Hans G. Valerius, »Das Land der Kakerlaken – Palmen, Strand und Mädchen. Mord, Lug und Trug. Die brutale Erfahrungen, die jeden Träumer wieder zur Vernunft bringen.«
© 2013 der vorliegenden E-Book-Ausgabe: Edition Octopus im Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG Münster.
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© 2013 Hans G. Valerius
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ISBN 978-3-86991-800-6
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Das Land
der
Kakerlaken
Hans G. Valerius
Dieses Buch ist den Kakerlaken gewidmet, den Kakerlaken mit sechs Beinen.
Was macht sie so besonders? Eigentlich nichts. Willibald lernte sie während seines fast neunjährigen Aufenthaltes auf den Philippinen näher kennen. Sie sind schnell, 1.5 Meter in der Sekunde, sie sind intelligent, sie sind fleissig, aktiv und verbreiten keinen Abfall, sie können nicht lügen und betrügen und sie betteln nicht.
Andere Erscheinungsmerkmale, sie haben auch eine braune Farbe, manchmal schwarz und sie treten auch in Massen auf und produzieren auch viele Kinder, was sie aber nicht machen, sie produzieren keine Kinder im Suff.
Warum ist dieses Buch den Kakerlaken gewidmet? Willibald war einfach fasziniert von ihnen, sie waren überall und trotzdem störten sie ihn nicht. In Restaurants, im Supermarkt, in Krankenhäusern.
Kakerlaken hatten ein riesiges Netzwerk. Willibald sah noch nie so viele Kakerlaken in seinem Leben, wie in diesem Land. Er war beeindruckt von ihrer Schnelligkeit. Kam man abends nach Hause und schaltete das Licht ein, huschten sie so schnell in ihre Verstecke, dass man es fast nicht zu realisieren vermochte. Sie waren immer da und sie hielten Abstand. Willibald hatte seinen Bereich, die Kakerlaken ihren Bereich und keiner wagte es nun, diese unsichtbare Linie zu überschreiten. Es war eine gegenseitige Toleranz und sie bettelten nicht.
Willibald hätte dieses Buch den Menschen widmen können, Menschen hat er aber kaum getroffen und die Kakerlaken signalisierten Willibald, dass bei ihnen alles geordnet war, in ihrer Gesellschaft gab es Regeln und keine geschmacklosen Gesetzlosigkeiten. Es war auch eine Freude sie anzuschauen, obwohl anfänglich etwas Abneigung gegenüber ihnen bestand, was sich aber sehr schnell legte.
Vorstellung
Der Beginn einer Katastrophe
Einladung zur Höllenfahrt
Tolle Geschäfte
Sehnsucht nach Kommunikation
Moment der Vernunft
Der Ausländer, das Mittel zum Zweck
Warnung für andere Willibalds
Allgemeines
Anmerkung
Willibald war ein Durchschnittsbürger, er wuchs in einer ebenso durchschnittlichen deutschen Familie auf, in einer Zeit, in der es viele Dinge noch nicht gab, am wenigsten gutes Essen. Fleisch war eine Seltenheit, Wasser wurde in Milchkannen an der Wasserstelle auf dem Friedhof abgefüllt. Autos sah man kaum und die ersten Isettas und Alexander Lloyds kamen erst viele Jahre später in die Provinzen. Zur Schule ging Willibald mit einem Marmeladenbrot. Zu mehr reichte es nicht und er blieb hungrig und versteckte das Brot immer in den Büschen, denn die anderen Kinder hatten Wurst auf dem Brot. Willibald hatte also schon einige Jahre auf dem Rücken, als ihn seine Firma nach Südostasien delegierte, wo er nun einige Jahren tätig sein sollte und was sich fast zu einem Daueraufenthalt entwickelt hätte. So führte seine Arbeit ihn nach Singapur und später nach Malaysia, wo er viele Jahre verbrachte. Singapur war sicherlich ein hoch entwickeltes Land, es gab Dinge zu kaufen, die Willibald nicht einmal zu Hause bekommen konnte, meistens erst einige Wochen und Monate später.
Das Leben in Singapur war geordnet, auch wenn die gelben Seiten nicht immer auf dem neuesten Stand waren, die Telefonleitungen manchmal nicht funktionierten und die Klimaanlagen ständig ihre Probleme hatten, was eigentlich die Ursache menschlichen Versagens war, da man einfach nicht wusste, wie man eine Klimaanlage funktionsfähig hält.
Alles andere erübrigte sich, ein Land mit Vorschriften, sehr vielen Vorschriften und etwas steril, aber modern, sicher und sauber und mit einem guten Bildungsstand und einer gut funktionierenden Regierung.
Der Justiz konnte man trauen. Gleichbehandlung war wohl die Regel. Vielleicht lag es an der Größe des Stadtstaates und der damit besseren Möglichkeit, das Land zu regieren. Jedenfalls an Singapur könnten sich einige westliche Länder eine Scheibe abschneiden. Respekt.
Da war der Umzug nach Malaysia zu einem späteren Zeitpunkt schon eine andere Sache.
