Das Verlangen nach
RACHE
Wenn die Vernunft der Vergeltung erliegt!
Zufälle und Konsequenzen - Jenny Prinz
Sündige Rache - Lisa Cohen
Tessas Rache - Tamy Moore
Ein völlig verrückter Tag - Andy Richter
Wie du mir, so ich dir! - Marie Sonnenfeld
Verhängnisvolle Aufnahmen - Jenny Prinz
Alles Gute zum Hochzeitstag! - Kristel Kane
Auge um Auge … - Lisa Cohen
Carolines Rache - Juliane Koch
Rache ist süß! - Marie Sonnenfeld
Kleine Rache - Felicia
Lustvolle Rache - Jenny Prinz
Bittersüße Erinnerung - Dave Vandenberg
Der Nachbar - Linda Nichols
Herrliche Befriedigung - Jenny Prinz
Gewagt gerächt! - Lisa Cohen
Der Denkzettel - Anna Bell
Das falsche Opfer - Carsten Wohlmuth
Das Spiel - Felicia
Daniela - Dave Vandenberg
Kira blieb fast das Herz stehen, als sie Kai erkannte. Ausgerechnet! Schnell riss sie sich zusammen, versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Mit einem Lächeln trat sie auf ihre Kollegin zu, die sie in diesem Augenblick bemerkte.
„Kira! Schön, dass du gekommen bist. Das hier ist Kai, mein Zukünftiger. Kai – das ist Kira, meine neue Kollegin. Die anderen sitzen irgendwo da hinten …“ Sie deutete nach links.
Kira spürte, wie aufgedreht Carmen war, sie sprach viel zu schnell; an einem solchen Tag war es aber wohl verständlich. Kira nickte nur kurz in Kais Richtung, bevor sie sich wieder Carmen zuwandte. Sie sah an seinem Gesichtsausdruck, dass auch er völlig verwirrt war, sie hier zu sehen. Hätte sie das vorher gewusst, wäre sie gar nicht gekommen …
Kai war vor drei Jahren noch ihr Verlobter gewesen. Sie hatte ihn so sehr geliebt … und dann hatte er sie betrogen. Noch während sie die Hochzeit plante, war er mit ihrer besten Freundin ins Bett gesprungen. Als sie es durch einen dummen Zufall rausbekam, hatte sie zwei Menschen auf einmal verloren. Die Hochzeit wurde abgesagt, Kira vergrub sich in Arbeit. Seitdem hatte sie ein paar kurze Affären gehabt, der Richtige war aber nie dabei gewesen. Und nun das hier!
Sie arbeitete erst seit einem Monat für das große Reisebüro, in dem auch Carmen tätig war. Sie verstand sich mit allen gut, ihr gefiel das Betriebsklima. Carmen war eigentlich noch am wenigsten ihr Fall, doch für eine harmonische Zusammenarbeit reichte es allemal. Und sie hatte sich ehrlich gefreut, als auch sie zusammen mit allen anderen Kolleginnen zu Carmens Polterabend eingeladen wurde – obwohl ihr Hochzeiten seit damals eigentlich zuwider waren.
Nun ja, aber das war nicht Carmens Schuld und sie hatte beschlossen, sich wenigstens für zwei Stunden sehen zu lassen. Alles andere wäre unhöflich gewesen. Und nun … nun war es Kai, der in zwei Tagen heiraten sollte. Ihr Kai. Kai, das größte Schwein auf diesem Erdboden! Kira spürte, wie die alte Wut, die sie überwunden geglaubt hatte, wieder hochkochte. Nein, sie war immer noch nicht mit ihm durch. Das, was er ihr damals angetan hatte, war das Schlimmste, was sie je erlebt hatte. Sie hatte sogar schon ihr Brautkleid gekauft …
Kira überlegte. Zwischen Kai und ihrer damaligen besten Freundin hatte es nicht besonders lange gehalten. Das hatte sie noch mitbekommen. Danach war er umgezogen. Wenn sie jedoch den Schwärmereien ihrer Arbeitskollegin glauben konnte, waren sie und Kai seit zwei Jahren zusammen und so glücklich wie am ersten Tag. Kira beobachtete den Mann aus den Augenwinkeln, während sie so tat, als würde sie sich nach den anderen aus dem Reisebüro umsehen, den Einzigen, die sie auf der Feier hier kannte.
