Ulrich Magnus Hammer
FANAL
Ulrich Magnus Hammer
FANAL
Roman
1. Auflage 2009
editionfredebold
fredebold&partner gmbh
schaafenstraße 25, 50676 köln
Copyright © 2009 fredebold&partner gmbh
Originalausgabe: „Fanal“
Ein Projekt der Montasser Medienagentur
Titelabbildungen: pecher und soiron, Köln
Umschlaggestaltung: Roland Pecher, Köln
Satz: D.I.E. Grafikpartner GmbH, Köln
ISBN 978-3-939674-53-5
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Abdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Die Figuren und deren Namen dieses Romans sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht
beabsichtigt und wären rein zufällig.
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eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
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PROLOG
Aufbruch aus der vertrauten Fremde
Ich wartete jetzt schon seit zwei Tagen und Nächten auf der Olson Pier. Die American Dream hätte gestern ablegen sollen, aber immer wieder kamen Ansagen aus den Lautsprechern, die blechern eine Verzögerung durchgaben. Die Erklärungen dafür blieben unverständlich, weil akustische Probleme die Sprache in scheppernde Wortfetzen verwandelten, die den Zusammenhang bestenfalls erahnen ließen. Einmal hieß es, die American Dream würde noch diese Nacht um null Uhr dreißig ablegen, dann wurde von morgen früh um sechs geredet und schließlich auch das widerrufen. Alles könne sich noch ändern, hieß es, man solle sich auf jeden Fall bereithalten und sich nicht zu weit vom Anleger entfernen. Letzteres musste nicht betont werden, weil kaum einem der Wartenden in den Sinn gekommen wäre, sich, wenn auch nur für Stunden, noch einmal nach Manhattan zu wagen.
Aus der Richtung der Skyline wehte ein Geruch des Verfalls. Nach dem unrühmlichen Abriss der ehemaligen Börse und anderer Gebäude der Wall Street, hatten die New Order Evangelisten gestern einmal wieder eines der einst so stolzen Wahrzeichen der siechenden Metropole gesprengt. Die Staubwolke des einstürzenden Wolkenkratzers, vermischt mit den ekelhaften Gasen brennender Kunststoffe, zog nur langsam über die Hafenanlagen in Richtung Atlantik ab.
Heute hatte man lediglich das Echo einiger kleinerer Detonationen hören können, aber keinen der übrig gebliebenen großen Glastürme fallen sehen. Für manche fundamentalistischen Amerikaner mochte der unaufhaltsame Abstieg ihrer einstigen heimlichen Hauptstadt vielleicht sogar ein Segen sein, weil sie sich von den dramatischen Ereignissen der letzten Jahre eine Rückkehr zum guten alten Geist der Gründerzeit erhofften, aber die Europäer, die aus beruflichen Gründen nach New York gekommen waren, dachten nur an eines: an die Flucht vor dem Untergang der Kultur an sich.
Was jedoch würden sie in Europa vorfinden? Ich befürchtete, dass der Verfall des Westens und der etablierten Wirtschaftssysteme auch dort eine breite Spur materieller und geistiger Verwüstung hinterlassen hatte. Aus den Zeitungen und dem Fernsehen erfuhr man nur wenig. Die Nachrichten blieben von Zwecklügen beherrscht, die sicher in guter Absicht zur Besänftigung beginnender Massenpanik gedacht waren.
Den halben gestrigen Tag über war ich auf meinem Lederkoffer gesessen. Ich starrte apathisch über die verrottenden Anlagen des New Yorker Hafens auf das Meer und gab mich der verzweifelten Hoffnung hin, endlich dieses elende Land verlassen zu können. Was auch immer mich in Good Old Germany erwartete, so schlimm wie hier konnte es nicht sein.
Überall auf dem Pier hatten sich Gruppierungen gebildet, um die tröstende Nähe einer Feuerstelle aus Kistenbrettern und Kochgeschirr zu teilen. Eine nach der Kleidung und den Kopftüchern der Frauen zu urteilen offensichtlich türkischstämmige Familie brühte seit Sonnenaufgang in einem Wursteimer immer wieder neuen Tee auf, den sie in Pappbechern freigiebig an jeden verteilten, der darum bat. Andere liehen sich gegenseitig Wolldecken aus, um sich beim Aufwärmen abzuwechseln. Einige Frauen verteilten Schaum- gummikissen, die sie in einem aufgebrochenen Container gefunden hatten. Aus größerer Entfernung hätte man sich an einen orientalischen Basar erinnert fühlen können, wenn nicht seit dem frühen Morgen Wolken aufgezogen wären und vom Meer her feine Nebelschwaden alles mit einer ungemütlichen Feuchtigkeit benetzt hätten.
Aufflackernd unruhige Winde wirbelten welke Blätter durch die improvisierten Notlager. Das tagelange Warten hatte eine merkwürdige Schicksalsgemeinschaft zusammengeschweißt, die zunehmend die Verhaltensweisen von Gettobewohnern entwickelte. Man konnte schließlich nicht die ganze Zeit untätig herumhocken und resigniert auf den Boden starren. Die Leute hielten sich ständig in Bewegung, um ihre steifen Glieder gelenkig zu halten, wobei sie zum Teil sonderliche Freiübungen absolvierten, aber auch der Austausch untereinander war in einem steten Fluss, sei es, dass sie untereinander Zigaretten, Teebeutel oder Zuckerrationen erstanden oder ein Buch oder alte Zeitungen austauschten, wobei sie den kommerziellen Akt als willkommenen Vorwand nutzten, um miteinander zu reden. Immer noch überwog eine Grundschwingung der Solidarität, gleichwohl diese gelegentlich auch von plötzlich ausbrechenden grundlosen Streitigkeiten unterwandert wurde.
