cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 49

 

Die Erde stirbt

 

Das Ende einer Epoche – die Erde versinkt im Meer des Vergessens

 

von CLARK DARLTON

 

img2.jpg

 

Die Geschichte der Dritten Macht in Stichworten:

1971 – Die Rakete STARDUST erreicht den Mond, und Perry Rhodan entdeckt den gestrandeten Forschungskreuzer der Arkoniden (Band 1).

1972 – Aufbau der Dritten Macht gegen den Widerstand der irdischen Großmächte und Abwehr außerirdischer Invasionsversuche (Band 2–9).

1975 – Die Dritte Macht greift erstmals in das galaktische Geschehen ein. Perry Rhodan stößt auf die Topsider und versucht das »galaktische Rätsel« zu lösen (Band 10–18).

1976 – Die STARDUST II entdeckt den Planeten Wanderer, und Perry Rhodan erlangt die relative Unsterblichkeit (Band 19).

1980 – Perry Rhodans Rückkehr zur Erde und Kampf um die Venus (Band 20–24).

1981 – Der Overhead greift an (Band 25–27).

1982/83 – Die Springer kommen, um die Erde als potentielle Konkurrenz im galaktischen Handel auszuschalten (Band 28–37).

1984 – Perry Rhodans erster Kontakt mit Arkon und Einsatz als Bevollmächtigter des regierenden Positronengehirns im Kugelsternhaufen M 13 (Band 38–45). Springer und Aras bereiten die Vernichtung der Erde vor (Band 46–48).

Die Erde soll vernichtet werden – das liegt auch in Perry Rhodans Interesse!

Natürlich nicht die echte Erde, der Heimatplanet der Menschheit, sondern der unbewohnte dritte Planet im System der Sonne Beteigeuze, der durch die Falschprogrammierung der Bordpositronik von Topthors Schlachtschiff bei den angreifenden Springern als »Erde« gilt!

Das Schauspiel vom »Sterben der Erde« muss allerdings alle von Intelligenzwesen bewohnten Welten der Galaxis überzeugen – und ob Perry Rhodans Plan, die Existenz der Erde in Vergessenheit geraten zu lassen, bis sich die Erde zum galaktischen Machtfaktor entwickelt hat, gelingt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Topthors Existenz ist einer dieser Faktoren ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Administrator der Erde und Kommandant der TITAN.

Major Deringhouse – Kapitän des Schweren Kreuzers CENTURIO.

Al-Khor – Kommandant der topsidischen Streitkräfte im Beteigeuze-System.

Ber-Ka – Der Schuss, den sein Schiff abfeuert, leitet eine gigantische Raumschlacht ein.

Cekztel – Er will die Erde vernichten, doch seine Bombe landet im falschen Ziel.

Topthor – Das Wissen, das er besitzt, ist absolut tödlich – für ihn und andere.

Gucky – Er vereinigt drei parapsychologische Fähigkeiten in sich.

1.

 

Außerhalb des normalen Raumes – im Hyperraum – verlieren alle bei uns gültigen Naturgesetze ihre Gültigkeit. Der Begriff der Zeit geht verloren, und die Entfernungen schrumpfen zu einem lächerlichen Nichts zusammen.

Im Universum verging nur der Bruchteil einer Sekunde, als Perry Rhodan mit dem mächtigen Kugelraumer TITAN zehntausend Lichtjahre in die Milchstraße hineinsprang, weit über sein eigentliches Ziel hinaus.

Während eines Liderzuckens wurde aus der Sonne ein winziges Sternchen, das nur noch die empfindlichsten Elektronen-Teleskope in dem Gewimmel hell und schwach leuchtender Himmelskörper aufspüren konnten. Selbst Beteigeuze, der rote Riese, schien dem Erlöschen nahe. Er stand nun 9728 Lichtjahre von der TITAN entfernt in Richtung Terra.

Vor der TITAN aber lag der unendliche Raum mit seinen tausend bewohnten Systemen und seinen zehntausend Gefahren.

Perry Rhodan saß vor den Reihenbildschirmen, die durch dicke Arkonitwände hindurch den Blick ins Weltall ermöglichten. Neben ihm hockte Reginald Bull, sein bester Freund und Gefährte, strich sich den Transitionsschmerz aus dem Genick, drückte die widerspenstigen, roten Haarborsten zurück und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Lautlos glitt die TITAN weiter in das Gewimmel der Sterne hinein, aber sie kroch jetzt nur noch, knapp mit 0,9 der Lichtgeschwindigkeit. Es würde so Jahre dauern, bis das Schiff den nächsten Stern erreichte.