Willibald musste nach Malaysia, da Singapur für die geplante Produktion einfach zu teuer war und Willibald’s Firma nun aufgrund der Erfolge, nicht nur in Asien durch ein eigenes Büro repräsentiert sein wollte, sondern auch mit einer eigenen Produktion.
Malaysia, eine Gesellschaft mit vielen Rassen, Inder hell und dunkelhäutige, wobei die hellhäutigen immer gute Finanzleute, Buchhalter oder Anwälte waren und die dunklen, eigentlich schon schwarzen Gestalten, die Tamilen, für niedere Arbeiten gut waren.
Man musste sie schon unter Kontrolle halten und beobachten und man war gut beraten, wenn man von einem dieser Tamilen mit Handschlag begrüßt wurde, dass man seine Finger nachzählte. Dieses kleine Beispiel am Rande umschreibt wohl ziemlich treffend diese Rasse. Es gab aber auch Ausnahmen, so wie das überall auf der Welt der Fall ist. Die Mehrheit war nicht mit Reichtum und Intelligenz gesegnet und schien auch etwas faul und verlogen zu sein.
Willibald musste erleben, dass einer seiner Inder später in seiner kleinen Fabrik mal wieder der Arbeit fernblieb und er seine Abwesenheit mit dem Tod seiner Mutter begründete. Die arme Frau starb damit nach Willibald’s Erinnerung mindestens fünfmal, was durch das breite Grinsen des Inders bestätigt wurde. Lügen war also an der Tagesordnung, aber es hielt sich alles in Grenzen, man hatte einige Grundwerte und dies war dann wieder beruhigend. Wenn es ernst wurde, dann konnte man mit diesen Typen schon etwas anfangen. Alles in allem, nicht so schlecht, halt eben etwas schleimig.
Die Chinesen waren da schon anders. Clever, ausgebrüht und auf Gewinn aus. Egal welche Art von Gewinn. Man wollte immer einen Vorteil haben und eine Freundschaft mit einem Chinesen als Ausländer einzugehen, war schon eine haarige Sache, da man davon ausgehen musste, dass dieser Chinese irgendwann zuschlägt und die Freundschaft nicht so stabil ist, wie man es nun als Europäer annehmen würde. Unterm Strich, Chinesen werden kurz, mittel oder langfristig immer ihren Vorteil suchen.
Es gibt sehr gebildete Menschen, die man respektieren muss, aber auch einfache, primitive Betrüger. Für diese Kategorie war Ethik ein Fremdwort.
Bleiben noch die eigentlichen Bewohner des Landes, die Malaien, einige mit arabischem Blut gemischt, andere vermutlich Originale von den umliegenden Inseln und Regionen. Nicht nur die Rassen waren sehr gemischt, sondern zwangsläufig auch die Religionen. Die Mehrheit bekannte sich zum Islam, Malaien sind halt eben alle Moslems, der Gesetzgeber sieht es so vor. Dies ist ja nicht verwerflich, es gibt ja auch zivilisierte Länder, die sich dem Christentum verschreiben und damit ebenfalls den Bürger bevormunden. Viel schlimmer, die katholische Kirche verlangt von katholischen Eltern, dass die Kinder katholisch erzogen werden. Eine Vergewaltigung der Freiheit dieser Kinder.
Inwieweit man nun hier von extremen oder modernen Moslems reden kann, ist nicht das Thema. Allgemein gesehen, waren diese Moslems sehr angenehme Menschen.
Selbst in den rückständigen Gebieten an der Ostküste, wo die englische Sprache nicht ihren Einzug hielt, konnte man sich mit wenigen Worten in der Landessprache verständigen. Es war nämlich etwas zu erkennen, dass trotz der etwas äußeren Zurückhaltung gegenüber Ausländern, nicht verborgen blieb. Man war herzlich und diese Herzlichkeit war echt. Im Vergleich mit anderen Religionen ist das christliche Verhalten nicht immer sehr christlich. Soll aber kein Diskussionspunkt hier sein, Religion ist eine persönliche Angelegenheit und der einzige Christ, den es je gab, ist am Kreuz gestorben und er war ein Prophet. An dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert.
Die Einstellung der Menschen war sehr verschieden von denen in der Hauptstadt oder den an der Westküste lebenden Menschen. Sie waren arm, natürlich und alles schien von Herzen zu kommen. Wenn man sie beobachte, wie sie mit ihren eigenen Familienmitgliedern umgingen, wie sie sich gegenseitig innerhalb ihrer Kommune halfen, schön und herzerwärmend, solche Dinge zu erkennen. Friede und Harmonie, was will man mehr.
Probleme, die es innerhalb der Familie oder Kommune gab, regelte man mit Vernunft. Kein grosses Geschrei und keine Handgreiflichkeiten. Man musste natürlich auch selbst als Ausländer dann Bescheidenheit demonstrieren und alles verlief harmonisch. Totale Zurückhaltung konnte man feststellen, wenn sich mal wieder andere Landsleute großkotzig und überlegen benahmen. Leider können sich Ausländer machmal ganz schön daneben benehmen.
