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Inhaltsverzeichnis
 
Buch
Autor
Vorwort
 
Pränatal – Vor der Geburt
Erstes Trimester
Zweites Trimester
Drittes Trimester
 
Perinatal – Bei der Geburt
Das Finale
Los geht’s
Die Geburt
Wie sage ich es der Welt?
Der Neustart
 
Postnatal – Nach der Geburt
Aller Anfang ist schwer
Babylounge – Für dein Baby
Deine Frau
Das Schreien: Der laute Schreiberater
Das Furzen: Der stinkende Pupsberater
Das Schlafen: Der müde Schlafberater
Lebenshilfe für Daddys: Was sie dir nicht erzählen
Wachstum und Entwicklung
Ernährung, Pflege und Gesundheit
Erziehung
Formalitäten
Ausklang mit rosigen Aussichten für die Zukunft
 
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Buch
Dieser Schnellkurs bereitet werdende Väter auf alle Möglich- und Unmöglichkeiten während der Schwangerschaft der Partnerin und in den ersten Monaten mit Baby vor. So können Sie gelassen und souverän reagieren. Kurz und knackig, mit vielen hilfreichen Tipps und Checklisten schreibt Christian Busemann von Vater zu Vater über alles, was für den zukünftigen Papa wichtig ist. Dabei geht er mit viel Humor und aufmunternden Worten auf die speziellen Fragen moderner Väter ein, die in konventionellen Ratgebern oft übergangen werden. Eine umfassende Gebrauchsanleitung von Scheinschwangerschaft über volle Windeln bis hin zur fortschreitenden Stilldemenz.

Autor
Christian Busemann hat Jura studiert und für unterschiedliche Talk- und Showformate gearbeitet. 2003 gründete er zusammen mit einem Partner eine TV-Produktion, bei der er als Autor und Geschäftsführer Unterhaltungssendungen konzipiert. 2006 wurde er für die Idee, Konzeption und Produktion der MTV-Sendung »Pimp My Fahrrad« für den Adolf-Grimme-Preis nominiert. Er lebt mit Frau und Tochter in Hamburg.

Vorwort
Papa To Go spricht dich direkt an. Ohne Umschweife.
Du wirst Vater, und dies ist dein Leitfaden!
Es kostet dich überhaupt keine Zeit, dieses Buch durchzulesen, außerdem eignet es sich prima als leichte Abend-, Rote-Ampel-, U-/S-/D-Bahn-, Warteschleifen-, Imbiss- oder Klolektüre.
Diese wunderbare Übersicht funktioniert auf sehr kurzweilige Art und Weise, da in nett portionierten Häppchen alle notwendigen Infos geliefert werden, die du wissen musst, kannst oder solltest. Mal drastisch formuliert, mal mit einem Augenzwinkern, aber in der Sache immer kompetent, korrekt und gründlich.
Mir ist es wichtig, dir einen einfachen, kurzen und doch kompletten Rundumeinblick zu ermöglichen, der sich sowohl mit den 40 Wochen der Schwangerschaft als auch mit den ersten Monaten der Vaterschaft beschäftigt. Halt bis sich alles gefunden hat.
Das ist meinem unstillbaren Verlangen nach Vollständigkeit zu verdanken, dem der Wunsch innewohnt, dass du Papa To Go fertig gelesen zur Seite legst und dich für die bevorstehende Zeit als frischgebackener Vater gut gerüstet fühlst.
Motiviert zu dieser Idee einer inhaltlich liebevoll vorsortierten Lektüre wurde ich durch meine eigene »Ich-werde-Papa«-Zeit, in der ich nämlich eine solche Herangehensweise in Buchform vermisst habe. Ich hielt unzählige Ratgeber in der Hand, die mir das Vatersein als Erfahrungsbericht, Gebrauchsanweisung, empirische Studie oder medizinisches Fachbuch nahebringen wollten, doch all diese wirklich größtenteils sehr gelungenen Werke setzten eines voraus: viel Zeit. Diese wollte ich jedoch in den ersten Wochen der Schwangerschaft irgendwie noch nicht mit einem mehrere hundert Seiten zählenden Wälzer verbringen. Kurz, knapp, präzise, Buch gelesen und einen groben Plan haben, was auf mich zukommt, das suchte ich in der Buchhandlung, fand es aber nicht. Ich weiß, dass es vielen werdenden Vätern genauso geht, daher: Papa To Go!
Ich arbeite im Buch mit der Chronologie »prä-, peri- und postnatal«, was so viel bedeutet wie »vor, bei und nach der Geburt«. Die einzelnen Fakten sind zeitlich nicht konkret, sondern nur grob eingeordnet, was der Individualität der Entwicklung eines Babys geschuldet ist, die nur selten die Benennung exakter Zeitpunkte erlaubt.
Ich habe diesem autobiografischen Erfahrungsbericht zwar den praktischen Nachlagewerk-Charakter verliehen, aber unterm Strich ist das völliger Quatsch, denn du bist ohnehin gezwungen, alles zu wissen. Also: Nicht lange überlegen, nimm es in die Hand, lies es von Anfang bis zum Ende durch und fertig! Dauert nicht lange, und du wirst ein Vorzeigepapa sein!
Natürlich hat dieses Buch auch seine eklige und klebrige Seite: Teilweise erhebe ich mich mit meinem Handeln zum Maßstab, und das hinterlässt ja erfahrungsgemäß immer einen unangenehmen Nachgeschmack. Unsympathisch überheblich eben. Doch ich bevorzuge den klaren Weg, und der folgt natürlich einer grundsätzlichen Haltung, die nicht zwingend dem Gusto des Lesers entsprechen mag. Das schließt nicht aus, dass ich immer dort, wo ich es als sinnvoll erachte, unterschiedliche Optionen aufzeige und mögliche Alternativen skizziere. Also, alles halb so wild.
Zu guter Letzt möchte ich meinen beiden Frauen zu Hause, Kristy und Romy, danken, die Motiv, Forschungsgegenstand und 12. Mann in einem waren und ohne die ich dieses Buch niemals hätte schreiben können.
Ebenso gilt mein Dank Friederike Schmidt, die nicht nur unsere persönliche, wunderbare Hebamme war, sondern die mich bei der Entstehung von Papa To Go auch fachlich kompetent beraten hat.
 
 
Christian Busemann
Hamburg, im März 2009

Pränatal – Vor der Geburt

Erstes Trimester

Schwanger? Was heißt das eigentlich?

