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Chris Morgan Jones

DIE KUNST

DES STERBENS

THRILLER

Aus dem Englischen

von Frank Dabrock

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

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Die Originalausgabe THE JACKAL’S SHARE

erschien 2013 bei Mantle, London

Für David und Carolyn

Vollständige deutsche Erstausgabe 01/2014

Copyright © 2013 by Chris Morgan Jones

Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Redaktion: Marcus Jensen

Umschlagillustration: Nele Schütz Design

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN: 978-3-641-11763-4
V002

www.heyne.de

Wenn man einen Mann nicht versteht,

kann man ihn nicht vernichten.

Und wenn man ihn versteht,

wird man es wahrscheinlich nicht tun.

G.K. Chesterton

ERSTER TEIL

1

Trotz seiner stilvollen, zurückhaltenden Erscheinung stach Darius Qazai sofort ins Auge. Ruhigen Schrittes bahnte er sich seinen Weg durch die Kirche, bekundete nickend sein Beileid und schüttelte Hände; jedes seiner Worte kam von Herzen, jede seiner Gesten wirkte angemessen. Nach und nach nahmen die Trauergäste Platz, und Qazai setzte sich mit einer Mischung aus feierlichem Ernst und stiller Trauer in die erste Reihe. Sein Auftreten war vorbildlich und bescheiden, und Webster, der von hinten alles genau beobachtete, überlegte, ob es aufrichtig gemeint oder nur höflich war, und er fragte sich, ob er das überhaupt wissen wollte. Ein Bach-Stück wogte durch die reglose Luft.

Unter Gepolter erhoben sich die Anwesenden, und es folgten zwei Choräle: »The King Of Love My Shepherd Is«, »Thine Be The Glory«. Webster sang recht passabel, wenn auch ein wenig tief, aber die Kirche war voll besetzt, und so verlor sich sein holpriger Bass in dem anschwellenden Gesang; über der Gemeinde stiegen die klaren Harmonien des Chors empor, und neben sich hörte er Hammers nasalen Tenor. Er sang, ohne den vertrauten Worten richtig Beachtung zu schenken, und während er, im Licht der Abendsonne, das gesprenkelt durch die Buntglasfenster fiel, die gesenkten Häupter um sich herum betrachtete, fragte er sich, wer all die unterschiedlichen Trauergäste wohl waren. Neben Qazai standen die Kunden des Toten, eingehüllt in den unverkennbaren Glanz wirklich wohlhabender Menschen: zarte Sonnenbräune, makelloser Hemdkragen, entrückter Blick, die Damen einen dezenten schwarzen Hut auf dem Kopf; jenseits des Gangs saßen die Angehörigen des Toten, seine Witwe und seine beiden Söhne im Teenageralter, sie trugen Schwarz. Und die übrigen Gäste – eine zusammengewürfelte Gruppe Engländer, Amerikaner und Italiener in Tweedjacken, gemusterten Schals und leicht verknitterten Cordanzügen – waren, so vermutete Webster, Antiquitätenhändler. Insgesamt hatten sich wohl an die dreihundert Trauergäste eingefunden.

Der Priester sprach ein paar Worte, ein weiterer Choral wurde angestimmt, und dann war es Zeit für die erste Rede. Während Qazai zur Kanzel schritt und das Dutzend Holzstufen emporstieg, bemerkte Webster, wie geschmeidig seine Bewegungen waren und wie sehr er sich um einen respektvollen Gesichtsausdruck bemühte, als wollte er Befürchtungen zerstreuen, er könne mit seiner Anwesenheit das Ereignis überstrahlen. Er stand jetzt drei Meter oberhalb der Kirchenbänke und hielt, die Arme auf das Pult gestützt, eine Weile inne, um die ungeteilte Aufmerksamkeit der Gäste zu gewinnen; sein Haar und sein Bart waren schlohweiß und kurz gestutzt, und seine himmelblauen Augen leuchteten selbstbewusst. Webster kannte dieses Leuchten von Menschen, die all ihre Ziele erreicht hatten und glaubten, dass es, wenn überhaupt, nur wenige Menschen gab, die ihnen ebenbürtig waren. Bei jedem anderen hätte es wie Arroganz gewirkt, aber bei Qazai war es selbstverständlich Teil seiner Persönlichkeit.

Er redete erst, als er das Gefühl hatte, dass sich alle Anwesenden auf ihn konzentrierten, und obwohl er ohnehin eine tiefe Stimme hatte, reichte sie mühelos bis in die letzte Reihe, wo Webster die Hände über seinem Gesangbuch zusammenfaltete und lauschte.

»Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.« Eine kurze Pause. »Ergreifende Worte. Im finstern Tal.«

Er holte tief Luft, als müsse er um Fassung ringen.