»Hoffentlich haben jene, die es angeht, den Krach bei der Rematerialisation gehört, Bully«, sagte Rhodan leise und nickte in Richtung der Tür zur Funkzentrale. »Wir werden es bald erfahren.«

»Überall in der Galaxis stehen die Strukturtaster. Sie orten jede Transition durch den Hyperraum. Wir haben den Strukturkompensator beim Sprung nicht eingeschaltet. Sie müssen uns also gehört haben – und zwar in dieser Sekunde, selbst zehntausend Lichtjahre entfernt.«

»Das große Rätselraten beginnt somit, mein Freund. Die galaktischen Händler werden uns für Terraner halten, womit sie nicht unrecht haben. Hoffentlich halten uns die Topsider nun auch programmgemäß für die galaktischen Händler.«

»Wir werden ihrem Glauben nachhelfen«, versprach Bully und reckte seine gedrungene Gestalt, die ihn etwas plump und schwerfällig erscheinen ließ. Aber Bully war alles andere als schwerfällig. Und das galt nicht nur in körperlicher Hinsicht. »Die Topsid-Echsen müssen ja annehmen, dass wir die Springer sind, denn uns vermuten sie ja in der entgegengesetzten Richtung. Bei den Springern ist das anders; sie kommen aus den Tiefen der Milchstraße und vermuten unsere Erde im System der Beteigeuze, wo aber die Topsider Fuß zu fassen wünschen. Da die Springer die Erde vernichten wollen, werden sie Beteigeuze angreifen und auf die Topsider treffen. Das gibt einen Kampf, bei dem wir nur zusehen müssen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen. Raffiniert eingefädelt, nicht wahr?«

»Ja, von Deringhouse und McClears, mit denen wir endlich wieder Kontakt aufnehmen sollten. Wo mögen die beiden Schweren Kreuzer jetzt stehen?«

Bully fasste die Frage als eine Art Aufforderung auf und erhob sich.

»Also gut, ich werde mal nachsehen. Funkverkehr verschlüsselt?«

»Natürlich!«, nickte Rhodan und betrachtete wieder die Bildschirme, obwohl es nichts zu sehen gab, was ihn besonders interessierte. »Position feststellen und Lagebericht verlangen. Ich komme dann selbst, um mit Deringhouse zu sprechen. Keine Bildverbindung, damit Schwarzseher keine Hinweise erhalten. Es ist gut, wenn die Erde für eine Weile in Vergessenheit gerät.«

»Dabei dreht sich eine ganze Menge um sie«, grinste Bully und durchquerte die halbrunde Zentrale, um den Funkraum daneben zu betreten. »Hallo, Martin, ausgeschlafen?«

Kadett Martin nickte heftig, ohne sich umzudrehen. Er saß vor seinen Geräten und beobachtete den Ausschlag einiger Zahlen auf farbigen Skalen. Ein ovaler Bildschirm zeigte flackernde Farbreflexe, die sinnlos über die gewölbte Fläche rasten. Etwas Vernünftiges schien sich nicht formen zu wollen. Aus einem Lautsprecher kamen knackende Geräusche.

»Sprung gut überstanden, Sir. Keine Funkimpulse bisher. Wenigstens keine, die uns angehen.«

»Senden Sie Hyperfunk-Spruch an Deringhouse, Richtung Beteigeuze. Verschlüsselt nach System H-V-dreiunddreißig. Elektronisch. Major Deringhouse soll seine Position melden und sich zur Berichterstattung bereithalten. Der Chef will selbst mit ihm sprechen. Geben Sie Bescheid, sobald Sie Verbindung erhalten.«

»In Ordnung, Sir. Wird gemacht!«

Bully sah noch einige Sekunden zu, wie der Chef-Funker vom Dienst die Anlage einschaltete und den Ruf in die elektronische Zerhackermaschine gab, von Band aufnehmen und dann senden ließ. Der Spruch würde sich solange wiederholen, bis auf der gleichen Frequenz die Antwort kam. Das konnte Stunden dauern, aber auch nur Minuten.

