Cover
Nr. 1 – Unternehmen »Stardust«
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
Nr. 2 – Die dritte Macht
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 3 – Die strahlende Kuppel
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Nr. 4 – Götterdämmerung
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Nr. 5 – Atom-Alarm
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Nr. 6 – Das Mutanten-Korps
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Nr. 7 – Invasion aus dem All
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Nr. 8 – Die Venusbasis
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Nr. 9 – Hilfe für die Erde
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Nr. 10 – Raumschlacht im Wega-Sektor
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Nr. 11 – Mutanten im Einsatz
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Nr. 12 – Das Geheimnis der Zeitgruft
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Nr. 13 – Die Festung der sechs Monde
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Nr. 14 – Das galaktische Rätsel
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Nr. 15 – Die Spur durch Zeit und Raum
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Nr. 16 – Die Geister von Gol
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Nr. 17 – Planet der sterbenden Sonne
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Nr. 18 – Die Rebellen von Tuglan
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Nr. 19 – Der Unsterbliche
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Nr. 20 – Venus in Gefahr
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Nr. 21 – Der Atomkrieg findet nicht statt
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Nr. 22 – Thoras Flucht
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Nr. 23 – Geheimschaltung X
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Nr. 24 – Im Dschungel der Urwelt
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Nr. 25 – Der Overhead
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Nr. 26 – Duell der Mutanten
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Nr. 27 – Im Banne des Hypno
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Nr. 28 – Der kosmische Lockvogel
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Nr. 29 – Die Flotte der Springer
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Nr. 30 – Tifflor, der Partisan
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Nr. 31 – Der Kaiser von New York
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Nr. 32 – Ausflug in die Unendlichkeit
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Nr. 33 – Eiswelt in Flammen
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Nr. 34 – Levtan, der Verräter
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Nr. 35 – Im Land der Götter
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Nr. 36 – Die Seuche des Vergessens
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Nr. 37 – Ein Planet spielt verrückt
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Nr. 38 – Vorstoß nach Arkon
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Nr. 39 – Die Welt der drei Planeten
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Nr. 40 – Aktion gegen Unbekannt
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Nr. 41 – Der Partner des Giganten
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Nr. 42 – Raumschiff TITAN funkt SOS
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Nr. 43 – Rauschgifthändler der Galaxis
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Nr. 44 – Der Mensch und das Monster
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Nr. 45 – Seuchenherd Aralon
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Nr. 46 – Geschäfte mit Arkon-Stahl
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Nr. 47 – Gom antwortet nicht
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Nr. 48 – Rotes Auge Beteigeuze
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Nr. 49 – Die Erde stirbt
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Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond
Vorwort
Prolog
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Gespannt darauf, wie es weitergeht?
Die Welt des Perry Rhodan
Vorwort
Die Welt des Perry Rhodan
Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums
Häufig gestellte Fragen
Neu im PR-Universum?
Die PR-Produktpalette
Impressum
Impressum
Nr. 1
Unternehmen »Stardust«
Sie kamen aus den Tiefen der Galaxis – nie hatte man mit ihnen gerechnet ...
von K. H. SCHEER
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
LIEBER LESER!
Mit dem vorliegenden Titel »Unternehmen Stardust« halten Sie den ersten Band der Perry Rhodan-Serie, eines großen Roman-Zyklus', in der Hand. In spannenden, jeweils in sich abgeschlossenen Abenteuern wird darin über den Aufstieg der Menschheit zum galaktischen Machtfaktor Nr. 1 berichtet.
Perry Rhodan ist eine Vision – die unter großen Schwierigkeiten erfolgende Ausdehnung der Menschheit in die unfasslichen Weiten der Galaxis.
Das, was bisher auf der Erde geschah, ist in den historischen Werken nachzulesen. Die Geschichte unserer neuen Roman-Serie Perry Rhodan aber beginnt in der Gegenwart und setzt sich fort bis in immer fernere Zukunft.
Perry Rhodan, der Erbe einer galaktischen Großmacht, ist Forscher, Raumpilot und fanatischer Verfechter des Gedankens an eine vereinte und starke Erde. Mit ihm beschreitet die Menschheit einen Weg, dessen Ende nicht abzusehen ist. Er führt hinein in die vor uns liegenden Jahrtausende und über Abgründe hinweg zu Sternenreichen, die seit Millionen von Jahren auf uns warten. Er führt in eine Zeit, in der die Nachkommen der Menschen von der Erde nur noch wie von einem Mythos reden und ein vereinsamter Planet um eine längst erloschene Sonne kreist, die einst Mittelpunkt des Universums war.
Die Perry Rhodan-Serie konnte nur in Gemeinschaftsarbeit geschaffen werden, wir schrieben sie daher zusammen mit namhaften anderen deutschen SF-Autoren. Sie aber, als Leser von Perry Rhodan, werden das große Abenteuer der Zukunft miterleben können, und wir wünschen, dass Sie uns auf unserer weiteren Reise in das Universum ein treuer Begleiter sein werden.
CLARK DARLTON K. H. SCHEER
Major Perry Rhodan – Kommandant der STARDUST und Erbe des Universums.
Captain Reginald Bull – Elektronik-Ingenieur der STARDUST.
Captain Clark G. Flipper – Astronom der STARDUST.
Dr. Eric Manoli – Schiffsarzt der STARDUST.
General Lesly Pounder – Chef des US-Raumforschungs-Kommandos.
Dr. Fleeps – Chefmediziner der US-Space-Force.
Allan D. Mercant – Chef der internationalen Abwehr.
Crest – der wissenschaftliche Führer der Expedition einer fremden Rasse.
Thora – die Kommandantin des Arkonidenschiffes.
Professor Lehmann – Chef der Academy of Space Flight und geistiger Vater der STARDUST.
Im Zentrale-Hauptbunker der Nevada-Fields, dem elektronischen »Nervensystem« des Raumhafens, herrschte die sinnlos erscheinende Emsigkeit der allerletzten Startvorbereitungen. Sämtliche Handgriffe, Durchsagen und Detailberechnungen galten einzig und allein dem Zweck, die längst festliegenden Endresultate nochmals zu kontrollieren.
Die Männer des für die Schiffselektronik verantwortlichen Ingenieurteams überprüften die zahllosen Schaltungen innerhalb des Astro-Elektronischen-Rechengehirns, dessen Aufgabe lediglich in eventuell erforderlichen Kurskorrekturen bestand.
Automat »B«, Spezialrobot für Start, Stufentrennungs-Kontrolle und Fernlenkung wurden ebenfalls durchgesehen.
E-Gehirn »C«, Robotkoordinator für alle eingehenden Radarechos, gleichzeitig Kommandostation für die ferngelenkten Spezialkameras der Infrarot-Ortung, funktionierte so einwandfrei, wie man es auch erwarten konnte. Die letzten Kontrollberechnungen nach festliegenden Schablonen-Aufgaben stimmten bis zur zehnten Dezimalstelle.
Die drei Hauptautomaten, allgemeingültig bezeichnet mit dem Ausdruck »Start- und Fernlenkelektronik«, wurden vom verantwortlichen Chefingenieur klargemeldet.
