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PLUTONIUM

MJ Crown

 

 

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
dnb.d-nb.de abrufbar.

1. Auflage 2014

Cover: © Clarissa Yeo, www.bookcoversale.com

Satz: Patricia Knorr-Triebe
Herstellung: Patricia Knorr-Triebe

Copyright © 2014 MJ Crown

Best-Off-Verlag. Alle Rechte vorbehalten.
Postfach 12 03 47 D-93025 Regensburg

E-Mail: info@best-off-verlag.de
Homepage: www.best-off-verlag.de

ISBN 978-3-942427-81-4

Alle in diesem Buch geschilderten Handlungen und
Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit
lebenden oder verstorbenen Personen wären
zufällig und nicht beabsichtigt.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

SOMALI-DEUTSCH Bedeutung

ÜBER DIE AUTORIN

Kapitel 1

Als Jess aufwachte, war es bereits mittags. Sie suchte Chris. Glücklich über ihre zurückgewonnene Liebe warf sie schnell ihren Morgenmantel über und lief den Flur zum Treppenabsatz entlang. Dabei hörte sie eine Stimme wispern. Zielstrebig schritt sie dem Geräusch entgegen und blieb auf der ersten Stufe stehen. Es war Chris. Er sprach angeregt, aber leise. Sie hörte ihn nur noch ins Telefon flüstern: „… Franco, sie schläft und muss sich erholen. Du weißt, das geht nicht, du kannst sie jetzt nicht in das Büro holen. Gib ihr noch ein paar Tage!“

„Kannst du mir die Entscheidung darüber bitte selbst überlassen?“

Chris drehte sich überrascht um, sah Jess an der Brüstung gelehnt und beendete das geführte Telefonat etwas hastig mit den Worten: „Ich ruf dich später zurück“.

„Nichts Wichtiges. Dein Vater möchte dich morgen in der Firma treffen und etwas mit dir besprechen. Aber das, denke ich, kann auch noch bis nächste Woche warten. Es eilt nicht.“

Chris wollte seine wiedergewonnene Frau nicht unnötig strapazieren und war heilfroh, sie wieder zu Hause zu haben. Wollte die schrecklichen Stunden der Ungewissheit, in denen er sich fragte, wo sie war und was sie getan hatte, vergessen. Sogar ungeschehen machen. Verdrängte Jess‘ Beichte über ihre Erlebnisse der letzten Monate und das Wissen über ihre sexuellen Exzesse. Schob alle Gedanken daran weit weg und freute sich nur, sie bei sich zu haben. Ihren scharfen Verstand ohne Alkohol zu genießen und ihre Nähe. Zuletzt wünschte er inständig, wieder ihre Liebe ungeteilt zu erlangen und mit ihr von Neuem zusammenzuleben.

Zu gut kannte er Jess. Denn ihr Blick verriet ihm sofort, sie war neugierig und wissbegierig darauf, zu erfahren, was ihr Vater von ihr wollte. So schauten sie sich über die Distanz der Treppe einen Augenblick des Schweigens an, bevor sie die Treppe hinunter schritt. Mit jeder Stufe, die sie erreichte, wirkte ihr Gang auf Chris elfengleich. Grazil, fast zerbrechlich. Der weite seidene Morgenmantel wehte hinter ihr her und ließ einen freien Blick auf ihren nackten Körper darunter zu. Hätte Chris etwas sagen wollen, hätte es ihm glatt die Sprache verschlagen. Unten angekommen, standen sie sich gegenüber. Beide schauten sich tief in die Augen. Da Chris keine Regung in ihrem Gesicht erkennen konnte, wusste er nicht, was er tun oder sagen sollte. Chris‘ Unsicherheit wurde größer und blieb Jess nicht verborgen. Sanft nahm sie seine Hände und führte sie um ihre Taille, legte ihre Finger in seinen Nacken und kribbelte ihn zärtlich. Dabei umschloss er sie enger, zog sie ganz nah an sich heran. Voller Leidenschaft küssten sie sich, wie bei ihrem ersten Date. Alles um Chris herum verschwamm und er fühlte nur sie, nichts anderes. Dafür gab es jetzt keinen Raum. Weiche zarte Lippen und die Haut wie Seide.

Schnell verflog der Rausch der Erotik, als sie sich löste und ihm unvermittelt fest ins Gesicht sah.