Nur eine Handvoll Polizisten, widerwillig von der desolaten Stadtverwaltung bereitgestellt, patrouillierten in ihren langen Regenmänteln am Rande des Lagers. Je nach Laune hielten sie sich mal mehr, mal weniger aus dem Geschehen heraus. Bis jetzt zumindest hatte es noch keine schweren Zwischenfälle gegeben, was bei der angespannten Stimmungslage wie ein Wunder erschien. Wenigstens hatten die überforderten Relikte der New Yorker Behörden inzwischen eine große Wellblechbaracke mit Toiletten und Waschräumen aufgestellt. Die hatte sich allerdings schon binnen kurzer Zeit in eine schmutzige stinkende Vorhölle verwandelt, vor der sich eine Schlange bildete, die zusehends länger wurde. Bemerkenswerterweise waren noch so viel Reste an zivilisiertem Bewusstsein übrig geblieben, dass man Kindern, Alten und Kranken den Vortritt ließ. Wie sonst nur in Kriegszeiten, zeigten sich jetzt die verborgenen menschlichen Qualitäten genauso, wie die versteckten sozialen Mängel. Auf jeden Fall kam das angeborene Improvisationstalent des Homo sapiens voll zum Zug. Ein wenig abseits zwischen wilden Müllkippen hatten arbeitslose Dockarbeiter aus allen möglichen Materialen dachlose Verschläge zusammengenagelt, in denen man sein Geschäft gegen Bezahlung in Yen oder Euro verrichten konnte. Wer nur Dollars besaß, hatte das Nachsehen. Die einstige Leitwährung der Welt hatte schon vor Monaten jeden Wert verloren, und nicht selten konnte man beobachten, wie das nutzlose Geld von Obdachlosen, die die Scheine von ehemaligen Bankbediensteten geschenkt bekamen, zum Anzünden ihrer nächtlichen Feuer verwendet wurde. Bis jetzt waren Gott sei Dank noch keine Krankheiten ausgebrochen, was vielleicht nur damit zu tun hatte, dass einige Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde große Mengen an Vitamintabletten verteilt hatten.
Gegen Mittag waren weite Teile des Nebels abgezogen, und für mehr als eine Stunde hatte eine flache, fahle Sonne die Oberhand gewinnen und damit auch meine Stimmung wieder etwas aufheitern können.
Jetzt erst waren mir wieder meine angestammten Talente und meine jahrelange Erfahrung als Bühnenmagier zu Bewusstsein gekommen. Ich öffnete meinen Koffer und holte aus einem seidenen Futteral verschiedene Utensilien wie Spielkarten, Würfel, farbige Seidentücher und drei Tennisbälle. Es hatte nur wenige Minuten gedauert, bis ich von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen umringt war, die mir gebannt zusahen, wie ich eine Kreuz-Dame vor den Augen des Publikums in ein Pik-Ass verwandelte, nicht existierende Kanarienvögel aus den Seidentüchern schüttelte und weiße Tennisbälle in die Luft warf, die sich noch im Flug in nichts auflösten. Letzterer war einer der Tricks, der bei den Kindern so gut ankam, dass ich ihn immer wieder aufs Neue vorführen musste.
Für einige Stunden löste sich den realen Sorgen zum Trotz die allgemeine Anspannung. Während die Männer einer andalusischen Großfamilie auf ihren Gitarren Flamencorhythmen rasselten und einige Frauen ihre Mäntel ablegten, um sich mit wilden Schreien in Rage zu tanzen, breiteten die Araber ihre Gebetsteppiche aus, und eine Gruppe wiedererweckter Christen sang zu Herzen gehende Halleluja-Refrains, die mit der Gospelekstase einiger schwergewichtiger schwarzer Frauen konkurrierten.
Irgendwann hatte sich knapp einen Meter neben meinem Koffer ein Brite mit seiner Frau eingerichtet. Während er eine Luftmatratze aufblies, kramte sie, eine blonde Schönheit, vor sich hin fluchend in einem Kosmetikkoffer aus Krokodilleder. Ein wenig später, als die junge Frau sich in die Schlange vor der Toilettenbaracke reihte, war ich mit dem Mann ins Gespräch gekommen. Er hatte früher für die Filiale einer Londoner Investmentbank in New York gearbeitet und sich nach dem Zusammenbruch der Finanzwirtschaft auf den Handel mit Rohleder spezialisiert. Damit war es ihm besser ergangen als anderen seiner Kollegen, die schon Mühe gehabt hatten, eine Stelle als Portier oder Nachtwächter zu finden. Mit den ins Unermessliche gestiegenen Ölpreisen wurden Kunststoffe als Luxusartikel gehandelt. Samsonite war als erster Kofferhersteller zum guten alten Leder zurückgekehrt und hatte im mittleren Westen wieder Büffelherden angesiedelt. Jemand, der dort für einige Jahre als Vertreter für landwirtschaftliche Maschinen gearbeitet hatte, wusste zu berichten, dass der Beruf des Cowboys wieder hoch in Ehren stand, und wer gut reiten könne, hätte keine Probleme, im Herzen Amerikas einen Job mit besten Zukunftsaussichten zu finden.
Er hätte gut mit dem Lederhandel verdient, erzählte der Brite, aber seiner Frau, einem ehemaligen Model, sei es niemals genug gewesen. Mehr als die allgemeinen Umstände mache sie ihm nun das Leben zur Hölle. So habe sie sich anfänglich allen Ernstes nur deshalb mit allen Mitteln gegen eine Passage auf der American Dream gesträubt, weil die Kabinen der Ersten Klasse bereits alle ausgebucht waren.
Er deutete auf den rosttriefenden Ozeanriesen.
„Können Sie mir sagen, warum die Schornsteine so hoch sind?“
Tatsächlich ragten fünf gigantische Rohre aus den obersten Aufbauten in die Höhe. Nur weil ich im Ticket-Büro der Reederei ein Plakat mit einem Foto der American Dream gesehen und nach den sonderbaren Türmen gefragt hatte, hatte mir eine Angestellte einen schlampig kopierten Prospekt übereicht, in dem mit einigen euphorischen Sätzen die Antriebssysteme beschrieben waren.
Das seien keine Schornsteine, erklärte ich ihm, sondern sogenannte Flettnerrotoren, die den Wind in Antriebsenergie umwandeln könnten. Ein deutscher Ingenieur hätte sie im Zweiten Weltkrieg entwickelt. Sie würden von der Luftströmung in Drehung versetzt und sollten über einen erstaunlich hohen Wirkungsgrad verfügen.
„Aha!“, sagte der Brite, „wie interessant. Davon habe ich noch niemals gehört.“
Als bei Einbruch der Dämmerung endlich wieder eine neue Nachricht aus den Lautsprechern quäkte, die ein mögliches Ablegen der American Dream am nächsten Vormittag um vier Uhr in der Frühe ankündigte, kam eine große Gestalt in einem langen zerknitterten Leinenmantel mit einem verfilzten Fellkragen auf mich zu. Der Mann mit dem kahlen Schädel trug eine braune Hornbrille, deren rechtes Glas gesprungen war. Wie ein feines Spinnennetz sahen die Bruchrisse aus. Irgendwie musste ich an einen Politkom- missar aus einem alten Sowjetfilm denken. Sein Auftauchen hätte schon in den ersten Sekunden meine Erinnerung wachrufen müssen, aber vielleicht war ja auch nur das Zwielicht für meine Unsicherheit verantwortlich.
Der Mann stand nur noch knapp einen Meter vor mir.
„Erinnern Sie sich an mich?“
Jetzt war es klar, die näselnde Stimme hatte meine Blockade gelöst.