Er sah gut aus. Sie hasste es, sich das einzugestehen, aber Kai wirkte eigentlich recht zufrieden – abgesehen von dem Schock, den ihr Auftauchen ihm wohl gerade verpasst hatte. Seine dunklen Haare hatten ein paar graue Sprenkel bekommen, er wirkte irgendwie seriöser dadurch … Hör auf! Kira bemerkte mit Entsetzen, dass sie ihn noch immer anziehend fand. Fast wie von selbst schlichen sich die Erinnerungen in ihren Kopf, Erinnerungen an den Sex mit Kai, der immer so unglaublich schön war. Und nun war es Carmen, die seinen Körper spüren durfte. Carmen würde bald die Hochzeitsnacht erleben, die sie sich mit Kai so oft ausgemalt hatte. Sie wollten eine Luxussuite in einem Hotel mieten, sich dort mit Champagner und Rosenblättern im Badewasser verwöhnen lassen. Kira schob diesen Gedanken rasch beiseite und begrüßte stattdessen ihre Kolleginnen, die ihren Gruß mit lauten, ausgelassenen Rufen erwiderten.
Eigentlich war der Abend schön. Es waren unglaublich viele Gäste da, die Musik war prima, es gab ein leckeres deftiges Essen mit Kassler Braten, Krautsalat und Bratkartoffeln. Eigentlich liebte Kira solche Hausmannskost, wenn sie von einem Metzger geliefert wurde, doch inzwischen war ihr der Appetit vergangen. Immer wieder glitten ihre Augen zum Brautpaar, das gemeinsam von Tisch zu Tisch ging, lachte, scherzte und ständig verliebte Blicke tauschte. Nur um ihren Tisch machte Kai einen Bogen, das entging ihr nicht.
Einerseits konnte sie es ihm kaum verdenken – andererseits brannte sie darauf, mit ihm zu sprechen. Es verletzte sie zusätzlich, dass er sie ignorierte. Ob er mit Carmen wirklich so glücklich war? Warum hatte er sie damals betrogen? Torschlusspanik? Oder hatte er ihr seine Liebe nur vorgespielt? Kira hing ihren Gedanken nach, als Svenja ihr plötzlich einen Ellbogen in die Rippen stieß.
„Ey, Träumerle, hast du das gehört? Carmen erzählt gerade, dass Kai für die Hochzeitsnacht eine Suite gemietet hat. Das ist doch mal was, oder? Ganz edel mit Champagner … hach, ich will auch einen Mann, der mich auf Händen trägt!“ Svenja sagte das mit einem Lächeln; jeder wusste, dass sie es ironisch meinte, denn ihre Ehe schien sehr glücklich zu sein. Auch ohne Champagner.
Für Kira war diese Information jedenfalls der Tropfen, der ihr Fass zum Überlaufen brachte. Hektisch entschuldigte sie sich und stand auf. Die Blicke der anderen Frauen folgten ihr verwundert. Dieser Mistkerl! Kira stürzte aus dem Saal, auf der Suche nach Kai …
Als sie ihn fand, trat er gerade aus der Herrentoilette, die im Untergeschoss lag. Zum Glück waren sie in dem Augenblick allein, denn Kira rutschte die Hand aus. Klatsch!
„Du mieses Stück“, zischte sie. Kai starrte sie erschrocken an; es war deutlich zu sehen, dass er diese Begegnung lieber vermieden hätte.
„Kira …“ Sie gab sich Mühe, ihre Beherrschung wiederzufinden, atmete ein paar Mal tief ein und aus, während sie ihrem Exverlobten ins Gesicht sah. Ins verdammt attraktive Gesicht, wie sie erneut bemerkte. Und plötzlich wusste sie, was sie tun würde …
„Tut mir leid!“, sagte sie mit einem Anflug von Zerknirschung. „Ich hab nur gerade erfahren … ach, ist ja auch egal.“ Sie wandte sich ab, gespielt traurig. „Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft.“
Kai war so erleichtert darüber, dass die erwartete Riesenszene ausblieb, dass auch er einen versöhnlichen Ton anschlug.
„Kein Problem, ich kann mir denken, dass das für dich nicht so leicht ist. Wenn ich das gewusst hätte …“ Was dann?, fragte Kira sich in Gedanken und fügte im Stillen hinzu: Dann hätte es dich auch nicht interessiert, wie damals.
