Einer bestimmten Lehrmeinung nach sind Anmerkungen dieser Art bestenfalls überflüssig und schlimmstenfalls verdächtig. Gegen sie wird vorgebracht, dass Geschichten, die erklärt werden müssen, vermutlich keine sehr guten Storys sind. Auch weil ich gewisse Sympathie für diese Auffassung hege, habe ich diesen kleinen Nachtrag an den Schluss des Buchs gestellt (ihn dort zu platzieren, vermeidet auch den lästigen Vorwurf, ein »Spoiler«, ein »Pointenkiller« zu sein, der meist von Leuten erhoben wird, die selbst Spaßverderber sind). In das Buch aufgenommen wurden sie einfach deshalb, weil sie vielen Lesern gefallen. Sie möchten wissen, was dazu geführt hat, dass eine Story geschrieben wurde, oder was der Verfasser sich beim Schreiben gedacht hat. Beide Fragen kann der gegenwärtige Autor nicht unbedingt beantworten, aber er kann ein paar willkürliche Gedanken anbieten, die vielleicht von gewissem Interesse sind.
»Willa« Wahrscheinlich nicht die beste Geschichte im Buch, aber ich mag sie besonders, weil sie eine neue kreative Phase für mich einleitete – zumindest, was das Genre der Kurzgeschichte betrifft. Die meisten Geschichten in Sunset wurden im Anschluss an »Willa« geschrieben, und zwar in ziemlich rascher Folge (über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren). Was nun die Geschichte selbst angeht … einer der Vorzüge der Fantastik ist der, dass Schriftsteller hier die Chance haben, das zu erkunden, was passieren könnte, nachdem wir diesen sterblichen Gefilden entronnen sind. Es gibt zwei Geschichten dieser Art in Sunset (die andere ist »Die New York Times zum Vorzugspreis«). Ich wurde als völlig konventioneller Methodist erzogen, und obwohl ich die organisierte Religion und die meisten ihrer starren Lehrsätze seit langem ablehne, halte ich an der Grundidee fest, dass wir auf irgendeine Weise den Tod überleben. Es fällt mir schwer zu glauben, dass derart komplizierte und manchmal wundervolle Wesen am Ende dann bloß verschwendet sind, weggeworfen wie Müll am Straßenrand. (Wahrscheinlich will ich es einfach nicht glauben.) Aber wie dieses Überleben aussehen könnte … tja, um das herauszufinden, werde ich eben noch etwas abwarten müssen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir verwirrt wären und nicht so ohne weiteres bereit, unseren neuen Zustand zu akzeptieren. Meine innigste Hoffnung ist es, dass die Liebe selbst den Tod überlebt (ich bin eben ein unverbesserlicher Romantiker). Wenn ja, wäre es eine verwirrte Liebe … und auch eine etwas traurige. Wenn Liebe und Traurigkeit sich vereinen, lege ich Country-Music auf: Leute wie George Strait, BR549, Marty Stuart … und die Derailers. Es sind natürlich Letztere, die in dieser Geschichte auftreten, und das dürfte ein sehr langes Engagement werden.
»Das Pfefferkuchen-Mädchen« Meine Frau und ich verbringen jetzt immer einen Teil des Jahres in Florida, nahe den vorgelagerten Inseln am Golf von Mexiko. Es gibt dort viele sehr große Anwesen – manche alt und edel, manche von der protzigen, neureichen Sorte. Vor ein paar Jahren ging ich einmal mit einem Freund auf einer dieser Inseln spazieren. Er zeigte auf eine Reihe dieser fetten Villen und sagte: »Die meisten dieser Häuser stehen sechs oder sogar acht Monate im Jahr leer, kannst du dir das vorstellen?« Das konnte ich wohl … und dachte, es würde eine herrliche Geschichte ergeben. Sie erwuchs aus einer ganz simplen Vorgabe: Ein Bösewicht verfolgt ein Mädchen an einem leeren Strand. Aber, dachte ich, das Mädchen müsste anfangs schon vor etwas anderem weglaufen. Ein Pfefferkuchen-Mädchen, mit anderen Worten. Nur müssen selbst die schnellsten Läufer früher oder später einmal haltmachen und kämpfen. Außerdem mag ich Spannungsgeschichten, bei denen es auf wichtige kleine Details ankommt. In dieser hier gab es jede Menge davon.
