mit Mut zur Lücke sprang er ins kalte Wasser und haute die Verantwortlichen mit seiner Vorstellung vom Hocker. Jetzt, zwanzig Jahre später, ist er immer noch für CBS Sports im Einsatz. Er wird von Zuschauern und Kollegen für sein Fachwissen geachtet. Geliebt wird er für seinen Humor und die Ironie einem Sport gegenüber, der sich oft zu wichtig nimmt.
Das Fernsehen hat Gary McCords Blickwinkel auf Golf verändert. Er nahm beim legendären Mac O’Grady Stunden, als ihm bewusst wurde, dass er ein besserer Kommentator wird, wenn er die theoretischen Grundlagen des Golfsports versteht. Nach zwei Jahren war er, vollgestopft mit Wissen und einem gesunden Selbstbewusstsein, ein bedeutend besserer Golfer.
Seine Karriere als Sportler kam in Gang, als er nach seinem fünfzigsten Geburtstag in der Champions Tour startete. Im Jahre 1999 gewann er endlich seine ersten beiden Turniere und war am Ende der Saison mit fast einer Millionen US-Dollar Preisgeld Siebzehnter in der Moneylist. Seitdem hält er seine Form und ist meistens unter den ersten 30 der Moneylist, obwohl er nur zehn bis fünfzehn Turniere im Jahr spielt.
Wenn er nicht gerade im Fernsehen auftritt oder Golf spielt, beschäftigt er sich mit einem Haufen anderen Krempel. In dem Film Tin Cup mit Kevin Costner und Rene Russo spielte er sich selbst und war Technical Director, das ist einfach die Angeberbezeichnung für »Golfbeauftragter«. Und, potzblitz, er ist auch Autor: Neben »Golf für Dummies« schrieb er eine Aufsatzsammlung über seine Erlebnisse bei der Tour. McCord ist auch Lehrer und Berater von über 20 PGA-Spielern und hat in Arizona eine Golfschule gegründet.
Gary McCord hat einen guten Riecher für Späße und lacht am liebsten über sich selbst. Mit seiner Frau Diane, die mit ihm schon durch einige Täler ging, lebt er in Scottsdale und Denver.
Golf ist eigentlich ein simples Spiel. Man hat einen Packen Schläger und einen Ball. Man schlägt den Ball in ein paar Löcher, die in die Mitte einer großen Rasenfläche gebuddelt wurden. Nachdem man das 18. Loch erreicht hat, hat man das dringende Bedürfnis, in die Bar zu gehen und allen, mit denen man an diesem Tag nicht gespielt hat, Lügen über die Heldentaten auf dem Platz zu erzählen. Die meisten von uns spielen Golf zur Erholung und um die tollen Landschaften zu genießen. Typen wie Arnold Palmer, Jack Nicklaus und Greg Norman und Tiger Woods machen genau dasselbe und verdienen damit, dass sie die tollen Landschaften genießen, auch noch richtig viel Geld.
Fairerweise muss man hinzufügen, dass es beim Golf auch ein paar Hindernisse zu überwinden gilt. Um Winston Churchill zu zitieren, der Golf »ein dämliches Spiel, das mit Utensilien gespielt wird, die für diesen Zweck gänzlich ungeeignet sind« genannt hat – es geht nicht immer einfach nur geradeaus.
Einfach ausgedrückt geht es bei Golf darum, den Ball mit möglichst wenigen Schlägen nacheinander in 18 Löcher zu schlagen, indem man ihn mit jeweils einem der 14 Schläger spielt. Nachdem man den Ball 18 Mal eingelocht hat, addiert man seine Ergebnisse an den einzelnen Löchern. Je niedriger der Score, desto besser das Spiel. Das ist Golf. Nur darum geht es.
Was Golf ausmacht, ist die Tatsache, dass man es langsam und mit Bedacht spielt. Während man spielt, legt man sich in der Regel eine Strategie zurecht, um den Ball mit so wenigen Schlägen wie möglich ins Loch zu bringen. Es sind die vielen äußeren – und noch zahlreicheren inneren – Einflüsse, die dieses Unterfangen so interessant machen.