Ich sagte nur:
„Holland!“
Er grinste unangenehm.
„William Holland! Genau der bin ich. Immer noch ganz der Alte, wie Sie sehen. Sie verlassen nun also unser schönes Land mit diesem Schrotthaufen von Ozeandampfer?“
Ich sagte, es sei alles nichts weiter als eine Illusion.
„Vielleicht“, näselte Holland, „vielleicht ist das alles hier ja tatsächlich nur eine Illusion. Aber dafür sind doch eigentlich Sie der zuständige Fachmann.“
„Selbstverständlich“, antwortete ich voller Verachtung, „jedenfalls ist es mir immer noch lieber, als wie Sie ein Fachmann für Desillusion zu sein. Wobei ich gerne zugebe, dass die schlimmste Form der Desillusion für mich die Vorstellung wäre, dass Sie auch nach Europa flüchten.“
Holland nahm kurz die Brille ab, um die beschlagenen Gläser mit einem schmutzigen Taschentuch zu putzen.
„Natürlich nicht, wie käme ich dazu? Ich bin Amerikaner und Patriot. Ich arbeite jetzt für die Hafenbehörde und bin beauftragt, ein wenig nach dem Rechten zu sehen.“
Verächtlich spuckte ich mein ausgedientes Kaugummi aus, das sich nur in meinem Mund befunden hatte, um den fauligen Geschmack mit Minzaroma zu überdecken.
„So nennen Sie das“, sagte ich eisig.
Holland setzte seine Brille wieder auf.
„In Zeiten wie diesen kommt es nur noch darauf an, die Form zu wahren.“
Er zog seinen Kragen hoch und wandte sich ab. Sein Blick ging zur American Dream, die gerade ihre Lichter angeschaltet hatte und zumindest aus dieser Entfernung wie der letzte Ort der Verheißung aussah.
„Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.“
Noch lange, nachdem Holland in der anonymen Masse verschwunden war, starrte ich grübelnd durch den flackernden Schein der vielen kleinen Feuer in das dahinterliegende Dunkel.
Niemand würde sich in späteren Zeiten wirklich vorstellen können, dass der Zusammenbruch der westlichen Zivilisation nur knappe zehn Jahre gedauert hatte. Zehn Jahre, die mir allerdings wie eine Ewigkeit erschienen waren, und das umso mehr, wenn ich an Sarah dachte, die ich um des Auftrags willen in Deutschland zurückgelassen hatte.
In noch kürzerer Zeit war allerdings ein Wirtschaftssystem kollabiert, das damals noch für unersetzbar gehalten wurde und das Ende einer Entwicklung eingeleitet hatte, die sich hier so drastisch zu vollenden schien.
Ich hatte mich zu Beginn der großen Krise in Frankfurt aufgehalten, und war einer der wenigen Zeugen gewesen, die den Beginn der Katastrophe im Zentrum eines der bedeutendsten deutschen Geldtempel miterlebt hatten.
Für mich hatte alles mit der spektakulärsten Erpressung aller Zeiten begonnen.
ERSTER AKT
DIE MEISTER DES UNIVERSUMS
An die
Nationalbank, Frankfurt
zu Händen
Dr. Dr. h.c. Dietmar Henning
1. Sprecher der NB
Anklage:
Die Finanzwirtschaft der führenden Industrienationen hat sich schuldig gemacht, mehr als 100 Milliarden Euro wissentlich vernichtet zu haben. Die Verflechtung von Banken, Börsen, Fonds, Spekulanten und Politik tarnt die Schuldigen.
Sie, Herr Henning, wurden aufgrund Ihrer öffentlichen Bekanntheit ausgewählt, im Namen aller Beteiligten die Verantwortung zu übernehmen. Am Ende einer Finanzpolitik, deren Praktiken nur noch durch Gier bestimmt werden, steht Verelendung, Hunger und Tod in der Dritten Welt.
Urteil:
Zahlung von 1 Billion Euro. Herr Dr. Dr. hc. Dietmar Henning wird das Management übernehmen, die genannte Summe mit anderen Hauptverantwortlichen seiner Wahl einer noch zu nennenden Institution zur Verfügung zu stellen.
Verwendungszweck:
Beseitigung des Hungers und der damit verbundenen Todesfolge in millionenfacher Zahl.
Urteilsbegründung:
Die gigantischen Kapitalvernichtungen in jüngster Zeit kommen im Ergebnis einer Massenvernichtung menschlichen Lebens gleich.
Vollstreckung:
Einzelheiten werden zu gegebenem Zeitpunkt mitgeteilt. Einspruch und Revision sind ausgeschlossen.
unterzeichnet:
Gesellschaft zur Rettung der Menschenwürde
1. 1
Ich sah über die Köpfe des Publikums und sagte:
„Wenn Sie jetzt bitte Ihre Erinnerungsfotos bereit halten würden.“
Meine Assistentin ging mit einem Korb durch die Reihen der Zuschauer und sammelte die Fotos ein. Ich legte sie mit der Rückseite nach oben auf einen Tisch, mischte sie noch einmal und deutete auf einen der drei Prominenten, die das Privileg genossen, in bequemen Sesseln auf der Bühne zu sitzen, um das Geschehen aus nächster Nähe zu bezeugen.
„Herr Kollo“, sagte ich mit professioneller Freundlichkeit, „würden Sie bitte zu mir kommen und eines der Fotos auswählen?“
Victor Kollo, vor einem halben Jahr noch ein unbekannter Friseur, gehörte als Jurymitglied einer Castingshow jetzt zu den Medienstars der Quotenwelt. Er war mir zutiefst unsympathisch, aber die Auswahl der Prominenten war Sache der Redaktion. Ich hatte zwar ein Vetorecht, davon aber keinen Gebrauch gemacht.
Mit großer Geste ließ Kollo seine Hand über die Fotos kreisen, zog mit spitzen Fingern eines heraus und reichte es mir.
Jetzt war für mich der Moment gekommen, von der Bühne zu steigen und mir einen Weg durch die Sitzreihen zu bahnen. Vor einer fülligen Frau in einer rosa Bluse blieb ich stehen, schloss für einen Moment die Augen und berührte sanft ihre Schulter.
Ich sagte, sie solle sich das Foto ansehen und mir sagen, ob es sich um jenes handelt, was sie in den Korb gelegt hätte.
Die Frau nickte verblüfft.
Ich reichte ihr galant meinen Arm und bat sie, mit mir auf die Bühne zu kommen.
Was jetzt kam, gehörte zur Routine eines professionellen Magiers und diente nur der Vorbereitung des eigentlichen Höhepunkts.
Ich nahm das Foto in die Hand und starrte einige Sekunden auf das Bild.
