Oberhausen

Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet

Studienausgabe

Herausgegeben von Magnus Dellwig und Peter Langer

unter Mitarbeit von Otto Dickau, Klaus Oberschewen und Burkhard Zeppenfeld

Band 3:
Oberhausen in Krieg, Demokratie und Diktatur

Verlag
Karl Maria Laufen

Die Herausgeber und der Verlag bedanken sich bei den Sponsoren für die großzügige Unterstützung. Nur so konnte die Studienausgabe der Oberhausener Stadtgeschichte realisiert werden.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Verlag Karl Maria Laufen

Oberhausen 2014

Alle Rechte vorbehalten

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

Autoren und Herausgeber haben sich bemüht, alle Bildrechte zu klären. Sollte dies im Einzelfall nicht oder nicht zutreffend gelungen sein, wird um Nachricht an den Verlag gebeten.

Bildredaktion: Ingo Dämgen

Register: Saskia Eßer

ISBN 978-3-87468-324-1

ISBN des Gesamtwerkes: 978-3-87468-316-6

Überblick über das Gesamtwerk

Band 1:
Oberhausen in vorindustrieller Zeit

Band 2:
Oberhausen im Industriezeitalter

Band 3:
Oberhausen in Krieg, Demokratie und Diktatur

Band 4:
Oberhausen in Wirtschaftswunder und Strukturwandel

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Überblick über das Gesamtwerk

Grußwort

Vorwort der Herausgeber

PETER LANGER

Oberhausen im Ersten Weltkrieg

Streiflichter aus der Kriegszeit 1914 bis 1918

PETER LANGER

Oberhausen in der Zeit der Weimarer Republik

Von der Novemberrevolution bis zum Ende der Demokratie

1. Revolution 1918

2. Die großen Streiks im Frühjahr 1919

3. Der Kapp-Putsch, die Rote Armee und der Einmarsch der Reichswehr

4. Eine gespaltene Gesellschaft

5. Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld während der Ruhr-Besetzung 1923

6. Die „Goldenen Zwanziger Jahre“ in Oberhausen

7. Der Anfang vom Ende: der Ruhreisenstreit, das Volksbegehren gegen den Young-Plan und der Aufstieg der Nazis

8. Die Zerstörung der Demokratie

PETER LANGER

Die Nationalsozialistische Herrschaft

Oberhausen zwischen 1933 und 1939

1. Die Nazis an der Macht

2. Die völlige Gleichschaltung des öffentlichen Lebens

3. Die Ausrichtung der Stadtverwaltung auf einen strammen Nazi-Kurs

4. Das Schicksal der Juden in Oberhausen

Verzeichnis der ehemaligen jüdischen Bürger in Oberhausen

5. Die „Arbeitsschlacht“ vor Ort

6. „Volksgemeinschaft“

7. Die Reichspogromnacht in Oberhausen am 9./10. November 1938

8. Widerstand in Oberhausen

Verzeichnis der Oberhausener Widerstandskämpfer

A. Politisch Verfolgte

B. Aus religiösen Gründen Verfolgte

SASCHA CONCAS

Oberhausen im Zweiten Weltkrieg

Radikalisierung der Verfolgung, Bombennächte und Zwangsarbeit in den Jahren 1939 bis 1945

Zeittafel zur Geschichte Oberhausens 1929 bis 1945

Danksagung

Abkürzungen

Begriffserläuterungen

Anmerkungen

Register

Autoren

Abbildungsnachweis

Klappentext

Grußwort

2012 wurde Oberhausen 150 Jahre alt. Das war und ist ein guter Grund sich zu erinnern. Immer wieder haben mich im Laufe der Jahre Oberhausenerinnen und Oberhausener angesprochen, ob es nicht mal wieder Zeit würde für ein neues Oberhausen-Geschichtsbuch.

Immerhin ist das letzte 1965 erschienen, das ist fast ein halbes Jahrhundert her. Den Anstoß, von der Idee zur konkreten Umsetzung zu kommen, gab die Verabschiedung von Dr. Peter Langer als Leiter der Heinrich-Böll-Gesamtschule Mitte 2009. Damals habe ich ihn, den Vorsitzenden der Historischen Gesellschaft Oberhausen (HGO), gebeten, in seiner hinzugewonnenen Freizeit sich um ein neues Stadtgeschichtsbuch für Oberhausen zu kümmern.

Er hat die Aufgabe angenommen und sie gemeinsam mit seinem Mitherausgeber Dr. Magnus Dellwig sowie den Autorinnen und Autoren, dem Redaktions- und dem Herausgeberteam zum Erfolg geführt.

Pünktlich zum Jubiläumsjahr 2012 lag ein neues und umfassendes Werk über die Stadtgeschichte vor. Es gliedert sich in vier Bände:

Band 1 beschreibt die vorindustrielle Zeit bis zum 19. Jahrhundert. Er stellt die Stadtteile in den Mittelpunkt für eine Zeit, zu der es Oberhausen noch nicht gab.

Band 2 setzt 1758 an. Er schildert die Industrialisierung und die Stadtbildung von der Gründung der St. Antony-Hütte bis ins frühe 20. Jahrhundert.

Band 3 befasst sich mit dem Zeitraum von 1914 bis 1945 und stellt dabei die politische Geschichte in den Mittelpunkt.

Band 4 ist zeitlich gesehen der aktuellste Band. Er behandelt die Zeitgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei macht ihn die Vielseitigkeit der thematischen Zugänge zur Stadtgeschichte besonders lesenswert.

Beeindruckende 35 Autorinnen, Autoren und Interviewpartner haben die Stadthistorie aufgearbeitet und auf mehr als 1.800 Seiten dargestellt. Das ist bislang einmalig in der Geschichte der Städte im Ruhrgebiet. S. ist ein überaus spannendes Bild von der Entwicklung Oberhausens entstanden, das eine große Verbreitung und Leserschaft verdient.

Mein ganz besonderer Dank gilt den zahlreichen Autorinnen und Autoren, die in ihrer Freizeit mit großem Zeitaufwand und noch größerem Enthusiasmus dieses umfassende Oberhausener Geschichtsbuch geplant, geschrieben und herausgegeben haben.

Die Erstveröffentlichung im September 2012 fand bei der geschichtsinteressierten Bürgerschaft derart großes Interesse, dass die neue Stadtgeschichte schon zu Weihnachten 2012 vergriffen war.

Den Herausgebern ist es daraufhin gelungen, finanzielle Förderer und den Oberhausener Verlag Karl Maria Laufen für eine Neuveröffentlichung als Studienausgabe zu gewinnen. Diese verfolgt den hohen Anspruch, allen Interessierten in Stadt und Wissenschaft das Werk zu attraktiven Konditionen erneut zugänglich zu machen. Ebenfalls ist beabsichtigt, Folgebände zu Themen von gesamtstädtischer Bedeutung zu veröffentlichen. Dafür danke ich allen Beteiligten im Namen der Stadt Oberhausen, ihrer Bürgerinnen und Bürger ausdrücklich.