»Harveys Traum« Über diese Story kann ich nur eines sagen, weil es das Einzige ist, was ich darüber weiß (und wahrscheinlich das Einzige, was zählt): Sie ist mir im Traum eingefallen. Ich habe sie in einem Rutsch niedergeschrieben und dabei kaum etwas anderes getan, als eine Geschichte aufzuzeichnen, die mir mein Unterbewusstsein zuvor erzählt hat. Es gibt noch eine andere Traum-Story in diesem Buch, über die ich allerdings ein wenig mehr weiß.
»Der Rastplatz« Vor ungefähr sechs Jahren habe ich an einem College in St. Petersburg, Florida, eine Lesung gegeben. Ich bin lange geblieben und schließlich nach Mitternacht auf der Autobahn nach Hause gefahren. Auf dem Rückweg habe ich an einem Rastplatz angehalten, um Wasser zu lassen. Wer irgendwann einmal in Florida eine Autobahn benutzt hat, der weiß, wie es auf so einem Rastplatz aussieht: wie in einem Gefängnistrakt im halboffenen Vollzug. Jedenfalls bin ich vor der Herrentoilette stehen geblieben, weil sich in der Damentoilette ein Mann und eine Frau heftig stritten. Beide klangen ausgesprochen angespannt, so als würden sie sich jeden Moment an die Gurgel gehen. Ich fragte mich, was um alles in der Welt ich dann tun würde, und dachte: Ich muss eben meinen inneren Richard Bachman herbeirufen, von uns beiden hat der nämlich eindeutig mehr Mumm. Das Paar kam heraus, ohne sich zu prügeln – obwohl die betreffende Dame weinte –, und ich fuhr nach Hause, ohne dass noch etwas Nennenswertes geschehen wäre. Ein paar Tage später habe ich dann diese Geschichte geschrieben.
»Der Hometrainer« Wer sich jemals auf einem dieser Geräte abgestrampelt hat, der weiß, wie entsetzlich langweilig das sein kann. Und wer jemals versucht hat, sich wieder dazu zu zwingen, täglich zu trainieren, der weiß, wie schwierig das sein kann. (Mein Motto lautet: »Essen ist einfacher.« Aber ich mache meine Übungen – danke der Nachfrage.) Diese Geschichte hat ihren Ursprung in der sehr eindeutigen Empfindung, die ich für jedes Laufband und für jeden Stepper hege, auf dem ich mich je abgeschwitzt habe: Hass, reiner, unverfälschter Hass.
»Hinterlassenschaften« Wie fast jeder in Amerika war ich vom 11. September zutiefst und grundlegend betroffen. Wie vielen Verfassern von literarischen und populären Romanen gleichermaßen widerstrebte es mir, auch nur zu versuchen, irgendetwas über ein Ereignis zu schreiben, das ein ebensolcher amerikanischer Prüfstein wie Pearl Harbor oder die Ermordung John F. Kennedys geworden ist. Aber Storys zu schreiben, ist mein Beruf, und diese Geschichte fiel mir ungefähr einen Monat nach dem Einsturz der Twin Towers ein. Ich hätte sie vielleicht nie aufgeschrieben, hätte ich mich nicht an ein Gespräch erinnert, das ich fünfundzwanzig Jahre zuvor mit einem jüdischen Lektor geführt habe. Er war wegen einer Story mit dem Titel »Der Musterschüler« unglücklich über mich. Es sei nicht richtig, dass ich über Konzentrationslager schriebe, sagte er, weil ich kein Jude sei. Ich erwiderte, das mache das Schreiben dieser Geschichte umso wichtiger – Schreiben sei nämlich ein Akt gewollten Verstehens. Wie jeder andere Amerikaner, der an jenem Morgen die New Yorker Skyline brennen sah, wollte ich das Ereignis selbst und die Narben begreifen, die solch ein Ereignis zurücklassen würde. Diese Geschichte war mein Versuch, das zu tun.