Das Land war im Aufbau, das Straßennetz nicht ohne Fehler und nicht ohne Löcher. Fahren war etwas merkwürdig, da man wohl mit sehr viel Vertrauen andere Wagen überholte, obwohl Gegenverkehr vorhanden war. In Europa hätte dies Entsetzen ausgelöst. Es war zugegebenermaßen schon gefährlich, aber, einmal an das System gewöhnt, konnte man das gleiche Prinzip anwenden. Gegenseitig Rücksicht nehmen, nicht unbedingt auf sein Recht bestehen und für den anderen Verkehrsteilnehmer etwas mitdenken.
Mit Allah’s Hilfe klappte das hervorragend, meistens. Im Prinzip waren die Malaien gute Autofahrer, die Inder eine Katastrophe und die Chinesen benahmen sich immer so, als würde zu Hause jemand den Reis klauen und sie müssten nun schnell nach Hause um den Dieb zu fassen.
Sie waren die Hektiker, die Chaoten und sie mussten immer die Ersten sein, eigentlich wie in Singapur. In Singapur war es sehr schwer für einen Chinesen, auf seine Vorfahrt zu verzichten. Es wurde um jeden Zentimeter gekämpft und eine weitere, aber auch gefährliche Situation, man konnte keine Kurven fahren. Die Chinesen und dies war in Singapur sehr offensichtlich, hatten einfach Probleme, Kurven zu fahren. Man fuhr immer quer durch und bei einer etwas engen zweispurigen Strasse war man gut beraten, vor einer Kurve etwas zurückzubleiben. Ein anderes Problem ergab sich an den Verkehrsampeln. Schaltete die Ampel auf Grün, dauerte es recht lange, bis man dies nun im Gehirn verarbeitete. Viele Ausländer fuhren oft auf den Vordermann auf, wenn dieser nun an der Ampel vor ihnen stand und nicht schnell reagierte. Die Reaktionszeit der Ausländer waren nicht in Einklang mit der Reaktionszeit der Chinesen zu bringen.
Chinesen wären auch diese Typen, die immer gerne etwas umsonst nahmen und damit sich bereits morgens früh vor einem Supermarkt anstellten um der erste Kunde zu sein, sollte mal wieder etwas kostenlos verteilt werden. Früh bedeutete etliche Stunden vorher, denn man musste vermeiden, dass ein anderer früher als man selbst am Supermarkt war. Lächerlich, so waren sie aber. Freibier oder die Verteilung eines kostenlosen Teebeutels im Rahmen einer Produktpromotion waren die Auslöser hierzu.
Absolut positiv zu bewerten war die Entwicklung in Malaysia und die vielen Projekte, die die Regierung anpeilte. Eine Regierung, die nun wirklich alles gab und die sich für die eigene Bevölkerung sehr einsetzte. Wir lassen hier die Korruption unberücksichtigt, da es Korruption in dieser Form auch in Europa gab und gibt. Wir sprechen bei Korruption von einer sich in Grenzen haltenden Korruption. Hier hielten nicht alle die Hand auf, sondern nur wenige und es gab auch Gegenleistungen dafür. Also viele Projekte, es wurde viel getan, das Straßennetz und die Infrastruktur insgesamt wurde ausgebaut.
Man freute sich und Willibald genoss es, wenn einen Monat später wieder ein Stück Autobahn freigegeben wurde. Während Willibald früher in zwölf Stunden von Singapur nach Penang fuhr, konnte er dies später in der Hälfte der Zeit erledigen, fantastisch. Auch waren die Straßen mit wenigen Ausnahmen vollkommen vergleichbar mit europäischen Autobahnen. Willibald konnte auch nachts ungestört herumlaufen, niemand belästigte ihn. Er hatte vielleicht zweimal Bettler gesehen. Er wurde nie von Einheimischen belästigt. Das Land war mit Dr. Mahathir in guten Händen.
Auch sah Willibald in Malaysia zum ersten Mal eine Kakerlake.
Kakerlaken, so wusste Willibald, gehören nicht ins Haus und noch weniger in die Küche. Er kannte also Kakerlaken nicht, obwohl seine Herkunft durchschnittlich war, aber es war zu Hause sauber. So in Malaysia, die erste Kakerlake, die er zu Gesicht bekam, war schnell verschwunden, sie hatte wohl ihr Heim in einem Büro gefunden. Damit hatte es sich auch, in einer Küche hatte Willibald nie eine Kakerlake erspäht, dafür aber in Bangkok.
Dies in einem Mittelklasse Hotel, und zwar beim Frühstücks Büffet, ein einziger Zwischenfall, denn Willibald reiste kreuz quer durch Thailand, durch Indonesien und anderen Länder und verbrachte seine Zeit nicht nur in den Metropolen, sondern auch auf dem Land, Kakerlaken sah er aber sehr selten.