Glück auf und viel stadtgeschichtliches Lesevergnügen!

Klaus Wehling

Oberbürgermeister

Vorwort der Herausgeber

Dieser Band der Stadtgeschichte von Oberhausen nimmt die drei Jahrzehnte von 1914 bis 1945 in den Blick, die heute gelegentlich als der „Zweite Dreißigjährige Krieg“ bezeichnet werden. Diese Kennzeichnung bringt zum Ausdruck, was die Menschen in diesen Jahren durchmachen mussten. Mehr als in anderen Epochen bekamen die einfachen Menschen zu spüren, wie sehr ihr Leben von der Politik bestimmt wurde. Die Stadtgeschichte der Zeit von 1914 bis 1945 muss deshalb als politische Geschichte geschrieben werden: Es muss gezeigt werden, welche Kräfte die Kommunalpolitik bestimmten und wie die so genannte „große Politik“ auf das Leben der „kleinen Leute“ einwirkte.

Dabei stößt der Historiker auf die – für manche vielleicht überraschende – Tatsache, dass die große Mehrheit der Männer und Frauen in Oberhausen nach 1918 keineswegs „ihren alten Kaiser Wilhelm“ wieder haben wollten. Sie wussten, wie Demokratie funktioniert, und wählten bis 1930 mit großer Mehrheit die demokratischen Parteien. Es waren die so genannten „Eliten“, die vom „Geist von 1914“ träumten und sich in die Kaiserzeit zurücksehnten. Erst in den dreißiger Jahren, im Elend der Weltwirtschaftskrise, gelang es den Feinden der Demokratie auch in Oberhausen, die Weimarer Republik zu zerstören.

Im Unterschied zu anderen deutschen Großstädten hat Oberhausen schon vor fünfzig Jahren eine Gedenkhalle für die Opfer des Nationalsozialismus errichtet. In Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gedenkhalle die Geschichte des Nationalsozialismus in Oberhausen vorbildlich aufgearbeitet. Nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter, ihre Helfer und die im Hintergrund wirksamen Strukturen waren Gegenstand der Forschungsarbeit. Wenn wir im vorliegenden Band den Versuch machen, die Stadtgeschichte von Oberhausen in den Jahren 1914 bis 1945 im Überblick darzustellen, so wissen wir wohl, dass dies ohne die in der Gedenkhalle geleisteten, diversen Vorarbeiten schwer möglich gewesen wäre. Dafür schulden wir den gegenwärtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch ihren Vorgängern Dank und Anerkennung.

Ausdrücklich bedanken möchten wir uns auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtarchivs Oberhausen. Sie haben uns in den vergangenen Jahren Zugang verschafft zu allen Materialien, die wir brauchten, und uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Gerade für diesen Band waren die Bestände des ehemaligen GHH-Archivs (jetzt RWWA Bestand 130) besonders wichtig. Sie werden vom Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv zu Köln bestens gepflegt und sind durch die Online-Findbücher für den Benutzer bequem zugänglich. Für die jederzeit freundliche Hilfe und Beratung im RWWA in Köln, namentlich durch Herrn Dr. Weise und Herrn Greitens, möchten wir uns an dieser Stelle ganz besonders bedanken.

Als Herausgeber möchten wir noch auf Folgendes hinweisen: Am Ende der vier Bände finden Sie jeweils eine Reihe von Begriffserläuterungen. Auf die dargestellten Begriffe wird im Text mit einem grauen Dreieck () aufmerksam gemacht. Sodann möchten wir darauf hinweisen, dass die Autorinnen und Autoren für die mitunter wertenden Aussagen in ihren Beiträgen allein verantwortlich sind.

Die schriftliche Darstellung historischer Prozesse wird nie den Geschmack aller treffen. Es wird stets andere Meinungen geben. Das ist gut und notwendig, wenn neue Sehweisen vorgestellt und diskutiert werden. Die hier versammelten Autorinnen und Autoren wünschen sich eine sachliche und offene Auseinandersetzung, denn sie haben nach Zeit und Umständen das Möglichste geleistet.

Konstruktive Kritik ist immer erwünscht und wird unter stadtarchiv@oberhausen.de entgegengenommen. Anonym verfasste Kommentare werden allerdings nicht beantwortet. Die Mitglieder der Redaktion und alle Autorinnen/​Autoren wünschen den Leserinnen und Lesern eine interessante und erkenntnisreiche Lektüre.

Oberhausen, November 2014

Magnus Dellwig

Peter Langer

Peter Langer

Oberhausen im Ersten Weltkrieg

Streiflichter aus der Kriegszeit 1914 bis 1918

Die Begeisterung der ersten Augusttage 1914 erfasste auch in Oberhausen weite Kreise der Bevölkerung. Die bürgerliche Presse berichtete ausführlich darüber. Die realistischere Sicht vor allem in der Arbeiterschaft fand in der Lokalpresse keinen Ausdruck. Aber Indizien, die nicht in das vorherrschende Bild passten, gab es durchaus – dazu unten mehr.

Große Menschenmassen versammelten sich seit dem 28. Juli, dem Tag der österreichischen Kriegserklärung an Serbien, täglich auf dem Altmarkt, wo sich die Redaktion des „Generalanzeigers“ befand. Dort wurden die neuesten Meldungen per Aushang bekanntgegeben. Die Verkündung der „drohenden Kriegsgefahr“ am 31. Juli und der Mobilmachung am 1. August wurde auf dem Altmarkt jeweils mit großen patriotischen Kundgebungen gefeiert. Der Vorsitzende des Oberhausener Kreiskriegerverbandes, Fabrikbesitzer Hauptmann d. R. Becker, putschte die Stimmung in einer Ansprache auf. Zum Abschluss sangen alle das Lied von der „Wacht am Rhein“ und die Nationalhymne, damals noch „Heil Dir im Siegerkranz, Retter des Vaterlands“.

Tausende Oberhausener erhielten den Stellungsbefehl. Die Freiwilligen konnten anfangs gar nicht alle in die Armee aufgenommen werden. Die einberufenen Männer marschierten durch fahnengeschmückte Straßen, teils hinter Musikkapellen, zum militärisch abgesperrten Oberhausener Bahnhof. Die meisten Oberhausener fuhren aber zunächst nicht weit, nur nach Mülheim in die dortigen Garnisonen. Ihre Illusionen schrieben sie, wie Tausende ihrer Kameraden, mit Kreide außen auf die Waggons: „Zum Schützenfest nach Paris“ oder „Die Kaiserparade ist in Moskau“.

Oberbürgermeister Havenstein wurde beim Infanterieregiment 55 in Wesel einberufen. Am 3. August 1914 erschien er im Ratssaal „feldmarschmäßig in der Uniform eines Hauptmanns“. Am Schluss seiner Abschiedsrede brachte er ein „Hoch auf Deutschland, den Kaiser und die Armee“ aus. „Der oberste Repräsentant der Stadt produzierte sich [damit] öffentlich als derjenige Kriegertypus, den die Kriegervereine auf ihren Festen produziert und kultiviert hatten.“1 Der Generaldirektor der GHH und Stadtverordnete Paul Reusch hielt auch eine patriotische Rede, die er allerdings wohltuend un-kriegerisch mit dem Bergmannsgruß „Glück auf“ schloss.2 Havensteins Amtsgeschäfte übernahm der Beigeordnete Körnicke.

