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Christie Ridgway, Charlotte Douglas, Susan Crosby

BIANCA EXKLUSIV BAND 295

IMPRESSUM

BIANCA EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

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Erste Neuauflage in der Reihe BIANCA EXKLUSIV
Band 295 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

© 2009 by Christie Ridgway
Originaltitel: „Runaway Bride Returns!“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Patrick Hansen
Deutsche Erstausgabe 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BIANCA, Band 1771

© 2003 by Harlequin Books S. A.
Originaltitel: „Surprise Inheritance“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Maria Poets
Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BIANCA, Band 1717

© 2008 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „The Rancher’s Surprise Marriage“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer
Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe BIANCA, Band 1697

Abbildungen: g_studio / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733733872

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

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Nur eine Nacht in Las Vegas

1. KAPITEL

Hätte Owen Marston nicht schon flach auf dem Rücken in einem Krankenhausbett gelegen, hätte er sich vielleicht selbst k. o. geschlagen – um sich nicht mit der Familie abgeben zu müssen, die sich um ihn versammelt hatte. Obwohl er noch keine vierundzwanzig Stunden hier war, konnte er es kaum abwarten, von hier zu verschwinden. Schon jetzt hatte er genug von den pinkfarbenen Plastikkrügen und den piepsenden Geräten. Er sehnte sich danach, wieder allein zu sein, und hielt nur deshalb durch, weil er so tat, als wäre er gar nicht hier und als wäre das, was passiert war, überhaupt nicht passiert.

Deshalb hörte er seiner Mutter nicht zu, sondern dachte an seine geräumige Eigentumswohnung, sein breites Bett, seinen Fernseher mit dem großen Bildschirm. Gott, wie sehr er das alles brauchte.

„Und dein Haar riecht noch immer nach Rauch“, holte die besorgte Stimme seiner Mutter ihn in die Realität zurück. Sie tastete nach den Perlen an ihrem Hals. „Caro, findest du nicht auch, dass das Haar deines Bruders noch immer nach Rauch riecht?“

„Mom“, begann Caro so ruhig wie möglich. „Es ist nicht wichtig, ob Owens Haar noch nach Rauch riecht. Auch nicht ob das Bettlaken aus Makosatin oder das Muster der Vorhänge geschmackvoll ist. Dies ist ein Krankenhaus, kein Wellness-Hotel. Wir wollen, dass Owen eine gute medizinische Versorgung bekommt, auf einen perfekten Zimmerservice kann er durchaus verzichten.“

Ihre Mutter ignorierte die Einwände seiner Schwester und wandte sich an Owens jüngeren Bruder. „Bryce, findest du nicht auch, dass das Haar deines Bruders nach Rauch riecht?“

Die Frau war völlig durcheinander. Aber das schien Bryce nicht zu stören. Er saß in lässiger Haltung auf seinem Stuhl und starrte auf sein Smartphone. Vielleicht überflog er gerade irgendwelche Sportergebnisse, aber wahrscheinlicher war, dass er die E-Mails las, mit denen seine Assistentin ihn über die Entwicklung auf den Finanzmärkten informierte.

Ihre Mutter seufzte dramatisch. „Bryce, hörst du mir überhaupt …“

„Ein Anruf für dich, Owen“, sagte sein Bruder. „Granddad auf Lautsprecher.“ Er legte das Handy auf den Klapptisch am Bett. Die Oberfläche sah nur so aus, als wäre sie aus echtem Holz. Das hatte ihre Mutter sofort festgestellt.

Owen warf ihm einen wütenden Blick zu, aber Bryce zuckte nur mit den Schultern, als die Stimme ihres Großvaters ertönte. Ihm war anzuhören, dass er täglich eine Schachtel Zigaretten rauchte. „Junge, ich habe gerade gehört, dass du im Krankenhaus bist. Wieso hat mir das gestern keiner erzählt?“

Owen sah in die Runde. Sein Vater, der noch vor einer Minute am Fußende gestanden hatte, war verschwunden. Das tat er immer, wenn der Senior der Familie sich über etwas beschwerte. Seine Mutter hatte ihm den Rücken zugekehrt und tuschelte mit Caro. Bryce war in Unterlagen vertieft, die er blitzschnell aus seinem Aktenkoffer geholt hatte.

Owen schaute wieder zur Tür hinüber. Eine schlanke, feminine Gestalt huschte vorbei. Er zuckte zusammen, als dunkles Haar kurz durch sein Blickfeld wehte und das Geräusch von Stiletto Heels rasch verklang.

Augenblick mal! War das …? Konnte es sein, dass …?

Sein Herz begann zu klopfen. Er versuchte sich aufzusetzen, aber sein Knöchel, sein Kopf und jeder Muskel in seinem Körper protestierten. Er ließ sich aufs Kissen zurückfallen und versuchte sich einzureden, dass es keinen Grund zur Aufregung gab. Das kann nicht sein, dachte er, das war sie nicht. Warum sollte sie ausgerechnet jetzt auftauchen? Er wollte nicht, dass sie ihn so sah. Nicht in einem Moment, in dem er sich so fühlte, als wäre er in einem Fass voller Steine einen Berghang hinabgerollt.

Die Stimme seines Großvaters wurde noch lauter. „Warum erfahre ich das erst jetzt?“, fragte Philip Marston scharf.

Owen behielt die offene Tür fest im Blick, und trotz des mulmigen Gefühls in seinem Bauch schaffte er es, ruhig und gelassen zu klingen. „Weil wir dir gestern noch nichts Definitives erzählen konnten. Und heute warst du den ganzen Tag in einer Besprechung mit dem Gouverneur.“

„Ich will wissen, was los ist, junger Mann. Was zum Teufel ist passiert?“

„Eine kleine Beule am Kopf, ein wenig Rauch in der Lunge, und ich habe mir den Unterarm gebrochen.“ Seine Schwester hatte ihn überredet, einen königsblauen Gips zu nehmen, und in diesem Moment kam Owen sich damit ziemlich albern vor. Aber noch mehr ärgerte er sich darüber, dass sein Herz so sehr klopfte. Wieso bildete er sich ein, dass er sie auf dem Korridor gesehen hatte? Zumal das, was er mal für diese Frau empfunden hatte, auch nur ein Hirngespinst gewesen war.

„Außerdem habe ich mir den rechten Knöchel verstaucht und den linken Fuß gebrochen.“ Zum Glück musste er an dem keinen Gips tragen, nur einen dieser großen hässlichen Stiefel.

„Ich habe dich gewarnt“, knurrte Philip Marston missmutig. „Ich habe dir gesagt, dass das kein Beruf für dich ist.“

Owen biss die Zähne zusammen, um nicht aufzustöhnen. Sogar einen verärgerten Seufzer unterdrückte er. „Ja, Granddad, das hast du.“

„Schön, dass du es zugibst“, brummte der alte Mann.

Owen schnappte nach Luft, als er ein Brennen im Magen fühlte.

