Inhaltsverzeichnis
Wenn ich hierbei mit dem Herzen zu beten begann, so stellte sich mir die ganze Umgebung in entzückender Gestalt dar: die Bäume, die Gräser, die Vögel, die Erde, die Luft, das Licht, alles schien gleichsam zu mir zu sprechen, dass es für den Menschen da wäre, die Liebe Gottes zum Menschen bezeuge, und alles betete, alles war voller Lobpreisung Gottes. Da verstand ich, was in der »Tugendliebe« mit dem Wort gemeint ist: »Die Sprache der Kreatur verstehen«.
Aus: Aufrichtige Erzählungen
eines russischen Pilgers
1. KAPITEL
Je tiefer der Blick, desto größer die Ehrfurcht
Wir Jungclaussens waren gut evangelisch. Damals, in Frankfurt an der Oder, wo die meisten der rund achtzigtausend Einwohner gut evangelisch waren. Ich, der Nachzügler in der Familie, machte in gewisser Weise eine Ausnahme, ich war nicht ganz so gut evangelisch. Mit vierzehn las ich mein erstes Buch über Buddhismus, mit siebzehn besuchte ich meinen ersten katholischen Gottesdienst, und Letzteres zumindest gehörte sich einfach nicht.
Man wechselte nicht den Stall. Es stand zwar nirgendwo geschrieben, aber noch in den 1940er Jahren waren die evangelischen Gotteshäuser unserer Stadt für Katholiken gleichsam tabu, und genauso wenig wäre es einem Protestanten eingefallen, seinen Fuß in die einzige katholische Kirche von Frankfurt zu setzen. Mein Vater war daher von meiner neuen Vorliebe keineswegs erbaut. Mit Unbehagen wird er an die Irritation gedacht haben, die mein Auftauchen in einem katholischen Gottesdienst ausgelöst haben muss, und es dürfte ihm nicht schwergefallen sein, sich das Getuschel in den Kirchenbänken vorzustellen: Das ist doch der Jungclaussen! Was macht der denn hier? Die sind doch evangelisch … Mein Vater hat es mir trotzdem nicht verboten. Er hat mich deswegen auch nicht unter Druck gesetzt. Er war fromm, ernsthaft fromm, aber er war kein Dogmatiker. Nie wurden wir zum Kirchgang gezwungen. Bisweilen machten sich meine Eltern sonntagmorgens allein auf den Weg, weil wir Kinder keine Lust hatten, sie zu begleiten – die Predigten waren für uns oft kein Hochgenuss -, und dann konnte meinem Vater ein Satz entfahren wie: »Ihr denkt aber auch gar nicht an euer Seelenheil.« Doch stets verschonte er uns mit moralischer Entrüstung, und auch diesmal ließ er mich gewähren.
Mein Vater kannte mich ja. Er kannte meine Neigung, mich in anderen, höheren Sphären aufzuhalten, meine Liebe zur klassischen Musik, meine Liebe zu Büchern, und vielleicht ahnte er auch, dass meine religiöse Neugier bereits in jenen jungen Jahren grenzenlos war. Was nicht heißt, dass er mich jederzeit verstand. Ich sehe ihn noch vor mir, etwas ratlos angesichts seines in ein Buch vertieften Sohns. »Junge, manchmal meint man, du lebst in einer anderen Welt«, sagte er – und fügte nach einer kurzen Besinnungspause mit einem Lächeln auf den Lippen hinzu: »Aber wohl in einer besseren.«
Nein, er konnte mir nicht immer folgen, aber in seiner Weitherzigkeit war er zumindest bereit, mich zu verstehen, grundsätzlich und immer. Er wusste, was er wollte – das war ein Charakterzug meiner Familie, das wussten alle Jungclaussens -, dennoch konnte er nachgeben, wenn er zu besserer Einsicht gelangt war. Und oftmals besann er sich eines Besseren. Es kam vor, dass wir uneins waren; dann ließ er sich unsere Diskussion noch einmal durch den Kopf gehen, kam später wieder darauf zurück und gab mir mitunter Recht. Das brachte er über sich. Und selbst wenn er aus einer Anwandlung von Zorn heraus gehandelt hatte, raffte er sich bald zu einer Geste der Versöhnung auf. Eines Tages nahm er mir kurzerhand ein Buch ab, das seiner Ansicht nach nicht in meine Hände gehörte; vermutlich befürchtete er einen verderblichen Einfluss. Was nun?, dachte ich. Zwei Tage später drückte mir meine Mutter besagtes Buch in die Hand mit den Worten: »Das soll ich dir von Vati zurückgeben.«
So war er. Stets bereit, Vorfälle zu überdenken und voreilig getroffene Entscheidungen rückgängig zu machen. In diesem Fall hatte er sich meiner Mutter als Vermittlerin bedient, was ich heute sehr klug finde, weil er sich auf diese Weise korrigieren konnte, ohne sein Gesicht zu verlieren. So pflichtbewusst und prinzipientreu er war, wollte er doch vor allem das Beste für seine Kinder. Ich bin ihm dankbar dafür, dass ich meine Kräfte nicht im Widerstand gegen ihn zu verschwenden brauchte, denn ich war ein weichherziger, zartbesaiteter Junge, dem das Kämpfen nicht lag. Wie zart, das geht schon aus folgender Begebenheit hervor: Irgendwann beschlossen meine Eltern, mich in den evangelischen Kindergarten zu schicken. Ich erinnere mich, dass ich nach dem dritten Mal nach Hause kam und meiner erstaunten Mutter eröffnete, nicht mehr dahin gehen zu wollen, weil es mir dort zu laut sei. Diese lärmenden Altersgenossen waren mir ein Gräuel.
