Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Nr. 85
Kampfschule Naator
Ihre Masken sind hervorragend – aber eine Leiche kann alles verraten!
von CLARK DARLTON
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Perry Rhodans Entdeckung des auf dem Mond gestrandeten arkonidischen Raumschiffes gab den Anstoß zur politischen Vereinigung der Menschheit und legte den Grundstein für das Solare Imperium, das Sternenreich Terras.
Dass dieses Reich – winzig klein im Vergleich zu den vielen anderen Mächten des Universums – überhaupt noch besteht und nicht im Inferno atomarer Vernichtung verging oder zur Kolonie Arkons degradiert wurde, ist den klugen Schachzügen der Terraner um Perry Rhodan beim großen galaktischen Spiel zuzuschreiben – und dem Glück, das aber auf die Dauer nur der Tüchtige hat ...
Auf dieses Glück vertrauend, entwickelte Perry Rhodan auch den kühnen Plan, mit einer terranischen Kampfgruppe zur Zentrale seines größten Widersachers, des Robotregenten von Arkon, vorzustoßen!
Bevor aber die REKRUTEN FÜR ARKON – denn als solche ließen sich ja die terranischen Spezialisten anwerben, nachdem sie sich auf dem Planeten der Zaliter etabliert hatten – auch wirklich in die Nähe des Robotgehirns gelangen können, um dort ihr Zerstörungswerk zu verrichten, erwartet sie die KAMPFSCHULE NAATOR ...
Perry Rhodan – Der Administrator des Solaren Imperiums.
Jeremy Toffner – Sein Weg hat ihn von Terra in die Katakomben von Tagnor geführt.
Roger Osega – Sein Tod kann alles verraten.
Rhog – Ein Attentäter, der seine Waffe auf den Falschen richtet.
André Noir – Der Hypno des Mutantenkorps.
Boris – Chefarzt auf Naator.
Gucky – Der Mausbiber lässt sich beim besten Willen nicht als Zaliter tarnen.
Die rote Riesensonne stand hoch am Himmel und schien auf die Wüstenlandschaft herab. Die spärlichen Sträucher warfen wenig Schatten. Nur sanft stieg der sandige Boden an, wurde allmählich felsig und ging dann jäh in den steil aufsteigenden Hang eines Gebirges über. Wenn man von Westen gegen dieses langgestreckte Gebirge sah, konnte man beim besten Willen keinen Durchbruch bemerken, und doch gab es Täler, durch die zu friedlicheren Zeiten die Handelskarawanen zogen. Moderne Karawanen natürlich, mit Raupenschleppern und schweren Lastgleitern.
Aber auf Zalit, dem vierten Planeten der Sonne Voga, herrschten keine friedlichen Zeiten. Es war auch nicht Krieg. Aber allein die Nähe des Arkon-Systems war Bedrohung genug. Und drei Lichtjahre – was war das schon?
Das Sternenreich der Arkoniden, von einem gigantischen Robotgehirn regiert, benötigte Soldaten. Es holte sie sich von den Kolonialwelten, die der Forderung keinen Widerstand entgegenzusetzen wagten. Und Arkon verstärkte seine gewaltige Kriegsflotte, um einen unbekannten, mehr als dreißigtausend Lichtjahre entfernten Planeten anzugreifen, dessen Name allerdings nicht unbekannt war: Terra!
Überall auf Zalit gab es Verstecke, in die sich die wehrfähigen Männer zurückgezogen hatten, um den Suchkommandos der Arkoniden zu entgehen. Dort lebten sie und warteten. Sie wussten nicht, wann sie wieder zu ihren Heimstätten zurückkehren konnten, aber sie hatten Zeit. Freunde versorgten sie mit Lebensmitteln, und die Enge der freiwillig gewählten Gefangenschaft war ihnen lieber als die Ausbildungslager der Arkoniden auf einer ihnen fremden Welt. Der Krieg Arkons ging sie nichts an.
Sie wagten auch keinen offenen Aufstand. Zu genau wussten sie, dass ihre schwache Raumflotte gegen die Superschiffe der Arkoniden, meist mit Robotern bemannt, keine Chance hatten. Außerdem war auf den Zarlt kein Verlass. Der schon alte Herrscher der Zaliter hielt sich gut mit Arkon, weil ihm keine andere Wahl blieb.
