Cover

Inhaltsverzeichnis
 
Vorbemerkung zum historischen Hintergrund
Lob
1293
 
Die Enthüllung
Kapitel 1 – Die schwarze Madonna
1. Juli, 10:34 – Venedig, Italien
3. Juli, 13:16 – Vatikanstadt
4. Juli, 23:44 – Takoma Park, Maryland
Kapitel 2 – Blutige Weihnacht
5. Juli, 11:02 – Weihnachtsinsel
Kapitel 3 – Hinterhalt
5. Juli, 00:25 – Takoma Park, Maryland
00:55 – Washington, D. C.
Kapitel 4 – Hochseepiraten
5. Juli, 12:11 – Weihnachtsinsel
Kapitel 5 – Wie gewonnen, so zerronnen
5. Juli, 01:55 – Washington, D. C.
Kapitel 6 – Die Pest
5. Juli, 15:02 – An Bord der Mistress of the Seas
 
Inkubation
Kapitel 7 – Von einer unerzählten Reise
6. Juli, 06:41 – Istanbul
Mitternacht – Washington, D. C.
Kapitel LXII
Kapitel 8 – Patient null
6. Juli, 12:42 – An Bord der Mistress of the Seas
Kapitel 9 – Hagia Sophia
6. Juli, 09:32 – Istanbul
Kapitel 10 – Vom Regen in die Traufe
6. Juli, 19:12 – An Bord der Mistress of the Seas
Kapitel 11 – Glasscherben
6. Juli, 13:55 – Istanbul
Kapitel 12 – Von einer geheimen Landkarte
6. Juli, 16:44 – In der Straße von Hormus
 
Der Ausbruch
Kapitel 13 – Die Hexenkönigin
7. Juli, Mitternacht – Insel Pusat
Kapitel 14 – Die Tempel von Angkor
7. Juli, 05:02 – Siem Reap, Kambodscha
Kapitel 15 – Dämonen der Tiefe
7. Juli, 04:45 – Insel Pusat
Kapitel 16 – Bayon
7. Juli, 06:35 – Angkor Thom, Kambodscha
06:53
Kapitel 17 – Nackte Gewalt
17. Juli, 09:55 – Angkor Thom, Kambodscha
Kapitel 18 – Das Tor zur Hölle
7. Juli, 11:17 – Angkor Thom, Kambodscha
Kapitel 19 – Verrat
14. Juli, 10:34 – Bangkok, Thailand
 
Epilog
Nachbemerkung des Autors Wahrheit oder Fiktion
Danksagung
Copyright

BUCH
Im Indischen Ozean kommt es zu einem spektakulären Zwischenfall. Eine bis dahin unbekannte Seuche lässt die Fische buchstäblich im Wasser verbrennen. Beinahe zeitgleich bittet die schwer verletzte Gilde-Söldnerin Seichan die Sigma-Force um Hilfe. Offenbar entwickelt die Gilde – eine Organisation, die Hochtechnologie raubt und meistbietend verkauft – einen neuen biologischen Kampfstoff. Dazu verwendet sie einen Virus, der bereits Marco Polos Mannschaft beinahe vollständig weggerafft hat – und ihr Testgebiet ist der Indische Ozean! Gray Pierce von der Sigma-Force nimmt mit Seichan die Spur auf. Auch als die Gilde seine Eltern als Geiseln nimmt, lässt er sich nicht aufhalten. Die Jagd führt von den USA über Venedig und den Indischen Ozean bis nach Kambodscha. Bis es in den Palastruinen von Angkor Thom zum spektakulären Showdown kommt.

AUTOR
Der New York Times Bestsellerautor James Rollins hat einen Doktorgrad in Tiermedizin. Als begeisterter Höhlenforscher und ebenso eifriger Taucher ist er häufig unter Wasser oder unter der Erde anzutreffen. Er wohnt in den Bergen der Sierra Nevada in Kalifornien, USA.

AUSSERDEM VON JAMES ROLLINS LIEFERBAR:
 
Sigma-Force: »Sandsturm« (36266) ◆ »Feuermönche« (36738) ◆ »Der Genesis-Plan« (36795) ◆ »Der Judas-Code« (37216)
 
Indiana Jenes und das Königreich des Kristallschädels (37092)

Für Carolyn McCray,
die meine ersten Versuche gelesen hat,
ohne mich auszulachen

Vorbemerkung zum historischen Hintergrund
Das folgende historische Rätsel ist noch immer ungelöst. Im Jahr 1271 brach der siebzehnjährige Venezianer Marco Polo mit seinem Vater und seinem Onkel zu einer Reise auf, die ihn bis nach China und an den Palast des Kublai Khan führen sollte. Die Reise währte vierundzwanzig Jahre, und ausführliche Berichte legen davon Zeugnis ab: wundervolle Geschichten von unermesslichen Wüsten und Flüssen voller Jade, von wimmelnden Städten und gewaltigen Segelflotten, von brennenden schwarzen Steinen und Papiergeld, von unglaublichen Tieren und bizarren Pflanzen, von Kannibalen und Schamanen.
Nachdem er siebzehn Jahre im Dienste Kublai Khans gestanden hatte, kehrte Marco Polo 1295 nach Venedig zurück, wo seine Erlebnisse von dem französischen Romantiker Rustichello zu Papier gebracht wurden. Der Titel seines Buches lautete Le Divisament du Monde (Die Beschreibung der Welt). Es fand Leser in ganz Europa. Selbst Christoph Kolumbus hatte es dabei, als er zur Neuen Welt aufbrach.
Ein Reiseerlebnis behielt Marco jedoch für sich und beschränkte sich in dem Buch auf einige wenige vage Andeutungen. Bei seinem Aufbruch von China hatte Kublai Khan dem Venezianer vierzehn große Dschunken geschenkt und ihm sechshundert Männer mitgegeben. Nach zwei Jahren auf See erreichten jedoch nur zwei Schiffe und achtzehn Männer die Heimat.
Das Schicksal der übrigen Schiffe und Männer liegt bis zum heutigen Tag im Dunkeln. Liefen sie auf Grund, oder fielen sie Stürmen oder Piraten zum Opfer? Marco Polo schwieg dazu. Als man ihn auf dem Sterbebett aufforderte, entweder nähere Angaben zu seinen Erlebnissen zu machen oder sie zu widerrufen, erwiderte Marco geheimnisvoll: »Ich habe nicht einmal die Hälfte dessen erzählt, was ich erlebt habe.«
DIE RÜCKREISE MARCO POLOS (1292 bis 1295)

Die Pestilenz brach zuerst in der am Schwarzen Meer gelegenen
Stadt Kaffa aus. Dort belagerten die mächtigen mongolischen Tar-
taren die Händler und Kaufleute aus Genua. Die Mongolen beka-
men schmerzende Pestbeulen und hatten blutigen Auswurf. Von
der Krankheit gezeichnet, schleuderten sie die Toten mit Belage-
rungskatapulten über die Verteidigungsmauern der Genueser und
brachten Tod und Verderben über sie. Im Jahre 1347 nach der
Menschwerdung des Herrn setzten die Genueser Segel und flohen
mit zwölf Schiffen nach Italien, wo sie im Hafen von Messina an-
legten und den Schwarzen Tod an unsere Küste brachten.
 
