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ISBN 978-3-485-06076-9
Inhalt
Vorwort
Allgemeine Hinweise
Hildegard von Bingen – eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war
Der gesunde und der kranke Mensch nach Hildegard von Bingen
Umgang mit Krankheit und Heilung
»Jede Krankheit ist heilbar, aber nicht jeder Patient«
Die 6 Säulen der Hildegard-Medizin
1. Säule: Heilmittel aus der Schöpfung
Bäume
Birke
Buchsbaum
Espe (Zitterpappel)
Maulbeerbaum
Nussbaum
Pfirsichbaum
Edelsteine
Amethyst
Bergkristall
Prasem
Pflanzen
Eberraute
Flohkraut (Flohsamen-Wegerich)
Gerste
Hafer
Ingwer
Klette
Leinsamen
Lilie
Pilze
Quendel
Ringelblume
Rose
Schafgarbe
Schöllkraut
Schwertlilie
Veilchen
Weberkarde
2. Säule: Lebensmittel als Heilmittel
Fette
Butter
Pflanzenöle
Kokosöl
Kürbiskernöl
Olivenöl
Rapsöl
Walnussöl
Fisch
empfehlenswert für Gesunde und Kranke
Äsche
Barsch
Gründling
Hecht
Rotauge
Wels
eingeschränkt empfehlenswert
Bachforelle
Hering
Karpfen
Krebs
Stör
Fleisch
empfehlenswert für Gesunde und Kranke
Hirsch
Lamm
Reh
eingeschränkt empfehlenswert
Hausente
Wildente
Huhn
Rind
Ziegenbock
Früchte
empfehlenswert für Gesunde und Kranke
Brombeere
Quitte
eingeschränkt empfehlenswert
Apfel
Birne
Dattel
Hagebutte
Himbeere
Johannisbeere
Kirsche
Gemüse
empfehlenswert für Gesunde und Kranke
Edelkastanie
Fenchel
Kichererbse
Knoblauch
Kürbis
Rote Bete
eingeschränkt empfehlenswert
Bohne
Erbse
Meerrettich
Möhre
Pastinake
Rettich
Sellerie
Zwiebel
Getreide
empfehlenswert für Gesunde und Kranke
Dinkel
eingeschränkt empfehlenswert
Gerste
Hafer
Roggen
Getränke
Bier
Met
Tee
Wasser
Wein
Kräuter und Gewürze
Bachbunge
Bockshornklee
Bohnenkraut
Brunnenkresse
Gartenmelde
Lorbeer
Mohn
Muskatnuss
Petersilie
Quendel
Schwarzkümmel
Ysop
Zimt
Milchprodukte
Käse
Milch
Quark
Nüsse, Nussfrüchte, Mandeln
Ernährungsempfehlungen nach Hildegard
Über das Frühstück
Über maßloses Essen
Über das übertriebene Fasten
Jahreszeitliche Empfehlungen
3. Säule: Gleichgewicht von Ruhe und Aktivität
Gesunder Lebensrhythmus für eine gesunde Haut
Schlafprobleme bei Hauterkrankungen und Hildegards Empfehlungen
Die Rhythmen der Haut
Das Gleichgewicht des Säftehaushalts
Choleriker
Melancholiker
Phlegmatiker
Sanguiniker
4. Säule: Gesunder Rhythmus für Leib und Seele
Tagesvorbereitung und Tagesrückschau
Leben im Einklang mit der Natur
Wochentage
Mondphasen
Monate und Jahreszeiten
Jahresfeste
5. Säule: Ausleitungsverfahren
Aderlass
Heilfasten
Moxibustion
Nierenmassage mit Weinrautensalbe
Saunabäder und Warmwasserbehandlungen
Schröpfen
6. Säule: Stärkung der seelischen Abwehrkräfte
Die 35 Laster und Tugenden
Ausgelassenheit – Zucht
Vergnügungssucht – Zurückhaltung
Feigheit – Gottes Sieg
Gottlosigkeit – Frömmigkeit
Streitsucht – Friedfertigkeit
Missgunst – Nächstenliebe
Weltschmerz – Himmlische Freude
Wissenswertes und Kurioses
Heilmittel aus der Schöpfung: Tierische Lebewesen
Fische
Reptilien
Tiere
Vögel
Drachen und Einhörner
Heilung mit Tierfellen
Gesunde Sexualität
Vermeidung von Küchengiften
Erklärung von Hildegard beschriebener Hautkrankheiten
Verzeichnisse
Pflege und Kosmetik: Verzeichnis der Indikationen
Pflege und Kosmetik: Verzeichnis der Anwendungen
Erste Hilfe: Verzeichnis der Indikationen
Erste Hilfe: Verzeichnis der Anwendungen
Verzeichnis der Hauterkrankungen
Verzeichnis der Rezepte und Anwendungen
Quellen- und Literaturverzeichnis
Die Autorin
Vorwort