Mein Vater wurde für mich jedenfalls zum Inbegriff wahrer Väterlichkeit, und auch viel später noch, als ich der Abt des Klosters Niederaltaich war, schwebte mir seine Väterlichkeit als strahlendes Leitbild vor. Mit einem solchen Beispiel für klare Entscheidungen, für Redlichkeit, Gerechtigkeit und Ausgeglichenheit vor Augen, ist es mir nicht schwergefallen, einer Gemeinschaft von Mönchen Vater zu sein. Wobei es auf Ausgeglichenheit mehr als auf alles andere ankommt, denn als Abt kann man sich keine Launen oder Ausbrüche leisten, ein Abt gewinnt seine Mitbrüder am ehesten durch Gesprächsbereitschaft und eine gleichbleibende Freundlichkeit. Vor eine derartige Herausforderung gestellt, ist es gut, ein Vorbild zu haben und aus eigener Erfahrung zu wissen, was einem geholfen hat. Am tiefsten und stärksten jedoch hat mich mein Vater durch seine Natur verbundenheit geprägt. Seine Ehrfurcht vor der Schöpfung war für mich grundlegend im schönsten Sinne des Wortes.
»Junge, bleib mal stehen. Beweg dich nicht. Sei mal ganz still. Hörst du?« Mehr brauchte mein Vater auf unseren gemeinsamen Wanderungen nicht zu sagen. Er musste auch nichts erklären. Er brauchte nur zu flüstern: »Beweg dich nicht. Sei mal ganz still«, und mich überkam eine Andacht, als stände ein ergreifender Moment bevor, ein Augenblick, in dem sich die Schöpfung in ihrer Schönheit und Heiligkeit zeigt. Dann war es vielleicht nicht mehr als das Rauschen des Windes in den Blättern, das plötzlich an mein Ohr drang, das Murmeln eines Baches oder auch mal ein Wild, ein Reh, das hinten am Waldrand durchs Dickicht brach. Irgendetwas bemerkte ich dann immer, das ich sonst übersehen oder überhört hätte. »Sei mal ganz still«, so lauteten die Einweisungsworte meines Vaters in die Geheimnisse der Natur, und diese wenigen Worte genügten, um in mir allmählich ein feines Gespür für die kleinsten, unscheinbarsten Erscheinungsformen des Lebens auszubilden.
Manchmal, wenn wir Ferien an der Ostsee machten, nahm er mich auf einen Abendspaziergang mit, und dann wusste ich schon, dass es ihm darum ging, gemeinsam zu beobachten, gemeinsam Bilder und Geräusche in uns aufzunehmen. Nie verbrachten wir diese Wochen des Jahres in überlaufenen Seebädern, stets suchten wir uns Orte aus, wo wir Landschaft und Natur für uns hatten, von wo wir mit Erinnerungen an die Schönheit der Schöpfung zurückkehrten. Wenn daheim in Frankfurt ein Schneeregen niederging, konnte es auch geschehen, dass mein Vater sagte: »Junge, binde dir deinen Schal fest um, halte den Mund geschlossen und lass uns, ohne zu reden, durch den Regen wandern.« Und dieser Schneeregen kam mir, an der Seite meines kräftig ausschreitenden Vaters, wie etwas Wunderbares vor, weil ich nun das Erlebnis der Schöpfung auch in ihrer Wildheit und ihrem Ungestüm mit ihm teilte. Naturerlebnisse verbinden, wenn man es zur Offenheit und Empfänglichkeit für ihre geheime Botschaft gebracht hat, es kann dadurch eine vertiefte menschliche Gemeinschaft entstehen, und später, mit vierzehn, fünfzehn Jahren, wiederholte sich diese Erfahrung für mich auf den gemeinsamen Wanderungen mit Freunden durch die märkische Wald- und Seenlandschaft.