Nüchtern betrachtet bedeutet »schwanger«, dass in dem Körper deiner Partnerin (davon gehe ich jetzt einfach gutgläubig aus) eine befruchtete Eizelle innerhalb von durchschnittlich 267 Tagen zu einem Kind heranreift. Wie aber befruchtet man(n) so eine Eizelle? Und wie konnte ausgerechnet dir das passieren... äh, gelingen?
Rekapitulieren wir doch mal den gesamten Tathergang in einem Satz: Du hast mit deiner Frau geschlafen und hattest einen Samenerguss! (Sollte das Kind dir nicht sehr ähnlich sehen, kann auch jemand anderes den Samenerguss gehabt haben!) Danach prügelten sich etwa 150 Millionen Spermien um den Einzug in den Gebärmutterhals. Klingt lächerlich einfach und erinnert ein wenig an die Zustände während des Sommerschlussverkaufs bei C&A, in der Realität ist dieser Ansturm obdachsuchender Spermien jedoch kein leichtes Unterfangen. Das musst du dir in etwa so wie die Vorrundenspiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften vorstellen. Spielte Deutschland zum Beispiel in derselben Gruppe wie Brasilien, Italien, Spanien, Portugal und Kroatien, wäre der Titelgewinn sicherlich nicht programmiert!
So ähnlich funktioniert das hier auch. Der starke Gegner ist in diesem Fall der äußerst defensiv ausgerichtete Gebärmutterhals, der von einem sehr zähen und resistenten Schleimpfropf verschlossen gehalten wird.
Ergo: kein Durchkommen für die offensiv orientierten Spermien. Aber nicht jede Abwehr ist konstant sicher! Hat die Frau ihre fruchtbaren Tage, klaffen Schwächen gerade im Bereich des Schleimpfropfes auf, dessen Dichte nachlässt, eher dünnflüssig agiert und somit von etwa 1000 Spermien geentert werden kann.
Diese VIPs unter den normalsterblichen Stehplatz-Samenzellen lassen sich dann nicht lange bitten und machen sich auf zur nächsten Etappe in Richtung Eileiter, wo seit dem Eisprung ganz gemütlich eine fruchtbare Eizelle in Richtung Gebärmutter trödelt. Diese ist völlig überrascht, als sie die geifernd gierige Spermientruppe am Horizont auf sich zustürzen sieht. Es kommt zum direkten Schlagabtausch zwischen der vornehm distinguierten Eizelle und dem vandalenähnlichen Samenzellen-Prügeltrupp. Spermium für Spermium versucht sich nun im Duell mit der Dame ganz alleinig Zutritt zur Eizelle zu verschaffen, aber dank einer extrem »harten Tür« kann dies zu 99 Prozent verhindert werden. Nur eines, das »Top-Checker-Oberklassen-Eliten«-Spermium, das der Eizelle am meisten zusagt, bekommt die Erlaubnis, sich den Club mal von innen anschauen zu dürfen. Dieser Pfiffikus nutzt prompt die Gelegenheit, den Laden komplett zu verriegeln, indem er für eine Veränderung der Zellmembran sorgt, damit kein weiterer Kollege mehr reinkommt. Innerhalb von 24 Stunden vermischen sich dann das mütterliche und väterliche Erbgut, die Zellkerne verschmelzen, und es entsteht ein neuer Zellkern, dem dein Kind schließlich entspringen wird. Die Befruchtung ist damit abgeschlossen, Ruhe kehrt wieder ein, und der Embryo kann getrost und entspannt heranwachsen. Die befruchtete Eizelle entwickelt sich durch Zellteilung weiter und beendet schließlich ihre Reise im Eileiter, indem sie das Ziel Gebärmutter erreicht, wo sie sich einnistet und reift und reift und reift...
Das Geschlecht deines Kindes, das sei hier nebenbei erwähnt, steht schon ab der Befruchtung fest. Es wird durch die Geschlechtschromosomen der Eltern bestimmt, wobei du, entgegengesetzt zu deiner Frau, über ein erweitertes Sortiment verfügst. Kann die Mutter gerade mal mit einem lumpigen X-Chromosom als Standardausrüstung ihrer Eizelle aufwarten, glänzt du gleich mit zwei Samenzellen-Geschmacksrichtungen: dem X- und dem Y-Chromosom. Das macht die Welt doch glatt viel zweigeschlechtlicher!
Verbinden sich nämlich ein X von dir und die Eizelle deiner Frau, haben wir die Paarung XX, und das heißt: Es wird ein Mädchen. XY bedeutet indes: Ein Kerl wächst heran.

Die Formel non grata: Jede Schwangerschaft ist anders

Okay, es ist raus. Nun wirst du Papa. Aber was bedeutet das für dich?
Zunächst einmal, um den Druck durch deine sich androhende neue Funktion ein wenig zu reduzieren: Du hast noch eine anständige Schonfrist von etwas weniger als 40 Wochen. Da geht so einiges. Aber bedenke immer in allem, was du tust: Das sind die letzten Wochen in eurem Leben, die deine Partnerin und du noch zu zweit verbringen könnt. Danach wirst du ein Leben lang einen kleinen Scheißer dabeihaben. Und bis der sich alleine auf den Weg macht, ach, da bist du schon grau und hast es in der Hüfte. Also: Genieße diese Zeit!
Ein Schuss – zwei Treffer! Wie bekomme ich Zwillinge?
Nach Synergien und Herausforderungen strebende Typen wie du wollen vielleicht lieber Zwillinge statt nur ein Kind. Zwei Kinder, ein Abwasch. Das spart Zeit, komplettiert die Mannschaft, und du hast deinen Job erledigt, ohne ein zweites Mal ranzumüssen. Solange du da nicht künstlich irgendwie dran rumpfuschst, macht die Natur das, was sie für geeignet hält. Das Universum übrigens ebenso. Du wirst also den Nachwuchs erhalten, den du dir selbst besorgst: ein, zwei oder vielleicht fünf Kinder. Willst du Zwillinge, musst du dir erstens die Frau suchen, die sie dir zur Welt bringt, und zweitens es wirklich selbst wollen. Das reicht auch unbewusst. Eineiige Zwillinge, die, die sich zum Verwechseln ähneln, entstehen, indem sich die bereits befruchtete Eizelle in einem frühen Stadium noch einmal teilt. So wachsen zwei Menschen mit ein und demselben Genmaterial heran. Zweieiige Zwillinge brockst du dir selbst und deiner Frau ein, wenn zwei Eizellen gleichzeitig befruchtet werden. Und wenn es sich noch ein paar weitere Eizellen gemütlich machen, ist auch eine Mehrlingsschwangerschaft möglich, Fünflinge zum Beispiel.
Ob deine Partnerin auch von Genuss sprechen kann, ist eher zweifelhaft, zumindest zum Ende der Schwangerschaft stellen sich bei jeder Frau Beschwerden ein. Kein Wunder, bei dieser Kugel. In der ersten Phase passierte bei uns glücklicherweise zunächst nicht sehr viel. Hier stolperte ich allerdings zum ersten Mal über eine Floskel, die in den kommenden Wochen zum unvermeidbaren Leitsatz aller Leitsätze avancieren sollte und eigentlich überall gerne bemüht wird, um ein Gefühl der sicheren Unsicherheit zu schaffen und der geliebten Verallgemeinerung und plumpen Pauschalität ein Schnippchen zu schlagen. Die Ausrede aller Ausreden und Begründung der Begründungen, die Formel non grata:
jede Schwangerschaft ist anders!
Heißt: Ein Ei ähnelt nicht dem anderen.
Ja, diesem Satz lässt sich wahrlich nicht viel hinzufügen. Leider. Denn damit schippern sich gerne alle Geburt begleitenden Koryphäen auf dem Meer der Argumentation frei. Kausal lässt sich eben alles auf diese Regel zurückführen. Das ist nicht immer gut, aber schlussendlich hat es tatsächlich etwas Beruhigendes. Für die strukturierten Zeitgenossen unter euch, mit konservativem Background und festem Ablauf, natürlich ein Graus, aber es hilft nichts – hier fängt die Individualität bereits an, und die Anarchie hält Einzug!