Hoch oben auf einem Gipfel stand der Ausguck, ein junger Mann mit dem üblichen Kupferhaar der Zaliter. Seine Haut war mehr rot als braun, und seine Kleidung schien viel zu groß zu sein. Er hatte eine gute Sicht auf die Wüste nach Westen – und weit im Westen, fünfhundert Kilometer entfernt, lag Tagnor, die Hauptstadt des Planeten. In Tagnor aber waren auch die Arkoniden und ihre Roboter. Auf dem Raumfeld befand sich ihr Auffanglager für die zum Dienst gepressten Zaliter. Von hier aus erfolgte der Abtransport der Rekruten nach Arkon, wo die letzte Ausbildung und Aufteilung stattfand.
Vertreter Arkons auf Zalit war Arkonidenadmiral Calus, ein fähiger und kluger Mann, gleichzeitig aber auch grausam und unerbittlich, wenn es darum ging, die Befehle des Robotgehirns auszuführen.
Aller Hass der Zaliter konzentrierte sich auf diesen einen Arkoniden.
Der einsame Posten auf dem Gipfel des Berges nahm seinen Blick vom westlichen Horizont, hinter dem seine Heimatstadt Tagnor lag. Seine guten Augen suchten die unter ihm liegende Wüste ab, aber er stellte keine verdächtige Bewegung fest. Einige Tiere weideten drüben am Berghang, wo noch Gras wuchs.
Er stand auf einem kleinen Gipfelplateau, das von einer niedrigen Mauer eingeschlossen war. Eine flache Muldenhöhle verbarg ihn vor neugierigen Blicken von oben – und es kam nicht selten vor, dass die Geier der verhassten Arkoniden dicht über das Gebirge dahinstrichen, um nach Deserteuren zu suchen.
Der Zaliter lächelte grimmig in sich hinein. Seine Gruppe hatte bisher viel Glück gehabt. Sie waren etwa zweihundert Männer im wehrfähigen Alter. Der Zufall hatte sie zusammengeführt, und nun waren sie entschlossen, solange beisammen zu bleiben, bis die Arkoniden Zalit verließen.
Er schrak plötzlich zusammen, als er ein Geräusch vom Felsenpfad her hörte, aber dann entspannte er sich. Die Ablösung würde es sein. Einen regelrechten Anführer hatten sie nicht gewählt, die reine Vernunft hielt sie zusammen und regelte ihr Leben. Aber Cagrib, der ihn nun ablösen kam, wäre sicherlich ihr Anführer geworden, hätten sie einen gewählt.
»Bist du froh?«, fragte Cagrib, als er um die Felsnase bog und sich mit einem schnellen Blick davon überzeugte, dass alles in Ordnung war. »Ich hoffe, Rhog, die Zeit ist dir nicht zu lang geworden.«
»Unter dem freien Himmel wird sie mir niemals zu lang«, erklärte der einsame Wächter und schüttelte den Kopf, eine Geste, die auf Zalit das gleiche wie auf der fernen Erde bedeutete. »Solange das Wetter gut ist ...«
»Wir haben neue Nachrichten«, unterbrach ihn der andere ruhig. »Eben hat Calus wieder gesprochen.« Der Admiral der Arkoniden sprach fast täglich über alle Bildsender Zalits und verkündete neue, drastische Maßnahmen, mit denen er sein Ziel zu erreichen hoffte. »Selbst die älteren Männer sollen sich nun schon melden. Niemand ist mehr vor ihnen sicher.«
Rhog kniff die Augen zusammen.
»Wir sind in Sicherheit – aber ist das genug? Sehen wir nicht einfach zu, wie man unsere Landsleute unterjocht und die jungen Männer in die Sklaverei verschleppt? Warum tun wir nichts?«
Auch Cagrib bekam plötzlich ganz schmale Augen.
»Was sollen wir denn tun? Würde es deiner Meinung nach vielleicht genügen, diesen Calus umzubringen? Du hast einmal etwas in dieser Richtung gesagt. Glaubst du nicht auch, dass sie einen anderen schicken, jemand, der vielleicht noch grausamer ist? Was hätten wir also damit gewonnen?«
Rhog lehnte sich gegen die Brustwehr.
»Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Ich meine immer nur, wir dürften nicht untätig bleiben. Wir sollten irgend etwas unternehmen, und sei es nur mit dem Zweck, unseren Landsleuten zu zeigen, dass sie nicht allein sind.«
Cagrib sah hinauf in den klaren Himmel. Nur am Horizont ballten sich einige Wolken, als wolle es bald regnen.