Das Thema Kakerlake war kein Thema, es schien wohl ein kleiner Fautpax gewesen zu sein, diese Kakerlake gesichtet zu haben. Die Existenz solcher Tierchen konnte nicht abgestritten werden, sie fühlten sich aber offensichtlich nicht wohl unter den Menschen, da man wohl überall recht sauber zu Hause war. Damit bot man keine Lebensgrundlage für sie und sie dachten nicht ans Brüten. Oberflächliche Sauberkeit allein hält sie allerdings nicht ab, wenn es irgendwo in den Ecken gute Gelegenheiten zum Brüten gibt.
Willibald selbst hatte keine Meinung zu diesen Tieren. Ihn störte die Kakerlake nicht, schließlich war die Kakerlake auch ein Geschöpf der Natur und hatte wohl ihre Daseinsberechtigung. Alles in der Natur ist für etwas gut und erfüllt einen Zweck. So wird es wohl auch mit der Kakerlake gewesen sein. Egal.
Sie waren eigentlich fast seinem Gedächtnis entschwunden, wäre da nicht der anstehende Umzug auf die Philippinen gewesen. Willibald kannte das Land, er konnte sich erinnern, dass die Leute hier freundlich waren und sich benehmen konnten und Ausländer in Ruhe ließen. Dies war aber zur Zeit einer Diktatur gewesen. Das Land war reich und führend in Südostasien. Nun die Bevölkerung mochte es wohl nicht und liess sich von einigen Chaoten zum Aufstand gegen den Diktator verleiten. Mit Parolen wie Freiheit etc. entmachtete man den Diktator und wie man später sehen sollte, stürzte damit das Land so tief, dass es tiefer nicht mehr gehen konnte. Dieses Land wird sich auch nie wieder erholen, eine kostenlose Prognose. Die Fähigkeit ein Land zu regieren steht nämlich auch in Verbindung mit dem ethnischen Hintergrund.
Die Chaoten hatten also Erfolg und füllten nun ihre eigenen Taschen. In einfachen Worten, totale Korruption, aber Korruption erster Klasse. Das waren nicht mehr die kleinen Unebenheiten bei Transaktionen, wie sie überall auf der Welt vorkommen. Statistisch liegt das Land zur Zeit wohl auf Platz 129 in der Weltrangliste. Im Vergleich Dänemark liegt auf Platz 2.
Willibald fiel auf, das im Vergleich zu seinen früheren Reisen in dieses Land, die Leute sehr überheblich und besserwisserisch zu sein schienen. Man liebte es mit der Sonnenbrille in tiefster Dunkelheit herumzulaufen, man trug gern glitzernden Schmuck, egal ob echt oder unecht. Hemd offen und die Hühnerbrust demonstrativ zur Schau gestellt. Glücklich derjenige, der auf ein oder zwei Haare auf seiner Hühnerbrust verweisen konnte. Die Motoren der Autos klangen wie Achtzylinder Maschinen oder eine Harley Davidson. In Wahrheit jedoch handelte es sich um einen kleinen Toyota oder Nissan, dessen Auspuffanlage so groß war, dass man sie in Europa im tiefsten Winter gut als Ofenrohr hätte einsetzen können. Durch dieses besonders intelligente einheimische Tuning war das Auto so vermurkst, dass es kaum auf Geschwindigkeit kam. Beindruckend war aber Klang des Motors. Es gab auch tiefgelegte Wagen, nur musste man sich wundern, wie ein Fahren auf all den heruntergekommenen Strassen mit riesigen und tiefen Schlaglöchern und den quer über die Strassen verlaufenden Buckel möglich sein sollte.
Man hatte immer die Qual der Wahl, man konnte sich aussuchen, ob man nun in das rechte oder linke Schlagloch fahren wollte. Buckel gab es im Abstand von nur wenigen Metern. Man musste diese wohl anbringen, da ansonsten jeder zum Rennfahrer wird, denn Disziplin gab es nicht und Verstand noch weniger. Nachteil dieser Buckel, ein Mensch mit Bandscheibenschaden hätte wohl seine Freude daran gehabt. Es gab keinen Standard. Kurz und steil, sanft gewölbt, es war alles vertreten. Die Gehirnmasse fehlte halt eben wieder. Buckel waren wie Verkehrsschilder und Uniformen, eine sehr individuelle und kreative Angelegenheit lokaler Spinner.
Dies war die eine Seite, die Willibald auffiel. Eine andere Seite war die mangelhafte Bereitschaft der Leute zuzuhören. Der Sache auf den Grund gehend musste Willibald sehr bald feststellen, dass es eigentlich keine Grundlage gab. Ein Ingenieur in diesem Land würde in den USA bestenfalls einen Job als Mechaniker bekommen, in Europa würde er wahrscheinlich als Lagerarbeiter eingestellt werden. Also viel Wind um nichts.
Von der Seite des Benehmens her, war es schockierend, zu bemerken, dass man Benehmen, Etikette, Tischmanieren etc. gar nicht kannte. Man konnte seinen Appetit verlieren, schaute man ihnen beim Essen zu. Dagegen ist es ein Genuss in Singapur mit der Orang Utan Familie im Zoo zu frühstücken. Dies ist eine bekannte Attraktion in Singapur. Man muss sich wundern, wie sich diese Tiere benehmen können und es macht Spass, mit den Tieren am Tisch zu sitzen.