»Abschlusstag« Nach einem Unfall im Jahr 1999 nahm ich jahrelang ein Antidepressivum namens Doxepin – nicht etwa weil ich depressiv war (bemerkte er niedergeschlagen), sondern weil Doxepin eine günstige Wirkung auf chronische Schmerzen zugeschrieben wird. Es half tatsächlich, doch als ich im November 2006 nach London reiste, um für meinen Roman Love zu werben, fand ich es an der Zeit, mit dem Zeug aufzuhören. Ohne mich mit dem Arzt zu beraten, der mir das Medikament verordnet hatte, ließ ich es von heute auf morgen sein. Die Nebenwirkungen dieses kalten Entzugs waren … interessant.* Ungefähr eine Woche lang sah ich, sobald ich nachts die Augen schloss, vorbeiziehende Bilder wie bei einem Kameraschwenk: Wälder, Felder, Hügel, Flüsse, Zäune, Eisenbahngleise, Männer mit Hacken und Schaufeln auf einem Straßenbauabschnitt … und dann fing das Ganze wieder von vorn an, bis ich einschlief. Es gab nie eine Geschichte dazu, sondern immer nur diese detaillierten, gestochen scharfen Bilder. Irgendwie tat es mir sogar leid, als es damit vorbei war. Außerdem hatte ich im Anschluss an die Doxepin-Phase auch eine Reihe lebhafter Träume. Einer davon – ein riesiger Atompilz über New York – wurde zum Gegenstand dieser Erzählung. Obwohl mir klar war, dass das Bild schon in zahllosen Filmen verwendet wurde (ganz zu schweigen von der Fernsehserie Jericho – Der Anschlag), schrieb ich sie auf, weil der Traum eine besondere dokumentarische Nüchternheit an sich hatte. Ich erwachte mit klopfendem Herzen und dachte: Das könnte passieren. Und früher oder später wird es bestimmt passieren. Wie »Harveys Traum« ist diese Story eigentlich weniger Dichtung als Niederschrift.
* Ob ich ganz sicher bin, dass das Absetzen des Doxepin dafür verantwortlich war? Nein. Was weiß ich, möglicherweise war das englische Wasser schuld.
»N.« Dies ist die neueste Erzählung des Buchs und wird hier erstmals veröffentlicht. Sie ist stark von Arthur Machens »Der große Pan« beeinflusst, einer Geschichte, die (wie Bram Stokers Dracula) ihre doch ein wenig unbeholfene Prosa weit hinter sich lässt und sich gnadenlos im Schreckensbewusstsein des Lesers festsetzt. Wie viele schlaflose Nächte mag sie wohl verursacht haben? Ich kann nur sagen, dass einige davon meine waren. Für meine Begriffe stellt »Der große Pan« die größtmögliche Annäherung der Horrorliteratur an einen großen weißen Wal dar. Früher oder später muss sich jeder Autor, der dieses Genre ernst nimmt, an dieses Thema heranwagen: dass nur eine dünne Schicht unsere Realität von der dahinterliegenden wahren Realität trennt, die eine grenzenlose, von Ungeheuern erfüllte Schwärze ist. Mein Ansatz war, Machens Thema mit dem Phänomen der Zwangsstörung zu verknüpfen – zum Teil aus der Überzeugung heraus, dass jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad zwanghaft ist (sind wir nicht alle schon einmal umgekehrt, um uns zu vergewissern, dass wir auch wirklich die Gasflammen oder die Herdplatten abgeschaltet haben?), und zum Teil weil Obsessionen und innere Zwänge bei Horrorgeschichten fast immer ungenannte Mitverschwörer sind. Fällt Ihnen auch nur eine gelungene Schauergeschichte ein, die sich nicht um die Rückkehr zu verhassten und verabscheuten Dingen dreht? Das beste Beispiel dafür ist vielleicht »Die gelbe Tapete« von Charlotte Perkins Gilman. Am College erfährt man, dass es sich dabei um eine feministische Erzählung handelt. Das stimmt natürlich, aber es ist auch die Geschichte eines Bewusstseins, das unter der Last seiner obsessiven Gedanken zerbricht. Dieses Element findet man auch in »N.«.