Laut sagte sie jedoch: „Ist ja nicht deine Schuld. Ich war nur so perplex, dich zu sehen, und ich bin halt … na ja, eifersüchtig? Bei uns war es damals so schnell zu Ende.“ Sie lächelte schüchtern zu ihm hoch. „Ist nicht so einfach, dich jetzt neben einer anderen Frau zu sehen; das war es damals schon nicht.“ Sie spürte, dass es klappte. Kai war geschmeichelt. Ob ihre Freundin ihn damals auch so einfach geangelt hatte?
Er hob die Hand, legte sie auf ihren Arm.
„Ja, ist blöd gelaufen, Kira. Es tut mir auch leid.“
Innerlich schrie sie auf. Es tat ihm auch leid? Ihr tat überhaupt nichts leid … Er war doch fremdgegangen, hatte sie nach Strich und Faden betrogen. Es war ja nicht so, dass da irgendetwas einfach so schief gelaufen war – hoppla, dumm gelaufen. Sie ließ sich ihre Gedanken nicht anmerken, als sie mit weicher Stimme erwiderte: „Bist du denn jetzt glücklich? Ist Carmen die Richtige?“
Er zögerte kurz. Wahrscheinlich war ihm das Thema zu heiß, er wollte keinen erneuten Wutausbruch ihrerseits riskieren.
„Ich denke oft an uns, weißt du … vor allem an unsere Nächte …“
Kira wurde offensiver. Er sollte jetzt auf keinen Fall das Gespräch beenden. Als sie sein Minenspiel beobachtete, sah sie, dass sie die richtigen Knöpfe drückte. Der Sex mit ihm war wirklich einzigartig gewesen. Nur leider hatte sie ihm damals nicht gereicht. Kai mochte Abwechslung. Und Kai liebte es ab und zu spontan und hart, das hatte sie noch gut in Erinnerung. Ob Carmen das wohl auch wusste?
„Weißt du noch, bei der Silberhochzeit deiner Eltern? Wir wären fast erwischt worden.“ Sie kicherte.
Kais Blicke glitten über ihren Körper, doch Kira tat so, als würde sie es nicht merken. Sie war jedoch sehr froh, sich heute Abend für den kurzen schwarzen Rock und die hohen Stiefel entschieden zu haben. Eigentlich war es mehr eine praktische Überlegung gewesen, da die Stiefel keine sonderlich hohen Absätze hatten und an sich recht bequem waren. – Sie hatte in diesem Outfit aber auch Beine bis zum Himmel und wenn ein Mann bei kurzen Röcken durchdrehte, dann war es Kai.
Gedankenverloren trat sie einen Schritt näher.
„Es war nie mehr so wie bei uns beiden, Kai.“
Sie sah, wie er sich einen Ruck gab.
„Kira“, sagte er heiser. „Ich werde in zwei Tagen heiraten … Ich liebe Carmen, aber ich hab dich nie vergessen, weißt du? Der Sex mit dir war so grandios …“
Mistkerl! Du hast den Sex mit mir nie vergessen, aber den Rest … Irgendetwas in ihr zerriss. Sie spürte die Wut wie Feuer durch ihre Adern lodern.
Doch mit einem letzten Rest Selbstbeherrschung legte sie die Arme um seinen Hals, stellte sich auf die Zehenspitzen. So verführerisch wie möglich fragte sie:
„Noch ein letztes Mal, Sweety?“ So hatte sie ihn damals oft im Scherz genannt – es war ihr fast automatisch herausgerutscht. Kai gab ein leises Seufzen von sich, bevor er sie in seine Arme zog und küsste.
Kira spürte seine weiche Zunge, die sich einen Weg in ihren Mund bahnte. Sie wurde von ihm fast von den Füßen gehoben, so eng drückte er sie an sich. In seiner Hose wölbte sich etwas, er bekam eine Erektion.
Kira löste sich atemlos von ihm, sah sich um.