»Also Calus ...? Vielleicht sollte man ihn wirklich umbringen. Ich werde mit den andern darüber sprechen. Es wird ja nicht schwer sein, jemand von uns nach Tagnor zu schicken ...«
»Ich werde gehen!«, erbot sich Rhog eifrig.
Aber Cagrib lehnte ab.
»Nein, Rhog, du bist zu hitzig. Man würde dich fangen – und wen die Arkoniden mit ihren Schockwellen aushorchen, der verschweigt nichts mehr. Warte noch, wir müssen es in Ruhe überlegen.«
Rhog nickte und schritt hinaus auf den schmalen Pfad, der hinab zu dem Höhlenversteck führte. Er wusste, dass der Anfang gemacht worden war. Endlich war es vorbei mit dem untätigen Warten. Es wurde etwas getan!
Aber er ahnte nicht, dass die Gruppe sich anschickte, jenen verhängnisvollen Fehler zu begehen, der stets am Anfang einer Katastrophe steht.
*
Ein rein persönlicher Fehler der Gruppe war es, nach eingehenden Beratungen nun doch Rhog zu entsenden, das geplante Attentat auszuführen. Er kannte Tagnor und seine Schlupfwinkel am besten und behauptete immer wieder, gute Beziehungen zum Palast des Zarlt zu haben. Einige seiner Freunde seien bei der Wache des Herrschers. Durch sie könne er wertvolle Tipps über den jeweiligen Aufenthalt des Admirals erhalten.
Der eigentliche große Fehler lag in der Tatsache begründet, dass man sich anschickte, Zalits größten Freund zu beseitigen. Die Kriegsdienstverweigerer konnten das natürlich nicht wissen, denn sie dachten rein logisch – allerdings nicht logisch genug.
Man benötigte einen vollen Tag, Rhog äußerlich zu verwandeln. Zwar schützte auf Zalit auch Alter nicht vor dem Zugriff der Musterungskommissionen der Arkoniden, aber ein junger Mann wäre noch verdächtiger gewesen. Der Pass Rhogs wurde geändert und lautete jetzt zwar immer noch auf den gleichen Namen, aber der Inhaber hätte Alter und Beschreibung nach gut Rhogs Großvater sein können.
Eine zweite Schwierigkeit war die Reise nach Tagnor. Die unterirdische Rohrbahn konnte nicht benutzt werden, da ständige Kontrollen eine Entdeckung wahrscheinlich machten. Eigene Fahrzeuge standen den Rebellen nicht zur Verfügung. Blieb also nur der zweihundert Kilometer südlich gelegene Karawanenweg der Händler. Dort bestand die Möglichkeit, dass ihn jemand mitnahm.
»Du wirst laufen müssen«, stellte Cagrib sachlich fest und schüttelte den Kopf. »Hoffentlich ist die Strapaze nicht zu groß für dich. Leider können wir den einzigen Gleiter, den wir besitzen, nicht riskieren. Er ist die einzige Verbindung zur Außenwelt.«
»Ihr könntet mich vor Tagnor absetzen«, schlug Rhog vor.
»Und das Flugzeug verlieren?« Cagrib schüttelte immer noch den Kopf. »Außerdem käme man schneller auf deine Spur. Nein, du wirst den schweren Weg wählen müssen. Mit einer Karawane kannst du unauffällig in die Hauptstadt gelangen. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
Rhog fügte sich. Er musste, wenn man ihm den Auftrag nicht wieder wegnehmen sollte. Und er wollte es doch sein, der Zalit und damit sein Volk von dem Tyrannen befreite.
Drei Tage nach dem kurzen Gespräch auf dem Gipfel machte sich Rhog auf den Weg, ein einsamer Wanderer mit kärglichen Vorräten. Er wandte sich nach Süden, wo der Gebirgsdurchbruch verlief. Dort hindurch zogen die Handelskarawanen. An allen anderen Stellen gab es hier keine Täler oder gangbare Pässe. Zweihundert Kilometer lagen vor ihm.
Rechts lag in fünfhundert Kilometern Entfernung Tagnor. Links, über den Gipfeln des Gebirges und jenseits der Wüste, lag Larg. Dort besaß Rhog ebenfalls Freunde, aber er wusste nicht, ob sie schon unterwegs nach Arkon waren. Hilfe ...? Nein, die konnte er nicht erwarten, und er durfte nicht zu sehr damit rechnen. Er war auf sich allein angewiesen.