»Cyrus Mehr war ein großer Mann. Ein großer Mann und ein großer Iraner. Ein mutiger, ehrbarer und sensibler Mann. Ein Mann, der ein Vermächtnis hinterlassen hat, das uns alle überdauern wird. Ich bin stolz, ihn gekannt zu haben.« Qazai fuhr eine Weile so fort, voll der schönen Worte, bis er auf die üblichen Floskeln verzichtete und von der Beziehung zu seinem Freund erzählte. Sie hatten sich vor über zwanzig Jahren in den letzten Tagen des schmutzigen Kriegs zwischen Iran und Irak kennengelernt, bei einer Verkaufsveranstaltung für präislamische Kunst, und sich über die »doppelte Bedrohung von Krieg und Ideologie« unterhalten, der die wertvollsten Kunstschätze des antiken Persien damals ausgesetzt waren. Daraus hatte sich »eine Geschäftsbeziehung zum beiderseitigen Nutzen« ergeben, womit Qazai wohl meinte, dass Mehr mit seinem Kunsthandel für ihn im gesamten Nahen Osten Antiquitäten beschafft hatte; und im Laufe der Zeit waren die beiden Männer sich nähergekommen, waren aus dem Händler und dem Kunden Freunde geworden, und als Qazai dann seine Stiftung gründete, fiel die Wahl bei der Besetzung des Direktorenpostens fast zwangsläufig auf Mehr. Seit nunmehr einem Jahrzehnt stellte die Qazai Foundation for the Preservation of Persian Art unter seiner beherzten Leitung einen Quell der Hoffnung dar für all jene, die sich wünschten, das Wahre und Schöne möge über Gewalt und Unterdrückung siegen.

Webster war beeindruckt und misstrauisch zugleich. Trotz ihrer Sentimentalität und vereinzelten Momenten des Schwulstes war es eine formvollendete Rede, so unangestrengt und unbeirrt wie Qazais Gang vor einer halben Stunde durch das Kirchenschiff. Er verströmte die selbstverständliche Autorität eines Politikers und erinnerte Webster an jene Sorte Klienten, die er am wenigsten mochte – die absolut von dem überzeugt waren, was sie sagten.

»Cyrus Mehr«, fuhr Qazai fort, »war ein großer Mann. Ein Mann mit Prinzipien in einer Welt, die diese Prinzipien unterwanderte. Ein Mann mit Haltung.« Er machte eine Pause. »Mit Werten.« Er ließ seinen Blick durch die Kirche hinauf zur Gewölbedecke wandern, als würde er die Götter um Anregung bitten, holte erneut tief Luft, und als er weitersprach, war sein Gesicht von neuem Leben erfüllt.

»Es ist jetzt einen Monat her, seit mein Freund Cyrus ermordet wurde. Seit er auf so brutale Weise aus dem Leben gerissen wurde, in seinem Geburtsland, das er trotz allem immer noch liebte. So wie viele hier. So wie ich. Wir wissen immer noch nicht, wer ihn ermordet hat, und wir kennen immer noch nicht die Gründe. Von der iranischen Regierung werden wir nichts erfahren, obwohl ich glaube, dass sie nur zu gut Bescheid weiß, aber sie hat längst vergessen, was ein Menschenleben wert ist. Sie behauptet, er sei ein Schmuggler gewesen, und seine kriminellen Freunde hätten ihn getötet. Aber jeder hier weiß, dass das Blödsinn ist. Cyrus war ein Anwalt des Schönen und des Wahren, und wenn man sich heutzutage im Iran für diese Werte einsetzt, bezahlt man mit dem Leben. Dieses Land mit seiner antiken Poesie wurde zerstört, und aus seinen Machthabern sind nichts weiter als Händler des Terrors, des Hasses und vor allem der Furcht geworden. Aber ich sage Ihnen, Freunde von Cyrus, Freunde von mir …« Er hielt erneut inne, und in diesem Moment schien sich die Leidenschaft in seinen Augen durch sein ausdrucksloses Gesicht zu brennen. »Cyrus Mehr ist nicht umsonst gestorben. Cyrus Mehr war ein Mann mit Haltung, und sein Leben hatte einen Sinn. In ihm lag etwas Schönes und Wahres, und, ja, etwas, für das es sich zu sterben lohnte. Für Cyrus wird das Tal nicht finster sein.«

Kurz neigte Qazai seinen Kopf, und als er wieder aufschaute, meinte Webster in seinen Augen eine Träne glitzern zu sehen. Falls er das alles nur spielte, war er ein großartiger Darsteller.

Draußen lag London im warmen, hellen Schein der Abendsonne, und der Lärm des Trafalgar Square tat nach der Stille in der Kirche fast körperlich weh. Webster und Hammer waren unter den Letzten, die in die Menschenmenge hinaustraten, die sich auf den breiten Stufen versammelt hatte, und warteten am Rand auf weitere Anweisungen, während Qazai wie der Gastgeber einer Party leichtfüßig von einem Grüppchen zum nächsten tänzelte.

