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© für die Originalausgabe und das eBook:

2013 nymphenburger in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: atelier-sanna.com, München

unter Verwendung eines Motivs von ullstein bild, Berlin – Archiv Gerstenberg

Bilder innen: shutterstock

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

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ISBN 978-3-485-06076-9

Inhalt

Vorwort

Allgemeine Hinweise

Hildegard von Bingen – eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war

Der gesunde und der kranke Mensch nach Hildegard von Bingen

Umgang mit Krankheit und Heilung

»Jede Krankheit ist heilbar, aber nicht jeder Patient«

Die 6 Säulen der Hildegard-Medizin

1. Säule: Heilmittel aus der Schöpfung

Bäume

Birke

Buchsbaum

Espe (Zitterpappel)

Maulbeerbaum

Nussbaum

Pfirsichbaum

Edelsteine

Amethyst

Bergkristall

Prasem

Pflanzen

Eberraute

Flohkraut (Flohsamen-Wegerich)

Gerste

Hafer

Ingwer

Klette

Leinsamen

Lilie

Pilze

Quendel

Ringelblume

Rose

Schafgarbe

Schöllkraut

Schwertlilie

Veilchen

Weberkarde

2. Säule: Lebensmittel als Heilmittel

Fette

Butter

Pflanzenöle

Kokosöl

Kürbiskernöl

Olivenöl

Rapsöl

Walnussöl

Fisch

empfehlenswert für Gesunde und Kranke

Äsche

Barsch

Gründling

Hecht

Rotauge

Wels

eingeschränkt empfehlenswert

Bachforelle

Hering

Karpfen

Krebs

Stör

Fleisch

empfehlenswert für Gesunde und Kranke

Hirsch

Lamm

Reh

eingeschränkt empfehlenswert

Hausente

Wildente

Huhn

Rind

Ziegenbock

Früchte

empfehlenswert für Gesunde und Kranke

Brombeere

Quitte

eingeschränkt empfehlenswert

Apfel

Birne

Dattel

Hagebutte

Himbeere

Johannisbeere

Kirsche

Gemüse

empfehlenswert für Gesunde und Kranke

Edelkastanie

Fenchel

Kichererbse

Knoblauch

Kürbis

Rote Bete

eingeschränkt empfehlenswert

Bohne

Erbse

Meerrettich

Möhre

Pastinake

Rettich

Sellerie

Zwiebel

Getreide

empfehlenswert für Gesunde und Kranke

Dinkel

eingeschränkt empfehlenswert

Gerste

Hafer

Roggen

Getränke

Bier

Met

Tee

Wasser

Wein

Kräuter und Gewürze

Bachbunge

Bockshornklee

Bohnenkraut

Brunnenkresse

Gartenmelde

Lorbeer

Mohn

Muskatnuss

Petersilie

Quendel

Schwarzkümmel

Ysop

Zimt

Milchprodukte

Käse

Milch

Quark

Nüsse, Nussfrüchte, Mandeln

Ernährungsempfehlungen nach Hildegard

Über das Frühstück

Über maßloses Essen

Über das übertriebene Fasten

Jahreszeitliche Empfehlungen

3. Säule: Gleichgewicht von Ruhe und Aktivität

Gesunder Lebensrhythmus für eine gesunde Haut

Schlafprobleme bei Hauterkrankungen und Hildegards Empfehlungen

Die Rhythmen der Haut

Das Gleichgewicht des Säftehaushalts

Choleriker

Melancholiker

Phlegmatiker

Sanguiniker

4. Säule: Gesunder Rhythmus für Leib und Seele

Tagesvorbereitung und Tagesrückschau

Leben im Einklang mit der Natur

Wochentage

Mondphasen

Monate und Jahreszeiten

Jahresfeste

5. Säule: Ausleitungsverfahren

Aderlass

Heilfasten

Moxibustion

Nierenmassage mit Weinrautensalbe

Saunabäder und Warmwasserbehandlungen

Schröpfen

6. Säule: Stärkung der seelischen Abwehrkräfte

Die 35 Laster und Tugenden

Ausgelassenheit – Zucht

Vergnügungssucht – Zurückhaltung

Feigheit – Gottes Sieg

Gottlosigkeit – Frömmigkeit

Streitsucht – Friedfertigkeit

Missgunst – Nächstenliebe

Weltschmerz – Himmlische Freude

Wissenswertes und Kurioses

Heilmittel aus der Schöpfung: Tierische Lebewesen

Fische

Reptilien

Tiere

Vögel

Drachen und Einhörner

Heilung mit Tierfellen

Gesunde Sexualität

Vermeidung von Küchengiften