Der Friedensfahrplan war auf dem Eisenbahnknotenpunkt Oberhausen vom ersten Kriegstag an außer Kraft gesetzt. Angeblich im Minutentakt rollten Truppen- und Waffentransporte durch. Das Rote Kreuz hatte eine große Verpflegungsstation auf dem Bahnhof eingerichtet, damit die jungen Männer auf dem Weg zur Front nicht hungern mussten. Nur wenige Tage später musste das Oberhausener Rote Kreuz sich um 272 Verwundete kümmern, die mit dem ersten Verwundeten-Transport auf dem Bahnhof ankamen. In den Oberhausener Krankenhäusern wurden in aller Eile 700 Betten für die Verwundeten bereitgestellt. Sie waren schon im September alle belegt. In den folgenden Monaten wurde es für Oberhausen immer schwerer, die große Zahl von Verwundeten zu versorgen. Die schon bald nach Kriegsbeginn spürbare Lebensmittelknappheit im Revier wurde durch die große Zahl der Verwundeten in den Krankenhäusern noch verschärft. Der Chef der GHH nahm dies 1916 sogar zum Anlass, die Reichswehrführung darum zu bitten, keine weiteren Verwundeten mehr ins Ruhrgebiet zu bringen und die Rekonvaleszenten in andere Gebiete Deutschlands zu verlegen.3

Abb. 1: Soldaten auf dem Oberhausener Bahnhof 1914, GA vom 29. Juli 1934

Die ersten belgischen Gefangenen, die schon am 9. August auf dem Oberhausener Bahnhof durchfuhren, wurden nicht vom Roten Kreuz versorgt. Sie waren bei den Kämpfen um Lüttich in Gefangenschaft geraten, man transportiert sie jetzt nach Münster. Dass sie die Opfer des deutschen Überfalls auf das neutrale Belgien waren, schrieb der „Generalanzeiger“ nicht.

Es gibt aber auch Indizien, dass nicht nur Jubel herrschte in diesen ersten Kriegswochen: Ängstliche Sparer bestürmten die Geschäftsstellen der Sparkasse, um sich ihre Einlagen auszahlen zu lassen – angeblich überwiegend Polen, die in Oberhausen lebten und arbeiteten. Viele Lebensmittelgeschäfte wurden durch Hamsterkäufe geleert.4

Diese Indizien weisen darauf hin, dass es auch in Oberhausen in erster Linie das Großbürgertum war, das in Kriegsbegeisterung schwelgte. Heute wissen wir, dass bei der großen Mehrheit der Bevölkerung, vor allem in der Arbeiterschaft, die Stimmung gedrückt war: „Offensichtlich ist die große Mehrheit der städtischen und ländlichen Bevölkerung im Sommer 1914 von Angst, Ernst und Fatalismus erfasst worden. Insofern reagierte sie auf die Schreckensnachrichten eher rational als mit emotionaler Kriegslust.“5 Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies in der Arbeiterstadt Oberhausen anders gewesen sein soll.

Auswirkungen auf die Schwerindustrie

Sofort in den ersten Kriegstagen Anfang August wurden 5.879 Arbeiter der GHH und 374 „Beamte“ eingezogen – bei einer Gesamtbelegschaft von 30.000. Dies führte zu spürbaren Einschränkungen der Stahlproduktion. Von sieben Hochöfen konnten drei nur noch „gedämpft“ betrieben werden.6 Als Ersatz für die fehlenden Arbeiter kamen kurzfristig nur zwei Gruppen in Frage: Vor allem Frauen und in geringerem Umfang Jugendliche. Erst ab 1915 wurden auf den Werken der GHH Kriegsgefangene und Fremd- bzw. Zwangsarbeiter vor allem aus Belgien eingesetzt.

Die Arbeitsbedingungen der Frauen bei der GHH waren nicht weniger hart als die der Männer. Der Vorstand des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller (VdESI), in dem GHH-Chef Reusch eine wichtige Rolle spielte, lehnte die Verkürzung der Nachtschicht für Frauen auf acht Stunden ganz entschieden ab.7 Als der Regierungspräsident Düsseldorf trotzdem die Acht-Stunden-Schicht ab dem 1. Januar 1916 anordnete, blieb Reusch hart und drohte, die Produktion in der Geschossfabrik Sterkrade auf die Hälfte zu drosseln. „Einführen werde ich die Achtstundenschicht nicht. […] Wir werden dann ja sehen, was die Herren weiter machen.“8 Auch die Bezahlung der Frauen wurde im Vorstand des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller diskutiert. Reusch vertrat in dieser Sache ebenfalls einen besonders harten Standpunkt. Er wollte den Frauen keinesfalls den gleichen Akkordsatz zubilligen wie den Männern: „Das tun wir im Westen nicht.“9

Im Bergbau und auf den Walzwerken in Oberhausen wurden allerdings nur ganz wenig Frauen eingesetzt. In der Geschossfabrik in Sterkrade dagegen stieg die Zahl der Arbeiterinnen im letzten Kriegsjahr auf fast 3.000.10

Schon vor Kriegsausbruch hatten sich die Unternehmer der Schwerindustrie Gedanken über den Einsatz von Jugendlichen gemacht. Sie sahen eine Chance, Schutzvorschriften für jugendliche Arbeiter wieder zu beseitigen. Bei einer Besprechung von „Arbeitnordwest“, des Arbeitgeberverbandes im Bereich der Nordwestlichen Gruppe des VdESI, am 14. Juli 1914 in Düsseldorf erhielten die Vertreter der Firmen Tipps, wie die Anträge für die Genehmigung von Nachtarbeit Jugendlicher mit Aussicht auf Erfolg zu stellen waren.

„Unbedingt erforderlich […] ist, immer wieder darauf hinzuweisen, dass die Arbeitsstellen der jugendlichen Arbeiter nur der Ausbildung dieser Arbeiter dienen und die Nachtarbeit keine erhöhte Gefahr für Leben und Gesundheit bringt.“11

Um den Anträgen bei der Gewerbeaufsicht mehr Durchschlagskraft zu verleihen, sollten die Väter vorgeschickt werden.

Abb. 2: „Warnung“

„Das eine oder andere Werk kann auch einen Hinweis auf die immer mehr von Regierungsseite gewünschte und geförderte Jugendpflege in den Genehmigungsantrag aufnehmen und dabei ausführen, dass ein unbedingtes Erfordernis einer richtigen Jugendpflege die rechtzeitige Erziehung zur Arbeit ist. Schließlich empfiehlt es sich auch zu bemerken, dass durch die Beschränkung der Verdienstmöglichkeit der Jugendlichen die soziale Lage der Älteren verschlechtert wird, was zweifellos auch einen Einfluss auf die Geburtenzahl ausüben wird.“12

Also: Die schwere Nachtarbeit von Jugendlichen in den großen Werken diente der Jugendpflege, wurde von den Arbeiterfamilien gewünscht und erhöhte die Geburtenzahl! GHH-Chef Reusch zeichnete das Schriftstück ab, er hatte gegen diese Sicht der Dinge nichts einzuwenden.

