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Inhaltsverzeichnis
 
Kein guter Tag
Träumereien und Ideen
Vor der Höhle
Elvira
Hokuspokus im Buchenwald
Fantastische Hilfe
Mit vereinten Kräften
Ein furioses Feuerwerk
Das verlorene Einhorn
Eine rettende Idee
 
Copyright

Kein guter Tag
Es war ein ausgesprochen schöner Tag im Zauberwald. Die Sonne stand hoch oben am blauen Himmel, ließ ihre Strahlen durch das Blätterwerk tanzen und malte leuchtend helle Kringel und Punkte auf den mit weichem Moos, saftigen Beeren und hellgrünen Farnen bewachsenen Waldboden. Bunte Schmetterlinge tanzten von Blume zu Blume und das gemütliche Murmeln des Verwunschbachs untermalte den fröhlichen Gesang der Vögel.
„Tri-la-la Felixe, heute gibt es Schlickse. Einen gleich zum Frühstück, einen noch zum Nachtisch und den letzten dann zur Nacht“, trällerte Felixe.
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Für die kleine Hexe gab es nichts Schöneres als abends, wenn es dunkel wurde, mit einem Schluckauf im kuschelig warmen Bett zu liegen und sich langsam in den Schlaf hinüberzuschlicksen.
Felixe war eine sehr junge Hexe. Sie zählte gerade mal einhundertundelf Jahre und sah aus wie ein Menschenmädchen mit krausen blonden Haaren. Sie trug eine ausgefranste Hose, die ihr bis zu den Knöcheln reichte, darüber ein kniekurzes, mit bunten Flicken übersätes Kleid und einen spitzen roten Hut auf dem Kopf.
 
„Tri-la-la, Felixe“, sang sie.
„Heute gibt es Schlickse.“
Dann nahm sie Anlauf
und sprang über den Verwunschbach.
 
Der Zauberwald, in dem Felixe lebte, war ein unbekannter, sehr geheimer Zauberwald. Nur wenige wussten von seiner Existenz. Im Norden war er durch ein hohes, karges Felsmassiv abgeschirmt, auf seiner Westseite lag ein riesiger spiegelglatter See, im Osten befand sich eine schlubberige, neblige Moorlandschaft und auf seiner Südseite war er durch meterhohe stockfinstere Tannen geschützt.
Felixe wohnte allein in einem hohlen, aber sehr gemütlich eingerichteten Baumstumpf, über den sie ein Dach aus geflochtenen Gräsern gebaut hatte.
 
Ihre beste Freundin war Grete, die Unke.
Manchmal unkte sie.
Doch meistens schaute sie nur.
Grete war sehr klug.
Immer wenn Felixe nicht weiterwusste,
hatte Grete einen Rat für sie.
 
Als Felixe von ihrem Morgenspaziergang zurückkehrte, hockte Grete vor der Tür und hielt ihren großen, dunklen Kopf in die Sonne.
„Tag kein guter Tag“, unkte sie.
„Aber was redest du denn da, Grete?“, rief Felixe. „Das ist ein ausgesprochen toller Tag heute. Die Sonne lacht dir ins Gesicht. Die Vögel zwitschern fröhliche Lieder. Und ich habe wunderbare, reife Beeren für mein Frühstück gefunden und ein seltsames Kraut, das ich für meinen neuen Zaubertrank verwenden will.“
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Sie nahm ihren Lederbeutel von der Schulter, öffnete ihn und leerte ihn vor Gretes Füßen aus. Unzählige verlockend rote Erdbeeren und dicke, dunkle Blaubeeren kullerten über den Boden, und ein finstergrünes Kraut, das wie eine Federdaune geformt war, wirbelte hoch in die Luft und ließ sich schließlich auf Gretes breitem Maul nieder.
 
„Kraut kein gutes Kraut“, unkte sie
und verdrehte die Augen.
„Tag kein guter Tag.“
„Blödsinn“, sagte Felixe.
„Ich glaube, du hast bloß
schlechte Laune.“
„Vogel zwitschert kein Lied“,
brummte Grete.
„Und Laune ist sehr schlecht.“
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Oje! Felixe sah Grete mitfühlend an. Wie hatte sie das nur vergessen können! Unken liebten es dunkel und feucht. Grete konnte Sonnenstrahlen nicht ausstehen. Für sie waren nur dunkle Regentage wirklich gute Tage. Trotzdem - das fand zumindest Felixe - hatte die Freundin keinen Grund, deshalb gleich alles und jedes schlechtzureden.
„Warum gehst du nicht rein?“, schlug sie vor und deutete auf die geschlossene Tür ihres Baumstumpfhauses.
 
„Tür keine gute Tür“, erwiderte die Unke.
„Na, hör mal!“, rief Felixe empört.
„Die Tür ist super!“
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Schließlich hatte sie sie eigenhändig auf den Millimeter passgenau in das Loch des Baumstumpfes hineingehext.
„Wenn du noch einmal behauptest, dass sie klemmt, dann …“, fuhr Felixe fort, aber die Unke ließ sie nicht ausreden. „Tür klemmt nicht. Tür keine gute Tür“, unterbrach Grete sie.
„Und warum nicht?“, fragte Felixe.
„Weil dahinter Wohnung weg“, unkte die Unke. Die Hexe stemmte die Hände in die Hüften und sah ihre Freundin kopfschüttelnd an.
„Ich glaube, du hast zu lange in der Sonne gesessen“, sagte sie. „Eine Wohnung kann doch nicht einfach verschwinden.“
 
„Kann nicht, ist aber“, brummte Grete.
„Zeh auch weg.“
„Zeh?“, rief Felixe. „Was für ein Zeh?“
„Unkenzeh“, sagte Grete.
„Unkenzeh? Aber …“
Felixe kratzte sich am Kopf.
Sie warf einen Blick auf Gretes Füße. Und tatsächlich! O Schreck!
Ein dicker, runder Unkenzeh
war verschwunden.
„Was ist passiert?“, rief Felixe.
 
„Ich habe die Tür geöffnet“, begann Grete mit ihrer Erzählung. Immer dann, wenn sie ganz besonders aufgeregt war, konnte sie vollständige Sätze sprechen. „Ich wollte gerade hindurchtreten, um im kühlen Badezimmer ein erfrischendes Bad zu nehmen, da bemerkte ich zu meinem allergrößten Unkenentsetzen, dass die Wohnung absolut vollkommen stockdunkel war.“
„Stockdunkel?“, wiederholte Felixe fragend. „Ach, du obergiftige Fliegenpilzsuppe, wie konnte denn das bloß geschehen?“
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