»Und was denkst du?«, sagte Hammer.

»Wie gesagt, er interessiert mich nicht.«

»Sag bloß, du bist nicht neugierig.«

Webster blinzelte in die tief stehende Sonne. »Was für eine Rede.«

Hammer lächelte. »Ohne sein Ego wäre er nicht so ein bedeutender Mann.«

»Ich traue bedeutenden Männern nicht«, sagte Webster.

Von einer Menschentraube löste sich eine kleine, akkurat wirkende Gestalt und kam auf sie zu. Der Mann war schmächtig und dermaßen blass, dass es so aussah, als würde die Sonne durch ihn hindurchscheinen. Er schüttelte Webster die Hand, sie nickten einander zu. Dann wandte er sich an Hammer.

»Mr. Hammer? Yves Senechal. Mr. Qazais persönlicher Anwalt.« Er hatte einen leichten französischen Akzent, und seine Stimme klang rau und körperlos.

»Sehr erfreut, Mr. Senechal. Ben hat mir viel von Ihnen erzählt.«

»Meine Herren«, sagte Senechal. »Der Wagen steht um die Ecke. Mr. Qazai lässt sich noch entschuldigen – er kann jetzt nicht weg hier. Aber er wird bald zu uns stoßen.«

Dann drehte Senechal sich um und ging ohne Eile, mit einem merkwürdigen, schwebenden Gang, Richtung Norden, Richtung Charing Cross Road.

Hammer beugte sich zu Webster vor und sagte spöttisch in einem lauten Flüsterton: »Das ist also dein unheimlicher Freund.«

2

Als Junge war Webster bis zum Stimmbruch Chorknabe gewesen, und er wusste noch, was für eine Wirkung die kirchlichen Rituale auf ihn gehabt hatten, auch wenn die kirchliche Lehre vor langer Zeit ihren Einfluss auf ihn verloren hatte. Einige der Geschichten von damals waren ihm im Gedächtnis hängen geblieben; an die Handlung konnte er sich zwar nur vage erinnern, aber die Atmosphäre – die lichte, unerschütterliche Klarheit des Alten und Neuen Testaments – war ihm nach wie vor präsent, und er konnte sich gut daran erinnern, welche Gefühle sie in ihm ausgelöst hatte: Schmerz, Schuld und Mitleid, eins mit allen Sündern der Welt. Im Alter von zwölf Jahren hatte man ihn gebeten, am Karfreitag als Messdiener zu assistieren, was eine große Ehre war, und während er dem Pfarrer von einer Station des Kreuzwegs zur nächsten folgte, musste er sich immer wieder in die zarte Haut seines Oberarms kneifen, damit ihm nicht die Tränen kamen.

Zwischen ihm und dieser gläubigeren und womöglich besseren Inkarnation seiner selbst lagen fünfundzwanzig Jahre. Und zehn Jahre waren es, seit er Russland verlassen hatte und die letzten Spuren seines Glaubens erloschen waren. In dieser Zeit hatte er sich mit seiner Frau ein glückliches, ausgefülltes Leben aufgebaut, für das er sich jeden Tag bedankte. Bei niemand Bestimmtem, einfach so, und bis zu diesem Jahr hatte er sich kaum je Gedanken gemacht, an wen sein Dank eigentlich gerichtet war. Seit Locks Beerdigung jedoch geisterten immer wieder Szenen aus seiner frühen Kindheit durch seinen Kopf, sodass er sich fragte, ob es sich dabei um eine Botschaft handelte oder um einen Akt der Gnade; ob sie ihm irgendetwas mitteilen oder seinem Unterbewusstsein nur auf geheimnisvolle Weise Trost spenden wollten.

Lock war kurz vor Weihnachten gestorben. Die Beerdigung, der Webster heimlich beigewohnt hatte, war am Heiligabend gewesen, und für den Rest des Winters und den ganzen Frühling über hatte sein Tod Webster unaufhörlich beschäftigt. Die Deutschen wollten, dass er zurückkam, damit sie ihn erneut befragen konnten und damit er im Zuge der gerichtlichen Untersuchung als Zeuge aussagte – die erwartungsgemäß zu dem Ergebnis kam, Lock sei in Berlin von »finsteren Mächten« umgebracht worden, die eigentlich seinen Klienten, Konstantin Malin, hatten ermorden wollen. Obwohl es nicht im Bericht stand, das wusste Webster, war eine der wenigen Schlussfolgerungen, die man aus dem ganzen Vorfall ziehen konnte: Ohne seine Einmischung wäre Lock noch am Leben.