Einen Monat später – die deutschen Truppen marschierten jetzt an beiden Fronten – konnte die Nordwestliche Gruppe des Arbeitgeberverbandes VdES. den Betrieben die Genehmigung aller Anträge betreffend die Nachtarbeit Jugendlicher und die Verkürzung der Pausenzeiten in Aussicht stellen.13 Wieviele Jugendliche dann tatsächlich nachts in den Fabrikhallen arbeiten mussten, wissen wir nicht.

Seit 1915 setzte die Schwerindustrie französische Kriegsgefangene ein. Im Gefangenenlager der GHH wurden sie in einem französischsprachigen Aushang über ihre Pflichten informiert:

„Die Verrichtung aller Arbeiten, zu denen die Kriegsgefangenen herangezogen werden, wird im Bedarfsfalle durch Anwendung von Gewalt von ihnen gefordert werden, selbst, wenn die Gefangenen der Ansicht sein könnten, dass die Arbeiten sich auf Kriegslieferungen beziehen. Gefangene können sich nicht auf die Verordnungen und Gesetze ihres Landes berufen, denn während der Kriegsdauer unterstehen sie allein den deutschen Verordnungen und Militärgesetzen. […] Im Falle der Weigerung wird man die Arbeit durch Strafen erzwingen. Es liegt umso weniger Grund vor zur Rücksichtnahme, da im Auslande die deutschen Gefangenen mit den größten Gewalttätigkeiten mit allen möglichen Arbeiten beschäftigt werden.“14

Reusch bat die Geschäftsstelle des VdESI, diesen Aushang den deutschen Behörden nicht zur Kenntnis zu geben, „da wir Wert darauf legen, dass vorläufig an den bestehenden Zuständen nichts geändert wird.“15

Die deutschen Arbeiterinnen und Arbeiter wurden durch Aushang vor den Kriegsgefangenen „gewarnt“. Sie hatten „gegenüber den gefangenen Feinden die einem Deutschen geziemende Haltung [zu] beobachten“. „Vertraulichkeit“ war ebenso zu vermeiden wie „Verhöhnung und Beleidigung“. „Jeder Verkehr, der nicht streng dienstlich ist, ist zu vermeiden.“16

Auf dem Walzwerk Oberhausen arbeitete im letzten Kriegsjahr 1917/​18 „ein wahres Völkergemisch“. Die Gesamtbelegschaft von 1960 Personen setzte sich, wie folgt, zusammen: 950 deutsche Arbeiter, 180 deutsche Arbeiterinnen, 413 belgische Arbeiter, 32 belgische Arbeiterinnen, 25 Griechen, 360 Kriegsgefangene (davon 142 Franzosen, 21 Ukrainer, 102 Russen, 41 Engländer, neun Belgier, 13 Italiener, 32 Portugiesen).17 Auch die Belegschaften im Bergbau und in den Sterkrader Betrieben wurden mit jedem Kriegsjahr internationaler.

Tabelle 1: Beschäftigte im Kohlenbergbau der GHH 1913 bis 191818

Tabelle 2: Beschäftigte in den Sterkrader Betrieben der GHH 1913 bis 191819

Insgesamt waren die Belegschaften des GHH-Konzerns im Krieg von rund 30.000 im Jahr 1914 auf 42.842 im Jahr 1918 angeschwollen. Wie die deutsche Bevölkerung so hungerten auch die Zwangsarbeiter:

„Als die Beschaffung von Lebensmitteln immer schwieriger wurde und die Klagen der Gefangenen über zu schmale Kost sich häuften, übernahm die Hütte am 1. März 1917 die Verpflegung der Kriegsgefangenen und bald darauf auch der freien Belgier in eigene Regie. Die Grundlage der Verpflegung bildeten für die Kriegsgefangenen die Lebensmittellieferungen des Verpflegungsamtes Hiltrup i. W., für die freien Arbeiter (Belgier und Griechen) die der Gemeinden. Diese Lieferungen aber waren zu knapp, um die Leute arbeitsfähig zu erhalten. Die Bemühungen um offizielle Erhöhung der Rationen waren vergeblich, so dass man auf die spärlichen und leider oft trüben Quellen des freien Handels angewiesen war, um nur ein Mindestmaß der Ernährung für die meist schwere Arbeit der Gefangenen zu sichern.“20

Soweit die Festschrift der GHH von 1935. Der Autor der Festschrift, ehemals Chefredakteur der „Münchner Neuesten Nachrichten“, 1933 zeitweise in Haft, dann lange arbeitslos, schließlich von Paul Reusch für die Festschrift engagiert, hat die Not der Zwangsarbeiter als seriöser Journalist wohl kaum übertrieben.

Kriegshilfen

Manchen Familienvater an der Front quälte die Not von Frau und Kindern in der Heimat mehr als die ständige Lebensgefahr in den Schützengräben. Die Werksleitungen der GHH erreichte eine große Zahl von Bittbriefen. Nur ein Beispiel sei ausgewählt: Ende 1915 erkundigte sich ein Unteroffizier, vor dem Krieg Maschinist im Werk Neu-Oberhausen, voller Sorge nach dem Schicksal seiner vier Kinder, das älteste davon neun Jahre. Die Versorgung der Zivilbevölkerung war anscheinend schon zu Beginn des zweiten Kriegswinters so schlecht, dass die Frau ihrem Mann einen verzweifelten Brief geschrieben hatte. Die Werksleitung stellte nach eingehender Prüfung des Falles fest, dass Neu-Oberhausen der Frau eine Krieger-Unterstützung von monatlich 23 Mark zahle, ferner einen Mietzuschuss von acht Mark. Zweimal habe sie eine zusätzliche Unterstützung von 20 Mark erhalten. „Auch haben wir Weihnachten eines ihrer Kinder beschert.“ Die Frau habe sich mehreren Unterleibsoperationen unterziehen müssen. Die Kosten für die erste Operation in Höhe von 26 Mark habe ihr der Arzt bis nach dem Krieg gestundet, die Rechnungen für die weiteren Operationen habe die Armenverwaltung übernommen. Für die Kleidung ihrer Kinder habe sie 43 Mark Schulden gemacht, diese werde das Werk begleichen.