„Dort?“ Sie deutete auf eine Tür. Kai nickte und zog sie mit sich; sie hatten Glück, die Klinke ließ sich herunterdrücken, der kleine Abstellraum war nicht verschlossen. Sie machten Licht, sahen sich kurz um … Kaum hatte Kira ihm wieder den Kopf zugewandt, küsste er sie erneut. Hungrig, rücksichtslos. Und wider Willen wurde sie von einer Welle der Lust erfasst, die sie ewig nicht mehr gespürt hatte …
Kais Hände schienen überall zu sein. Er schob ihren Rock hoch, knetete ihren Po. Kira stöhnte leise in seinem Mund auf, als seine Finger den Weg zwischen ihre Schenkel fanden und sie durch den dünnen Stoff von Slip und Strumpfhose liebkosten. Als sie nach seinem Gürtel griff, fühlte sie, dass seine Erektion schon fast die Hose sprengte. Schnell und hart, wie er es liebt, dachte sie noch, bevor sie zielsicher in seinen Slip fasste und den immer noch so vertrauten Penis aus seinem Gefängnis befreite. Und es war nicht nur er, der diese Situation genoss. Kiras gesamter Unterleib schien in Flammen zu stehen, Nässe verteilte sich zwischen ihren samtigen Schamlippen. Sie wollte ihn, sofort. Und als hätte er ihre Gedanken gelesen, schob er sie gegen den Tisch in ihrem Rücken, drehte sie herum und zog ihr Slip und Strümpfe herunter.
„Du bist so geil!“, keuchte er, als er Kira eine Hand auf den Rücken legte und sie auf den Beistelltisch drückte, der wohl an diesem Abend nicht benötigt wurde. Kira gehorchte wortlos, stellte sich auf die Zehenspitzen, drückte ihm ihre Kehrseite entgegen. Ihr Rock lag wie ein breiter Gürtel um ihre Taille, ihr Slip, der auf Kniehöhe hing, fesselte ihre Beine. Sie war heiß, sie brannte …
Kai gab ihr etwas, das sie noch bei keinem anderen bekommen hatte. Er kannte die richtigen Knöpfe. Kira sehnte sich danach, von ihm völlig in Besitz genommen zu werden. An nichts anderes dachte sie in diesem Augenblick.
Sie fühlte seine Hände auf ihren Hüften, als er seine Eichel an ihren Eingang presste. Kira hielt den Atem an – nur kurz hatte Kai ihre Nässe getestet, mit seiner seidigen Spitze durch ihren Kelch gestrichen. Dann war er mit einem Ruck in sie eingedrungen. Beide stöhnten auf.
„Das hab ich so vermisst“, hörte Kira sich selbst sagen und sie wusste, dass es die Wahrheit war. Sie hatte es vermisst. Als Kai anfing, sich gleichmäßig und schnell in ihr zu bewegen, hörte sie auf zu denken.
Er tauchte tief in sie, so tief, wie nur möglich. Ihre Körper klatschten gegeneinander. Kira hielt sich an der Kante des Tisches fest, versuchte sich ihrerseits gegen ihn zu pressen. Die Reibung in ihrem Inneren katapultierte sie in ungeahnte Höhen der Erregung. Kais Hoden schlugen gegen ihre hart hervorstehende Klit, reizten sie zusätzlich. Kira keuchte. Es fühlte sich so gut an, so richtig …
Kai traf exakt den Punkt in ihrem Schoß, der sie zum Glühen brachte. Sie legte ihre Stirn auf ihren Unterarm, versuchte die Laute zu unterdrücken, die fast automatisch aus ihrem Mund kamen. Sie konnte hier nicht das ganze Untergeschoss zusammenschreien …
„Oh ja, oh jaaa … das ist guuuut, Süße, so geil!“ Kai klang so vertraut. Wie durch einen Nebel nahm Kira seine Worte wahr, es war beinahe wie eine Zeitreise; es war wirklich die Abstellkammer bei der Silberhochzeit seiner Eltern. Kira ließ sich fallen. Und sie spürte bereits den Höhepunkt, auf den sie unausweichlich zusteuerte.
Als sie kam, schien die Welt zu beben. Funken tanzten vor ihren Augen, das Feuer in ihrem Schoß breitete sich rasend schnell durch ihren gesamten Körper aus. Sie zitterte, wimmerte. So heftig war sie lange nicht mehr gekommen. Und während Kai noch ein letztes Mal das Tempo steigerte, bevor auch er von seinem Orgasmus übermannt wurde, kam Kira schon wieder zu sich und spürte ganz bewusst, wie ihr Ex sich an sie presste und sich keuchend in ihr entlud.