„Und ich habe dir vorhergesagt …“

„Das hier hast du verdammt noch mal nicht vorhergesagt“, unterbrach Owen seinen Großvater gereizt. „Du hast nie vorhergesagt, dass ich durch das Dach eines zweistöckigen Hauses fallen würde.“

„Owen …“

„Du hast gesagt, dass ich mich langweilen würde, dass ich für diesen Beruf nicht aufs College hätte gehen müssen, dass ich das Familienunternehmen in Stich lasse. Aber das hier hast du nicht vorhergesagt, Granddad. Du hast kein Wort davon erwähnt, dass ich mal in einem Krankenhausbett liegen würde, mit einem völlig zerschundenen Körper und …“

„Owen …“

„Und einem meiner besten Freunde tot.“

Mit dem letzten Wort – tot – kam Owens Ausbruch abrupt zum Schluss. Tot.

Er hörte seinem Großvater nicht mehr zu, drückte die empörte Stimme weg und warf das Handy seinem Bruder zu. Entgeistert starrte Bryce ihn an.

Genau wie seine Mutter. Und seine Schwester. Sein Vater war ins Zimmer zurückgekehrt, und auch er sah seinen Sohn voller Besorgnis an.

Owen wusste, warum sie es taten. Normalerweise war er ein ruhiger, ausgeglichener Mensch. Jemand, der niemals die Nerven verlor und in kritischen Situationen einen kühlen Kopf bewahrte. Ein Mann, der jedem Druck standhielt. Und davon hatte er jede Menge erlebt, seit er sich entschieden hatte, zur Feuerwehr zu gehen, anstatt an einem Schreibtisch im Wirtschaftsimperium seiner Familie zu sitzen und Zahlen zu addieren.

Aber verflucht noch mal, der gestrige Abend war eine einzige Katastrophe gewesen, und jetzt streikte nicht nur sein beim Sturz lädierter Körper. Jetzt spielte ihm auch noch der Verstand einen Streich.

Nein, es war nicht sie gewesen. Das hatte er sich nur eingebildet.

„Ross“, wandte seine Mutter sich an seinen Vater. „Geh los und such den Arzt. Es ist höchste Zeit, dass wir Owen hier herausholen. Ich glaube, die Atmosphäre tut ihm nicht gut.“

June Marston war vermutlich überzeugt, dass es die geschmacklosen Vorhänge waren, die ihn so missmutig machten. Und wenn schon, dachte Owen. Hauptsache, er konnte endlich nach Hause. Seine ruhige, große Wohnung erschien ihm wie das Paradies.

„Ich will ihn nach Hause mitnehmen“, fuhr seine Mutter fort. „Damit ich ihn im Auge behalten kann.“

Mitnehmen? Das klang nicht gut. Entsetzt sah er sie an. „Nach Hause? Zu euch nach Hause? Nein, danke, Mom.“

„Owen …“

„Dad.“ Er warf seinem Vater einen flehentlichen Blick zu. Der ältere Mann sah aus, als würde er gleich wieder die Flucht ergreifen. „Bringt mich einfach in meine Wohnung. Mehr will ich nicht.“ Das und die Möglichkeit, die letzten vierundzwanzig Stunden ungeschehen zu machen. Und wenn er schon mal dabei war, konnte er auch jenen Tag in Las Vegas streichen, an dem eine gewisse Frau auf hohen Absätzen in sein Leben gestöckelt war.

Sein Vater räusperte sich geräuschvoll. „Deine Mutter könnte recht haben, Owen. Wie willst du in deinem Zustand allein zurechtkommen? Deine Wohnung hat drei Stockwerke, mit einer Treppe zwischen der Küche und dem Schlafzimmer.“

Das war ihm egal. Im Haus seiner Eltern wäre er tot, bevor …

Oh Gott. Das war es wieder. Das Wort. Tot. Gestern Abend hatte sich die Welt für ihn in eine Flammenhölle verwandelt. Und als sie das Feuer endlich gelöscht hatten, war Jerry Palmer tot gewesen.

Jerry Palmer war tot.

Owen fröstelte. Die plötzliche Kälte kam aus den Tiefen seiner Seele. Sein Magen rebellierte, ein Schraubstock legte sich um seine Brust, und ihm brach der Schweiß aus.

Wie war das alles geschehen? Warum war er am Leben geblieben, während Jerry gestorben war? Er schloss die Augen und versuchte, der Frage auszuweichen. Nicht nur der, sondern alldem hier.

„Ross.“ Die Stimme seiner Mutter drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr. „Aber vielleicht brauchen wir auch nur jemanden aus der Verwaltung, damit wir den Papierkram erledigen und Owen nach Hause mitnehmen können.“

Nach Hause. Verdammt, genau dorthin wollte er. Egal, was seine Mutter sagte, er wollte in seine eigene Wohnung hier in Paxton, wo er die Tür hinter sich abschließen, seine Wunden lecken und die ganze Welt draußen lassen konnte. Einschließlich seiner Verwandten, die es zwar gut mit ihm meinten, ihn aber nie verstanden hatten.

Seine Augen waren noch immer geschlossen, als die Stimme seiner Mutter plötzlich anders klang. „Oh, wie schön. Junge Lady, wollen Sie zu meinem Sohn? Das will ich doch stark hoffen, denn wir möchten ihn so schnell wie möglich mitnehmen.“

„Ja, ich bin wegen Owen gekommen“, antwortete eine andere Stimme.

Eine Stimme, die er kannte. Eine, von der seit dem Wochenende in Las Vegas träumte. Ihre Stimme. Sein Herz begann wieder zu klopfen und schlug schmerzhaft gegen die geprellten Rippen. Selbst die überall am Körper verstreuten Blutergüsse schienen zu pulsieren.

Sie war tatsächlich hier. In diesem Moment. Warum?

Warum jetzt, nachdem sie ihn vor fünf Wochen im Streit verlassen hatte und Hals über Kopf aus Las Vegas abgereist war? Warum war sie hergekommen, obwohl sie sich seitdem nicht mehr bei ihm gemeldet hatte? Aber irgendwie war es typisch für sie, ausgerechnet dann aufzutauchen, wenn er mit einem lächerlichen blauen Gips in einem Krankenhausbett lag und sich wie null Komma fünf auf einer Skala von eins bis zehn fühlte.

Und das mit Haaren, die noch immer nach dem beißenden Qualm des brennenden Gebäudes rochen. Owen rieb sich die unrasierten Wangen, bevor er sich zwang, die Augen zu öffnen und die Frau anzublicken, die in der Tür stand und noch dazu unverschämt gut aussah.

Sie war klein und schlank, mit schimmerndem schwarzem Haar, das ihr ovales Gesicht umspielte. Die Augen waren schokoladenbraun, mit langen Wimpern, die beim Tanzen seinen Hals gestreift hatten – so nahe waren sie einander gewesen. Die makellose Haut war zart gebräunt, die vollen Lippen kirschrot. Er hatte sie an seinen gespürt, sie mit der Zungenspitze nachgezogen und sich in ihrem erregenden Geschmack verloren.

