NAPOLÉON
Biographie
Von Elke Bader
Griot E-Books
NAPOLÉON BONAPARTE
1769 – 1821
Geboren am 15. August 1769 in Ajaccio auf der Insel Korsika, als zweitältester Sohn von Advokat Carlo Buonaparte und seiner Ehefrau Letizia Ramolino.
Aufstieg vom Feldherrn zum General der Französischen Revolutionsarmee und zum Ersten Konsul der Französischen Republik von 1799 bis 1804.
Am 2. Dezember 1804 krönt er sich selbst zum Kaiser der Franzosen. Herrschaft als Napoléon I. bis 1814 und erneut 1815.
Am 26. Mai 1805 wird er im Mailänder Dom mit der Eisernen Krone der Langobarden zum König von Italien gekrönt.
Gestorben am 5. Mai 1821 im Alter von 51 Jahren in Longwood auf Sankt Helena infolge einer schweren Erkrankung.
EHEFRAUEN NAPOLÉONS
1796 Joséphine de Beauharnais (geb. Tascher de La Pagerie)
Witwe von Alexandre de Beauharnais und Mutter von zwei Kindern, die von Napoléon Bonaparte adoptiert wurden. Die Ehe blieb kinderlos, und aus diesem Grund ließ er sich im Dezember 1809 scheiden.
1810 Marie-Louise von Habsburg, Tochter des österreichischen Kaisers Franz I.
Kind: Napoléon François Charles Joseph Bonaparte – Napoléon II. (1811 – 1832, König von Rom)
WEITERE KINDER VON MÄTRESSEN
Graf Charles Léon Denuelle (1806 – 1881) von Eleonore Denuelle de la Plaigne
Graf Alexandre von Colonna-Walewski (1810 – 1868) von Gräfin Maria Walewska
Émilie Louise Marie Françoise Joséphine Pellapra (1806 – 1871) von Françoise-Marie LeRoy
Eugen Alexander Megerle von Mühlfeld (1810 – 1868) von Emilie Victoria Kraus
Hélène Napoléone Bonaparte (1816 – 1910) von Gräfin Montholon
Jules Barthélemy-Saint-Hilaire (1805 – 1895) Mutter unbekannt
GELIEBTE NAPOLÉONS
– Marguerite Joséphine George
– Cathérine Josephine Duchesnois
– Madame Duchâtel
– Carlotta Gazzani
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Napoléon I. als Erster Konsul
Gemälde, anonym, um 1800
Kapitel 1
STURM ÜBER EUROPA
Gellende Schreie hallen von einem der acht Türme der Bastille, einer gewaltigen steinernen Trutzburg aus dem Mittelalter. Sie ist das berüchtigte Gefängnis im Osten von Paris. Heute legt nur noch ein leerer Platz Zeugnis von ihr ab: die Place de la Bastille. Doch damals war sie Sinnbild von Hölle und Unmenschlichkeit, ein Mythos der Knechtschaft mit unterirdischen Verliesen, auch wenn längst nur noch wenige Gefangene einsaßen.
Todesangst bricht sich Bahn: „Hilfe, zu Hilfe, die bringen uns alle um hier drin. Mord! Mord! So helft uns doch! Die erwürgen uns alle. Wieso kommt denn keiner zu Hilfe?“
Es ist der 2. Juli 1789. Und derjenige, der so verzweifelt um Hilfe von seinem Turm herabschreit, dass es den Passanten in der ganzen Umgebung durch Mark und Bein fährt, ist der Schriftsteller Marquis de Sade [1]. Zu diesem Zeitpunkt sitzt er bereits seit 65 Monaten als Gefangener in der Bastille ein. Immer wieder schreit er aus seiner Zelle heraus, seine ganze tosend wütende Ohnmacht bricht aus ihm heraus – ein Feuer, an dem er zu verbrennen droht. Nichts kann ihn mehr aufhalten. Dieses Schreien ist sein Beitrag zum Beginn der Französischen Revolution. Am 14. Juli 1789, bei der Erstürmung der Bastille, sitzt er jedoch schon in einer spartanischen Zelle im Irrenhaus Charenton Saint-Maurice. Denn bereits am 4. Juli war er wegen ebendieser Hilfeschreie auf Betreiben seiner Frau und des oberkommandierenden Kommissars der Bastille dorthin verlegt worden.