Tränen liefen aus Kiras Augen, als sie sich wieder anzog und notdürftig zurechtmachte. Aber sie fühlte sich so frei wie noch nie. Das war es also gewesen, das letzte Mal. Ein letztes Mal Kai, bevor sie ihn endlich loslassen konnte – und sich auf die Suche machen würde nach einem Mann, der sie wirklich verdiente.
Kai sah beunruhigt die dunkle Spur, die das Make-up über ihre Wangen zog.
„Alles okay, Süße?“ Er versuchte, sie in den Arm zu nehmen, doch Kira wehrte ab.
„Alles prima, ich bin nur etwas mitgenommen.“
Er grinste. „Das war auch wirklich … wow! Also echt, so ein Zufall, dass ausgerechnet wir uns noch mal wiedersehen. Das hier würde mit Carmen nie gehen …“
In der Sekunde, in der er es ausgesprochen hatte, spürte er, dass es wohl nicht so klug gewesen war, das Thema auf seine Braut zu bringen.
Doch Kira lächelte, auch wenn sie das, was sie gleich tun würde, möglicherweise ihren Job kosten konnte.
„Kai, ich glaube, darüber brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Ich denke, ich gehe einfach zu ihr und erzähl ihr mal ein bisschen über dich. Deine Vorstellungen von Treue und so … und vielleicht auch über Abstellräume …“
Genüsslich sah Kira die Panik in Kais Augen auftauchen. Es tat ihr zwar schon ein wenig leid, ihre Kollegin durch die gleiche Hölle zu schicken, die sie selbst so gut kannte, doch letztendlich zählte nur eins.
„Wir wollen doch beide nicht, dass Carmen unglücklich wird, oder? Und so einen treulosen Idioten wie dich hat sie weiß Gott nicht verdient …“
Mein Mann fing an mich zu vernachlässigen. Erst kaum merklich, dann immer spürbarer. Ich versuchte den Grund dafür herauszubekommen. Geschickt und indirekt. Nicht zu auffällig. Mein Mann mag keine intensiveren Beziehungsgespräche. Sobald er das Gefühl hatte, ich triebe ihn diesbezüglich in die Enge, stellte er sich blind und taub und ich bekam nichts mehr aus ihm heraus. Doch ich wusste es mit dem typisch weiblichen siebten Sinn, dass etwas nicht stimmte. Und je länger ich wusste, dass etwas nicht stimmte, umso mehr musste ich davon ausgehen, dass er mich betrog.
Jürgen schien eine dieser fast schon alltäglichen Affären zu haben, die im Laufe einer langen Ehe oder Beziehung wohl scheinbar jeder Mann mindestens einmal genießt.
Ich brauchte auch nicht lange zu überlegen, wer meinem Gatten die eheliche sexuelle Langeweile ein wenig aufpeppte. Es konnte nur jemand aus seiner Firma sein. Und von den Frauen aus seinem Büro konnte es eigentlich nur Isabell sein.
Isabell war eine der Layouterinnen, noch nicht seit allzu langer Zeit in seiner Abteilung. Ich war ihr nur einmal begegnet und hatte sofort die Gefahr gewittert, die von ihr ausging. Sie war genau das Gegenteil von mir und ich wusste, wie sehr Jürgen manchmal das Gegenteil von dem reizte, was er hatte oder haben konnte.
Isabells Kurven waren sehr weiblich. Ich bin eindeutig der sportlichere Typ. Sie hatte lange, schwarz gefärbte Locken, dunkelbraune Augen und einen viel zu hellrot lackierten Mund. Sie war ganz bestimmt nicht als hübsch zu bezeichnen. Das sicherlich nicht. Aber sie wirkte auf eine beunruhigende Art anziehend. Sie sah aus wie eine Frau, die im Bett alles mitmachte und die alles mit sich machen ließ. Ihre fast vulgäre Ausstrahlung zog bestimmte Männer sicherlich an. Und mein eigener Mann war einer von diesen Männern …
Ich fing an ihn zu beschatten und hatte schon bald ausreichende Beweise dafür, dass er Überstunden machte. Mit ihr. Mit Isabell. Und diese Überstunden hatten überhaupt nichts mit der Arbeit im Büro zu tun.