Erklärung von Hildegard beschriebener Hautkrankheiten

Verzeichnisse

Pflege und Kosmetik: Verzeichnis der Indikationen

Pflege und Kosmetik: Verzeichnis der Anwendungen

Erste Hilfe: Verzeichnis der Indikationen

Erste Hilfe: Verzeichnis der Anwendungen

Verzeichnis der Hauterkrankungen

Verzeichnis der Rezepte und Anwendungen

Quellen- und Literaturverzeichnis

Die Autorin

Vorwort

Hildegard von Bingen ist vor mehr als 800 Jahren gestorben, doch das Interesse an Leben und Werk dieser herausragenden Persönlichkeit ist ungebrochen. Sie zählt zu den faszinierendsten Frauengestalten des Mittelalters. Einerseits sicher aufgrund ihres enorm vielseitigen und profunden Wissens, das sie im Rückblick zu einer Universalgelehrten macht: Sie beschäftigte sich mit Biologie, Medizin und der Heilkunde, mit der Lehre von der Welt (Kosmologie), mit Mystik, Ethik, Literatur und Musik. Dem dörflichen Leben ihrer Kindheit verdankte sie eine beeindruckende Beobachtungsgabe und eine tiefe Verwurzelung in den Rhythmen der Natur. Außerdem war sie stets fest verankert im Glauben und verstand es auf bemerkenswerte Weise, ihren Glauben mit allen anderen Bereichen des Lebens zu verbinden.

Auf der anderen Seite war sie eine starke Persönlichkeit, die sich weit über das Frauenbild ihrer Zeit hinaus erhob und damit durchaus unbequem für die von Männern geprägte Gesellschaft war: Sie unternahm auf eigene Faust Predigtreisen, obwohl in ihrer Zeit weder das Reisen noch das Predigen einer Frau zustand. Sie äußerte sich klar und öffentlich zum Thema Sexualität, zu der sie ein ganz natürliches, unbefangenes Verhältnis hatte. Für ihre Klöster erkämpfte sie sich geistige Selbstständigkeit und völlige materielle Unabhängigkeit. Sie kritisierte offen und ohne Zurückhaltung sowohl eine einfache Nonne als auch, wenn nötig, den Kaiser. Mehr als 300 erhaltene Briefe zeugen von ihrem regen Gedankenaustausch mit Kirchenvätern, Gelehrten und ranghohen Persönlichkeiten wie Kaiser Barbarossa oder den Päpsten ihrer Zeit (Eugen III., Anastasius IV., Hadrian IV. und Alexander III.).

Der »Hildegard-Boom« der letzten Jahre stellt vor allem ihr heilkundliches Werk in den Vordergrund. Auch wenn einige der sogenannten »Hildegard-Produkte« mit gesunder Skepsis betrachtet werden sollten (nicht überall, wo Hildegard draufsteht, ist auch Hildegard drin!) und einige von Hildegards Rezepturen wie z. B. pulverisierter Maulwurf bei Hauterkrankungen heute befremdlich wirken, so gibt es doch ein großes Angebot an Heilmitteln und Heilanwendungen, die uns modernen Menschen von Nutzen sein können.

Ganz im Sinne Hildegards bieten wir Ihnen hier einen ganzheitlichen Ansatz, basierend auf den sechs Säulen der Hildegard-Medizin:

In Hildegards Weltverständnis kann der Mensch nur dann gesund sein, wenn er in allen Dingen ein gesundes Maß hält und sich der höheren Dimension seines Lebens bewusst ist. Hauterkrankungen betrachtet sie als Zeichen dafür, dass der Mensch aus dem Gleichgewicht gefallen ist und dass sich in seinem Körper zu viele »schlechte Säfte« angesammelt haben, die ausgeleitet werden müssen.

Hildegard-Medizin, Naturheilkunde, anthroposophische Medizin, Traditionelle Chinesische Medizin und Ayurveda bestätigen, was Hildegard vor über 800 Jahren gelehrt hat: Langfristig führt nur ein ganzheitlicher Heilungsansatz zur (Haut-)Gesundheit.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und viel Erfolg mit den hier vorgestellten Heilanwendungen. Auf dass Sie sich bald wieder wohl in Ihrer Haut fühlen!