Willibald dachte manchmal, er sei in irgendeinem Land in Afrika, wo er solche Erscheinungen schon erlebte, dies lag allerdings drei Jahrzehnte zurück.
Nun, es war bald so weit. Willibald musste in dieses Land umziehen, er hatte keine andere Möglichkeit, er musste Malaysia den Rücken kehren, was er sehr bedauerte. Malaysia war ihm lieb geworden, obwohl es auch hier, wie in jedem anderen Land auch mal etwas weniger glatt verlief. Er freute sich bei jeder positiven Entwicklung in diesem Land.
Willibald fühlte fast wie die Einheimischen. Er war Teil des Landes geworden, er konnte mit der vorherrschenden Religion, dem Islam ohne Probleme zurecht kommen. Nichts störte ihn, niemand belästigte ihn. Auch nicht die frühmorgendliche Gebetsrufe vom Minarett. Zu Hause nervten ihn die Glocken der katholischen Kirche am Sonntagmorgen, wenn er mal ausschlafen wollte. Für diesen Spass musste er auch noch Kirchensteuer zahlen. Eine ungerechte Welt, oder? Es war ein Leben des gegenseitigen Respekts und Anerkennung. Auch die recht häufigen Einbrüche in Willibald’s kleiner Firma konnten ihm nichts anhaben. Einbrüche wurden überwiegend von den Gastarbeitern des Landes durchgeführt, Indonesier und Bangladescher. Man kannte dies, Willibald lernte schnell und wenn die Fingerabdrücke mal wieder fachmännisch verwischt waren und die Polizei einfach keine Fingerabdrücke nehmen konnte, wusste man, wer am Werk war.
Alea iacta est, die Würfel waren also gefallen, Willibald musste nach Manila umziehen.
Wie sich später herausstellte, hätte ein Aufenthalt in Alcatraz vermutlich ein wohl geruhsameres Leben mit sich gebracht.
Eine sehr lange Vorstellung, musste aber so sein, um die Person Willibald und das gesamte Umfeld verständlicher zu machen. Es gibt viele Dinge im Leben, die man nicht glaubt, wenn man sie nicht selbst gesehen hat.
Kaum waren die Möbel und alle anderen Dinge aus Willibald’s Haushalt in Manila angekommen, gab es die erste Überraschung. Der Zoll wollte Geld sehen und das nicht zu wenig. Eigentlich hätte kein Zoll erhoben werden dürfen. Mit 150,000 Pesos unter dem Tisch wurde schliesslich die Containerladung freigegeben und an Willibald’s Adresse, einem gemieteten Haus in Alabang Hills, angeliefert. Die zweite Überraschung folgte. Zusätzlich zum Container wurde auch noch eine Kiste angeliefert, die erstaunlicherweise aufgrund einer sehr dürftigen Verarbeitung den Transport überlebte und wohl jeden Moment auseinander zu fallen schien. Die Kiste bestand aus unnötigen Dingen, die eigentlich zurückbleiben sollten. Schreibtisch etc., Möbel, die alt waren und der Wert nicht mehr im vernünftigen Verhältnis zu den Transportkosten stand. Nun mit 7 cbm kann man auch Geld machen und die Umzugsfirma in Malaysia hat recht gut an dieser Kiste verdient. Die ursprüngliche Anweisung wurde ignoriert. Wer war wohl der Chef der Umzugsfirma? Ein freundlicher immer lachender Inder. Da haben wir es wieder.
Fairerweise sollte man vermuten, dass nicht alle Inder so sind. Willibald wurde aber auch in Malaysia von einem richtigen Inder, also einem Inder aus Indien in Verbindung mit einem Akkreditiv, also einer abgesicherten Zahlung, über den Tisch gezogen.
Es soll hier kein Rassismus praktiziert werden, alle Menschen sind gleich, einige etwas gleicher und andere etwas schleimiger. In Singapur geht immer die Frage um, wie man sich verhält, wenn man mit einem Inder und einer Kobra konfrontiert wird und man nun ein Gewehr und zwei Patronen hat. Die Antwort ist eigentlich abzusehen und wird unterstrichen und als realistisch betrachtet.
Man erschießt den Inder und hebt sich die zweite Patrone für den nächsten Inder auf. Rassistisch? Nein, die wissen das schon. Sie sind trotzdem fast alle nette Menschen und den nicht netten Menschen wird konditionslos vergeben, weil es halt eben Einzelfälle sind. Man muss flexibel sein.
Willibald’s erster Eindruck war überwältigend. Der zweite Eindruck folgte nach wenigen Stunden. Das Haus, das Willibald für 50,000 Pesos monatlich, also etwa 1,000 Euro mietete, war nicht unbewohnt, was er bei seiner Besichtigung dort nicht realisieren konnte. Es war vollkommen unter der Kontrolle von Insekten. Überall in der Deckenkonstruktion, im Boden, wo immer es Ritzen und Holz gab, war die Invasion verschiedener Mini Kreaturen nicht zu übersehen. Es dauerte einige Wochen, bis sich Willibald an diese Viecher gewöhnt hatte und er von den Bissen keine rote Flecken mehr auf seiner Haut bekam.