Ja, die Küsse hatten ihm den Verstand geraubt. Sie hatte ihm den Verstand geraubt.

„Wie geht es dir, Izzy?“, hörte Owen sich fragen und staunte darüber, dass seine vom Rauch noch raue Stimme nicht so abweisend klang, wie sie sollte.

„Besser als dir, wie ich sehe“, erwiderte sie sanft.

Als sie ins Zimmer kam, ohne den Blick von ihm zu nehmen, verschränkte er die Arme vor der Brust, und der dämliche Gips prallte dumpf gegen das Brustbein. Izzy verzog mitfühlend das Gesicht. „Oh, Owen.“

„Oh, Owen, was?“ Verdammt, er wollte nicht, dass sie ihn bemitleidete. Er wollte, dass sie … Er wollte nur eins von ihr. Aber sie war wie ein scheues Reh, und jetzt, da sie sich wieder in seine Nähe getraut hatte, durfte er sie auf keinen Fall verschrecken.

Egal, wie elend er sich fühlte und wie schrecklich er aussah, er musste alles sagen, alles tun, um sie zum Bleiben zu bewegen. Jedenfalls lange genug, um den unerträglichen Zustand zu beenden, den sie beide sich vor fünf Wochen eingebrockt hatten. Er durfte auf keinen Fall zulassen, dass sie wieder vor ihm davonlief.

Es war Caro, die sie beide daran erinnerte, dass sie nicht allein im Zimmer waren. Lächelnd sprang sie von ihrem Stuhl auf und streckte die Hand aus. „Ich bin Owens Schwester Caro.“

Izzy schüttelte sie höflich. „Und ich bin …“ Sie warf Owen einen hilfesuchenden Blick zu.

Er machte eine kleine Handbewegung. „Caro, das ist Isabella Cavaletti. Izzy, außer meiner Schwester sind da noch mein Bruder Bryce und meine Eltern June und Ross.“

Ums Bett herum wurden weitere Hände geschüttelt, und dann gab Owen seiner Familie noch einen letzten Brocken zu schlucken. Schließlich hatte er selbst auch daran zu kauen.

„Izzy ist meine Ehefrau“, verkündete er.

Izzys Plan war nicht besonders ausgefeilt. Hätte man sie danach gefragt, hätte sie wahrscheinlich behauptet, dass sie nur mal kurz nach Owen sehen wollte. Mal kurz? Nach einem Flug über dreitausend Meilen?

Anstatt an der offenen Tür vorbeizuhuschen, war sie davor stehengeblieben, als sie den Gips an seinem Arm, den Verband am Knöchel und den klobigen Kunststoffstiefel am anderen Fuß entdeckt hatte. Und dann waren da noch das zerzauste dunkelblonde Haar, der Kratzer unter dem Auge und die Schnittverletzung an der Nase. Noch nie, so fand sie, hatte ein Mann so erschöpft und hinreißend zugleich ausgesehen.

Wie angewurzelt stand sie da, bis sie eine hochgewachsene, hübsche Frau bemerkte, die standesgemäße Perlen um den Hals und eine besorgte Miene zur Schau trug. June Marston, Owens Mutter.

Sie hatte viel glücklicher ausgesehen, als sie Izzy noch für eine Krankenhausmitarbeiterin gehalten hatte. Dass die junge Frau mit ihrem Sohn verheiratet war, schien ihr nicht zu gefallen, denn sie starrte Izzy mit gespitzten Lippen und weit aufgerissenen Augen an. „Ehefrau?“, wiederholte sie, als würde das Wort einen üblen Geschmack auf ihrer Zunge hinterlassen.

Owen schien nichts mehr sagen zu wollen, also atmete Izzy tief durch und mobilisierte ihren ganzen Charme. Inzwischen fiel es ihr leicht, zu fremden Menschen nett zu sein und sie sogar für sich einzunehmen. Das hatte sie schon als Kind gelernt, aus reiner Notwendigkeit, und jetzt half es ihr im Beruf, dass sie auf andere Menschen zugehen konnte.

„Ich berate Bibliotheken“, erzählte sie Owens Familie und setzte ein unbeschwertes Lächeln auf, das die anderen hoffentlich davon ablenkte, dass sie June Marstons Frage nicht beantwortete. Sie warf Owen einen verstohlenen Blick zu. Bei seinem Anblick wurden ihre Hände kalt, und sie verspürte einen Stich im Bauch. Warum tat es so weh, dass er solche Schmerzen litt?

„Ich reise durchs Land und besuche öffentliche Büchereien“, fuhr sie fort. „Ich helfe ihnen, ihren Service zu modernisieren und die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen.“

Owens Bruder war aufgestanden, um ihr die Hand zu schütteln, und jetzt schienen die Worte modernisieren und erhöhen sein Interesse zu wecken. Er trug einen grauen Anzug und ein gestärktes weißes Oberhemd. Ein Geschäftsmann, dachte Izzy. „Und was für Vorschläge machen Sie so?“, fragte er.

„Oft rate ich dazu, die Bibliothek umzugestalten, damit sie mehr der Filiale einer großen Buchhandelskette gleicht. Bequeme Sessel, Tische mit den aktuellen Bestsellern, eine Coffee-Bar. So etwas.“

„Eine Coffee-Bar.“ Bryce wirkte beeindruckt. „Tatsächlich?“

„Frag sie nach Dewey und der Dezimalklassifikation“, mischte Owen sich ein.

Überrascht sah Izzy ihn an. Es schien ihm besser zu gehen, als er aussah. Auch ohne seine Verletzungen hätte sie nicht gedacht, dass er sich daran erinnern würde. Sie beide hatten in Las Vegas nicht viel Zeit zusammen verbracht und kaum über ihre Jobs geredet. Stattdessen hatten sie sich leidenschaftlich geküsst und ihre Körper mit sinnlichen Berührungen erkundet, selbst wenn sie sich nur auf der Tanzfläche drehten.