Es wäre mir bei diesen Ausflügen in der freien Natur niemals in den Sinn gekommen, ein Blatt abzureißen, einen Ast abzubrechen oder mit einem Stein nach einem Frosch zu werfen, denn die Einweisung meines Vaters in die Natur war gleichzeitig eine Einweisung in die Ehrfurcht. Wenn das Wort Einheit vonseiten meines Vaters auch nicht fiel, so war es doch das Erlebnis der Einheit mit allem Lebendigen, der Verbundenheit mit allen übrigen Geschöpfen, das mir damals in meiner Kindheit widerfuhr. Behutsam von meinem Vater an die Quelle des Lebens herangeführt, erging es mir wie den Psalmdichtern, zu denen Gott selbst durch seine Schöpfung sprach. Die Stille, zu der mich mein Vater immer wieder ermahnte, war die Voraussetzung dafür. Es ging ihm eben nicht nur darum, meinen Blick auf etwas Bestimmtes zu lenken, es ging ihm vor allem darum, meine Ohren zu öffnen, mich zum Hören zu verleiten und zum Hinhören auf das, was die Natur über die Größe und Güte Gottes erzählt. Und so, in der atemlosen Stille, lernte ich die Ehrfurcht kennen.
Man glaube allerdings nicht, die Ehrfurcht würde sich in der Natur ohne weiteres einstellen, gleichsam automatisch. Das Band der Liebe zur Schöpfung wird nicht von selbst geknüpft, das entsteht nur unter der weisen Anleitung eines Lehrers. Denn es gibt auch eine kindliche Grausamkeit, die in ihrer Experimentierlust keine Regung des Mitleids kennt und mit kalter Neugier ungerührt zerreißt, zerpflückt, zerstört. Ehrfurcht ist etwas, das man erlernen muss, und ein Kind braucht eine Anleitung zur Ehrfurcht. Es ist auf einen Erwachsenen angewiesen, der ihm die Augen öffnet und den Samen der Ehrfurcht in den Grund seiner Seele legt, wozu es einer starken Persönlichkeit bedarf. Mein Vater war eine solche Persönlichkeit.
Ja, es stimmt, die Natur war beinahe etwas Heiliges für ihn. Was aber nicht bedeutet, dass mein Vater sentimental gewesen wäre. In keiner Weise. Wir hatten Tiere zu Hause, hatten Kaninchen im Stall, Tauben im Schlag, hatten Hühner, und gelegentlich musste ich beim Schlachten helfen. Aufgrund einer Kriegsverletzung fehlte meinem Vater der rechte Unterarm, es stand ihm also nur die linke Hand zur Verfügung, und wenn ein Huhn geschlachtet werden sollte, war es an mir, das widerspenstige Tier festzuhalten, während mein Vater es betäubte, bevor er ihm die Halsschlagader aufschnitt. Im Übrigen darf man sich auch meine eigene Naturverbundenheit nicht allzu romantisch-schwärmerisch vorstellen. Ich stand mit der Tierwelt nicht in jedem Fall auf gutem Fuß. Um nur ein Beispiel zu nennen: Als Kind war ich ein begeisterter Wattläufer. Ich liebte die Landschaft der Nordsee mit ihrem Wechsel von Ebbe und Flut und ließ mich bei meinen Ausflügen ins Watt vorsichtshalber von einem friesischen Fischer begleiten. Ich werde nie vergessen, wie ich einmal vor mir im klaren Wasser eines Priels im letzten Moment einen Krebs entdeckte – und erschrocken mit einem Riesensatz darüber hinwegsprang. Woraufhin sich mein Fischer über die ängstliche Landratte halbtot gelacht hat.
Mit meiner Naturverbundenheit hatte es allerdings auch eine ganz praktische, ganz alltägliche Bewandtnis. Ich brauchte daheim nur vor die Tür zu treten und stand in einem Gartenreich von ungeheurer Ausdehnung. Meine Familie betrieb nämlich auf einem 170 Hektar großen Gelände am südwestlichen Stadtrand von Frankfurt eine Großgärtnerei mit Baumschule und Samenzucht, und ich wuchs buchstäblich in einem Meer von Blumen, Sträuchern und Stauden auf. Mein Vater war mithin prädestiniert für seine Rolle als Lehrer, der Augen, Ohren und Herzen öffnet, umso mehr, als diese Gärtnerei nach der Weltanschauung Rudolf Steiners rein biologisch-dynamisch bewirtschaftet wurde, was damals noch eine Seltenheit war. Nicht, dass sich mein Vater als Anthroposoph im engeren Sinne verstanden hätte. Doch Rudolf Steiners Ideen kamen ihm in seiner Naturliebe entgegen, und auch wenn der Verzicht auf Kunstdünger und sonstige Chemikalien nicht nur Vorteile mit sich brachte, schnitt für ihn die natürliche Anbauweise im Wertevergleich letztendlich besser ab. Jedermann in meiner Umgebung betrachtete also die Natur als ein ganz hohes, ungemein wertvolles Gut; von daher konnte es wohl nicht ausbleiben, dass diese Vorstellung mein Leben und Denken schon vom Ansatz her prägte.