Als ich genug Beweise zusammengesammelt hatte und sicher war, dass mein Mann mich mit einer Arbeitskollegin betrog, überlegte ich, was ich nun mit diesem Wissen anfangen konnte. Ihn zur Rede zu stellen hielt ich für zwecklos. Ich würde ihn nur unnötig damit warnen und er würde, so wie ich ihn einschätzte, nichts zugeben. Aber auch gar nichts. Meine Eifersucht, meine Traurigkeit, meine Enttäuschung und meine Verletzbarkeit hielten sich in Grenzen. Wut hatte ich, ja. Die hatte sich in meinem Bauch gesammelt. Und Rachegefühle entwickelten sich mehr und mehr, durchdrangen meine Gedanken bei Tag und bei Nacht. Ich betrachtete meinen Mann, wenn er selig neben mir lag und vermutlich süß von der kurvenreichen Isabell träumte, und schwor Rache. Bittersüße und gnadenlose Rache. Mir musste nur noch einfallen, wie diese Rache aussehen sollte …
Es vergingen einige Wochen und der Zufall kam mir zu Hilfe, als ich plötzlich wusste, was ich tun würde. Einer von Jürgens Freunden wollte heiraten. Und drei Tage vorher einen dieser typischen Junggesellenabschiede feiern. Sie würden abends ein wenig um die Häuser ziehen und was trinken, wie Jürgen erklärte. Das sollte alles sein. Ich bekam über die zukünftige Frau seines Freundes einen Wink, wo der baldige Gatte wohl abends hingehen würde. Mich lud sie zu einem typischen letzten freien Abend der Braut ein und ich versprach, ich würde versuchen, dabei zu sein. Doch ich hatte längst etwas anderes im Sinn …
Die Männer wollten in eine Striptease-Bar gehen. Und ich hatte einen ziemlich brisanten Plan, was sie dort erwarten sollte. Ich brauchte für die erfolgreiche Durchführung etwas Glück, einiges an Geld und ganz viel Mut. Die Hochzeit würde in knapp zwei Monaten sein. Ich hatte also etwas Zeit, meinen Kopf und meinen Körper auf diesen Abend vorzubereiten.
Seit Jahren schon ging ich regelmäßig ins Fitnessstudio. Ich hatte es immer geliebt und gebraucht, meinen Körper in Form zu halten. So blieb ich schlank und durchtrainiert. Doch ich wollte noch ein paar Muskeln an ganz bestimmten Stellen ansetzen. Eisern trainierte ich täglich. Jürgen war viel zu beschäftigt, um von meinem sportlichen Ehrgeiz etwas mitzubekommen. Er schlief einfach neben mir ein. Wir hatten keinen Sex mehr, obwohl ich mich danach sehnte, angefasst zu werden. Aber ich hielt durch. Die täglichen Blicke in den Spiegel spornten mich an. Ich sah gut aus. Richtig gut! Ich konnte mich unbedenklich nackt zeigen.
Natürlich wurde ich unglaublich nervös bei dem Gedanken an das, was ich vorhatte. Aber auch aufgeregt. Je näher der Abend rückte, umso geiler wurde ich. Es hatte mich einiges an Überredungskünsten gekostet, ein paar kleine „Kostproben“ und etwas „Schmiergeld“, um von dem Besitzer der Strip-Bar eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen. Letztendlich hatte ihn überzeugt, dass ich bereits als Studentin auf diese Art etwas nebenbei verdient hatte, und die ganze, recht ausgefallene Idee hatte ihm gefallen. Wie weit ich auf der Bühne gehen würde, wusste ich noch nicht. Das musste ich spontan entscheiden.
Ich bekam von den anderen Frauen, die dort arbeiteten, eine ziemlich gewagte Garderobe zusammengestellt. Auch sie waren angetan von meinem Vorhaben und entschlossen, mich dabei zu unterstützen. Und dann war es so weit und der Vorhang hob sich für mich. Ich schritt so selbstbewusst wie in diesem Moment möglich auf die kleine Bühne vor das erwartungsvolle Publikum, das fast ausschließlich aus Männern bestand. Und in der zweiten Reihe, an einem Tisch zusammen mit seinen Freunden, saß mein Mann. Er sah ziemlich gut aus, wirkte entspannt und freute sich auf die sexuelle Unterhaltung, zu der er eingeladen worden war. Ich hatte es schon als Studentin geschafft, meine Gedanken auszuschalten, mich nur auf das, was ich zu tun hatte, zu konzentrieren. Aber das hier war natürlich etwas anderes. Es würde eine echte Herausforderung für mich werden. Was mich durch den Abend brachte, war einzig und allein mit dem Wort Rache zu beschreiben.
