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1. Auflage 2014

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ISBN 978-3-942427-78-4

Daniel Schmidt

Hunters

Fantasy Roman

Für alle, die mich unterstützen und
jeden Tag an mich glauben –

Ich verdanke euch so viel!

Warum das Böse auf der Welt?
Dass aus der Kraft der Sünde die Überkraft des Guten werde
.

Paul Olaf Bodding (Sprachwissenschaftler)

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Eine Warnung

Eins

Alltag

Zwei

Zurück

Drei

Ein Auftrag

Vier

Zimmer 179

Fünf

Anders als geplant

Sechs

Hinterhalt

Sieben

Beobachter

Acht

Das wahre Gesicht

Neun

Begegnungen

Zehn

Neue Bekanntschaften

Elf

Der Club

Zwölf

Verbindung

Dreizehn

Möglichkeit

Vierzehn

Erwacht

Fünfzehn

Heimkehr

Sechzehn

Nachtschicht

Siebzehn

Brownies

Achtzehn

Nicht mehr eins

Neunzehn

Spaziergang

Zwanzig

Allein

Einundzwanzig

Zurück

Zweiundzwanzig

Gefangen

Dreiundzwanzig

Roxanne

Vierundzwanzig

Training

Fünfundzwanzig

Verpasst

Sechsundzwanzig

Erkenntnis

Siebenundzwanzig

Ein verzweifelter Plan

Achtundzwanzig

Folter

Neunundzwanzig

Tiefe

Dreißig

Tunnel

Einunddreißig

Träume

Zweiunddreißig

Ein Hindernis

Dreiunddreißig

Rettung in letzter Minute

Vierunddreißig

Falsche Realität

Epilog

Unerwünschte Besucher

Danksagung

Über den Autor

Prolog

Eine Warnung

Die Hexe lief mit sicherem Gang die Tunnel entlang. Sie wusste ganz genau, wo sie hin musste. Ein leises Gefühl ließ sie die richtigen Schritte tun, an jeder Ecke und an jeder Kreuzung, die genauso aussahen wie die vorigen. Außerdem spürte sie die dunkle Macht, die mit jedem Schritt stärker wurde. Dunkel und allem Licht gegenüber abwertend stand sie in der Luft, wie ein Gift, stark und betörend. Geröll und Felsbrocken räumten sich vor ihren Füßen weg, jedoch war sich die Hexe nicht sicher, ob das ihr Verdienst war.

Diese Macht war anders als die ihres Clans. Zwar war auch der ihre nicht gerade der Heiligste, bestimmt hatte es einige finstere Zeiten in seiner Geschichte gegeben, doch sie verwendeten ihre Macht nie zum eigenen Vorteil, sondern dazu, die Menschen, ohne dass sie es wussten, zu unterstützen und ihnen Kraft zu geben. Diese Macht aber, die sie jetzt spürte, war durch und durch böse, fast greifbar in der Luft, wie ein düsterer Schleier, der über die Wände strich und denen, die hier vorbeikamen, gruselige Dinge einflüsterte. Die Hexe staunte über die Architektur der Gänge. Sie glaubte sogar, ein Muster in den Wänden zu erkennen, das hypnotisierend war und jeden, der nicht hierher gehörte, in seinen Bann zog. Ein Wispern lag zwischen all den Dingen, betörend wie ein schöner Duft und gefährlich wie ein Schwarm Hornissen. Nein, nicht daran denken! Schnell erinnerte sie sich daran, warum sie sich überhaupt hierher begeben hatte. Sie war in Feindesland eingedrungen, daran änderten auch die schönen Wände nichts. Ihre Mission war gefährlich, das durfte sie nicht vergessen, und konnte jederzeit mit dem Tod enden. Sie überprüfte instinktiv ihre Schilde, die körperlichen wie auch die magischen. Diesem Wesen, dem sie sich näherte, durfte es nicht gelingen, sie zu überwinden. Zu viel stand auf dem Spiel. Nachdem sie ihre Schilde überprüft hatte und alles in Ordnung schien, wurden die Wände gröber, so, als hätte jemand riesige Stücke herausgerissen, wie riesige Wunden stachen sie aus dem Bild. Obwohl niemand da war, fühlte sich die Hexe beobachtet. Sie bezweifelte, dass selbst eine mächtigere Hexe als sie selbst keine Angst gehabt hätte.

Wenigstens hatte sie ihre Schilde und ihren Verstand. Wenn diese nicht mehr da wären, wäre sowieso alles vorbei. Dann könnte sie sich auch gleich ihr eigenes Grab schaufeln. Denn ihr Gegner war ein gerissener Hund, nicht mehr und nicht weniger, eine tödliche Viper, die schon viel zu lange ihr geheimes Leben im Schattenreich fristete.

Ihr Schritt wurde langsamer, als plötzlich zwei Tore auftauchten und den Weg versperrten. Sie waren mit Sprüchen in einer ihr fremden Sprache verziert und von zwei riesigen, in den Stein gehauenen Augen flankiert. Bannsprüche aus der Alten Welt, unüberwindbar und gefährlich wie das meiste, das von dort kam. Die Hexe blieb stehen, wartete. Das Rascheln ihres Umhangs war das einzige Geräusch, das zu vernehmen war, als sie sich die Kapuze über den Kopf zog. Sie wusste, dass er sie sah. Dennoch musste sie enttäuscht feststellen, dass er schon einen Fehler gemacht hatte. Man ließ eine Hexe nicht warten, das war unhöflich und absolut respektlos. In anderen Situationen, mit anderen Personen, würde so etwas ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Er jedoch war anders, er wollte damit seine Dominanz zur Schau stellen, beweisen, dass er Macht hatte und sie auch nutzte. Und der Verdacht bestätigte sich. Ich habe auf dich gewartet. Komm doch rein, meine Liebe. Eine aalglatte Stimme hatte sich in ihren Kopf geschlichen, die Barrieren in ihrem Kopf unbemerkt überwunden. Sie rümpfte die Nase und drückte den Rücken durch. Niemand würde sie einschüchtern können, schon gar nicht Er.

Trotzdem beschlich sie ein mulmiges Gefühl, als sie durch das Tor, das sich langsam auseinander schob, in die Halle trat. Der Raum, in den sie eingetreten war, wirkte wie ein Thronsaal, die Wände waren in schwungvollen Rundbögen geformt. Am anderen Ende erhob sich der Boden wie ein Podest. Fackeln steckten in verrosteten Halterungen und beleuchteten Teile der großen Höhle, der Rest blieb im schwarzen Schatten verborgen. Und auf diesem Podest stand Er. Ja, selbst die Hexe musste sich eingestehen, dass er gut aussah, obwohl er ihr den Rücken zuwandte. Zumindest, wenn man auf das offensichtlich Böse stand. Sein dunkles Haar floss seinen Rücken hinunter, unter der ledernen Kleidung zeichneten sich dicke Muskelpakete ab. Überall waren tiefe Narben zu sehen, Zeichen des großen Kampfes, den er damals verloren hatte.

„Herzlich willkommen“, säuselte er.