Dafür lies eine weitere Überraschung nicht lange auf sich warten. Alabang Hills wird als ein gutes Wohngebiet eingestuft. Auf den Philippinen gibt es kleine Wohngemeinden, die aus mehreren Häuser bestehen, die umzäunt sind und von Wachpersonal rund um die Uhr bewacht werden. Man kann theoretisch gut schlafen. Auffällig ist auch, dass die Fenster nicht alle vergittert sind. Trotzdem, das Gefühl trog.
Willibald musste nach Bangkok, seine Frau reiste mit ihm und nach zwei Wochen kam er wieder zurück. Während dieser Zeit gab es einige Einbrüche in den Häusern. Glücklicherweise nicht bei Willibald. Merkwürdig war nur, dass sich das Wachpersonal bei Willibald beklagte, da sie nicht über seine Reise informiert wurden. Sehr aufmerksame Leute sollte man eigentlich denken, keineswegs, es stellte sich später heraus, dass in den Häusern eingebrochen wurde, deren Besitzer oder Mieter verreist waren. Das Wachpersonal wurde ersetzt, da es Hand in Hand mit den Einbrechern arbeitete.
Da Willibald keine Erfahrung mit den lokalen Verhältnissen hatte, war Geduld schon an der Tagesordnung, man akzeptierte viele Dinge, was man aber in diesem Land nun akzeptieren sollte, war zu viel des Guten. Es kann bereits vorweg die Feststellung gemacht werden, dass dieses Land die reine Hölle war. Willibald war in Afrika, in Südamerika, in den Staaten, reiste von den Malediven bis zu Western Samoa, platzte unwissentlich in den Bürgerkrieg in Sri Lanka, aber es war alles in Ordnung.
Dieses Land war so ziemlich das Schlimmste, was einem Menschen passieren konnte. Während Alabang Hills, verglichen mit anderen Kommunen, verhältnismäßig akzeptable war, preislich aber hoch angesiedelt war, war alles andere die reinste Katastrophe, wie Willibald später feststellen konnte. Nach kurzer Zeit kaufte sich Willibald einen gebrauchten Wagen, entgegen seiner Gewohnheit, sich immer neue Wagen zu kaufen, sagte ihm eine innere Stimme, zunächst vorsichtig zu sein. Willibald hatte Recht, der Wagen, ein kleiner Ford, hatte keine Bremsbeläge mehr und hatte viele andere Mängel. In Deutschland wäre ein solches Auto nicht mehr auf der Straße gefahren, da die einfachsten Dinge nicht funktionierten. Merkwürdigerweise bemerkte Willibald nach einigen Tagen, dass die Bremsen nicht richtig reagierten, dies wohlgemerkt nachdem neue Bremsbeläge angebracht wurden.
Jemand hatte sich wohl die Mühe gemacht, an den Bremszylindern herumzuspielen und nur mit viel Glück kam es nicht zu einem Unfall. Willibald bemerkte rechtzeitig, dass er beim Bremsen mehrmals auf das Bremspedal treten musste.
Sämtliche Bremszylinder waren defekt. Eigentlich nicht verständlich, denn der Wagen war erst einige Tage vorher in der Werkstatt. Ob es ein Versuch war, Willibald ins Jenseits zu befördern, war nicht klar, selbst die Werkstatt konnte den Umstand mit den Bremszylindern nicht erklären und wollte partout dazu nichts sagen. Wie kamen nun diese kleine Löcher in die Zylinder?
Das Leben ging weiter, der Papierkram mit der Einwanderungsbehörde stand an. Willibald war mit einer Filipina verheiratet, die er in Singapur kennenlernte. Er wusste, dass sie aus armen Verhältnissen kam, es störte ihn nicht, da er nie Menschen nach den äußeren Werten beurteilte. Er investierte in Kleidung und sonstige Dinge, was eine Frau so braucht und etwas Schmuck sollte auch nicht fehlen. Weiterhin schrieb er seine zukünftige junge Frau in einer Managementschule ein, damit sie dort kommerzielle Dinge lernen konnte. Wenn man nicht so recht weiß, was man lernen soll, ist der kommerzielle Bereich immer gut, da auch recht einfach.
Also kommerzielle Dinge lernen, war wohl nicht so schwer. Dies war aber ein Trugschluss, wie sich später herausstellen sollte. Falsche Investition, wahrscheinlich zu faul.
Nun, da er mit einer Filipina verheiratet war, beantragte er den Status einer permanenten Aufenthaltserlaubnis. Es gab viel Lauferei und ein Jahr Aufenthalt auf Probe, danach war Willibald dann eingegliedert.