Herzog M. Giovanni (1356), übers. von Reinhold Sebastien,
Il Apocalypse (Mailand: A. Mondadori, 1924), 34-35
 
 
 
Weshalb im Mittelalter in der Wüste Gobi plötzlich die Beulenpest ausbrach und ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung tötete, liegt nach wie vor im Dunkeln. Tatsächlich weiß niemand, weshalb so viele Seuchen und Grippewellen des vorigen Jahrhunderts – darunter auch die Vogelpest SARS – von Asien ihren Ausgang nahmen. Eines aber ist ziemlich sicher: Die nächste größere Pandemie wird wiederum aus Asien kommen.
 
United States Centers for Disease Control and Prevention,
Compendium of Infeetious Diseases, Mai 2006

1293

Mitternacht

Insel Sumatra Südostasien

Die Schreie waren endlich verstummt.
Zwölf Feuer brannten draußen auf dem Wasser.
»Il dio, li perdona...«, flüsterte sein Vater, doch Marco wusste, dass Gott ihnen diese Sünde nicht verzeihen würde.
Eine Handvoll Männer wartete neben den beiden am Strand liegenden Langbooten. Sie waren die einzigen Augenzeugen der Scheiterhaufen, welche die dunkle Lagune erhellten. Bei Mondaufgang hatten sie alle zwölf Schiffe, große Holzdschunken, mitsamt den Toten und den wenigen zum Tode verurteilten Lebenden in Brand gesteckt. Wie mahnende Zeigefinger ragten die brennenden Schiffsmasten in den Himmel. Es stank nach verbranntem Fleisch.
»Zwölf Schiffe«, murmelte Masseo, Marcos Onkel, die Faust um ein silbernes Kruzifix gekrampft. »Die gleiche Zahl wie die der Apostel.«
Endlich war das Schmerzgeschrei verstummt. Nur noch das Prasseln und Tosen der Flammen drang an den Strand. Marco hätte sich am liebsten abgewendet, hielt aber stand. Andere waren weniger tapfer als er und knieten mit leichenblassen Gesichtern und dem Rücken zum Wasser im Sand.
Alle waren splitternackt. Sie hatten sich gegenseitig nach Anzeichen der Krankheit abgesucht. Selbst die Prinzessin vom Hofe des Khans, die aus Gründen der Schicklichkeit hinter einem Sichtschutz aus Segeltuch stand, war bis auf ein juwelenbesetztes Diadem unbekleidet. Marco sah ihren schlanken Körper als dunkle Silhouette von den Flammen abgehoben durch das Tuch hindurchschimmern. Ihre ebenfalls nackten Dienerinnen hatten sich zu ihrer Herrin gesellt. Sie hieß Kokejin, die Blaue Prinzessin, und war siebzehn Jahre alt. Marco war ebenso alt gewesen wie sie, als er von Venedig aufgebrochen war. Der Großkhan hatte die Polos beauftragt, sie wohlbehalten ihrem zukünftigen Bräutigam, dem Schah von Persien und Enkel von Kublai Khans Bruder, zu übergeben.
Das war in einem anderen Leben gewesen.
War es wirklich erst vier Monate her, dass die Besatzung des ersten Schiffes erkrankt war und in der Leistengegend und den Achselhöhlen Schwellungen bekommen hatte? Die Krankheit hatte sich ausgebreitet wie brennendes Öl, hatte die Besatzungsmitglieder dahingerafft und dazu geführt, dass sie auf dieser von Kannibalen und fremdartigen Tieren bewohnten Insel hatten ausharren müssen.
Auch jetzt wieder drang das Geräusch von Trommeln aus dem finsteren Dschungel hervor. Allerdings hüteten sich die Wilden davor, sich dem Lager zu nähern, so wie ein Wolf um kranke Schafe einen Bogen macht. Die einzigen Spuren ihrer Anwesenheit waren die Totenschädel, die an durch die Augenhöhlen geführten Schlingpflanzen von Baumästen hingen und die Fremden wohl am weiteren Vordringen hindern sollten.
Die Krankheit hatte die Wilden bislang abgeschreckt.
Damit war nun Schluss.
Jetzt, da mit den brennenden Schiffen auch die letzten Krankheitsträger verschwunden waren, gab es nur noch eine Handvoll Überlebende.
Die Männer und Frauen, die keine geröteten Schwellungen aufwiesen.
Vor einer Woche hatten sie sämtliche Kranken in Ketten gelegt, auf die vor Anker liegenden Schiffe geschleppt und ihnen Wasser und Nahrung dagelassen. Die anderen hatten am Ufer auf neue Anzeichen einer Erkrankung gewartet. Währendessen hatten die auf die Schiffe Verbannten gejammert, um Hilfe gerufen, geflucht und geschrien. Am schlimmsten aber war das Gelächter der Wahnsinnigen gewesen.
Besser wäre es gewesen, ihnen allen den Gnadenstoß zu versetzen, doch sie hatten nicht mit dem Blut der Erkrankten in Berührung kommen wollen. Deshalb hatten sie sie auf die Schiffe gebracht und zusammen mit den Toten dort zurückgelassen.
Abends bei Sonnenuntergang hatte das Wasser um die Kiele zweier Boote herum zu leuchten begonnen. Das Leuchten hatte sich auf der glatten, schwarzen Wasserfläche ausgebreitet wie verschüttete Milch. Dieses Phänomen kannten sie von den Teichen und Kanälen am Fuße der Türme der verfluchten Stadt, aus der sie geflohen waren.
Die Krankheit hatte versucht, aus dem hölzernen Gefängnis zu entkommen.
Da war ihnen keine andere Wahl geblieben.
Sie hatten sämtliche Dschunken bis auf die eine, mit der sie selber in See stechen wollten, in Brand gesteckt.
Marcos Onkel Masseo ging zwischen den verbliebenen Männern umher. Er befahl ihnen, ihre Blöße wieder zu bedecken, doch ihre Beschämung vermochten Webstoff und Wolle nicht zu verbergen.
»Was haben wir getan...«, flüsterte Marco.
»Wir dürfen nicht davon sprechen«, sagte sein Vater und reichte ihm ein Gewand. »Wenn etwas von der Pest ruchbar wird, werden uns alle Länder ächten. Kein Hafen wird uns aufnehmen. Jetzt aber haben wir die letzten Spuren der Krankheit mit einem reinigenden Feuer aus unserer Flotte und aus dem Wasser getilgt. Wir brauchen nur noch heimzusegeln.«
Als Marco sich das Gewand über den Kopf streifte, bemerkte sein Vater die Zeichnung, die Marco mit einem Stock in den Sand gemalt hatte. Er presste die Lippen zusammen, verwischte die Skizze mit der Ferse und blickte seinen Sohn flehentlich an. »Niemals, Marco, niemals...«
Erinnerungen aber ließen sich nicht so leicht ausmerzen. Er hatte dem Großkhan als Gelehrter, Abgesandter und sogar als Kartograf gedient und von den vielen eroberten Königreichen Karten angefertigt.
Marcos Vater ergriff wieder das Wort. »Niemand darf von unserer Entdeckung erfahren... Sie ist verflucht.«
Marco nickte, ohne eine Bemerkung zu seiner Zeichnung zu machen. Stattdessen flüsterte er: »Città dei Morti
Sein Vater erbleichte noch mehr. Marco aber wusste, dass ihm nicht nur die Pest Angst machte.
»Schwör mir das, Marco«, sagte er drängend.
Marco blickte in das faltenzerfurchte Gesicht seines Vaters. In den vergangenen vier Monaten war er ebenso stark gealtert wie in den Jahrzehnten, die er am Hofe des Khans in Shangdu verbracht hatte.
