Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 38
Vorstoß nach Arkon
Sie hatten ein freundliches Willkommen erwartet – aber sie wurden behandelt wie Bettler ...
von KURT MAHR
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Die Geschichte der Dritten Macht in Stichworten:
1971 – Die Rakete STARDUST erreicht den Mond, und Perry Rhodan entdeckt den gestrandeten Forschungskreuzer der Arkoniden.
1972 – Aufbau der Dritten Macht gegen den vereinten Widerstand der irdischen Großmächte und Abwehr außerirdischer Invasionsversuche.
1975 – Die Dritte Macht greift erstmals in das galaktische Geschehen ein. Perry Rhodan stößt im Wega-Sektor auf die Topsider und versucht das »galaktische Rätsel« zu lösen.
1976 – Perry Rhodan erreicht mit der STARDUST II den Planeten Wanderer und erlangt zusammen mit Bully die relative Unsterblichkeit – aber er verliert mehr als vier Jahre.
1980 – Perry Rhodans Rückkehr zur Erde und Kampf um die Venus.
1981 – Der Overhead greift an, und die Dritte Macht besteht ihre bisher schwerste Bewährungsprobe.
1982/83 – Die »galaktischen Händler« wollen die Erde in eine Kolonialwelt verwandeln – aber Perry Rhodan dreht den Spieß um und nimmt den Händlern einen wichtigen Stützpunkt ab.
Inzwischen schreibt man auf der Erde das Jahr 1984, und die GANYMED wird für den VORSTOSS NACH ARKON vorbereitet ...
Perry Rhodan – Er meint, man könne nicht in einem gestohlenen Anzug den ehemaligen Besitzer dieses Anzuges besuchen.
Reginald Bull – Perry Rhodans bester Freund und Vertrauter.
Crest und Thora – Nach dreizehn Jahren sehen sie die Heimat wieder.
Tako Kakuta – Er beschädigt ein Blumenbeet.
Novaal – Ein Lebewesen des Planeten Naat.
Sergh – Der arkonidische Administrator auf Naat.
Ghorn – Serghs Stellvertreter.
»Sie ist ein Albtraum von einem Schiff«, sagte Reginald Bull andächtig, und die Kampfeslust, mit der seine kurzen, roten Haarborsten zu Berge standen, bildete einen erheiternden Gegensatz zu der Ergriffenheit, mit der er am Rumpf der schlanken, hohen Rakete hinaufschaute.
GANYMED – neuester Schiffsriese der Dritten Macht. Schlank nur für den, der von unten her an der Rakete hinaufsah, weil ihm so die Perspektive verlorenging. In Wirklichkeit eine Riesenwalze von achthundertvierzig Metern Höhe und zweihundert Metern Durchmesser. Auf vier Tragbeinen stehend, die aus den mächtigen Heckflossen ragten; in den Boden gerammt wie ein Koloss, dem niemand zutraute, dass er sich jemals von seiner Stelle würde rühren können.
Perry Rhodan nickte ein wenig nachdenklich.
»Wenn man sie nicht mit der STARDUST vergleicht«, fügte er hinzu.
Aber die STARDUST stand zehn Kilometer entfernt, und ihr gewaltiger Kugelleib zeichnete einen verhältnismäßig unscheinbaren Kreis gegen den violetten Himmel des späten Abend.
»Wir fliegen also nach Arkon«, begann Reginald ein neues Thema, ohne den Blick von GANYMED zu wenden. »Mit diesem Schiff!«
»Mit diesem Schiff«, bestätigte Rhodan.
»Warum nicht mit der STARDUST?«
»Weil die STARDUST ein arkonidischer Schiffstyp ist. Wenn ich Mister Thompson, den ich zuvor nie gesehen habe, einen Besuch mache, dann komme ich nicht in einem Anzug, der früher einmal Mister Thompson gehörte, und sage: Ich weiß, dass das eigentlich Ihr Anzug ist, aber da ich ihn nicht Ihnen, sondern einem Dritten abgenommen habe, darf ich ihn ja wohl behalfen. – Nicht wahr, das widerspräche den Regeln der Diplomatie?«
Bulls Blick sank an der GANYMED herunter bis auf den Boden.