Es geschahen all die Dinge, die bereits bei tausend vorangegangenen Starts mit hochspezialisierter Routine erledigt worden waren. Nur eine winzige Nuance im Grade der vorherrschenden Nervosität hätte dem erfahrenen Beobachter verraten, dass es sich diesmal nicht um einen »normalen« Raketenstart handelte.
Die schwerbewaffneten Soldaten am nördlichen Eingang des Zentrale-Hauptbunkers salutierten nachlässig. Dreisterne-General L. Pounder, Befehlshaber des Nevada-Space-Port und Chef des Raumforschungs-Kommandos, legte in solchen Augenblicken keinen großen Wert auf exakte Ehrenbezeugungen. Ihm genügte es völlig, seine Männer mit wachen Sinnen auf dem Posten zu wissen.
Punkt null Uhr 15, genau nach Plan, betrat Pounder die Hauptschaltstation des Bunkers. In seiner Begleitung befanden sich der Chef des Stabes, Oberst Maurice, sowie der wissenschaftliche Leiter des Projektes, Professor Dr. F. Lehmann. Lehmann war in erster Linie als Direktor der seit 1968 bestehenden »California Academy of Spaceflight« bekannt geworden.
Die sinnverwirrende Geschäftigkeit innerhalb der Hauptzentrale erlitt durch den Eintritt der leitenden Persönlichkeiten keine Unterbrechung. Der General war eben da, das war alles!
Lesly Pounder, quadratisch von Gestalt und Charakter, für das kompromisslose Durchsetzen seiner Forderungen bei den Mitarbeitern berühmt, im Kapitol zu Washington berüchtigt, schritt auf den großen Kontroll-Bildschirm zu.
Was im Pressebunker noch nicht klar erkennbar war, gleißte hier in vollster Größe auf dem gewölbten Glas der Röhre.
Pounder stützte sich mit beiden Händen auf die Lehne des schwenkbaren Sessels. Einige Augenblicke verharrte er in regloser Haltung. Professor Lehmann griff mit einer nervösen Geste an die randlose Brille. In ihm brannte es. Seiner Meinung nach gab es nun andere Dinge zu tun, als in Begleitung des allmächtigen Chefs längst kontrollierte Nebensächlichkeiten nochmals zu inspizieren. Er bedachte den Chef des Stabes mit einem beschwörenden Blick.
Oberst Maurice hob unmerklich die Schultern. Abwarten, hieß es. Pounder hatte offenbar noch einige Fragen auf dem Herzen, obwohl er besser informiert war als mancher Teamwissenschaftler.
»Schön, atemberaubend schön und gewaltig«, sagte Pounder verhalten. Noch immer schaute er auf den großen Bildschirm.
»Etwas in mir fragt hartnäckig, ob wir nicht doch zu weit gehen. Die Fachleute der Raumfahrtbehörde halten es jetzt noch für Wahnsinn, den Start von der Erde aus zu riskieren. Wir haben nicht nur den Luftwiderstand zu überwinden! Wir haben auch noch zusätzlich jene Geschwindigkeit zu erreichen, die sich bei einem Abflug von der Raumstation von selbst geschenkt hätte. Das sind genau 7,08 Kilometer pro Sekunde oder 25.400 km pro Stunde.«
»Die Bahngeschwindigkeit der bemannten Raumstation, Sir«, murmelte Professor Lehmann hastig. »Sie ist in unserem Falle nicht ausschlaggebend. Ich gebe nochmals die ungeheuren Schwierigkeiten zu bedenken, die sich beim Zusammenbau vorgefertigter Einzelteile im freien, schwerelosen Raum ergeben. Wir haben trübe Erfahrungen gesammelt. Es ist wesentlich einfacher, ein Raumschiff in erdgebundenen Werften herzustellen, als 1730 Kilometer über der Erdoberfläche. Die eingesparten Kosten beziffern sich pro Einheit auf mehr als 350 Millionen Dollar.«
»Damit haben Sie in Washington gewaltigen Eindruck gemacht«, spöttelte der General. »Nun schön, jetzt lässt sich nichts mehr ändern. Wollen wir hoffen, dass die glänzenden Ergebnisse der Versuchsflüge den heutigen Einsatz rechtfertigen. Professor – an Bord dieses Schiffes werden meine vier besten Leute sein! Wenn etwas schiefgeht, dann hören Sie von mir.«
Lehmann verfärbte sich unter dem eisigen Blick.
Oberst Maurice, der kluge Taktiker, ewig herumgeworfener Spielball zwischen den Fronten der wissenschaftlichen Forderungen und des militärischen Interesses, lenkte in gekonnter Art ein.
»Sir, ich darf an die Pressekonferenz erinnern. Die Elite unserer Berichterstatter dürfte auf heißen Kohlen sitzen. Ich habe noch keine näheren Informationen durchgeben lassen.«
Pounder wurde unvermittelt zur bissigen Bulldogge.
»Muss das unbedingt sein, Maurice?«, grollte er. »Ich habe jetzt andere Sorgen.«
»Ich würde dazu raten, Sir«, wich der Oberst geschmeidig aus.
Der Astromediziner Dr. Fleeps hüstelte krampfhaft unter der vor den Mund gehaltenen Hand. Fleeps war verantwortlich für raummedizinische Fragen, desgleichen für den tadellosen Gesundheitszustand der so genannten »Risiko-Piloten.«
Pounder schmunzelte plötzlich.
»Also gut, dann wollen wir einmal. Aber über Bildsprechverbindung.«
Maurice fiel von einer Bestürzung in die andere. Die umstehenden Techniker grinsten unterdrückt. Das war wieder einmal typisch für den Alten.
»Sir, um Himmels willen, die Leute erwarten Ihr persönliches Erscheinen. Das hatte ich zugesichert.«
»Dann sichern Sie es zurück«, meinte Pounder unbeeindruckt.
»Welches Gerät kann ich nehmen? Melden Sie mich an, Maurice!«
»Sir, sie werden uns in den Leitartikeln durch den Fleischwolf drehen«, flehte der Chef des Stabes. »Das wissen Sie.«
»Ich lasse die Burschen so lange einsperren, bis sie sich wieder beruhigt haben. Das werden wir ja sehen. Schalten Sie ein.«
Im kahlen Beobachtungsbunker erwachten die Lautsprecher zum Leben. Auf einem Bildschirm erschien Pounders Kopf. Mit seinem süßlichsten Lächeln wünschte er einen »recht schönen guten Morgen«, da es bekanntlich schon nach null Uhr Ortszeit sei. Anschließend wurde der General dienstlich. Die verbissenen Gesichter der Berichterstatter übersah er.