„Die Person in der Mitte sind Sie“, sagte ich in suggestivem Tonfall, „vor vielleicht zwanzig Jahren. Aber das könnte Ihnen jeder sagen. Die Ähnlichkeit ist unverkennbar. Mit dem jungen Mädchen links neben Ihnen verbindet Sie ein ganz besonderes Erlebnis. Ist das richtig?“
Wieder nickte die Frau mit großen Augen.
„Ja, allerdings!“
„Im Hintergrund ist ein Strand zu sehen“, fuhr ich fort, „und Sie mussten weit reisen, um dort hinzugelangen. Hawaii! Sie sind in eine Brandungswelle geraten, aus der Sie beinahe nicht wieder aufgetaucht wären.“
Die Frau wischte sich Schweiß von der Stirn und murmelte:
„Unglaublich!“
Ich sagte, das muskulöse Mädchen sei Rettungsschwimmerin und hätte ihr das Leben gerettet, aber der junge Mann im Hintergrund spiele eine noch wichtigere Rolle in ihrem Leben.
Ein weiteres Mal nickte sie verstört.
Sie hätte den Mann ein Jahr später geheiratet, behauptete ich weiter, und würde bis zum heutigen Tag mit ihm eine glückliche Ehe führen.
„Mein Gott, ja“, hauchte die Frau, „das ist alles wahr, ich weiß nicht, wie …“
Der Applaus aus dem Publikum unterbrach ihren Kommentar.
Ich machte eine beschwichtigende Geste und sagte:
„Jetzt möchte ich Sie bitten, mir zu helfen.“
Meine Assistentin schob aus dem Hintergrund einen Zeitungsständer in die Mitte der Bühne und deutete auf einen Mann in einem dunklen Anzug, der die Künstlertreppe herunterkam.
Ich trat näher an den Bühnenrand und kündigte den Höhepunkt der Vorstellung an.
„Unser Notar, Dr. Zimmer, verwahrt seit einer Woche in seinem Tresor einen versiegelten Brief. Ich habe darin eine Voraussage hinterlegt … die Schlagzeile einer Zeitung vom heutigen Tage!“
Ohne eine Miene zu verziehen, geleitete ich die Frau in der rosa Bluse zu dem Ständer, auf dem zwanzig Tageszeitungen ausgelegt waren.
„Sie sehen nur die letzte Seite“, sagte ich, „ist das richtig?“
Die Frau nickte wieder.
„Nur auf einer“, fuhr ich fort, „steht die Schlagzeile, die ich vorhergesehen habe. Schließen Sie bitte die Augen und berühren Sie eine der Zeitungen.“
Unsicher tappte die Frau vor dem Gestell hin und her, bis sie schließlich nach einem Exemplar griff.
Ich forderte sie auf, die Augen wieder zu öffnen, auf die erste Seite zu sehen und dem Publikum zu sagen, wie die Schlagzeile lautete.
Mit zitternder Stimme las sie vor:
„Bankenskandal verursacht weltweite Hungerkatastrophe. Dietmar Henning, Erster Sprecher der Nationalbank, bestreitet Mitverschulden.“
Ein riesiger Bildschirm zeigte die Überschrift.
Ich gab dem Notar ein Zeichen.
„Darf ich bitten, Herr Dr. Zimmer!“
Der Notar öffnete den versiegelten Umschlag und nahm ein Blatt Papier heraus. Er hielt es vor die Kamera, und der Text erschien auf dem Monitor.
Folgende Schlagzeile erschien in der Ausgabe der Frankfurter Rundschau vom 18.3.2008:
Bankenskandal verursacht weltweite Hungerkatastrophe. Dietmar Henning, Erster Sprecher der Nationalbank, bestreitet Mitverschulden.
1. 2
Als ich meine Künstlergarderobe betrat, zuckte ich unmerklich zusammen. Nicht weil ich mich wirklich erschrak. Auf dem Weg von der Bühne in die Garderobe war für einen Moment der Gedanke in mir aufgekommen, jemand würde in der kleinen Kabine auf mich warten.
„Was machst du denn hier?“, war das Einzige, was ich herausbrachte.
In einem der Klappstühle vor dem Schminkspiegel saß sie, in einem dunkelgrauen Kostüm mit feinen Nadelstreifen, nur scheinbar entspannt zurückgelehnt, mit einem Rock, der viel von ihren Beinen sehen ließ. Unter dem Jackett mit dem schmalen Revers trug sie ein weißes Hemd mit einem hellblauen Seidentuch, das perfekt zum Kostüm passte. So hatte ich Sarah Leismann in Erinnerung. So oder so ähnlich hatte die Psychologin in ihrem Büro im Bundeskriminalamt Hof gehalten und virtuos mit männlichen Vorurteilen gespielt.
Sie lächelte.
Eigentlich konnte es nur einen einzigen Grund für ihren überraschenden Besuch geben.
„Es hat mit Bulthaupt zu tun, oder?“
„Wie machst du das?“, überging Sarah meine Frage, „diese Voraussage war verblüffend.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Die Regeln meiner Zunft untersagen die Preisgabe von Berufsgeheimnissen.“
Sie musterte mich mit einem grübelnden Blick.
„Was hältst du von der Schlagzeile, die du angeblich vorausgesehen hast?“
Jetzt sah ich ihr Gesicht im Spiegel und wünschte, das Bild möge verschwinden. Nicht, weil ich etwas gegen Sarah hatte. Nein, im Gegenteil, ich hatte mich gefreut, sie wiederzusehen. Aber sie kam als Botschafterin aus einer Welt, die ich mit guten Gründen verlassen hatte. Sarah Leismann war der angenehme Teil dieser Welt gewesen.
Ich brachte noch einmal das Stichwort Bulthaupt in Erinnerung und sagte, sie hätte mir noch keine Antwort auf meine Frage gegeben.
Bulthaupt sei aufgestiegen, erklärte Sarah, er sei jetzt der Boss vom ganzen Laden.
Irgendjemand hatte mir vor einiger Zeit davon erzählt.
Sarah gab sich keine Mühe eine unterschwellige Nervosität zu verbergen. Sicher könne ich mir denken, warum sie hier sei, und wir sollten die Zeit nicht damit verschwenden, um den heißen Brei herumzureden.
Mit einer geringfügigen Drehung des Spiegels konnte ich nun ohne Umweg in ihre Augen sehen.
„Wenn es darum geht, mich wieder in kriminalistische Abenteuer zu ziehen, habe ich kein Interesse.“
Sarah reichte mir ein Papier im Briefformat.
„Da geschieht etwas Einmaliges. Das ist eine Kopie.“
Für eine Weile vertiefte ich mich stumm in das Papier.
„Das unterliegt im Moment noch strengster Geheimhaltung.“
Sarah sah mich erwartungsvoll an.