Die ersten Veränderungen: Ernährungsumstellung

Meine Frau blieb im Vergleich zu ihren schwangeren Freundinnen anfangs vornehmlich beschwerdefrei, trieb weiterhin eifrig Sport und war eher überaktiv als schwerfällig, müde und abgespannt.
Einzige Veränderung war die bewusste Ernährungsumstellung. Hier die orthodoxe Fassung: Keine Rohmilchprodukte (heißt im Klartext: kein Käse! Wenn, dann immer nachfragen! Es besteht die Gefahr der Listeriose-Ansteckung! Und das ist nicht schön, da es eine Infektionskrankheit ist, die Missbildungen des Kindes nach sich ziehen kann). Kein Kaffee (entkoffeiniert geht), kein Alkohol (es gibt mittlerweile Bier- und Sektmarken, die tatsächlich 0,0 Prozent Alkohol aufweisen – interessiert einen zwar nicht wirklich, aber in diesem Fall kannst du der Zwangsabstinenzlerin ja mal einen Gefallen tun), kein Nikotin und ausnahmsweise mal Finger weg von anderen Drogen.
Bitte auch keine lebenden Tiere wie Eichhörnchen, Kamele oder Schweine anfallen und aufessen. Rohes Fleisch und rohen Fisch, wie in Sushi, meiden, da die Toxoplasmose-Gefahr sehr groß ist. Toxoplasmose ist ebenfalls eine Infektionskrankheit, die durch Parasiten im Fleisch übertragen wird. Eigentlich verläuft so eine Krankheit ohne Symptome ab, aber nicht zwingend bei Schwangeren. Hier steigt die Gefahr einer Missbildung des Kindes erheblich! Als Toxoplasmose-Mutterschiffe gelten auch Katzen. Diese bitte nicht mehr küssen oder sonst wie anfummeln, streicheln nur, wenn danach die Hände gewaschen werden, und die Katzentoilette sollte irgendjemand anderes sauber machen (läuft wohl auf dich hinaus...) – nur nicht die Schwangere! Hunde sind ebenfalls Träger der fatalen Krankheit. Auch hier Hände nach dem Streicheln gründlich reinigen.
Essen können schwangere Frauen ansonsten alles – eben auf die oben genannten Basics achten, und auch du, als Partner, solltest sie da ein bisschen unterstützen und mit aufpassen. Gerade wenn ihr noch mal in den Urlaub fahrt. Nicht immer ist klar, was einem da vorgesetzt wird... Meine Frau hat viel Obst und Gemüse gegessen, das sie stets sehr gründlich mit warmem Wasser abgewaschen oder zuvor geschält hat. Dazu steigerte sich ihr Verlangen nach Süßem, insbesondere Eis, in einem schier nicht nachvollziehbaren beziehungsweise bezahlbaren Maß. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich nachts zu irgendeiner Tanke gefahren bin, um Schokoladeneis zu kaufen. 85 000 Mal?!
Insgesamt auffällig war ihr erschreckend großer Appetit. In der Disziplin »Nachschlag« näherte sie sich mir bis auf wenige Gramm. Der Konkurrent sitzt von jetzt an mit am Tisch. Kein Wort mehr von: »Magst du noch meinen Nachtisch?«, oder: »Ich kann nicht mehr. Willst du das noch oder soll ich es wegschmeißen?« Vorbei die Zeit des Schnorrens. Du merkst, auch für dich mehren sich schleichend die Zeichen der Veränderung. Sie ist schwanger und du eben auch!

Schwangerschaftsbeschwerden: Die Liste des Lästigen, Teil eins

Was meine Frau und ich erlebt haben, war ein Traum im Vergleich zu anderen Starts in die Schwangerschaft.
Denn, wie gelernt: Jede Schwangerschaft ist anders, so wie jeder Mensch anders ist. Schön, oder?
Der Horror im ersten Drittel der Schwangerschaft fängt nämlich bei einigen schon damit an, dass ihnen regelmäßig schlecht ist und sie sich erbrechen müssen. Das muss nicht nur morgens sein, das geht auch zu anderen Uhrzeiten. Eine Freundin von mir hat sich mal mittags in der S-Bahn aus Verlegenheit in ihre Handtasche übergeben, weil sie keine Tüte dabeihatte. Traumhafte Geschichten! Die Übelkeit lässt jedoch bei den meisten nach etwa drei Monaten nach. Meiner Frau aber wurde zum Beispiel zum Ende der Schwangerschaft öfter schlecht. Auch normal. Aber was ist in dieser Zeit schon normal?
Dann können im weiteren Verlauf noch solche Späße wie Hämorrhoiden, Verstopfung, Schambeinschmerzen, Rückenschmerzen, Sodbrennen und all solche Leckereien auftauchen. Das hat was von einem Überraschungspaket, was da auf deine Partnerin und dich zukommt. Für alle Beschwerden gibt es jedoch Ideen und Rezepte, um diese in den Griff zu bekommen oder sie erträglicher zu machen.
Allem voran steht aber für dich ein ganz klarer Grundsatz, den du in jeder Situation beachten solltest:
Eine Schwangerschaft ist keine One-(Wo)Man-Show, das ist Teamwork. Deine Partnerin bekommt in den kommenden Wochen eine Menge ab. Sowohl psychisch als auch physisch. Hier ist es wichtig für dich als Typ, immer mit auf der Höhe zu sein. Viel sprechen, viel austauschen, viel fragen. Hol dir immer alle Informationen, auch wenn du sie nicht zum Frauenarzt begleitet hast – du musst einfach jederzeit alles wissen. Wichtig, erst recht bei einem Notfall.
Diese Zeit des Wachstums durchwandert ihr gemeinsam, und du glaubst gar nicht, wie sehr du sie in dieser Phase schon unterstützen kannst. Frauen sind wunderschöne und eitle Wesen – unter körperlichen Veränderungen leiden sie oftmals sehr. (Sind Männer da besser?) Die nachfolgend aufgeführten Beschwerden sind unter anderem auch starke Eingriffe in das bis dahin unversehrte persönliche Schönheitsverständnis deiner Frau.
Krampfadern, Schwangerschaftsstreifen, die überproportionale Gewichtszunahme – all das geschieht zwar langsam, jedoch unaufhaltbar. Hier kannst du sie starkreden und ihr gerade in dieser Zeit das Gefühl geben, dass du sie bis auf die Knochen liebst! Das ist unendlich wichtig. Diese Endorphinausschüttung dank des Glücksgefühls, das ihr beide teilt, ist ein Lawinensystem. Die Liebe und das Einfühlungsvermögen des Mannes sorgen bei der Frau für große positive Kräfte, und die wiederum lassen euer Kind gesund wachsen und gedeihen. Insgesamt ist das eine geniale Zeit!
Hier kommt eine Auflistung der möglichen Beschwerden deiner Partnerin während des ersten Trimesters der Schwangerschaft, immer versehen mit einem kurzen Tipp, was du tun kannst. Diese kleine Übersicht gibt’s später auch für die übrigen zwei Trimester. Einige Beschwerden treten sowohl im ersten als auch im dritten Trimester auf, andere sogar in allen dreien. Daher empfehle ich, in allen drei Abschnitten die »Liste des Lästigen« konzentriert durchzulesen. Geht in Richtung Nachschlagewerk, ist aber ganz interessant, um einen Überblick zu gewinnen. Am Ende bist du der Oberchecker, der gut dosiert eine Menge Ahnung verteilen kann. Das lohnt sich immer und sichert dir einen Platz in der Daddy-Hall-of-Fame.
 