Hildegard von Bingen ist vor mehr als 800 Jahren gestorben, doch das Interesse an Leben und Werk dieser herausragenden Persönlichkeit ist ungebrochen. Sie zählt zu den faszinierendsten Frauengestalten des Mittelalters. Einerseits sicher aufgrund ihres enorm vielseitigen und profunden Wissens, das sie im Rückblick zu einer Universalgelehrten macht: Sie beschäftigte sich mit Biologie, Medizin und der Heilkunde, mit der Lehre von der Welt (Kosmologie), mit Mystik, Ethik, Literatur und Musik. Dem dörflichen Leben ihrer Kindheit verdankte sie eine beeindruckende Beobachtungsgabe und eine tiefe Verwurzelung in den Rhythmen der Natur. Außerdem war sie stets fest verankert im Glauben und verstand es auf bemerkenswerte Weise, ihren Glauben mit allen anderen Bereichen des Lebens zu verbinden.
Auf der anderen Seite war sie eine starke Persönlichkeit, die sich weit über das Frauenbild ihrer Zeit hinaus erhob und damit durchaus unbequem für die von Männern geprägte Gesellschaft war: Sie unternahm auf eigene Faust Predigtreisen, obwohl in ihrer Zeit weder das Reisen noch das Predigen einer Frau zustand. Sie äußerte sich klar und öffentlich zum Thema Sexualität, zu der sie ein ganz natürliches, unbefangenes Verhältnis hatte. Für ihre Klöster erkämpfte sie sich geistige Selbstständigkeit und völlige materielle Unabhängigkeit. Sie kritisierte offen und ohne Zurückhaltung sowohl eine einfache Nonne als auch, wenn nötig, den Kaiser. Mehr als 300 erhaltene Briefe zeugen von ihrem regen Gedankenaustausch mit Kirchenvätern, Gelehrten und ranghohen Persönlichkeiten wie Kaiser Barbarossa oder den Päpsten ihrer Zeit (Eugen III., Anastasius IV., Hadrian IV. und Alexander III.).
Der »Hildegard-Boom« der letzten Jahre stellt vor allem ihr heilkundliches Werk in den Vordergrund. Auch wenn einige der sogenannten »Hildegard-Produkte« mit gesunder Skepsis betrachtet werden sollten (nicht überall, wo Hildegard draufsteht, ist auch Hildegard drin!) und einige von Hildegards Rezepturen wie z. B. pulverisierter Maulwurf bei Hauterkrankungen heute befremdlich wirken, so gibt es doch ein großes Angebot an Heilmitteln und Heilanwendungen, die uns modernen Menschen von Nutzen sein können.
Ganz im Sinne Hildegards bieten wir Ihnen hier einen ganzheitlichen Ansatz, basierend auf den sechs Säulen der Hildegard-Medizin:
In Hildegards Weltverständnis kann der Mensch nur dann gesund sein, wenn er in allen Dingen ein gesundes Maß hält und sich der höheren Dimension seines Lebens bewusst ist. Hauterkrankungen betrachtet sie als Zeichen dafür, dass der Mensch aus dem Gleichgewicht gefallen ist und dass sich in seinem Körper zu viele »schlechte Säfte« angesammelt haben, die ausgeleitet werden müssen.
Hildegard-Medizin, Naturheilkunde, anthroposophische Medizin, Traditionelle Chinesische Medizin und Ayurveda bestätigen, was Hildegard vor über 800 Jahren gelehrt hat: Langfristig führt nur ein ganzheitlicher Heilungsansatz zur (Haut-)Gesundheit.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und viel Erfolg mit den hier vorgestellten Heilanwendungen. Auf dass Sie sich bald wieder wohl in Ihrer Haut fühlen!
Allgemeine Hinweise
Bitte beachten Sie, dass einige Angaben Hildegards nicht mehr zeitgemäß sind. So kann beispielsweise Wein als Hauptgetränk heute nicht mehr empfohlen werden. Auch die Zuordnung des Regenwurms zu den Reptilien oder der Fliege und der Mücke zu den Vögeln erscheint uns heute nicht mehr logisch. All das sollte immer vor dem Hintergrund der Zeit Hildegard von Bingens und des damaligen Wissensstandes gesehen werden. Auch die Aufteilung der verschiedenen Pflanzen in Heil- und Lebensmittel wurde von Hildegard übernommen.