Und deshalb war es für mich auch unerheblich, dass mein Vater in der Verwaltung unserer Gärtnerei arbeitete und so gesehen eigentlich ein Büromensch war. Wir hatten ja obendrein noch unseren eigenen kleinen Garten, dem er sich mit Freude in seiner Freizeit widmete. Oft schaute ich ihm zu und half ihm zuweilen, wobei meine beiden Hände ihm seinen rechten Arm ersetzten. Auch dort, in diesem Garten, habe ich dankbar die Erfahrung großer Harmonie gemacht, sowohl im Hinblick auf die Natur als auch im Hinblick auf meinen Vater.
Später, als Mönch, habe ich etliche Reisen unternommen, längere Reisen, die mich schließlich sogar bis nach Japan führten. Ich habe Landschaften gesehen, deren Schönheit mich in tiefster Seele angerührt hat. Die finnischen Wälder und Seen waren für mich ein Traum. Und die Felsenküste der Bretagne, diese wilde Landschaft im Wechselspiel mit der Weite des bewegten Meers, gehört zu meinen Lieblingsorten auf dieser Welt. Vielleicht wäre ich für die Schönheit der Natur nicht in diesem Maße empfänglich, wenn mein Sinn für das Transzendente, oder auch nur das Hintergründige, bei mir nicht so früh geweckt worden wäre. Doch letztlich war alles, was ich diesem helfenden, verstehenden Vater verdanke, für mein Leben von unermesslichem Wert. Er ermöglichte uns ein glückliches Leben, ohne uns alles durchgehen zu lassen. Auch mich, den Bücherwurm, schonte er nicht, auch mich nahm er ran, auch ich musste meine Tüchtigkeit unter Beweis stellen, und dann hieß es: »Junge, stell dich nicht an, halt fest, ich schlage jetzt zu!« – und den Hammer in seiner einzigen, der linken Hand schwingend, traf er den Nagel.
Meinen Übertritt zum Katholizismus hat mein Vater nicht mehr erlebt. Er starb ein Jahr nach Kriegsende in einem sowjetischen Konzentrationslager, bevor bei mir Neugier und Neigung zum Entschluss gereift waren. Viele Jahre später, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, besuchte ich zum ersten Mal seine Grabstätte südlich von Berlin. Das Wetter war unfreundlich an diesem Morgen, es regnete, und ich fröstelte. Doch kaum näherte ich mich dem Kiefernwäldchen, das man mir bezeichnet hatte, riss der graue Himmel mit einem Mal auf, die Sonne brach durch, und im Glanz eines herrlichen Tags lag vor mir die Lichtung mit dem Massengrab. Ich ließ mich auf einer Bank nieder. Und die Schönheit des Ortes, an dem die Gegenwart meines Vaters für mich deutlich zu spüren war, rührte mich zu Tränen.
2. KAPITEL
Heilige dieses Wasser!
Es sind die Flüsse, die mich mehr als alles andere in der Natur faszinieren. Gründe dafür gibt es genug, und einer davon ist, dass Flüsse mich mein ganzes Leben lang begleitet haben. Ich bin sozusagen ein Vier-Flüsse-Mensch.
An der Oder, keine halbe Stunde Fußweg von ihren herrlichen Uferauenwäldern aus Eichen entfernt, bin ich aufgewachsen; in ihren Fluten habe ich schwimmen gelernt, ihrer sanften Strömung habe ich mich in einem Ruderkahn überlassen, auf ihren überschwemmten Uferwiesen bin ich im Winter Schlittschuh gelaufen. Als Achtzehnjähriger tauschte ich mein Leben an der Oder gegen die Nachbarschaft der Elbe ein – gezwungenermaßen, denn nach Hamburg hatte es mich auf der Flucht vor der sowjetischen Armee verschlagen. Später floss der Main in Sichtweite vorüber, als ich auf der Jesuiten-Hochschule Sankt Georgen bei Frankfurt katholische Theologie studierte, und seit nunmehr fünfundfünfzig Jahren habe ich als Mönch der Benediktinerabtei Niederaltaich die Donau praktisch vor meiner Haustür. An einem Ort ohne Gewässer würde ich nicht leben wollen. Es muss nicht unbedingt ein Fluss sein, das Meer oder ein See täten es wohl auch. Aber mit Flüssen verbindet mich doch das meiste.