Übelkeit und Erbrechen (gerne bis zur zwölften Woche und länger)
Der Klassiker der Schwangerschaftsbeschwerden. Entsteht bei »seltsamen« Gerüchen oder plötzlich auftretender Unverträglichkeit von jahrelang geliebten Nahrungsmitteln.
Das tust du:
Du gibst ihr morgens trockenes Brot oder Zwieback, kochst einen Tee, den sie bitte schluckweise trinken soll. Über den Tag muss sie kleine, warme Mahlzeiten essen und fettige oder zu stark gewürzte Speisen meiden.
Krämpfe
Gerne in Waden und Füßen. Passiert einfach so.
Das tust du:
Als allwissender Freund oder Ehemann rätst du deiner Partnerin, wenn es nicht ohnehin schon der Arzt getan hat, zu magnesium- und kaliumreicher Ernährung. Blockbuster sind hier ganz klar Nüsse, Bananen und Spinat. Und weil du nicht nur allwissend, sondern auch fürsorglich bist, glänzt du mit dem Angebot, ihr die Beine und Füße zu massieren, oder lagerst auf dem Sofa vorm Fernseher ihre Beine hoch. Klugscheißer-Tipps on top wären noch die Wechseldusche (heiß-kalt) oder schlichtweg spazieren gehen, damit da ordentlich Schwung in die Latschen kommt.
 
Brustspannen/Empfindlichkeit der Brustwarzen
Die Milchbläschen in der Brust reifen, die Milchbildung beginnt. Und so führt die erhöhte Hormonproduktion manchmal schon zu Beginn der Schwangerschaft zu einer Berührungsempfindlichkeit der Brust. Das ist ein herber Rückschlag, den auch der Mann erst einmal zu verdauen hat.
Das tust du:
Nicht beherzt zulangen! Also, Pfoten weg! Und: Lass ihr ein Bad ein, oder zaubere ihr einen warmen Umschlag mit Lavendel oder besser Quark!
 
Harnfluss
Die Gebärmutter wächst und wächst und wächst. Irgendwann drückt sie dann auf die Blase, und auf einmal entsteht ein nie zuvor gespürter Drang, ständig auf die Toilette zu müssen. Urin kann dabei auch ganz unfreiwillig auslaufen.
Das tust du:
Bring deiner Partnerin Slipeinlagen mit. Es hilft ja nichts! Ermutige sie zu Beckenbodenmuskulaturübungen, um das Auslaufen eindämmen zu können. Ehrlich gesagt ist das aber auch albern. Lass mal, das sagt ihr schon ihre Hebamme oder ihr behandelnder Frauenarzt, den du mittlerweile hoffentlich auch kennst!?
 
Krampfadern
Grenzwertiges Thema. Das Zunehmen in der Schwangerschaft ist schon ein heftiger Seelenknüppel, dann kommen noch die Schwangerschaftsstreifen (Gute Nacht!) und jetzt also die Krampfadern. Auch nicht so lecker! Da das Bindegewebe hormonell bedingt etwas dehnbarer wird, neigen erblich vorbelastete Frauen zu diesen lästigen Ärgernissen.
Das tust du:
Wenn deine Partnerin Krampfadern bekommen hat – gut zureden und als unwichtige Banalität schnell vergessen machen. Ist doch Unfug, sich damit lange emotional auseinanderzusetzen.
Um diesen irgendwie vorzubeugen, wenn denn möglich, solltest du deine Frau nicht lange stehen lassen – Bewegung ist besser. Klasse sind sexy Stützstrümpfe, die es in jedem Sanitätshaus gibt, gerne in modisch schickem Beige oder in bescheidenem, oft unterschätztem Schwarz. Die sollte sie regelmäßig tragen. Und wie bei Krämpfen gilt auch hier: Die Beine der Dame so oft es geht hochlagern. Hilft das alles nichts, bleibt bei akuten Beschwerden nur ein Gespräch mit dem Arzt!
 
Gestose
Die Gestose ist der Ausdruck für eine Stoffwechselerkrankung in der Schwangerschaft. Man unterscheidet zwischen der Frühgestose im ersten Drittel der Schwangerschaft und der Spätgestose im dritten Trimester. Früher hieß diese Erkrankung auch »Schwangerschaftsvergiftung«. Ist aber Quatsch. Kein Gift wurde je nachgewiesen, aber auch keine Bakterien. Bis heute ist das alles ein wenig diffus, die Forschung fischt nach wie vor im Trüben. Fakt ist: Die Gestose betrifft fünf bis zehn Prozent aller Schwangerschaften.
 
Symptome:
• Ödeme in den Beinen und Händen
• Eiweiß im Urin
• Bluthochdruck (über 140/90)
Bei den Routineuntersuchungen durch den Frauenarzt werden eigentlich regelmäßig Tests gemacht – immer dabei ist das Messen des Blutdrucks. Wenn irgendetwas nicht stimmt, wird die Patientin engmaschiger kontrolliert. Bei der Gestose kommt es zu einer Verengung der Blutgefäße, wodurch der Blutdruck steigt und eine schlechtere Versorgung der Gebärmutter und der Plazenta und somit des Babys entsteht. Wachstumsretardierung könnte die Folge sein, heißt, das Kind wächst nicht der Norm entsprechend. Bei einer Gestose steigt die Möglichkeit einer vorzeitigen Entbindung enorm. Es wird dennoch versucht, den Winzling so lange wie möglich im Bauch zu belassen.
 