Kurz und bündig, so, als erklärte er die Grundlagen zur Herstellung einer Sahnetorte, gab er bekannt: »Gentlemen, das, was Sie seit einigen Minuten auf den Schirmen Ihres Bunkers sehen, ist identisch mit einer nur dreistufigen Rakete, deren Einzelzellen allerdings wesentliche Neuerungen enthalten. Der Start erfolgt in etwa drei Stunden, die letzten Vorbereitungen laufen. Die vier Risikopiloten liegen zur Zeit noch im nervenschonenden Tiefschlaf. Sie werden erst zwei Stunden vor dem Start geweckt.«
Noch blieben die Berichterstatter gleichmütig. Bemannte Raumflüge waren längst keine Seltenheit mehr. Pounders Augen verengten sich etwas. Er genoss seinen Trumpf, den er überraschend ausspielte.
»Das Raumforschungskommando hat unter Berücksichtigung gemachter Erfahrungen darauf verzichtet, das Raumschiff auf der Satellitenbahn zusammenzubauen. Die Schwierigkeiten und Fehlschläge früherer Versuche sind bekannt. So wird die erste Mondlande-Rakete direkt von hier aus starten. Das Schiff heißt STARDUST. Kommandant der ersten Mondlande-Expedition ist Major Perry Rhodan, Risikopilot der Space-Force, 35 Jahre alt, Astronaut und Kernphysiker, Nebengebiet atomare Strahltriebwerke. Perry Rhodan dürfte hinreichend bekannt sein. Er ist der Mann, der als erster Pilot der Space-Force den Mond umkreiste.«
Pounder schwieg erneut. Befriedigt registrierte er das lautstarke, von höchster Erregung zeugende Stimmengewirr.
Jemand brüllte um Ruhe. Es wurde wieder still in dem kahlen Raum.
»Vielen Dank«, hüstelte der General. »Sie waren etwas laut. Nein, bitte keine Rückfragen. Das erledigt mein Informationsoffizier direkt nach dem Start. Ich kann Ihnen nur kurze Hinweise geben. Meine Zeit ist begrenzt. Die STARDUST startet mit einem ausgesuchten Viermann-Team. Außer Major Rhodan nehmen an der Expedition teil Captain Reginald Bull, Captain Clark G. Flipper und Leutnant Dr. Eric Manoli. Es handelt sich um ein militärisch-wissenschaftliches Spezialteam. Jeder Risikopilot hat die Diplome für zumindest zwei abgeschlossene Studiengebiete in der Tasche. Es ist eine so genannte Ergänzungsmannschaft. Alle Namen dürften bekannt sein. Die Männer gehören zu den großartigsten Spezialisten der westlichen Welt. Sie sind fachlich und psychologisch aufeinander abgestuft, der Raum ist ihre zweite Heimat geworden. Fotografien und andere Daten über die Risikopiloten erhalten Sie ebenfalls vom Informationsoffizier.«
General Pounder schien in der Tat nicht gewillt zu sein, die gebannten Zuhörer mit einer längeren Rede zu beglücken. Er blickte jetzt schon auf die Uhr.
»Bitte, Gentlemen, Ihre Rückfragen sind fruchtlos«, unterbrach er grob den Lärm. »Sie erhalten von mir klare Tatsachen, das ist alles. Die STARDUST ist für einen vierwöchentlichen Mondaufenthalt ausgerüstet. Das Forschungsprogramm für unsere Leute liegt fest. Nach den gelungenen Fernsteuerlandungen unbemannter Sonden, werden wir es heute riskieren, vier Männer auf die Reise zu schicken. Gebe Gott, dass wir keine Fehler gemacht haben. Natürlich wissen Sie genau, dass dieser erdgebundene Start enorme Energien verschlingt, zumal die letzte Stufe mit eigener Kraft auf dem Mond landen und sich von dessen Oberfläche wieder erheben muss. Mit den herkömmlichen Triebwerken wäre das nicht möglich gewesen, wenigstens nicht mit einem nur dreistufigen Schiff von diesen relativ geringen Abmessungen.«
»Technische Daten«, schrie jemand erregt in die Übertragungsmikrofone.
»Die sollen Sie noch haben«, knurrte der General zurück. »Gesamtlänge des Schiffes beträgt 91,6 m. Die erste Stufe mit 36,5, Nummer zwei mit 24,7 und Nummer drei, das eigentliche Raumschiff, mit 30,4 Meter. Startgewicht vollgetankt einschließlich Nutzlast 6850 Tonnen, Schubleistung der ersten Stufe 13.600 Tonnen. Nutzlast des Mondschiffes 64,2 Tonnen. Dennoch sieht die Mondrakete kaum größer aus als die üblichen Versorgungsschiffe. Ursache: nur die erste Stufe besitzt noch chemische Flüssigkeitstriebwerke. Stufe zwei und drei arbeiten erstmals mit kernchemischen Atomstrahl-Triebwerken.«
Das war Pounders zweite Bombe. Er hatte sie gänzlich überraschend losgelassen. Unbewegt fuhr er fort: »Stufe eins arbeitet mit unserem besten chemischen Kraftstoffgemisch. Es handelt sich um N-Triäthyl-borazan als Brennstoffkomponente auf der Borwasserstoff-Basis. Als Sauerstoffträger fungiert die herkömmliche Salpetersäure, die unter einem Mischungsverhältnis von 1 : 4,9 die selbstzündende Reaktion ergibt. Der Schubwert beläuft sich auf 180 Prozent gegenüber dem Schub des alten Hydrazins unter naturgemäß gleichen stöchiometrischen Bedingungen.
Die erste Stufe erreicht ihren Brennschluss bei einer Endgeschwindigkeit von 10.115 km/h in 88 Kilometer Höhe. Dann fällt sie ab. Stufe zwei besitzt bereits das neue kernchemische Triebwerk, das unter Verwendung unserer neuen molekülverdichteten Legierungen mit einer Reaktor-Arbeitstemperatur von 3920 Grad Celsius läuft. Wir haben die neuen Mikro-Reaktoren sehr gut unterbringen können. Sie arbeiten auf der Plutonium-Basis. Ihre rein thermische Arbeitsenergie geben sie über das Arbeitsmedium an die Wärmeaustausch- oder Expansionskammern ab. Als Strahlmedium, das letztlich erhitzt und durch die Düsen ausgestoßen wird, verwenden wir fast reinen, flüssigen Parawasserstoff. Nachdem wir Verdampfungsverluste unbedingt vermeiden können, eignet sich Flüssigwasserstoff in hervorragender Weise als Strahlmedium. Es waren harte Probleme zu lösen, die nicht zuletzt mit dem extrem tiefen Schmelzpunkt des Wasserstoffs begannen. Flüssigwasserstoff beginnt bereits bei –252,78 Grad Celsius zu sieden. Das kernchemische Strahltriebwerk läuft mit einer Ausströmgeschwindigkeit von 10.102 m/sec. Das ist ein unerhörter, atemberaubender Wert, der mit einer chemischen Reaktion unter keinen Umständen erreichbar wäre. Weitere Daten erhalten Sie später. Von mir haben Sie die wesentlichen Dinge erfahren.