Dieser Ratgeber widmet sich Hildegards Heilanwendungen für gesunde Haut. Sie finden auf den folgenden Seiten zahlreiche Tipps und Vorschläge, wie sich ihre Empfehlungen bei akuten und chronischen Hautkrankheiten sowie zur Verbesserung des Hautbilds einsetzen lassen. Wenn Sie sich für Hautpflege oder für Erste Hilfe bei Hautverletzungen interessieren, finden Sie die entsprechenden Rezepte gesondert aufgeführt in den alphabetischen Verzeichnissen der Indikationen und der Heilanwendungen am Ende des Buches.
Darüber, ob die von Hildegard verwendeten tierischen Fette durch andere ersetzt werden können, ohne die Heilwirkung der Mischungen zu verändern, scheiden sich die Geister.
Falls Sie es probieren möchten, empfehle ich folgende Mischung:
13 Teile Wollwachs, 4 Teile Wasser, 3 Teile dickflüssiges Paraffin zusammen aufschmelzen und danach 1:1 mit Vaseline verrühren oder auch ohne Vaseline als Grundlage für Salben verwenden.
Ein wichtiger Hinweis noch in diesem Zusammenhang: Bei der Herstellung von Salben immer mit größtmöglicher Hygiene arbeiten. Abgefüllte Salben oder Öle immer dunkel und kühl aufbewahren, damit sie nicht so schnell verderben.
Ergänzungen und Erläuterungen zu den Originalzitaten Hildegard von Bingens stehen in eckigen Klammern.
Hildegard von Bingen – eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war
1098
Hildegard von Bingen wird als zehntes Kind von Hildebert von Hosenbach und seiner Frau Mechtild von Merxheim geboren. Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt. Folgt man den Angaben in Hildegards Scivias, muss es zwischen dem 1. Mai und dem 17. September liegen.
Als Geburtsort kommen Bermersheim vor der Höhe und Niederhosenbach, beide im Landkreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz, infrage. In Bermersheim steht die Kirche, in der Hildegard getauft wurde, Niederhosenbach war der Wohnsitz von Hildegards Vater.
Bei der Taufe wird das Mädchen nach der Ehefrau von Kaiser Karl dem Großen Hildegard genannt.
Hildegards Eltern sind fromme, wohlhabende Edelfreie, die Familie lebt in einem aus Stein gebauten Haus. Ihr Vater steht der Dorfgemeinschaft vor. Hildegard wächst behütet in einem Handwerker- und Bauerndorf auf. Auch lernt sie früh, mit hochgestellten Persönlichkeiten umzugehen, mit denen die Familie Kontakt pflegt.
ca. 1100
Hildegard berichtet selbst darüber, dass sie im Alter von zwei Jahren zum ersten Mal von einer Vision heimgesucht wurde: In meinem dritten Lebensjahr sah ich ein so großes Licht, dass meine Seele erbebte, doch wegen meiner Kindheit konnte ich mich nicht darüber äußern. (Vita, 71)
1106
Hildegards weitere (religiöse) Erziehung wird der geweihten Witwe Uda von Göllheim anvertraut. Wie in der Zeit üblich für Kinder aus Adelsfamilien, gaben Hildegards Eltern sie als »Zehnten« in die Obhut der Kirche.
1.11.1112
Zusammen mit der 20-Jährigen Jutta von Sponheim und einer weiteren Frau wird Hildegard in der Einsiedlerklause neben der Benediktinerabtei auf dem Disibodenberg eingeschlossen. Zu ihren Lehrern gehört ihr späterer Sekretär Volmar von Disibodenberg. Er unterrichtet das Mädchen in Grammatik und in Latein.
ca. 1114
Hildegard legt die monastischen Gelübde ab und erhält den Ordensschleier.
22.12.1136
Die Klause hat sich zu einem Kloster entwickelt. Als Jutta von Sponheim stirbt, wählen die Nonnen Hildegard zur Oberin.
1141
In einer ihrer Visionen vernimmt Hildegard die Aufforderung »Schreibe auf, was du siehst und hörst!«.
1141-1151
Hildegards erstes großes Werk, Liber Scivias Domini (Wisse die Wege des Herrn), entsteht.