Risikofaktoren können sein:
• sehr junge Erstgebärende
• sehr alte Erstgebärende
• Frauen mit Venenproblemen
• Frauen mit Bluthochdruck in der Familie
• Mehrlingsschwangerschaften
• übergewichtige Schwangere
• untergewichtige Schwangere
Das tust du:
 
Du kaufst im Bioladen ausgewogene, kalorien- und eiweißreiche Kost. Du sparst nicht mit Salz, sondern würzt ganz normal damit. Ein Ammenmärchen, sich salzarm ernähren zu müssen. Dann sagst du ihr, sie soll viel ruhen und den Blutdruck nicht so in die Höhe treiben. Vielleicht hilft auch ein Buch von Günter Grass, 648 Ägypten-Urlaubsfotos mit Schwerpunkt »Hotelanlage« von langweiligen Bekannten anschauen, Kevin Costners Kassenschlager »Waterworld« auf DVD ausleihen oder einfach einen Abend lang »QVC« gucken – da passiert überhaupt nichts mehr mit den Blutkörperchen.
 
Zwei sehr typische Schwangerschaftsphänomene habe ich ganz bewusst bis zu dieser Stelle unterschlagen: die blitzartig auftretenden Müdigkeitsanfälle und die jähen Stimmungsschwankungen. Beide haben ihren Kern in den hormonellen Veränderungen während einer Schwangerschaft.
Das tust du bei Müdigkeit:
Gib ihr einen Gutenachtkuss. Sie verpasst ja nichts. Und der Schongang ist für eine schwangere Frau der ideale Leerlauf. Zeit für dich, dich mit Freunden zu treffen, Partys zu feiern oder die Wohnung zu putzen.
Das tust du bei Stimmungsschwankungen:
Gar nichts! Für die hormonell bedingte Spontanlaune des weiblichen Mitbewohners, die von Anfang an eine ganz große Unbekannte beziehungsweise Unberechenbare ist und es auch bis zur Geburt bleibt, will ich dich mit einer ganz simplen, gleichwohl probaten Formel ausstatten:
Merke: Diskutiere niemals mit einer schwangeren Frau!
Schwangere Frauen sind unkontrollierbare Wesen, die Dinge von sich geben, die rein rational überhaupt nicht zu verstehen sind. Ergo: Folge ihr! Erfülle Wünsche, lass dich der Faulheit bezichtigen, des Zuspätkommens, des Nichtputzens, des Egoistisch-Seins, des Nicht-Klodeckel-Schließens, des Laut-Seins, des Sachen-rumliegen-Lassens, des Ungesund-Essens, des Ungesund-Furzens, des Langweilig-Seins, des Eben-du-Seins, lass dich vollends erniedrigen, gehorche und lehne dich nicht auf – es führt letztlich zu nichts!
Lockere die Pfähle der Planbarkeit, die in dem betonierten Fundament deines strukturierten Lebens eingelassen sind: alles Käse von jetzt an. Gerade noch Lust auf einen Spaziergang und Jacke an, schon ist die Jacke wieder aus, die DVD eingelegt, und du fährst mit dem Auto los, um Eis zu besorgen. »Notting Hill« lädt schließlich für 90 Minuten ein, mindestens 45 Minuten davon deine Freundin sabbernd schnarchend neben dir liegen zu haben. Ach, du wirst Geschichten erzählen können, die ein 90-Minuten-Stand-up-Abendprogramm füllen. Und immer schön alles aufschreiben, was dir und euch in der Schwangerschaft widerfährt – das ist später Erinnerungsgold.

Körperliche Veränderungen

Nachdem die Schwangerschaftsbeschwerden verstanden, akzeptiert und angenommen wurden, ist es im weiteren Verlauf für dich als verständnisvoller Typ extrem wichtig, die körperlichen Veränderungen deiner Frau nachvollziehen zu können. Nur so gelingt es dir, feinfühlig auf ihre Bedürfnisse einzugehen, Zutritt zu ihrem Kosmos zu erlangen, dort einzutauchen, Wohlgefühl zu verbreiten und dort nicht alles vollends einzureißen und zu ramponieren. Drei Trimester lang modifiziert sich ihre »Baustelle Körper«. Nimm daran teil, schau dem Ereignis zu und sei da, wenn sie darüber sprechen will, um das Absurde, was da gerade in ihr vor sich geht, zu verarbeiten.
Hier ein Wissensvorsprung für dich: Die Brustwarzen werden dunkler. Stört aber nicht. Schon eher lästig sind da die auf einmal auftauchenden Schwangerschaftsbeschwerden, die einfach nur nerven. Nicht nur deine Frau, sondern auch dich. Denn Symptome wie Übelkeit oder Schlafkrankheit bringen brutale Veränderungen ins Leben. Wer mag schon einen riesigen Berg Spaghetti essen, wenn direkt neben ihm am Tisch »jemand« mit einem Würgereiz zu kämpfen hat? Und wer fummelt schon gerne herzhaft im Ausschnitt rum, wenn das Gegenüber dabei plötzlich einnickt? Zieht echt runter.
Schlechte Nachrichten aus dem Dekollete, gute Nachrichten aus dem Dekollete. Die Push-ups haben Feierabend! Das Glockenspiel wird satter, nicht nur im Sound: Die Brüste wachsen! Dafür sei die verstärkte Hormonproduktion täglich aufs Neue gepriesen und in deine Gebete eingeschlossen. Doch nicht nur die Östrogenboys ackern ohne Unterlass, die Pumpe deiner Frau im Konzert mit dem Stoffwechsel fährt fern jeglicher Tarifvereinbarungen ebenfalls Doppelschichten. Grund dafür ist natürlich der Mini-Kollege, der sich da allmählich die Bude gemütlich einrichtet und zum Ende des ersten Teils der Trilogie bereits seine Gedanken zum Thema Expansion umsetzt. Er baut an. Nicht für jeden ad hoc ersichtlich, aber der Grundstückseigner (hier: deine Frau) merkt es täglich. Weite Kleidungsstücke werden jetzt angeschafft.