„Ich weiß, ich hab mich dumm verhalten. Es war egoistisch und verletzend, was ich dir angetan habe. Ich kann nur darauf hoffen…“ Sie sah ihn mit wandernden Augen an. „Verzeih mir. Bitte!“ Der damit verbundene Schmerz ließ ihn in die harte Realität des begangenen Betruges an ihm zurückkehren. Härter war für ihn noch der Umstand, da Jess direkt auf den Dialog mit ihrem Vater zu sprechen kam und sie ihm keine Sekunde zum Durchatmen ließ. „Also was wollte mein Vater genau?“ Mit gedanklich immer wieder geschlossener Faust diskutierte Chris mit ihr über den Umstand, dass sie auf keinen Fall am nächsten Morgen in das Geschäft sollte. Er billigte ihre Entscheidung nicht, sich so früh nach ihrem schweren Zusammenbruch dort sehen zu lassen. All die angeführten Argumente zählten nicht. Nichts, was er sagte, ließ sie von ihrer Meinung abrücken oder sich gar umstimmen. Kapitulierend blieb ihm nichts übrig, als ihr nachzugeben und ihren Entschluss zu akzeptieren. Auch wenn er es nicht guthieß, wollte er sie nicht wegen eines dummen Streits verlieren. Hatte Chris sie doch gerade erst wieder bei sich. Wieder zurückgewonnen.

Seit Jess‘ letzter SMS an Alf hatte sie ihr Smartphone nicht mehr in der Hand. Sie wollte wieder unabhängig sein und ihrem Job nachgehen, den sie liebte. Dazu gehörte nun auch die verlangte Aussprache mit ihrem Vater. Bevor sie sich auf den kommenden Tag vorbereitete, lud sie ihr Handy. Noch am gleichen Abend wollte sie mit ihrem Dad in Kontakt treten. Sich Klärung über sein Anliegen zu verschaffen. In den letzten Tagen hatten sich viele unbeantwortete Telefongespräche und Textnachrichten gehäuft. Die meisten waren von ihrer Freundin Anja, die sich so sehr um sie gesorgt hatte, als sie wegen ihrem Liebhaber Alf am Boden zerstört war. Zwei Anrufe von ihrem Vater und genauso viele von Alf. Mit großen Augen schaute sie auf das Display. Damit hatte sie nicht gerechnet. Hatte sie doch Wochen lang sehnsüchtig auf eine Nachricht von ihm gewartet und nichts bekommen. Heilfroh war sie, da sie die Anrufe erst jetzt sah. Löschte sie entschlossen aus ihrer Liste. „Dieses Kapitel ist abgeschlossen, mein Freund“, murmelte sie vor sich hin, obgleich ihr die Anrufe ein wohliges Gefühl und gleichzeitiges Unbehagen auslösten. Nachdrücklich löschte sie seine Kontaktdaten, um endlich mit ihm abzuschließen. Ihre Affäre und all die Gefühle für ihn, die immer noch präsent waren und verworren zwischen Begehren und Hass lagen.

Ohne sich weiter mit ihm und dem damit verbundenen Anflug von Rückblicken aufzuhalten, wählte sie demonstrativ die Nummer ihres Vaters. Offen und freundlich war die Begrüßung. Anders, als sie erwartet hatte. Nicht zuletzt hätte ihr Fehlverhalten den Ruin des Unternehmens bedeuten können, das ihr Vater aus dem Nichts aufgebaut hatte. Höflich teilten sie die Befindlichkeiten des jeweils anderen aus. Wie Jess das hasste. Hätte ich doch einfach eine SMS geschrieben, ging es ihr genervt durch den Kopf. So kam sie ohne Umschweife zum Punkt und somit zum Anlass ihres Anrufes. Ruhig aber mit rotierendem Unterarm, da es nichts Schlimmeres für sie gab, als das Vorspiel zu einem Gespräch und sie fand, es würde nur unnötig wertvolle Zeit damit verschwendet.

„Du hast mit Chris gesprochen. Er sagte mir, ich soll dich morgen im Büro treffen. Papa, es tut mir leid, was passiert ist. Ich mach es wieder gut.“

Suchte nach Erklärungen, ohne sich ihm im Detail anzuvertrauen.

„Alles ist in Ordnung, mein Kind. Komm bitte morgen um neun. Wir werden ein paar Dinge klären müssen, damit alles weiterhin reibungslos funktioniert. By the way, ich hab da auch noch ein paar Pläne, Baupläne, die ich mit dir für einen neuen Auftrag besprechen möchte. Bitte nimm dir deswegen morgen nichts anderes vor. Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen.“

Nach einem Themenwechsel und weiteren unliebsamen Höflichkeitsphrasen verabschiedeten sie sich endlich. Für Jess stand fest, morgen wird ein ganz normaler Arbeitstag. Mit vielen Inhalten. Es gab einiges aufzuarbeiten und neue Dinge kamen hinzu. Jess hatte sich wieder im Griff, sah sich in der Gegenwart und ihrer Zukunft mit einer intakten Familie und der geliebten Beschäftigung als Geschäftsführerin.

„Guten Morgen, Frau Lancier“, begrüßte Jess‘ Assistentin sie freundlich am Morgen ihres ersten Arbeitstags.