Denn Flüsse sind eigenartige, einzigartige Naturphänomene. Durch Ursprung und Ziel, Anfang und Ende sind sie dem menschlichen Leben eng verwandt. Als würden sie einen Lebensweg zurücklegen, durchströmen sie unterschiedliche Landschaften, ändern sie ihren Charakter, beweisen sie Temperament, brausen auf, ziehen sich erschöpft zurück, suchen und bahnen sich ihren Weg, werden am Ende träge und verlieren sich zu guter Letzt in der Unendlichkeit der Meere. Nichts in der Natur eignet sich besser zum Sinnbild des Lebens – der Vergänglichkeit des Lebens genauso wie des immerwährenden Lebens. Ihr beständiges Strömen vermittelt uns ein Gefühl der Dauer, auch der fortwährenden Erneuerung, auch der Kraft und der Fülle, vor allem aber der Freiheit, und deshalb wünschen wir einem Fluss nicht, dass er aufgehalten und zum Stillstand gebracht wird, dass er gefesselt und in eine Zwangsjacke gesteckt wird. Wir wünschen es ihm nicht, weil wir es uns als Menschen selbst nicht wünschen.
Flüsse laden zur Identifikation ein, und wahrscheinlich vermag kein anderes Landschaftselement, kein noch so majestätischer Berg, kein Wald und kein See ein ähnlich starkes Heimatgefühl zu stiften. Wer an einem Fluss lebt, entwickelt eine enge, beinahe freundschaftliche Beziehung zu ihm. Vom Strömen der Flüsse geht eine Faszination aus, die sich sogar in der Sprache niederschlägt. Denn überall, wo der Fluss als Bild Eingang in unsere Sprache gefunden hat, kommen angenehme Lebenserfahrungen zum Ausdruck, da reden wir vom Gelingen. Was fließt, empfinden wir als Wohltat, den Gedankenfluss genauso wie die überströmende Herzlichkeit und einen flüssigen Rede- oder Schreibstil – so wie wir umgekehrt darunter leiden, wenn sich etwas in uns anstaut oder aufstaut, wenn wir eine Blockade haben oder eine Sache ins Stocken gerät. Wir wünschen uns dann nichts sehnlicher, als dass alles wieder in Fluss kommt. Gewiss, wir kennen auch die Angst, weggeschwemmt oder überflutet zu werden. Alles Fließende entzieht sich der totalen Kontrolle; vielen ist das nicht geheuer, und als Erwachsener muss man erst wieder lernen, das Strömen zuzulassen. Denn zum Wesen des Strömenden gehört die Entgrenzung – eine Ursehnsucht des Menschen auf der einen Seite, eine bedrohliche Vorstellung auf der anderen. Man muss nur einmal dicht ans strömende Wasser treten und länger hineinschauen, dann spürt man es. Dann fühlt man sich mit einem Mal geheimnisvoll im eigenen Inneren angesprochen, so als würde der Fluss einem zuflüstern: »Komm mit. Lass dich los. Lass dich ein auf eine Reise ins Grenzenlose, Unendliche.« Da geht vom Wasser plötzlich ein starker, für manchen unheimlicher, für manchen beängstigender Sog aus. Da wird eine tiefe Sehnsucht angesprochen. Wer allerdings seine Furcht überwindet, der wird feststellen, dass das Erlebnis der Grenzenlosigkeit eine große Rolle für ein erfülltes Leben spielt.
Gedanken dieser Art können einem beim Anblick der gleichmäßig dahinströmenden Donau kommen, auf Spaziergängen durch die Uferauen bei Niederalteich, wie ich sie früher gern gemacht habe, als ich noch besser zu Fuß war – man ist ja vom Kloster aus in wenigen Minuten am Fluss. In freien Stunden bin ich dann meist zur Fähre hinuntergegangen und ein stückweit stromaufwärts gelaufen, gelegentlich habe ich auch den etliche Kilometer langen Weg zur großen Donauschleife bei Mülham nicht gescheut. Die baumbestandene Uferlandschaft der Donau ist unerschöpflich reich an beschaulichen Orten; man ist dort ganz für sich. Viele Male habe ich einfach still am Ufer gestanden und meine Sorgen ins Wasser geworfen, oder ich habe mich durch den strömenden Fluss auf Ruhe und innere Sammlung einstimmen lassen und gebetet. Zu meinen Lieblingsorten an der Donau aber zählt die Mülhamer Schleife, wo eine Gaststätte direkt am Wasser steht und sich dem Blick die vollkommene Rundung des Flusslaufs darbietet. Es ist die letzte große Schleife, die der Mensch der bayerischen Donau gelassen hat.