Darum war es vielleicht nicht verwunderlich, dass seine Seele nach Trost suchte. Schön, er konnte nichts dagegen tun. Aber er wollte nicht getröstet werden. Er wollte nichts weiter als arbeiten, sich konzentrieren und ein guter Vater sein – und die Zeit und das Schicksal entscheiden lassen, ob er das Richtige tat oder nicht.

Drei Tage vor Mehrs Gedenkgottesdienst, an einem dunklen, regnerischen Nachmittag Anfang Mai, der eher an einen Wintertag als ans Frühlingsende erinnerte, hatte Webster in einem Konferenzraum in der Nähe der St Paul’s Cathedral gesessen und einem Private-Equity-Unternehmen seine Ermittlungsergebnisse präsentiert. Durch die Glasfront, die über eine Seite des Gebäudes verlief, konnte er auf der Treppe der Kathedrale ein paar vereinzelte Touristen erkennen und die frisch geputzten Steine der Fassade, die im Regen glänzten, darüber die riesige Kuppel, und jenseits des Flusses durchschnitt der mattbraune Bankside Tower die grauen Umrisse der fünfzehn Kilometer entfernten Sydenham Hills. Es war eine großartige Aussicht, selbst in der Dämmerung, und ein großartiger Hintergrund für zwei junge Männer in Anzügen, von denen einer sich Notizen machte, während der andere einen Handtrainer bearbeitete (er hatte erklärt, das sei Teil seiner Therapie nach einem Boxunfall). Offensichtlich waren sie genauso begeistert wie Webster, hier zu sein.

Vier Wochen zuvor hatten sie ihm einen Routineauftrag erteilt: Er sollte klären, ob ein Mann namens Richard Clifford, mit dessen Firma sie an die Börse gehen wollten, sauber sei. Sie sollte nächsten Monat zugelassen werden, und da der Markt gerade ruhig war und die Firma bekannt, würde, so hatte man Webster erklärt, alle Welt genau hinsehen.

Clifford hatte einen unbescholtenen Ruf, und sein offizieller Lebenslauf war, wie man so sagt, blütenweiß: keine Skandale, keine Gerichtsverfahren, keine Insolvenz. Doch ein besonders redseliger ehemaliger Kunde hatte »diese Geschichte in der Zeitung« erwähnt – beinahe ausgelassen hatte er gewitzelt, dass man so etwas heute ernster nehmen würde –, doch auf Nachfrage hatte er dichtgemacht und erklärt, das sei lange her, mehr wolle er nicht sagen. Nach einem Tag in der Bibliothek war Websters Rechercheur auf zwei Zeitungsartikel gestoßen, beide aus den späten 1980ern, in denen mit typischer Offenheit beschrieben wurde, wie die News of the World Clifford eine Falle gestellt und dabei erwischt hatte, Geld für Sex mit einer minderjährigen Prostituierten bezahlt zu haben. Ein Bild zeigte, wie er, bärtig und jung, einunddreißig Jahre alt, sein Gesicht vor dem Fotografen abschirmte, der ihm morgens an der Haustür aufgelauert hatte.

»Sie machen Witze«, sagte der Mann mit der verletzten Hand und beugte sich auf dem Tisch zwischen ihm und Webster nach vorne; sein Hemd schien zu klein für die kräftigen Schultern darunter zu sein. Er hatte ein straffes, breites Gesicht, das von schütterem, hellem Haar umrahmt war und von dem unablässigen Stirnrunzeln wichtiger Männer geziert wurde. Sein Kollege notierte sich etwas, schüttelte nur den Kopf und atmete langsam aus.

»Nein«, sagte Webster.

»Wie ist es ihm gelungen, das zu verheimlichen?«

»Er wurde wegen Zuhälterei angeklagt, doch die Sache ging nie vor Gericht.«

»Warum nicht?«

»Keine Ahnung. Ich vermute, sein Anwalt hat sich darauf berufen, dass man ihm eine Falle gestellt hat, und die Staatsanwaltschaft kriegte kalte Füße.«

»Schwachsinn.«

Webster verzog das Gesicht.

»Er konnte nicht wissen, dass sie minderjährig war.«

»Er wusste es.« Aus der Tasche mit Unterlagen vor sich zog Webster ein großes geknicktes Blatt Papier und schob es über den Tisch. »Sie haben die Annonce, die sie benutzt haben, daneben abgedruckt.«

Der Boxer entfaltete den Artikel, betrachtete ihn für etwa zehn Sekunden, und als er ihn seinem Kollegen reichte, starrte er Webster eine Weile lang an, als könnte er ihn so dazu bringen, mit diesem Schwachsinn aufzuhören und endlich die Wahrheit zu sagen. Sein Stirnrunzeln war jetzt nicht mehr ernst, sondern ungläubig. Webster wusste, was er dachte: Das war’s dann wohl mit meinem verdammten Deal.