Bei der Erstürmung seiner verwaisten Zelle werden fünfzehn druckreife Manuskripte vernichtet, seine gewaltige Bibliothek, bestehend aus über sechshundert Büchern, sein Bett, sein Tisch, die Kommoden. Das Mobiliar – ersetzbar – nicht aber seine Ideen. Dreizehn Jahre Arbeit sind unwiderruflich vernichtet, verloren, geplündert von einem in Rage versetzten Mob.
Der Marquis de Sade weint blutige Tränen. „Alles zerfetzt, verbrannt“, wird er später voller Verzweiflung schreiben und seine Frau hassen. Sie nun – seit Beginn der Revolution ohne Mann – ist vollkommen schutzlos und an jedem neuen Tag in blanker Angst um ihr Leben und das ihrer Tochter.
Seit 1775 hatte es bereits Unruhen gegeben. Der Preis für einen Laib Brot war um bedrohliche zweihundert Prozent gestiegen – das fraß die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens eines einfachen Arbeiters auf. Existenz- und Zukunftsängste machten sich breit, die Menschen hungerten. Brotkrawalle und Proteste gegen die immense Teuerung standen auf der Tagesordnung. So auch im April 1789. Wieder hatte es Unruhen gegeben, der Tapetenfabrikant Reveillon, Herr über 350 Manufakturarbeiter, beklagte sich über zu hohe Löhne. Da traf ihn der Volkszorn: Hunderte von kleineren Angestellten, Gesellen, Arbeitern rotteten sich zusammen, brachen durch die Polizeibarrikaden, plünderten und zerstörten sein Haus. Als die nur mit Pflastersteinen und Knüppeln bewaffneten Rebellen schließlich überwältigt werden konnten, säumten Hunderte von Toten die Straßenränder der Rue Saint-Antoine. Der Protest riss von da an nicht mehr ab.
Paris, Bastille
Erbaut 1368-82, im 17./18. Jh. Staatsgefängnis, am 14. Juli 1789 vom Volk gestürmt und geschleift
Lithographie, 19. Jh., nach älterer Darstellung
Kapitel 2
WAS IST DER DRITTE STAND?
Es war der 5. Mai 1789. Zum ersten Mal nach 175 Jahren sah sich der König angesichts der immer bedrohlicher werdenden Krise genötigt, die Generalstände einzuberufen. Es war ein prunkvolles Ereignis, das jedoch der katastrophalen Staatskrise geschuldet war. Frankreich stand vor dem finanziellen Ruin. Jetzt wollte der König mit Hilfe der Generalstände neue Steuern durchsetzen. Über 1.200 Deputierte waren nach Versailles gekommen, darunter an die sechshundert gewählte Abgeordnete des sogenannten Dritten Standes. Zu ihm zählten alle, die weder dem Adel noch dem Klerus zugehörten, also Bürgerfamilien, Anwälte, Kaufleute, Soldaten, Handwerker, reiche Landbesitzer, aber auch Tagelöhner, einfache Bauern und Knechte.
In einer langen Prozession zogen die Abgeordneten durch Versailles. An ihrer Spitze marschierte der Dritte Stand in einheitlichem Schwarz. Strümpfe, Mäntel, Hüte – mit Ausnahme der weißen Halstücher –, alles war schwarz. Eine schwarze Woge des Protestes und des Bürgerstolzes.
Nach ihm kam der Zweite Stand: der Adel. Seine Vertreter zogen in voller Montur ein: goldbestickt, glänzend, die Brust geschwellt und dekoriert mit Abzeichen. Dem Adel tat es der Erste Stand gleich, der nicht weniger eitle und ganz in Purpur oder weißem Rochett gewandete Klerus. Der Prozession folgte der König in seiner achtspännigen Prunkkutsche, umjubelt vom Volk.