„Warum bist du hier, meine Liebe?“ Seine Worte waren rauchig und füllten die ganze Halle aus. Mit dieser Stimme konnte er bestimmt Tausende von Menschenherzen zum Schmelzen bringen, ob Frau oder Mann, das war egal. Nur, dass es bei einer Hexe mehr bedurfte. Mit einem Mantra aus Schutzzauber in ihrem Kopf antwortete sie.

„Du weißt, warum.“ Sie freute sich innerlich, wie fest und ebenbürtig ihre Stimme klang. „Diesmal bist du zu weit gegangen. Du bist zu einer Gefahr für die Menschheit geworden.“

Ein Lachen. Genau die Reaktion, die sie erwartet hatte. Dagegen war sie gewappnet.

„Glaube nicht, dass du diesmal damit durchkommst. Hast du nichts dazugelernt? Bist du nicht schon genug gestraft?“ Sie konnte nicht glauben, dass jemand so denken konnte.

„Was weißt du schon, Hexe?“, lachte er. „Du weißt nicht, wie gut es mir geht, welche Macht ich besitze.“

Er drehte sich zu ihr um und starrte sie mit seinen durchdringenden Augen an, die in dem schummrigen Licht aufzuflammen schienen. Von vorne sah er sogar noch besser aus. Und gefährlich. Übermenschlich schön. Mächtig und durchtrieben, ein Wesen, das schon viel durchgemacht hatte und dadurch viel Erfahrung in den unterschiedlichsten Bereichen gesammelt hatte. Kampf. Stärke. Gefühle. Leben. Tod. Die Hexe musste sich dagegen wehren, einen Schritt zurückzutreten.

„Was willst du schon tun? Mich mit einem Zaubertrick verhexen, mich in einen lausigen Hasen verwandeln?“ Er kam auf sie zu, sie wich zurück. Man durfte ihn nicht unterschätzen, sonst landete man unweigerlich mit verzerrtem Gesicht auf dem Boden.

„Ich könnte dich mit einem Wink töten“, drohte er.

Der Wahnsinn trat in seine Züge, sie wollte sich nicht vorstellen, was er sich gerade ausmalte. Die Hexe ließ sich nicht einschüchtern und hob den Kopf.

„Mein Clan würde dich jagen“, drohte sie, „dann wärst du sofort tot. Lass dir gesagt sein: Dies ist deine letzte Warnung. Verhalte dich ruhig!“ Ein spielerisches Lächeln zuckte um seine Lippen, und er kam noch näher an sie heran. „Komm schon, Kleine. Vergiss doch deine Ängste. Ist das nicht undankbar, dass du einfach hierher geschickt wirst, in die Höhle des Löwen, nur um mich zu warnen?“ Nicht einfangen lassen, dachte die Hexe, bleib stark, er will dich nur in Versuchung führen, deine Familie zu hintergehen.

„Ich glaube, mein Clan weiß ganz genau, was er tut.“ „Dein Clan ist ein Witz. Ein Haufen verrückter Esoteriker, Ökomenschen, die die Natur anbeten als wäre sie ein lebendiges Wesen.“ Der Hexe platzte der Kragen. Er konnte sie beleidigen, aber mit dem Clan war es etwas völlig anderes. Die Familie durfte nicht angegriffen werden – und von ihm schon gar nicht.

„Dann bist du ja auch nicht lebendig und nur eine Illusion im Universum.“ „Oh, nein, im Gegenteil. Meine Macht ist real.“

Er lachte, hob die Hände und ruderte in der Luft herum. Ohne eine Warnung hob sie die Hand gegen ihn und ballte sie zur Faust. Das Lächeln in seinem Gesicht verschwand; er griff sich an den Hals, nach einer nicht vorhandenen Schlinge tastend, die ihm die Luft immer weiter abschnitt. Er stolperte nach hinten, die Flammen zischten in ihren Halterungen nach oben, eine Brise kam auf und wehte über die Szene. Hass stieg in seinen Augen auf. Genugtuung erfüllte sie, als sie ein Röcheln tief in seiner Kehle hörte.

„Verfluchte Hexe“, würgte er hervor.

„Mein Clan ist nicht so schwach, wie du denkst“, zischte sie. „Vergiss das niemals. Wir werden dich finden, wenn du gegen die Regeln verstößt.“ Damit ließ sie von ihm ab. Röchelnd sank er auf die Knie, fluchend fasste er sich an die Kehle. Rote Striemen zeichneten sich an seinem Hals ab, die jedoch nach kurzer Zeit wieder verschwinden würden. Weiter keuchend stand er auf.

„Das war ein Fehler“, zischte er. Seine Augen verengten sich zu zwei Schlitzen.

„Das wirst du bereuen.“ Der Wind legte sich wieder. Im selben Moment flammten die Feuer erneut auf, höher und imposanter, als hätte sie jemand mit Benzin gestärkt. Die Hexe senkte den Blick, so hell stachen die Flammen hoch an die Decke. Plötzlich spürte sie etwas. Eine fremde Präsenz versuchte, nach ihrem Geist zu greifen. Bevor diese überhaupt in die Nähe ihrer Seele kam, wurde sie von den Schilden, die ihren Geist umgaben, zurückgeworfen wie ein Ball von einer harten Wand.

„Versuch es gar nicht erst. Du verbrennst dir nur die Finger“, rief sie.

„Miststück“, knurrte er, versuchte es aber nicht weiter, und die Präsenz zog sich wieder zurück. Mit einer Drehung wandte die Hexe sich um, der Umhang hinter ihr raschelte.

„Es ist alles gesagt“, ließ sie verlauten.

Ohne ein weiteres Wort an dieses Wesen zu verschwenden, drehte sie sich um und verließ den Saal, wartete nicht ab, ob er noch mehr Beleidigungen für sie hätte oder sie noch einmal angreifen würde. Jedoch bemerkte sie das rachsüchtige Lächeln nicht, das sich auf die Lippen ihres Feindes stahl, während die Hexe durch den Tunnel zu ihrem Clan zurückkehrte. Er stand in seiner Höhle und hob die Hände in die Höhe. Am Anfang passierte gar nichts, doch dann begannen die Wände zu vibrieren. Ein großes Krachen erfüllte den Raum, um ihn herum stürzten Felsbrocken hinunter. Ein Schrei drang bis zu ihm hindurch. Dann war es wieder still, die Erde beruhigte sich wieder.

„Wohl doch nicht so mächtig“, lächelte er.