»Und ob!«, gab er mit Betonung zu. »Also schön: Wir fliegen mit der GANYMED nach Arkon. Wir landen dort und sagen: Wir kommen von der Erde, hier haben wir euch gleich zwei eurer verunglückten Leute mitgebracht. Nun helft uns, dass die Erde nicht in die Hände der Springer gerät. Ja?«
Rhodan lachte.
»Ich wollte, ich wüsste, wie es vor sich gehen wird. Wenn alles unkompliziert genug ist, werde ich mich an deinen Vorschlag erinnern.«
*
Der Start wurde auf den 10. Mai 1984 festgesetzt.
Thora und Crest, die beiden Arkoniden, waren die ersten, die ihre neuen Wohnräume an Bord des Riesenschiffes GANYMED bezogen. Es sah aus, als wollten sie durch ihren frühzeitigen Umzug das Schicksal bannen und verhindern, dass der Starttermin noch einmal verschoben werde.
Das war eine neue Thora, wie Perry Rhodan sie in diesen Tagen zu sehen bekam. Übersprühend vor Temperament, mit den leuchtenden, roten Augen ihrer Rasse, schön wie eine fremde Göttin.
Die Widerspenstigkeit, die in den vergangenen dreizehn Jahren der prägnanteste Zug ihres Charakters gewesen war, hatte Rhodan darüber hinweggetäuscht, dass er die Arkonidin liebte. Jetzt aber wurde es ihm mit drängender Deutlichkeit bewusst.
Die Leitung der rein technischen Vorbereitungen lag in Reginald Bulls Händen. Bull besorgte sie mit dem unermüdlichen Eifer des Mannes, der das nächste, das große Abenteuer nicht schnell genug erleben kann.
Bull besorgte den Umbau eines der beiden Fiktivtransmitter – der gewichtigsten Waffe – aus der STARDUST in die GANYMED. Er überzeugte sich davon, dass der Strukturkompensator, ein Gerät, das sich schon an Bord befand, als die GANYMED von den Springern erbeutet wurde, wirklich hielt, was er versprach: Durch ein Schirmfeld absorbierte er die Erschütterungen des Raum-Zeit-Gefüges, die die Transition des Schiffes verursachte. Niemand würde die GANYMED anhand der Strukturerschütterungen orten können, solange sich der Kompensator in Betrieb befand.
Bull besorgte die Einschleusung der 27 dreisitzigen Zerstörer in den frisch aufgesetzten Bug des Riesenschiffes und die Verladung der beiden Fernaufklärer vom Typ Gazelle, flacher, diskusförmiger Boote mit ellipsoidem Querschnitt, dreißig Meter lang und achtzehn Meter breit.
Oberst Freyt, nominell Kommandant der GANYMED, überwachte die Einschleusung der tausend Mann Besatzung und sorgte dafür, dass jedermann sich zurechtfand und wusste, wo sein Posten war.
Die Vorbereitungen zum Start nahmen eine Woche in Anspruch. Angesichts der Größe und Gewichtigkeit des Unternehmens war das eine knappe Zeit. Aber Rhodan war gezwungen, einen Kompromiss zu schließen zwischen der zur Eile treibenden Bedrohung der Erde durch die Händlerrasse der Springer und der Umsicht, mit der der Verantwortliche eine Unternehmung wie diese vorbereiten sollte.
Der Starttermin wurde eingehalten. Trotz der Kürze der Vorbereitungszeit ergab eine allgemeine Funktionskontrolle fünf Stunden vor dem Start, dass alles an Bord des Schiffes in Ordnung und einsatzbereit war.
*
Arkon lag inmitten des Kugelsternhaufens M 13, rund 34.000 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Die GANYMED war nicht in der Lage, diese gewaltige Entfernung mit einem einzigen Hypersprung zu überbrücken. Rhodan setzte insgesamt fünf Sprünge an, von denen der letzte an der Peripherie des Kugelsternhaufens enden sollte. Die ersten vier Sprünge würden unter dem Ortungsschutz des Strukturkompensators verlaufen, der fünfte nicht mehr. Niemand in Arkon sollte den Eindruck haben, ein Feind versuche sich ans Zentrum des Galaktischen Imperiums anzuschleichen. Der letzte Sprung sollte angemessen werden.
Vier Transitionen verliefen ohne Zwischenfall. Die Abstände, die einen Transitionsendpunkt vom anderen trennten, waren gleich bemessen. Jeder Sprung legte 6800 Lichtjahre zwischen GANYMED und die Erde.