»Ist das Ihre einzige Quelle? Die News of the World

Webster nickte.

»Tja, kaum verwunderlich, dass die Sache nie vor Gericht kam, oder?«

»Die News of the World hat sich das nicht ausgedacht. So lief das nicht. Nicht damals.«

»Natürlich nicht.«

»Sie hatte mehr Anwälte als irgendeine andere Londoner Zeitung. Ich habe mit der Journalistin gesprochen. Eigentlich waren es zwei, ihr Kollege ist gestorben. Die Aktion gehörte zu einer Serie von Undercovergeschichten, und als Köder hatten sie in einem niederländischen Kontaktmagazin Anzeigen geschaltet. Cliffords Brief war der erste, der bei ihnen einging.«

»Scheiße, Mann. Haben Sie sich das ausgedacht?« Kopfschüttelnd zog er sein Handy aus der Tasche und verließ das Zimmer.

Für einen Moment sahen Webster und der Kollege des Boxers einander an.

»Wie schlimm ist die Sache?«, fragte der Kollege schließlich.

»Was er getan hat, oder welche Konsequenzen es hat?« Webster verlor langsam die Geduld.

»Sie wissen schon.«

»Das bedeutet, dass Ihr Mann früher mal ein Widerling war. Vielleicht ist er das noch immer. Und wenn ich es weiß, wissen es auch andere.«

Der Klient nickte einmal und seufzte. »Herrgott.« Er schrieb etwas in sein Notizbuch. »Wer noch?«

»Die Journalistin. Sie ist inzwischen im Ruhestand. Ihr Redakteur, falls er sich daran erinnert. Und: Damals lag die Auflage bei ungefähr drei Millionen.«

In diesem Moment kehrte der Boxer ins Zimmer zurück und blieb am Ende des Konferenztisches stehen.

»Nein – nein. Ich sag’s ihm … Scheiße, keine Ahnung.« Er legte auf und schaute zu Webster. »Haben Sie das schriftlich festgehalten?«

Sein Kollege hörte auf zu schreiben. Webster seufzte. »Das hier«, er zog eine schmale Akte aus der Kunststoffmappe vor sich, »ist ein vorläufiger Bericht. Über alles, was ich zusammengetragen habe.«

»Nehmen Sie ihn wieder mit. Und jagen Sie ihn durch den Schredder. Und sollte die scheiß Presse über die Geschichte berichten, dann weiß ich, woher es kommt.«

Webster starrte ihn an. »Bitte?«

Der Boxer erwiderte seinen Blick. »Das hier macht Ihnen Spaß, was? Haben Sie auch nur die geringste Ahnung, wie viel Arbeit wir investiert haben?«

Webster klaubte seine Unterlagen zusammen und stand auf. »Morgen früh haben Sie meine Rechnung. Ich an Ihrer Stelle würde mir ernsthaft überlegen, Mr. Clifford still und leise zu verabschieden. Allermindestens.«

Er wollte das Zimmer verlassen, doch der Boxer, der am Ende des Tisches neben der Tür stand, versperrte ihm den Weg.

»Zwei Jahre«, sagte er. »Zwei Jahre meiner Zeit, seiner Zeit. Das halbe Büro hat daran gearbeitet.«

Webster musterte ihn einen Moment lang; sein Haaransatz war verschwitzt, und sein Hals drückte gegen den Hemdkragen. Der Boxer starrte ihn erneut unverhohlen an und neigte seinen Kopf leicht nach vorne, wohl um bedrohlich zu wirken.

»Vielleicht hätten Sie früher zu mir kommen sollen«, sagte Webster.

Der Boxer legte ihm die gesunde Hand auf den Brustkorb. Webster ließ sie dort und schaute ihm in die Augen, und für einen Moment fragte er sich, was wohl passieren würde, wenn er ihm die Stirn mit voller Wucht gegen seine knubbelige, platt gedrückte Nase rammen würde.

»Ich gehe jetzt.«

»Sollte der Deal platzen, sehen Sie kein Geld.«

»Das wäre Vertragsbruch, und dann erzähle ich jedem, mit wem Sie verkehren. Nehmen Sie Ihre Hand weg und machen Sie Platz.«

»Das würden Sie tatsächlich tun, ach ja?«

»Wenn ich das Sagen hätte, hätte ich es längst getan.«

Schließlich trat der Boxer einen Schritt zur Seite, und Webster ging an ihm vorbei und bedankte sich bei seinem Kollegen mit einem Kopfnicken höflich für seine Zeit.