„Ihr Vater erwartet Sie bereits im großen Konferenzraum. Darf ich Ihnen Ihren Kaffee bringen?“

„Guten Morgen, Emma, sehr gerne.“

„Kommt sofort und wenn ich das anmerken darf, Sie sehen phantastisch gut aus.“ Zum Dank für das erteilte Kompliment nickte Jess und entfachte ein kleines Lächeln. Emmas Freude über ihre Anwesenheit stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben.

Ohne sich weiter aufzuhalten, lief Jess zielstrebig den bereiten Gang zur Verabredung mit ihrem Vater. Dabei betrachtete sie das Gemälde von Salvator Dali. Nur eine Replikation, das Original hing in ihrem Safe‘, dachte sie noch, bevor sie die Türe des Besprechungsraumes öffnete.

„Guten Morgen, Papa.“

Die innige Beziehung der beiden war bereits bei der Begrüßung zu erkennen und endete mit einem Kuss auf die Wange und einer herzlichen Umarmung.

„Schön, dass es dir gut geht“, entgegnete ihr Vater freundlich. Mit einer Handbewegung wies er Jess, sich in einen Sessel zu setzen und ließ sich ihr gegenüber ebenfalls nieder. Emma brachte den gewünschten Kaffee und zog sich diskret zurück. Klein kam sich Jess vor, wie ein Kind, so wie sie ihrem Vater gegenüber saß. Lässig hatte er die Beine übereinander geschlagen und die Arme breit über die Rückenlehne des Sofas ausgebreitet. Dabei knetete er mit einer Hand das Leder. Alles sehr heroisch. Ihr Vater! Seriös war sein Auftreten. Mit seinem Maßanzug und einer Rolex am Handgelenk wirkte er auch erfolgreich. Sein italienischer Touch gab ihm allerdings auch die Note eines Mafiosos. Nervös spielte Jess an ihren Nägeln. Doch mit seiner ruhigen Ausstrahlung nahm er Jess die Nervosität, da sie keinen blassen Schimmer hatte, was er eigentlich von ihr wollte.

Nachdem sie gut eine Stunde über die letzten Monate und das Versäumte im Geschäft sprachen, wurde der Blick des Seniorchefs sehr ernst. Stirnfalten zogen sich quer über seine Stirn und seine Körperhaltung straffte sich.

„Jess, wir müssen uns ernsthaft unterhalten!“ Seine klare feste Aussprache ließ es nicht mehr zu, nur noch einen Schluck Kaffee zu trinken. Die Tasse hielt Jess bereits an die Lippen, bevor sie diese wieder auf ihren vorgesehenen Platz zurücksetzte.

Etwas musste passiert sein, dachte sie. In Gedanken verloren landete die Tasse klirrend auf dem Unterteller und der Löffel rutschte klackend auf den Glastisch.

„Nicht hier“, hörte sie ihren Vater noch flüstern, bevor er sich erhob.

Gemäßigt öffnete er seine Tasche. Für Jess‘ Geschmack zog er zu hastig Kleidungsstücke aus der Tasche. Jeans, T-Shirt und eine braune Perücke. Hirngespinste tanzten wie wild in Jess‘ Kopf umher. Es wurde ihr fast schwindelig.

Oh nein! Wie ich das verabscheue! Verkleidungsspiele! Unmittelbar fühlte sie sich in das miese Hotelzimmer zurückversetzt, mit Alf und dem Widerling. Als sie ihren ausrangierten Liebhaber das letzte Mal sah.

Nein! …, brüllte sie innerlich klagend, aber unhörbar. Weit schob Jess die Gedanken daran von sich weg. Nichts davon sollte wieder in ihr Leben zurück. Ordnete ihre Gedanken und verpackte das Unangenehme und Widerliche in eine Kiste und verschloss sie tief in ihrem Gehirn. Ungläubig und verstört sah sie ihren Vater an. Sie wollte bereits lospoltern, doch er legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen. Der Anflug eines Redeschwalls endete sofort und versickerte in ihrer Kehle. Unwillig schwieg Jess. Gleichwohl gehorchen, das hatte sie gelernt und konnte es mit absoluter Perfektion.

Schweigend unterlag sie den genauso stummen Anweisungen und zog sich um. Gleiches tat Herr Lancier auch. Jeans und Poloshirt.

Das Bekleidungsensemble wurde mit bequemen Sneakers vervollständigt. Über die hintere Treppe des Flures verließen sie klammheimlich zügig, aber ohne zu hasten, die fünf Etagen nach unten und nahmen den Hinterausgang zu einem uneinsehbaren Parkplatz des Geschäftsgebäudes. Direkt neben dem Ausgang des modernen Hauses stand eine schwarze Limousine, deren Motor bereits lief. Ein schweigsamer Herr, korrekt gekleidet, in einem schwarzen Anzug öffnete die hintere Tür des Wagens und Vater und Tochter rutschten nacheinander auf den Sitz. Alles ging sehr schnell. Nachdem der Fahrer seinen Platz eingenommen hatte, fuhr er den bereits gestarteten Wagen vom Parkplatz unbemerkt hinunter.