Allgemeine Hinweise

Bitte beachten Sie, dass einige Angaben Hildegards nicht mehr zeitgemäß sind. So kann beispielsweise Wein als Hauptgetränk heute nicht mehr empfohlen werden. Auch die Zuordnung des Regenwurms zu den Reptilien oder der Fliege und der Mücke zu den Vögeln erscheint uns heute nicht mehr logisch. All das sollte immer vor dem Hintergrund der Zeit Hildegard von Bingens und des damaligen Wissensstandes gesehen werden. Auch die Aufteilung der verschiedenen Pflanzen in Heil- und Lebensmittel wurde von Hildegard übernommen.

Dieser Ratgeber widmet sich Hildegards Heilanwendungen für gesunde Haut. Sie finden auf den folgenden Seiten zahlreiche Tipps und Vorschläge, wie sich ihre Empfehlungen bei akuten und chronischen Hautkrankheiten sowie zur Verbesserung des Hautbilds einsetzen lassen. Wenn Sie sich für Hautpflege oder für Erste Hilfe bei Hautverletzungen interessieren, finden Sie die entsprechenden Rezepte gesondert aufgeführt in den alphabetischen Verzeichnissen der Indikationen und der Heilanwendungen am Ende des Buches.

Darüber, ob die von Hildegard verwendeten tierischen Fette durch andere ersetzt werden können, ohne die Heilwirkung der Mischungen zu verändern, scheiden sich die Geister.

Falls Sie es probieren möchten, empfehle ich folgende Mischung:

13 Teile Wollwachs, 4 Teile Wasser, 3 Teile dickflüssiges Paraffin zusammen aufschmelzen und danach 1:1 mit Vaseline verrühren oder auch ohne Vaseline als Grundlage für Salben verwenden.

Ein wichtiger Hinweis noch in diesem Zusammenhang: Bei der Herstellung von Salben immer mit größtmöglicher Hygiene arbeiten. Abgefüllte Salben oder Öle immer dunkel und kühl aufbewahren, damit sie nicht so schnell verderben.

Ergänzungen und Erläuterungen zu den Originalzitaten Hildegard von Bingens stehen in eckigen Klammern.

Hildegard von Bingen – eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war  

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1098

Hildegard von Bingen wird als zehntes Kind von Hildebert von Hosenbach und seiner Frau Mechtild von Merxheim geboren. Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt. Folgt man den Angaben in Hildegards Scivias, muss es zwischen dem 1. Mai und dem 17. September liegen.

Als Geburtsort kommen Bermersheim vor der Höhe und Niederhosenbach, beide im Landkreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz, infrage. In Bermersheim steht die Kirche, in der Hildegard getauft wurde, Niederhosenbach war der Wohnsitz von Hildegards Vater.

Bei der Taufe wird das Mädchen nach der Ehefrau von Kaiser Karl dem Großen Hildegard genannt.

Hildegards Eltern sind fromme, wohlhabende Edelfreie, die Familie lebt in einem aus Stein gebauten Haus. Ihr Vater steht der Dorfgemeinschaft vor. Hildegard wächst behütet in einem Handwerker- und Bauerndorf auf. Auch lernt sie früh, mit hochgestellten Persönlichkeiten umzugehen, mit denen die Familie Kontakt pflegt.

ca. 1100

Hildegard berichtet selbst darüber, dass sie im Alter von zwei Jahren zum ersten Mal von einer Vision heimgesucht wurde: In meinem dritten Lebensjahr sah ich ein so großes Licht, dass meine Seele erbebte, doch wegen meiner Kindheit konnte ich mich nicht darüber äußern. (Vita, 71)

1106

Hildegards weitere (religiöse) Erziehung wird der geweihten Witwe Uda von Göllheim anvertraut. Wie in der Zeit üblich für Kinder aus Adelsfamilien, gaben Hildegards Eltern sie als »Zehnten« in die Obhut der Kirche.

1.11.1112

Zusammen mit der 20-Jährigen Jutta von Sponheim und einer weiteren Frau wird Hildegard in der Einsiedlerklause neben der Benediktinerabtei auf dem Disibodenberg eingeschlossen. Zu ihren Lehrern gehört ihr späterer Sekretär Volmar von Disibodenberg. Er unterrichtet das Mädchen in Grammatik und in Latein.

ca. 1114

Hildegard legt die monastischen Gelübde ab und erhält den Ordensschleier.

22.12.1136

Die Klause hat sich zu einem Kloster entwickelt. Als Jutta von Sponheim stirbt, wählen die Nonnen Hildegard zur Oberin.

1141

In einer ihrer Visionen vernimmt Hildegard die Aufforderung »Schreibe auf, was du siehst und hörst!«.

1141-1151

Hildegards erstes großes Werk, Liber Scivias Domini (Wisse die Wege des Herrn), entsteht.