„Okay, ich beiße an“, sagte Bryce und lenkte ihre Gedanken in eine weitaus ungefährlichere Richtung. „Was ist mit Deweys Dezimalklassifikation?“

Sie warf Owen einen Blick zu. „Na ja …“

„Als ich sie kennenlernte, kam sie gerade von einer fünftägigen Konferenz für Bibliothekare und trug eine runde Plakette, auf der der Name Dewey mit einem dicken roten Balken durchgestrichen war.“

Bryce strahlte sie an. Sein Gesicht war nicht so markant wie Owens, aber ebenso attraktiv. „Kein Dewey und keine Dezimalklassifikation?“

Genau deshalb galt sie in Fachkreisen als Rebellin. Manche hielten ihre Kritik an der veralteten Methode, Bücher zu katalogisieren, für so etwas wie Gotteslästerung. „Ich setze mich dafür ein, dass die Bibliotheken ihre Bücher nach Themen zusammenfassen. Das ist viel sinnvoller und benutzerfreundlicher.“

Bryce schien die Idee gut zu finden. „Deine … Ehefrau muss eine sehr überzeugende und vielbeschäftigte Frau sein.“

„Vielbeschäftigt? Ja, das ist sie“, bestätigte Owen trocken. „So beschäftigt, dass sie keine Zeit hatte, ihren …“

„Ehemann anzurufen?“, unterbrach June Marston ihn und blinzelte, als wäre sie gerade aus einem Koma erwacht. „Ihr zwei seid wirklich verheiratet?“

Owen sah Izzy an und verzog das Gesicht, als täte es ihm leid, dass er ihr Geheimnis verraten musste. Seine Mutter deutete seine Miene anders und eilte ans Bett. „Owen, was ist los? Hast du wieder Schmerzen? Was brauchst du?“

„Hör zu, Mom, das mit der Heirat erkläre ich dir später. Im Moment brauche ich vor allem Ruhe.“ Mühsam fand er eine etwas bequemere Haltung. „Warum lasst ihr mich nicht alle allein?“

Seine Bitte kam Izzy gerade recht. Sollte er doch später mit seiner Familie darüber reden, was in Las Vegas passiert war. Sie würde wiederkommen, wenn es ihm besser ging. Vielleicht hatte sie bis dahin eine Erklärung dafür gefunden, warum sie sich fünf Wochen lang nicht bei ihm gemeldet hatte.

Sie entschied sich, irgendwo in der Nähe ein Hotelzimmer zu nehmen. Dann würde sie ihre beste Freundin Emily anrufen, die hier als Bibliothekarin arbeitete, und mit ihr zusammen überlegen, wie sie mit dieser misslichen Situation umgehen sollte. Mit dem Mann, den sie aus einer Laune heraus in Las Vegas geheiratet hatte. Bei ihrem hastigen Rückzug stieß sie mit Owens Schwester Caro zusammen, die die Tür zu bewachen schien.

„Alle, Owen?“, fragte Caro. „Sollen wirklich alle dich allein lassen?“

„Alle bis auf …“ Er hob die unverletzte Hand und zeigte auf Izzy. „… dich.“

Die Marstons waren es offenbar gewohnt, dass man ihnen gehorchte. Denn bevor Izzy sich versah, wurde sie von einer schlanken blonden Amazone – alias Caro – zum Bett geführt. Dort griff Owen mit den Fingern, die aus dem blauen Gipsverband ragten, nach ihren. Als sie auf die verschränkten Hände starrte, fühlte sie einen Stich in der Brust. Und ein Brennen in den Augenwinkeln. Kamen ihr etwa die Tränen?

Weil … wahrscheinlich weil sie ihn nicht leiden sehen wollte. Dass er ihr Ehemann war, spielte dabei keine Rolle – dazu war ihre Heirat viel zu unwirklich. Sein Anblick tat ihr weh, weil sie eine Frau und er ein Mann … nein, weil sie ein Mensch und er ein Mensch war. Und so war es nun mal zwischen guten Menschen.

„Du hättest nicht vor mir weglaufen sollen“, sagte er leise. „Warum hast du das getan?“

Er hatte recht. Sie hätte es nicht tun dürfen. Sie hätte sich der Realität stellen müssen. Sie hatte schon damals gewusst, dass sie ihre Ehe nicht auf Dauer ignorieren konnte. Und sie hatte auch gewusst, dass es falsch war, ihn nach dem kurzen, aber heftigen Streit zu verlassen. Konnte sie das jemals wiedergutmachen?

„Ich habe gehört, dass du im Krankenwagen meinen Namen gerufen hast“, flüsterte sie, anstatt seine Frage zu beantworten. „Warum hast du das getan?“, wiederholte sie seine exakten Worte.

Bevor er etwas erwidern konnte, trat Ross Marston ans Bett. „Mein Junge, bevor wir gehen, müssen wir ein paar Einzelheiten klären.“

Owen rieb sich das stoppelige Kinn. „Welche Einzelheiten, Dad?“

„Deine Mutter wird dich erst in Ruhe lassen, wenn du ihr versprichst, dass du dich nach deiner Entlassung im Penthouse in San Francisco erholst.“

Seine Finger zuckten, drückten Izzys und entspannten sich wieder. „Ich kann nicht …“

„Du kannst auch nicht allein zu Hause bleiben“, unterbrach ihn seine Mutter und verschränkte die Arme vor der Seidenjacke ihres teuer aussehenden Hosenanzugs. „Owen Marston, du warst immer sehr eigensinnig, aber jetzt brauchst du deine Familie.“

„Mom …“

„Owen. Du kommst nicht allein zurecht, nicht in deinem Zustand.“ Sie sah Izzy an. „Als seine … gute Freundin … oder was immer Sie sind … stimmen Sie mir doch sicher zu, dass er unmöglich allein in seiner Wohnung sein darf.“

Izzy betrachtete den lädierten, bandagierten Mann, und er sah wirklich nicht aus wie jemand, der sich ohne Vollzeitbetreuung von seinen Verletzungen erholen konnte. Kein Bein funktionierte richtig, und ein Handgelenk war gebrochen, wie sollte er es auch nur von der Wohnungstür zu seinem Bett schaffen?

Izzy runzelte die Stirn. „Was ist mit Will?“, erkundigte sie sich nach dem Freund, mit dem er im Monat zuvor in Las Vegas gewesen war.

„Dem geht es seit gestern Abend auch nicht so gut“, erwiderte Owen.

Ihr blieb fast das Herz stehen. „Was?“ Will war die Jugendliebe ihrer Freundin Emily gewesen, und eigentlich waren die beiden schuld daran, dass sie und Owen unter den wohlwollenden Blicken eines miserablen Elvis-Imitators „Ja, ich will“ gesagt hatten. „Ist Will verletzt? Davon hat Emily nichts gesagt, als sie mich deinetwegen angerufen hat.“

„Vielleicht wollte sie dich nicht noch mehr aufregen“, sagte Owen. „Keine Sorge, er kommt wieder auf die Beine. Aber ich werde ihn ganz sicher nicht bitten, für mich die Krankenschwester zu spielen.“

„Dann ist alles klar“, griff June Marston in forschem Ton ein. „Du kommst mit deinem Vater und mir nach Hause.“

„Nein. Denk dran, in ein paar Tagen macht ihr mit Caro und ihrem Verlobten die Kreuzfahrt“, erinnerte er seine Mutter.

„Die sagen wir ab. Das hier ist wichtiger.“ June legte eine Hand um das Bettgeländer. „Gestern Abend ist ein junger Mann ums Leben gekommen. Das hättest auch du sein können.“

Entsetzt starrte Izzy Owen an. Ihm war anzusehen, dass seine Mutter die Wahrheit sagte. Gestern Abend ist ein junger Mann ums Leben gekommen. Das hättest auch du sein können.