»Sendung läuft«, meldete Bully Rhodan und ließ sich wieder im Sitz des Co-Kommandanten nieder. »Hoffentlich peilen uns keine Springer an.«

»Geht nicht«, lächelte Rhodan. »Unter gewissen Umständen lassen sich zwar Hyperfunk-Sendungen in der Richtung bestimmen, aber nicht in der Entfernung. Sie können also lange suchen, bis sie uns finden. Getröstet, Bully?«

Der Dicke knurrte etwas Unverständliches und widmete sich mit Hingabe dem Anblick des Universums, als habe er noch nie in seinem Leben einen Stern gesehen.

Dabei hatte er mehr gesehen, als andere Sterbliche hübsche Mädchen.

 

*

 

Der Schwere Kreuzer CENTURIO, eine Kugel mit einem Durchmesser von zweihundert Metern, stand relativ unbeweglich im Raum und wartete. Dicht daneben, kaum zwei Kilometer entfernt, schwebte das Schwesterschiff TERRA, dessen Kommandant Major McClears war.

An Bord der CENTURIO weilten außer dem Telepathen John Marshall zehn weitere Mutanten, darunter auch Gucky, der Mausbiber. Die Trennung von seinem Busenfreund Bully bekam ihm recht gut, zumindest konnte er jetzt keine neuen Kraftausdrücke hinzulernen und musste sich mit denen begnügen, die er bereits kannte.

Deringhouse hatte einige Stunden geschlafen und war gerade in die Kontrollzentrale zurückgekehrt, um seinen Stellvertreter Captain Lamanche abzulösen.

»Was Neues, Cap'tn?«

Der Franzose schüttelte den Kopf.

»Nichts, Sir. Entfernung von Beteigeuze immer noch dreißig Lichtjahre. Strukturtaster hat eine Menge Transitionen in der Nähe des Systems festgestellt. Die Topsider erhalten also bereits die angekündigte Verstärkung.«

Deringhouse nickte müde.

»Gut, Lamanche. Lösen Sie mich in fünf Stunden wieder ab.«

Fünf Stunden ...

Deringhouse setzte sich nicht sofort, sondern wanderte noch eine Weile in der geräumigen Zentrale der CENTURIO auf und ab. Was war in den vergangenen Tagen nicht alles geschehen ...

Rhodans Plan, die mächtigen Feinde der Erde zu bluffen, nahm immer festere Formen an. Die Springer hatten mit Topthor einen nicht zu überbietenden Trumpf in der Hand. Der Überschwere Topthor wusste, wo die Erde zu suchen war. Wenigstens glaubte er das. Was er nicht wusste, war, dass Rhodans Mutanten schon längst die Position Terras im Navigationspositronengehirn der TOP II geändert hatten. Wenn man es heute befragte, war die Erde der dritte Planet der Riesensonne Beteigeuze.

Die Springer, so wollte es Rhodan, sollten diesen dritten Planeten angreifen und in dem Glauben, die Erde vor sich zu haben, vernichten.

Damit gewann er Zeit, das solare Heimatsystem zu stärken und auf die zweite Begegnung mit dem Robotgehirn auf Arkon vorzubereiten. Man sollte annehmen, es gäbe keine Erde und keinen Terraner Perry Rhodan mehr.

Deringhouse lächelte schwach. Ein gewagter und ein kluger Plan, der, wenn er gelang, eine ganze Menge Probleme auf einmal löste.

Der dritte Planet der Sonne Beteigeuze war eine unbewohnte Dschungelwelt, die geopfert werden musste. Der vierte Planet hingegen, die Wasserwelt Aqua, hatte sich als Überraschung erwiesen. Auf dem einzigen Kontinent, der als Insel in dem riesigen Meer schwamm, hatten die Topsider einen Stützpunkt errichtet. Die Echsen, alte Feinde Rhodans, besaßen 815 Lichtjahre von der Erde entfernt ein eigenes Sternenreich, das von einem Diktator beherrscht wurde. Und nun waren sie so nahe der Erde wieder aufgetaucht. In einem schnell gefassten Plan gaben sich Deringhouse und seine Leute als Springer aus und verrieten den aufhorchenden Topsidern, dass die Streitmacht der Überschweren, einer Spezial-Kampftruppe der Springer, auf dem Anmarsch sei, um den Stützpunkt der Topsider zu vernichten. Auch Einheiten der anderen Springer und der Aras nahmen an dem Unternehmen teil.