Gentlemen, die STARDUST startet um drei Uhr. Sie wird nahe des Newcomb-Kraters, dicht beim Mond-Südpol, landen. Wir sind daran interessiert, auch etwas auf die Rückseite zu spähen. Wegen der erforderlichen Funkverbindung müssen wir jedoch mit einem Fuß auf der Vorderseite bleiben. Ultrakurze Wellen erfordern nun einmal eine direkte Sichtlinie. Immerhin werden unsere vier Männer mit dem neuartigen Spezialpanzer weite Fahrten unternehmen. Das wäre alles, Gentlemen. Wenden Sie sich nach dem Start an den Informationsoffizier.«
General Pounder lachte grimmig, als er die Verbindung mit einer kurzen Schaltung unterbrach. Das Stimmengetöse in den Lautsprechern verging abrupt.
Zahllose Augen richteten sich auf den Chef. Pounder hatte so klar und sicher gesprochen, als wären bereits hundert andere Schiffe vor der STARDUST auf dem Mond gelandet. Aber niemand wusste besser als Pounder, dass er einen überspitzten Optimismus zur Schau getragen hatte.
Pounders Unruhe spiegelte sich in seinen grauen Augen, als er sich Professor Lehmann zuwandte.
»Wollen wir hoffen, Professor, dass Ihre neuen Reaktoren halten. Bestünden sie aus einer unserer üblichen Legierungen, liefen sie ohnehin blasenwerfend davon, nicht wahr! Ihre Arbeitstemperaturen regen zwar unser Plutonium nicht auf, wohl aber befürchte ich, dass es irgendwo in den Rohrsystemen zumindest zu Verformungserscheinungen kommt. Wollen Sie die Meiler wirklich mit fast 4000 Grad Celsius laufen lassen? Das ist eine Höllenhitze!«
»Unser Verdichtungsstahl verformt sich bei den Werten niemals«, behauptete Lehmann gelassen. »Oberflächen-molekülverdichtet bedeutet, dass MV-Strahl erst bei 7000 Hitzegraden zur Verformung neigt. Das Material bildet die unerlässliche Grundlage zur Konstruktion der Atomtriebwerke. Auf den Prüfständen haben wir ...«
Pounder winkte ab. Er warf einen Blick auf die Uhr. Null Uhr 48, 19. Juni 1971.
Seine Stimme klang jetzt etwas kälter.
»Doktor Fleeps, ich darf Sie bitten, die Männer zu wecken.«
Punkt ein Uhr stand Dr. Fleeps vor den vier schlafenden Männern. Sie ruhten nun seit 14 Stunden unter der Einwirkung des Psychonarkotins. Man hatte den Körpern unbeschwerte Entspannung gegönnt, besonders aber den Geistern, deren unerwünschter Ruhelosigkeit mit keinem anderen Mittel begegnet werden konnte.
Fleeps zögerte noch einige Sekunden, ehe er mit einem Gefühl unbestimmbaren Mitleids die Schlafnarkose durch das Gegenmittel aufhob. Damit kehrten die Gedanken zurück, damit erwachte der Geist und damit musste all das auf die vier Männer einstürzen, was man unter größten Mühen von ihnen fernzuhalten wünschte.
Ein nervöser, unausgeschlafener, psychisch und physisch erschöpfter Pilot war ein wenig vorteilhafter Partner für seelenlose Rechenmaschinen und höchstbeanspruchte Triebwerke. Der menschliche Geist musste klar bleiben, denn nur er konnte in letzter Konsequenz beherrschend sein.
Dr. Fleeps wartete. Neben ihm standen schweratmende Männer seines medizinischen Teams. Natürlich kamen jetzt noch die üblichen Testuntersuchungen. Etwa eine Stunde würden sie beanspruchen. Die letzte Stunde gehörte den Ausrüstungsingenieuren. Erst zehn Minuten vor dem Start würde man die Männer an Bord der STARDUST lassen. Sie hatten innerhalb der Kommandozentrale nichts mehr zu tun, als sich möglichst sorgfältig und unter Ausschaltung einer jeden geistigen Anstrengung auf die Konturbetten zu legen.
Mit dem Start war die Entspannung ohnehin vorüber. Dann ging es hart auf hart; dann begann die Zerreißprobe für Körper und Verstand. Dann begann die Qual im engen Leib eines tobenden Ungeheuers aus MV-Stahl und Plastik.
Die vier flachen Betten mit ihren porenaktiv atmenden Schaumstoffmatratzen wurden von einem sanften Leuchten umschmeichelt. Es war wie eine letzte, gnädige Liebestat für einige Menschen, die sehr bald Ungeheuerliches ertragen mussten.
Major Perry Rhodan, Chefpilot der US-Space-Force, öffnete die Augen. Sein Schlaf verwandelte sich nahezu übergangslos in ein sofort reagierendes Wachsein.
»Sie haben mich zuerst behandelt?«, fragte er. Es war mehr eine Feststellung als eine Erkundigung. Dr. Fleeps registrierte äußerst befriedigt die klare Reaktion des Kommandanten. Kein Zweifel, Rhodan war »da«!
»Genau nach Plan, Sohn«, bestätigte er gedämpft.
Sehr bedächtig, dabei tief durchatmend, richtete sich der Risikopilot auf. Jemand entfernte die dünne, atmungsaktive Decke. Rhodan trug ein weitgeschnittenes, hemdähnliches Schlafgewand, das dem ruhenden Körper eine jede einschnürende Beengung ersparte.
Rhodans gemurmelte Verwünschung über die umfangreiche Vermummung zauberte ein erstes Grinsen auf die Lippen der Männer. Es wirkte befreiend in dieser etwas unwirklichen Situation.
»Wenn ich Ihre bildschönen Waden hätte, Doc, ließe ich mir das zur Not noch gefallen«, stellte Rhodan mit seinem trockenen Humor fest. In seinen Augen lag ein helles Flimmern. Dagegen blieb sein schmales, hageres Gesicht nahezu ausdruckslos.
Ein hohles Röcheln ließ Rhodans Kopf herumgehen. Interessiert beobachtete er das »Erwachungsmanöver« seines Sorgenkindes, das gleich ihm den Mond schon einmal umflogen hatte. Für Perry Rhodan war es jedoch nach wie vor rätselhaft, wie man diesen pausbäckigen Riesen mit der zarten Haut eines Säuglings und den ewig roten Händen einer geplagten Scheuerfrau in die enge Sondenkapsel gebracht hatte.
Captain Clark G. Flipper, Fachgebiete Astronomie und Mathematik, Nebenzweig Physik, erwachte mit der Geräuschentwicklung eines Mammuts.
»Ist mein Sohn schon angekommen?«, dröhnte Flippys Stimme auf. Der bevorstehende Start schien ihn erst in zweiter Linie zu interessieren.
»Wie ist das, Doc? Haben Sie sich um meine Frau gekümmert?«
Dr. Fleeps seufzte unterdrückt.
»Hören Sie, Sohn, wenn Sie Ihre Frau für ein anatomisches Wunderwerk halten, so ist das nicht meine Schuld. Jedenfalls haben Sie noch gute drei Monate Zeit. Wenn Sie mich vorher nochmals fragen, dann ...!«
»Es hätte ja sein können, oder?«, unterbrach der Riese mit dem bartlosen Gesicht. »Die Unsicherheitsfaktoren im mathematisch unstabilen Gebilde eines menschlichen Körpers gehen in die Millionen. Ich muss also noch warten?«
Der dritte Mann der Besatzung zeugte mit einem leisen, angenehm klingenden Gelächter von seinem Erwachen.