Eins

Alltag

Auf den ersten Blick sah die Gestalt wie ein Mensch aus. Wegen des wenigen Lichtes, das durch das Gitter an der Decke fiel, konnte man nur die Umrisse dieser Gestalt ausmachen, jedoch war ich mir absolut sicher, dass das kein Mensch war. Für einen Menschen stand dieses Wesen zu unsicher, so, als hätte es gerade erst laufen gelernt. Außerdem baumelten Arme und Kopf unkontrolliert herum, weshalb ich mir ganz sicher war: Das war kein Mensch. Nein, das war eindeutig ein Dämon. Einer der niederen, wie man am Geruch und der Statur unfehlbar erkennen konnte. Die Proportionen stimmten nicht überein, der Kopf war größer als der Rest des Körpers. Trotzdem war mir klar: Mit diesem Exemplar war nicht zu spaßen. Wer hätte schon wissen können, wie dick die Haut dieses Dämons war? Mein Dolch könnte im Fleisch des Untieres stecken bleiben, ohne großen Schaden anzurichten. Oder Schlimmeres, was ich mir im Moment nicht unbedingt vorstellen wollte. Ein Grunzen ließ mich vermuten, dass der Dämon mich bemerkt beziehungsweise gerochen hatte. Ich stellte mir vor, wie sein Kleinhirn begann, die wenigen Informationen, die ihm mein Anblick lieferte, zu verarbeiten, um schließlich eine Entscheidung zu treffen. Das Grunzen steigerte sich zu einem markerschütterten Schrei. Das war das Einzige, was diese Untiere konnten: grunzen und zuschlagen.

Er scharrte mit den Füßen, wie ein Stier in der Arena. Ich spürte den Dolch in meiner Tasche, verlagerte mein Gewicht mal auf den einen, dann auf den anderen Fuß. Ich wusste nicht, ob ich es wagen und versuchen sollte, das Untier zu töten. Jetzt wurde es eng; ich musste mich schnell entscheiden, denn es begann, auf mich zuzurennen. Der ganze Tunnel begann, unter den schweren Schritten zu erzittern, seine Fratze kam meiner Stellung immer näher. Im letzten Moment rollte ich mich zur Seite. Mit einer fließenden Bewegung glitt der Dolch in meine Hand. Der Dämon drehte sich um, doch nur, um sich wieder auf mich zu stürzen. Seine gelben Augen fixierten mich, rollten unkontrolliert in ihren Höhlen herum – die meisten dieser Dämonen waren kurzsichtig. Ich sprang auf und ergriff eine der Stangen, die die Decke hielten, und trat meinem Feind in die Brust. Der taumelte und klatschte auf den Boden. Er ruderte wie ein hilfloses Insekt mit den Armen. Sofort war ich bei ihm, zeigte ihm meinen Dolch wie eine Trophäe und stach zu. Zuerst erstarrten die Augen des Dämons, gefüllt mit Ungläubigkeit, dann wurden die Augäpfel glasig, bis sie schließlich kein scharfes Bild mehr einfangen konnten. Ich seufzte, mehr zufrieden als erschöpft.

In Kürze würde der Prozess des Verfalls beginnen, sodass von dem Dämon in wenigen Minuten nur noch Staub zurückbleiben würde. Ich wischte dunkles, zähflüssiges Blut an meiner Hose ab. Im selben Moment ertönte hinter mir ein anerkennendes Klatschen.

„Gut gemacht, Kleiner“, ertönte eine Stimme hinter mir. Ich musste lächeln. Seit zwei Jahren war ich jetzt schon dabei und Liam nannte mich immer noch „Kleiner“.

„Wo warst du?“ Mein Vorwurf klang eher belustigt als vorwurfsvoll. Das lag wohl daran, dass ich mich noch in meinem kleinen Siegesruhm sonnte.

„Während du diesen kleinen Möchtegern-Dämon besiegt hast“, begann Liam, „habe ich zwei dieser Viecher besiegt und außerdem die hier diesen Monstern abgenommen.“ Typisch. Kaum verspürte man ein wenig Selbstzufriedenheit, kam Liam und machte es einem zunichte. Klar, er gehörte ja auch zu den Besten hier und machte gerne einen auf Ego-Trip. Ich sah ihn an. Kein Wunder, dass er eine so hohe Trefferquote hatte und von jedem Jäger respektiert und geschätzt wurde. Seine Statur war eher breitschultrig; Muskeln verliefen in dicken Bändern über seine Oberarme, wie bei einem Boxer – und das bei einem Achtzehnjährigen!

Er konnte einen großen Dämon mit bloßen Händen in die Luft heben und gegen die nächste Wand klatschen; das nannte er dann „Mit Gewichten trainieren“. Ich war da ganz anders. Ein Junge, der nicht gerade der Traumtyp der Mädchen war. Meine Gliedmaßen schienen alle ein wenig zu lang zu sein, das Gesicht nicht sehr fein, und die Haare eher rau als weich. Ich würde zwar nicht sagen, dass ich etwas gegen Spiegel hätte, aber ehrlich gesagt betrachtete ich mich nicht gerne darin. Ganz im Gegenteil zu Liam. Jetzt bemerkte ich die zwei Dinge, die er mir vor die Nase hielt. Es waren Ketten, genauer gesagt, Schutzamulette, wenn ich das richtig erkannte. Ich kam nicht umhin, einen anerkennenden Pfiff auszustoßen.

„Na, was sagt du jetzt?“ Lässig ließ Liam die Amulette in an seiner Hand herunterbaumeln. „Perfekt. Gut für uns, schlecht für die Dämonen. Wo hast du die gefunden? Kriegsdämonen tragen solche machtvollen Dinge jedenfalls nicht. Höchstens Schamanen.“ Schamanen waren die Magier unter den Dämonen, sehr machtvolle Wesen und sehr gefährlich. Ihre mentalen Kräfte waren meistens größer als ihre körperlichen. Bisher hatten wir nur einmal ein solches Ding erkämpfen können, das einem Schamanen gehört hatte, was uns drei Tote und mehrere schwere Verletzte eingebracht hatte. Damals war es ein faustgroßer Kristall gewesen, der aber nach einiger Zeit zerfiel, weil ihn niemand mehr mit dämonischer Macht gefüttert hatte. Doch Liam schüttelte nur den Kopf.

„Bestimmt waren das hirnlose Dämonen, die diese Dinger überbringen sollten. Sie werden unvorsichtig.“

„Hm, vielleicht“, stimmte ich zu. Was soll´s, dachte ich. Hauptsache, ein Sieg für uns. Etwas Besseres konnte uns doch gar nicht passieren. Schon viel zu lange tobten die Kämpfe. Da erschütterte ein Grollen die Tunnel. Ein klares Zeichen.

„Ich glaube, die haben den Diebstahl entdeckt“, stellte ich nüchtern fest.

„Sieht so aus.“ Das Grollen kam näher. Verflucht! Ich steckte meinen Dolch in die Tasche. Er nützte mir jetzt nichts mehr. Das Grollen klang nach mehr als nur einem Dämon – nach viel mehr. „Komm!“ Liam machte den Anführer, doch ich folgte ihm ohne Widerworte. Ich war seit über fünf Stunden auf Streife gewesen, mein ganzer Körper schmerzte, und ich hatte keine Kraft und Luft mehr für einen großen Kampf.

Wir liefen an dem Häufchen Asche vorbei, das von meinem Opfer übrig war. Die Tunnel waren ein weitverzweigtes Netz aus Schächten, Abflussrohren und der städtischen Kanalisation. Meine Schuhe tappten durch den Wasserfilm, der hier den gesamten Boden bedeckte. Diese Seite des Tunnels war weniger verwildert, man fühlte sich eher wie in einem Keller mit Gittern an der Decke, durch die das Licht der Straßenlaternen fiel. Trotz unseres schnellen Marsches kam das Grollen immer näher. Liam führte uns sicher durch die tückische Tunnelabschnitte, und er kannte sämtliche Abzweigungen.