Nach Erdzeit und Terrania-Länge war es 22:15 Uhr am 10. Mai 1984, als die GANYMED zur letzten Transition ansetzte. Rhodan befahl höchste Alarmbereitschaft für das Schiff.
*
Der Schmerz verebbte.
Das schrille Pfeifen der Warner riss die Leute ins Bewusstsein zurück. Ein Schrei stieg auf – niemand wusste, wer geschrien hatte. Ein Schrei der Bewunderung.
»Die Bildschirme! Seht doch!«
Der große Panoramaschirm erfasste den ganzen Raumwinkel. Dort, wohin die Längsachse des Schiffes zeigte, ballte sich gleißende Helligkeit. Ein Teppich aus Licht, in dem die einzelnen Strahlquellen nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren. Eine Wolke von Sternen, gewaltig groß und herrlicher, als je eines Menschen Auge Sterne gesehen hatte.
M 13!
Kernstück des Galaktischen Imperiums, mit Hunderttausenden von Sonnen das Herz des Imperiums schützend: Arkon.
Leer und öde wirkten dagegen die anderen Sektionen des Schirms. Die übliche Sterndichte der Galaxis verblasste und wirkte finster gegen die Helligkeit des Sternhaufens.
Minuten verstrichen. Die Menschen nahmen sich Zeit, das Wunder zu bestaunen, Sie hatten fast vergessen, weshalb sie hierhergekommen waren.
Bis ein harter Knall zwischen die Stille fuhr und aus dem Telekom eine krächzende Stimme sagte: »Da ist etwas nicht in Ordnung, Sir!«
Perry Rhodan reagierte sofort. Vergessen war das Wunder auf den Bildschirmen.
»Was ist nicht in Ordnung?«
»Die Telekomempfänger sprechen dauernd an, Sir. Wir haben, mit Verlaub zu sagen, einen ganzen Wellensalat in den Geräten.«
»Peilung?«
»Keine, Sir. Intensitätspeilung ist nicht möglich, weil die Sendungen sich überlagern. Und zur Dreieckspeilung brauchen wir einen dritten Bezugspunkt.«
Rhodan nickte.
»Beobachten Sie weiter!«, befahl er dem Funker.
Dann kamen seine Kommandos an die Schiffsführung, knapp und präzise.
»Schiff stopp! Schutzschirme volle Energie! Geschützstände bleiben besetzt!«
Die GANYMED kam zur Ruhe. In fünfzig Lichtminuten Entfernung stand fast genau in der Richtung der Schiffsachse die am weitesten aus dem Sternverband herausragende Sonne, ein roter Riese ohne Planeten.
Stille breitete sich im Kommandostand aus. Gebannt starrten die Augen auf den großen Panoramaschirm und versuchten zu erfassen, was draußen vor sich ging.
Dort draußen, in einem fremden, unheimlichen Raum.
*
»Photometer registriert schwache Lichtreflexe in Phi einhundertzweiundachtzig, Theta einundzwanzigstes Sternspektrum, aber leichte Blauverschiebung. Der Reflex nähert sich uns!«
Blicke fixierten den angegebenen Punkt. Er lag »hinter« der GANYMED, wenn die Richtung des Kugelsternhaufens als »vorne« angesehen wurde.
Die Augen fanden nichts. Augen sind keine Photometer.
Rhodan befahl der Funkstation, die ankommenden Sendungen auf einen Empfänger des Kommandostandes zu leiten. Eine Sekunde später erfüllte ein Wirrwarr von Geräuschen den weiten Raum. Vom tiefen, monotonen Brummen bis zum kaum mehr hörbaren, hysterischen Zwitschern war die ganze Skala des Lärms vertreten.
Hypersendungen, kodifiziert und gerafft. Niemand konnte sie entziffern, der den Kode nicht kannte und den Raff-Faktor nicht wusste.
Die Richtungsantenne wies nach, dass ein Teil der Sendungen aus jener Gegend kam, in der die Photometer den schwachen Reflex festgestellt hatten.
Etwas näherte sich dem Sternhaufen mit beachtlicher Geschwindigkeit.
Aber was?
Crest, der Arkonide, wurde zum Kommandostand gebeten. Aber auch ihm gelang es nicht herauszufinden, was dort draußen herumkroch.