„Bulthaupt möchte, dass du wieder ins Boot steigst.“
Ich faltete das Papier zusammen und reichte es ihr zurück.
„Wieso ist der Text beim BKA gelandet? Es ist doch eigentlich nur ein Brief mit einer Fantasiesumme, ohne eine konkrete Drohung.“
Ihr Lächeln erlosch.
„Henning hat nicht das BKA als Institution informiert, sondern auf vertraulicher Basis mit Bulthaupt gesprochen. Die beiden kennen sich aus der Zeit, als Bulthaupt noch Chef der Abteilung Personenschutz gewesen war. Bis jetzt ist alles noch inoffiziell. Man erinnerte sich im BKA an die Ermordung Gerlachs, den Vorgänger Hennings. Er stand auf der Liste der RAF.“
Ich sagte mit fester Stimme:
„Nein!“
„Wenn es nicht anders geht, als Freischaffender“, setzte Sarah nach, „ein Beratervertrag. Es wird nicht schlecht bezahlt. Denk darüber nach.“
Ich erklärte ihr unmissverständlich, dass ich auch so genug verdiente.
Sarah erhob sich und strich den Rock glatt.
„Ruf mich an. Bulthaupt hält dir die Bürokratie vom Hals, und ich versorge dich mit Informationen über Internes.“
Ihre Lippen formten ein spöttisches Lächeln.
„Deine Geheimratsecken sind tiefer geworden. Und die grauen Strähnen sind auch neu.“
Reflexartig drehte ich mein Gesicht in den Spiegel und runzelte die Stirn. Bei meinen Auftritten pflegte ich die Haare glatt zurückgekämmt zu tragen. Zweifellos hatte sich der Haaransatz in den letzten Jahren verschoben, aber ich hatte mir eingebildet, die allmähliche Veränderung sei derart geringfügig, dass sie niemandem auffiele. Seit einiger Zeit allerdings fanden sich nach dem Frisieren immer mehr ausgefallene Haare im Kamm.
Wollte sie mir damit etwa sagen, man würde mir das unaufhaltsame Zerrinnen der Zeit ansehen?
Ihr Lächeln wurde breiter und wärmer.
„Es steht dir, und es macht dich männlicher.“
Mir fiel ein, dass Sarah früher bei Fragen nach ihrem Privatleben meistens Klagen über ihren Mann parat gehabt hatte und erkundigte mich nach ihrer Beziehung.
Für einen Moment wurde ihre Miene missmutig.
„Ich habe mich von Franz scheiden lassen. Zwei Psychologen, das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Und bei dir?“
Ich nickte verstehend und sagte, ich würde vorwiegend solo leben, seit ich als Bühnenmagier aufträte.
„Ach“, ihre Stimme klang jetzt ein wenig ironisch, „ein Mann mit deinen Qualitäten und deinem Aussehen?“
An Bewerberinnen, gab ich zu, würde es nicht mangeln, aber keine entspräche meinen Vorstellungen.
„Du solltest vielleicht meine Sprechstunde aufsuchen“, schlug Sarah vor.
Ich dankte für das Angebot und versicherte ihr, dass ich auch ohne psychologische Betreuung klarkäme.
Während sie zur Tür hinausging, drehte sie sich noch einmal um und sah mir mit einem rätselhaften Blick in die Augen.
„Auf bald“, waren ihre letzten Worte. „Ich zähle auf dich.“
1. 3
„Worauf warten wir noch?“, fragte Fitzler nervös.
Bulthaupt sortierte demonstrativ einen Stapel Wirtschaftszeitungen. „Nur noch auf Frau Dr. Leismann.“
Auf Brus’ Stirn zeigten sich Ärgerfalten.
„Was hat die denn mit der Sache zu tun, ist die Abteilung Internes nicht ausgelastet?“
Fitzler kam die Bemerkung seines Kollegen nur recht, um sich demonstrativ von derartiger Unsachlichkeit zu distanzieren.
„Das ist nicht der Moment für persönliche Bemerkungen.“
Bulthaupt strafte Brus mit einem kalten Blick. Gerade als er zu einem Kommentar ansetzen wollte, betrat Sarah Leismann das Zimmer.
Brus beobachte, wie sie sich setzte und die Beine übereinanderschlug. Vor einem Jahr, als seine Frau ein kurzes Verhältnis mit einem jungen Scharfschützen aus dem Sonderkommando eingegangen war, hatte er versucht, bei Sarah zu landen. Sarah hatte ihm ohne große Umschweife klargemacht, dass sie nicht an Abenteuern interessiert und er obendrein nicht ihr Typ sei. Seitdem ging ihr Brus aus dem Weg.
„Guten Morgen, meine Herren“, sagte Sarah, „was für eine erlesene Gesellschaft hat sich hier versammelt. Und das Wirtschaftsdezernat darf auch seinen Senf dazugeben.“
„Haben Sie Frau Dr. Leismann jetzt die Gesprächsleitung übertragen?“, murrte Brus in Richtung Bulthaupt.
Sarah verdrehte die Augen. Ständig wurde in den obersten Etagen über Psychologie geredet, aber keine der Erkenntnisse schien bei den Herren aus der Führungsebene nennenswerte Spuren hinterlassen zu haben. Brus, seit den Achtzigern Leiter der Terrorismusabteilung, sah sich als die einzig kompetente Person in der Firma und missgönnte Bulthaupt heftig den Chefsessel; Fitzler konnte ihm sowieso nicht gefährlich werden, hatte der sich doch in seinen Augen lediglich durch ein Studium an einer mickrigen Privatakademie und mit kleinen Intrigen mühsam zum Wirtschaftsexperten hochgearbeitet. Von einer inspirierten Zusammenarbeit konnte jedenfalls keine Rede sein.
Bulthaupt hatte im Laufe der Jahre sein Körpergewicht verdoppelt und verfügte mit seiner offensiv getragenen Leibesfülle über einen wirksamen Panzer gegen Angriffe aus allen Richtungen.
Er warf einen forschenden Blick auf Sarah.
„Auch wenn Herr Brus seine Gründe hat, Ihre Anwesenheit in einem anderen Licht zu sehen, muss ich sagen, dass Ihr Anblick meine Stimmung jedes Mal aus dem grauen Büroalltag emporhebt. – Und? Wie sieht es nun aus? Ist Romer dabei?“
Sarah wechselte die Haltung, sodass Brus noch ein wenig mehr von ihren Beinen sehen konnte.
„Sie kennen doch Romer, er ist Individualist. Schließlich hatte er genügend Gründe, auf unsere Gesellschaft zu verzichten. Er braucht ein wenig Bedenkzeit. Ich vermute, er wird mich noch heute anrufen.“
Brus’ Augen verengten sich.