Theoretisch durfte er alles, nur nicht wählen, theoretisch hatte er Anspruch auf gleiche Behandlung, nur die Realität war anders. Es verwundert doch sehr, wie viele Spenden dieses Land aus dem Ausland erhält, es kommt eine beachtliche Summe zusammen und rechnet man die Gelder, die dann noch im privaten Bereich an die Verwandten fließen, sollte man mit einer Filipina verheiratet sein, ist es um so erstaunlicher, wie Ausländer behandelt werden. Man könnte zumindest etwas Freundlichkeit erwarten. Gute Ausreden sind immer, dass ein Verwandter ins Krankenhaus muss, das die Kinder die Uniform für die Schule brauchen etc. Wahr ist davon kaum etwas.
Es gibt keine Krankenversicherung in diesem Land, nur private Versicherungen, die im Vergleich zu Europa schon teuer sind und im Prinzip nutzlos sind, da sie nur für das Land gelten und keine Arztrechnungen aus Singapur oder Malaysia oder Thailand begleichen, wo es die besseren Ärzte gibt, denn jeder Arztbesuch hier entspricht einer Lotterie. Dazu an anderer Stelle jedoch mehr. Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Ausländer werden auf unverschämte Weise ausgenommen, und wenn man keine Lust zum Zahlen hat, hängt der Haussegen schief. Dann gibt es kein Essen, wenn es sein muss, für einige Tage. Also zahlen, zahlen, zahlen, die Verwandtschaft ist groß. Kinder gibt es viele, und Papi sitzt meistens auf dem Hintern, besäuft sich, wartet immer bis irgendwelche ungewollte Arbeitsanfälle vorüber sind und wenn das überstanden wurde, besteigt er wieder seine Alte und produziert neue Kinder. Das Ergebnis sind dann die in Liebe gezeugten Kinder Gottes.
Kinder sind die Lebensversicherung und wer mit einer Filipina verheiratet ist, kann wahrscheinlich ein Lied davon singen.
Sollte man vermuten, dass jemand danke sagt, weit gefehlt, so etwas kennt man nicht. Ganz im Gegenteil, der Ausländer muss dankbar sein, dass der Einheimische Geld von ihm nimmt.
Willibald musste so einige Erfahrungen machen, die Gelder, die flossen waren beachtlich und es fehlte immer an Geld, man war einfach erfinderisch. Klamotten einkaufen für die Neffen und Nichten, Lebensmittel im Supermarkt einkaufen, die wertmäßig Willibald’s gesamten Aufwand für seinen monatlichen Lebensmittelbedarf deckten. Auch stürzte man sich immer wieder auf jede erdenkliche Gelegenheit, Geld zu erpressen.
Tausche Geld gegen Frieden, ein gutes Geschäft.
Willibald hatte einen beachtlichen Schaden an seinen Haushaltsgegenstände und nahm die Transportversicherung in Anspruch. Es dauerte sehr lange, bis alles in die Wege geleitet wurde, ein lokaler Gutachter erschien, redete wirres Zeugs und Willibald bemerkte erstmals, dass diese Leute wohl etwas an der Birne haben.
Keinerlei Ahnung, aber sie reden und ihr Gehabe ist so wichtig. Man braucht sich nicht zu wundern, wenn man einfach mal das Bildungssystem verstanden hat. Egal, die Versicherung zahlte trotz Gutachter und prompt kam die Rechnung von der lokalen Verwandtschaft, 100,000 Pesos, kein Pappenstiel, war ja schon Geld. Man wollte ein Tricycle für den Vater, damit er in seinem hohen Alter noch etwas arbeiten kann und Geld verdienen kann, nur was Willibald nicht wusste, der Preis für das Tricylcle war schamlos überzogen. Willibalds lokaler Vertreter machte sich über ihn lustig, als Willibald ihm die Geschichte erzählte. Einige Monate später sickerte dann durch, dass der Vater fast blind ist, also hatte Willibald ein Tricylcle für einen Blinden gekauft. Die monatlichen Zahlungen wären auch trotz Einkommen des Vaters nicht weniger geworden, denn das musste Willibald auch lernen. Bevor diese Botschaft an die Oberfläche kam, sollte Willibald noch einmal zahlen, da die Gelder für die Lizenzen fehlten. Lüge,Lüge,Lüge.
Man würde zu dem Tricycle Dreirad sagen, ein Moped mit einem Art Seitenwagen, ein Sitz auf dem zwei Leute ausreichend Platz hatten, die ganze Konstruktion ist dann etwas überdeckt. Damit transportiert man nun Leute von einem Platz zum anderen und verdient sich damit Geld. Diese Gefährte sind eine Pest im Strassenverkehr, verunreinigen die Luft, die Fahrer halten sich an keine Verkehrsregeln und Kratzer am Wagen, wenn sie sich mal wieder irgendwo zwischen die Fahrspuren drängeln, sind die Regel. Für die Kratzer zahlt niemand.
Diese Geschichte hatte auch eine positive Seite. Nicht jeder kann in seinem Leben behaupten, ein Tricycle für einen Blinden gekauft zu haben. Man darf das nicht zu ernst nehmen. Willibald war wahrscheinlich auch nicht der erste Dummkopf gewesen, der diese Tat vollbrachte.