Leutnant Dr. Eric Manoli, Mediziner und Geologe, war der unauffälligste, ruhigste und wahrscheinlich auch der beherrschteste Mann des Teams.
Er grüßte wortlos. Auch sein Blick huschte zur Uhr. Natürlich befolgte Dr. Manoli das ungeschriebene, heiligste Gesetz der Risikopiloten, das da klar und einfach lautete: »Sprich niemals von dem Start, ehe es nicht unbedingt sein muss. Du hast deshalb geschlafen, um Geist und Körper erholen zu können. Verringere die gute Wirkung nicht dadurch, indem du meinst, du müsstest dich augenblicklich mit dem Ernst der Dinge beschäftigen.«
Das war eine sehr einfache Formel. Sie hatte sich bewährt.
»Alles okay, Eric?«, forschte Rhodan. »Wie ich sehe, hat dein enormer Bartwuchs noch nicht einmal auf die Schlafdroge reagiert.«
»Ein Erbe meiner italienischen Vorfahren«, nickte Manoli bekümmert. »Was ist mit Bully los? Der Mensch schläft wie ein Murmeltier.«
Captain Flipper wälzte sich auf dem Lager herum. Seine Rechte landete klatschend auf den gut gepolsterten Schultern des kleineren, untersetzt gebauten Mannes mit dem offensichtlichen Hang zur Dickleibigkeit.
Wer Captain Reginald Bull jedoch kannte, hätte eher von einem unerhört elastischen Gummiball gesprochen. Sein scheinbares Fett war eine geniale Täuschung für leichtgläubige Gemüter. Jedenfalls hatte »Bully« die vorgeschriebenen 18 Gravos in der Großzentrifuge besser überstanden als der kleine, drahtige Manoli.
»Hammel«, pfiff es aus dem Schaumgummikissen heraus. Ein breites, großflächiges Gesicht mit zahllosen Sommersprossen schälte sich aus dem Überzug. Wasserblaue, farblos wirkende Augen blinzelten zu Flipper hinüber.
»Ich bin seit einer Stunde wach«, behauptete Bully lässig. »Für einen Mann wie mich war die Schlafdosis natürlich zu schwach.«
»Natürlich«, nickte Rhodan ernsthaft. Unter seinem Blick wurde Bully etwas kleiner. »Ich bewundere deine Geduld. Um uns nur nicht zu stören, hast du sicherlich flacher geatmet als eine ägyptische Mumie.«
»Er kriegt einen Orden«, fiel Flipper ein. Prustend wälzte er seinen schweren Körper von dem flachen Lager herunter.
»Leidende Menschen und werdende Väter kommen zuerst dran«, betonte er. »Ich möchte überhaupt wissen, was es an uns noch zu untersuchen gibt.«
Flipper schwieg plötzlich. Etwas verlegen sah er zu dem Kommandanten hinüber. Ums Haar hätte er das ungeschriebene Gesetz gebrochen. Rhodan hörte darüber hinweg. Gähnend, betont gleichmütig, sagte er: »Fangen Sie mit dem Baby an, Doc. Unser Kreislauf dürfte schätzungsweise in Ordnung sein. Mit den Neutralisations-Spritzen warten Sie aber noch.«
Perry Rhodan lauschte in sich hinein. Er fühlte die bohrende Unruhe im tiefsten Winkel seines Unterbewusstseins. Das sinnlos erscheinende Plappern der Männer war nicht mehr und nicht weniger als ein psychologischer Trick zur Selbstberuhigung.
Nur nicht über den Start reden! Um Himmelswillen nicht! Es kam noch dick genug, dessen war sich Rhodan sicher. Der Ritt auf dem tosenden Gasstrahl einer kernchemischen Atomrakete mochte sich hinsichtlich der entstehenden Beharrungskräfte nicht von dem Start mit einem Normalschiff unterscheiden.
Dennoch war es etwas ganz anderes. Die wahren Belastungen stellten sich in den kaum kontrollierbaren Tiefen des Geistes ein. Man hatte Angst! Ganz natürlich hatte man Angst. Niemand hatte es jemals abgestritten; aber diese Männer konnten sie überwinden. Nur das war wichtig.
Rhodan beobachtete scharf und unauffällig. Sie schienen alle okay zu sein. Möglicherweise war Clark Flipper etwas unruhig. Er dachte zu oft an das erwartete Baby. Wenn es nach Perry Rhodan gegangen wäre, hätte man Flipper diesmal zu Hause gelassen. Jedoch durfte das sorgfältig aufeinander eingespielte Team nicht zerrissen werden. Ein fremder Testpilot konnte nicht so einfach in die Mannschaft aufgenommen werden. Er hätte nicht ins Gefüge gepasst.
So hatte sich Rhodan mit der Tatsache abgefunden. Sonst aber entdeckte er keine weiteren Gründe für eine negative Bewertung.
Die Konturlager waren hydropneumatisch gesteuerte Gebilde von allerhöchster Vollendung. Bequemer und weicher ging es nicht mehr, zumal die automatischen Niveauregler jede Gewichtsveränderung sofort ausglichen.
Beim Start der ersten bemannten Raumsonden hatte man allergrößten Wert darauf gelegt, die jeweiligen Piloten mitsamt der schweren und ungefügen Raumanzüge auf die Konturlager zu betten. Hier und da waren die Männer infolge der Sicherheitsvorschriften sogar gezwungen worden, zusätzlich noch die Druckhelme mit den transparenten Gesichtsscheiben zu tragen.
Natürlich hatte es bei den hohen Andruckbelastungen immer wieder kleinere Verletzungen gegeben. Der übelste und bedauerlichste Fall in der Geschichte der bemannten Raumfahrt hatte sich beim Bau des Satelliten ereignet. Ein nicht genau sitzender Druckhelm hatte bei einer Startbeschleunigung von 11,3 Gravos einen Genickbruch verursacht.
Perry Rhodan war niemals mit einem Raumanzug gestartet. Es war sein ganz spezielles Privileg, das er auf sein Team ausgedehnt hatte. Die Techniker sahen es noch immer als überspitztes Risiko an. Beim geringsten Riss an der Außenzelle des Schiffes musste es zu einer explosiven Dekompression kommen, also zu einem explosiven Druckverlust. Man wusste sehr genau, wie leicht das menschliche Blut zum Kochen neigte.
Rhodan hatte jedoch gute Erfahrungen gesammelt. Seine Kabinen waren niemals von Meteoren getroffen oder durch mechanische Startkräfte eingerissen worden.
So lagen die vier Männer in ihren zartblauen, enganliegenden Uniformkombinationen auf den Konturlagern. Die Raumanzüge hingen griffbereit in den Spezialhalterungen. Rhodan hatte den Leuten damit eine qualvolle Belastung erspart, zumindest aber unvermeidbare Quetschungen und schmerzhafte Druckstellen.