»Die Höllenkatze« Gäbe es in Sunset ein Gegenstück zu den »Hidden Tracks«, die manche Künstler zusätzlich auf ihren CDs unterbringen, wäre es wohl diese Story. Und dafür habe ich meiner langjährigen Assistentin Marsha DeFilippo zu danken. Als ich erwähnte, ich sei dabei, einen neuen Sammelband zusammenzustellen, fragte sie mich, ob ich darin endlich »Die Höllenkatze«, eine Geschichte aus meiner Arbeit für Herrenmagazine, aufnehmen würde. Ich erwiderte, ich müsse diese Story – die im Jahr 1990 sogar in Geschichten aus der Schattenwelt verfilmt wurde – bestimmt in einer der vier schon erschienenen Anthologien untergebracht haben. Marsha zeigte mir Inhaltsverzeichnisse, die das Gegenteil bewiesen. Hier ist sie also, endlich zwischen Buchdeckeln, über dreißig Jahre nach dem Erstabdruck in einer Zeitschrift. Entstanden ist sie auf originelle Weise. Der damalige Literaturredakteur von Cavalier, ein netter Kerl namens Nye Willden, schickte mir eine Nahaufnahme von einer fauchenden Katze. Was sie – außer der Wut der Katze – ungewöhnlich machte, war die Art und Weise, wie ihr Gesicht in der Mitte geteilt war: mit weißem Fell auf einer Seite und glänzend schwarzem auf der anderen. Nye wollte einen Wettbewerb für Kurzgeschichten veranstalten. Er schlug vor, ich solle die ersten zwei Seiten einer Story über diese Katze schreiben; Cavalier würde seine Leser auffordern, sie zu ergänzen, und die beste Story veröffentlichen. Ich sagte zu, aber dann interessierte mich das Thema so sehr, dass ich die Geschichte ebenfalls zu Ende schrieb. Ich weiß nicht mehr, ob meine Version in derselben Ausgabe wie die Siegergeschichte des Wettbewerbs veröffentlicht wurde oder erst später; jedenfalls wurde sie im Lauf der Jahre in mehrere Anthologien aufgenommen.
»Die New York Times zum Vorzugspreis« Im Sommer 2007 reiste ich nach Australien, mietete eine Harley-Davidson und brauste damit von Brisbane nach Perth (na ja … ich verstaute das Motorrad hinten auf einem Toyota Landcruiser, um einen Teil der großen australischen Wüste zu durchqueren, wo Straßen wie der Gunbarrel Highway genau so aussehen, wie ich mir Highways in der Hölle vorstelle). Es war ein toller Trip; ich erlebte eine Menge Abenteuer und schluckte eine Menge Staub. Aber der Jetlag nach einundzwanzig Stunden in der Luft ist ein Hammer. Zumal ich im Flugzeug nicht schlafe. Kann’s einfach nicht. Wenn die Stewardess mit so einem albernen Pyjama an meinem Sitz auftaucht, mache ich ein Kreuzzeichen und scheuche sie weg. Nach der Strecke San Francisco – Brisbane endlich in Oz gelandet, ließ ich die Rollläden herab, haute mich aufs Ohr, schlief zehn Stunden durch und wachte munter und unternehmungslustig auf. Das Problem war nur, dass es dort zwei Uhr morgens war, nichts im Fernsehen lief und ich meine mitgebrachte Lektüre schon im Flugzeug ausgelesen hatte. Zum Glück hatte ich ein Notizbuch dabei, und so schrieb ich diese Geschichte an meinem kleinen Hotelschreibtisch. Als die Sonne aufging, war sie fertig, und ich konnte noch zwei Stunden schlafen. Eine Geschichte sollte auch den Verfasser unterhalten – das ist meine Meinung, wir sind auf Ihre gespannt.
»Stumm« In meiner örtlichen Tageszeitung las ich eine Geschichte über eine Highschool-Sekretärin, die über 65 000 Dollar veruntreut hatte, um Lotto zu spielen. Mein erster Gedanke war, wie sich wohl ihr Ehemann dabei fühlte; um das herauszufinden, schrieb ich diese Geschichte. Sie erinnert mich an die giftig-bösen Leckerbissen der wöchentlichen Fernsehreihe Alfred Hitchcock zeigt …, die ich mir damals nie entgehen ließ.