„Die Frau macht einen ordentlichen Eindruck, sie scheint aber etwas hysterisch veranlagt zu sein, denn es liegt kein Grund vor, dass die Frau verzweifelt, da ihre Verhältnisse geordnete sind. […] Gleichzeitig haben wir sie gebeten, ihrem Mann solche Klagebriefe nicht mehr zu schreiben und ihn nicht ganz unnötigerweise aufzuregen.“21

Eine Abschrift dieses Schreibens erhielt der Vorgesetzte des besorgten Unteroffiziers an der Front. Für die Familie würde ausreichend gesorgt, „wie es überhaupt Gepflogenheit der Gutehoffnungshütte ist, überall dort helfend einzuspringen, wo eine besondere Notlage Hülfe notwendig macht.“ Für den Unteroffizier liege also kein Anlass vor, „über das Schicksal seiner Familie beunruhigt zu sein“.22

Sofort mit Kriegsbeginn hatte die GHH der Belegschaft bekannt gegeben, dass die zum Kriegsdienst Eingezogenen sich keine Sorgen über ihre Familien machen sollten. Witwen- und Waisengeld würde für die Hinterbliebenen der Gefallenen genauso bezahlt wie bei Arbeitsunfällen. Die Familien dürften in den Werkswohnungen bleiben, und zwar mietfrei. Die Familien der einberufenen Arbeiter erhielten auch ab 1. September 1914 eine monatliche Unterstützung – Höchstgrenze 46 Mark monatlich bei zehn Kindern. Die Familien der einberufenen „Beamten“, in heutiger Ausdrucksweise also der Angestellten, erhielten drei Monate lang das volle Gehalt, dann zwischen 40 und 80 Prozent je nach Kinderzahl.

Abb. 3: Speisezettel der Kriegsgefangenen 1917

Geschäftsjahr

Mietbeihilfe

Kriegsunterstützung

1914/​15

183.402

710.892

1915/​16

334.782

1.078.144

1916/​17

305.213

928.133

1917/​18

179.581

541.145

Tabelle 3: Gesamtaufwendungen für die Kriegsunterstützung der Familien von einberufenen Arbeitern bei der GHH 1914 bis 191823

Warum in den letzten beiden Kriegsjahren, als die Not am größten war, die Zahlungen zurück gingen, bleibt eine offene Frage. Zum Vergleich die Handlungsspielräume des Spitzenmanagements: Im November 1916 kaufte Paul Reusch, der Vorstandsvorsitzende der GHH, das Schloss Katharinenhof bei Backnang in Nord-Württemberg mit dem großen umgebenden Park für 215.000 Mark.24

Hunger

Schon im Januar 1915, als alle Illusionen eines kurzen siegreichen Feldzuges zerplatzt waren, hungerten die Menschen in Oberhausen. Die Stadtverordneten mussten eine ganze Sitzung nur dem Mangel an Nahrungsmitteln widmen. Die staatlichen Behörden hatten inzwischen bemerkt, dass Deutschland vor 1914 einen erheblichen Teil seiner Nahrungsmittel hatte einführen müssen. Jetzt stellte der amtierende Oberhausener Verwaltungschef Dr. Koernicke fest, „dass sich der Krieg durch die Blockade Englands anders entwickelt habe als früher. Das Aushungern werde und solle nicht geschehen.“ Die Vorräte reichten angeblich bis zur nächsten Ernte. Dafür müssten die Frauen aber „haushälterisch“ mit den Vorräten umgehen, „um nicht des Hungers wegen Frieden schließen zu müssen“.

„Die Mütter hätten auf ihre Kinder einzuwirken, nicht das Brot zu vergeuden. Jeder könne sparsam sein, ohne dass man Not leide. Man sei durch die langen Friedensjahre verwöhnt und könne viel einfacher leben. Man fände in den Schulklassen zuviel weggeworfenes Brot. Das Frühstück würde in der Pause nicht mehr aufgegessen, manchmal erst auf dem Nachhausewege.“

Der erstaunte Leser fragt sich, woher Dr. Koernicke so genau wusste, wann die Schulkinder ihr Frühstücksbrot aßen und wie oft sie es wegwarfen. Auch „mit dem übergroßen Angebot an Schweinefleisch sei haushälterisch zu verfahren“. Es müsse in „Schnellräuchereien“ zu „Dauerware“ verarbeitet werden – warum dann bei dem angeblich „übergroßen Angebot“ vor allem der Mangel an Fleisch und Fett bei den Schwerarbeiterin frühzeitig zu Unruhen führte, bleibt ein Rätsel. Der Stadtverordnete Funke-Kaiser, Besitzer einer Brotfabrik, ärgerte sich über die Stimmungsmache der Journalisten: „Das Publikum sei durch die Zeitungsschreiber ängstlich geworden. Diese Angst hätte die Hausfrauen zum Mehlaufspeichern gebracht.“ Weil die Hausfrauen Mehl horteten – so der Brotfabrikbesitzer –, stieg die Nachfrage und damit unweigerlich auch der Preis. Den Bäckern sei es verboten, Weißbrot zu backen; dann dürften aber auch „die Hausfrauen ihre Stuten nicht mehr im eigenen Herd backen“. Schwarzbrot sei viel gesünder.25

1916 war das Jahr nach dem ersten Hungerwinter, gefolgt von einer Ernährungskatastrophe im Frühjahr und Sommer. „Im Grunde war der Krieg im Frühjahr 1916 ernährungswirtschaftlich verloren.“26 Die landwirtschaftliche Produktion ging im Krieg, gemessen am Jahr 1913, um ein Drittel zurück. Die staatliche Bürokratie erwies sich bei der Verteilung der äußerst knappen Nahrungsmittel vielfach als überfordert. Gegen Kriegsende standen einem Schwerarbeiter nur 57 bis 70 Prozent des tatsächlichen Kalorienbedarfs zur Verfügung, dem durchschnittlichen Arbeiter lediglich noch 47 bis 54 Prozent.27 Bei der GHH betrug die Brotration für unter Tage Arbeitende 250 Gramm, also 1.750 Gramm pro Woche. Für Schwerarbeiter gab es pro Woche 1.000 Gramm zusätzlich, also insgesamt 2.750 Gramm Brot. Für je vier Überstunden erhielten die Bergarbeiter 250 Gramm hinzu.28 Diese kärglichen Brotrationen schienen jedoch weniger Anlass zu Klagen zu geben als der Mangel an Fett und Kartoffeln und generell die steigenden Preise. Hinzu kam die Kritik von den Gewerkschaften, dass nach der Einführung einer Kinderzulage prompt die Löhne gesenkt worden seien und dass in den Betrieben Lebensmittel bevorzugt an die Mitglieder der „gelben“, also wirtschaftsfriedlichen Gewerkschaften verkauft würden. Als diese Klagen über die Bevorzugung der Mitglieder der gelben Gewerkschaften nicht verstummen wollten, dementierte Reusch energisch.29

Die Not der städtischen Bevölkerung, vor allem der Arbeiter und ihrer Familien, nahm 1916 solche Ausmaße an, dass im Mai in Berlin das „Kriegsernährungsamt“ (KEA) geschaffen und mit besonderen Vollmachten ausgestattet wurde. Im Vorstand dieser neuen Institution waren alle maßgeblichen Interessenverbände des Reiches vertreten. Für die Arbeitgeber der Schwerindustrie wurde der Vorstandsvorsitzende der GHH Paul Reusch vom Reichskanzler in den Vorstand berufen.