Die Kontrollschaltungen waren beendet. Tief unter ihnen, mehr als 85 Meter entfernt, zogen sich die letzten Techniker zurück. Sie hatten nochmals die Flossen-Verankerungen der ersten Stufe überprüft.
Captain Bull, Fachingenieur für atomare Strahltriebwerke, Nebengebiet Elektronik, hatte zur Überprüfung seiner Messgeräte mehr Zeit benötigt, als Rhodan für die Start- und Fernlenkautomatik.
Die Zeiger der Spezialuhr sprangen auf die nächste Zahl. Es war 3 Uhr 1. Punkt 3 Uhr 2 musste der Start erfolgen.
Rhodan wandte den Kopf. Es war etwas mühevoll, da ihn die Servoautomatik mit der Schaumstoff-Auflage eingehüllt hatte.
»Alles okay bei euch?«, fragte er. Flipper und Dr. Manoli ruhten hinter den beiden Hauptlagern. Sie hatten zur Zeit nichts zu tun. Die Kabine war naturgemäß eng, eingeschnürt von zahllosen Kabelsträngen, elastischen Rohrleitungen und sorgfältig eingebauten Gerätekasten. Hier war Maßarbeit geleistet worden. Unter der Zentrale gab es einen winzigen Aufenthaltsraum mit Miniaturküche und sanitärer Anlage. Mehr Platz hatte man den vier Risikopiloten nicht einräumen können. Beide Räume lagen noch dicht unterhalb der scharfen Raketennase.
Darauf folgte das Magazin für die mit ungeheurer Präzision verstaute Nutzlast. Was darunter lag, sollte von den Männern möglichst niemals betreten werden. Hinter den isolierten Tanks mit dem flüssigen Wasserstoff kamen die Pumpenanlagen und das zusätzliche Stromaggregat. Die dicke Strahlschutzwand bedeutete praktisch das Ende der »gesunden Zone«. Hinter ihr lauerte der schnelllaufende Plutonium-Reaktor, die Umformerbank zur Erzeugung des Arbeitsstroms und schließlich kam das monströse Gebilde der Expansionskammer mit ihren Hochdruckzuleitungen, Thermo-Rohrschlangen und Kühlsystemen. In ihr wurde der vorher verdampfte Wasserstoff zum Expansionsvorgang gezwungen.
Die STARDUST besaß nur eine einzige Hauptdüse neben vier kleinen, schwenkbaren Steuerdüsen. Die volle Schubleistung des Triebwerks belief sich auf 1120 Tonnen bei einer Ausstrahlungsgeschwindigkeit von 10.102 m/sec.
Rhodans Frage wurde mit einem Lächeln beantwortet. Alle hörten sie die knarrende Stimme des »Zählers«. Die letzte Minute war angebrochen. Jeder hatte schon über das monotone Herunterleiern der einzelnen Zahlen gespöttelt. Viele Male hatten sie es gehört und niemals hatten sie sich sonderlich darüber aufgeregt.
Nun war auch das anders geworden. Der Gedanke an das atomare Strahltriebwerk wurde zu einem Albtraum.
»... achtzehn – siebzehn – sechzehn – fünfzehn ...«
Rhodan schob das Mikrofon noch etwas dichter vor die Lippen. Seine Blicke konzentrierten sich auf die Anzeigen. Die eingeschwenkten Armaturentafeln hingen unweit über seinen Augen.
»Endmeldung STARDUST an Zentrale«, brach seine Stimme aus den Lautsprechern. Man hörte sie überall, auch im Pressebunker der Nevada-Fields.
»An Bord alles wohl. Wir melden uns ab bis zum Brennschluss von Stufe eins. Ende!«
»... drei – eins – zero – Feuer!«
Es war wie immer. Sie wussten, dass die Zelle eines Raumschiffes trotz aller Dämpfungen ein Resonanzkörper erster Güte war. Daran änderte auch die mehrstufige Anordnung nichts.
Sie hörten das seltsame Gurgeln und Zischen der Turbopumpen tief unten im bauchigen Leib der ersten Stufe. Dann kam das erste, stotternde Dröhnen der Vorzündung, dem sofort darauf das Geräuschinferno planmäßig reagierender Stoffe folgte.
N-Triäthyl-borazan als Brennstoff vermischte sich mit der als Sauerstoffträger fungierenden Salpetersäure. In den 42 Großbrennkammern der ersten Stufe begann der chemische Prozess mit monströser Gewalt.
Weißglühende Flammenzungen verdrängten die Düsternis der Nacht. Die Zündungsdruckwelle jaulte über das weite Gelände, bis sie vom betäubenden Tosen des kombinierten Riesentriebwerkes gegenstandslos gemacht wurde.
Die STARDUST hob auf den Sekundenbruchteil genau ab. Aus dem gemächlichen, majestätischen Emporgleiten wurde ein wildes Anrucken, ein beängstigendes Neigen des oberen Drittels. Es war der gefährlichste Augenblick beim Start eines wahrhaft großen Schiffes. Es war der sekundenschnelle Kampf von Automatik und Triebwerk um die gesunde Stabilisation des noch nahezu fahrtlosen Körpers.
Nur aus den huschenden Diagrammen des Fernlenk-Elektronengehirns ging hervor, dass die schwenkbaren Steuerbrennkammern augenblicklich den so bedrohlichen Kippvorgang verhinderten.
Die unbewussten Rufe der Berichterstatter gingen in dem dröhnenden Lärm unter. Es war wie ein Weltuntergang, ein unbeschreiblich machtvolles Geräusch, das nur noch von dem einer detonierenden Kernbombe übertroffen werden konnte.
Noch nicht einmal in den Bunkern waren die Worte der Männer zu verstehen. Wer keine schalldicht abschließenden Kopfhörer trug, war in diesen Augenblicken zur absoluten Taubheit verdammt. Lippen bewegten sich, Hände gaben kurze Zeichen. Jede Geste war ein Ausdruck größter Anspannung und Nervenbelastung.
Dann kam die STARDUST endgültig in Fahrt. Nach dem kurzen, sekundenlangen Zögern und Vibrieren sofort nach dem Abheben erfolgte der jähe Sprung des Titanen, der urplötzlich nach seinem Element zu gieren schien.
Maßlos in ihrer Lärmentwicklung, schoss die STARDUST in den blutrot aufleuchtenden Nachthimmel. Der grelle Glutstrom ihrer Großbrennkammern konnte von dem weiten Abgasschacht nicht mehr aufgenommen werden. Mit enormer Wucht peitschten die Partikel auf das Material des Starttisches nieder, hieben auf den Betonbelag des Platzes, von dem sie schauerartig abgelenkt und erneut zum Himmel emporgeschleudert wurden.
Momente später erfassten die Kameras nur noch den weißglühenden Feuerball des startenden Giganten. Senkrecht, nun endgültig ausstabilisiert, röhrte er empor, bis seine flammende Gassäule nur noch als schwacher Lichtpunkt erkennbar war. Auch er verging inmitten des wolkenlosen Sternenhimmels.