»Schwör mir bei deiner seligen Mutter, dass du mit keiner Menschenseele je darüber sprechen wirst, was wir entdeckt und getan haben.«
Marco zögerte.
Sein Vater legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte schmerzhaft zu. »Schwör mir das, mein Sohn. Um deinetwillen.«
Der Feuerschein und blanke Angst spiegelten sich in den Augen des Vaters... und inständiges Flehen. Marco konnte ihm diesen Wunsch nicht abschlagen.
»Ich werde schweigen«, versprach er schließlich. »Bis an mein Totenbett und bis ins Grab. Das schwöre ich, Vater.«
Marcos Onkel trat zu ihnen; das Gelöbnis seines Neffen hatte er zufällig mit angehört. »Wir hätten niemals bis dorthin vordringen dürfen, Niccolò«, meinte er tadelnd zu seinem Bruder; eigentlich galt die vorwurfsvolle Bemerkung jedoch Marco.
Das Schweigen war aufgeladen mit unausgesprochenen Geheimnissen.
Sein Onkel hatte recht.
Marco dachte an das Flussdelta, das sie vor vier Monaten entdeckt hatten. Die schwarze Flussmündung war von dichtem Urwald gesäumt gewesen. Sie hatten lediglich Wasser aufnehmen und an zwei Schiffen Reparaturen vornehmen wollen. Eigentlich hatte es keinen Anlass gegeben, weiter ins Landesinnere vorzudringen, doch Marco waren Gerüchte zu Ohren gekommen, wonach jenseits der niedrigen Berge eine große Stadt liege. Da sie für die Instandsetzungsarbeiten zehn Tage angesetzt hatten, war er mit etwa vierzig Mann ins Gebirge aufgebrochen. Von einem Gipfel aus hatte er im Urwald einen hohen steinernen Turm ausgemacht, der von der Abendsonne beleuchtet wurde. Der Turm lockte ihn wie ein Leuchtfeuer und erfüllte ihn mit unwiderstehlicher Neugier.
Als sie sich dem Bauwerk durch den dichten Dschungel näherten, hätte ihn die Stille eigentlich warnen sollen. Es waren keine Trommeln zu hören gewesen wie jetzt. Kein Vogelgezwitscher, kein Affengeschrei. Die Stadt der Toten hatte einfach auf sie gewartet.
Die Unternehmung war ein furchtbarer Fehler gewesen.
Sie hatten dafür nicht nur mit Blut bezahlt.
Seite an Seite beobachteten sie, wie die Schiffe bis zur Wasserlinie herunterbrannten. Ein Mast kippte um wie ein gefällter Baum. Vor zwanzig Jahren hatten Vater, Sohn und Onkel der italienischen Heimat den Rücken gekehrt und waren mit dem Segen Papst Gregors X. in die Mongolei gereist, bis zum Palast des Khans und den Gärten von Shangdu, wo sie sich viel zu lange hatten mästen lassen wie Rebhühner. Als Lieblinge des Hofes waren die Polos auch Gefangene gewesen – gefesselt nicht von Ketten, sondern von der überwältigenden und erstickenden Freundlichkeit des Khans, die es ihnen unmöglich machte abzureisen, ohne ihren Wohltäter zu kränken. Deshalb freuten sie sich, als Kublai Khan sie endlich aus seinen Diensten entließ und ihnen anbot, die Prinzessin Kokejin zu ihrem persischen Verlobten zu eskortieren.
Wäre ihre Flotte doch in Shangdu geblieben...
»Die Sonne wird bald aufgehen«, sagte sein Vater. »Lasst uns aufbrechen. Es wird Zeit, dass wir nach Hause kommen.«
»Und wenn wir die gesegnete Küste Italiens erreichen, was sagen wir dann Teobaldo?«, fragte Masseo, indem er Papst Gregor X., den Freund und Gönner der Familie Polo, bei seinem früheren Namen nannte.
»Wir wissen nicht, ob er überhaupt noch lebt«, erwiderte Marcos Vater. »Wir waren lange fort.«
»Und wenn er doch noch lebt, Niccolò?«, setzte sein Onkel nach.
»Dann sagen wir ihm, wir wüssten alles über die Mongolen und deren Gebräuche und militärische Stärke. Wir hätten alles in Erfahrung gebracht, was er hat wissen wollen. Aber was die Pest betrifft – da gibt es nichts zu erzählen. Das ist aus und vorbei.«
In Masseos Seufzer schwang keine Erleichterung mit. Marco ahnte, was ihm durch den Kopf ging.
Die Pest hatte noch nicht alle geholt, die zum Tode verurteilt waren.
»Es ist vorbei«, wiederholte sein Vater beschwörend.
Marco musterte die beiden Älteren, seinen Vater und seinen Onkel, die sich vor dem Hintergrund von feuriger Asche und Rauch vor dem Nachthimmel abzeichneten. Solange die Erinnerung sie quälte, war gar nichts vorbei.
Marco sah zu Boden. Die Zeichnung, die sein Vater verwischt hatte, stand ihm noch deutlich vor Augen. Er hatte aus der Stadt eine Karte aus geklopfter Rinde mitgenommen. Die Karte war mit Blut gemalt gewesen. Inmitten des Dschungels hatten Tempel und Türme aufgeragt.
Alle menschenleer.
Bis auf die Toten. Der Boden war übersät gewesen mit Vögeln, die vom Himmel auf die gepflasterten Plätze gefallen waren. Niemand war verschont geblieben. Männer, Frauen und Kinder, alle tot. Auch die Ochsen und das Vieh auf den Weiden. Riesenschlangen hingen schlaff von den Ästen, das Fleisch unter den Schuppen voller Geschwüre.
Die einzigen Überlebenden waren die Ameisen.
Ameisen aller Größen und Farben.
Sie wimmelten über das Pflaster und die Leichen, fraßen die Toten langsam auf.
Doch der erste Eindruck hatte getrogen... Da war noch etwas anderes gewesen und hatte nur darauf gewartet, dass die Sonne unterging.
Marco verdrängte die Erinnerungen.
Als sein Vater die Karte sah, die er in einem der Tempel gefunden hatte, verbrannte er sie und streute die Asche ins Meer. Erst später war der erste Seemann erkrankt.
»Wir wollen nicht mehr daran denken«, hatte sein Vater daraufhin erklärt. »Das geht uns nichts an. Geben wir den Vorfall dem Vergessen anheim.«
Marco würde seinen Schwur einhalten. Diese Geschichte würde er niemandem erzählen. Gleichwohl berührte er mit dem Fuß eines der verwischten Zeichen im Sand. Hatte er, der er es gewohnt war, seine Erlebnisse so akribisch aufzuzeichnen, das Recht, dieses Wissen für sich zu behalten?
Wenn es eine andere Möglichkeit gab, es zu bewahren...
Als hätte er Marcos Gedanken erraten, fasste sein Onkel Masseo ihrer aller Ängste in Worte. »Und wenn das Grauen irgendwann erneut sein Haupt hebt, Niccolò, wenn es eines Tages unsere Küste erreichen sollte?«
»Dann wird dies das Ende des Menschen Tyrannei über die Welt bedeuten«, antwortete Marcos Vater bitter. Er berührte das Kruzifix auf Masseos nackter Brust. »Der Mönch war klüger als wir alle. Sein Selbstopfer...«
Das Kreuz hatte Pater Agreer gehört. In der verfluchten Stadt hatte der Dominikanermönch sich geopfert, um ihr aller Leben zu retten. Ein dunkler Pakt war geschlossen worden. Sie hatten ihn auf seinen eigenen Wunsch hin zurückgelassen.
Den Neffen Papst Gregors X.
Als die letzten Flammen im schwarzen Wasser versanken, flüsterte Marco: »Welcher Gott wird uns beim nächsten Mal retten?«