Sofort nach seiner Berufung empfahl Reusch allen Industriebetrieben eine kurz zuvor bei der GHH durchgeführte Aktion als nachahmenswert: In der letzten Maiwoche wurden 120 Ferkel an Arbeiter verteilt; wenn diese vor dem 1. Oktober geschlachtet wurden, waren 30 Mark zu bezahlen; wenn die Schweine an diesem Stichtag noch lebten, brauchten die Arbeiter sie nicht zu bezahlen. Die Ferkel-Aktion sollte in den folgenden Wochen noch erheblich ausgeweitet werden.30 Die erzieherische Absicht war unverkennbar: Den Arbeitern sollte klar gemacht werden, dass die Ernährungsprobleme zu bewältigen waren, wenn nur jeder sorgsam und vorausschauend mit den vorhandenen Ressourcen umging. Die Herren im Kriegsernährungsamt, also auch Reusch, wussten, dass die Frauen oft mehrere Stunden in der Schlange stehen mussten und am Ende doch keine Nahrungsmittel bekamen. Die täglichen „Polonaisen“ – so Reuschs Bezeichnung für die Lebensmittelschlangen vor den Geschäften – waren die Hauptursache der wachsenden Unzufriedenheit und störten überdies den Straßenverkehr. Die Ausgabe der Kartoffeln wollte Reusch deshalb auf die Schulhöfe verlegen.31 Der Oberbürgermeister reagierte mit dem trockenen Hinweis, dass die Kartoffelverteilung bisher immer gut funktioniert habe.32

Rüstungsproduktion

Bis zum Ende des Jahres 1914 stellte die GHH den Stahl- und Walzwerkbetrieb auf den unmittelbaren Kriegsbedarf um. Im Dezember 1914 begannen die Oberhausener Walzwerke der GHH mit dem Walzen von Granatstahl. Sieben Tage in der Woche wurde rund um die Uhr für die Rüstung produziert.

Tabelle 4: Erzeugung und Versand von Geschossstahl der Walzwerke Oberhausen und Neu-Oberhausen33

* Darin enthalten nicht selbst erzeugter, nur geschnittener Stahl.

 Die wichtigste Waffenschmiede der GHH war jedoch das Werk Sterkrade. Dort wurde die Produktion im ersten Kriegsjahr ganz auf Geschosse, Minenwerfer und Geschütze umgestellt. In kürzester Zeit wurde der Raum in den Maschinenbau-Hallen verdoppelt. Bis zum Ende des Krieges verließen insgesamt 25 Millionen Granaten, Schrapnells und Wurfminen die Fabrik in Sterkrade.

Der Brückenbau in Sterkrade, der vor 1914 große Bauwerke in der ganzen Welt errichtet hatte, musste seine Arbeiten in London, Argentinien, Kamerun und Ostafrika abbrechen und fand Ersatzaufträge in der Herstellung von Pioniergerät (Gelenkbrücken, Luftschiffhallen u. ä.). Besonders wichtig waren auch die Aufträge für die Wiederherstellung der zerstörten Brücken in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten in Belgien, Frankreich und „Russisch-Polen“. „Die Bauschwierigkeiten in Feindesland [waren] außerordentlich. Trotzdem wurde z. B. die Maasbrücke bei Anhée in achtzehn Tagen wiederhergestellt, in dreißig Tagen die Maasbrücke bei Anseremme.“34 Eine besondere Herausforderung für die Sterkrader Ingenieure war auch die Wiederherstellung der Memelbrücke bei Kowno. Am 14. April 1916 kam Hindenburg höchstpersönlich, um die Memelbrücke einzuweihen. „Die letzte versilberte Schraube wurde von ihm eigenhändig angezogen.“35

Abb. 4: Diagramm „Gesamtzahl der gepressten Geschosse“

Krankheiten

Hunger und Not wurden ab dem Winter 1916/​17 so groß, „dass in den Kranken- und Unfallziffern die Abnahme der körperlichen Kraft und Widerstandsfähigkeit des Volkes zum erschreckenden Ausdruck kam.“36 Dies hatte bei der Grippeepidemie 1918 verheerende Folgen: Die Zahl der Krankheitstage pro Mitglied der Betriebskrankenkasse verdoppelte sich gegenüber 1913.37 Diese dramatische Entwicklung dürfte bei den anderen Industriebetrieben in Oberhausen ganz ähnlich gewesen sein. Und von der Statistik nicht erfasst sind mehrere Tausend Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, deren Gesundheitszustand bestimmt nicht besser war.

Abb. 5: Die zerstörte und von GHH wieder aufgebaute Brücke bei Anhée

Der Hunger wurde von der Konzernleitung teilweise auch für die Disziplinierung der Arbeiterschaft instrumentalisiert. Paul Reusch ließ ganz gezielt Speckzuteilungen zur Beruhigung und Streikvermeidung in seinen Betrieben einsetzen. Solange ihm seine Untergebenen die Lage im Revier als ruhig beschrieben, ordnete er an, den Speck zurückzuhalten. Für seine Korrespondenz benutzte er ganz stilvoll den Kopfbogen des „Russischen Hofes“ in Berlin – eines Hauses, das sich auch in diesen Steckrübenwintern seiner „anerkannt vorzüglichen Küche“ rühmte. Dann aber drängte Direktor Woltmann, Reuschs Stellvertreter im GHH-Vorstand, u. a. zuständig für die betrieblichen Wohlfahrtseinrichtungen: „Die Sonderzuteilung von Speck ist den Bergarbeitern in der vorigen Woche aufgrund unserer Besprechung zugesagt. Diese Zuteilung bildete eins der Mittel, um die Arbeiterschaft in dieser Woche ruhig zu halten. Wir müssen daher den Speck unbedingt in dieser Woche verteilen.“ Erst danach gab Paul Reusch aus Stuttgart telegraphisch grünes Licht: „Speckverteilung kann vorgenommen werden. Preisfrage ist offen zu lassen.“ In einem unmittelbar folgenden Brief machte er klar, dass der Speck „zum Höchstpreise abzugeben“ sei.38

Abb. 6: Hindenburg an der Memelbrücke bei Kowno „Die letzte versilberte Schraube wurde von ihm eigenhändig angezogen.“

Die Methode der Zurückhaltung bzw. Zuteilung von Speck wurde im April 1917 bei Unruhen auf den Zechen Osterfeld und Jacobi eingesetzt. Auf den Jacobi-Schächten fuhren am 16. April 1917 von 486 Mann 251 Bottroper nicht an. Grund war die Tatsache, dass in Bottrop, wo am 15. April eine Verringerung der Brotzuteilung in Kraft getreten war, den Bergleuten die ursprünglich zugesagten Zusatz-Lebensmittel verweigert wurden. Am 17. April schlossen sich die Osterfelder Kumpel auf Jacobi dem Streik an. Einen Tag später fuhr die ganze Be-legschaft wieder an. An diesem 18. April trat aber ein Teil der Bergleute auf der benachbarten Zeche Osterfeld in Streik. Auch hier stand die Forderung nach ausreichender Verpflegung ganz oben. In Verhandlungen mit dem Arbeiterausschuss erreichte die Zechenleitung, dass die Arbeiter den Streik am 19. April beendeten. Jetzt war der Funke auf die Zeche Sterkrade übergesprungen. Eine Belegschaftsversammlung forderte dort am 20. April 1917 eine 30-prozentige Lohnerhöhung und mehr Lebensmittel. Auf Hugo in Sterkrade wurden an diesem Tag die gleichen Forderungen gestellt.39