Doch welche Enttäuschung für die gewählten Abgeordneten des Dritten Standes: Während für die jeweils dreihundert Abgeordneten des Adels und des Klerus für die festliche Eröffnungsprozession in der Ludwigskirche reservierte Plätze bereitstanden, sollten sich die Angehörigen des Dritten Standes um die wenigen Restplätze balgen. Alle anderen mussten draußen bleiben. Und auch während der Verhandlungen blieben die Abgeordneten des Dritten Standes unter sich. Die Versammlungen sollten nach Ständen getrennt stattfinden. Was der Dritte Stand beriet, sollte er anschließend in die Hände des Ersten und Zweiten Standes übergeben.
Die Absicht war klar: Die Mehrheit lag bei Adel und Klerus, es wurde nicht pro Kopf abgestimmt, sondern pro Stand. Der Dritte Stand hatte keine Chance. Es stand zwei zu eins. Zwei Minderheiten, Adel und Klerus, gegen eine überwältigende Mehrheit. Der Verlierer stand von Anfang an fest: der Dritte Stand.
Wider Erwarten zeigte sich dieser aber zäh, kämpfte um seine Rechte und beharrte auf einer Abstimmung pro Kopf. Schließlich konstituierte er sich am 17. Juni 1789 auf Vorschlag des Geistlichen Abbé Emmanuel Joseph Sieyès [2] eigenmächtig zu einer Nationalversammlung. Stolz verkündete der Dritte Stand, der Vertreter der Nation zu sein. Der Abbé ließ ein von ihm verfasstes Pamphlet kursieren, das für ziemlich viel Furore sorgte:
„Was ist der dritte Stand?
Alles!
Welche Bedeutung hat er in der politischen Ordnung?
Keine!
Und was will er?
Darin etwas werden!“
Emmanuel Joseph Sieyès
Lithographie, F.S.Delpech, 1825
96 Prozent der Bevölkerung stellten den Dritten Stand, der bis dahin von Klerus und Adel bevormundet worden war. Doch nun war sein Selbstbewusstsein gewachsen. Dieser Stand wollte Einfluss nehmen und sein Schicksal, seine Zukunft selbst gestalten. Der Dritte Stand – das waren die Leistungsträger der Gesellschaft, denen man sämtliche Pflichten aufgebürdet, aber keine Rechte eingeräumt hatte. Zudem ächzten die verarmten Bauern nicht nur unter den rigiden Steuereintreibern, sondern zusätzlich noch unter der Abgabelast des Kirchenzehnten an die Pfarreien und Klöster. Dagegen waren Adel und Klerus derart mit Privilegien und Rechten ausgestattet, dass sie bislang noch jeden Versuch einer Finanz- und Wirtschaftsreform im Keim ersticken konnten.
Doch die Zeiten änderten sich. Die Ideen der Aufklärung lösten allmählich das alte Weltbild ab. Jean-Jacques Rousseau [3], Charles de Montesquieu [4], Denis Diderot [5], Voltaire [6] waren die Vorreiter eines Denkens, das der deutsche Philosoph Immanuel Kant [7] in seinem Essay Was ist Aufklärung? als „den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ bezeichnet hatte. Seine Forderung: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, wurde zum Slogan einer Generation in der Revolte.
Überall machte sich Hoffnung breit, Hoffnung auf Gehör, auf politische Einflussnahme. Aber dann beging König Ludwig XVI. einen folgenschweren Fehler: Er berief zwar eine Versammlung ein, ließ aber die Deputierten des Dritten Standes aussperren und die Tore abriegeln – ein Affront einer nach wie vor absolutistischen Macht, die sich einzig von Gott legitimiert sah und nicht davon abrücken wollte.