Nichts stört die Schönheit dieses Bildes, wenn ich in dem herrlichen Biergarten über dem Hochufer dort sitze. Als Benediktiner empfinde ich das vielleicht besonders wohltuend, denn gerade wir Benediktiner haben immer einen ausgesprochenen Sinn für Schönheit besessen und bewiesen. Mein Orden hat mit seinen Bauten niemals Landschaftsbilder zerstört, sondern seine Klöster wunderbar organisch in jede Landschaft eingefügt. Man betrachte nur einmal die Abtei Niederaltaich oder auch andere Donauklöster aus einiger Distanz – stets bilden sie zusammen mit der umgebenden Natur ein harmonisches, ein aufeinander abgestimmtes Ganzes. Mit anderen Worten: Schönheit war und ist für uns kein Nebenaspekt einer Sache, im Gegenteil. Sie erschöpft sich nicht im Ästhetischen oder Gefälligen, sie bedeutet Unversehrtheit, sie schließt Würde ein, sie verweist auf etwas Größeres und Höheres und führt uns auf den Weg zum dankbaren Lobpreis Gottes. Ich finde daher, dass der Mensch einen Anspruch auf Schönheit hat und aus demselben Grunde auch das Recht besitzt, für die Erhaltung der Schönheit einzutreten – insbesondere dann, wenn es sich um die Schönheit einer Landschaft handelt. Denn die Naturschönheit ist ein Geschenk; wir haben sie nicht uns selbst zu verdanken, sie hat sich ganz ohne unser Zutun gebildet, und als Geschenk sollten wir sie auch behandeln. Als ein geschenktes Glück, für das wir im Deutschen sogar ein eigenes Wort kennen. Wir nennen es Glückseligkeit.
Von den vier Flüssen meines Lebens ist mir die Donau jedenfalls am meisten ans Herz gewachsen – kein Wunder nach einer so langen Zeit harmonischer Koexistenz, kein Wunder auch angesichts der Rolle, die dieser Fluss im Verlauf einer fast tausenddreihundertjährigen Klostergeschichte für die Mönche von Niederaltaich gespielt hat. Viel gäbe es da zu erzählen; ich befürchte nur, dass unter den Berichterstattern der Vergangenheit mancher Mönch zu finden sein dürfte, der schlechter auf die Donau zu sprechen wäre als ich. Denn die Beziehung zwischen Fluss und Kloster gestaltete sich über lange Zeit alles andere als freundschaftlich.
Seit der Gründung von Niederaltaich um das Jahr 740 herum bedrohte die Donau nämlich mit unschöner Regelmäßigkeit Kirche und Abtei. Damals floss der Fluss nördlich am Kloster vorbei, in unmittelbarer Nähe, und zur Zeit der Frühjahrsüberschwemmungen soll es immer wieder vorgekommen sein, dass man mit Booten zwischen den Kirchenpfeilern herumfahren konnte. Die Messe wurde unter diesen Umständen von Gerüsten aus gefeiert. Erst im 14. Jahrhundert gelang es einem gewissen Abt Peter, die Donau in ein neues, entfernteres Bett im Süden der Abtei zu leiten. Seither leben wir hier vom Donauhochwasser weitgehend unbehelligt, und zu meiner Zeit war die kitzligste Frage, die sich hinsichtlich der Donau stellte: Kann man sie mit einem Lkw befahren? Ja, diese Frage stellte sich wirklich, denn in früheren Jahren fror die Donau im Winter oftmals zu, da erlebten wir nicht selten Kältegrade bis 30 Grad unter null, und die Fahrer der Lastwagen, die das Bier aus unserer Klosterbrauerei ins niederbayerische Umland brachten, scheuten den Umweg über die nächstgelegene Donaubrücke bei Deggendorf. Sie nahmen lieber den direkten Weg, gleich hier, über die zugefrorene Donau. Und meines Wissens hat die Eisdecke auch immer gehalten.
Kurzum: Für die Mönche von Niederaltaich ist die Donau seit alters ein fester Bestandteil ihres Lebens. Und was mich betrifft, zieht dieser Fluss sich wie ein leises und gleichzeitig kraftvolles Leitmotiv durch den größten Teil meines Lebens. Ich war daher zutiefst beunruhigt, als im Jahr 1994 die Absicht der bayerischen Landesregierung ruchbar wurde, die Donau auf unserem Teilstück auszubauen – mit anderen Worten: ihr Flussbett noch radikaler zu begradigen und den Strom durch Staustufen in ein stehendes Gewässer zu verwandeln. Das Schicksal von Flüssen bewegt mich grundsätzlich; jetzt also sollte die Donau zu einem Kanal für große Schiffe hergerichtet werden. Der Gedanke, dieser Fluss könne eines Tages zu fließen aufhören, ließ mir keine Ruhe mehr. Ich will etwas ausholen, damit man meine wachsende Besorgnis versteht.