Eine Stunde verging. Der Lichtreflex war bis auf eine Entfernung von zwanzig Lichtminuten herangekommen. Mittlerweile stand fest, dass er, wenn er seine Bewegung nicht änderte, in beachtlichem Abstand an der GANYMED vorbeigehen würde.
Rhodan atmete auf.
Der Aufmarsch galt nicht ihnen!
Da erschien in der oberen Hälfte des Bildschirmes ein Lichtblitz, nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber so grell, dass jedermanns Augen aufmerksam wurden. Von der Stelle des Blitzes aus lief ein hauchdünner, grünlicher Faden mit beachtlicher Geschwindigkeit quer über den Schirm, verschwand vor der Helligkeit der Sterne, tauchte wieder auf und löste schließlich einen zweiten Blitz aus.
Aus der Nähe des zweiten Blitzes löste sich ein zweiter Lichtfaden und eilte den Weg zurück, den der erste gekommen war. Atemlos warteten Rhodan und seine Männer auf die Detonation; aber sie kam nicht. Über Millionen Kilometer hinweg zog der Faden in den Raum und verblasste schließlich vor der Helligkeit des Sternhaufens.
»Danebengeschossen!«, knurrte Reginald Bull, und seine Bemerkung löste den Bann, der über den Männern lag.
Es gab keinen Zweifel mehr daran: die GANYMED hatte ihre fünfte Transition inmitten einer Raumschlacht beendet.
*
»Wir verhalten uns ruhig!«, ordnete Rhodan an. »Wir wissen nicht, wer sich da draußen mit wem herumschlägt. Wir sind auf jeden Fall nicht gemeint.«
Die Lage war gespenstisch. Bunte Lichtfäden huschten über die Bildschirme, grelle Detonationen leuchteten auf.
Crest war ratlos.
»Natürlich gibt es eine Menge Rassen, die mit dem arkonidischen Imperium nicht einverstanden sind«, gab er zu. »Jeder Mächtige hat Gegner, und ich habe nie verschwiegen, dass die Arkoniden in den vergangenen Jahrhunderten gegen Aufständische nicht mehr so hart durchgegriffen haben, wie es hätte sein müssen. Aber wie soll ich wissen, was dort draußen im Gange ist? Ich kann nicht einmal sagen, ob arkonidische Schiffe an der Schlacht überhaupt beteiligt sind.«
Die Ungewissheit dauerte an, und das Verlangen nach Informationen wuchs. Rhodan spürte Nervosität in sich aufsteigen und wusste, dass es seinen Männern nicht besser ging.
»Bully?«
Reginald Bulls Kopf ruckte hoch. Seine Augen leuchteten draufgängerisch.
»Ja. Soll ich ...?«
Rhodan nickte.
»Wir können hier nicht tagelang warten. Wir brauchen Informationen. Nimm die Gazelle I und versuch' herauszufinden, was da los ist!«
Mit flinken Händen bediente Bull den Telekom, informierte Leutnant Tifflor, unter dessen Kommando das Beiboot Gazelle I stand, und forderte das Boot mitsamt Besatzung in fünfzehn Minuten ausschleusbereit.
»Keine Eigenmächtigkeiten!«, warnte ihn Rhodan. »Wir wollen nur wissen, nicht schießen!«
Bull schüttelte verächtlich den Kopf.
»Keine Sorge! Ich bin der vorsichtigste Mann der Welt.«
Was die Männer im Kommandostand, die Bulls manchmal hitziges Temperament kannten, zu einem Grinsen veranlasste.
*
Die Gazelle I mit ihren zehn Mann Besatzung besaß alle Kennzeichen eines Kleinraumschiffes. Sie war mit Hypertriebwerk ausgerüstet, konnte Transitionen kleineren Umfangs durchführen und hatte mit ihren Energievorräten einen Aktionsradius von ungefähr fünfhundert Lichtjahren.
Ihre Bewaffnung war so beschaffen, dass sie alleine mit der ganzen Erde hätte erfolgreich Krieg führen können. Bull allerdings bezweifelte, dass man die Ereignisse am Rande des Kugelsternhaufens M 13 mit irdischen Maßstäben messen könne.