»Ayana« Für Autoren, die sich dem Fantastischen verschrieben haben, ist – wie in diesen Anmerkungen bereits erwähnt – das Leben nach dem Tod ein recht fruchtbares Thema. Und natürlich ist auch Gott in all seinen vermeintlichen Gestalten ein Thema, für das fantastische Geschichten gemacht sind. Wenn wir uns Fragen über Gott stellen, findet sich ganz oben auf der Liste immer die, warum manche Menschen überleben und andere sterben, warum es manchen Menschen gutgeht und anderen nicht. Ich stellte mir selbst diese Frage, als ich 1999 an den Verletzungen eines Autounfalls zu leiden hatte – es war nur eine Frage von wenigen Zentimetern, und ich hätte den Tod gefunden (andererseits war es auch nur eine Frage von wenigen Zentimetern, und ich hätte den Unfall völlig unbeschadet überstanden). Wenn jemand überlebt, so sprechen wir von einem »Wunder«. Stirbt er allerdings, dann sagen wir: »Es war der Wille Gottes.« Wunder sind rational nicht zu erklären, ebenso wenig wie der Wille Gottes zu verstehen ist – Gott, der, falls es ihn denn tatsächlich gibt, uns vielleicht so viel Interesse entgegenbringt wie ich momentan den Mikroben auf meiner Haut. Aber Wunder geschehen, scheint mir; jeder Atemzug ist ein neues Wunder. Die Wirklichkeit ist dünn, aber nicht immer finster. Ich möchte nicht über Antworten schreiben, sondern über Fragen. Und leise andeuten, dass Wunder nicht nur ein Segen sind, sondern auch eine Last sein können. Vielleicht ist das alles ein ausgemachter Blödsinn, trotzdem mag ich die Geschichte.
»In der Klemme« Jeder hat schon mal einem dieser Klohäuschen am Straßenrand einen Besuch abgestattet, und sei es auch nur auf einem Autobahnrastplatz, wo die zuständige Behörde zusätzliche Toiletten aufstellen lässt, wenn sich hier im Sommer auf einen Haufen ganze Reisebusse mit Touristen entleeren (während ich das schreibe, schmunzle ich, weil das so schön fäkalisch klingt). Hach, es lässt sich doch nichts mit dem großartigen Gefühl vergleichen, wenn man an einem heißen Augustnachmittag eine dieser kleinen, dunklen Kabinen betritt, oder? Wohlig warm ist es da drin, und der Geruch ist geradezu himmlisch. Ehrlich gesagt, habe ich noch nie ein solches Häuschen benutzt, ohne an Poes Erzählung »Das vorzeitige Begräbnis« zu denken und mich zu fragen, was mit mir geschehen würde, wenn das Scheißhaus umkippte und auf der Tür landete. Besonders dann, wenn niemand in der Nähe war, der mir raushelfen könnte! Schließlich habe ich die Geschichte darüber geschrieben, aus demselben Grund, werte Leserinnen und Leser, aus dem ich so viele andere unerfreuliche Geschichten geschrieben habe: Um anderen zu vermitteln, was mir Angst macht. Und ich möchte nicht schließen, ohne zu verraten, was für ein kindliches Vergnügen das war. Ich habe mich selbst vor dem geekelt, was ich da schrieb.
Na ja.
Ein bisschen.
Und damit möchte ich mich vorläufig von Ihnen verabschieden. Wenn weiterhin Wunder geschehen, sehen wir uns wieder. Einstweilen vielen Dank, dass Sie meine Geschichten gelesen haben. Ich hoffe, dass wenigstens eine davon Sie noch ein Weilchen wach hält, nachdem Sie das Licht ausgeschaltet haben.
Passen Sie auf sich auf … und ach! Haben Sie vielleicht den Herd angelassen? Oder vergessen, das Gas am Grill auf der Veranda auszuschalten? Was ist mit dem Schlüssel in der Hintertür? Haben Sie ihn auch ganz bestimmt rumgedreht? Dergleichen vergisst man nur allzu leicht, und just in diesem Moment könnte jemand da reinschlüpfen. Ein Verrückter vielleicht. Mit einem Messer.
Am besten, Sie schauen mal nach, oder?
STEPHEN KING · 8. März 2008
[Die amerikanischen Originale folgender Erzählungen wurden bereits vorab veröffentlicht: »Willa« in Playboy; »The Gingerbread Girl« (Das Pfefferkuchen-Mädchen) in Esquire; »Harvey’s Dream« (Harveys Traum) in The New Yorker; »Rest Stop« (Der Rastplatz) in Esquire; »Stationary Bike« (Der Hometrainer) von Borderlands Press; »The Things They Left Behind« (Hinterlassenschaften) von Tor Books; »Graduation Afternoon« (Abschlusstag) in Postscript, No. 10; »The Cat From Hell« (Die Höllenkatze) von Putnam; »The NewYork Times at Special Bargain Rates« (Die New York Times zum Vorzugspreis) in Magazine of Fantasy & Science Fiction; »Mute« (Stumm) in Playboy; »Ayana« in The Paris Review; »A Very Tight Place« (In der Klemme) in McSweeney’s.]