22. Mai, 18:32

Indischer Ozean

10° 44' 07.87" S ∣ 105° 11' 56.52" 0
 
»Wem soll ich eine Flasche Foster’s mitbringen, wenn ich schon mal hier unten bin?«, rief Gregg Tunis aus dem Salon herauf.
Dr. Susan Tunis, die gerade von der Schwimmleiter aufs Achterdeck kletterte, lächelte, als sie die Stimme ihres Mannes vernahm. Sie schälte sich aus der Tarierweste und wuchtete die Luftflaschen in das Regal hinter dem Steuerhaus der Forschungsyacht. Die Flaschen stießen klirrend gegeneinander.
Von dem Gewicht befreit, nahm sie das Handtuch von der Schulter und frottierte sich das von Sonne und Salz gebleichte blonde Haar. Als sie damit fertig war, öffnete sie mit einer einzigen Bewegung den Reißverschluss des Taucheranzugs.
»Bumm-badabumm... badabumm...«, tönte es hinter ihr aus einem Liegestuhl.
Sie sah sich nicht einmal um. Offenbar hatte da jemand zu viel Zeit in den Stripteasebars von Sydney verbracht. »Professor Applegate, müssen Sie das immer tun, wenn ich den Taucheranzug ausziehe?«
Der grauhaarige Geologe balancierte eine Lesebrille auf der Nase, auf seinem Schoß lag ein aufgeschlagenes Buch über Meeresgeschichte. »Es wäre unhöflich, eine gut gebaute junge Frau, die sich überflüssiger Kleidungsstücke entledigt, nicht zu würdigen.«
Susan befreite die Schultern aus dem Taucheranzug und ließ ihn bis zur Hüfte herabfallen. Darunter trug sie einen einteiligen Badeanzug. Aus Erfahrung wusste sie, dass Bikini-Oberteile dazu neigten, am Neopren festzukleben. Obwohl es sie nicht störte, von dem emeritierten Professor, der dreißig Jahre älter war als sie, beäugt zu werden, wollte sie ihm doch auch keine Gratisvorstellung bieten.
Im Niedergang tauchte ihr Mann mit drei beschlagenen Flaschen Lagerbier auf, die er zwischen die Finger der einen Hand geklemmt hatte. Als er Susan sah, grinste er breit. »Ich dachte, du würdest noch da unten rumschwimmen.«
Er kam an Deck und richtete sich auf. Bekleidet war er mit einer weißen Quicksilver-Badehose und offenem Hemd. Er arbeitete als Bootsmechaniker im Hafen von Darwin. Er und Susan hatten sich bei der Reparatur eines Bootes der Universität von Sydney im Trockendock kennengelernt. Das war jetzt acht Jahre her. Vor drei Tagen hatten sie auf der Yacht ihren fünften Hochzeitstag gefeiert, hundert Seemeilen vom Kiritimati-Atoll, besser bekannt unter dem Namen Weihnachtsinsel, entfernt.
Er reichte ihr eine Flasche. »Haben die Schallmessungen schon was ergeben?«
Sie trank einen großen Schluck Bier, denn sie war durstig. Den ganzen Nachmittag lang hatte sie am salzigen Mundstück gesaugt, und jetzt hatte sie Kleistergeschmack im Mund. »Bis jetzt noch nicht. Der Grund für die Strandungen liegt noch im Dunkeln.«
Vor zehn Tagen waren achtzig Delfine der im Indischen Ozean heimischen Art Tursiops aduncus an der Küste von Java gestrandet. Susan erforschte die Langzeitfolgen von Störgeräuschen auf das Orientierungsvermögen von Walen. Schon häufiger hatte Unterwasserlärm dazu geführt, dass die Tiere an den Strand geschwommen und dort verendet waren. Meistens hatte sie ein Team wissenschaftlicher Assistenten dabei, zusammengesetzt aus Studenten und Doktoranden, doch diesmal hatte sie mit ihrem alten Mentor einfach nur Urlaub machen wollen. Es war purer Zufall, dass es ausgerechnet in dieser Gegend zu einer Massenstrandung gekommen war – daher der verlängerte Aufenthalt.
»Könnte es vielleicht eine andere Ursache geben als von Menschen gemachten Lärm?«, meinte Applegate nachdenklich, während er mit den Fingerspitzen Kreise auf die beschlagene Bierflasche malte. »Hier kommt es immer wieder zu kleinen Seebeben. Vielleicht hat ja ein Meeresbeben genau den Ton getroffen, der sie in den Selbstmord getrieben hat.«
»Vielleicht war das starke Erdbeben vor ein paar Monaten der Auslöser«, sagte ihr Ehemann. Er ließ sich neben dem Professor auf einer Bank nieder und klopfte auffordernd auf den Platz an seiner Seite. »Oder ein Nachbeben.«
Susan wusste diesen Erklärungsversuchen nichts entgegenzusetzen. Durch die todbringenden Beben und den großen Tsunami, die sich in den vergangenen zwei Jahren in diesem Gebiet ereignet hatten, war der Meeresgrund stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Das allein reichte als Erklärung vielleicht schon aus. Überzeugt davon war sie freilich nicht. Sie glaubte, dass es noch andere Ursachen gab. Das Riff war wie ausgestorben. Die wenigen Tiere, die dort unten noch lebten, hatten sich in Felsnischen, Muscheln und Sandlöcher zurückgezogen. Die Meeresbewohner hielten sozusagen den Atem an.
Vielleicht reagierten die empfindlichen Lebewesen ja tatsächlich auf Mikrobeben.
Stirnrunzelnd nahm sie neben ihrem Mann Platz. Sie würde die Weihnachtsinsel anfunken und sich erkundigen, ob ungewöhnliche seismische Aktivitäten festgestellt worden waren. Zunächst aber hatte sie Neuigkeiten zu vermelden, die ihren Mann mit Sicherheit ins Wasser bringen würden.
»Sieht so aus, als hätte ich die Überreste eines alten Schiffswracks entdeckt.«