Der beste Rat, den ich erteilen kann, ist, das Spiel langsam anzugehen, umsichtige Entscheidungen zu treffen und niemals einen Schlag auszuführen, während Sie sich gedanklich mit anderen Dingen beschäftigen. Golf ist ein Spiel, das volle Konzentration und die komplette Missachtung des persönlichen Egos bedingt. Versuchen Sie, die innere Ruhe eines Mönchs zu erlangen, zumindest für die Dauer der Runde. Golf lockt mit der Chance auf tollkühne Schläge. Dazu müssen Sie Ihr Talent und Ihre Fähigkeiten einschätzen. Nur Sie allein entscheiden über Erfolg oder Misserfolg: Sollten Sie den Schlag über das Wasser zum 220 Meter entfernten Grün wagen?
Abbildung 1.1 zeigt, wie Sie Ihr eigenes Spiel sinnvoll planen. Am Abschlag gilt es, den Ball zu Position A zu spielen. Wenn der Ball 220 Meter weit fliegen soll und auf der linken Seite der Spielbahn ein großes Wasserhindernis wartet, versuchen Sie nicht das Unwahrscheinliche, indem Sie aufs Ganze gehen. Legen Sie den Ball zu Position B vor und schlagen Sie von dort sicher aufs Grün (C). Nutzen Sie die Ihnen gegebenen Talente und entdecken Sie die nie nachlassende Faszination dieses Spiels, die darin besteht, den Ball durch die eigenen gedanklichen Hürden zu manövrieren. Willkommen im Reich meiner Alpträume!
Allein auf das Ergebnis kommt es an. Wie Sie noch in den Kapiteln 7, 8 und 9 erfahren werden, erfolgen die meisten Schläge zum Loch hin ab einer Entfernung von etwa 90 Metern. Wenn Sie innerhalb dieses Bereichs Schläge sparen können, wird sich Ihr Ergebnis schneller verbessern als das der Spieler, deren Lebensziel darin besteht, den Ball so weit wie möglich zu schlagen. Trainieren Sie deshalb das Putten, das Bunkerspiel und kurze Schläge doppelt so oft wie die Drives. Die Arbeit wird sich am Ende der Runde auszahlen, und Ihre Kumpels werden diejenigen sein, die zur Geldbörse greifen müssen.
Für mich persönlich ist Golf das schwierigste Spiel der Welt. Aus zwei Gründen:
Man reagiert also nicht auf den Ball wie in den meisten Sportarten. Ein Fußball wird getreten oder geköpft. Ein Handball wird geworfen und gedribbelt, ein Basketball auch. Ein Golfball liegt einfach nur still da und fordert Sie trotzig auf, ihn nicht zu verlieren.
Bei den meisten Sportarten bleibt einem nur ein kurzer Augenblick, um auf den Ball zu reagieren. Die Bewegung des Körpers erfolgt automatisch und das Spiel richtet sich danach, wohin der Ball fliegt. Wenn Sie Golf spielen, haben Sie viel zu viel Zeit, um darüber nachzudenken, wie Sie vorgehen werden. Übermäßiges Nachdenken wirkt sich negativ auf Gemüt und Denkvermögen aus.
Golf wäre viel einfacher, wenn der Ball sich ein wenig bewegen würde und man Rollschuhe tragen müsste.
Vielleicht haben Sie schon davon gehört, dass Geschäftsleute auf dem Golfplatz oft große Geschäfte abschließen und so ihre Karrieren vorantreiben. Nun, »oft« mag ein wenig übertrieben sein – aber Geschäftsleute verbringen genauso wie andere Spieler viel Zeit auf dem Platz, um nach abhanden gekommenen Golfbällen zu suchen. Natürlich kann Golf Ihnen dabei helfen, auf der Karriereleiter ein wenig nach oben zu klettern. Dies ist ein Grund, der für dieses Spiel spricht. Es ist grob geschätzt der 167. wichtigste Grund für dieses Spiel. Wichtigere Gründe sind, dass Sie Zeit mit Ihren Freunden verbringen, in Form bleiben und einige der schönsten Anlagen genießen, die Sie jemals gesehen haben. (Tennisplätze ähneln sich, doch jeder Golfplatz unterscheidet sich von allen anderen, und viele Plätze weisen eine wunderschöne Kulisse auf.) Golf ist eine körperliche und geistige Herausforderung – das Spiel ist ein Test, bei dem Sie Ihre Fähigkeiten und Ihren Willen unter Beweis stellen können.