Immer noch ungläubig über das Spektakel, schaute Jess ihren Vater fragend an. Die gerunzelte Stirn und hochgezogenen Augenbrauen unterstützten ihre stummen Fragen. Doch Jess formulierte kein einziges Wort. Keine Silbe kam ihr über die Lippen, gleichwohl löcherten ihre Augen den Seniorchef mit einer Unzahl an Fragen. Jedoch diese versuchte die intelligente Frau für sich selbst zu beantworten. Ohne Erfolg. Nur Spekulationen hatte sie parat, nichts Greifbares. Eine kleine Stirnfalte zog sich senkrecht zwischen ihren Augenbrauen zusammen. Sie löste sich allerdings, als ihr Vater ruhig seine Hand auf Jess‘ Handrücken legte, sie umschloss und sanft drückte. Aus ihrem Rätselraten gerissen, blickte Jess auf und war noch in Gedanken. Da sie sich durch die vielen Selbstbefragungen nicht die erhoffte Aufklärung herausquetschen konnte, entschied sie, sich darauf zu konzentrieren, wohin sie nun chauffiert wurden. Als erstes musterte sie den Wagen. Ungewöhnlich dick und getönt waren die Scheiben. Der dumpfe Knall beim Schließen der Wagentür unterstützte ihre These. Sie musste sich in einem gepanzerten Auto befinden. Ihre auskundschaftenden Augen erspähten ein Funkgerät. Sehr moderne Technik, nichts was die Polizei benutzen würde. Beim Aufblicken erspähte sie erst jetzt aus dem rechten Ohr ihres Chauffeurs einen durchsichtigen gekringelten Draht, der an einem Knopf hervorkam. Das andere Ende verschwand unscheinbar zwischen dem Kragen des Hemdes und des Jacketts im Nacken.

Gepanzerte Limousine, Funk, …? Agent, urteilte Jess‘ Kopf. Quatsch! Sei nicht albern, Jess! Dafür gibt es keinen Grund.

Wieder und wieder blickte sie abwechselnd auf ihre Uhr und in den Rückspiegel. Die Fahrt dauerte nun zehn lange Minuten und sie hatte immer noch keine Ahnung, wohin. Beharrlich langsamer von Sekundenabstand zu Sekundenabstand tickte der Zeiger ihrer Uhr. Bewegte sich schleichend von Zahl zu Zahl. Es kam ihr endlos vor. Die Zeit verrann nicht, legte sich schwer über ihr Gemüt und der Sekundenzeiger tickte laut in die Stille des Wagens. Und kein Wort von niemandem, kein einziges Wort. Fragen überfluteten sie. Brannten ihr förmlich auf den Lippen.

Trotz dichtem Verkehr und des Einprägens der Strecke bemerkte sie im rückläufigen Verkehr in größerem Abstand einen SUV, ebenfalls in Schwarz, der ihnen folgte. Pausenlos zwang sie sich zur Ruhe und fasste sich ein Herz und murmelte mit aufgeblähten Nasenflügeln endlich: „Ein Wagen folgt uns. Schon seit geraumer Zeit. Ich weiß nicht, was das hier soll und weshalb, aber das stinkt zum Himmel.“

Der erste Satz war leise und unsicher. Doch die folgenden wurden fester, sicherer und waren mit klarer Stimme. Ohne Zittern und Haspler forderte sie die Aufklärung der Situation.

„Frau Lancier, bitte beruhigen sie sich. Es ist alles in bester Ordnung. Und wir werden nicht verfolgt. Das sind unsere Leute. Sobald wir da sind, klärt sich alles und ihre Fragen werden beantwortet.“

Stille.

Das war es also, dachte sie und trommelte unwirsch mit ihren Fingern auf der Armlehne herum.

Welche unsere Leute? Wo war sie da hineingeraten? Was hat ihr Vater damit zu tun? Was weiß er? Er muss etwas wissen, dafür ist er zu ruhig.

Jess konnte sich keinen Reim auf diese Fahrt und das Gesagte machen.

Nichts ist in Ordnung, randalierte es zwischen ihren Gehirnwindungen.

Es war ihr zu blöd. Keinen Sinn und Zweck in ihrer Verkleidung zu erkennen, zog sie die Perücke vom Kopf und ihr blondes Haar fiel wallend über die Schultern. Schüttelte anmutig den Kopf und strich sich die letzten Haarsträhnen aus dem Gesicht.