»Ist ja toll.« Er straffte sich. In Darwin hatte Gregg hin und wieder Tauchgänge zu Kriegsschiffen aus dem Zweiten Weltkrieg angeboten, die vor der Nordküste Australiens gesunken waren. Für solche Entdeckungen konnte er sich begeistern. »Wo?«
Sie zeigte auf die andere Seite der Yacht. »Etwa hundert Meter steuerbord. Da ragen ein paar geschwärzte Balken aus dem Sand. Wurden vermutlich entweder beim letzten Seebeben freigelegt, oder der Tsunami hat den Schlick weggespült. Ich hatte nicht viel Zeit für die Erkundung. Das überlasse ich lieber einem richtigen Experten.« Sie kniff ihn in die Rippen, dann lehnte sie sich mit dem Rücken an seine Brust.
Alle drei beobachteten, wie die Sonne mit einem letzten neckischen Zwinkern im Meer versank. Wenn es nicht gerade stürmte, ließen sie sich auf See niemals einen Sonnenuntergang entgehen. Das Boot schaukelte sanft. In der Ferne funkelten die Lichter eines vorbeifahrenden Tankers. Ansonsten waren sie allein.
Ein scharfes Bellen ließ Susan zusammenschrecken. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt sie war. Offenbar hatte das seltsame Verhalten der Riffbewohner auf sie abgefärbt.
»Ruhig, Oscar!«, rief der Professor.
Erst jetzt fiel Susan auf, dass das vierte Besatzungsmitglied nicht zu sehen war. Der Hund bellte erneut. Der pummelige Queensland-Heeler gehörte dem Professor. Da er allmählich in die Jahre kam und ein wenig arthritisch war, aalte er sich meistens in der Sonne.
»Ich gehe nach ihm sehen«, meinte Applegate. »Dann seid ihr Turteltauben wenigstens ungestört. Außerdem sollte ich mal das Bordklo aufsuchen und Platz für ein weiteres Foster’s schaffen, bevor ich mich schlafen lege.«
Der Professor richtete sich ächzend auf und wandte sich zum Bug. Mitten in der Bewegung verharrte er plötzlich und blickte zum dunklen Osthimmel.
Oscar bellte abermals.
Diesmal schalt Applegate ihn nicht, sondern rief Susan und Gregg herbei. »Das solltet ihr euch mal ansehen«, sagte er mit leiser, ernster Stimme.
Susan sprang auf. Gregg folgte ihr. Sie stellten sich neben den Professor.
»Verdammt noch mal...«, murmelte Gregg.
»Vielleicht habt ihr jetzt gefunden, was die Delfine an den Strand getrieben hat«, sagte Applegate.
Im Osten sandte ein breiter Meeresstreifen ein unheimliches Leuchten aus, das sich im Rhythmus der Dünung hob und senkte. Das silbrige Licht wogte und bildete Strudel. Der alte Hund stand knurrend an der Steuerbordreling.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte Gregg.
Susan trat näher an die Reling. »Davon habe ich schon gehört. Das nennt man Milchsee. Das Phänomen wurde auch im Indischen Ozean beobachtet und wird schon bei Jules Verne erwähnt. 1995 wurde mittels Satellit eine Leuchterscheinung entdeckt, die eine Fläche von mehreren hundert Quadratmeilen einnahm. Das hier ist nur ein kleines Phänomen.«
»Klein, du meine Güte«, brummte ihr Ehemann. »Aber was ist das? Eine Art rote Flut?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Die sogenannte rote Flut rührt von starker Algenblüte her. Das Leuchten wird von biolumineszenten Bakterien hervorgerufen, die sich entweder von Algen oder einem anderen Substrat ernähren. Eine Gefahr geht nicht davon aus. Aber ich würde gern...«
Es rumste, als wäre etwas Großes von unten gegen das Boot gestoßen. Oscars Gebell wurde aufgeregter. Der Hund rannte an der Reling hin und her und streckte den Kopf durch die Abspannung hindurch.
Sie näherten sich dem Hund und blickten aufs Wasser nieder. Der leuchtende Rand der Milchsee leckte am Kiel der Yacht. Aus der Tiefe stieg etwas Großes auf, mit dem Bauch nach oben, aber noch zappelnd und mit den Zähnen knirschend. Es war ein über sechs Meter langer Tigerhai. Das leuchtende Wasser brodelte und färbte sich rot.
Plötzlich wurde Susan klar, dass es nicht das Wasser war, was da brodelte, sondern das Fleisch des Tieres, das sich in großen Fetzen löste. Langsam sank der grauenhaft entstellte Hai in die Tiefe. Etwas weiter weg wälzten sich weitere Tiere an der Meeresoberfläche, manche noch im Todeskampf zuckend, andere bereits tot: Schildkröten, Tümmler, hunderte Fische.
Applegate wich einen Schritt von der Reling zurück. »Offenbar ernähren sich die Bakterien nicht nur von Algen.«
Gregg drehte sich um. »Susan...«
Sie vermochte den Blick nicht von dem unheimlichen Schauspiel zu lösen. Obwohl der Anblick sie mit Grauen erfüllte, weckte er auch ihr wissenschaftliches Interesse.
»Susan...«
Schließlich wandte sie sich irritiert zu Gregg um.
»Du bist getaucht«, sagte er und zeigte aufs Meer hinaus. »Stundenlang.«
»Ja, und? Wir waren alle irgendwann im Wasser. Sogar Oscar ist ein Stück umhergepaddelt.«
Ihr Mann wich ihrem Blick aus. Schließlich fasste er die Stelle an ihrem Unterarm ins Auge, an der sie sich gerade kratzte. Manchmal scheuerte der Taucheranzug. Seine besorgte Miene lenkte auch ihren Blick zum Unterarm. Sie hatte dort Blasen, und mit dem Kratzen hatte sie alles nur noch schlimmer gemacht.
Auf einmal bildeten sich rote Striemen auf der Haut.
»Susan...«
Ihr stockte der Atem. »Mein Gott...«
Sie kannte die schreckliche Wahrheit bereits.
»Die Algen... sie sind in mir drin.«