Die Gazelle I hatte den Riesenleib der GANYMED vor ein paar Minuten verlassen, war mit höchstzulässiger Beschleunigung auf 0,8 Lichtgeschwindigkeit gegangen und durchstieß den Raum in Richtung des schwachen Lichtreflexes, der von den Photometern der GANYMED weiterhin angezeigt wurde und sich auf den Sternhaufen zu bewegte.
Bull saß an der Seite des jungen Leutnants Tifflor. Tifflor flog das Boot, während Bull es übernommen hatte, die Peilgeräte zu beobachten und abzulesen.
Aus einer Entfernung von fünf Lichtminuten zeigte der Mikrowellenorter zum ersten Mal an. Er erfasste zunächst ein Objekt undefinierbarer Kontur und löste bei weiterer Annäherung das Objekt auf in eine Wolke von Raumschiffen, die sich mit großer Geschwindigkeit bewegten.
»Hundert Lichtsekunden Abstand!«, meldete Tifflor.
»Weiter ran!«, knurrte Bull. »Ich will sie auf den Bildschirmen sehen. Gehen Sie mit der Geschwindigkeit herunter!«
Tifflor sah ihn von der Seite her an.
»Sie werden auf uns schießen, Sir«, gab er zu bedenken.
»So, werden sie das?«, brummte er. »Haben Sie Angst davor?«
Tifflor fuhr in die Höhe, dass ihm die Gurte in die Schultern schnitten.
»Sir, ich ...«
Mit der freien Hand winkte Bull ab.
»Schon gut, entschuldigen Sie! War nicht so gemeint. Natürlich haben Sie keine Angst. Also nehmen Sie schon die Fahrt weg!«
Tifflor gehorchte.
Auf den Bildschirmen tauchten blasse Schatten auf, die Rümpfe von Schiffen, die das Licht der Sternwolke reflektierten. Bull beugte sich nach vorn.
»Mein Gott«, murmelte er, »was sind das für Fahrzeuge!«
Reginald Bull besaß infolge intensiver Schulung die ganze Fülle arkonidischen Wissens. Er kannte die Schiffstypen des Imperiums so gut wie ein Arkonide, vielleicht noch besser, weil das menschliche Gedächtnis leistungsfähiger war als das arkonidische.
Aber was er hier vor sich sah, war mehr, als er in wenigen Sekunden registrieren konnte. Der Verband umfasste nach grober Schätzung etwa dreihundert Schiffe, das größte von ihnen etwa halb so groß wie die GANYMED, das kleinste nur ein schwach leuchtender Punkt, sicherlich nicht größer als die Gazelle I.
Es gab Schiffstypen, wie sie vor tausend Jahren in der arkonidischen Galaktonautik modern gewesen waren, und andere, die Bull überhaupt nicht kannte, weil sie offenbar aus nicht arkonidischer Konstruktion stammten.
Arkoniden waren es auf keinen Fall, die die Gazelle I dort vor sich hatte.
Das Boot flog nach Tifflors kurzem Bremsmanöver nur noch 0,07 Lichtgeschwindigkeit. Es dauerte ein paar Sekunden, bis es die ganze Breite des Flottenverbandes überflogen hatte. Die Fremden operierten vorsichtig. Sie machten dem Gegner das Zielen schwer, indem sie große Lücken zwischen ihren Schiffen ließen.
Die Gazelle I wurde nicht beschossen. Tifflor atmete leise auf, als die Lichtpunkte der dreihundert Schiffe bis zum Heckbildschirm gewandert waren. Bull sah ihn an und grinste.
»Ich kann's Ihnen nicht ersparen«, meinte er, »wir müssen noch einmal durch!«
Tifflor antwortete knapp: »Jawohl, Sir!«
Und dann fing er an zu manövrieren. Innerhalb von fünf Minuten brachte er die Gazelle I auf Gegenkurs. Mit noch geringerer Geschwindigkeit als zuvor ließ er das Boot dicht über die weit auseinandergezogene Formation dahinstreichen.
Einer der Leute, die an den Wänden des Raumes in Geschütznischen saßen, schrie plötzlich auf.
»Wir bekommen Feuer, Sir!«
Eine breite, grellleuchtende Bahn zog sich über den Bildschirm. Tifflors Hand schoss nach vorn, um das Ausweichmanöver einzuleiten. Aber das Energiebündel schoss harmlos vorbei, brachte die Schutzschirme nur schwach zum Ansprechen und traf ein paar tausend Kilometer entfernt eines der fremden Schiffe voll.