So! Alles so, wie es sein sollte.

Ihr Wohlbefinden kehrte zurück.

Auch wenn Jess die Situation mehr als nur suspekt empfand, hatte sie kein Entscheidungsrecht. Blieb in ihrem Gefährt gefangen und kapitulierte.

So kutschierten sie durch die Stadt und kamen an eine große fünfgabelige Kreuzung. Teils war sie mit Grünflächen versehen. Viele Spuren und eine Unzahl an Ampeln sollten den Verkehr regeln. Die Route der Straßenbahnen verlief dort in drei Richtungen. An den breiten Fußwegen standen verschiedene mehrstöckige Gebäude. Vorwiegend Versicherungsgesellschaften waren hier angesiedelt.

Planmäßig bogen sie in eine breite Allee. Direkt an der Ecke stand das größte Gebäude aller am Platz befindlichen Häuser. Aufgrund seiner ellipsenförmigen Bauweise und der mehr als vierzig Stockwerke war es das markanteste Gebäude am Platz. An der Stirnseite zierten vier große Lettern den Namen einer Versicherungsgesellschaft. Augenscheinlich war der Tower aber nicht ihr Ziel. Unmittelbar daneben befand sich ihre Endstation. Etwas zurückversetzt, in respektvollem Abstand zu dem Hochhaus stand es. Ein flaches breit liegendes Gebäude mit Zufahrtsbeschränkung. Grau und trist war es zum Rest der anderen Häuser, die sie bereits gesehen hatte. Das Grundstück war schlecht einsehbar und auch der Zugang war nicht auszumachen.

Als sie die Pforte des geschützten Geländes passierten, zeigte der Fahrer dem Pförtner seinen Ausweis. Danach wies die Schrankenaufsicht seinen Kollegen in dem Häuschen an, sie durchfahren zu lassen. Auf einem silbernen Schild konnte Jess noch im Augenwickel Merex AG-Verwaltungsgesellschaft erhaschen.

Jess Anspannung stieg, da sie nun das Ziel erreicht hatten. Am liebsten hätte sie jetzt auf irgendetwas herumgetrommelt, um sich zu beruhigen. Dachte dabei, sie befände sich bereits mitten in einer Verschwörung, da ihr die Sicherheitsvorkehrungen und die hermetische Abschließung des Geländes für ein solches Unternehmen ungewöhnlich erschienen. So hielt die Limousine direkt vor dem nicht einsehbaren Eingang des Gebäudes.

Zuerst stieg der Fahrer aus und hielt Jess die Wagentüre auf und dann ihrem Vater. Das empfand sie zumindest als standesgemäß nach der verrückten Aktion.

Verkleiden und fahren. Was für ein Irrsinn. Aber jetzt wird sich alles klären, so dachte sie. Schob ihre Verschwörungstheorien und die Gespinste an die Vorgänge, die ihr nicht alltäglich und auch abnorm erschienen, von sich weg.

Nachdem ihr Chauffeur den Wagen geschlossen hatte, schritt er hoch erhobenen Hauptes vor ihnen die fünf Stufen zur Tür und öffnete diese mit einer Magnetkarte und einem sechsstelligen Zahlencode. Eine Handlung, die wie selbstverständlich für ihn schien.

Jess und ihr Vater folgten dem wortkargen Mann in das Innere des Gebäudes in ein breites Foyer zu einem Fahrstuhl. So gelangten sie in die oberste Etage. Jeder Schritt des ominösen Begleiters schien durchgeplant und wurde von Jess genau beobachtet. Oben angekommen gingen sie durch einen langen grauen Flur und wurden in einen großen Konferenzraum geführt. Sie fand ihn ziemlich komfortabel ausgestattet. Leinwand, Beamer, ein großer rechteckiger Tisch mit zwanzig Stühlen in der Mitte des Raumes. Direkt an der großen Fensterfront befand sich eine moderne Couchgarnitur in Leder und integrierten Tischen.

„Bitte nehmen Sie Platz, Frau Lancier, Herr Lancier. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ Nachdem die Getränkewahl geklärt war, ließ der Fahrer die beiden zurück. Nach einer kurzen Wartezeit brachte eine nette, adrett gekleidete, junge Brünette ihnen die Getränke und darüber hinaus etwas Gebäck.

Die einkehrende Ruhe währte allerdings nicht lange, da öffnete sich die Tür bereits wieder und drei in dunklen Anzügen gekleidete Herren betraten den Raum und steuerten zielstrebig den ausgesuchten Platz von Vater und Tochter an.

„Franco, ich grüße dich. Wir haben uns ja Ewigkeiten nicht gesehen. 2007? Richtig? In Vancouver“, wurde Jess‘ Vater von einem der Eingetretenen herzlich und überschwänglich willkommen geheißen. Dabei schüttelten sie sich die Hände und ihr Vater klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter.