Die Enthüllung

1
Die schwarze Madonna

1. Juli, 10:34

Venedig, Italien

Er wurde gejagt.
Stefano Gallo eilte über den Markusplatz. Die Morgensonne hatte das Pflaster der Piazza bereits aufgeheizt, und die Touristenscharen suchten entweder den Schatten oder drängten sich an der Eisdiele, die von San Marco vor der Sonne abgeschirmt wurde. Dieses stolze Wahrzeichen Venedigs mit seiner hohen byzantinischen Fassade, den Pferden aus massiver Bronze und den Kuppelgewölben aber war nicht sein Ziel.
Nicht einmal die Basilika hätte ihm Schutz geboten.
Er hatte nur eine einzige Hoffnung.
Als er an der Kirche vorbeikam, wurde er schneller. Vor ihm flatterten Tauben auf und brachten sich flügelschlagend in Sicherheit. Er hatte jede Verstellung aufgegeben. Er war bereits entdeckt worden. Den jungen Ägypter mit den schwarzen Augen und dem säuberlich gestutzten Bart hatte er in dem Moment bemerkt, als der Mann von der anderen Seite her den Markusplatz betreten hatte. Ihre Blicke hatten sich getroffen. Der Mann trug jetzt einen dunklen Anzug, der ihm wie Öl von den breiten, knochigen Schultern floss. Bei ihrer ersten Begegnung hatte er sich Stefano gegenüber als Archäologiestudent aus Budapest ausgegeben, der einen alten Freund und Kollegen von der Athener Universität vertrat.
Der Ägypter hatte im Museo Archeologico nach einer bestimmten Antiquität gesucht. Ein kleiner Obelisk, ein eher unbedeutender Fund. Der von der Regierung finanzierte Ägypter wollte ihn in seine Heimat zurückholen. Er hatte eine beträchtliche Geldsumme in gebündelten Scheinen dabeigehabt. Stefano, einer der Museumskuratoren, war an und für sich nicht abgeneigt gewesen, das Bestechungsgeld anzunehmen; die steigenden Medikamentenrechnungen seiner Frau drohten sie aus ihrer kleinen Wohnung zu vertreiben. Heimlich Geld anzunehmen, war nicht ehrenrührig; schon seit zwanzig Jahren kaufte die ägyptische Regierung Nationalschätze aus Privatsammlungen zurück und setzte Museen unter Druck, ihr zurückzugeben, was Ägypten rechtmäßig gehörte.
Deshalb hatte Stefano zunächst eingewilligt und versprochen, den Obelisken zu übergeben. Was war schon ein kleiner Steinobelisk? Dem Inventarverzeichnis zufolge war er seit fast hundert Jahren in einer Kiste verpackt. Die knappe Beschreibung offenbarte auch den Grund: Unbeschrifteter Marmorobelisk, gefunden in Tanis, aus der letzten dynastischen Epoche stammend (26. Dynastie, 615 v. Chr.). Das Objekt wirkte auf den ersten Blick unscheinbar. Seine Herkunft allerdings war nicht uninteressant. Es stammte aus der Sammlung eines der Musei Vaticani in Rom: aus dem Gregorianischen Ägyptischen Museum.
Wie es den Obelisken nach Venedig verschlagen hatte, war unbekannt.
Dann hatte Stefano gestern Morgen von einem Kurier einen Umschlag mit einem Zeitungsausschnitt erhalten, in dessen Wachssiegel ein Zeichen eingeprägt gewesen war.
Der griechische Buchstabe Sigma.
Die Bedeutung des Siegels verstand er nicht, doch die Botschaft des Zeitungsauschnitts war unmissverständlich. Der Artikel war drei Tage zuvor erschienen und bezog sich auf einen Leichenfund am Strand. Dem Mann war die Kehle durchgeschnitten worden, sein Körper war aufgedunsen gewesen und hatte von Aalen gewimmelt. Eine besonders starke Welle hatte ihn aus seinem Wassergrab ans Ufer gespült. Die Untersuchung des Gebisses hatte ergeben, dass es sich um den Universitätskollegen handelte, der angeblich den Ägypter hergeschickt hatte.
Der Mann war bereits seit mehreren Wochen tot gewesen.
Die schockierende Neuigkeit veranlasste Stefano, rasch zu handeln. Er drückte sich den schweren, in Sackleinen eingewickelten Obelisken, an dem noch einzelne Halme Packstroh hafteten, an die Brust.
Stefano hatte ihn aus dem Kellergewölbe entwendet, obwohl er wusste, dass er damit sich selbst, seine Frau und seine ganze Familie in Gefahr brachte.
Doch er hatte keine andere Wahl gehabt. Außer dem Zeitungsartikel war in dem Umschlag noch eine eilig hingekritzelte Nachricht in Frauenhandschrift gewesen, eine Warnung. Der Inhalt der Nachricht klang unglaublich, doch er hatte sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft. Es stimmte.
Als er losrannte, schnürte sich ihm die Kehle zusammen.
Er hatte keine andere Wahl.
Der Obelisk durfte nicht dem Ägypter in die Hände fallen. Gleichwohl wollte er die Verantwortung nicht länger als unbedingt nötig tragen. Seine Frau, seine Tochter... Er dachte an den aufgedunsenen Leichnam seines Kollegen. Drohte seiner Familie das gleiche Schicksal?
Ach, Maria, was habe ich getan?
Es gab nur eine Person, die ihm diese Last abnehmen konnte. Die Frau, die ihm den Umschlag geschickt hatte, eine mit einem griechischen Buchstaben versiegelte Warnung. Unter der Nachricht hatten eine Adresse und eine Uhrzeit gestanden.
Er hatte sich bereits verspätet.
Irgendwie hatte der Ägypter von dem Diebstahl erfahren und daraus geschlossen, dass Stefano ihn verraten wollte. Deshalb war er schon frühmorgens ins Museum gekommen, um den Obelisken abzuholen. Stefano war nur mit Mühe aus seinem Büro entwischt und zu Fuß geflüchtet.
Doch er war nicht schnell genug gewesen.
Er blickte sich über die Schulter um. Der Ägypter war im Touristengewimmel verschwunden.
Stefano blickte wieder nach vorn und stolperte durch den Schatten des Glockenturms, des Campanile di San Marco. Früher war dies der Wachturm der Stadt gewesen, der Ausblick auf den nahen Hafen geboten hatte. Vielleicht würde er ja auch ihn beschützen.
Sein Ziel lag jenseits einer Piazzetta. Vor ihm ragte der Palazzo Ducale auf, der Dogenpalast aus dem vierzehnten Jahrhundert. Das zweigeschossige, aus istrischem Stein und rosarotem veronesischem Marmor erbaute Gebäude mit seinen Spitzbögen lockte ihn und versprach Rettung.
Den Obelisken an die Brust gedrückt, stolperte er weiter.
Würde sie auf ihn warten? Würde sie ihn von der Verantwortung erlösen?