„Was hat Romer denn damit zu tun?“
Bulthaupt konnte ein süffisantes Lächeln nicht verbergen.
„Sollte der Fall ernst werden und eskalieren, möchte ich ihm das Profiling übertragen. Als er noch für das BKA arbeitete, gab es wenige, die das Handwerk so beherrschten wie er.“
Sarah beobachtete, wie Brus versuchte, sein Missbehagen unter Kontrolle zu bekommen.
„Nun, wie beurteilen Sie das Schreiben?“, fuhr Bulthaupt ungerührt fort, „Gesellschaft zur Rettung der Menschenwürde, was soll uns das sagen? Kann man daraus schon Schlüsse ziehen, Herr Brus?“
Brus nahm seine randlose Brille von der Nase und begann, seine Gläser zu putzen. Es war seine Art, einen wichtigen Kommentar anzukündigen.
„Überlegungen in dieser Richtung sind verfrüht. Mich wundert ohnedies, dass Henning gleich das BKA informiert hat.“
„Das hat er nicht, er hat zwei Tage gewartet“, antwortete Bulthaupt. „Ich nehme an, der Druck der Familie hat den Ausschlag gegeben, dass er sich an mich und nicht an das Amt gewendet hat. Wir kennen uns von früher. Ich habe meine Gründe, dass ich Sie mit einbezogen habe, bevor es überhaupt ein offizieller Fall wird. Der Mord an Hennings Vorgänger, Gerlach, sitzt noch vielen in den Knochen. Da hat es zuerst auch ein vorab angekündigtes Urteil gegeben und danach eine Hinrichtung. Bis jetzt ist alles inoffiziell. Betrachten Sie das Treffen als Meinungsaustausch.“
„Da ist nun erst einmal Kleinarbeit angesagt“, verkündete Brus, „der Brief kam mit der normalen Post und ist in Delmenhorst abgeschickt worden. Das ist natürlich Irreführung. Alles hängt davon ab, wie es weitergeht. Eine Billion, mein Gott, das ist eine Fantasieforderung! Ist sie nur Effekthascherei? Oder dient sie als Basis für Verhandlungen? Welche Sanktionen erwartet die NB? Also da gibt es eine Menge …“
„Schon gut, schon gut“, winkte Bulthaupt ab, „Sie haben also noch nicht die geringste Vorstellung.“
„Die sogenannte Anklage“, versuchte Fitzler einen Argumentationsvorstoß, „ich meine, dass die Finanzmärkte angeblich …“
„Herr Fitzler“, fuhr Bulthaupt dazwischen, „was Ihren Part anbelangt, erwarte ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Stellungnahmen aus der hohlen Hand.“
Bulthaupt deutete auf einen Stapel zum Teil aufgeschlagener Finanzmagazine auf seinem Tisch.
„Alles, was Sie vorerst wissen sollten, steht hier zu lesen. Die Ernährungskrise ist am leichtesten nachzuvollziehen. Damit hat die Nationalbank sicher am wenigsten zu tun. Kapitalvernichtung ist schon eine andere Sache. Können Sie mir erklären, Herr Fitzler, wie man Geld vernichtet, ohne es ganz real zu verbrennen?“
Fitzler plierte mit den Augen, als wäre er gerade aus einem Tagtraum erwacht, und sein Körper straffte sich wie vor einem sportlichen Einsatz.
„Also die Kapitalmärkte … Lassen Sie es mich so erklären: Das System der Börse ist hochkomplex und reagiert überaus sensibel auf jede Art von …“
„Ich entnehme Ihren Ausführungen, dass Sie es nicht wissen“, sagte Bulthaupt kalt. „Zumindest können Sie es nicht erklären. Das wäre allerdings auch kein Wunder. In keiner der Fachzeitschriften wird darüber auch nur ein verständliches Wort verloren. Manche Banker behaupten sogar, sie würden einige der hochkomplizierten neuen Finanzprodukte selbst nicht verstehen.“
„Das hat mit einer speziellen Art von Wirtschaftsschamanismus zu tun“, meldete sich Sarah zu Wort. „Hier werden Tabus gehätschelt, mysteriöse Rituale und Voodoobeschwörungen zelebriert, die bewusst unverständlich bleiben sollen und sich als Herrschaftswissen verstanden wissen wollen.“
Bulthaupt schmunzelte.
„Interessant, was Sie da andeuten. Sehen Sie, meine Herren, das ist genau der Grund, warum ich Frau Dr. Leismann dabeihaben wollte. Da fallen Sätze, die die Fantasie anregen: Schamanismus, Tabus, Rituale, Voodoobeschwörungen! Das klingt doch gleich ganz anders, als Aktienderivate, Hypothekenzertifikate, Kurskorrekturen und toxische Papiere.“
Brus verschoss einen giftigen Blick in Richtung Sarah, während Fitzler demotiviert auf seine Hände starrte.
Die absolut unrealistische Höhe der Forderung, erläuterte Brus, könne nur bedeuten, dass es dem Erpresser in Wahrheit gar nicht um das Geld ginge. Wäre er aber tatsächlich ein größenwahnsinniger Krimineller, der die aberwitzige Summe für sich einstreichen wolle, stelle sich die Frage, wie er sich den Transfer vorstelle, sollte sie denn jemals aufgetrieben werden können.
„Wenn wir das mit den Forderungen der RAF in den Siebzigern vergleichen“, versuchte Fitzler sich einzubringen, „handelt es sich zweifellos um … “
Bulthaupt schüttelte unwirsch den Kopf.
„Wir haben hier nichts weiter als ein Schriftstück, eine Anklage auf einem Stück Papier. Nichts deutet auf irgendein Umfeld oder eine Ideologie. Einige Millionen Menschen in diesem Land würden zumindest den Vorwurf unterschreiben. Kennen Sie irgendeine Person, die gut auf Banken zu sprechen ist? Ähnlich unbeliebt sind nur noch die Politiker. Die Forderung hätte ebenso gut an den Finanzminister gerichtet werden können. Sarah, Sie sind die Psychologin, können Sie irgendetwas aus dem Text herauslesen?“
Sarah nahm ihre Unterlagen zur Hand und las den Brief noch einmal laut vor. Dann nickte sie und sagte:
„Das Einzige, was mir im Moment auffällt, meine Herren, ist der lakonische Stil. Politische Täter vom Zuschnitt der RAF lieben ausschweifende Traktate. Es findet keine persönliche Beschimpfung statt. Von jemandem, der lediglich die Öffentlichkeit aufrütteln will, würde ich einen hitzigeren Tonfall erwarten. Der Adressat wird in kühler Form informiert.“
Sarah warf einen Blick auf ihre Uhr.