„Sollten die Amulette uns nicht beschützen?“, fragte ich gehetzt, während ich einer Stolperfalle auswich. Ein Brennen durchzog meine Beine bei jedem Schritt.

„Erst, wenn sie unter unserem Befehl stehen. Ich glaube, im Moment verraten sie uns eher.“ Liam steckte die magischen Ketten in seine Tasche, so, als könne der dünne Stoff die Wirkung abschirmen. Es war nicht mehr weit bis zum Hauptquartier, das spürte ich. Der Boden wurde fester, und die Luft roch nicht mehr so stark nach Abwasser, sondern nach Kräutern, mit einer Spur Metall versetzt.

„Fast geschafft! Komm schon, David!“, spornte mich Liam an. Dabei sah ich auch bei ihm die Schweißperlen auf der Stirn glänzen.

Nach einer letzten Kreuzung war es dann geschafft. Wie wenn ein Taucher auftaucht, überschritten wir die magische Grenze, die alles Böse von uns fernhielt, ein riesiger Schutzkreis, der jeden fernhielt, der nicht zu den Guten gehörte. Er war nicht zu erkennen, nur ein leises Flimmern in der Luft, doch die Dämonen würden ihn mit Sicherheit nicht überwinden können. Ich blieb stehen, um Atem zu schöpfen, doch Liam zog mich weiter. „Keine Zeit“, war alles, was er sagte. Hinter uns hörte ich bestialische Rufe, die böse und zornig klangen. Mit ihren Klauen, so scharf wie Rasiermesser, schlugen sie auf die unsichtbare Mauer ein. Doch die Schutzzaubern, die die Hexen der Nacht erschaffen hatten, hielten der übermenschlichen Kraft stand. Einen weiteren kurzen Lauf später waren wir noch tiefer vorgedrungen. Erst als man den Eingang einer Art Höhle sah, machte Liam Halt.

„Eins muss man diesen Weibern ja lassen“, schnaufte Liam, „zaubern können sie“.

Ich nickte nur, meine Atemnot war einfach zu groß, um etwas erwidern zu können. Das Einzige, was ich wollte, war, mich kurz hinzusetzen. Wie immer jedoch, seit ich Liam kannte, dachte er schon weiter. Er zog die Amulette aus seiner Tasche. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass in der Mitte des einen ein grüner Stein funkelte und in dem anderen ein roter. Zweifellos waren es sehr mächtige Schutzamulette, und sie würden uns in unserem Kampf mit Sicherheit ein großes Stück voranbringen. Liam sah mich an und reichte sie mir dann. Verdutzt starrte ich ihn an. „Bring du sie zu Zoey, ich hab keine Lust auf diesen faulen Zauber. Sie soll diese Dinger auf irgendwelche Spuren und anderen Kram überprüfen. Ich melde uns zurück und mache Lagebericht“, erklärte Liam und trat in die Höhle ein. Allein und etwas erstaunt schaute ich die mächtigen Instrumente in meiner Hand an. Sonst wollte Liam den ganzen Ruhm immer für sich haben. Und jetzt ließ er sich die vielleicht größte Chance auf Anerkennung einfach so entgehen? Ob es mit seiner Abneigung gegen Magie zu tun hatte? Noch immer ein wenig wirr im Kopf, ging nun auch ich in die Höhle, unser Hauptquartier – das Hauptquartier der Jäger.

Überall tummelten sich Menschen, redeten in kleinen Gruppen oder meditierten reglos auf dem Boden. Vereinzelt brannten Feuer in gegrabenen Kuhlen, die die ganze Höhle mit Licht versorgten und die Kälte vertrieben. Ich ging an der Waffenkammer und der Krankenstation vorbei, die zum Glück im Moment nicht gut besucht war, vorbei an den Schlafräumen, auf die ich mich schon freute. Die Situation war jedoch immer noch die gleiche wie am Anfang: Unter den Städten der Welt lag das Reich der Dämonen; große, dumme Wesen wie die eben, die nur ein einziges Ziel hatten: unsere Vernichtung. Die Versklavung der Menschheit. Zusammen mit den Hexen der Nacht, dem mächtigsten Hexenclan der Welt, kämpften wir gegen diese Biester. Ja, es gab Hexen. Die Jäger waren sogar eine Minderheit, wenn man sie von der Anzahl her mit den Hexen verglich. Zudem wuchs die Zahl der Dämonen von Tag zu Tag – und leider waren wir nur Menschen. Die Amulette schmiegten sich in meine Hand, wie ein Kind an seinen Vater, und verlangten meine volle Aufmerksamkeit. Ich fragte mich, was es mit diesen Dingern auf sich hatte. Sie boten dem, der sie trug, Schutz, sie gaben einem mehr Kraft und verbesserten die Instinkte. Dass solche Instrumente nun in unseren Händen waren, war erleichternd, und zugleich machte es mich misstrauisch. Gleich würde ich mehr wissen, und auch, ob diese Dinger eine Gefahr für uns bedeuteten. Denn das konnte nur eine. Wer kann schon von sich behaupten, dass er eine Hexe als Freundin hat?

In meinem alten Leben niemand. Spielerisch wedelte ich mit den Amuletten in der Luft herum und machte mich auf den Weg.

Zwei

Zurück

Ich roch sie, noch bevor ich sie überhaupt sah. Der intensive Duft von Lavendel umgab mich wie ein Versprechen, und zugleich wie eine Aufforderung. Tief einatmend schritt ich auf den hinteren Platz der Höhle zu, wo sie ihr Lager hatten. Manche hatten Angst vor ihnen, manche hatten Respekt, und anderen waren sie einfach nur suspekt: die Hexen. Für mich waren sie einfach eine Gruppe, die ihren Platz in der Welt finden und nicht untergehen wollte. Es gab viele von ihnen, sie lebten in Clans, vergleichbar großen Familien. Gut und Böse, die beiden Seiten gab es auch unter den Hexen. Die meisten Clans lebten im Verborgenen und kümmerten sich nicht um die Probleme der oberen Welt. Die Dämonen aber waren eine Bedrohung für jeden; und so hatte sich ein Clan vor Jahren den Jägern angeschlossen und stand ihnen seither im Kampf gegen die Dämonen bei. Ein junges Mädchen hatte sich aus einer der vielen kleinen Gruppen gelöst und steuerte geradewegs auf mich zu. Das nachtschwarze Haar umspielte ihre feinen Gesichtszüge. Der Duft von Lavendel, dem Schutzkraut der Hexen, umhüllte sie wie unsichtbarer Nebel. Zoey umarmte mich ungestüm. Sie war länger hier als ich, und wir hatten uns angefreundet, nachdem mich ein Dämon einmal übel erwischt hatte. Sie war die Tochter der Anführerin des Clans und war somit dazu bestimmt, eines Tages selbst den Clan zu führen.