Es fiel ein feiner kalter Frühlingsregen, während Webster zu Ikertu Consulting zurücklief, durch die alten Straßen Richtung Inner Temple, wo Rechtecke warmen Lichts in der Dämmerung leuchteten. Dieser komplette Block Londons, der sich knapp anderthalb Quadratkilometer westlich der City erstreckte, diente dem Klientenverkehr. Jahrhundertelang war er der Sitz von Anwälten gewesen, und nach ihnen waren Buchhalter, Rechtsbeistände und Berater jeder Couleur hier eingezogen. Und eine ganz bestimmte Sorte Detektive, dachte Webster.

In den Zimmern um ihn herum wurden Klagen vorbereitet, Bilanzen geprüft, Vorträge ausgebrütet, Effizienzüberlegungen angestellt, Schulden zusammengerechnet und Strategien erdacht von Heerscharen von Mitarbeitern, Geschäftsführern und Partnern, die sich nach Stunden bezahlen ließen, manche auch nach Minuten, und saftige Honorare verlangten. Es war eine eigene Welt mit eigenen Verhaltensregeln, Ritualen und Kleiderordnungen, doch selbst in seinem zehnten Jahr hier fühlte Webster sich immer noch nicht richtig zugehörig. Wenn er eine Rechnung an einen Klienten schickte und sah, dass man Tausende von Pfund pro Tag für ihn bezahlte, fragte er sich zunächst, warum es eine so hohe Summe war, dann, welchen Betrag sich der Klient wohl leisten konnte, und schließlich, wie viel seine Arbeit tatsächlich wert war. Er zweifelte nicht an sich; er wusste, dass er gut war. Aber er sah, wie die Stunden abgearbeitet, aufgeschrieben und berechnet wurden und konnte sich kaum vorstellen, dass dies die Welt zu einem besseren Ort machen würde.

Das Büro hatte ihm eine SMS geschickt. Bei Ikertu wartete ein neuer Klient, der ohne Termin vorbeigekommen war, mit Hammer sprechen wollte und sich, da dieser nicht da war, bereit erklärt hatte, auf Websters Rückkehr zu warten. Klienten ohne Termin waren in der Regel irgendwelche Spinner, und Webster hoffte, es würde nicht lange dauern.

Beim Anblick der merkwürdigen Gestalt am anderen Ende des Empfangs dachte er als Erstes, dass der Mann offensichtlich im Dunkeln aufgewachsen war – vielleicht hatte man ihn in eine unbeleuchtete Hütte gesperrt und bislang vergessen, ihm ein paar Farben zu verpassen. Er war vollkommen monochrom: schwarzes, über extrem blasser Haut akkurat gescheiteltes Haar, ein weißes Hemd mit einer schwarzen Krawatte und einem schwarzen Anzug, dazu schwarze Socken, schwarze Schuhe und neben sich eine Aktenmappe, ebenfalls schwarz, darauf ein zusammengelegter grauer Macintosh-Regenmantel. Er las eine Zeitung, die er mit ausgestreckten Armen von sich fort hielt, und saß reglos da, wie in Form gegossen. Seit seinem Anruf war eine Stunde vergangen, aber das schien ihm nichts auszumachen, vielleicht hatte er für die weltlichen Dinge, für Zeit und für Farbe, nur Verachtung übrig.

Als er spürte, dass sich jemand näherte, schaute er auf und erhob sich. Er war einen Kopf kleiner als Webster und wirkte in seiner maßgeschneiderten Kleidung fast körperlos, und auf irritierende Weise schienen in seinem Innern Leblosigkeit und überbordende Energie im Wettstreit miteinander zu stehen. Webster konnte nicht sagen, wie alt er war, ob vierzig oder fünfzig.

»Ben Webster«, sagte er. »Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Ich hatte ein Meeting.«

Die Hand des Mannes war kalt, aber trocken, als Webster danach griff, sein knochiger Händedruck war schwach. Er hielt Websters Hand für einen Moment und lächelte ein nichtssagendes Lächeln. Aus der Nähe wirkte seine Haut wächsern, sie spannte sich straff über die Wangenknochen und schien beinahe durchsichtig, seine Augen waren von einem tiefen Petrolgrau und die feinen roten Äderchen im Weiß des Auges die einzige Farbe in seinem Gesicht. Doch was am meisten auffiel, als er sprach, waren seine Zähne: klein und spitz wie die eines Dachses und stark verfärbt, fast schwarz.

»Sehr erfreut, Mr. Webster.« Seine Stimme war dünn und ein wenig heiser. Er griff in seine Sakkotasche, zückte eine Brieftasche und zog eine Visitenkarte heraus, die er Webster überreichte. Auf dem dicken cremefarbenen Karton standen die Worte Yves Senechal. Avocat à la Cour, Paris. Keine Adresse, keine Telefonnummer. Webster hatte ihn nicht für einen Anwalt gehalten. Denn meist gaben sich Anwälte große Mühe, bei der ersten Begegnung einen freundlichen Eindruck zu machen.