„Meine Zeit wird knapp. Ich habe noch einen Termin außer Haus. Da wäre nur noch eine Sache: Wenn Romer wirklich einsteigen sollte, brauchen wir einen Katalog sämtlicher Erpresserbriefe mit politischem Hintergrund, die bei uns jemals dokumentiert wurden.“
Brus’ Miene hatte sich zunehmend verdüstert.
„Um solche Dokumente zu vergleichen, müssen wir wohl kaum Romer bemühen.“
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Kurz, nachdem Kupfer den Fahrstuhl betreten hatte, schlüpfte Schneider noch im letzten Moment durch die Tür.
Kupfer trat ein wenig beiseite, um Abstand zu halten und überspielte seine latenten Vorbehalte gegen den Kollegen mit unpersönlicher Höflichkeit.
„Wie war der Urlaub?“
Schneider starrte missmutig gegen die schwarze Glasverkleidung.
„Danke für die Nachfrage – zu kurz.“
Kupfer nickte ohne innere Teilnahme.
„Ja, ich verstehe. Meinen werde ich verschieben müssen. Und die Familie?“
„Sie bekommen die Situation natürlich mit“, antwortete Schneider im Plauderton. „Peter hatte sich auf den geplanten Segeltörn gefreut. Es sollte ein nachträgliches Geschenk zum Abitur werden.“
„Weiß er schon, was er studieren wird?“
Schneiders Miene hellte sich ein wenig auf.
„Jura. Das hat mich zwar überrascht, aber natürlich gefreut. Es war auch mal Mathematik im Gespräch.“
Kupfer gab sich verständnisvoll.
„Mit Jura fährt er sicherlich besser, wenn er die Familientradition fortsetzen will.“
Der Fahrstuhl hatte die Zieletage erreicht.
„Nach Ihnen“, sagte Kupfer. „Meine Tochter studiert jetzt auch Jura. Sie hat mit Kunstgeschichte angefangen. Aber dann ist ihr schnell klar geworden, dass man besser noch etwas Solides dazunimmt.“
Da das oberste Stockwerk nur den Mitgliedern der Geschäftsführung vorbehalten war, hatte der Architekt es so eingerichtet, dass man vom Fahrstuhl aus direkt in den Sitzungssaal gelangte.
Hennings Blick wirkte abwesend. Die Begrüßung fiel weniger verbindlich aus als üblich. Er drückte den beiden Vorstandsmitgliedern nur kurz die Hände und deutete auf die Sessel.
In Kupfers Augen zeigte sich Irritation. An einer breiten zweiflügeligen Tür machte sich ein Handwerker in einem hellblauen Overall zu schaffen. Offensichtlich war er gerade dabei, die Türblätter herauszunehmen. Auf dem Boden lagen gedrechselte Holzsäulen mit blassbunten Ornamenten, die an asiatisches Kunsthandwerk erinnerten.
Henning hatte Kupfers fragenden Blick bemerkt.
„Das ist eine fünfhundert Jahre alte Tempeltür aus Nepal. Ich habe sie vor Kurzem auf einer Auktion ersteigert, um sie hier einsetzen zu lassen. Ich sage Ihnen nicht, was sie gekostet hat. Solche Stücke sind selten und eigentlich unbezahlbar. Sehen Sie sich die Details an! Das ist feinstes Kunsthandwerk. Sie wird einen reizvollen Kontrast zu den modernen Möbeln bilden.“
Wer Kupfer lange genug kannte, konnte seine Missbilligung bemerken. Jeder wusste, dass Henning ein leidenschaftlicher Sammler asiatischer Antiquitäten war, aber dass er jetzt schon eine nepalesische Tempeltür in den Sitzungssaal bauen ließ, ohne andere Vorstandsmitglieder zu fragen, deutete auf einen zunehmenden Realitätsverlust hin. Bislang hatte er nur seinen Schreibtisch mit tibetischen Gebetsmühlen oder altindischen Ritualsteinen dekoriert.
„Herr Gollier wird heute leider nicht dabei sein“, ergriff Henning das Wort, „er ist noch in London. Kommen wir also gleich zur Sache. Haben Sie den Artikel in der WELT schon gelesen?“
Kupfer nickte.
„Ja, die Darstellung ist unfair und sachlich unrichtig. Wir stehen wesentlich besser da, als die Schweizer Invest Bank und andere. Von unseren Kritikern ist das kaum zur Kenntnis genommen worden. Das Management hat da herausragende Leistungen vollbracht.“
„Die NB-Aktien verlieren ein wenig“, fügte Schneider hinzu, „aber sie befinden sich keineswegs im freien Fall. Bis jetzt sind bei uns keine Köpfe gerollt, das sollte Vertrauen schaffen.“
Wohl nur, um die offensichtliche Anspannung zu verbergen, erhob Henning sich aus seinem Sessel und stellte sich vor das Panoramafenster mit Ausblick auf die Skyline der Frankfurter Innenstadt.
„Die Medien übertreiben wieder einmal maßlos. Da werden Zahlen genannt, die die Leute gar nicht beurteilen können, Und da wird mit Inbrunst eine Katastrophe an die Wand gemalt, als forderte man geradezu ihre Erfüllung. Wie soll man dem normalen Bürger auch erklären, dass Finanzmärkte einfach nicht den Gesetzen der klassischen Mechanik gehorchen?“
Eine junge Frau, die wie eine Direktionsassistentin gekleidet war, brachte frisch gefüllte Kaffeetassen auf einem silbernen Tablett.
„Vielen Dank, Frau Delian“, sagte Henning.
Sie lächelte ihm kurz zu und verschwand so diskret, wie sie gekommen war.
Mit einer Tasse in der Hand stellte Kupfer sich neben Henning.
„Genau das haben wir ihnen aber über Jahre hinweg vermittelt. Wir haben der Finanzwirtschaft den Mantel der Wissenschaftlich- keit umgehängt. Wir haben gesagt, es gibt Leute, die verstehen etwas von dieser Wissenschaft, Leute, die wissen, was sie tun, und die werden nach allen Regeln dieser Gesetzlichkeiten die ständige Vermehrung des Geldes in Gang halten.“
Kompetenz demonstrierend schlug Schneider einen Geschäftsbericht auf und blätterte die ersten Seiten durch.