Die Reaktion war wie erwartet. Die Echsen forderten Verstärkung an, um den Angriff abwehren zu können. Deringhouse war entflohen und stand nun in dreißig Lichtjahren Entfernung, um den Erfolg seiner List abzuwarten.

Ein schrilles Summen drang an seine Ohren. Es kam aus der Funkzentrale nebenan. Leutnant Fisher hatte Dienst.

Das Summen bedeutete: Hyper-Funk.

Rhodan ...?

Mit einem Satz durchquerte Deringhouse den Kontrollraum und stieß die Tür zur Funkzentrale auf.

Fisher regulierte die Lautstärke und suchte den Kodeschlüssel. Dann schaltete er den Zerhacker ein und ließ den Entschlüsseler einrasten.

In der gleichen Sekunde wurden die unartikulierten Laute verständlich, die aus dem Lautsprecher drangen.

»...TURIO. Wiederhole: TITAN an CENTURIO. Melden Sie Position, Major Deringhouse. Der Chef erwartet ausführlichen Bericht. Ich wiederhole Gesamtmeldung: Hier TITAN, Position zehntausend Lichtjahre von Terra, Richtung Arkon. TITAN an CENTURIO ...«

»Melden Sie sich, Fisher!«, befahl Deringhouse. »Wer weiß, wie lange sie uns schon rufen. Oder haben Sie den Ruf sofort vernommen?«

»Keine Ahnung, Sir, wann der Richtstrahl uns traf.«

Es dauerte insgesamt zwei Minuten, dann kam Rhodans Stimme aus dem Lautsprecher. Für die Überbrückung einer fast unvorstellbar großen Entfernung benötigte sie keine Tausendstelsekunde.

»Hier Rhodan. Stehe neuntausendsiebenhundertachtundzwanzig Lichtjahre von Ihnen, Deringhouse. Transitionen kündigen Ansammlung der erwarteten Springer-Flotte an. Anzahl der Einheiten ungewiss. Was tut sich dort?«

»Letzte Funksprüche der Topsider konnten entschlüsselt werden. Der Diktator von Topsid hat starke Flottenverbände angewiesen, dem bedrohten Stützpunkt auf Aqua zu Hilfe zu eilen. Meiner Schätzung nach dürften an die fünfhundert Schiffe unterwegs sein.«

»Soviel werden die Springer auch auf die Beine stellen. Der von uns beabsichtigte Untergang des Scheinplaneten Erde wird somit unter dramatischen Begleitumständen erfolgen. Wenn die Topsider und Springer aufeinanderstoßen, wird auch von ihnen nicht viel übrigbleiben. Wir müssen dafür sorgen, dass es vorher nicht zu aufklärenden Gesprächen kommt. Springer müssen Topsider für Terraner oder deren Verbündete, Topsider die Springer für ihre ärgsten Feinde halten. Wenn wir dann gelegentlich auftauchen und uns kurz sehen lassen, wird die Täuschung vollkommen. Noch etwas, Deringhouse? Oder alles klar?«

»Nein, nur eine Frage, Sir.«

»Fragen Sie, Deringhouse.«

»Werden Sie dort bleiben, oder kommen Sie zu unserer Unterstützung hierher? Und noch etwas: Wann sollen wir nach Beteigeuze zurückkehren?«

Rhodans Antwort ließ nicht auf sich warten.

»Wir handeln gemeinsam. Sie erhalten den Einsatzbefehl in der gleichen Sekunde, in der auch die TITAN nach Beteigeuze springt. Das wird in dem Augenblick sein, in dem die Springer auf die Topsider treffen.«

»Ob drei Schiffe genügen, um beide Seiten zu täuschen?«

»Ich denke schon, wenn wir uns nicht immer an derselben Stelle aufhalten. Bis später also, Deringhouse.«

Der Major nickte dem Bildschirm zu, auf dem unter normalen Umständen Rhodans Gesicht zu sehen gewesen wäre. Dann kehrte er in die Kontrollzentrale zurück, ließ sich im Kommandantensitz nieder und grübelte vor sich hin.

Hoffentlich stimmte Rhodans Rechnung und ging auf.

Sonst ...