In der Lautsprecheranlage knackte es. Auf dem großen Bildschirm erschien Pounders Gesicht.
»Die STARDUST ist planmäßig 3 Uhr 2 gestartet«, gab er ruhig bekannt. »Keine besonderen Vorkommnisse, alles normal. Sie werden die Sprechfunkmeldungen der Piloten mithören können. Die Abtrennung von Stufe eins steht kurz bevor. Die maximale Endbeschleunigung liegt bei 9,3 Gravos. Das zu Ihrer Information. In etwa drei Minuten kommt die STARDUST in den Tasterbereich der Raumstation. Von da an werden Sie das Schiff wieder einwandfrei sehen und die Abtrennung von Stufe zwei verfolgen können. Ich mache Sie nochmals darauf aufmerksam, dass Sie das Gelände der Nevada-Fields erst dann verlassen dürfen, wenn die STARDUST wohlbehalten auf dem Mond gelandet ist. Wir planen diesmal eine Überraschung. Das wäre alles. Ende!«
General Pounder schloss mit einem Lächeln.
»Noch fünf Sekunden bis Trennung eins«, dröhnte die Stimme eines Technikers aus den Lautsprechern der Hauptschaltstation. »Funktion einwandfrei, keine Abweichungen ... zwei – eins – Kontakt!«
Die elektronische Vollautomatik schaltete mit unerhörter Präzision. Niemand bewegte eine Hand, kein Finger krümmte sich. Es gab nur lauernde Augen, fiebernde Nerven und, im krassen Gegensatz dazu, in stoischer Ruhe abwartende Männer.
Aus den Lautsprechern der Geräusch-Fernübertragung kam das akustische Signal der vollzogenen Trennung.
Auf den Beobachtungsschirmen der Radar-Relieftaster wurden plötzlich zwei verschiedene Körper bemerkbar. Die Nebenschaltstation zur Landung der Startstufen übernahm die Fernlenkung des abgestoßenen Raketenteils.
Die Besatzung der STARDUST hatte acht Sekunden Zeit zur so genannten »Intervallerholung«. Das elektronische Gehirn bereitete jetzt schon die Triebwerkszündung der zweiten Stufe vor.
Perry Rhodans Stimme kam ruhig und gelassen. Vielleicht etwas gepresst, aber das war auch alles.
»Rhodan spricht. Keine Abweichung, Anzeigen normal, Vibrationen in Grenzwerten. Besatzung fertig für Zündung zweite Stufe. Ende.«
Mehr hatte er nicht zu sagen. Es genügte den Wissenschaftlern und Technikern der Bodenstation.
Im antriebslosen Flug raste die STARDUST dem Raum entgegen. Rhodan warf noch einen raschen Blick in die Runde. Reginald Bull schien in Ordnung zu sein. Auch Flipper und Manoli hatten die 9,3 Gravos gut überstanden.
Nun kam das Atomtriebwerk der zweiten Stufe an die Reihe. Rhodan fühlte die Feuchtigkeit seiner Handflächen, doch seine lauernden Sinne registrierten keine ungewöhnlichen Geräusche. Für einige Augenblicke war es still geworden.
Dann kam das urplötzliche Anrucken, verbunden mit einem kreischenden Heulen, das jedes einzelne Molekül des Materials zu erschüttern schien. Auch diesmal diente die weite Zelle des Raumschiffes als Resonanzkörper.
Die Beschleunigung wuchs nach einigen Augenblicken auf 8 Gravos an. Damit begann die schwere Belastung, zu deren Beseitigung es noch kein Mittel gab.
Rhodan fühlte die stabilisierende Wirkung des starken Kreislaufmittels. Noch hielt der Körper durch, nur die Atmung wurde zur Qual. Aus verschleierten Augen, unfähig, nur einen Finger zu rühren, stierte er auf die dicht über seinem Gesicht hängenden Kontrollbildflächen.
Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis der mörderisch gewordene Anruck für genau 7 Sekunden auf den Normalwert von einem Gravo zurückging. Es war eine kurze Erholungspause, die man in der Form von exakten Berechnungen und unter Berücksichtigung des enorm leistungsfähigen Triebwerks festgelegt hatte.
Rhodan krächzte sein »Alles wohl!«, in das Mikrophon. Die Antwort verstand er nicht. Nur seine Augen erfassten das huschende Lichtsymbol. Dann kam die zweite Intervallbeschleunigung von Stufe zwei. Ihr Strahlmassenvorrat war noch nicht erschöpft.
Drei Sekunden nach der zweiten Schubzündung wurde die irdische Fluchtgeschwindigkeit überschritten. Die Fahrtmesser zitterten auf 11,5 km/sec.
Bei 20 km/sec erreichte die zweite Stufe ihren Brennschluss. Das Abtrennen erfolgte wieder so jäh und übergangslos, dass die spontan eintretende Schwerelosigkeit wie ein urgewaltiger Hammerschlag wirkte.
Die Männer fühlten sich nach oben gerissen, mit wilder Kraft gegen die breiten Gurte der Konturlager gezwängt.
Rhodan verlor für einige Augenblicke das Bewusstsein. Als er wieder die Augen öffnete und das rote Flimmern mehr und mehr den Blick freigab, befanden sie sich längst im freien Raum.
Die Grobumlenkung von 43 Grad war bereits erfolgt. Weit hinter ihnen, auf den Schirmen nicht mehr erkennbar, wurde die zweite Stufe durch die Bodenkontrolle zum Wiedereintauchkurs gezwungen. Zu der Zeit hatte die STARDUST bereits die Kreisbahn der Raumstation überflogen. Sie hing mit noch unverminderter Fahrt im freien Fall 3250 km über der Erdoberfläche.
Nun hatten sie Zeit, einige Minuten Zeit zur Erholung. Theoretisch reichte die Endgeschwindigkeit des Schiffes völlig aus, um es aus der zerrenden Gravisphäre der Erde restlos zu befreien. Theoretisch hätte es nun ohne jeden weiteren Antrieb jeden nur denkbaren Punkt innerhalb des Alls anfliegen können.
Zwischen Theorie und Praxis klaffte jedoch ein gewaltiger Abgrund. So war die irdische Schwerkraft wohl bezwungen worden, aber sie war nach wie vor vorhanden und – sie zerrte an der Fahrt des Raumschiffes.
Auch war es mit einem einfachen Weiterfliegen nicht getan. Es hatten noch zahllose Manöver zu erfolgen, deren Daten noch lange nicht genau feststanden. Winzigste Kursabweichungen waren zu berechnen und auszugleichen. Noch kleinere Differenzen in den theoretischen Geschwindigkeits-Grenzwerten, die letztlich zu neuen Schwierigkeiten beim Zielanflug führten, mussten ebenfalls korrigiert werden.
Rhodans Konturlager klappte in den beiden Scharnieren zusammen. Es entstand ein weichgepolsterter Sessel. Die Armaturen folgten der Bewegung. Endlich hingen sie wieder vor und nicht über den Augen. Es war ein erlösendes Gefühl.