Die himmelblauen Augen des Mannes, mit dem sie gelacht und getanzt und den sie spontan geheiratet hatte, waren voller Trauer. Abgrundtiefer Trauer.

„Owen …“, flüsterte sie. Er wandte das Gesicht ab. „Vielleicht sollte ich besser gehen.“

„Ja“, murmelte er. „Geh jetzt, Izzy. Ich habe im Moment genug Probleme.“

Das war die Erlaubnis zu tun, was sie wollte. Gerade hatte er sie aus der Verantwortung für ihn entlassen. Aber er hielt noch immer ihre Hand. Sie fühlte, wie kalt seine Finger waren, und plötzlich traf sie eine Entscheidung. „Ich kümmere mich um ihn. In seiner Wohnung“, sagte sie zu seinen Eltern.

Etwas an dem Mann machte sie leichtsinnig, und obwohl es schon das zweite Mal war, wusste sie nicht, was sie dagegen tun konnte. „Natürlich nur, wenn er das auch möchte“, hörte sie sich fortfahren. „Und falls er es möchte, hat er es dort bequemer und erholt sich schneller.“

June und Ross Marston sahen nicht sie, sondern Owen an. Also tat sie es ebenfalls. Ihre Blicke trafen sich, aber sie hatte keine Ahnung, was er dachte. War das ein Glitzern in seinen Augen, oder bildete sie es sich nur ein?

„Was zum Teufel redest du da, Izzy?“, entgegnete er scharf.

Sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, denn wenn sie diesem Mann helfen wollte, musste sie besonders charmant sein. Sie wusste, woher die Idee gekommen war. Aus ihrem Unterbewusstsein. Als Wiedergutmachung dafür, dass sie vor fünf Wochen so feige gewesen und einfach vor ihm davongelaufen war.

Aufmunternd drückte sie seine Hand. „Ich kann mir ein paar Wochen freinehmen. Ich bin für dich da, solange du mich brauchst.“

2. KAPITEL

Nette Behausung, dachte Izzy und sah sich neugierig auf der mittleren Ebene von Owens Eigentumswohnung um, während sein Bruder es ihm nach oben im Schlafzimmer so bequem wie möglich machte. Das Erdgeschoss bestand aus einer großen Garage, in der sie seinen Geländewagen geparkt hatten. Beim Aussteigen hatte Owen ihr nicht erlaubt, ihm von der Rückbank zu helfen.

„Bryce bringt mich nach oben“, hatte er gemurmelt und ihr einen abweisenden Blick zugeworfen, als sie zu protestieren begann.

Dankbar ist er mir also nicht, dachte Izzy, als sie ihn oben fluchen hörte. Und wohl fühlte er sich offenbar auch nicht, entweder wegen seiner Verletzungen oder weil sie jetzt hier war. Oder beides. Sie dagegen hatte kein Problem damit. Es gab ein Gästezimmer, das sie benutzen konnte.

Sie war es gewöhnt, sich in Hotels zu Hause zu fühlen. Und mit den farbenfrohen Bildern an den in unterschiedlichen Blautönen gestrichenen Wänden war Owens Wohnung wesentlich einladender als die Unterkünfte, in denen sie bisher übernachtet hatte.

Sie strich über die Rückenlehne der gemütlich aussehenden Couch, vor der eine alte Truhe als Tisch diente. In den letzten fünf Wochen hatte sie oft an Owen gedacht, sich aber nie vorgestellt, wo und wie er lebte. Die wenigen Tage, die sie in Las Vegas zusammen verbracht hatten, waren so unwirklich gewesen. Insgeheim hatte sie sich ausgemalt, wie er – fit und gesund – in einem Casino an einem Spielautomaten stand.

Izzy ging an ein wuchtiges Regal, das um einen großen Fernseher herum gebaut war. Es enthielt DVDs, Bücher und einige interessante Erinnerungsstücke, darunter ein alter Feuerwehrhelm. Sie strich mit der Fingerspitze über den Rand.

„Wo ist der Rest deines Gepäcks?“

Sie zuckte zusammen, fuhr herum und starrte auf den Mann, der dem, den sie geheiratet hatte, so ähnlich sah. Er war so groß wie Owen und hatte das gleiche blonde Haar und kantige Kinn, doch es Bryce, nicht Owen, und das mulmige Gefühl in ihrem Bauch legte sich ein wenig.

Sie war dem Mann, der jetzt oben im Bett lag, etwas schuldig und hatte spontan angeboten, ihm zu helfen, bis er wieder auf den Beinen war. Aber der Gedanke, dass sie jetzt tatsächlich mit ihm zusammenleben würde, machte sie nervöser, als sie erwartet hatte.

Ich schaffe es. Ich habe ihn geheiratet und bin davongelaufen, aber das mache ich jetzt wieder gut. Sie dachte an die Verbände, den Gips, die Kratzer und Blutergüsse. Er braucht mich.

„Wo ist der Rest deines Gepäcks?“, wiederholte Bryce.

„Ich habe nur den da“, erwiderte sie und zeigte auf den kleinen Koffer, den sie an der Tür abgestellt hatte. „Ich brauche nicht viel.“

Bryce zog die Augenbrauen hoch. „Offenbar nicht. Ich dachte, das ist dein Beauty-Case.“

Izzy schüttelte den Kopf. „Ich bin klein. Meine Füße sind klein. Meine Kleider und Schuhe nehmen nicht viel Platz ein.“

Er starrte noch immer auf den Koffer. „Mein Bruder, der Glückspilz, heiratet die einzige Frau auf diesem Planeten, die mit wenig zurechtkommt und ein genügsames Leben führt.“

Mit wenig zurechtkommt? Ein genügsames Leben führt? So sah sie sich nicht. Sie war einfach nur flexibel und mobil. Und sie zog weiter, sobald eine Aufgabe erledigt war. Sie blieb niemals länger, als sie erwünscht war. Das hatte sie nie getan.

„Also bist du … wirklich mit ihm verheiratet?“, fragte Bryce.

„Na ja …“ Sie seufzte. „Das ist eine lange Geschichte.“

„Ich habe es nicht eilig.“ Er setzte sich auf die Couch.

„Im Moment würde ich lieber über Owen reden. Wie geht es ihm?“ Izzy schaute zur Treppe.