Ich trug eine Maske, die mein Gesicht vollständig verhüllte. Meine Haare hatte ich unter einer rotblonden Perücke versteckt. Ich studierte das Gesicht meines Mannes, als ich den seidenen Mantel langsam öffnete, um meine Sexgarderobe zu enthüllen. Er klappte seinen Mund auf und vorerst nicht wieder zu. Das dunkelrote transparente Dessous war anziehend anrüchig und weckte Männerfantasien. Ich hatte es nicht verlernt, mich ansprechend zu bewegen. Lasziv ließ ich den Mantel fallen und fing an, meinen Körper durch den Stoff hindurch zu streicheln. Ich wand mich um die silberne Stange herum, die auf der Mitte der Bühne befestigt war, drehte meinen Oberkörper vor und zurück, presste meine Brüste an die Stange und öffnete Knopf für Knopf mein Oberteil.
Meine Hände griffen nach meinen sich aufrichtenden Knospen. Ich spreizte meine Schenkel, wand sie um das Eisen herum, ging in die Knie, hockte mich mit geöffneten Beinen vor die Zuschauer, damit sie es alle sehen konnten. Ich zog aufreizend langsam an dem langen Band und entblößte so Stück für Stück meine Scham, die ich sorgfältig rasiert hatte. Mein Mann hatte sich aufgerichtet. Er starrte mir in den Schritt. Ich wand mich unter seinem Blick. Ließ meine Fingerspitzen über meinen Bauchnabel gleiten, dann weiter nach unten, um wie spielerisch nach meiner Klitoris zu greifen. Ließ sie wieder los und schloss meine Beine für einen Moment. Dann robbte ich mich wieder um die Stange herum.
Pfiffe wurden laut. Mein Mann ließ mich keinen Moment aus den Augen. Ich spürte, wie ich geil wurde. Nicht nur ein bisschen. Sondern durch und durch. Ich presste mich an das kühle Material des Pfostens und ließ meinen Oberkörper zurückfallen. Mit einer Hand griff ich nach meinen Brüsten. Knetete sie, ließ sie vor- und zurückschaukeln. Ich bewegte mich langsam in eine Art Trance hinein. Der Strip erregte mich wahnsinnig. Ich fühlte meinen straffen Körper, meine harten Nippel, meine wippenden Brüste, meine angespannte Bauchdecke und endlich die Feuchtigkeit meiner Lust, die sich in der Mitte meines Unterleibes sammelte und langsam über meine Finger floss.
Ein kurzer Blick zu meinem Mann zeigte mir, dass er mich ganz eigentümlich anstarrte. Er durchbohrte mich fast mit seinen Augen. Hatte er mich schon erkannt? Wohl noch nicht. Er zweifelte sicherlich und konnte bestimmt nicht begreifen, was er da meinte zu sehen. Und er konnte es sicherlich schon gar nicht glauben …
Meine Vorführung war gut und ich wurde mit jeder Bewegung besser. Ich hörte vereinzelten Applaus, aufmunternde Zurufe und wusste, was ich in den Jahren meiner Ehe vermisst hatte. Je mehr ich mich wand und drehte, mich berührte und meine eigene Lust spürte, umso mehr begeisterte ich die Zuschauer und nicht zuletzt mich selbst.
Ich rieb meinen Schoß an der Stange, glitt daran rauf und runter. Immer schneller. Fühlte eine Hitze meinen Unterleib durchfluten, die ich lange nicht so intensiv gespürt hatte. Ich presste mich so fest an die Stange, dass es fast schmerzte. Dann ließ ich mich zu Boden gleiten und robbte nach vorn.
Jürgen beobachtete mich mit starrem Blick. Ich war so überwältigt von meiner eigenen Geilheit, dass ich den Mann, der auf die Bühne kam, erst spürte, als zwei starke Hände nach meinem Hinterteil griffen. Ich drehte mich um und sah in das lüsterne Gesicht eines wahren Adonis. Sein Glied war nur noch durch einen Lendenschurz bedeckt, der sich vorne kräftig wölbte. Sein Oberkörper war nackt. Dann zog er an der ledernen Schnur an seiner Hüfte. Der Lendenschurz fiel herab und ich sah das wohl größte Geschlechtsteil meines Lebens.