Soweit sie bayerisches Gebiet durchfließt, ist die Donau schon längst kein richtiger Fluss mehr. Die größten Eingriffe wurden in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts vorgenommen, als man allein zwischen Regensburg und Straubing drei große Staustufen anlegte, um die Kraft des Stroms in elektrische Energie umzusetzen. Auf weiten Strecken ist es also bereits so weit: Der Lauf der Donau stellt eine Abfolge von Stauseen dar, und ihre Uferlandschaften haben viel von ihrem früheren Liebreiz verloren. Bei uns jedoch, zwischen Straubing im Nordwesten und Vilshofen im Südosten, strömt die Donau noch auf einer Länge von siebzig Kilometern ungehindert durch die Ebene des Gäubodens zu Füßen des Bayerischen Waldes. Wir genießen noch das Glück eines lebendigen Flusses, dessen Wasserstand je nach Wetter und Jahreszeit schwankt, der mal das Deichvorland überflutet und Wiesen und Auwälder unter Wasser setzt, mal sich weit in sein Bett zurückzieht und Kiesbänke, ja ganze Kiesinseln freilegt. Und dieser lebendige Fluss durchfließt eine Landschaft, in der vielfältiges Leben herrscht, von stillen, schwer zugänglichen Altwassern durchzogen und reich an Auwäldern, die weithin sich selbst überlassen Inseln wilder, ursprünglicher Vegetation bilden. Allein auf diesen siebzig Kilometern ist der Strom Lebensraum für mehr als fünfzig verschiedene Fischarten, für Frösche, Schnecken und Muscheln, bieten die Wiesen und Wälder an seinen Ufern einer Vielzahl von Vögeln eine Heimat, darunter dem farbenprächtigen Eisvogel, dem Graureiher, dem Blaukehlchen und dem Pirol. Hier kann man wirklich von paradiesischen Zuständen sprechen. Oder von einer Sensation.
Und damit sollte es nach den Plänen der Landesregierung vorbei sein. Auf Drängen von Schifffahrts- und Bauunternehmern sollte die Donau zwischen Garching und Vilshofen für große Binnenschiffe ertüchtigt werden, das heißt: begradigt, gestaut und vertieft. Auch von der Mülhamer Schleife wäre lediglich ein toter Altwasserarm geblieben, und unser Flussabschnitt hätte sich als Ganzes in eine seelenlosen Schifffahrtsrinne verwandelt, mit allen Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt der Uferauen. Abgesehen von meiner Sorge um die Natur, empfand ich diese Pläne als einen Angriff auf das Sinnbild des Lebens. Diesem Angriff wollte ich etwas entgegensetzen. Die Zeit drängte. Aber was sollte ich tun? Was konnte ich tun?
Die Donau segnen!, schoss es mir durch den Kopf, als ich in der Silvesternacht des Jahres 1994 auf der Kanzel unserer Basilika stand. Die fließende Donau segnen! Es war eine momentane Eingebung, die ich während der Predigt hatte, und im nächsten Moment schon kam es mir über die Lippen: »Ich lade Sie alle ein zu einer feierlichen Segnung der Donau. Damit uns der lebendige Strom erhalten bleibe …« Als Tag der Segnung nannte ich den 6. Januar. Das wiederum war wohlüberlegt. Nach katholischer Tradition verknüpfen wir mit diesem Tag die Erinnerung an die Heiligen Drei Könige, mir aber drängte sich eine andere Gedankenverbindung auf. Ich dachte daran, dass die Ostkirche am 6. Januar mit einem großen Fest der Taufe Jesu Christi im Jordan gedenkt, und mir lag in diesem Augenblick daran, die Symbolkraft des Jordans ins Spiel zu bringen, ging es doch auch in unserem Fall um Rettung.
Die Segnung selbst ist ja ebenfalls ein byzantinischer Brauch. Und ein wunderbarer Brauch, wie ich finde, denn sie kehrt die Beziehung aller Erscheinungsformen des Lebens untereinander heraus, das Verwobensein und Aufeinander-angewiesen-Sein aller Geschöpfe, der Schöpfung insgesamt. Jede Segnung ruft uns ins Bewusstsein, dass im letzten Grunde alles heilig ist, weil alles aus der Hand Gottes kommt, sie läuft mithin auf eine Re-Sakralisierung der Welt hinaus, sie umkleidet auch das Gewohnte und Altvertraute mit einem Schutzmantel aus Heiligkeit, und diese Vorstellung ist in der Orthodoxie sehr lebendig. Durch einen Segen kann man dem Vergessen und der Abstumpfung entgegenwirken. Das Leben erhält dadurch eine größere Tiefe, es weitet sich und wächst in eine andere Dimension hinein.
In diesem Licht betrachtet, verwundert es nicht, dass die Ostkirche unendliche viele Arten der feierlichen Segnung kennt; da wird Seen, Meeren und Flüssen der Segen gespendet, auch Weinbergen und Feldern oder einem Pflug, mit dem man die Fruchtbarkeit des Ackers weckt. Einmal habe ich in Griechenland der Segnung des Meeres beigewohnt und miterlebt, wie ein großes Holzkreuz von einem Priester in die Wellen geworfen wurde – woraufhin sogleich Jungen in Badehosen losgestürzt waren und sich einen Spaß daraus gemacht hatten, dem treibenden Kreuz um die Wette hinterherzuschwimmen. Daran erinnerte ich mich nun, in dieser Form wollte auch ich vorgehen, wobei nur zu berücksichtigen war, dass am 6. Januar in Niederalteich kein Junge bereitstehen würde, um das Kreuz aus dem Wasser zu fischen.