Der Mutterpass

Der 1968 eingeführte Mutterpass ist eine Art lebenswichtiges Panini-Sammelheft in DIN A6, nur ohne Fotos, das hochoffiziell nach der Feststellung der Schwangerschaft durch den Frauenarzt überreicht wird. Das Logbuch auf der Reise zum Kind. In diesem schönen, schlichten, gerne mit einem Schutzumschlag versehenen Büchlein werden die gesamte Schwangerschaft über bis einschließlich nach der Geburt alle relevanten Daten und Resultate der Kontrolluntersuchungen an Mutter und Kind detailverliebt eingetragen. Das reicht von einer herrlich anzuschauenden Ergebnis-Rutsche an serologischen Untersuchungen (Bluttests wie Röteln-Check, Antikörpersuchtest etc.) – für die absolvierten Analysen gibt es dann übrigens auch immer einen Sticker zum Reinkleben, was völlig dreist und extrem spaßbefreit zumeist der Frauenarzt selbst übernimmt – bis zu generellen Angaben zu aktuellem Gesundheitszustand der Mutter (Erbkrankheiten, frühere schwere Erkrankungen, Allergien etc.), Gewicht, Rhesusfaktor und vieles mehr.
Ebenso werden das stetige Wachstum und die Lage deines Kindes dokumentiert, Ultraschalluntersuchungsergebnisse eingetragen, und der in etwa genaue Geburtstermin, auf den hier alle hinarbeiten, ist ebenfalls notiert. Insgesamt ermöglicht der Mutterpass, der von deiner Frau immer und überall mitgeführt werden muss, im Notfall auch eine gezielte gesundheitliche Versorgung deines Doppelpacks, weil sich jeder Arzt mit Blick auf die Daten ein umfassendes Bild von ihrem Gesundheitszustand machen kann.
Den Mutterpass im Schlepptau sucht deine Frau im Rahmen einer komplikationsfreien Schwangerschaft den Frauenarzt etwa zwölf Mal auf. Bis zur 32. Schwangerschaftswoche alle vier Wochen, dann alle zwei Wochen. Bleibt der Braten länger im Ofen, hat sie sich alle zwei Tage bei ihrem Frauenarzt, ihrer Hebamme oder der zukünftigen Entbindungstruppe ihres Vertrauens einzufinden.
So wird dann im Verlauf der Wochen aus dem gähnend leeren Heftchen ohne Aufkleber, Unterschriften, Kreuzchen, Pünktchen und Kreise ein herrliches, gebrauchtes, eben mit diesen gefülltes und zum Schmökern einladendes »Wochenbüchlein«. Es ist ein Heidenspaß, die kryptischen Schriftzeichen des Arztes zu entschlüsseln und die bestandenen Aufgaben deines Nachwuchses wie »Herzaktion«, »Lebenszeichen« oder »zeitgerechteEntwicklung« mit Ja angekreuzt zu sehen. Bei jeder Visite prüft der Geburtshelfer kurz das Allgemeinbefinden der Mutter, wirft zwar nicht zwingend jedes Mal den Ultraschallapparat an, um einen Blick auf das Kind zu werfen, meistens aber doch, und zapft gerne eine Runde Blut ab. Außerdem zaubert der Arzt bis zur Niederkunft etwa fünf Mal das CTG aus der Ecke, um die Herztöne deines kleinen Pupsers abzuhören.
 
Alle Blutuntersuchungen auf einen Blick
Wie bereits angedroht, so ein Mutterpass füllt sich nicht von allein. Dafür muss die werdende Mama auch schon mal bluten. Einige Blutkontrollen sind Pflicht, andere Kür, alle werden jedoch in dem Ausweis festgehalten.
 
Pflicht:
Ermittlung der Blutgruppe und des Rhesusfaktors
Zur Erinnerung: Es gibt die Blutgruppen A, B, AB und null. Und dann taucht in dem Zusammenhang auch noch dieser Rhesusfaktor auf, der entweder positiv (bei 85 Prozent der Europäer ist das so) oder negativ (im Baskenland, Anatolien, in der Schweiz und in Nordafrika gibt es wiederum solche) ist. Der Rhesusfaktor ist ein Protein auf der Zellmembran der roten Blutkörperchen. Na und, magst du denken, was interessiert mich das? Stimmt eigentlich, aber in der Schwangerschaft ist das ein durchaus ernst zu nehmendes Thema.
Im unwahrscheinlichen Fall, dass die Mutter Rhesusfaktor negativ aufweist und dein zukünftiger Stammhalter Rhesusfaktor positiv, kann es sein, dass deine Gemahlin Antikörper gegen den Rhesusfaktor ihres eigenen Kindes besitzt, die zu Behinderungen oder sogar zum Tod des Kindes führen können. Ein Horror! Mittlerweile hat man dieses Problem, das bei jeder zehnten Schwangerschaft auftaucht, jedoch gut im Griff. Das Bilden körpereigener Antikörper bei den Rhesusfaktor-negativ-Müttern wird verhindert, indem ihnen bei jeder Schwangerschaft mit einem Rhesusfaktor-positiven Kind eine Anti-D-Globulin-Spritze zwischen der 28. und 30. Woche gesetzt wird. Die sorgt für Love, Peace und Harmony in der Blutbahn.
 
Antikörpersuchtest
Gerade wurden sie noch weggespritzt – jetzt werden sie schon wieder gesucht: die Antikörper. Also, zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche wird das Blut deiner Frau daraufhin kontrolliert. Die Blutgruppenantikörper entstehen mit Vorliebe bei vorherigen Schwangerschaften, wenn das Baby Rhesus positiv und Muddern Rhesus negativ war (siehe oben). Gültigkeit hat dieses Gesetz auch bei Tot- oder Fehlgeburten sowie bei Schwangerschaftsabbrüchen oder Bauchhöhlenschwangerschaften. Ist Mama Rhesus negativ, wird sie im Verlauf der 40 Wochen mehrfach auf Antikörper getestet. In der 28. Schwangerschaftswoche wartet sodann zur Sicherheit eine Spritze mit Anti-D-Serum auf sie, damit sie ja nicht auf blöde Antikörpergedanken zum Ende der Schwangerschaft kommt.
 
Röteln-HAH-Test
 
Der kurze Rötelncheck wird gleich zu Beginn der Schwangerschaft gestartet, da Röteln gerade in den ersten drei Monaten zu großen Problemen für dein lustig vor sich hin wachsendes Kind führen können. Sollte kein Schutz vor Röteln bestehen, spiel den Tyrannen und sperr deine Frau zu Hause ein. Nicht dass sie sich ansteckt. Kein Scherz: Die Impfung gegen Röteln ist in der Schwangerschaft selbst logischerweise nicht möglich, daher halte die Augen auf und achte mit darauf, dass deine Frau nicht unbedingt Orte aufsucht, wo viele Kinder geballt Virenpartys feiern wie in Kindergärten, Schulen etc.
 
Lues-Such-Reaktion
 
Ein Hoch auf die glanzvollen und ehrwürdigen Zeiten, als sich die feine Gesellschaft zwar selten gewaschen, dafür aber umso öfter alles weggeflankt hat, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Die Folge der wilden Popperei: eine extrem hohe Anzahl an Syphiliskranken, die an der durch Schleimhautkontakt übertragenen Krankheit konsequent starben. Im Lauf der Zeit haben die Humanmediziner die Krankheit genauestens erforscht und spätestens im 20. Jahrhundert mit Penicillin eingedämmt. Doch auch heutzutage geht es promisk weiter, vielleicht ein wenig aufgeklärter und »geschützter«. Weltweit kommen jährlich schätzungsweise zwölf Millionen Neuerkrankungen dazu, in Deutschland traten in den vergangenen Jahren etwa 3000 Fälle pro Jahr auf.
Nicht oft und nicht selten zugleich. Deshalb wird darauf getestet. Im unwahrscheinlichen Fall eines positiven Befunds kann deine Perle rechtzeitig behandelt werden. Wenn nicht, drohen dem ungeborenen Kind schwere Schäden.
 