 

*

 

Der zweite Faktor der galaktischen Schachpartie war Al-Khor, der Kommandant der Topsider im Beteigeuze-System. Nachdem er seinen Gegner Wor-Lök ausgeschaltet hatte und mit Topsid in Verbindung getreten war, hatte sich einiges verändert. Der bisher relativ schwache Stützpunkt auf dem vierten Planeten war in aller Hast geräumt worden, um ihn im Falle eines Angriffs aus dem Raum nicht zu gefährden. Al-Khor war den Plänen Rhodans entgegengekommen, ohne es allerdings im geringsten zu ahnen. Außerdem wollte der Zufall, dass er durch seine Maßnahme die Ansicht der Springer bestärkte, in dem Dschungelplaneten die Erde vor sich zu haben.

Al-Khor hatte nämlich die Streitkräfte der Topsider auf den dritten Planeten verlegt.

Stündlich trafen neue Verstärkungen aus dem etwas mehr als fünfhundert Lichtjahre entfernten Heimatsystem Topsid ein. Deringhouse konnte die Transitionen leicht registrieren und hatte bisher über vierhundert gezählt.

Auf den Hochplateaus über den Urwäldern fraßen Energiestrahler gewaltige Höhlen in das Felsgestein. Der bisher unbewohnte Planet wurde in eine waffenstarrende Festung verwandelt. Patrouillenschiffe der Echsen kreisten in genau berechneten Bahnen um Beteigeuze III und sorgten dafür, dass den Springern keine Überraschung gelang. Andere Einheiten wurden in den flachen Urmeeren verborgen und warteten dort auf den Einsatzbefehl.

Die Topsider waren gerüstet, die habgierigen Springer gebührend zu empfangen, deren Motive sie diesmal gründlich missverstanden. Wenn sie nämlich gewusst hätten, warum die galaktischen Händler Beteigeuze angriffen und dass sie den dritten Planeten für die Erde hielten, wäre ihr Benehmen sicherlich anders gewesen.

Aber sie wussten es eben nicht.

Und so kam es, dass ohne Rhodans Dazutun aus einer unbewohnten Welt, deren galaktische Position im Speichersektor von Topthors Bordpositronengehirn als die der Erde ausgewiesen wurde, praktisch über Nacht zu einer interplanetaren Festung wurde. So etwa, wie man sich in gewissen Kreisen die Erde vorstellte.

Al-Khor ahnte nichts von seinen Handlangerdiensten.

Er war an Bord eines der letzten Schiffe, die Aqua, den Wasserplaneten, verließen. Als die blaue Welt hinter ihm versank, nickte er befriedigt dem Kommandanten des Kreuzers zu.

»Niemals werden die Springer auf die Idee kommen, dass wir an dem vierten Planeten mehr interessiert sind als an dem dritten. Und sie werden auch keine Gelegenheit erhalten, ihren Irrtum zu korrigieren. Der Diktator hat mir soeben mitgeteilt, dass eine weitere Flotte von zweihundert schweren Kriegsschiffen in dem Augenblick eingreifen wird, in dem wir den Gegner vollauf beschäftigen. Vielleicht wird nicht ein einziges Schiff der Händler der Vernichtung entgehen.«

»Ein genialer Schachzug«, lobte der Kommandant des Kreuzers. »Ihr Name, Al-Khor, wird in die Geschichte Topsids eingehen.«

Al-Khor nickte gelassen. Er sah sich schon bei der Siegesparade vor dem Diktator, der ihn als Held des Sternenreiches mit einem Orden auszeichnete.

Der Kreuzer erreichte den dritten Planeten und brachte Al-Khor zum neuen Hauptquartier der Echsen, einem ausgehöhlten Berg in der Nähe des Äquators. Die Hyperfunk-Anlage funktionierte bereits. In weniger als zwei Minuten hatte Al-Khor Verbindung mit Topsid aufgenommen. Der dortige Befehlshaber der Streitkräfte meldete sich und verlangte einen genauen Bericht. Dann versprach er: »Sie können sich darauf verlassen, Al-Khor, dass die Springer die größte Schlappe ihrer langen Geschichte einstecken werden. Der Diktator ist mit Ihren taktischen Maßnahmen sehr zufrieden. Senden Sie das verabredete Signal, sobald die Springer angreifen, und veranlassen Sie, dass wir ständig über den Verlauf der Schlacht unterrichtet werden.«

»Wir werden siegen«, sagte Al-Khor pathetisch.

Eine Weile war Schweigen, dann kam die Antwort: »Sie müssen siegen, Al-Khor!«

 

*

 

––