Immanuel Kant
Gemälde, J.W.Becker, 1768
Kapitel 3
DER BALLHAUSSCHWUR
Es ist der 20. Juni 1789. Aufgebracht, wütend und gedemütigt gehen die Abgeordneten des Dritten Standes nicht etwa unverrichteter Dinge wieder nach Hause, sondern versammeln sich eigenmächtig im Ballhaus, einem Provisorium. Prompt wird der königliche Zeremonienmeister geschickt, um die Versammlung aufzulösen: „Meine Herren, haben Sie den Befehl des Königs vernommen?“
Der Comte de Mirabeau [8], der sich als Abgeordneter des Dritten Standes hat aufstellen lassen, erhebt schwerfällig seine riesenhaft massige Gestalt und antwortet: „Ja, mein Herr, wir haben ihn vernommen.“ Als er in das verdutzte Gesicht des Zeremonienmeisters blickt, verselbständigten sich die Gedanken, und die Worte sprudeln voller Empörung aus ihm heraus: „Doch was berechtigt Sie, uns hier Befehle erteilen zu wollen? Wir sind die Vertreter des Volkes und auf seinen Befehl hin hier!“
Der Zeremonienmeister erblasst, doch Mirabeau donnert nun durch den ganzen Saal: „Merken Sie sich: Die Nation gibt Befehle, aber sie empfängt keine! Und jetzt sagen Sie Ihrem Herrn, dass wir unsere Plätze nicht anders als durch die Gewalt aufgepflanzter Bajonette räumen werden!“ Mit diesen Worten setzt er sich wieder auf seinen Platz.
Im Jubel der Abgeordneten schleicht der Zeremonienmeister unverrichteter Dinge aus dem Saal.
Die Abgeordneten leisten sich den „Ballhausschwur“. Nicht eher wolle man auseinandergehen, als bis man sich auf eine Verfassung geeinigt habe.
Es war ein zähes Ringen um die Macht, von dem auch der engste königliche Beraterstab nicht verschont blieb. Mehr und mehr liefen liberal eingestellte Abgeordnete des Adels und des Klerus zum Dritten Stand über und nahmen an der neuen Nationalversammlung teil. Der König musste schließlich aus Vernunftgründen klein beigeben, er hatte verloren. Am 27. Juni befahl er allen Vertretern des Ersten und Zweiten Standes, sich der Nationalversammlung anzuschließen.
Am 9. Juli 1789 proklamierte sich die Nationalversammlung zur verfassungsgebenden Versammlung. Doch Ludwig XVI [9]. und sein Beraterstab planten daraufhin einen gegenrevolutionären Putsch und zogen Truppen zusammen, die sie nach Paris entsandten.
In rasender Geschwindigkeit verbreitete sich das Gerücht, der König wolle mit seinen ausländischen Söldnertruppen – schweizerische und deutsche Soldaten – die Nationalversammlung in Versailles mit militärischer Gewalt auflösen. Dies gab dem schwelenden Konflikt in Paris vollends den Zündstoff.
Mirabeau und der Zeremonienmeister Dreux-Brézé
Sitzung der Generalstände am 20. Juni 1789
Gemälde, Joseph Desiré Court, 1789
Kapitel 4
BÜRGER, ZU DEN WAFFEN
Es war ein junger Anwalt, Camille Desmoulins [10], dem es gelang, die Massen zu mobilisieren. Seine Rednertribüne – einen Holztisch – lieh er sich von einem Café gegenüber dem Palais Royal. „Wir dürfen keine Zeit verlieren! Das ist die Sturmglocke zu einer Bartholomäusnacht der Patrioten! Die Bataillone der Schweizer und Deutschen werden uns heute noch den Garaus machen. Wir haben nur eine Chance: Zu den Waffen, Bürger! Zu den Waffen! – Aux Armes, Citoyens, formez vos bataillons!“
Dieser Schlachtruf bildet den berühmten Refrain der Marseillaise, der französischen Nationalhymne. Sie wurde im April 1792 verfasst, als Frankreich Österreich den Krieg erklärte. Singend zogen französische Soldaten mit ihrem Revolutionslied in die Schlacht. Ihre Mission: die Freiheit nach Europa zu tragen!