„Jerod, schön dich zu sehen. Dann sind wir ja in guten Händen.“

Nacheinander begrüßen die anderen Herren ihren Vater mit seinem Nachnamen und stellten sich selbst vor.

„DGSE, Alaine Duboir.“ Ein großer Blonder mit einem festen Händedruck.

„BND, Walter Strunk, Abteilung Sicherheit“, präsentierte sich ein rundes Gesicht mit Nickelbrille. Nicht zuletzt gab Jerod Jess seine große Hand und begrüßte sie mit: „Jerod Miller, Interpol.“ Der Händedruck war nach ihrem Geschmack etwas zu fest und die Fingerknöchel taten ihr weh, als er die Hand losließ. Automatisch rieb sie sich die Hände. Wurde dennoch von den Namen und der Zugehörigkeit der Anwesenden übermannt. Starrte mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen die Ansprechpartner bei der Begrüßungszeremonie an.

Das war zu viel für Jess. Sinnbildlich musste ihr Kinn bis auf den Boden gefallen sein. Plumpste ohne Vorwarnung auf das Sofa und konnte nichts sagen. Noch nicht einmal die Begrüßung der Herren erwiderte sie. Ihre großen Augen stierten lediglich in die Runde. Sie war fassungslos und sprachlos.

Angestrengt arbeitete ihr Kopf bereits. Rasend schnell flog die letzte halbe Stunde an ihr vorbei. Brachte den Ablauf für sich in die richtige Reihenfolge. Bundesnachrichtendienst baute sie noch schnell in ihre Gedankenfolge ein, Interpol auch.

Aber was zum Teufel ist DGSE? Die Abkürzung hatte sie gehört und auch schon gelesen. Jess, denk nach! Was ist das? Denk nach!

In Windeseile ging Jess ihre Arbeitsmaterialen, Zeichnungen und Grundrisse durch. Sie wusste genau, irgendwo hatte sie das gelesen.

Direction Générale de la Sécurité Extérieure. Auch Geheimdienst. Das war es.

Doch in welchem Zusammenhang bekam sie in der Kürze nicht mehr hin.

„Frau Lancier, ich muss mich für die Vorgehensweise entschuldigen. Es blieb uns leider keine andere Möglichkeit, Sie unentdeckt hierher zu bringen“, hörte Jess zunächst erst von einer weit entfernten sonoren Stimme. Klar und deutlich kam bei ihr allerdings der letzte Satz an. „Das diente lediglich Ihrer Sicherheit.“ Weiter ermittelte Miller:

„Hatte ihr Vater die Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen?“

„Nein. Soweit sind wir nicht gekommen. Ich wollte sichergehen, dass niemand mithört“, antwortete Lancier für sie.

Obwohl sie anwesend war und sie für sich selbst hätte sprechen können, wurde sie einfach übergangen. Entsetzt und schockiert hob sie die Hände vor sich auf und nieder, um sich zu beruhigen. Dabei atmete sie tief durch, bevor sie ansetzte, ihre nunmehr geordneten Gedanken mit den dazugehörigen Fragen zu stellen.

„Erst einmal möchte ich wissen, wieso ich hier bin? Zweitens, wieso sitze ich hier zwischen Agenten? Und drittens, Vater, was ist deine Rolle in diesem Spiel?“

„Das ist alles streng geheim und unterliegt der höchsten Sicherheitsstufe“, entgegnete ihr Miller und nahm die Wortführung wiederholt an sich.

„Da Sie so erfrischend direkt fragen, möchte ich es auf den Punkt bringen … Sofern Sie bereit sind, uns behilflich zu sein, möchten wir Sie in unser Team aufnehmen. Das wird heikel, ist gefährlich und sie benötigen Informationen sowie eine Grundausbildung. Wenn Sie auf unsere Bitte eingehen, erhalten Sie selbstverständlich alle notwendigen Hintergründe.“

Drückende Stille legte sich im Raum nieder. Jess dachte nach. Geheimdienste, die ihre Hilfe brauchten. Das kann ja lustig werden, dachte sie erst abfällig. Sah aber die Ernsthaftigkeit des Anliegens in der Körpersprache der Anwesenden. Doch sie sah darüber hinaus auch die Möglichkeit, sich auf einem interessanten Gebiet zu betätigen, wovon sie nie zu träumen gewagt hatte. Vier Augenpaare richteten sich unablässig auf sie. Große Hoffnung auf ihr Mitwirken, bei was auch immer, konnte sie buchstäblich in den Gesichtern sehen. Erst zögerlich und dann sicher stimmte sie zu. Bevor sie allerdings die erhofften Informationen erhielt und um welche Angelegenheit es ging, legte ihr Miller mehrere Dokumente vor, die sie gegenzeichnen sollte.