Er eilte dem Schatten entgegen, begierig darauf, den grellen Sonnenschein und das Funkeln des Meeres hinter sich zu lassen. Der labyrinthische Palast würde ihm Schutz bieten. Der Palazzo Ducale hatte nicht nur den Dogen als Wohnsitz gedient, sondern auch als Regierungsgebäude, Gerichtshof und sogar Gefängnis. Hinter dem Palast, auf der anderen Seite des Kanals, lag ein neueres Gefängnis, das über die berühmte Seufzerbrücke mit dem Palazzo Ducale verbunden war. Casanova war einst über diese Brücke geflüchtet, der einzige Gefangene, dem es je gelungen war, aus dem Dogengefängnis zu entkommen.
Als Stefano sich unter eine Loggia duckte, flehte er den Geist Casanovas an, ihn zu beschützen. Endlich im Schatten angelangt, stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Im Palast kannte er sich aus. In den labyrinthischen Gängen, die für heimliche Stelldicheins wie geschaffen waren, konnte man sich leicht verlaufen.
Darauf setzte er seine Hoffnung.
Er betrat den Palast zusammen mit einer Touristengruppe durch den Westflügel. Vor ihm lag der Hof mit den beiden alten Brunnen und der wundervollen Marmortreppe, der Scala dei Giganti, der Treppe der Riesen. Stefano wollte nicht schon wieder in den Sonnenschein geraten, dem er eben erst entkommen war. Er trat durch einen kleinen Privateingang und kam durch mehrere Verwaltungsräume. Schließlich gelangte er zum ehemaligen Arbeitszimmer des Inquisitors, wo man die armen Seelen peinlichen Verhören unterzogen hatte. Ohne stehen zu bleiben ging er zur angrenzenden Folterkammer weiter.
Als irgendwo hinter ihm eine Tür zufiel, schreckte er zusammen.
Er krampfte die Hände um den Obelisken.
Die Anweisungen waren unmissverständlich gewesen.
Über eine schmale Wendeltreppe stieg er in das Palastverlies hinunter, zu den Pozzi, den berüchtigten Brunnen. Hier hatte man die gefährlichsten Verbrecher eingesperrt.
Hier wollte er sich mit der Unbekannten treffen.
Stefano dachte an das Wachsiegel.
Was sollte das bedeuten?
Er trat in den feuchten Gang, von dem finstere Steinverliese abgingen, die zu niedrig waren, als dass man darin aufrecht hätte stehen können. Hier waren die Gefangenen im Winter erfroren oder im langen venezianischen Sommer gestorben, von allen vergessen außer von den Ratten.
Stefano schaltete eine kleine Stiftlampe ein.
Die unterste Ebene der Pozzi war anscheinend menschenleer. Seine Schritte hallten von den Steinwänden wider, was sich anhörte, als ob ihm jemand folgte. Die Angst verengte ihm die Brust. Er wurde langsamer. War er zu spät gekommen? Unwillkürlich hielt er den Atem an und sehnte sich auf einmal in den Sonnenschein zurück, vor dem er geflüchtet war.
Schaudernd blieb er stehen.
Wie als Reaktion auf sein Zaudern flammte in der hintersten Zelle ein Licht auf.
»Wer da?«, sagte er. »Chi è là?«
Das Scharren eines Absatzes, dann sprach ihn jemand mit schwachem Akzent auf Italienisch an.
»Die Nachricht war von mir, Signor Gallo.«
Eine schlanke Gestalt trat auf den Gang, in der Hand eine kleine Taschenlampe. Obwohl sie die Lampe gesenkt hielt, war ihr Gesicht nur undeutlich zu erkennen. Sie trug eine hautenge schwarze Ledermontur, die ihre Hüften und die Brüste betonte, und hatte sich wie ein Beduine ein Tuch um den Kopf geschlungen. Ihre Augen funkelten. Ihre gelassenen, anmutigen Bewegungen trugen dazu bei, dass sein Herzklopfen nachließ.
Wie eine schwarze Madonna trat sie aus der Dunkelheit hervor.
»Haben Sie das Objekt mitgebracht?«, fragte sie.
»Ich... ja, hab ich«, stammelte er und ging einen Schritt auf sie zu. Er streckte ihr den Obelisken entgegen und schlug das Sackleinen zurück. »Ich will nichts mehr damit zu tun haben. Sie haben mir geschrieben, Sie würden ihn an einen sicheren Ort bringen.«
»Das werde ich.« Sie zeigte auf den Boden.
Er bückte sich und setzte die ägyptische Steinsäule ab, froh darüber, sie endlich los zu sein. Der schwarze Marmorobelisk war vierzig Zentimeter lang. Die quadratische Basis hatte eine Kantenlänge von zehn Zentimetern und verjüngte sich zu einer pyramidenförmigen Spitze.
Die Frau ging vor Stefano in die Hocke und balancierte auf den Spitzen ihrer schwarzen Stiefel. Mit der Hand streifte sie über die dunkle Oberfläche des Obelisken. Der Marmor wies zahlreiche Kerben auf; das Artefakt war schlecht erhalten. Ein langer Riss war zu erkennen. Es war kein Wunder, dass ihm niemand Beachtung geschenkt hatte.
Trotzdem war deswegen Blut vergossen worden.
Und er kannte den Grund.
Die Frau drückte Stefanos Stiftlampe nach unten. Mit dem Daumen verstellte sie die Taschenlampe. Das weiße Licht nahm einen tiefen Purpurton an. Auf seiner Hose war auf einmal das kleinste Stäubchen zu erkennen. Die weißen Streifen seines Hemds leuchteten.
Ultraviolett.
Der Lichtstrahl umfloss den Obelisken.
Um die Behauptungen der Frau zu überprüfen, hatte Stefano ihn bereits auf die gleiche Weise untersucht und das Wunder mit eigenen Augen gesehen. Er beugte sich weiter vor und betrachtete alle vier Seiten des Obelisken.
Die Oberfläche war nicht mehr schwarz. An allen vier Seiten waren bläulich weiße Schriftzeichen zu erkennen.
Es waren keine Hieroglyphen. Diese Sprache war noch älter.
Stefano senkte ehrfürchtig die Stimme. »Ist das vielleicht die Schrift, die...«
Von der Treppe war ein Flüstern zu vernehmen. Ein paar Steinchen kullerten die Stufen hinunter.
Voller Angst drehte er sich um. Das Blut gefror ihm in den Adern.
Den ruhigen, energischen Tonfall des Sprechers kannte er.
Der Ägypter.
Er hatte sie gefunden.
Die Frau schaltete die Taschenlampe aus. Das ultraviolette Licht erlosch. Auf einmal war es stockdunkel.
Stefano hob die Stiftlampe, denn er wollte das Gesicht der schwarzen Madonna sehen. Stattdessen erblickte er in ihrer Linken eine schwarze Pistole mit Schalldämpfer, die auf sein Gesicht zielte. Auf einmal wurde ihm alles klar. Er war hereingelegt worden.
»Grazie, Stefano.«
Die tödliche Stille zwischen dem scharfen Husten und dem Aufleuchten des Mündungsfeuers füllte ein einziger Gedanke aus.
Maria, verzeih mir.