Die rötlich schimmernde Sonne kroch über die Gipfel der Berge und stieg schnell höher. Das Bündel mit den Lebensmitteln drückte. Aber noch mehr drückte die kleine Waffe in seiner Tasche. Er wusste nicht, wie Cagrib in ihren Besitz gelangt war, er hatte auch nicht danach gefragt. Wahrscheinlich arkonidische Bauart. Der winzige Energiespeicher im Kolben reichte für zwei bis drei tödliche Strahlschüsse aus. Danach war die Nadelstrahlpistole wertlos, wenn kein Ersatzmagazin vorhanden war. Und es war keins vorhanden!
Rechts dehnte sich die Wüste bis zum Horizont. Sie schien endlos zu sein und niemals mehr aufzuhören. Und doch lag hinter ihr die größte Stadt Zalits mit dreißig Millionen Einwohnern und dem größten Raumhafen des Planeten.
Rhog hielt sich dicht am Rande des Gebirges, um sich schnell verbergen zu können, falls eine Luftstreife der Arkoniden auftauchte. Mit wenigen Schritten würde er in den nahen Felsen verschwinden können. Vielleicht wäre es besser, nachts zu wandern, denn verirren konnte er sich kaum, wenn er sich stets am Gebirgsrand hielt, der genau in nordsüdlicher Richtung verlief. Aber nachts waren auch die blutrünstigen Hhracks unterwegs, vierfüßige Raubtiere, wie sie in der Kampfarena verwendet wurden. Einmal hatte er gesehen, wie so ein katzenähnliches Ungeheuer einen Gladiator zerrissen hatte. Seitdem ging er nicht mehr in die Arena.
Es wurde Mittag, dann Abend. Er suchte sich eine der zahlreichen Höhlen aus, um in ihr die Nacht zu verbringen. Seiner Schätzung nach hatte er heute gut vierzig Kilometer hinter sich gebracht. Noch vier oder gar noch drei Tage, und er war am Ziel. Dann brauchte er nur auf der Karawanenstraße nach Westen zu wandern, um sicher bald aufgenommen zu werden. Niemand würde ihn fragen, was er in Tagnor wollte. Und dass ihn Arkoniden hier in der Wüste aufgriffen, war kaum zu befürchten.
Er schlief unruhig und wachte mehrmals auf, weil er ein Geräusch zu hören geglaubt hatte. Endlich dämmerte es draußen vor dem Höhleneingang, und er bereitete sich ein einfaches Frühstück, um sich erneut auf die Wanderschaft zu begeben. In seinem Herzen brannte der Wille, zum Helden seines Volkes zu werden und es von dem grausamen Admiral der Arkoniden zu befreien. Und wenn er dabei sein Leben verlor ...
An diesem Tag legte er mehr als sechzig Kilometer zurück, aber er spürte, dass er nun eine längere Pause einlegen musste, wenn er nicht schon morgen irgendwo zusammenbrechen wollte. Die lange Wartezeit machte sich bemerkbar. Das Training fehlte.
Es war schon dunkel, als er nach einer Höhle zu suchen begann. Das Gelände war denkbar ungünstig und keine Höhle zu finden. Eine steile Felswand ragte mehrere hundert Meter hoch, ehe sie in einen Hang überging.
Rhog tastete sich an dieser Wand entlang in der Hoffnung, eine schützende Einbuchtung zu entdecken, in der er schlafen konnte, ohne Gefahr zu laufen, von den Hhracks gefressen zu werden. Rechts verglomm der letzte Schimmer der untergegangenen Sonne. Die ersten Sterne spendeten nur schwaches Licht. Kein Mond war zu sehen.
Rhog blieb stehen. War da nicht ein Geräusch gewesen – eines, das ganz bestimmt keine Einbildung sein konnte? Ein heiseres Schnauben, schabende Krallen auf Fels ...? Bewegungslos stand er da, gegen den Felsen gelehnt, und lauschte. Wie von selbst war die kleine Waffe in seine Hand geglitten. Ehe er einem Raubtier zum Opfer fiel, würde er eine der wertvollen Energieladungen verschwenden.
Es war still und wurde immer dunkler. Aber dann, nach dem Übergang, würde es wieder heller werden. Zalits Sonne Voga stand nahe beim Mittelpunkt der Milchstraße. Der nächtliche Himmel war mit Sternen übersät, die genug Licht gaben, um verschwommene Schatten zu werfen.
Kein Laut war zu hören. Er musste sich also doch getäuscht haben.