1147-1150
Auf dem Rupertsberg bei Bingen gründet Hildegard gegen den Widerstand der Benediktinermönche vom Disibodenberg mit ca. 20 Nonnen ein eigenes Kloster.
1150-1160
Hildegards Werke Liber simplicis medicinae oder Physica (Naturkunde) und Liber compositae medicinae oder Causae et curae (Heilkunde) entstehen.
1151-1158
Hildegards Symphoniae harmoniae celestium revelationum entsteht: Eine Symphonie der Harmonie der himmlischen Erscheinungen, bestehend aus 77 liturgischen Gesängen, komponiert und gedichtet für den Gebrauch im Kloster Rupertsberg.
1152
Anlässlich der Weihe der neuen Abteikirche des Klosters Rupertsberg wird das von Hildegard geschriebene Mysterienspiel (Singspiel) Ordo Virtutum (Spiel und Ordnung der Kräfte) aufgeführt.
1158-1161
Hildegards erste Predigtreise führt sie den Main hinauf. Zu den Stationen ihrer Reise gehören Bamberg, Erbach, Kitzingen, Mainz, Wertheim und Würzburg.
1158-1163
Hildegards zweites großes Werk, Liber vitae meritorum (Buch der Lebensverdienste oder Der Mensch in der Verantwortung), entsteht.
ca. 1160
Hildegard besucht Kaiser Barbarossa in seiner Pfalz Ingelheim.
Ihre zweite Predigtreise führt sie nach Trier und weiter moselaufwärts nach Metz und zur Benediktinerabtei Krauftal (heute Graufthal).
1161-1163
Hildegard unternimmt eine dritte Predigtreise: Sie besucht Boppard, das Kloster Marienberg bei Andernach, die Benediktinerabtei Siegburg, Köln und die Benediktinerabtei von Werden.
1163-1174
Hildegards drittes großes Werk, Liber divinorum operum (Buch der Gotteswerke oder Welt und Mensch), entsteht.
1165
Hildegard erwirbt ein verlassenes Augustinerkloster auf der anderen Rheinseite, in Eibingen bei Rüdesheim. Sie lebt weiter im Kloster Rupertsberg und besucht das Zweitkloster zweimal in der Woche.
ca. 1167
Hildegards letzte Predigtreise führt sie über Maulbronn, Hirsau und Kirchheim bis nach Zwiefalten, etwa auf halber Strecke zwischen Stuttgart und dem Bodensee.
1173
Hildegards treuer Propst und Sekretär Volmar von Disibodenberg stirbt.
1178
Hildegard lässt auf dem Friedhof des Klosters Rupertsberg einen Mann bestatten, dem ein kirchliches Begräbnis in Mainz versagt worden war. Daraufhin wird ein Kirchenbann gegen ihr Kloster verhängt, der erst nach einem Jahr und nur durch den hartnäckigen Einsatz der 81-Jährigen Hildegard wieder aufgehoben wird.
17.9.1179
Hildegard stirbt im Kloster Rupertsberg.
Schon zu Lebzeiten wird Hildegard von Bingen wie eine Heilige verehrt. Bereits 1228, nur 49 Jahre nach ihrem Tod, beginnt das erste Verfahren zur Kanonisierung (Heiligsprechung), das allerdings wegen anhaltender Zuständigkeitsprobleme zwischen dem Papst und dem Mainzer Erbbistum ohne Ergebnis endete.
Es soll noch über 300 Jahre dauern, bis die Heiligsprechung »offiziell« ist: Im Jahr 1584 erscheint Hildegards Name in der Erstausgabe des Martyrologium Romanum, dem Verzeichnis aller Heiligen und Seligen der römisch-katholischen Kirche. Vor Erscheinen dieses Verzeichnisses gab es kein geregeltes Verfahren der Kanonisierung, daher ist der Eintrag von großer Bedeutung, gilt er doch als der entscheidende Schritt zur Heiligsprechung.
1979 beantragt eine Arbeitsgemeinschaft katholischer Frauenverbände und -gruppen Hildegards Anerkennung als Kirchenlehrerin.
Im Mai 2012 wird Hildegard offiziell in den Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche aufgenommen.
Am 7.10.2012 erklärt Papst Benedikt XVI. Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin. Sie steht damit in einer Reihe mit den 35 heiligen Kirchenlehrern der katholischen Kirche. Bis heute ist sie die einzige deutsche Kirchenlehrerin. Außer ihr sind nur noch drei andere Frauen in dieser Liste vertreten.