„Frau Lancier, bevor Sie unterschreiben, überlegen Sie bitte genau. Jetzt können Sie noch gehen und es war ein einmaliger Ausflug hierhin. Nach ihrer Unterzeichnung sind sie ein Mitglied von Interpol und unterliegen der Schweigepflicht. Es gibt kein zurück.“

Der Ausdruck in Millers Stimme war ernst und unnachgiebig in der Forderung, die gestellten Bedingungen zu erfüllen.

Aufgeregt drehte Jess den edlen Kugelschreiber zwischen ihren Fingern, als sie die Seiten der ihr vorliegenden Dokumente las. Geheimhaltungsklauseln, Sicherheitsanweisungen, Sicherheitsfreigaben. Nichts, was man einem Anwalt zeigen könnte, dachte sie. Obwohl sie das gerne getan hätte. Nach Abwägen der vielen Pros und Contras erschienen ihr diese dann doch unlogisch. Wusste, sie würde keine Silbe erfahren, wenn sie jetzt einen Rückzieher ihrer bereits erteilten Zusage machte. Nach kurzem Zögern zeichnete sie alle vorgelegten Seiten mit ihrem Kürzel und jedes geheftete Dokument erhielt ihre volle Unterschrift.

Nachdem der formelle Teil abgeschlossen war, betrat die Frau, die die Getränke brachte, den Raum und nahm die Dokumente an sich. Bevor sie das Zimmer verließ, lächelte sie Jess an und verabschiedete sich mit den Worten: „Willkommen in der Familie, Frau Lancier.“

„Wie gut kennen Sie Riley Jenkins? Oder auch alias Vincent Mehoni, Brien McDougen, Curtis Reinhart, um nur einige der vielen Namen zu nennen, unter denen er in der Vergangenheit operierte. Sie kennen ihn besser als Alf Atzler“, richtete Strunk als erster in der kleinen Runde seine Frage direkt an Jess. Als sie diesen Namen hörte, wurde es ihr heiß und kalt zugleich. Röte stieg in ihr Gesicht. Bemerkte, dass sich ihre Augen noch mehr weiteten, als sie es bereits waren.

Sie wissen alles über mich, ging es ihr durch den Kopf.

Also kein Grund, etwas zu verheimlichen, auch wenn sie sich in Gegenwart ihres Vaters schämte, verriet sie wirsch: „Wir hatten Sex und das mehr als einmal. Aber das wissen Sie ja bereits.“ Strunk nickte kaum merklich.

„Ich möchte gleich auf den Punkt kommen. Wir haben Sie in den letzten achtzehn Monaten observiert und kennen den intensiven Kontakt zwischen Ihnen beiden. Hat er Sie jemals über seine beruflichen Ambitionen in Kenntnis gesetzt oder zu einem der geschäftlichen Termine mitgenommen?“ „Letzteres nicht“, erwiderte Jess verstimmt. „Aber er handelt mit Immobilien und exklusiven Autos. Doch das brauche ich Ihnen doch nicht zu erzählen.“

Miller mischte sich ein und erklärte Jess, dass sie lediglich in das Visier der Observationen internationaler Ermittlungen geraten war, da sie mit ihm in engem Kontakt stand und seine Firmen nur Tarnung seien. Allerdings ging er über ihre Bekanntschaft von keinem Zufall aus, da ihr Vater über Jahre für Interpol tätig war. In seiner Tarnung als leitender Architekt war Franco Lancier hauptverantwortlich für eine weitläufige Wiederaufbereitungsanlage im Südosten Frankreichs zuständig und hatte uneingeschränkt Zugriff auf alle Planungsdetail der Einrichtung. Zusätzlich umfassten seine Kenntnisse auch ältere Bauwerke auf dem Gelände. Kannte jeden Raum und Weg, somit auch die Funktionalität der Sicherheitsvorkehrungen auf dem Sicherheitsareal. Mit seiner Tätigkeit unterlag er der höchsten Sicherheitsfreigabe.

Ohne eine Pause erfuhr Jess von Miller weiter: „Anfang 2000 wurde von der Wiederaufbereitungsanlage Cogema in La Hague ein Behälter mit Plutonium nach Cadarache transportiert. Trotz der hohen Sicherheitsmaßnahmen versuchte man gezielt, den Konvoi von sechzehn Fahrzeugen zu überfallen, das Sicherheitspersonal auszuschalten und das Plutonium zu entwenden, um es letztendlich auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Das seiner Zeit aus den USA verschiffte Nuklearmaterial sollte zu Mox-Brennstäben für den Reaktorbetrieb wiederaufbereitet werden, was aufgrund des fehlgeschlagenen Angriffs auch stattfinden konnte. Nuklearmaterial aus dem Kalten Krieg.“

Mit weiteren Hintergrundinformationen fuhr er, ohne durchzuatmen, fort.