Rhog schritt weiter. Die linke Hand strich leicht über die Steilwand, die unwahrscheinlich eben schien. Keine Spur einer Höhle. Hätte er sich doch früher nach einer Unterkunft für die Nacht umgesehen. Nun konnte er womöglich noch stundenlang laufen.
Fast wäre er gestolpert, als die Hand plötzlich keinen Widerstand mehr fühlte und ins Leere griff. Er verlegte sein Gewicht auf das rechte Bein und fing sich rechtzeitig.
Die Felswand war zurückgewichen, aber fünf Meter weiter begann sie wieder und setzte sich endlos fort. Dazwischen aber ...
Rhog hatte es kaum mehr zu hoffen gewagt, eine Höhle oder wenigstens einen schmalen Einschnitt zu finden. Er rückte sein Bündel zurecht und tastete sich in die enge Schlucht hinein. Er erwartete, deren Ende sofort zu erreichen, aber er sah sich getäuscht. Zwar verengten sich die Wände bis auf vier Meter, aber dann traten sie wieder auseinander. Sogar sehr weit auseinander. Rhog konnte sie nicht mehr sehen, obwohl es schon heller geworden war.
Vor ihm, so erkannte er, war nicht die abschließende Felswand, sondern eine weite Ebene, die wie ein Kessel mitten im Gebirge lag, von steilen Felswänden umgeben. Oben war ein kreisförmiger Ausschnitt mit Tausenden von Sternen zu sehen.
Das Tal hatte sicher einen Durchmesser von fünfhundert Metern.
Flackerte dort drüben kein Feuer?
Es musste in einer Höhle brennen, denn nur die huschenden Schatten waren zu erkennen.
Rebellen? Kriegsdienstverweigerer?
Freunde von ihm?
Eine plötzliche Hoffnung ergriff von ihm Besitz. Er vergaß alle Vorsicht und ging auf das flackernde Feuer zu. Er musste sich eingestehen, dass diese Gruppe ein vorzügliches Versteck gewählt hatte. Es war purer Zufall gewesen, dass er den Eingang in das Tal entdeckt hatte.
Rechts hoben sich dunklere Konturen von der Wand ab. Sie kamen ihm nicht unbekannt vor. Sie waren zu regelmäßig, um Felsformationen zu sein.
Und dann wusste er plötzlich, was sie waren.
Fahrzeuge, wie sie zum Transport von Waren durch die Wüste benutzt wurden, wenn man den kostspieligeren Luftweg sparen wollte.
Er war auf den Lagerplatz einer Karawane gestoßen.
Rhog war stehengeblieben. Eine Karawane, hier, so hoch im Norden? Das breite Tal durchs Gebirge lag noch gut hundert Kilometer südlich. Warum sollte eine Karawane einen solchen Umweg machen, nur um zu übernachten?
Etwas stimmte nicht mit dieser Karawane, das stand fest.
Aber die Vorsicht konnte nur den Arkoniden gelten, niemals den Behörden von Zalit, wenn man sich jetzt auch vor denen in acht nehmen musste.
Er musste es herausfinden, und dazu gab es nur einen Weg.
Die rechte Hand um den Kolben seiner kleinen Waffe, schlich er weiter auf das Feuer zu, das immer noch durch Felsvorsprünge verdeckt wurde.
Dicht hinter ihm erklang plötzlich eine laute Stimme: »Ich würde an deiner Stelle stehenbleiben und beide Hände langsam hochheben, Freund. Es ist viel zu gefährlich, nachts ein Lagerfeuer anzuschleichen, ohne sich zu erkennen zu geben.«
Rhog erstarrte.
Langsam und vorsichtig zog er die rechte Hand leer aus der Tasche und erhob sie gleichzeitig mit der linken.
Jemand trat von hinten an ihn heran und nahm ihm den Strahler ab.
»Brav, mein Freund. Und nun wollen wir doch auch noch wissen, wer da nachts durch die Wüste wandert. Lass' dir inzwischen eine glaubwürdige Ausrede einfallen. Los, nun komm' schon ...«
Rhog stolperte auf den Felsvorsprung zu, hinter dem das Feuer flackerte.
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Die Stadt Tagnor glich einem Heerlager. Überall begegnete man den Roboterstreifen der Arkoniden. Wer ohne den Nachweis einer erfolgten Musterung angetroffen wurde, musste mit seiner Festnahme rechnen. Man sah nur wenige Männer. Schlanke, hochgewachsene Zaliterinnen mit rötlich schimmernden Haaren bestimmten das Straßenbild.