Im Juni und im September 1917 streikten die Arbeiter des Walzwerks Neu-Oberhausen, um „eine 100%ige Zulage für Sonntagsarbeit zu erhalten“. Die Arbeitskämpfe zogen sich lange hin. Die GHH-Direktoren, zweifellos in vollem Einvernehmen mit Paul Reusch, fuhren jetzt eine ganz harte Linie: Wer streikt, kommt an die Front. Woltmann berichtete im November 1917 vom Besuch eines Offiziers, der ihm die Überlegungen des Generalkommandos bezüglich der Einberufung streikender Arbeiter mitteilte. Die Militärs zögerten anscheinend, bevor sie eine so harte Maßnahme durchführten. Woltmann vertrat demgegenüber den „Standpunkt, […] dass eingezogen werden muss“.40

Die Stadtverordnetenversammlung 1918

Der Oberhausener Oberbürgermeister Havenstein war im August 1918 nach Ablauf seiner ersten Amtsperiode von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig wiedergewählt worden. Wie setzte sich diese bis zum März 1919 weiter amtierende Versammlung zusammen? In Oberhausen, einer Stadt mit 1911 über 90.000, 1915 rund 103.000 Einwohnern, gab es bei der letzten Vorkriegswahl 1912 folgende Einteilung der Wahlberechtigten. Der I. Klasse gehörten 289 Personen an (das waren 2,7 Prozent der Wahlberechtigten), der II. Klasse 2.285 Personen (21,7 Prozent) und der III. Klasse 7.969 Personen (75,6 Prozent).41

Jede Klasse erhielt ein Drittel der Mandate, wobei die Großfirmen nach internen Absprachen noch in der dritten Klasse regelrechte Quoten für sich beanspruchten.42 Die Werksleitungen nahmen massiv Einfluss auf das Wahlverhalten ihrer Arbeiter.

„Zum Teil wurde unmittelbar in den Betrieben gewählt; aus den Instruktionen an die Meister und Aufseher lässt sich entnehmen, dass man in der Regel den Arbeitern schon vor der Wahl die ‚richtige‘ Wahlkarte gab; wollte der Arbeiter einen anderen Kandidaten als den der ‚Hüttenpartei‘ wählen, so hatte er offen eine andere Wahlkarte zu fordern, was von einem GHH-Beamten, der direkt neben der Wahlurne platziert war, sofort festgehalten wurde.“43

Ergebnis solcher Praktiken war, dass der Oberhausener Stadtverordnetenversammlung bis 1919 keine Sozialdemokraten angehörten und insgesamt nur vier, den christlichen Gewerkschaften zuzurechnende Arbeiter – bei einer Gesamtzahl von 42 Stadtverordneten. Selbst in der dritten Klasse konnten die Großfirmen bis zum Ersten Weltkrieg Direktoren für die Stadtverordneten-Mandate durchsetzen.44 Der Verwaltungsbericht der Stadt Oberhausen listet für die III. Abteilung die folgenden Herren Stadtverordneten auf: den Fabrikbesitzer Karl Fecht, den Hüttendirektor und Kommerzienrat Dr.-Ing. Paul Reusch, den Prokuristen Karl Romeiser, den Hüttendirektor Heinrich Zillessen, den Oberingenieur Friedrich Declerck, den Hüttendirektor und Bergrat a. D. Heinrich Mehner, den Betriebsinspektor Reinhold Wagner, den Hüttendirektor Dr. phil. Arnold Woltmann, den Berginvaliden Friedrich Brandt sowie den Hüttendirektor Dr. phil. Paul Lueg.45 Wohlgemerkt: Der dritten Abteilung waren drei Viertel der wahlberechtigten Männer zugeordnet.

Bilanz

Dies war menschlich die Bilanz der GHH nach vier Jahren Krieg: Von 12.000 Belegschaftsmitgliedern, die zum Kriegsdienst eingezogen worden waren, sind 1.430 gefallen. Eine amtliche Statistik über die Gesamtzahl der Oberhausener Gefallenen und Verwundeten liegt leider nicht vor. Auch die Zahl der Kinder und Frauen, die in den Jahren 1914 bis 1918 an Mangelkrankheiten gestorben sind oder die der Grippeepidemie von 1918 zum Opfer fielen, ist nicht bekannt.

Peter Langer

Oberhausen in der Zeit der Weimarer Republik

Von der Novemberrevolution bis zum Ende der Demokratie

1. Revolution 1918

Kriegselend

Als im Herbst 1918 die kaiserlichen Generäle – wohl wissend, dass Deutschland den Krieg militärisch längst verloren hatte – dazu übergingen, sich aus der Verantwortung zu stehlen, um später demokratischen Politikern die Schuld an der Niederlage zuschieben zu können, da wurde in Oberhausen, Sterkrade und Osterfeld immer noch patriotische Kriegspropaganda verbreitet. Alles was Rang und Namen hatte in Oberhausen, u. a. Oberbürgermeister Havenstein und GHH-Chef Paul Reusch, unterschrieb einen Aufruf zur Zeichnung von Kriegsanleihen, der mit pathetischen Durchhalteparolen getränkt war:

„Unser Volk und Land steht vor dem letzten und schwersten Gang in diesem gewaltigen Kriege. Amerika und England haben heimtückisch fast die ganze Erde in den Kampf gegen uns gezwungen. Deutschland steht vor seiner Schicksalsstunde. […] Unsere Westfront kann von unseren Gegnern trotz aller Anstürme nicht durchbrochen werden.“1

Sätze wie diese verbreiteten den Mythos vom „im Felde unbesiegten“ deutschen Heere und bereiteten auch in Oberhausen den Boden für die Giftsaat der Dolchstoßlegende, den bösen Vorwurf, dass die Niederlage durch die Revolution in der Heimat verursacht, der tapfere deutsche Soldat von hinten erdolcht worden sei.