„Hi“, flüsterte sie und spielte an ihrer immer schwarzen Kleidung herum.

„Erfolg gehabt?“ Stolz hob ich die Amulette in die Höhe.

„Frisch gefangen“, fügte ich mit einem Augenzwinkern hinzu. Beim Anblick der magischen Insignien stieß Zoey einen anerkennenden Pfiff aus.

„Wo hast du die denn gefunden?“ Als würden die Amulette ihr einen Schlag versetzen, wenn sie sie berührte, näherte sich Zoey vorsichtig den Ketten.

„Nicht ich. Liam“, gab ich zu. „Ich bin nur der Überbringer.“ Zoey ließ sich nichts anmerken, jedoch verriet das Blitzen in ihren grünen Augen ihre Belustigung.

„Und was will der ach so große Liam nun von mir?“, fragte sie theatralisch. War ja klar, dachte ich. Nun wusste ich, warum mich Liam zu Zoey geschickt hatte. Zoey konnte es bis aufs Blut nicht ausstehen, wenn man sie wie einen Handlanger behandelte, den man nur mit der unwichtigen Arbeit betraute.

Sie wollte an vorderster Front dabei sein, wollte kämpfen, und natürlich auch gewinnen. Ich versuchte, sie zu beruhigen:

„Liam ist besorgt, weil die Amulette möglicherweise irgendwelche versteckten Fallen oder Ähnliches bergen. Deshalb dachte er, dass man diese Aufgabe nur einer sehr erfahrenen Hexe anvertrauen kann, und deshalb kam ich zu dir.“ Zoey verdrehte die Augen, während sie mir seufzend die Amulette aus der Hand nahm und sagte: „Komm mit.“ Es hatte funktioniert. Innerlich verfluchte ich Liam. Gleich an meinem ersten Tag in der Jägergilde wusste ich, dass Liam eine ernst zu nehmende Person war. Er war strebsam, immer hoch konzentriert, und wollte sein Ziel erreichen, koste es, was es wolle. Jedoch verkehrten sich seine Vorzüge, wenn er den Bogen überspannte, in ihr Gegenteil. Nervig, hinterlistig und rechthaberisch waren nur einige seiner Eigenschaften, die ihn zu einem nicht sehr sympathischen Jäger machten. Trotzdem war ich froh, ihn als meinen Partner zu haben. Liam konnte in Notfällen ein wahrer Retter sein. So auch Zoey. Ihre Kräfte waren außergewöhnlich. Sie war dabei gewesen, als der Hexenclan den Schutzbann über unser Terrain gelegt hatte, denn nur die Mächtigsten unter ihnen durften dem Bann ihre Kraft geben, was nicht weiter verwunderlich ist, da Zoeys Familie seit Generationen die Oberhäupter der Hexen der Nacht stellte; und irgendwann würde sie den Clan leiten und die wichtigen Entscheidungen treffen. Zoey war aber, im Gegensatz zu ihrer Familie, eine ganz andere Hexe. Ich glaubte, dass sie ihre Entscheidungen weise wählen würde und immer das große Ganze im Blick hätte, anstatt nur darauf zu schauen, dass ihr eigener Clan am besten davonkäme, so wie es beim jetzigen Oberhaupt der Fall war. Als Zoey mich zu ihrem Schlafplatz führte, warfen mir ihre Grandma und ihre Mutter giftige Blicke zu. Zwar hatten sich die Hexen den Jägern angeschlossen, sie hielten uns jedoch für schwach und unsicher. Ich störte mich nicht weiter an den Blicken.

„Hallo“, sagte ich. Die beiden nickten nur stumm und wandten sich demonstrativ ab.

„Wo gehst du ihn, Zoey?“, fragte ihre Mutter, ohne mich weiter zu beachten.

„Das hier kontrollieren.“ Als Beweis hob Zoey die Amulette hoch.

„Sei vorsichtig“, mahnte ihre Grandma. „Du weißt, dass man besonders achtgeben muss, wenn man seinen Geist solch mächtigen Gegenständen öffnet.“

„Ich weiß, ich weiß“, sagte Zoey, als hätte sie diesen Satz schon hundert Mal gehört.

Wir gingen in einen hinteren Teil der Höhle, wo die Schatten nicht vom Feuer verdrängt wurden und wir unsere Ruhe hatten.

„Mach dir nichts draus. Die können niemanden leiden, der nicht magisch ist“, meinte Zoey und setzte sich.

„Das weiß ich doch“, beteuerte ich und setzte mich neben sie. Ich beschloss, ihre Verwandtschaft genauso zu ignorieren wie sie mich.

„Was haben wir denn hier?“, fragte Zoey im Tonfall eines Polizisten, der einen Tatort untersuchte, und betrachtete die Amulette genauer. Im Schein einer der Fackeln, die über uns an der Wand hingen, schimmerten der rote und der grüne Stein bedrohlich und verbreiteten einen betörenden Glanz.

„Mhmm“, machte Zoey und starrte die Steine an.

„Und, was meinst du?“, drängte ich, denn ich wollte auf keinen Fall Liams Bericht verpassen, da er gerne dazu neigte, um das wirklich Erlebte Geschichten drum herum zu erfinden und sich als Held und mich als kleinen Trottel darzustellen.

„Sind sie gefährlich?“

„Ich weiß nicht“, antwortete Zoey etwas unsicher; „das werden wir gleich herausfinden“. Sie legte die Amulette in ihren Schoß und zog einen Beutel hervor. „Das wird mit Sicherheit spannend werden.“ Sofort verstärkte sich der Lavendelduft, der die ganze Zeit in der Luft lag wie ein Raubtier im Schatten. Als der Lavendel aus dem Beutel die Amulette berührte, glühten die Steine auf. Gebannt schaute ich zu, wie Zoey ihre Hände über die Ketten hob und die Augen schloss. Augenblicklich schienen die Geräusche, die ganze Umgebung, wie ausgelöscht. Nur noch wir und die Amulette schienen in einer endlosen Finsternis zu existieren.