„Er ist ziemlich k. o., würde ich sagen. Die Medikamente und die Fahrt hierher haben ihn ermüdet.“ Er fuhr sich durchs Haar. „Vielleicht sollte ich noch eine Weile bleiben.“

„Ich dachte, du hast einen Job. Über eine Stunde von hier, in San Francisco.“

Er verzog das Gesicht. „Allerdings, den habe ich. Im Familienunternehmen. Obwohl er es unbedingt will, schafft unser Großvater es nicht allein, und er und mein Dad sind wie Feuer und Wasser. Aber zum Pendeln ist es zu weit, außerdem hat mein Arbeitstag vierzehn Stunden, da kann ich mich nicht auch noch um Owen kümmern.“

„Ich habe die Zeit.“ Doch das war nicht der einzige Grund, aus dem sie hier war. Es war vor allem die Trauer in Owens Augen gewesen, die sie bewogen hatte, sich auf diese Sache einzulassen und seine Pflege zu übernehmen. Izzy war immer rebellisch gewesen, aber nie leichtsinnig, deshalb staunte sie noch immer über ihren Entschluss.

„Und er scheint sie in Anspruch nehmen zu wollen“, erwiderte Bryce.

„Aber nur, um seine Mutter abwimmeln zu können. Jedenfalls kam es mir so vor.“

Bryce lachte. „Ja, das habe ich auch gedacht. Sie ist eigentlich ein netter Mensch, aber vierundzwanzig Stunden mit ihr …“ Er schüttelte sich. „Jede andere, aber nicht meine Mom.“

„Danke für das Kompliment.“

„Ups. Entschuldigung. Ich wollte dich nicht kränken. Im Gegenteil, du bist ein sehr reizvolles Geschöpf. Eine Schokoladen-und-Aprikosen-Fee …“

„Eine Schokoladen-und-Aprikosen-Fee?“, wiederholte Izzy verblüfft.

„Dein Haar. Deine Haut.“ Er lächelte verlegen. „Offenbar bin ich der romantische Bruder in der Familie.“

Eine Frau zu heiraten, die man erst drei Tage kannte, war auch ziemlich romantisch. Jedenfalls hatte Izzy das gedacht, bis sie am Morgen nach der Hochzeit aufgewacht war und sich gefragt hatte, ob sie und Owen noch bei Verstand waren. Kurz darauf hatte er sie beim Auschecken erwischt und sie einen Feigling genannt. Anstatt ihm ihre Angst zu offenbaren, dass er sie wie kein anderer durchschaut hatte, war sie mit gekränkter Miene davongegangen.

„Wieso glaubst du nicht, dass es funktioniert mit uns?“, hatte er gefragt.

Sie hatte ihm nicht geantwortet, sondern war aus dem Hotel geeilt, anstatt sich sofort wieder scheiden zu lassen. Izzys Blick fiel auf ihren Koffer, der praktischerweise noch an der Tür stand. Vielleicht sollte sie ihn nehmen und Hals über Kopf verschwinden, genau wie damals in Las Vegas.

Aber diesmal war Owen verletzt. Er hatte Schmerzen und brauchte … jemanden.

Was war mit seiner Familie? Seinen Freunden? Er war in dieser Stadt zu Hause und hatte noch dazu diese schöne Wohnung. Sie hatte das alles nicht und kam trotzdem ganz gut zurecht. Bestimmt würde er …

„Was ist eigentlich passiert?“, hörte sie sich fragen, während sie sich – ohne den Blick vom Koffer zu nehmen – in einen Sessel fallen ließ. „Ich weiß gar nicht, was sich bei dem Einsatz genau abgespielt hat.“

Sie hatte es gar nicht wissen wollen. Gestern Abend war sie in einem der anonymen Business-Hotels abgestiegen, die sie so gut kannte. Es war eines von denen, die ihren Gästen jeden Morgen die landesweit erscheinende USA TODAY vor die Zimmertür legten. Das hatte es ihr leicht gemacht, auf die Lokalzeitung von Paxton zu verzichten, und sie hatte noch nichts über den Brand gelesen, bei dem Owen verletzt worden war.

Bryce rieb sich das Gesicht. „Daran denke ich nicht gern.“

Als Kind war Izzy oft allein gewesen und hatte ihre Nase in Bücher gesteckt. Wahrscheinlich hatte sie deshalb eine so rege Fantasie. Und genau die lief jetzt auf Hochtouren, zumal sie keine Fakten kannte. Wieder schaute sie sehnsuchtsvoll zu ihrem kleinen Koffer hinüber. Die Tür war nur wenige Schritte entfernt. Es wäre viel einfacher …

„Owen und ein Kollege waren oben auf einem zweistöckigen Haus, in dem ein Feuer ausgebrochen war“, begann Bryce leise. „Der Dachstuhl fiel unter ihnen zusammen, und sie sind abgestürzt. Dann gaben auch noch die Zwischendecken nach.

Sie sind im Erdgeschoss gelandet. Owen verlor kurz das Bewusstsein. Und dann krachte auch noch ein Balken herunter und …“

„Und?“

„Und zerschmetterte den Brustkorb des anderen Feuerwehrmanns. Jerry, so hieß er. Jerry Palmer.“

Jerry Palmer. Izzy verfluchte ihre Vorstellungskraft. Sie sah die schreckliche Szene vor sich. Sie sah Jerry Palmer, einen Mann, der nicht länger in dieser Welt war. Und den Namen zu kennen machte das, was Owen zugestoßen war, umso realer – auch sie selbst hätte jetzt eine Witwe sein können.

Der Mann, den sie geheiratet hatte, hätte ebenfalls sterben können.

Ihr Blick zuckte zum Koffer, aber sie zwang sich, Owens Bruder anzusehen. „Bryce, ich kümmere mich um ihn“, schwor sie. „Ich werde dafür sorgen, dass er wieder auf die Beine kommt. Das verspreche ich.“

Bryce öffnete den Mund, doch bevor er antworten konnte, ertönte eine andere Stimme. Eine mürrische, leicht verrauscht Stimme. „Was ist los? Soll ich hier oben allein versauern?“

„Sprechanlage“, erklärte Bryce und zeigte mit einer Kopfbewegung auf das Gerät an der Wand des kurzen Flurs, der zur Küche führte.

„Oh.“ Izzy stand zusammen mit ihm auf und beobachtete überrascht, wie er zur Wohnungstür ging. „Warte. Willst du etwa schon gehen?“

„Ist da jemand?“, fragte die missmutige Stimme. „Ich langweile mich. Und wenn ich mich langweile, bekomme ich schlechte Laune.“

„Hört sich an, als hättest du die längst“, murmelte Izzy, bevor sie zur Treppe eilte und Bryce einen letzten Blick zuwarf. Er hatte die Hand schon auf dem Türgriff. „Hast du wenigstens ein paar kluge Worte für mich?“, bat sie ihn. Sie konnte jetzt jede Aufmunterung gebrauchen.

„Nur zwei.“ Er lächelte. „Viel Glück.“

Owen unterdrückte einen Fluch, als Izzy sein Schlafzimmer betrat, ein beladenes Tablett in den Händen. Wie war er bloß auf die verrückte Idee gekommen, sich ausgerechnet Isabella Cavaletti als Krankenschwester auszusuchen? In Jeans, die ihren anmutigen, wohlproportionierten Körper betonten, und einem T-Shirt, dessen V-Ausschnitt sich an die kleinen Brüste schmiegte, würde sie bei ihm eher neue Symptome hervorrufen, statt die bestehenden zu lindern.