Der Manager der Strip-Bar hatte etwas von einer Live-Show angedeutet. Ich hatte es bewusst überhört, denn ich hatte nicht gewusst, wie ich reagieren würde. Ob ich mich das trauen konnte. Ich hatte so etwas noch nie gemacht. Aber nun war ich schon viel zu geil, um zu denken und zu entscheiden. Ich ließ mich treiben von meiner Lust und schloss die Augen, als er in mich eindrang. Ein Ruck ging durch meinen Körper. Mein Atem wurde hörbar. Schweiß floss binnen Sekunden über meine Brüste. Ich warf den Kopf in den Nacken und schrie vor Lust, als sich das Glied tiefer und tiefer in mich schob.
Ich vermied jeden Blick nach vorn. Meinem Mann hätte ich jetzt nicht in die Augen sehen können, selbst wenn er mich noch nicht erkannt hatte.
Die Stöße wurden härter. Das Publikum johlte. Ich brannte vor Gier nach weiteren Stößen, überrascht über meinen Mut, mich so öffentlich nehmen zu lassen. Was war bloß in mich gefahren? Ich schämte mich mit einem Mal, wollte aufhören mit dieser Show. Ich war zu weit gegangen. Es war ein Fehler gewesen. Doch ich konnte nicht anders, ich ließ mich weiter von den unerbittlichen Stößen in die Ekstase treiben. Mein Körper regierte über meinen Verstand. Meine Geilheit war größer als alles andere.
Männerhände griffen nach meinen Brüsten. Kneteten sie wild und schonungslos, zerrten an meinen Nippeln, während der glühende Stamm in meinem Unterleib sich unaufhaltsamen seinen Weg durch meine Lust bahnte …
Ich weiß nicht mehr, wie ich von der Bühne kam. Hörte nur von Weitem die Reaktion des Publikums. Mein Mann starrte mich an. Sein Gesicht war leichenblass. Ich hatte das Gefühl, er hatte aufgehört zu atmen. Er musste mich erkannt haben. Meine Rache war erfolgreich gewesen.
Nach der Show hatte ich mich umgezogen und war noch zu dem Frauenabend geeilt. Dort hatte ich endlich was trinken können und das nicht nur, um meinen Durst zu löschen. Trotzdem dauerte es lange, bis ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Mit zittrigen Knien fuhr ich nach Hause. Mein Mann lag im Bett und sah mich an, ohne ein Wort zu sagen. Angespannt blieb ich im Türrahmen stehen. Und wusste nicht, was ich tun sollte.
„Ich hatte vergessen, wie geil du nackt aussiehst …“
Ich hielt den Atem an.
„Zieh dich aus!“ Seine Stimme verriet, wie aufgewühlt er war. Ich ließ meine Sachen zu Boden fallen.
„Komm her!“ Fast konnte ich es nicht glauben, dass ich schon wieder geil wurde. Dieses Mal auf ihn, meinen eigenen Mann. Er schob die Bettdecke zur Seite. Sein Glied reckte sich mir entgegen. Ich setzte mich darauf und ritt es bis zur Erschöpfung.
„Wir sind quitt …“, war das Letzte, was ich von meinem Mann hörte, bevor ich einschlief.
„Schriftsteller erstellen Schriften – mehr tut Tessa Howard auch nicht!“
Schon die Headline war für Tessa eine Ohrfeige. Mit diesen gemeinen Worten hatte der widerliche Stinkbolzen Zacary Martens seine Kritik über Tessas neuestes Buch eröffnet. Und damit nicht genug.
„Der brandneue Roman ‘Rosen im Dezember’ von Tessa Howard wurde uns als erotisches Feuerwerk angekündigt“, höhnte Martens in seinem Traktat. „Stattdessen hat uns die Autorin eine 500 Gramm schwere Schlaftablette vorgelegt, die nicht mal einen Berufskomiker gegen Gage zum Lachen bringen könnte. Von wegen Erotik! Nach dieser mühseligen Lektüre bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Schreiberin von Erotik und Sex so viel versteht wie eine Kuh vom Fliegen …“
Die böse Spottkanonade ging noch weiter, aber Tessa ersparte es sich, den Artikel bis zum bitteren Ende zu lesen. Mit einer wütenden Bewegung knüllte sie die Zeitungsseite zusammen und warf sie quer durchs Wohnzimmer.
Zac Martens!