Die Dunkelheit schien zu atmen. Wie ein uraltes Wesen umschlich sie uns, wartete darauf, uns zu packen. Ich dachte, eine Ohnmacht würde mich überfallen, doch im letzten Moment strahlten die Steine auf, als würden sie sich gegen dieses Wesen, das uns wie Nebel einhüllte, wehren. Grünes und rotes Licht verbanden sich zu einem einzigen Strahl, als ob es schreien würde: „Hier bin ich! Komm her, wenn du dich traust!“ Erst, als ich meine Augen für einen kurzen Moment von dem Farbenspiel lösen konnte, bemerkte ich, was Zoey tat; die Augen rollten unter den Lidern umher, die Hände zitterten; sie war bemüht, die Kraft der Amulette einzudämmen, um nicht selbst in ihren Bann gezogen zu werden. Ich wusste: Würden diese Amulette Böses in sich tragen, wäre es um uns geschehen. Der Strahl wurde zur Säule, wirbelte als Wirrwarr von Farben zur weit entfernten Decke. Verdammt, dachte ich, komm schon, Zoey. Ihre Lippen sagten etwas, aber ich verstand sie nicht, nur, dass sie immer dieselben Worte rief, die sich bald in einem mehrstimmigen Singsang zu überlappen schienen. Ich war noch nie vorher bei einer solchen Reinigung dabei gewesen, wusste aber, dass sich die Hexe langsam an die Kräfte herantastete und dadurch mehr über sie erfuhr. Dann brach das Chaos los. Das Licht war nicht mehr bloß eines, sondern wirbelte um uns herum, füllte die Dunkelheit aus und raste unkontrolliert in unsere Körper. Völlig losgelöst vergaß ich alles um mich herum. Ich war eins mit dem Licht, ich war das Licht. Das Gefühl, das mich erfüllte, war dunkel und zugleich unglaublich hell, es trug alle Gefühle, die die Welt kannte, in sich. Es schien mit mir zu reden, ich konnte aber die Worte nicht genau verstehen, da sie in einer fremden Sprache erklangen, deshalb hörte ich genauer hin, doch ein Teil in mir schrie: Hör ihm nicht zu! Es lügt. Hör ihm nicht zu!

Wie konnte ich auch? Es war nur irgendwelches Gemurmel, unverständlich, nichts weiter, keine Bedeutung, das redete ich mir jedenfalls ein, um nicht in dem hypnotischen Strudel der Worte zu versinken. Langsam öffnete ich die Augen – ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, sie geschlossen zu haben – und schaute auf Zoey. Ihr Gesicht war konzentriert, kein Tropfen Schweiß stand auf ihrer Stirn, obwohl die Reinigung ihr Unmengen an Kraft rauben musste. Sie war ganz ruhig, nichts lenkte sie ab. Der Singsang war verstummt. Mit einem Ruck drückten ihre Hände das Licht zurück in die Amulette. Es wurde von ihnen eingesaugt wie von einem Staubsauger, es schien zu schreien, als ob es nicht wieder in das Kettengefängnis zurück wollte. Nun war das Licht auch aus mir heraus. Die jetzige Finsternis war noch unheimlicher, verschwand jedoch nach einem Moment und machte normalen Geräuschen und Fackelschein Platz. Wir waren wieder zurück. Ich sah mich um. Nichts war in der Zeit, in der wir in dieser Parallelebene gewesen waren, passiert, alles schien normal. Ich spürte Zoeys Blick auf mir. Fragend hob ich die Augenbrauen.

„Und?“

„Nichts“, sagte sie und reichte mir die Amulette. „Alles in Ordnung. Bring sie zu unserem Macho-Chef.“ Plötzlich klang sie sehr müde, ihre Stimme war dünn, als hätte sie stundenlang einen hohen Ton gesungen. Fast dachte ich, ich könnte nur ein paar Wortfetzen um mich herum erahnen. Ich stand auf, bedankte mich bei ihr und verließ den Platz der Hexen der Nacht. Soeben hatte ich die wichtigste Lektion in Sachen Hexen und Übernatürlichem gelernt. Ich verstand, dass Magie mehr war als Hokuspokus, wie es Liam immer behauptete. Magie war etwas, das lebte, ein eigenständiges Wesen, mitten unter uns.

Liam war schon vor mir bei Drew. Mist, das war reines Pech gewesen. Ich erkannte seine massige Gestalt neben unserem Chef, einem massigen Kerl. Drew Corner. Er war schmächtig und etwas kleiner, als man es von einem Vorgesetzten erwarten würde. Trotzdem konnte er seine Meinung durchaus gut vertreten, dank kräftiger Oberarme und klarem Verstand in Sachen Kampfkunst und Strategie. Auch was er über die Hexen wusste, machte ihn unentbehrlich. Trotzdem war er immer freundlich zu jedem, und man behandelte ihn nicht wie einen Fremden, den man immer nur einen halben Tag sieht. Er unterhielt sich angeregt mit Liam, und seine Gesten ließen ihn wie einen Wahnsinnigen wirken. Vielleicht war er das auch ein wenig, wer weiß? Auf jeden Fall hatte er etwas gegen mich, zumindest kam es mir so vor. Drew sah mich und winkte mich hektisch zu sich und Liam.

„David, wo warst du?“ Ich rollte mit den Augen – eine schlechte Angewohnheit, die ich schon gar nicht mehr bemerkte.

„Bei Zoey.“ Drew wusste zwar viel über sie, hielt aber nicht viel von dem Clan, er akzeptierte sie nur als ein Mittel zum Zweck, nichts weiter. Warum, wusste keiner, doch es gab Gerüchte, warum das so war. Irgendeine Geschichte mit einer Hexe soll der Auslöser gewesen sein, aber ob das tatsächlich so war, konnte niemand sagen.

„Soso. Vertreibst dir deine Zeit lieber mit irgendwelchem Hexenkram, als mir Bericht zu erstatten.“ Drews stahlgraue Augen durchbohrten mich wie jeden Jäger, dem er Angst einflößen wollte. Und er verfehlte die Wirkung seines Blickes nie.

„Zeig sie mir. Liam hat mir schon davon erzählt“, sagte er nur. Langsam zog ich die beiden Amulette hervor. Drews Blick fixierte die beiden Steine in der Mitte.

„Sie sind rein, es sind keine dämonischen Kräfte mehr darin verborgen“, erklärte ich. „Dann ist es also wahr. Er hat nicht gelogen.“ Fragend schaute ich zu meinem Partner, der mich nur schelmisch anstarrte.

„Ja, Boss. Sie sind echt“, bekräftigte Liam.

„Was sollen wir mit ihnen anfangen?“ Ich merkte, wie sich Drews Blick veränderte. Unzählige Möglichkeiten rasten wahrscheinlich gerade durch sein Gehirn, und er wägte ab, welche die wenigsten Opfer fordern würde, was am schnellsten den Sieg bringen würde.

„Was werden wir jetzt mit ihnen tun?“, wiederholte Liam seine Frage.

„Sie werden uns einen erheblichen Schritt weiterbringen, meine Gefährten“, gab Drew nun endlich zurück.

„Die Dämonen werden erzittern vor Furcht. Bestimmt werden sie jetzt schon blasser als sie ohnehin schon sind. Endlich werden wir das angehen können, was vor Hunderten von Jahren seinen Anfang genommen hat.“ Beschwingt hob Drew die Hände, Hoffnung funkelte in seinen Augen.

„Bring sie in die Waffenkammer“, befahl Drew mir dann und drückte mir die Amulette in die Hand. „Morgen werden wir beraten, was weiter geschehen soll. Ich muss jetzt noch etwas anderes erledigen.“ Er drehte sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort in einem anderen Teil der Höhle, der weiter hinten lag und ihm als Quartier diente.

Ich schaute zu Liam: Blanke Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er hatte nicht das bekommen, wonach er sich am Ende eines Streifzugs immer sehnte.

