Mit Worten hat alles angefangen. Sie sind so kraftvoll, dass sie Dinge aus dem Nichts in Existenz bringen können. Die Bibel erzählt, wie die Welt und ihre Bewohner allein durch das Wort Gottes erschaffen wurden. Es heißt: »Gott sprach«, und die Schöpfung entstand wie ein Echo des gesprochenen Wortes. Gott sprach und das Chaos wurde in Ordnung und Schönheit verwandelt. Er sprach und die Dunkelheit wurde Licht; Klarheit und Wärme entfalteten sich. Er sprach und es entwickelte sich Leben, Bewegung und Begegnung.
Man merkt, dass sich Gott der Wirkung jedes einzelnen seiner Worte bewusst war. Ihm war klar, dass sie gut überlegt und präzise sein mussten. Nur so konnten sie zielsicher eingesetzt werden und Leben und Wachstum erzeugen.
Wir besitzen zwar nicht die Schöpferkraft Gottes, die Dinge aus dem Nichts erschaffen kann, doch auch unsere Worte können viel bewirken. Sie schaffen neue Wirklichkeiten – positive oder negative.
Nutzen wir den Einflussbereich, den wir durch unser Ausdrucksvermögen haben? Bringen wir Leben? Verändern wir Dinge zum Positiven? Schaffen wir Neues und Schönes, z. B. indem wir neue Kontakte knüpfen oder Menschen ermutigen? Bringen wir Wärme in Beziehungen? Trauen wir uns, andere durch Wahrheit und Klarheit herauszufordern? Was bewirken unsere Worte bei (unseren) Kindern? Was leben wir ihnen über den Sprachgebrauch vor? Welche Welt erschaffen wir durch unsere Worte?
- Denk mal
Was entsteht, wenn du sprichst? Wird die Welt dann heller? Nutzt du deine Macht, um Dinge zu verändern?
- Mach mal
Versuche heute durch deine Worte eine Beziehung zu klären oder Wärme hineinzubringen.
Hast du als Kind gerne Stille Post gespielt? Da flüstert einer dem anderen einen Satz ins Ohr und der Letzte spricht ihn laut aus. Das Spiel ist so witzig, weil das Gesagte und das am Ende Gehörte meist nicht mehr viel gemeinsam haben.
In der Realität finden wir es oft gar nicht lustig, wie der »Stille-Post-Effekt« Botschaften verfälscht, etwa wenn man Opfer eines Gerüchtes wird. Experten gehen von etwa 70 % aus, die beim Zuhören verändert werden. Das liegt an undeutlicher Sprechweise, Lärm, Ablenkung und unklaren Formulierungen. Da der Hörer Inhalte nicht nur akustisch, sondern auch gedanklich aufnehmen muss, kommen noch mehr Störquellen hinzu. Er »übersetzt« sich das Gehörte unbewusst so, wie er es in seine Welt einordnen kann.
Auch wenn man etwas sagen will, setzt man eine Art Filter ein; man fasst seine Gedanken so in Worte, wie es zur eigenen Sprach- und Erlebniswelt sowie der des Zuhörers passt. Mit einem Kind spricht man anders als mit dem Chef. Daher decken sich das Gemeinte und Verstandene nie vollständig. Dieses Missverstehen führt zu Missverständnissen und Konflikten.
Doch man kann einiges dagegen tun: Formuliere klar und präzise, sprich laut und deutlich, bilde kurze Sätze. Wiederhole Wichtiges in anderen Worten, lasse den anderen zusammenfassen und wähle ggf. die schriftliche Form. Wenn du Zuhörer bist, kannst du gezielt nachfragen. Auf diese Weise steigerst du das gegenseitige Verstehen und Verständnis.
- Denk mal
In welchen Situationen kommt der »Stille-Post-Effekt« bei dir zum Tragen?
- Mach mal
Rechne bewusst mit dem »Stille-Post-Effekt«. Achte darauf, dass deine Sprache zum Gesprächspartner passt. Prüfe, ob du ihn richtig verstanden hast.
Es gab einmal ein Pferd namens »Kluger Hans«, das Kopfrechnen konnte. Mit dem Huf klopfte es das Ergebnis auf den Boden. Ein Psychologe misstraute der Rechenkunst des Pferdes. Er fand heraus, dass sein Besitzer ihm erwartungsvoll auf den Huf blickte, bevor es zu klopfen begann, und den Kopf fast unmerklich hob, wenn die richtige Zahl erreicht war. Doch dem Besitzer war der Zusammenhang nie aufgefallen!
Diese Geschichte illustriert, wie aussagekräftig Körpersprache ist. Wir sind uns gar nicht bewusst, wie viel wir zum Ausdruck bringen, selbst wenn wir es gar nicht beabsichtigen. Unser Körper spricht durch Haltung, Gestik und Mimik seine eigene Sprache. Das wird vom anderen blitzschnell durchs Unterbewusstsein aufgenommen und übersetzt. Wirst du z. B. angelächelt und lächelst (nicht) zurück, hast du etwas kommuniziert, auch wenn das gar nicht deine Absicht war. Denn »Man kann sich nicht nicht verhalten.« und »Man kann nicht nicht kommunizieren.« (Watzlawick).
Sogar wenn wir uns verbal äußern, ist unsere Körpersprache beredsamer als unsere Worte. Forscher fanden heraus, dass der Inhalt einer Aussage nur etwa 7 % der Wirkung ausmacht. 55 % entstehen durch unsere Körpersprache und 38 % durch die Sprechweise! So nimmt es dein Gesprächspartner auch wahr, wenn deine Worte und Körpersprache nicht übereinstimmen. Deine innere Einstellung – zu dir selbst und zum Gegenüber – wird immer nach außen transportiert.
Du sprichst auch, wenn du schweigst.
- Denk mal
Wie kommst du (auf Filmen) rüber? Ist deine Körperhaltung eher offen oder verschlossen?
- Mach mal
Richte heute deine Aufmerksamkeit auf Körpersprache. Was siehst du? Versuche anderen durch Berührungen, Lächeln etc. Wertschätzung zu zeigen.