Reginald Bull erholte sich in der Form von wenig gesellschaftsfähigen Wortgebilden. Captain Flipper hustete rau und trocken. In seinen Mundwinkeln hing verkrustetes Blut.
»Es war hart, härter als sonst«, sagte Rhodan rau. »Sie haben uns während der letzten Sekunden auf 15,4 Gravos gebracht. Damit sind wir durch die gefährlichen Strahlungsgürtel gedonnert. Flippy – was ist mit dir los?«
Clark G. Flipper war blass. Die gesunde Röte seines pausbäckigen Gesichtes hatte sich verloren. Nur der Glanz seiner strohblonden Haare war unverändert.
Er verzog etwas unglücklich die Lippen, als er stöhnte: »Der Teufel soll's holen, aber ich sollte aussteigen, ehe ich noch mehr Dummheiten mache. Ich hatte noch bei 7 Gravos die Zungenspitze zwischen den Zähnen. Blödsinn, sage ich. Jedem Akademieschüler bringt man zuerst bei, dass er solche Anwandlungen tunlichst unterlassen soll. Und ausgerechnet ich ...!«
Er schloss mit einem Schulterzucken. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Rhodans Blick war prüfend. Der forschende Ausdruck wurde von einem maskenhaften Lächeln übertüncht.
Bullys Magnetsohlen knallten auf die Metallfolie des Bodenbelags. Seltsam schwankend kämpfte er um das Gleichgewicht. Solange das Triebwerk der STARDUST schwieg, waren sie schwerelos. Wortlos, mit klackenden, schwerfällig abhebenden und wiederaufprallenden Magnetsohlen, stapfte er die wenigen Schritte zu Manoli hinüber.
Sein kurzer Griff an Doc Manolis Puls ließ ihn erleichtert nicken.
»Okay«, erklärte er knapp. »Ist gleich wieder da. Der Puls läuft wie ein Uhrwerk. Zeig die Zunge her, Flippy. Los schon, die Lippen auf.«
Dunkelrotes, schwärzlich schimmerndes Blut quoll hervor. Rhodan hatte genug gesehen. Das war eine Sache für Dr. Manoli.
Während der Kommandant den Lautstärkeregler des Funksprechgerätes nach rechts schob und die verworrenen Geräusche endlich klarer wurden, erwachte Dr. Manoli.
Rhodan hörte das leise Zischen der Hydropneumatik. Manolis Liegebett wurde zum Sessel. Augenblicke später stand er neben Flipper.
Die Männer verloren kein unnützes Wort. Manoli wusste, dass der Kommandant auf sein Urteil wartete.
»Glück gehabt«, klang die Stimme des Mediziners auf. »Mehr angebissen als durchgebissen. Ich brauche zehn Minuten, besser zwölf. Geht das?«
»Es geht. Fang an. Bully, nimm die neuen Werte vom Hauptautomaten auf Magnetband. Ich möchte eine Kontrollberechnung. Wir verschieben um zwölf Minuten. Gib mir die Ausgleichsberechnung herein. Ich schätze, wir werden den Verlust mit etwa vier Sekunden Vollschub ausgleichen können.«
Augenblicke später tauchte sein Gesicht auf den Riesenbildschirmen der Bodenstation auf. Pounder, nervös und unruhig vor dem Mikrofon stehend, atmete auf.
»STARDUST an Nevada-Fields«, klang es lautstark und vollkommen klar durch die Hauptschaltstation. »Captain Flipper leicht verletzt. Bisswunde an der Zunge. Manoli stillt eben die Blutung. Der Riss kann geklebt und mit Plasmakonzentrat rasch verheilt werden. Ich brauche zwölf Minuten Aufschub, Ende.«
Pounder richtete sich auf. Sein Blick zu Professor Lehmann hinüber sagte alles. Der Wissenschaftler nickte kurz. Es war möglich. Mit solchen Komplikationen hatte man auf den Nevada-Fields immer gerechnet.
Das elektronische Robotgehirn begann zu arbeiten. Augenblicke später lagen die Korrekturwerte vor. Sie gingen automatisch über eine Spezial-Richtstrahlantenne an die STARDUST ab.
Vor Reginald Bull leuchtete das Diagramm auf. Die kleineren, jedoch leistungsfähigen Rechenautomaten der STARDUST quittierten den Empfang. Praktisch gesehen, wurde eine Vielzahl sorgfältigst auskalkulierter Ergebnisse im gleichen Augenblick ungültig gemacht. Neue Zahlen rasten in der Form von Funkimpulsen in den Raum. Eine großartige Planung wurde in wenigen Momenten umgeworfen und auf völlig neue Werte gebracht.
Bullys Finger hieben die erhaltenen Grunddaten in die Tastatur. Rhodan gab die üblichen Routinemeldungen über Höhenstrahlung, Messergebnisse, Temperaturwerte, Kabinendruck und Gesundheitszustand durch.
Manoli brauchte nur elf Minuten. Dann war Flipper wieder in Ordnung. Der tiefe Riss in seiner Zunge war sorgfältig und kaum sichtbar verklebt.
Mit einem hilflosen, beschämten Ausdruck in den hellen Augen, sah er sich um.
»Nimm diesmal den Daumen, Baby«, meinte Rhodan mit einem schattenhaften Grinsen. »Der hält mehr aus.«
Die Sessel klappten wieder zurück. Gleich darauf begann jenes Gebilde zu orgeln, dessen Funktion sie noch immer mit einem Gemisch aus erwartungsvoller Hochachtung, instinktiver Angst und nervenzermürbender Neugierde ansahen.
Es war das kernchemische Atomstrahltriebwerk, das in genau gleicher Ausführung innerhalb der zweiten Stufe so hervorragend gearbeitet hatte.
Wieder kam das wilde Aufbrüllen, das harte Anrucken. Der Wert stieg jedoch auf nur 2,1 Gravos; eine Sache, die weder Rhodan noch den anderen Männern sonderliche Schwierigkeiten bereitete.
Auf einem flammenden Strahl hocherhitzter Wasserstoffgase jagte das Raumschiff in die Tiefen des Alls hinaus.
Damit erschienen die tatsächlichen Probleme der bemannten Raumfahrt, nachdem die ursprünglichen Schwierigkeiten eines gelungenen Starts einwandfrei gelöst waren.
Rhodan lauschte auf das gleichmäßig gewordene Tosen des Atomstrahltriebwerks. Im Nichts, dicht hinter dem kreisförmigen Heck des Schiffes, hing die blauweiß leuchtende Gasflamme. Es war der in der atomar aufgeheizten Expansionskammer zur gewaltsamen Ausdehnung gekommene Flüssigwasserstoff.
Die Reaktorfüllung reichte für ein gutes Jahr. Nur mit dem Strahlmedium galt es wesentlich vorsichtiger umzugehen. Der Vorrat war begrenzt. Wenn die Tanks leer waren und wenn es demnach nichts mehr auszustoßen gab, musste der leistungsfähigste Atomreaktor zur absoluten Ohnmacht verdammt sein.