Allein von ihrem frischen Duft wurde ihm schwindlig.

„Geht es dir gut?“, fragte sie und stellte das Tablett auf den Nachttisch.

„Bestens.“ Auf keinen Fall durfte sie merken, was ihre Nähe in ihm auslöste. Er war ihr lange genug ausgeliefert gewesen. Hastig klammerte er sich an seinen Zorn, um nicht wieder schwach zu werden. Ein Mal reichte. „Fünf verdammte Wochen, Izzy.“

Oje. Hatte er es wirklich laut ausgesprochen? Das war ein Fehler gewesen. Er hatte sich fest vorgenommen, den harten Kerl zu spielen, aber mit all den Schmerzmitteln in seinem Kreislauf hatte er sich nicht unter Kontrolle. Fünf lange Wochen. Musste er sie denn unbedingt wissen lassen, dass er die Tage gezählt hatte?

Aber verflucht noch mal! Fünf verdammte Wochen und kein einziger Ton von seiner Ehefrau.

Schuldbewusst senkte sie den Blick. Ja, kein Zweifel, er hatte es tatsächlich laut ausgesprochen.

„Ich weiß, wie lange es her ist“, sagte sie und betrachtete den Teppich unter ihren Füßen. „Und ich vermute, du hast die Zeit genutzt. Und zwar um dir zu überlegen, wie wir das, was wir getan haben, so schnell wie möglich ungeschehen machen können.“

Dazu mussten sie beide an einem Ort sein. Oder wenigstens wissen, wo der andere gerade war. Für ihn war sie wie vom Erdboden verschwunden gewesen. „Nein, ich habe mich eher gefragt, warum wir das getan haben, was wir getan haben.“

Ohne ihn anzusehen, nahm sie das Tablett vom Nachttisch und hielt es über seinen Schoß. „Setz dich ein wenig auf. Ich habe etwas zu essen gemacht.“

Sich aufzusetzen war in seinem Zustand nicht einfach, aber er würde nicht um Hilfe winseln. Und als sie das Tablett abstellte, konnte er ein Lächeln nicht unterdrücken. „Du hast es nicht vergessen.“

Sie hatte ihm ein gegrilltes Käsesandwich gemacht. Mit Zwiebelringen und Tomatenscheiben. So, wie er es mochte. Daneben stand ein Glas Milch mit einem Eiswürfel darin. Er hasste warme Milch, und auch das hatte sie sich gemerkt.

„Ich musste mich nicht erinnern. So mag ich es auch am liebsten.“

„Ich weiß.“ Das war das Verrückteste an den drei Tagen in Las Vegas. Alles hatte sich so gut angefühlt. Wie ihr Körper sich an seinen schmiegte, wie sie ihr Käsesandwich mit Zwiebeln und Tomaten aß, wie sie Eiswürfel in ihre Milch tat. Aber deshalb hatte er sie noch lange nicht heiraten müssen. Zu einer guten Ehe gehörte mehr als ein gemeinsamer Lieblingssnack. Das war ihm klar geworden, nachdem sie davongerannt war und sich fünf Wochen lang nicht gemeldet hatte.

„Ich werde nie wieder Elton John hören, ohne daran zu denken, wie …“

„Ja, geht mir genauso.“ Owen schüttelte den Kopf. Irgendwann am zweiten Tag ihres Zusammenseins hatten sie einander gestanden, dass sie beide den Text, den der Chor bei „Tiny Dancer“ sang …

„Hold me closer, Tony Danza“, sang sie leise.

Er zog eine Grimasse. „Selbst das ändert nichts daran, dass wir beide uns fremd sind, nicht wahr?“

Sie errötete und wich seinem Blick aus. „Iss dein Sandwich.“

Er nahm sich eine Hälfte. „Was ist mit dir?“

„Ich bin nicht hungrig.“

In Las Vegas hatte sie kaum gegessen. Aber dafür umso mehr getrunken? Nein. Obwohl sie viel Zeit an der Hotelbar und am Pool verbracht hatten, war er ziemlich sicher, dass das beschwipste Gefühl, das er in ihrer Gegenwart empfunden hatte, nicht von den exotischen Cocktails mit den kleinen Papierschirmen gekommen war. Und die waren auch nicht dafür verantwortlich, dass sie „Ja, ich will“ gesagt hatten, während im Hintergrund „Blue Suede Shoes“ von Elvis Presley lief.

„Will und Emily sind schuld“, murmelte er. „Die beiden waren frisch verliebt und haben uns wahrscheinlich angesteckt.“

Owen hörte ein leises, von Herzen kommendes Seufzen und warf Izzy einen ärgerlichen Blick zu. Genau so etwas hatte ihm vor fünf Wochen diese leidige Geschichte eingebrockt. Ihre zarten Seufzer, das anmutige Lächeln und der verträumte Ausdruck, mit dem sie ihre beste Freundin Emily angesehen hatte. Emily, die im Hotel seinem besten Freund Will über den Weg gelaufen war. Die beiden waren als Schüler einen Sommer lang ineinander verliebt gewesen, hatten sich dann jedoch aus den Augen verloren, als Wills Eltern starben und er sich um seine fünf Geschwister kümmern musste.

Nach der zufälligen Begegnung hatten sie sich in der Bar verabredet und ihre besten Freunde mitgeschleift. Owen und Izzy hatten mit anhören müssen, wie Emily und Will in Erinnerungen schwelgten – zu denen auch das gehörte, was sie einander in jenem Sommer geschworen hatten.

„Ohne ihr dämliches Versprechen, einander zu heiraten, wenn sie mit dreißig noch ledig sind, wäre das alles nicht passiert“, sagte Owen jetzt.

„So dämlich war es gar nicht.“ Izzy setzte sich neben seinen Füßen auf die Bettkante. „Sie wollen zusammenziehen.“

„Im Ernst?“ Kurz vor dem letzten Einsatz hatte sein Kollege noch ganz anders geklungen. Will hatte sich laut gefragt, wieso um alles in der Welt zwei so schlaue Singles wie er und Owen zwei heiratswütigen Frauen auf den Leim gegangen waren und auf ihre über alles geliebte Freiheit verzichtet hatten.

„Ich habe gestern Abend mit Emily gesprochen. Offenbar hat das, was Will bei dem Brand durchgemacht hat, ihnen beiden die Augen geöffnet. Ihnen ist klar geworden, dass sie das, was sie einander in Las Vegas versprochen haben, ernst gemeint haben. Sie sind jetzt ein richtiges Paar.“

„Im Ernst?“, wiederholte er. Will hatte ihn im Krankenhaus besucht, aber kein Wort davon gesagt. Vielleicht hat er nicht noch Salz in meine Wunde streuen wollen, dachte er dankbar.