1147-1150

Auf dem Rupertsberg bei Bingen gründet Hildegard gegen den Widerstand der Benediktinermönche vom Disibodenberg mit ca. 20 Nonnen ein eigenes Kloster.

1150-1160

Hildegards Werke Liber simplicis medicinae oder Physica (Naturkunde) und Liber compositae medicinae oder Causae et curae (Heilkunde) entstehen.

1151-1158

Hildegards Symphoniae harmoniae celestium revelationum entsteht: Eine Symphonie der Harmonie der himmlischen Erscheinungen, bestehend aus 77 liturgischen Gesängen, komponiert und gedichtet für den Gebrauch im Kloster Rupertsberg.

1152

Anlässlich der Weihe der neuen Abteikirche des Klosters Rupertsberg wird das von Hildegard geschriebene Mysterienspiel (Singspiel) Ordo Virtutum (Spiel und Ordnung der Kräfte) aufgeführt.

1158-1161

Hildegards erste Predigtreise führt sie den Main hinauf. Zu den Stationen ihrer Reise gehören Bamberg, Erbach, Kitzingen, Mainz, Wertheim und Würzburg.

1158-1163

Hildegards zweites großes Werk, Liber vitae meritorum (Buch der Lebensverdienste oder Der Mensch in der Verantwortung), entsteht.

ca. 1160

Hildegard besucht Kaiser Barbarossa in seiner Pfalz Ingelheim.

Ihre zweite Predigtreise führt sie nach Trier und weiter moselaufwärts nach Metz und zur Benediktinerabtei Krauftal (heute Graufthal).

1161-1163

Hildegard unternimmt eine dritte Predigtreise: Sie besucht Boppard, das Kloster Marienberg bei Andernach, die Benediktinerabtei Siegburg, Köln und die Benediktinerabtei von Werden.

1163-1174

Hildegards drittes großes Werk, Liber divinorum operum (Buch der Gotteswerke oder Welt und Mensch), entsteht.

1165

Hildegard erwirbt ein verlassenes Augustinerkloster auf der anderen Rheinseite, in Eibingen bei Rüdesheim. Sie lebt weiter im Kloster Rupertsberg und besucht das Zweitkloster zweimal in der Woche.

ca. 1167

Hildegards letzte Predigtreise führt sie über Maulbronn, Hirsau und Kirchheim bis nach Zwiefalten, etwa auf halber Strecke zwischen Stuttgart und dem Bodensee.

1173

Hildegards treuer Propst und Sekretär Volmar von Disibodenberg stirbt.

1178

Hildegard lässt auf dem Friedhof des Klosters Rupertsberg einen Mann bestatten, dem ein kirchliches Begräbnis in Mainz versagt worden war. Daraufhin wird ein Kirchenbann gegen ihr Kloster verhängt, der erst nach einem Jahr und nur durch den hartnäckigen Einsatz der 81-Jährigen Hildegard wieder aufgehoben wird.

17.9.1179

Hildegard stirbt im Kloster Rupertsberg.

Schon zu Lebzeiten wird Hildegard von Bingen wie eine Heilige verehrt. Bereits 1228, nur 49 Jahre nach ihrem Tod, beginnt das erste Verfahren zur Kanonisierung (Heiligsprechung), das allerdings wegen anhaltender Zuständigkeitsprobleme zwischen dem Papst und dem Mainzer Erbbistum ohne Ergebnis endete.

Es soll noch über 300 Jahre dauern, bis die Heiligsprechung »offiziell« ist: Im Jahr 1584 erscheint Hildegards Name in der Erstausgabe des Martyrologium Romanum, dem Verzeichnis aller Heiligen und Seligen der römisch-katholischen Kirche. Vor Erscheinen dieses Verzeichnisses gab es kein geregeltes Verfahren der Kanonisierung, daher ist der Eintrag von großer Bedeutung, gilt er doch als der entscheidende Schritt zur Heiligsprechung.

1979 beantragt eine Arbeitsgemeinschaft katholischer Frauenverbände und -gruppen Hildegards Anerkennung als Kirchenlehrerin.

Im Mai 2012 wird Hildegard offiziell in den Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche aufgenommen.

Am 7.10.2012 erklärt Papst Benedikt XVI. Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin. Sie steht damit in einer Reihe mit den 35 heiligen Kirchenlehrern der katholischen Kirche. Bis heute ist sie die einzige deutsche Kirchenlehrerin. Außer ihr sind nur noch drei andere Frauen in dieser Liste vertreten.