Sie können Golf außerdem Ihr ganzes Leben lang spielen. Ihre Freunde haben in der Jugend vielleicht Fußball oder Handball gespielt, aber seien wir mal ehrlich: Wie viele dieser Freunde versuchen noch mit 40, 50 oder 60 einen Fallrückzieher oder einen Kempa-Trick?
Der wohl wichtigste Grund, der für Golf spricht, ist jedoch der, dass dieses Spiel etwas Magisches hat. Es treibt einen in den Wahnsinn, es frustriert, es ist verrückt – und es macht süchtig. Sobald es einmal zu einem Teil Ihres Lebens geworden ist, können Sie sich ein Leben ohne Golf nicht mehr vorstellen.
Die meisten Golfplätze haben 18 Löcher, einige Plätze, meist aus Geld- oder Platzmangel, weisen lediglich neun Löcher auf. Plätze am Meer werden zu Ehren der Regionen in Schottland, wo das Spiel erstmals stattfand, als Links bezeichnet. (Dabei handelte es sich um die Fläche, die Strand und Ackerland miteinander verband; engl.: link, Verbindung). In der Golfsprache ist mit dem 19. Loch die Bar im Clubhaus gemeint – also der Ort, wo man bei einem kühlen Getränk seiner Wahl das eigene Spiel noch einmal Revue passieren lassen kann. (Siehe dazu auch den Anhang A mit den wichtigsten Golfbegriffen.)
Wie lang ist ein Golfplatz in der Regel? Die meisten bewegen sich zwischen 4500 und 6300 Metern. Einige Monsterplätze sind länger, aber die überlässt man besser den Profis. Beginnen Sie besser am unteren Ende der Skala und arbeiten Sie sich langsam nach oben.
Jedes Loch, das Sie spielen, ist eine Par-3-, Par-4- oder Par-5-Bahn. (Par-2-Bahnen finden sich auf Minigolfplätzen, und dann gibt es noch sehr seltene Par-6-Bahnen, die aber in der Regel Spielerei sind.) Par ist die Anzahl von Schlägen, die ein gestandener Golfer an einem solchen Loch benötigen sollte. An einem Par-5-Loch zum Beispiel besteht ein reguläres Par aus einem Drive, zwei vollen Schlägen und zwei Putts. Zwei Putts werden auf jedem Grün als Standard angenommen.
Drei Putts gilt es zu vermeiden. Nur einen Putt zu benötigen ist ein Bonus. Eine perfekte Par-Runde würde im Idealfall zur Hälfte aus Putts bestehen. Daraus ist ersichtlich, welche Bedeutung dem Putten zukommt. (Das Thema Putten behandle ich in Kapitel 7.)
Logischerweise ist ein Par-5-Loch länger als ein Par-4 (zwei volle Schläge, zwei Putts). Dieses ist wiederum länger als ein Par-3 (ein voller Schlag, zwei Putts). Abgesehen von wenigen Ausnahmen ist ein Par-3-Loch zwischen 90 und 228 Metern lang; Par-4-Löcher bewegen sich zwischen 229 und 434 Metern, ohne Berücksichtigung etwaiger Erhebungen. Alles, was darüber liegt, ist ein Par-5.
In der Regel haben Golfplätze Par 72, das sich aus zehn Par-4-Löchern (40), vier Par-3- (12) und vier Par-5-Löchern (20) zusammensetzt. Aber natürlich findet man auch Plätze mit Par-Zahlen, die von 62 bis 74 reichen. Erlaubt ist alles. Tabelle 1.1 zeigt, welche Par-Zahlen sich für Frauen und Männer je nach der Bahnlänge in Metern ergeben. Beachten Sie, dass sich diese Richtlinien nicht immer auf exakte Meterangaben beziehen, sondern auf das, was der amerikanische Golfverband als »effektive Spiellänge« eines Lochs bezeichnet. Ein 420-Meter-Loch, das eine Steigung aufweist, kann für Männer beispielsweise eine Par-5-Bahn sein.
Frauen | Männer | |
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Par-3 | 192 Meter oder weniger | 228 oder weniger |
Par-4 | 193 bis 365 Meter | 229 bis 430 Meter |
Par-5 | 366 bis 525 Meter | 431 bis 630 Meter |
Par-6 | Mehr als 525 Meter | Mehr als 630 Meter |
So weit zum groben Abriss. Sie finden auf jeder Bahn oft mehrere verschiedene Abschlagzonen, damit Sie das Loch aus verschiedenen Entfernungen spielen können. Die meisten Bahnen besitzen zumindest mehr als eine Abschlagzone – üblicherweise vier. Ich habe aber auch schon Plätze gesehen, wo es sechs verschiedene Abschläge pro Bahn gab. Damit die Entscheidung, welche Abschläge man benutzen soll, leichter fällt, sind die Abschläge mit farbigen Markierungen versehen, die die Spielstärke anzeigen.