Die Bereitschaft zur Zeichnung der Kriegsanleihen kann nicht mehr sehr groß gewesen sein. Sonst hätte es der täglichen Beteuerungen über ihre Sicherheit – auch dies z. T. in riesigen halbseitigen Anzeigen2 – nicht bedurft. Der Sterkrader Oberbürgermeister Dr. Most musste die Hausbesitzer bitten, das Kleben der Werbeplakate auf ihre Hauswände zu dulden; die Wände würden später auch wieder gründlich gereinigt. Schaufenster mochten die Kaufleute zu diesem Zweck „nicht gerne hergeben“.3

Die Ortsgruppen des Volksvereins für das katholische Deutschland hatten Ende September dem Kaiser ein Ergebenheitstelegramm geschickt. Die Antwort wurde am 3. Oktober veröffentlicht:

„Seine Majestät der Kaiser und König haben von der vaterländischen Kundgebung der dortigen Versammlungen […] mit Freuden Kenntnis genommen und danken herzlich für das Gelöbnis, im Kampfe für Deutschlands Daseinsrecht, Ehre und Freiheit fest und unerschütterlich zu Kaiser und Reich zu stehen. Auf Allerhöchsten Befehl: Geh. Kabinettsrat von Berg.“4

Die Menschen in Oberhausen hatten zu dieser Zeit andere Sorgen: Wie sollten sie den herannahenden fünften Kriegswinter überstehen, ohne zu verhungern? Die nüchternen Bekanntmachungen des Nahrungsmittelamtes lassen dies nur erahnen:

„In der Woche vom 7. bis 13. Oktober haben die […] Bezugsscheine für Lebensmittel für die nachbezeichneten Mengen folgende Gültigkeit: Kartoffeln: 7 Pfund (65 Pfg), Butter: 30 Gramm (30 Pfg), Fett: 30 Gramm Margarine (12 Pfg), Zucker: 125 Gramm, Marmelade: 100 Gramm Kunsthonig (15 Pfg). Nährmittel können in der laufenden Woche nicht zur Ausgabe gelangen, damit für die nächste fleischlose Woche eine Ausgabe von Nährmitteln stattfinden kann. Ferner werden ohne Rationierung ausgegeben: Dörrgemüse, Gerstenkaffee, Atlas-Suppenwürze, Nährhefe, Speisesalz, Viehsalz, Lakto-Eipulver. Fleisch und Fleischwaren werden in der laufenden Woche 200 Gramm […] ausgegeben. Die Rüstungsarbeiter erhalten wieder die regelmäßige Wurstzulage.“5

Und selbst diese Rationen standen z. T. bald nur noch auf dem Papier: Zwei Wochen später gab es statt Butter nur noch Margarine, und es wurde die vierte fleischlose Woche proklamiert.6 Anfang Dezember gab es statt Butter und Fett nur noch insgesamt 55 Gramm „Feintalg“.7

Die Bergleute waren am Ende ihrer Kraft. In einer von 800 Bergleuten besuchten Belegschaftsversammlung der Zeche Osterfeld Mitte Oktober wurde einstimmig die Resolution angenommen, „wonach die Belegschaft sich nur noch imstande fühlt, eine einfache Schicht zu verfahren infolge der unzureichenden Nahrungsmittelversorgung und der niedrigen Löhne, die von der Zeche Osterfeld gezahlt werden“. Dienstags und freitags wurden von den Bergleuten eineinhalb Schichten verlangt.8

Eine der schlimmsten Folgen der Mangelernährung war die Anfälligkeit für die Grippe. Ein Medizin-Professor empfahl bei einem Vortrag in Oberhausen, da es Milch und Käse nicht mehr gab, in der Apotheke 100 Gramm Kalk zu kaufen. „Man löst diesen in sechs Liter Wasser auf und nimmt zu jeder Mahlzeit zwei Esslöffel voll, kleine Kinder die Hälfte.“9 Ob diese Empfehlung wohl viele vor der Grippe bewahrt hat? In der zweiten Oktoberhälfte erkrankten immer mehr Menschen. Die Schulen wurden für zwei Wochen geschlossen. In Sterkrade mussten Lehrerinnen und Lehrer mit den gesunden Kindern in dieser Zeit Bucheckern sammeln, um damit zu Hause dann die karge Kost zu ergänzen.10 Trotzdem starben immer mehr Menschen an den Folgen der Grippe, bis zum Abebben der Epidemie im November pro Woche jeweils mehr als hundert11; die Todesanzeigen für noch recht junge Menschen („nach kurzer schwerer Krankheit“) häuften sich. Am letzten Oktobersonntag gab es in Oberhausen 30 Beerdigungen.12

Wer nicht ausschließlich auf Marken angewiesen war, musste offenbar nicht hungern. Täglich wurden in mehreren Anzeigen Schweine zum Verkauf angeboten. Viele versuchten, die karge Markenkost durch Hamsterfahrten etwas aufzubessern; das Land rund um das Ruhrgebiet würde von „Kartoffelhamsterern“ regelrecht „überschwemmt“. Diese gefährdeten angeblich die Versorgung der Gesamtbevölkerung und sogar des Heeres. Hamsterern wurden deshalb schwere Strafen angedroht; jedermann war aufgefordert, sie anzuzeigen.13

Abb. 1 „Sämtliche Magermilch wird von heute ab rationiert.“ – „Wieder ein Transport Schweine angekommen“. GA vom 8. Dezember 1918

Der Ausbruch der Revolution

Oberbürgermeister Havenstein brachte noch am 4. November, als die Revolte in den Stützpunkten der deutschen Kriegsflotte schon begonnen hatte, in der Stadtverordnetenversammlung ein dreifaches Hoch auf Kaiser Wilhelm aus, in das die Versammlung einstimmte.14

In den großen Werken rumorte es. Seitdem das „ Vaterländische Hilfsdienstgesetz“ in Kraft war, gab es überall gewählte Arbeiterausschüsse, mit denen die Werksleitung zumindest reden musste, bevor Entscheidungen fielen. Drei Tage nach Havensteins Treueschwur im Rathaus trat der Arbeiterausschuss des Walzwerkes Neu-Oberhausen zusammen. Dieses Werk, daran sei hier noch einmal erinnert, war im Winter 1917/​18 eines der Streikzentren beim Kampf um eine humanere Gestaltung der Sonntags- und Nachtschichten gewesen. Am 7. November 1918 berieten dort elf Mitglieder der Werksleitung mit zehn Arbeitervertretern unter dem Vorsitz von Direktor Ernst Lueg zunächst über Lohnfragen. Besonders kennzeichnend für die ganz und gar nicht klassenkämpferische Einstellung der Arbeitervertreter war ein pathetischer Appell ihres wichtigsten Sprechers A. M. Oberdries an die Arbeitgeber, gemeinsam mit den Vertretern der Arbeiterschaft, das neue Deutschland aufzubauen. Betriebsleiter Lueg konnte sich direkt im Anschluss dazu kurz fassen: „Ich schließe mich dem voll und ganz an.“15

Wie überall im Rheinland – mit Ausnahme von Düsseldorf und Mülheim/​Ruhr – lief die Revolution auch in Oberhausen nach dem Kölner Muster ab: Soldaten aus Köln brachten die Revolution am 9. November mit der Eisenbahn nach Oberhausen. Auf dem Bahnhof wurde ein provisorischer Arbeiter- und Soldatenrat gegründet.16 Ein Augenzeuge, der Leiter des Verpflegungsdienstes am Bahnhof, beschrieb die dramatischen Vorgänge einige Wochen später so:

„Am Freitag, den 8. November, abends gegen halb 7 Uhr, zerschlug ein Matrose einige Gewehre, andere rissen den Soldaten die Achselklappen ab. […] Die Bahnhofswache von 10  17