»Mr. Hammer ist nicht da?«

»Ich fürchte nicht. Hatten Sie einen Termin?«

»Ich komme lieber direkt vorbei. Sind Sie sein Partner?«

»Ich bin sein Mitarbeiter.«

Senechal dachte einen Moment nach, jetzt lächelte er nicht mehr.

»Also gut. Können wir irgendwo ungestört reden?«

Webster nickte und führte ihn einen dunklen Flur hinunter, vorbei an mehreren geschlossenen Türen, zu einem Besprechungszimmer; Senechal folgte ihm mit langsamen, leisen Schritten. Als Ikertu die Büroräume gemietet hatte, eine Etage in einem großen verglasten Kasten, hatte Hammer jedes der Zimmer nach einem seiner Lieblingsdetektive aus der Literatur benannt: Marlowe, Maigret, Beck. Und dieses, das größte von allen, war das Wolfe-Zimmer. Das Fenster, das sich über eine ganze Wand erstreckte, ging nach Westen hinaus auf das Lincoln’s Inn, das heute ein mattgrünes Rechteck in der Frühlingsfinsternis war.

Senechal lehnte den angebotenen Kaffee ab und nahm ein Glas Wasser, trank fast unmerklich mit seinen schmalen Lippen davon und ergriff das Wort. Er saß aufrecht, dicht am Tisch, vollkommen reglos.

»Ich bin nicht in eigener Sache hier. Ich habe einen Klienten, der Ihre Hilfe braucht, vielleicht.«

Webster ließ ihn weiterreden.

»Er handelt sich um einen bedeutenden Mann.« Er sprach langsam, mit starkem französischem Akzent, und er schaute Webster die ganze Zeit in die Augen. »Einen sehr bedeutenden Mann.«

Webster wartete erneut und hatte Mühe, Senechals Blick standzuhalten; es fiel ihm schwer, seine Augen auf sein geisterhaftes Gesicht zu richten. Es wirkte irgendwie unfertig.

»Bevor ich anfange«, sagte Senechal, ohne sich auch nur im Geringsten aus der Ruhe bringen zu lassen, »darf ich Sie fragen, wer Sie sind? Was haben Sie bisher gemacht? Ich weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe.«

Ich auch, dachte Webster bei sich. »Ich arbeite hier mehr oder weniger seit sechs Jahren. Und davor war ich für ein großes amerikanisches Unternehmen in etwa derselben Funktion tätig.«

»Sie haben schon immer in diesem Beruf gearbeitet?«

»Früher war ich Journalist. In Russland.«

Senechal nickte. »Dann kennen Sie sich mit Lügen aus. Das ist gut.« Er sah Webster einen Moment lang an, als wollte er sich ein unvoreingenommenes Bild von ihm machen. »Warum haben Sie die Firma gewechselt?«

»Warum ich jetzt hier bin? Weil ich die Chance hatte, mit Ike zu arbeiten. Mit Mr. Hammer.«

Ein erneutes Nicken, dann eine Pause.

»Mein Klient sorgt sich um seinen Ruf«, sagte Senechal schließlich. »Wir vermuten, dass jemand Unwahrheiten über ihn verbreitet.«

Webster glaubte zu wissen, was das hieß. Irgendeinem mächtigen Mann, der es gewohnt war, dass ihm sein Anwalt sämtliche Probleme aus dem Weg räumte, hatte man ein Visum oder einen Kredit verweigert, und zum ersten Mal machte er die Erfahrung, machtlos zu sein. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Und wir sollen herausfinden, wer?«

»Später vielleicht. Nein. Darum geht es nicht.« Senechal schüttelte mit einer präzisen Bewegung einmal den Kopf. »Er möchte, dass Sie ihn selbst unter die Lupe nehmen. Und herausfinden, was man herausfinden kann.«

»Und dann?«

»Und sollten Sie auf irgendwelche Lügen stoßen, sie richtigstellen.«

»Falls es welche gibt.«

»Die gibt es.« Senechal presste seine schmalen Lippen zu einem Strich zusammen.

Webster dachte einen Augenblick nach. »So einen Auftrag bekommen wir selten.« Er hielt inne, musterte seinen Gast. »Wie schlimm ist es?«

»Wie bitte?«

»Der Schaden. Für Ihren Klienten.«

»Es ist ärgerlich.«

»Denn das wird teuer.«

»Ich weiß«, sagte Senechal erneut mit einem ausdruckslosen Lächeln.

»Wer ist Ihr Klient?«

»Das kann ich nicht sagen.«

»Dann kann ich Ihnen auch nicht helfen.«

Senechal griff nach unten und beförderte seine Aktenmappe auf den Tisch. Dann zog er aus der kleinen Billetttasche seines schwarzen Sakkos einen Schlüssel hervor, schloss die Schnalle auf und nahm einen durchsichtigen Kunststoffordner mit zwei, drei Blättern heraus. Während er die Aktenmappe zur Seite schob, legte er die Unterlagen akkurat vor sich hin.