Camille Desmoulins ruft zum Sturm auf die Bastille auf
Farblithographie, um 1900
Am 14. Juli 1789 zogen lose und chaotisch agierende Verbände plündernd durch Paris, verschafften sich Waffen und Munition, errichteten Barrikaden. Aus allen Ecken der Stadt strömten sie auf ihr Ziel zu: die Bastille, Symbol des gehassten Despotismus und jahrhundertelanger Unterjochung. Von ihr aus, vermutete man, würden die königlichen Truppen die Aufständischen niederschießen wollen.
Um dem befürchteten Chaos Ordnung verleihen zu können, hatte die Nationalversammlung zwei Tage vor dem Sturm auf die Bastille beschlossen, eine Bürgerwehr zu organisieren. Das Oberkommando wurde einem im Volk überaus beliebten Mann übertragen, der als Held aus den amerikanischen Unabhängigkeitskriegen hervorgegangen war: der Marquis de Lafayette [11]. Obwohl königstreu und ein Verfechter der Monarchie, eilte ihm der Ruf eines Demokraten und Freiheitskämpfers voraus. In Amerika hatte er sich für die Abschaffung der Sklaverei und die Verankerung der Menschenrechte eingesetzt. Ihm wurde die neu gegründete Nationalgarde unterstellt. Mit ihrer Hilfe gelang schließlich die Erstürmung der Bastille.
Doch dem entgleisten Hass nach dem Einfall in das Gebäude konnte auch die Nationalgarde keinen Einhalt mehr gebieten. Am Abend trieb ein aufgebrachter, lärmender Mob durch die Gassen, die Bastille brannte lichterloh. An der Spitze einer der marschierenden Bürgermilizen trug man den Kopf des Kommandanten der Bastille auf einer Lanze vor sich her. Dies war der Beginn der Französischen Revolution. Der Sturm war entfacht.
Der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789
Gemälde, unbekannter Meister, 1789
Kapitel 5
FREIHEIT, GLEICHHEIT, BRÜDERLICHKEIT
Drei Tage später, am 17. Juli 1789 begab sich der König im Eiltempo von Versailles nach Paris. Am dortigen Rathaus empfingen ihn der Marquis de Lafayette als Oberkommandierender der Nationalgarde und der Astronom Jean-Sylvain Bailly [12], Präsident der Nationalversammlung und frisch designierter Bürgermeister.
„Ah“, meinte der König, „wir haben also jetzt einen Bürgermeister?“
Und noch ehe er sich über die Nationalgarde wundern konnte, teilte Lafayette ihm mit: „Die Nationalgarde ist zur Sicherheit des Volkes und damit auch zu Eurem Schutz gegründet worden, Sire.“
Selbstbewusst traten diese neuen bürgerlichen Machthaber dem König entgegen. Er musste es sich gefallen lassen, dass sie ihm das Symbol der Revolution an den Hut hefteten: die dreifarbige Kokarde, die die beiden Farben der Stadt Paris um das königliche Weiß ergänzte. Blau, Weiß, Rot – die Farben der Trikolore. Sie sollte bald darauf die Nationalflagge Frankreichs sein. Die Farben stehen auch für die Ideale der Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Juli 1789. In ganz Frankreich brannten mit Beginn der Revolution bald Schlösser und Gutshöfe. Dringendes Handeln seitens der Nationalversammlung war gefragt, wollte sie den in Rage geratenen Mob wieder besänftigen. Bereits am 4. und 5. August 1789 wurden die Privilegien des Adels abgeschafft, die Bauern von den Abgabelasten befreit und die Gleichheit aller vor dem Gesetz erklärt. Am 26. August verkündigte der Marquis de Lafayette feierlich die Menschenrechte. Es waren insgesamt siebzehn Artikel, die das Recht auf Freiheit, persönliches Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Willkürherrschaft und Unterdrückung sowie die Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit in dieser ersten europäischen Formulierung der Menschenrechte definierten. Die Souveränität – also die Staatsgewalt – wurde einzig dem Volk zugestanden.
Marie Joseph Lafayette
Gemälde, Joseph Desiré Court, 1830