Hb-Wert
 
Hier wird die Konzentration des Hämoglobins, des eisenhaltigen Blutfarbstoffs, der den Sauerstoff durch den Körper transportiert, gemessen. Da sich der Hb-Wert im Lauf der Schwangerschaft normalerweise ändert – er sinkt allein schon, wenn deine Frau etwas trinkt -, muss er regelmäßig kontrolliert werden. Bei einem starken Absinken verschreibt der Arzt Eisenpräparate.
 
Hepatitis B
Um frisch informiert zu sein, wird diese Untersuchung erst in der Zeit zwischen der 32. und 36. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Sollte deine Frau das Hepatitis-Virus in sich tragen, wird euer dann frischgeborenes Kind unmittelbar nach der Geburt dagegen geimpft. Alles easy!
 
Chlamydien
Die kommen schon mal bei den besten Mädels vor. Chlamydien sind so eine Art Dauerbrenner, Evergreens, die liebend gerne weitergegeben werden wie Kettenbriefe, doppelte Sammelbilder oder furchtbar unsinnige Geschenke, mit denen man nichts anzufangen weiß. Ein Abstrich oder eine Blutuntersuchung bringt Aufklärung. Die Infektion kann bei schlechtem Karma deiner schwangeren Frau einen vorzeitigen Blasensprung bescheren. Für Ärger sorgen die Chlamydien auch bei der Geburt, sollten sie dabei auf das Neugeborene übergehen. Das ist dann nicht so cool.
 
Die Kür:
Der Aids-Test
 
Muss nicht, kann aber und sollte auch. Auf HIV wird getestet, das Ergebnis jedoch nicht in den Mutterpass eingetragen, sondern nur die Durchführung der Kontrolle vermerkt. Der Test ist kostenlos und sehr sinnvoll, da im Fall einer Infizierung der Mutter das Risiko der Ansteckung des Babys vermindert werden kann, indem es per Kaiserschnitt zur Welt kommt oder schleunigst abgestillt wird.
 
Toxoplasmose
Wer das wissen will, muss selbst zahlen. Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, ausgelöst durch fiese Parasiten, die durch Katzen, aber auch Hunde übertragen werden können. Eine akute Erkrankung während der Schwangerschaft kann das Baby im Bauch schädigen, daher ist diese Kontrolle sehr wichtig. Ist dein kleines Kätzchen dagegen nicht immun, solltest du ihr die Besuche im Streichelzoo ausreden und ebenso den engen Kontakt zu echten Katzen oder anderen Tieren. Auch das Essen dieser in rohem Zustand, wie Sushi oder blutiges Rindersteak, ist nicht empfehlenswert.
 
Weitere Tests
 
Hatte deine Frau Kontakt zu Menschen, die an anderen Infektionskrankheiten erkrankt waren, oder werden sonstige Viren in ihrem Blut entdeckt, geht der sie betreuende Arzt auch diesen nach und testet sich einen Wolf, bis er weiß, was Sache ist.
Auch in Sachen Krebs-Früherkennung fackelt der Halbgott in Weiß nicht lange und schlägt einen sogenannten PAP-Test vor, sollte in irgendeiner Hinsicht ein Verdacht bestehen.
Meiner Frau wurde wirklich jede Menge Blut in der Schwangerschaft abgenommen, und mit gutem Gewissen konnte sie währenddessen und bis heute behaupten: Ich bin kerngesund! Es gibt nämlich nichts, auf dass die Ärzte die schwangere Frau nicht untersuchen. Ist doch ein geiles Gefühl zu wissen, voll im Saft des Lebens zu stehen.
 
Die Anamnese
Daily-Talk-Atmosphäre im Mutterpass: War deine Frau schon einmal schwanger oder nicht? Hat sie vielleicht abgetrieben und es dir nie gesagt? Ein Blick in den schmucken Ausweis könnte jetzt Gewissheit bringen. Oder auch nicht. Der Gynäkologe ist natürlich dankbar für eine solche Info, aber wenn deine Frau das nicht eingetragen haben möchte, unterlässt er es auch. Fakt ist: Derlei Angaben machen das Leben für die euch fachlich begleitende Kompetenzperson leichter, weil sie somit die aktuelle Schwangerschaft besser beurteilen, Risiken abschätzen und Behandlungen planen kann. Zu den Infos, die der Arzt braucht, gehören auch Daten zu bereits absolvierten Schwangerschaften: Spontangeburt, Fehlgeburt, wurde das Kind vaginal oder per Kaiserschnitt zur Welt gebracht?
Der Frauenarzt oder die Hebamme führt mit deiner schwangeren Auster zu Beginn der Schwangerschaft, also direkt nach deren Feststellung, ein intensives Gespräch, eine Art Analyse oder Bestandsaufnahme, die von Fragen zur eigenen Krankheitsgeschichte oder der innerhalb der Familie bis hin zu Fragen zum Job oder zum sozialen Umfeld reicht. Hier kommen alle Fakten auf den Tisch, damit der Arzt die Schwangere adäquat betreuen und behandeln kann, und hier spürt er ersten Hinweisen nach, ob deine Kleine möglicherweise einer Risikogruppe zugeteilt werden muss und deswegen etwaige Vorsorgeuntersuchungen sehr zeitnah erfolgen und so weiter.
Außerdem klärt der Doc darüber auf, was in der Schwangerschaft alles erlaubt ist, vorrangig aber eher, was nicht geht. Ernährung, Arbeit, Medikamente, Sport – zu ausnahmslos allen Bereichen fummelt der versierte Experte ein paar dankbare Tipps und beliebte Lebensweisheiten aus dem Kittel, denen es sich als grobe Marschroute zu folgen lohnt. Die ganzen schmutzigen Details werden freilich wieder schwarz auf weiß im Mutterpass festgehalten, und so empfiehlt sich das kleine Meistwerk fast von allein als sehr beschützenswertes, persönliches Geheimgut, das keine fremden Leser duldet.
 