„War wohl nichts mit dem Lob“, erriet ich seine Gedanken. „Aber das wusste ich schon vorher.“

„Pah, was weißt du schon?“, sagte Liam nur, doch ich wusste, dass er schwer getroffen war. Er rempelte mich an, als er den Raum verließ. Achselzuckend brachte ich die Amulette in die Waffenkammer. Diese war ein mit Waffen aller Gattungen vollgestellter Raum: Pflöcke, Armbrüste, aber auch Schusswaffen und Handgranaten waren Teil der Jägerausrüstung. Ich war immer noch fasziniert von den Steinen in den Amuletten. Langsam war ich mir sicher, dass es sich um einen Smaragd und einen Rubin handelte. Ich legte die Amulette in den riesigen Safe und machte mich zu den Kammern der Jäger auf. In den schmalen Gängen kamen mir nur wenige Leute entgegen. Viele waren auf der Jagd, hielten an den Grenzen Wache oder bereiteten sich auf die Nachtschicht vor. Die Jugendgruppe, wie die Bezeichnung für uns offiziell lautete, patrouillierte meist nur tagsüber, wenn man das hier in den Tunneln wirklich als Tag bezeichnen konnte. Die meisten würden jetzt sagen:

„Wer schickt Kinder in den Kampf zwischen Mächten, die einen in Sekundenschnelle in Stücke reißen konnten?“ Die Antwort: Wir haben es uns so ausgesucht. Keiner von uns ist verschleppt worden, keiner hat eine Waffe in die Hand gedrückt bekommen, um dann an die Front geschickt zu werden. Nein, wir wollten alle etwas für unser Land und unser Volk tun. Ohne dass es jemand wusste. Die eigentliche Bezeichnung für uns war, wie ich fand, „Stille Helden“.

In der Nacht wälzte ich mich in meinem viel zu kleinen Bett, ohne einschlafen zu können. Frustriert stand ich auf und lief in meinem Zimmer auf und ab. Schlaflosigkeit war nichts Neues, es war ein Teil von mir, nervte mich aber immer wieder. Diese Rastlosigkeit war aufreibender als vor Dämonen davonzulaufen. Seit Jahren litt ich daran. Der Arzt hatte keine Ursache dafür gefunden, nur Pillen verschrieben. Ich zwang mich, stehen zu bleiben. Nichts außer einem Schrank, einer kleinen Kommode und meinem Bett befand sich in dem Zimmer. Nichts hatte ich aus meinem alten Leben mitgenommen. An früher erinnerte ich mich kaum noch. Meine Eltern waren gestorben, als ich noch ganz klein war, und seitdem lebte meine Tante in dem viel zu großen Haus. Ich schüttelte die Erinnerungen ab. Gerade wollte ich mir eine Tablette aus der Kommode holen, als es plötzlich hektisch an meiner Tür klopfte. Verdutzt hielt ich inne und ging zur Tür. Zoey stand vor mir. Ihr Nachthemd war nass von Schweiß, der Atem ging in kurzen, flachen Stößen. Ich erkannte sofort, dass in den letzten Minuten etwas Schlimmes geschehen sein musste.

„Was ist passiert?“, fragte ich, während sie sich ohne Worte auf mein Bett fallen ließ. „Beruhige dich! Erzähl mir, was passiert ist!“, bat ich und legte meine Arme um sie. Ihre Haut war eiskalt. Sie fror, obwohl sie die Kontrolle behielt, sodass ihre Zähne nicht klapperten.

„Albtraum“, brachte sie nach einigen Anläufen hervor. „Eher Vision, glaube ich. Aber heftig, so etwas habe ich noch nie erlebt.“

„Hast du es schon deiner Mutter erzählt?“, fragte ich. Meiner Meinung nach sollte man mit Hexenproblemen zu einer Fachkundigen gehen und nicht zu einem Menschen ohne übernatürliche Fähigkeiten. Zoey schüttelte nur den Kopf.

„Ich glaube nicht, dass es etwas bringen würde. Es ist zu verrückt.“

Was ist verrückt?“, bohrte ich nach. Ich reichte ihr ein Glas Wasser, das immer griffbereit an meinem Bett stand.

„Meine Vision“, sagte Zoey nach einem großen Schluck. „So schlimm“, murmelte sie in sich hinein. Das Zittern wurde noch stärker. „So düster.“

„Sag es mir, Zoey. Bitte, was wird passieren?“ Ruckartig hob Zoey den Blick und fixierte mich mit ihren grünen Augen. In diesem Moment war sie mehr Hexe als irgendetwas anderes. „Bald wird etwas Schlimmes passieren. Menschen werden sterben …“

Ich musste schlucken, um diese Nachricht zu verdauen. Es dauerte einen Moment, bis ich überhaupt verstand, was Zoey mir da gerade gesagt hatte.

„Aber wie? Die Sicherheit ist hier über alle Maßen hoch. Keiner kommt hier rein“, redete ich einfach drauflos, nur um die plötzliche Stille zu füllen, aber auch, um mich zu rechtfertigen. Wovor, das wusste ich selbst nicht.

„Ich weiß es nicht“, unterbrach mich Zoey. Sie raffte sich auf und begann, im Zimmer umherzulaufen. „Ich weiß nur, dass es passieren wird.“ Geschockt und ziemlich verwirrt sah ich Zoey an. Ich vertraute ihr vollkommen, jedoch zweifelte ich an dieser Vision. Wo passierte es? Auf der Straße, während eines Kampfes? Voller Angst sah ich auf. Zoeys Blick war nun vollkommen klar. „Vielleicht war es auch nur falscher Alarm. Es kann auch etwas anderes sein.“

„Ja, wahrscheinlich“, sagte ich. Die Welt drehte sich immer noch. Dann kam mir eine nicht minder ausgefallene Idee.

„Kann ich sie sehen?“ Überrascht hielt Zoey inne. „Die Vision?“ Mit den Zähnen knirschend schüttelte sie den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich sie genauso in deinen Kopf projizieren kann … und ob du diese starke, für dich unnatürliche Kraft überhaupt ertragen kannst.“

Doch ich war zuversichtlich. Ich wollte mich von der Aussagekraft dieser Vision überzeugen.

„Ich schaffe das. Kann nicht schlimmer sein, als Dämonen den Kopf abzuschlagen.“ Zoey lachte nicht, aber sie nahm zitternd meine Hände.