„Sie packt gerade Umzugskartons und trägt wieder seinen Ring am Finger.“

Sein Blick zuckte zu Izzys linker Hand. Auch sie trug einen Ring. Einen schlichten Goldring, der zu dem Hochzeitspaket gehörte, das man in der Elvis-liebt-dich-Kapelle in Las Vegas buchen konnte. Er dachte daran, wie die Hand gezittert hatte, als er den Ring auf den schmalen Finger gestreift hatte. An ihr zaghaftes Lächeln und das Leuchten in ihren Augen. Und an sein plötzliches Schwindelgefühl, weil sie so verdammt hübsch gewesen war. Und …

Und seine Frau.

Die Vorstellung hatte ihm gefallen. Er war glücklich gewesen. Er hatte fest daran geglaubt, dass ihre Heirat keine Laune gewesen war, sondern halten würde.

Aber dann hatte sie ihn verlassen, und er hatte siebenunddreißig Tage lang nicht mal einen Anruf oder eine E-Mail von ihr bekommen.

Was war er nur für ein Idiot gewesen. Sie waren beide Idioten gewesen. „Wie sind wir bloß auf diese Schnapsidee gekommen?“, murmelte er nicht zum ersten Mal.

Sie zuckte mit den Schultern und betrachtete das Muster auf der Tagesdecke. „Der Bibliothekskongress war ziemlich stressig. Manche hängen an ihrem altmodischen System und schwören auf Dewey.“

„Ja, ich erinnere mich. Ich musste dich vor ein paar Verrückten beschützen, die T-Shirts mit der Aufschrift ‚Melvil jetzt und für immer‘ anhatten.“

„Melvin Dewey und seine Dezimalklassifikation.“ Izzy nickte. „Abgesehen von Emily haben mich alle fünf Tage lang wie eine Aussätzige behandelt. Es war ganz erfrischend, mal von jemandem angesehen zu werden, für den ich nicht verrückt, sondern …“

„Begehrenswert bin?“, ergänzte er.

Sie runzelte die Stirn. „Vernünftig, wollte ich sagen.“

Owen schnaubte. „Wenn du es unbedingt so nennen willst.“

„Hah.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Jetzt kann ich verstehen, warum Bryce sich für den einzig romantischen Bruder in der Familie hält.“

Was fiel seinem Bruder ein, sich mit seiner Schwägerin zu unterhalten? „Hat er etwa mit dir geflirtet?“

„Tu doch nicht so schockiert.“

„Nein, ich …“

„Er hat gesagt, ich bin eine Schokoladen-und-Aprikosen-Fee.“

Eine Schokoladen-und-Aprikosen-Fee? Owen traute seinen Ohren nicht. Er blinzelte. „Das hat mein Bruder Bryce gesagt? Er hat mit dir geflirtet.“

Izzy verschränkte die Arme. „Soll das heißen, für dich bin ich keine leckere Fee?“

Er starrte auf ihren Mund, die braunen Augen, die rosigen Wangen. Für ihn war sie keine Fee, für ihn war sie einfach nur … die Richtige.

Ihm wurde warm.

Warm? Heiß.

Er ballte die rechte Hand zur Faust, um nicht einfach nach ihr zu greifen. Selbst in der linken, die im Gips steckte, spürte er, wie ihre Haut sich an seiner angefühlt hatte. Er dachte daran, wie er ihren Hals gestreichelt und den Puls gefühlt hatte. Seine Hände kannten Izzy. Die anmutige, schmale Taille, den Rücken und den Ansatz des hinreißend geformten Pos, an dem er sie beim Tanzen fester an sich gedrückt hatte.

Wenn er die Augen schloss, konnte er ihren warmen Atem an seinem Gesicht spüren.

Er öffnete sie wieder und zuckte zusammen, als er merkte, dass es tatsächlich ihr Atem war, den er an seinem Gesicht wahrnahm. Sie hatte sich vorgebeugt, um das Tablett wegzunehmen. „Du bist müde“, sagte sie. „Du musst dich ausruhen.“

Ausruhen? Mit ihren hübschen Brüsten direkt vor seinen Augen? Niemals. Und selbst wenn er es schaffte, jetzt einzuschlafen, würde er nur von ihr träumen. Davon, wie er sie küsste, die Brüste mit beiden Händen umfasste und mit den Daumen die Spitzen streichelte, bis sie hart wurden.

In Las Vegas hatten sie so eng getanzt, dass er die kleinen Knospen durch sein Hemd hindurch gefühlt hatte. Am liebsten hätte er sie wie ein Steinzeitmann über die Schulter geworfen und in seinem Hotelzimmer aufs Bett geworfen. Aber nach der Blitzhochzeit war sie einfach davongelaufen, bevor sie die Chance hatten, eheliche Freuden zu genießen. Kein Wunder, dass sie noch immer sein Verlangen weckte, zumal er im Bett lag und sie ihm so nahe war. Vielleicht war es ja doch ganz gut, dass er zeitweilig außer Gefecht gesetzt war.

War er das, zum Teufel? Was brauchte ein Mann, um mit einer Frau zu schlafen? Jedenfalls nicht seinen Knöchel oder den Fuß. Und der wichtigste Teil meines Körpers scheint perfekt zu funktionieren, dachte er und rückte ein wenig von Izzy ab.

Er sah ihr nach, als sie aufstand und zur Tür ging. Wusste sie eigentlich, wie aufreizend sie den süßen kleinen Po bewegte?

„Wieso tust du das hier?“, fragte er unvermittelt. Er wusste, warum er ihr Angebot angenommen hatte. Wenn er sie wieder aus den Augen verlor, wie lange würde es dauern, sie zu finden, um diese Farce von Ehe zu beenden? Außerdem hatte er herausfinden wollen, warum sie beide Wills und Emilys verrücktem Vorbild gefolgt waren und fünf Minuten später ebenfalls geheiratet hatten. Irgendwie hoffte er, dass eine nüchterne Analyse ihrer Beweggründe ihm helfen würde, wieder auf Distanz zu gehen.

Izzy zuckte mit den Schultern. „Ich dachte mir, es wäre eine gute Idee.“

Ja, in etwa so gut wie seine, Isabella Cavaletti in sein Leben zu holen – damit er das, was er im Spielerparadies für sie empfunden hatte, einem Realitätstest unterziehen konnte. Im harten Alltag würde es vielleicht von allein verschwinden. Nicht umsonst sagte man, dass alles, was in Las Vegas geschah, auch in Las Vegas bleiben sollte.

Als sie weiterging, fiel sein Blick wieder auf ihren hinreißenden Hüftschwung, und der Anblick war so erregend, dass ihm der Atem stockte. Was bewies, dass man Werbesprüchen einfach nicht glauben durfte.

3. KAPITEL

Owen ignorierte den dramatischen Seufzer seiner Mutter und schaute zu Izzy hinüber, die gerade mit dem Tablett hereinkam