Willibald besuchte seine ungewollte Verwandtschaft in seinem Leben zwei Mal. Die Eltern seiner Frau lebten in einem kleinen Haus, das Willibald zur Hälfte bezahlte, der Rest der Bande war in einem Stadtteil untergebracht, den man vornehm ausgedrückt, wohl Armenviertel nennt. Was Willibald nicht wusste, die ganze Bande lebte in illegalen Hütten. Das kleine Haus wurde von Willibald’s Frau gekauft. Willibald vermutete zwar, dass die Familie arm war, dachte aber nie an eine solche Situation, auch stellte sich heraus, dass die ganze Verwandtschaft eigentlich verdammt faul war, ganz besonders die männlichen Mitglieder der Familie. Es war für Willibald unverständlich, als er zu einem späteren Zeitpunkt das kleine Haus seiner Schwiegereltern besuchte, sein zweiter und letzter Besuch, dass nicht einmal die Haustür gestrichen wurde und alles vergammelte, ganz zu schweigen von dem Zustand des Hauses im Innern. In einem Saustall sieht es besser aus. Farbe für die Tür war nicht teuer und Geld bekamen sie ja immer und wenn Geld fehlte, dann riefen sie an. Es war vermutlich die schwere Arbeit, die mit dem Streichen der Tür verbunden gewesen wäre.
Kein Mensch kümmerte sich um Willibald, als er dort war, er saß lediglich herum, rauchte seine Zigaretten, starrte in den Himmel und trank fürchterlichen Nescafé. Dies erstreckte sich über den ganzen Tag. Da das Haus außerhalb der Stadt gelegen war, kannte sich Willibald nicht mit dem Transportsystem aus, sonst hätte er wahrscheinlich einen Rückzieher gemacht. So musste er warten, bis seine Frau dann endlich aufbrach. Taxi gab es nicht.
Willibald machte es deutlich, dass er diese Leute nicht in seinem Haus sehen möchte, was meistens auch funktionierte und die Bande wegblieb, zumindest solange Willibald zu Hause war. Ein widerliches Pack. Stinkfaul und unverschämt. Wenn Geld fehlte, oder man irgendeinen Wunsch hatte, ging der Telefonterror in Willibald’s Haus los. Zig Anrufe, die Stimmung in Willibald’s Haus verschlechterte sich zunehmend. Es gab das übliche Spiel. Irgendwie suchte dann seine Frau einen Anlass zu einer Auseinandersetzung und Willibald bekam dann wieder 2-3 Tage kein Essen. Eine hinterlistige Bande, seine Frau mit einbegriffen.
Anlass zum Streit gab es eigentlich fast regelmässig und Anlass war immer Willibald’s Gesichtsausdruck. Selbst wenn Willibald die Zeitung las und er dabei eine Miene verzog oder den Kopf schüttelte, war das schon ein Anlass zum Streit. Manchmal wusste Willibald nicht, wie ihm geschah.
Den Ausländer kann man eigentlich mit einem vollgesaugten Schwamm vergleichen, den man unbedingt ausdrücken musste. Wenn es eine Gerechtigkeit auf dieser Welt gibt, dann gehört diese ungebildete Bande drastisch bestraft. Bestraft waren sie teilweise wohl, denn beide Elternteile litten an allen möglichen Krankheiten, teilweise aufgrund fehlender Disziplin. Wenn der Arzt bestimmte Nahrungsmittel verbot, kümmerte man sich nicht darum. Der Ausländer war ja da um die Medizin zu bezahlen, also lustig weiter, alles was verboten war, insbesondere die strikt untersagten Softdrinks waren willkommen, die Medizin richtete es. Die Mutter starb dann vor einigen Monaten, Willibald war zu diesem Zeitpunkt bereits 8 Jahre im Land.
Sie hatte keinen schönen Tod, musste wohl leiden, überwiegend selbst verschuldet, der Vater folgte dann einige Monate später, ob er noch leben könnte, weiß man nicht, denn offensichtlich hatte seine etwas zurückgebliebene Tochter den Schlauch der Sauerstoffzufuhr abgeklemmt. Auch er hatte keinen angenehmen Tod.
Alles zusammen, inklusive der beiden Beerdigungen, entstanden für Willibald in jenem Jahr 350,000 Pesos, die er zahlen musste. Willibald fragte sich, was sie wohl ohne ihn gemacht hätten. Willibald’s Frau verwies immer auf ihre Arbeit in der Firma und da niemand ein Gehalt bezog, hatte sie natürlich einen Anspruch, doch die vielen Geschenke an die Kundschaft, selbst zum Geburtstag, die monatlichen Zahlungen an die Verwandtschaft und andere Wünsche liessen Willibald erkennen, dass sein Geschäft eigentlich nur dazu dient, die Einheimischen mit Zuwendungen zu bedienen. Es kam der Zeitpunkt, wo es sich nicht mehr lohnte. In einem zivilisierten Land kann man sich so etwas nicht vorstellen.
Seine Frau hatte die Angewohnheit, wann immer und wie immer es möglich war, Geld an die armen faulen Landsleute zu verteilen.