»Das hier«, sagte er, »ist eine Einverständniserklärung, die ich gerne von Ihnen unterschrieben haben möchte. Damit verpflichten Sie sich, uns ein allgemeines Angebot zu unterbreiten. Sie legen uns dar, wie Sie vorgehen werden und wie viel es kostet. Wenn uns das Angebot überzeugt, werde ich Ihnen sagen, wer mein Klient ist, und wir können die Einzelheiten besprechen. Und in der Zwischenzeit werden Sie niemandem von unserer Unterhaltung erzählen.«

Webster lächelte. »Ich fürchte, so arbeiten wir nicht.«

Senechal rutschte auf seinem Stuhl nach vorne und stützte sich mit den Ellbogen behutsam auf dem Tisch ab.

»Es handelt sich um eine sensible Angelegenheit. Äußerst sensibel. Mein Klient will kein Risiko eingehen, falls uns Ihre Arbeitsweise nicht gefällt.«

»Alles, was Sie in diesem Raum sagen, ist vertraulich. So wie die Tatsache, dass Sie überhaupt hier sind. Aber ich werde nichts unterschreiben, bevor ich weiß, für wen Sie arbeiten.«

Einen Moment lang blickte Senechal verwirrt drein, als wäre er auf einen Widerspruch gestoßen. »Es handelt sich um einen lukrativen Auftrag. Für einen bedeutenden Klienten.«

»Ich gehe gegenüber einem Mann, den ich nicht kenne, keine Verpflichtungen ein.«

Senechal holte zischend Luft, rieb sich das Kinn und wollte etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben. Und während er Webster mit einem Blick zu verstehen gab, wie dumm seine Entscheidung war, stand er auf. »Na schön. Dann wenden wir uns eben an jemand anders. Danke für Ihre Mühe.«

Webster nickte, und in diesem Moment wurde ihm klar, was ihn gestört hatte: Senechals Augen passten nicht zu seinem Gesicht. Irgendwo tief in ihrem Innern, hinter der grauen Iris, loderte, nur allzu lebhaft, eine Leidenschaft, die sein bleicher Körper kaum zurückhalten konnte.

Webster begleitete seinen merkwürdigen Besucher zu den Aufzügen, bedankte sich bei ihm und heftete ihn in Gedanken unter den abgelehnten Klienten von Ikertu ab, eine bunte Mischung aus misstrauischen Ehemännern, geizigen Bankern und unheimlichen Spinnern, deren Fälle zu heikel oder zu absurd waren, um sie anzunehmen. Der Klient, der zu bedeutend war, um seine Identität preiszugeben, war eine seltene Unterkategorie, die normalerweise sein Interesse geweckt hätte, doch ein starkes Bauchgefühl sagte ihm, dass es richtig gewesen war, sich nicht darauf einzulassen – dass man mit den widersprüchlichen Kräften, die diesen sonderbaren, abstoßenden Mann antrieben, besser nicht näher Bekanntschaft machte.

Doch Senechal war eine so geisterhafte Erscheinung, dass er ihn zwangsläufig erneut heimsuchen musste, und so wunderte es Webster auch nicht, als er wieder Kontakt mit ihnen aufnahm. Zwei Tage später ging im Büro von Ikertu ein Umschlag aus edelstem cremefarbenen Papier ein, mit Tinte in geschwungener Schrift an Webster adressiert. Er war per Bote gekommen. Die Buchstaben waren fett, fast kunstvoll, und auf der Lasche war ein großes Q eingeprägt. Im Umschlag steckten eine Einladung zu Mehrs Gedenkgottesdienst und auf einem kleinen Blatt Papier, dessen Kopf ebenfalls ein Q zierte, eine Nachricht in derselben Handschrift:

Sehr geehrter Mr. Webster,

es wäre mir eine Ehre, wenn Sie gemeinsam mit mir diesem wichtigen Gottesdienst beiwohnen würden. Im Anschluss haben wir dann Zeit für ein Gespräch. Möglicherweise muss ich Ihre Hilfe in Anspruch nehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Darius Qazai

Rückblickend betrachtet, hielt Webster das für einen passenden Einstieg – mit großer Geste, angemessen, offenbar ehrlich gemeint und doch ganz und gar berechnend –, zunächst jedoch war er, wie jeder, fasziniert. Qazai hatte er bisher weder als Zielperson noch als Klienten auf dem Schirm gehabt, aber orientierte man sich an den Listen mit den reichsten Menschen der Welt, war es nur eine Frage der Zeit, bis er das eine oder andere werden musste. Und wenn er Senechals Chef war, dann vielleicht sogar beides.