„Beim kleinsten Anzeichen von Schwäche unterbreche ich die Verbindung“, warnte sie. Wie sich das anhörte! Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden nahm Zoey mich mit in ihre Welt der Magie. Dieses Mal jedoch blieb die plötzliche Schwärze aus. Es war wie ein Rückblick in einem Film. Ein Riss tat sich mitten im Zimmer auf, dahinter ein Bild. Ohne den Blick abzuwenden, wurde ich in den Riss hineingezogen. Als ich mich umsah, waren wir nicht mehr in meinem Zimmer, sondern auf der Oberfläche, auf der „Welt“, oder wie immer man das nennen mag. Überall waren riesige rauchende Krater. Nichts lag höher als bis zu den Knien, und ich fühlte mich völlig fehl am Platze. Ich blickte zu Zoey, die die Augen geschlossen hatte, wahrscheinlich, um die Vision aufrechtzuerhalten. Sie stand ein paar Schritte von mir entfernt und hatte die Hände wie zum Gebet gefaltet. Und dann fiel mein Blick auf die anderen. Merkwürdig, dass es mir nicht früher aufgefallen war. Überall lagen Menschen auf dem Steinboden. Tote Menschen. Mir stockte der Atem. Etwas schnürte mir die Kehle zu, die Angst umhüllte mich. Ich ließ Zoey stehen und trat an eine der Leichen heran. Wie konnte so etwas nur passieren? Würden die Dämonen doch siegen? Würden die Jäger am Ende doch unterlegen sein? Nein, das konnte ich nicht glauben. Wir waren gut, mehr als gut, wir waren die Besten. Die Leiche, der ich mich näherte, lag auf dem Bauch. Ich lief weiter, obwohl mich jedes Teilchen in mir mich in die entgegengesetzte Richtung zog. Der Gestank von verbranntem Fleisch schlug mir entgegen, das blutverklebte Haar hing an seiner Stirn. Eine Hälfte des Kopfes schien zu fehlen, genauer wollte ich nicht hinsehen. Ich hielt die Luft an, um mich nicht übergeben zu müssen. Meine Fußspitze berührte den toten Körper. Ruckartig kippte der Kopf der Leiche nach vorne und starrte mich aus leeren Augen an. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, was ich überhaupt sah. Das war nicht irgendeine Leiche. Die Leiche war ich. Ich war die Leiche! Narben zeichneten mein Gesicht, die Hände hielten kraftlos meinen Dolch. Beinahe wäre ich zusammengesackt. Alle meine Vorstellungen brachen zusammen wie die Körper vor mir. Verzweifelt drehte ich mich um, versuchte, noch etwas anderes zu erkennen, doch mein Blick war verschwommen.

Da hinten. Da war etwas, ein Haus, das noch nicht ganz niedergerissen worden war. Auf dem halbzerstörten Dach stand jemand. Eine breitschultrige Gestalt, mit langem Mantel, ähnlich eher einer Kutte. Angestrengt versuchte ich, sie genauer zu erkennen. Unter dem Mantel der Gestalt blitzte etwas auf. Eine Krallenhand! Sie streckte sie nach mir aus, und ich spürte, wie die Dunkelheit über mich kam. Stolpernd kehrte ich zu Zoey zurück. Ich rüttelte sie an den Schultern, denn ich hatte eindeutig genug.

„Zoey! Zoey! Unterbrich die Verbindung! Es reicht, ich habe genug gesehen, hörst du? Zoey!“ Als ob ich gegen eine harte Wand gelaufen war, wurde ich zurückgeworfen. Zoey schlug die Augen auf, und augenblicklich befanden wir uns wieder unter der Erde in meinem Zimmer. Im Gegensatz zu mir war Zoey völlig ruhig.

„Und, wie sieht es mit deinen Zweifeln jetzt aus?“, fragte sie.

„Es schien alles so … echt“, entgegnete ich geschockt.

Die Bilder hatten sich in meinen Kopf eingebrannt. Es würde weitere schlaflose Nächte dauern, bis ich sie wieder vergessen hätte.

„Wie konnte es nur soweit kommen?“, fragte ich, ohne eine Antwort zu erwarten. Zoey zuckte nur mit den Achseln.

„Wahrscheinlich waren die Dämonen irgendwann einfach stärker.“ Nein, dachte ich, es war etwas anderes.

„Vielleicht … sollten wir trotzdem erst mal keinen großen Wirbel darum machen.“

„Keinen großen Wirbel darum machen?“, fragte ich ungläubig, beinahe hysterisch.

„Das spielte sich zwar alles nicht im Hier und Jetzt ab; und dennoch … alles wirkte real, fühlte sich jedenfalls so an.“

Ich konnte nicht genau beschreiben, was ich gerade fühlte. Ich war einfach durcheinander.

„Ich sagte ja: Du wirst nicht die Kraft haben, das zu ertragen“, sagte Zoey kleinlaut. Darauf konnte ich nicht reagieren. Mein Kopf hatte teilweise abgeschaltet, im Moment war ich nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

„Okay, ich … ach, keine Ahnung. Vielleicht sollten wir fürs Erste keinen großen Wirbel darum machen.“ Zoey sah sichtlich erleichtert aus.

„In Ordnung, so soll es geschehen. Danke für dein Verständnis.“ Sie stand auf und ging zur Tür.

„Wo gehst du hin?“, fragte ich. Ein Anflug eines Lächelns zog über ihr Gesicht.

„In mein Zimmer. Ich bin müde. Das gerade war nicht nur für dich anstrengend.“ Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, legte ich mich aufs Bett und dachte nach. Mein Gesicht, mein totes Gesicht ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Würde es tatsächlich so weit kommen? Würde die Welt am Ende im Chaos versinken?

Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse, denn ich spürte einen Anflug von Kopfschmerzen. Zoey hatte noch etwas Wasser in dem Glas übrig gelassen. Ich ging zur Kommode und holte mir die Tablette, die ich schon vorhin hatte nehmen wollen, und die ich jetzt noch nötiger brauchte, und spülte sie mit dem letzten Rest Wasser hinunter. Nur langsam fiel ich in einen unruhigen Schlaf, geprägt von Leid und Schmerz und dem Mann mit der Krallenhand.

Drei

Ein Auftrag

Am nächsten Tag taumelte ich schlaftrunken in den Speisesaal. Ich war immer wieder aufgewacht und hatte mich schon unter der Erde in einem Sarg gesehen. Überall hatten irgendwelche Dämonen gelauert, die mich mit verzerrtem Grinsen umbrachten. Ich versuchte, meinen Kopf abzuschalten und mich auf die Realität, auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Auch hier war die Trennung von Hexen und Jägern nur allzu deutlich zu bemerken. Während die Jäger den größten, recht gelegen Teil einnahmen, bildete der Hexenclan eine kleinere Gruppe dieser Gemeinschaft. Und in der Mitte saß Zoey ganz allein an einem Tisch. Sie hatte es schon immer blöd gefunden, dass Jäger und Hexen zwar zusammen kämpften, sich aber immer als getrennte Gruppen und nie als eine richtige Gemeinschaft betrachteten. Als ich mich zu ihr setzte, blickte sie von ihrem kargen Frühstück auf.

„Irgendeine Veränderung?“, fragte ich. Nur ein Kopfschütteln. Sie sah ausgezehrt und müde aus, genau wie ich.

„Die Vision ist die gleiche. Immer noch.“

Ich habe es nie verstanden, wie es funktionierte. Zoey hatte mir einmal erklärt, dass die Visionen wie Haftzettel im Hintergrund kleben würden; wenn sich die Informationen änderten, sei es durch Entscheidungen oder durch sonst etwas, wurde der Zettel umgeschrieben, und die neue Nachricht würde durchdringen. Mein Blick wanderte zu dem Tisch, an dem Zoeys Familie saß.

„Hast du es ihnen schon erzählt?“

„Nein.“

„Wieso nicht?“, fragte ich nach. „Sie würden es nicht verstehen. Sie sind zu … überzeugt von sich selbst und ihren Kräften.“