3. Juli, 13:16

Vatikanstadt

Monsignor Vigor Verona stieg voller Widerwillen die Treppe hoch. Erinnerungen an Flammen und Rauch setzten ihm zu. Für diesen langen Aufstieg war ihm das Herz zu schwer. Er fühlte sich mindestens zehn Jahre älter als sechzig. Auf dem Absatz blieb er stehen, blickte nach oben und fasste sich ins Kreuz.
Der kreisförmige Treppenschacht wurde ausgefüllt von einem Durcheinander von Gerüsten, an denen Laufgänge entlangführten. Obwohl er wusste, dass es Pech brachte, duckte er sich unter einer Malerleiter hindurch und stieg weiter die dunkle Treppe hoch, die zum Torre dei Venti hinaufführte, dem Turm der Winde.
Von den Farbdämpfen tränten ihm die Augen. Doch er nahm auch noch andere Gerüche wahr, Phantome aus der Vergangenheit, an die er nicht erinnert werden wollte.
Verkohltes Fleisch, beißender Qualm, glühende Asche.
Vor zwei Jahren hatte eine Explosion den mitten im Vatikan gelegenen Turm in eine lodernde Fackel verwandelt. Nach gründlichen Instandsetzungsarbeiten aber gewann er nun allmählich seine alte Schönheit zurück. Vigor freute sich auf den kommenden Monat, denn dann sollte der Turm wiederöffnet werden, und seine Heiligkeit der Papst würde persönlich das Seidenband durchschneiden.
Vor allem aber sehnte er sich danach, endlich mit der Vergangenheit abzuschließen.
Selbst der berühmte Meridian-Saal in der Turmspitze, wo Galileo nachgewiesen hatte, dass sich die Erde um die Sonne drehte, war nahezu wiederhergestellt. Achtzehn Monate hatten die zahlreichen Künstler und Kunsthistoriker gebraucht, um die beim Feuer zerstörten Fresken sorgfältig zu restaurieren.
Wenn sich doch auch alles andere mit Pinsel und Farbe wiederherstellen ließe.
Als frisch ernannter Präfekt des Archivio Segreto Vaticano wusste Vigor, welche Schätze des vatikanischen Geheimarchivs den Flammen, dem Rauch und dem Löschwasser zum Opfer gefallen waren. Tausende alte Bücher, illustrierte Texte und regestra – ledergebundene Dokumente aus Pergament und Papier. In den letzten hundert Jahren hatten die Räumlichkeiten des Turms all das aufgenommen, was im carbonile, dem Hauptspeicher des Archivs, keinen Platz mehr fand.
Jetzt gab es betrüblicherweise neuen Lagerraum.
»Prefetto Verona!«
Vigor kehrte in die Gegenwart zurück und wäre beinahe zusammengeschreckt. Doch es war nur sein Assistent, ein junger Seminarstudent namens Claudio, der ihn von oben gerufen hatte. Er erwartete Vigor im Meridian-Saal, denn er war lange vor seinem um viele Jahre älteren Professor hier angekommen. Der junge Mann hielt ihm die durchsichtige Abdeckplane auf, die den Eingang verschloss.
Vor einer Stunde war Vigor vom Leiter des Restaurationsteams in den Turm gerufen worden. Der Anruf des Mannes war ebenso dringlich wie geheimnisvoll gewesen. Kommen Sie schnell. Wir haben eine grauenhafte und zugleich wundervolle Entdeckung gemacht.
Vigor hatte daraufhin sein Büro verlassen und den langen Aufstieg in die Spitze des frisch renovierten Turms in Angriff genommen. Er hatte nicht einmal die schwarze Soutane abgelegt, die er extra wegen eines geplanten Treffens mit dem vatikanischen Staatssekretär angezogen hatte. Bald darauf hatte er seine Kleiderwahl bedauert, denn für den beschwerlichen Aufstieg war die Soutane zu schwer und zu warm. Jetzt endlich aber stand er vor seinem Assistenten und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
»Treten Sie ein, prefetto.« Claudio hielt die Plastikplane hoch.
»Grazie, Claudio.«
In dem Raum herrschte eine Backofenhitze, als hätten die Steine die Feuerwärme seit zwei Jahren aufgespeichert. Dabei war es nur die Mittagssonne, die den höchsten Turm des Vatikans aufheizte. Rom litt unter einer besonders schweren Hitzewelle. Vigor betete darum, dass der Torre dei Venti seinem Namen mit einer Windbö Ehre machen möge.
Dabei war ihm bewusst, dass der Schweiß auf seiner Stirn weder von der Hitze noch vom Treppensteigen mit Soutane herrührte. Seit dem Brand hatte er es vermieden, hier hinaufzusteigen. Den abgehenden Räumen wandte er selbst jetzt noch den Rücken zu.
Hier hatte er sich mit seinem damaligen Assistenten treffen wollen.
Mit Jakob.
Den Flammen waren nicht nur Bücher zum Opfer gefallen.
»Da sind Sie ja endlich!«, dröhnte eine Stimme.
Dr. Balthazar Pinosso, der die Restaurierung des Meridian-Saals beaufsichtigte, näherte sich ihm durch den kreisförmigen Raum. Der Mann war ein Riese, über zwei Meter zehn groß und wie ein Arzt ganz in Weiß gekleidet. Seine Füße steckten in Papierschuhen. Er hatte sich eine Gasmaske in die Stirn geschoben. Vigor kannte ihn gut. Balthazar war der Dekan der kunsthistorischen Abteilung der Gregorianischen Universität, deren Pontifikalinstitut für christliche Archäologie Vigor einmal geleitet hatte.
»Präfekt Verona, danke, dass Sie gleich hergekommen sind.« Der Hüne sah auf die Armbanduhr und verdrehte die Augen, eine Anspielung auf Vigors langwierigen Aufstieg.
Vigor wusste seine Spöttelei zu schätzen. Nachdem er die höchste Archivarswürde erlangt hatte, wagten es nur noch wenige, in einem solch lockeren Ton mit ihm zu sprechen. »Hätte ich so lange Beine wie Sie, Balthazar, hätte ich zwei Stufen auf einmal nehmen können und wäre noch vor Claudio eingetroffen.«
»Dann sollten wir das hier rasch hinter uns bringen, damit Sie Ihr Mittagsschläfchen fortsetzen können. Solch emsige Arbeiter störe ich nur ungern.«
Trotz seiner Jovialität wirkte er angespannt. Vigor fiel erst jetzt auf, dass Balthazar alle Männer und Frauen, die mit Restaurierungsarbeiten beschäftigt waren, fortgeschickt hatte. Daraufhin bat er Claudio, im Treppenhaus zu warten.
»Würden Sie uns einen Moment allein lassen, Claudio?«
»Selbstverständlich, prefetto.«
Als sein Assistent hinter dem Plastikvorhang verschwunden war, wandte Vigor seine Aufmerksamkeit wieder seinem ehemaligen Kollegen zu. »Balthazar, was gibt es so Dringendes?«
»Kommen Sie, ich zeig’s Ihnen.«
Als er Balthazar zur anderen Seite des Turmzimmers folgte, bemerkte er, dass die Restaurierungsarbeiten beinahe abgeschlossen waren. Nicolò Circignanis berühmte Wand- und Deckenfresken stellten biblische Szenen dar. An der Decke waren Engel und Wolken abgebildet. Einige Stellen, an denen noch gearbeitet wurde, waren mit Seidenpapier abgedeckt. Die meisten Bilder aber waren bereits wiederhergestellt. Auch der in den Marmorboden eingelassene Tierkreis war gesäubert worden und auf Hochglanz poliert. Durch ein Wandloch von der Größe eines Vierteldollars fiel ein Lichtstrahl auf die weiße Meridianlinie, die sich über den dunklen Boden zog, und verwandelte den Saal in ein Sonnenobservatorium des sechzehnten Jahrhunderts.
Balthazar teilte einen Wandbehang, hinter dem sich eine kleine Kammer befand. Die Originaltür war verkohlt, aber anscheinend noch intakt.
Der hünenhafte Historiker tippte auf einen der Bronzezapfen in der dicken Holztür. »Wir haben festgestellt, dass die Tür einen Bronzekern besitzt. Zum Glück. Deshalb wurde der Inhalt des Raums vom Feuer verschont.«
Vigor fühlte sich beklommen, doch seine Neugier war geweckt. »Was befand sich darin?«