„Russland und die USA haben ein Jahr vor dem Attentat auf den Konvoi einen Abrüstungsvertrag geschlossen, in dem beide Staaten zugesagt haben, 34 Tonnen von waffenfähigem Plutonium zu vernichten. Weil die USA das Material aber nicht selbst umwandeln kann, wurde es nach Frankreich verschifft.“

Miller machte endlich die ersehnte Verschnaufpause. Er sah sehr wohl, dass Jess seinen Ausführungen folgte. War sich indessen nicht sicher, ob sie annähernd die Brisanz des Themas begriff und was er von ihr wollte. Als er allerding ein Nicken ihrerseits sah, interpretierte er es so, dass sie den Zusammenhängen folgen konnte und attackierte Jess mit neuen Auskünften.

„Die staatliche französische Atomgesellschaft Areva gab zu diesem Zeitpunkt keinerlei Informationen zu dem Transport heraus. Leider sitzen in den staatlichen Organisationen überall Maulwürfe und werden geschmiert. Sonst wäre es nie zu diesem Zwischenfall gekommen. Bei Erfolg wären die Konsequenzen fatal gewesen, da die transportierte Menge Plutonium ausreichend für die Herstellung von neun Sprengsätzen von der Stärke der Hiroshima-Bombe gewesen wären.“

In weiteren ausführlichen Erklärungen wurde Jess mit klaren Fakten überhäuft. Dass Cadarache auch ein Kernforschungszentrum ist und rund sechzig Kilometer nordöstlich von Marseille am Ostufer des Flusses Durance in dem relativ kleinen Ort Saint-Paul-lès-Durance liegt. Die Anlage rund vierhundertfünfzig Gebäude umfasst und etwa fünftausend Mitarbeiter beschäftigen würde. Weitere Aufgaben seien Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Zusammenhang mit dem industriellen Einsatz von Kernreaktoren, Uran- und Plutoniumbrennstoffen und auch viele andere Einsatzmöglichkeiten der Kernenergie.

Aufgrund des weit gefassten Aufgabenspektrums umfasse das Zentrum rund zwanzig verschiedene nukleare Basisanlagen.

Diese benannte Miller mit INB – „Installation Nucléaire de Base“, benannte Forschungsreaktoren wie Cabri, Scarabee, Masurca, Eole, Minerve und Phebus und noch einige mehr, die sich Jess nicht merken konnte.

„Im Oktober 2009 kam es in einer der Anlagen zu einem Störfall der Kategorie zwei auf der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse, da man bei Demontagearbeiten unerwartet auf neununddreißig Kilogramm Plutoniumstaub in einem abgedichteten Behälter gestoßen war“, hörte sie ihn nachdrücklich sagen.

Millers umfangreiche Aufklärungen schlossen mit den besorgten Worten: „Wir wissen von mindestens einem weiteren Behälter und auch, dass militante Gruppen, Terroristen und Diktaturen daran interessiert sind. Hinter dem Anschlag von 2000 verbirgt sich ein exzellent organisiertes Netz von einem Waffenhändler … Riley Jenkins. Er, Cadarache und ihre Verbindung sind die Gründe, warum Sie hier sind.“

Das Schlüsselwort war Cadarache. Anfang 2000 war lang her. Der Zwischenfall 2009 nicht. Aber was hatte sie jetzt damit zu tun. Alf, ein Waffenschieber? Das konnte sie sich nun nicht vorstellen und fand es sehr weit hergeholt und konstruiert.

Wieder sortierte sie die neu gewonnen Informationen. Dabei stellte sie als erstes fest, dass ihr Vater für sie ein Fremder war. Der so geliebte Papa war ein Agent. Ein Geheimagent! Auch wenn sie jetzt glaubte, ihn nicht zu kennen, war sie doch stolz auf ihn. Ihre Rolle war ihr nicht klar und passte ihrer Meinung nach gar nicht ins Bild, zumal man ihre Hilfe erwartete. Selbst wenn Alf ein Waffenhändler sein sollte, wäre das sicherlich nicht sein erstes Mal. Plutonium zu stehlen und zu verkaufen, nein solche Karrieren hatten eine lange Geschichte. Nein, das wollte sie nicht wahr haben.

Jess verlangte für die erhobenen Anschuldigungen nachhaltige Beweise und Belege für diese Behauptung. Man konnte ihr ja viel erzählen, und für ein klärendes Gespräch mit ihrem Vater blieb noch Zeit.

Miller verneinte Jess‘ Forderung mit einer Handbewegung.

„Dafür ist heute keine Zeit mehr. Es ist bereits spät und wir haben längst Vorbereitungen für Ihre Heimfahrt getroffen.“