Was macht einen »echten« Golfer aus? Es gibt drei wichtige Voraussetzungen:
Jeder kann einen Ball ziellos über den Platz schlagen. (Ich weiß schon, was meine Kumpels, mit denen ich immer spiele, jetzt sagen würden: »Du weißt ja selbst am besten, wie das geht, McCord!«) Doch dies macht Sie nicht zu einem echten Golfer. Das Spiel besteht nicht nur daraus, einen Ball mit einem Schläger zu schlagen.
Aber wie werden Sie zu einem »echten« Golfer? Ganz einfach: Lesen Sie dieses Buch. Sie finden hier alles, was Sie brauchen, um loszulegen, angefangen beim Equipment bis hin zu Lösungen üblicher Probleme, den Umgangsformen auf dem Platz, Wettspielen usw. Ich verrate Ihnen, in welche Fallen Anfänger tappen können (dies sind nicht nur Bunker) und wie Sie diese Fallen umgehen.
Ihre erste Aktion besteht natürlich darin, Golfschläger und Bälle zu kaufen. Sie müssen nicht Tausende von Euros ausgeben, um mit dem Spiel beginnen zu können. Lassen Sie es langsam angehen – verwenden Sie zunächst eine günstige Ausrüstung, und geben Sie erst mehr aus, wenn Sie merken, dass Ihnen das Spiel Spaß macht. (Lesen Sie das zweite Kapitel, das Tipps zur Erstausrüstung enthält.)
Sobald Sie die Golfschläger haben, müssen Sie wissen, wie Sie einen Schläger greifen: Das V zwischen dem Daumen und Zeigefinger der oberen Hand sollte zu Ihrer rechten Schulter weisen. Das scheint einfach zu sein, aber Sie würden nicht glauben, wie vielen Anfängern hier Fehler unterlaufen – was die Reise in das gelobte Land der »echten« Golfer sehr erschwert. (Kapitel 5 enthält weitere Informationen zum richtigen Griff.)
Wenn Sie den Griff beherrschen, sind Sie bereit für den Schwung. Glauben Sie mir, der Schwung ist nicht so leicht, wie er aussieht. Deshalb habe ich ein ganzes Kapitel – Kapitel 6 – geschrieben, das Ihnen hilft, Ihren eigenen Schwung zu entwickeln. Dort erfahren Sie auch, welcher Typ Golfer Sie sind. Weitere Themen sind die Schwungebene, verschiedene Kontrollpunkte während des Schwungs und das, was Amateure aus dem Schwung eines hervorragenden Spielers wie Bernhard Langer, Jack Nicklaus, Annika Sorenstam oder Tiger Woods lernen können.
Vielleicht haben Sie auch schon von der Golf-Etikette, Handicaps und Strafschlägen gehört – oder auch von solch albern klingenden Dingen wie Nassau- oder Skin-Spielen bzw. Barkies. Wenn nicht, keine Sorge. Sie werden schon bald wie ein Profi mit diesen Begriffen um sich schmeißen. (Kapitel 12, 13 und 14 erläutern die Feinheiten, die es bei einem Spiel mit erfahrenen Golfern auf öffentlichen und privaten Plätzen zu berücksichtigen gilt.) Ein wesentlicher Bestandteil des Spiels ist es, zu wissen, wann (und wann nicht) geschlagen wird, wie der Score vermerkt wird und wie Wettspiele funktionieren.
Jeder wahre Golfverrückte wird Ihnen bestätigen, dass Golf nicht bei dem Spiel auf dem Platz aufhört. Da ist auch noch der Spaß, den echte Golfer dabei empfinden, wenn sie ihrer eigenen Hingabe für das Spiel frönen, indem sie den Sport am Fernsehgerät oder im Internet verfolgen oder Golf-Videospiele spielen, während draußen hoch Schnee liegt. (Lesen Sie die Kapitel 15, 16 und 17, um weitere Informationen zu Golf im Fernsehen, den besten Websites und anderen Quellen zu erhalten.)