Und so stand ich am vereinbarten Tag zu abendlicher Stunde am Ufer der Donau mit einem Holzkreuz in der Hand, den evangelischen Pfarrer des Nachbarorts Hengersberg an meiner Seite. Es hatte mich keine Überredungskünste gekostet, ihn für meinen Plan zu gewinnen, und ich war glücklich, ihn jetzt dabeizuhaben. Denn von der eigentlichen Segnung abgesehen, schwebte mir eine Demonstration der Verbundenheit aller Christen vor – und was hätte unsere Einheit in der Liebe zur Schöpfung augenfälliger machen können als dieses Bild der Eintracht: ein benediktinscher Abt und ein protestantischer Pfarrer, die gemeinsam ein uraltes byzantinisches Ritual vollziehen? Ich wollte aber nicht bloß Christen aller Bekenntnisse ansprechen, mir lag genauso daran, eine möglichst große Zahl von Gleichgesinnten dort am Donauufer zu versammeln, also auch Menschen, die für eine innerkirchliche Veranstaltung nicht zu begeistern gewesen wären, und genau das hatte ich offenbar erreicht: Jenseits der Kerzen, die einen Kreis um uns bildeten, drängte sich die Menge der Teilnehmer im Dämmerlicht dieses Winterabends, viele von ihnen ebenfalls mit Kerzen in den Händen und alle vermutlich voll gespannter Erwartung, denn wer wusste schon, was bevorstand? Ich selbst hatte ja nie zuvor einen Fluss gesegnet.
Es wurde ein stilles und feierliches Ereignis. Die Donausegnung hat sich seither alljährlich wiederholt, immer am gleichen Tag, immer nach demselben Vorbild, aber jetzt wandte ich mich zum ersten Mal an alle, die sich auf dieser Wiese am Donauufer eingefunden hatten. Ich rief den dreieinigen Gott an und erklärte mit wenigen Worten, was wir mit dieser Segnung zum Ausdruck bringen wollten. Ich erinnerte einfach daran, dass uns aufgetragen sei, die Schöpfung dankbar zu behüten und zu bewahren, ich forderte meine Zuhörer auf, sich selbst stets aufs Neue als Teil dieser Schöpfung zu begreifen, damit jeder seiner Verantwortung für sie gerecht würde. Dann las ich aus dem Matthäusevangelium jene Stelle vor, die von der Taufe Jesu Christi durch Johannes den Täufer im Jordan handelt. Schließlich flehte ich im Gebet den Geist Gottes auf die fließende Donau herab, wobei ich mich an den überlieferten Wortlaut des byzantinischen Rituals hielt, der in der Bitte gipfelt: »Ja, Du selbst, o Gebieter, heilige dieses Wasser durch deinen Heiligen Geist.« Und danach war es so weit, danach trat ich ans Wasser, warf ein mit Efeuranken umwickeltes Holzkreuz dreimal in den dunklen Fluss, ließ es ein stückweit treiben – und zog es dreimal an einer Schnur wieder heraus.
Dann kehrten wir dem Fluss den Rücken. In einer langen Prozession zog die ganze Versammlung unter dem Läuten der Glocken zur Basilika, und alle sangen, alle hatten die alte feierliche Litanei zum Fest der Gotteserscheinung auf den Lippen, mit der die Ostkirche jenen Augenblick der Taufe Jesu in Erinnerung ruft, in dem sich seine Göttlichkeit offenbarte. Ich legte Wert darauf, die Segnung mit einem Wortgottesdienst in unserer Basilika zu beschließen, weil die Kirche uns das Sinnbild des Flusses deutet, hielt also noch eine kurze Predigt, und die erste Donausegnung lag hinter mir.
Sie war ein großer Erfolg. Nicht nur, weil sie in der Bevölkerung einen solchen Widerhall fand, dass die Segnung zur festen Einrichtung wurde, mit der Zeit immer mehr Menschen dazustießen, unsere Basilika mittlerweile am Abend des 6. Januars brechend voll ist und das Ganze längst den Charakter eines fröhlichen Volksfestes angenommen hat, mit Tausenden von Teilnehmern. Es freute mich besonders, dass die evangelische Gemeinde von Hengersberg die Segnung ebenfalls zu ihrer Sache gemacht hatte. Heute ist es eine Pfarrerin, die mit mir zusammen die Segnung vollzieht, und wenn wir beide da an der Donau stehen, erlebe ich unser Zusammenwirken in dieser Stunde als etwas ganz Wesentliches und Bedeutsames, nämlich als das Erwachen einer neuen freieren Religiosität. In diesem Geist, denke ich, könnten Christen aller Bekenntnisse zu einer Gemeinschaft finden und wieder zu einer Kraft in der Welt werden. Wer je dabei gewesen ist, dürfte denselben Eindruck gewonnen haben.