Wann kommt mein Kind? Die Errechnung des Geburtstermins
Knifflige Kiste, allein den Geburtstag auszurechen. Hilft nichts, du musst mit der werdenden Mutter darüber sprechen. Folgende Information ist unumgänglich: Du brauchst das Datum des ersten Tages der allerletzten Regel deiner Frau. Danach ist die Regel nämlich passé und taucht erst wieder auf, wenn ihr Eltern seid. Zugrunde gelegt werden ein Zyklus von 28 Tagen und eine Schwangerschaftsdauer von 40 Wochen. Damit kannst du schon arbeiten: Nun nimmst du also den besagten Tag der Regel und addierst 280 Tage dazu. Voilä: der Geburtstag deines Kindes!
Na ja, okay, der liegt meistens in diesem Zeitraum. Eine Punktlandung ist schwierig zu kalkulieren, da unter anderem die Zyklen der Frauen stets unterschiedlich sind und sich zwischen 25 und 32 Tagen bewegen. Da kann es hier und da mal eine kleine Abweichung geben, doch das Sternzeichen, die Jahreszeit und das Zieldatum lassen sich somit schon feststellen.
Wider Erwarten kennst du das Datum, an dem ihr euren Zwerg gezeugt habt? Dann addiere einfach 266 Tage dazu, und du hast den anvisierten Geburtstermin. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung ist der Frauenarzt notfalls in der Lage, einen möglichen Rechenfehler auszumerzen und zu korrigieren. Möchtest du dir den Ausflug in die Arithmetik für Blöde dennoch ersparen, mach es! Der Geburtshelfer errechnet als eine seiner ersten Amtshandlungen das erwartete Geburtsdatum und trägt dieses natürlich in den Pass der Pässe ein.
 
Das Gravidogramm
Pro Untersuchung kritzelt der Arzt oder die Hebamme eine Zeile im Gravidogramm voll, dem du somit prima den Verlauf der Schwangerschaft entnehmen kannst. Neben dem Datum notiert der Doktor die Schwangerschaftswoche, in der die Begutachtung vorgenommen wird. Das macht er auf eine ganz eigentümliche Art und Weise, nämlich so:
 
12.4.20/14+2
Übersetzung:
Die Untersuchung erfolgte am 12. April 2020, am zweiten Tag der
15. Schwangerschaftswoche.
Fundusstand
Wie groß ist die Gebärmutter, und auf welcher Höhe ist sie? Gemessen wird am Nabel, am Schambein oder am Rippenbogen. Maßeinheit ist ein Querfinger.
Kindslage
Beckenendlage, Steißlage oder Querlage – was nach Sommelier-Slang riecht, gehört nicht in den Dekantierer, sondern in den Mutterpass. Wie bei gutem Wein ist auch die Lage deines Kindes entscheidend. Vier Wochen vor »Veröffentlichung« hat das Baby erst seine Endposition eingenommen und harrt der Dinge, die da kommen werden. Wo liegt der Kopf, wo der Steiß – der Arzt findet es rechtzeitig zum Countdown heraus.
Herztöne
Das Herzchen schlägt. Per Stethoskop zu hören oder im Ultraschall klar zu erkennen. Ein Plus gibt es dafür im Mutterpass. Kindsbewegung
Oh ja, der Boxer im Bauch wird zwischen der 18. und 20. Schwangerschaftswoche geweckt. Ein Schlag in die Magengegend ist ein gutes Zeichen und wird prompt mit einem »+« im Pass ausgezeichnet.
Krampfadern/Ödeme
Wasseransammlungen, also Ödeme, im Körper bleiben nicht unbeachtet. Die Liebe zum Detail verlangt auch die Dokumentation dieser unangenehmen Körpermodifikationen. Krampfadern werden gleichfalls festgehalten.
Gewicht
Das eitle Geschlecht erfreut sich dessen nie, in diesem Fall ist es jedoch ein Muss: die Gewichtszunahme. Die dünnen Mädchen legen zumeist mehr zu als die ohnehin schon kräftigeren oder vollschlanken, denen man die Schwangerschaft oft erst später ansieht. Die ideale Steigerung der Körpermasse innerhalb der 40 Wochen liegt bei zehn bis zwölf Kilogramm. Es geht selten weniger, aber öfter mehr. In den ersten vier Monaten legt die werdende Mama vielleicht unwesentliche zwei bis drei Kilo zu. Nimmst du gar nicht wahr. Erst mit dem kleinen Bäuchlein, das sich etwa um den fünften Monat herum bildet, ist die Tatsache, dass ihr Eltern werdet, für Dritte sichtbar. Daraufhin steigt das Gewicht stetig und rasant an. Bleibt die Vermehrung der Pfunde weit hinter den Erwartungen zurück, muss die Versorgung deines kleinen Rackers im Bauch mit den nötigen Nährstoffen überprüft werden. Schießen die Zahlen im Display der Waage allerdings voll in den Himmel, können Komplikationen noch während der Schwangerschaft und bei der Geburt entstehen.
Blutdruck
Nächste Spalte, nächste Information. In der Schwangerschaft kann der Blutdruck steigen. Es gibt aber auch hier nicht nur eine Wahrheit, er kann natürlich ebenso sinken. Dies gilt es bei dieser Messung festzustellen, um gegebenenfalls einzugreifen.
Hb
Siehe Pflichtabteilung der Blutuntersuchungen. Anhand der Erkundung des Hämoglobinwerts im Blut kann der Arzt feststellen, ob während der Schwangerschaft Eisenpräparate verabreicht werden sollten.
Urinuntersuchung
Mit nur einem Becher Urin kann so ein Frauenarzt allerhand tolle Testergebnisse zutage fördern. Von Leukozyten über Albumin (nein, das ist keine neue Margarine – auch nicht zum Braten) bis zu den Nitriten – hier können Nierenfunktionsstörungen, Diabetes oder Harnwegsinfektionen per Eintauchen eines Teststreifens zur totalen Offenbarung werden. Also, schenk deiner Frau gerne noch mal einen Liter Wasser nach, bevor sie zur Hebamme oder zum Arzt ihres Vertrauens dackelt.
Vaginale Untersuchung
Den Blick in den »Laden« lässt sich der Arzt oder die Hebamme nur ungern nehmen. Dabei geht es darum, die Öffnung des Muttermundes im Auge zu behalten, das heißt die Tür zur Gebärmutter, wo sich dein kleiner Knödel gerade einen zurechtwächst. Ferner wird der Gebärmutterhals auf Länge, Stand und Festigkeit gecheckt und das edle Scheidensekret auf Säuregehalt und pH-Wert kontrolliert. Daran lässt sich eine mögliche Tendenz zur Frühgeburt erkennen.
Risikoschwangerschaft
Ob es eine ist oder nicht, vermerkt der Arzt im Mutterpass.
 
Weiterführende Untersuchungen
Mit dem Umblättern des Gravidogramms auf Seite zwei erreichst du zweifellos die Güteklasse A der Top-Untersuchungen, wenn es um die Überprüfung der Unversehrtheit deines Kindes im Bauch geht. Das umfasst die (Früh-)Erkennung von Stoffwechselerkrankungen, chromosomalen Besonderheiten, Behinderungen wie dem Down-Syndrom oder möglichen Missbildungen. Und deswegen schaltet und waltet der Arzt hier, wie er denkt, sobald er entsprechende Anzeichen einer Dringlichkeit für eine dieser Analysen diagnostiziert. Das wäre in der Tat überhaupt nicht lustig. Ich will die Thematik jetzt nicht unnötig vertiefen, da sie ein bisschen in Richtung Abschalter statt Straßenfeger geht, aber ich probiere mal, dir das Gros irgendwie interessant näherzubringen. Puh!
 
Chorionzottenbiopsie