„Als noch die satten Gewinne sprudelten, dachte sich keiner etwas bei dem Wort Abschreibungen. Jetzt weiß jeder, was gemeint ist. Heute übersetzt man eine Abschreibung von drei Milliarden Euro als mutwillige Verbrennung von realem Geld. Wir haben es ja schon immer gewusst, sagen die Leute jetzt, es gibt gar keine Gesetze. Der Zufall regiert meine Investitionen.“
Für einen Moment schien Kupfers Blick jedes Detail in Hennings Ausdruck zu studieren. Bis jetzt kannte er den Vorstandschef nur als strahlenden Gewinner, als einen, der niemals zweifelte, am wenigsten an sich selbst. Seit jedoch immer mehr kritische Beobachter ein baldiges Ende der amerikanischen Immobilienblase befürchteten, wirkte sein optimistisches Lachen weniger überzeugend. So wie er den Erfolg der letzten Jahre in erster Linie seiner Person zugeschrieben hatte, lastete nun auch die Sorge um das Ende der satten Gewinne auf seinen Schultern. Man sah ihm an, dass er sich Mühe geben musste, seine Rolle glaubwürdig zu spielen.
„Ich habe mich entschlossen, mit einer Politik der Transparenz an die Öffentlichkeit zu gehen“, erklärte Henning seine strategische Position, „man verlangt nach Erklärungen, die nicht nach Ausreden klingen.“
Kupfer warf Schneider einen vielsagend undurchdringlichen Blick zu.
„Transparenz“, echote Schneider, „sicher, ja, das ist wohl ein gangbarer Weg. Wir sind immerhin die Nationalbank, man wird von uns eine konstruktive Haltung erwarten.“
„Ich denke, das war anders gemeint“, bemerkte Kupfer nüchtern. „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, Herr Henning, sollen wir erklären, was die SIB, die Bluestar Group, Murrey & Loew oder Gellman-Johnson falsch gemacht haben und wie das System funktionierte, um im Anschluss daran zu erklären, wie wir für unser Haus vorerst das Schlimmste verhindern konnten und weiter verhindern werden.“
Henning kam wieder an den Besprechungstisch zurück und ließ sich in seinen schwarzen Ledersessel fallen.
„Im Großen und Ganzen haben Sie das ganz richtig verstanden. Ich würde allerdings vorerst noch keine Namen nennen. Ich schlage vor, das Thema bei anderer Gelegenheit zu vertiefen. Ich denke, Herr Dr. Zierer von der SIB ist zurzeit am besten informiert. Vielleicht ist Herr Gollier in der Lage, einige Insiderinformationen zu beschaffen. Die Familie seiner Frau pflegt engste Kontakte zu Dr. Zierer.“
Er deutete auf eine Dokumentenmappe und schob Kupfer und Schneider je ein Blatt zu.
„Kommen wir zu Punkt zwei. Das sind Kopien von einem Brief an mich in meiner Eigenschaft als Erster Sprecher der Nationalbank. Wenn ich Sie bitten dürfte, den Text aufmerksam zu lesen.“
Kupfer überflog die Zeilen und zog irritiert die Stirn in Falten.
„Der ist vor sieben Tagen eingegangen. Warum haben Sie uns nicht sofort darüber informiert?“
„Nun, was ist geschehen?“, antwortete Henning. „Jemandem sind die negativen Zeitungsschlagzeilen im Kopf explodiert, und er sucht einen Schuldigen. Er sucht mich als Opfer aus, klagt mich an und verurteilt mich. Eine Billion, ich bitte Sie, was soll man daran ernst nehmen? Ich habe den Brief meiner Frau gezeigt. Sie hat mich allerdings auf meinen Vorgänger aufmerksam gemacht. Gerlach! Im Vorfeld seiner Ermordung gab es ähnliche Vorwürfe. Vorgestern habe ich mich dann schließlich entschlossen, ein inoffizielles Gespräch mit Bulthaupt zu führen.“
Kupfer runzelte die Stirn.
„Sie haben das BKA informiert?“
„Nein, das war ein privater Austausch. Ich kenne Bulthaupt von früher. Er war in den frühen Neunzigern noch für den Personenschutz zuständig. Gestern bekam ich einen Anruf von Bulthaupt. Er führte ebenfalls den Fall Gerlach an. Wie wir alle wissen, wurde Gerlach ermordet. Man könnte auch sagen: hingerichtet.
Bis jetzt haben nur vier Personen bei uns im Hause Kenntnis von dem Erpresserbrief. Ich, Sie beide und Frau Delian aus meinem Sekretariat, die den Umschlag geöffnet hat. Die Sache darf auf keinen Fall nach außen dringen.“
Kupfer studierte noch einmal nachdenklich das Dokument und murmelte:
„Ja, Gerlach! Das war eine schreckliche Geschichte. Ich habe ihn noch kennengelernt.“
„Ich denke, das ist ein intelligenter Verrückter“, wiegelte Schneider ab, „eine Billion! Wer kommt denn auf so eine irre Idee?“
„Ich würde das nicht so einfach abtun“, gab Kupfer zu bedenken. „In gewisser Weise könnte das Schreiben die Stimme des Volkes symbolisieren.“
Mit einem Anflug von Ungläubigkeit nahm Henning sich noch einmal den Erpresserbrief vor.
„Ich bin auch persönlich gemeint. Das ist nicht zu übersehen. Aber warum ich?“
„Das glaube ich nicht“, widersprach Schneider, „Sie sind als Repräsentant angesprochen. – Und was rät Bulthaupt?“
„Vorerst die Ruhe zu bewahren“, antwortete Henning. „Er gab sich sehr zurückhaltend. Daraus schließe ich, dass man die Sache ernster nimmt, als ich vermutet habe.“
Kupfer versuchte, seiner Stimme einen optimistischen Klang zu geben.
„Vielleicht handelt es sich bei dem Absender ja doch nur um einen pathologischen Fall.“
Hennings Ausdruck veränderte sich übergangslos.
„Und wie war der Urlaub, Herr Schneider? Haben Sie sich endlich Ihren Wunschtraum erfüllt?“
Einen Moment wanderten Schneiders Augen unstet zwischen Henning und Kupfer hin und her. Obwohl er sich inzwischen an Hennings Stil, das Ende einer Vorstandsbesprechung mit einer privaten Frage einzuleiten, gewöhnt haben müsste, irritierte ihn der abrupte Themenwechsel immer wieder aufs Neue.
„Es fing nicht schlecht an, aber wenn Sie auf mein Hobby anspielen: nein! Unter einer Million bekommen Sie nicht einmal die kleinste Jongert.“
„Ich hatte einmal das Vergnügen, auf einer Jongert Jacht mitsegeln zu dürfen“, schwärmte Henning in perfekter Leugnung seiner tatsächlichen Stimmungslage. „Großartig! Es gibt keine bessere Klasse. Aber das war eine Spezialanfertigung für den Finanzminister von Dubai. Sie wissen ja, wie es bei den Arabern zugeht. Da ist jede Ecke mit irgendeinem seltenen Tropenholz verkleidet.“
„Ich würde nur noch chartern“, griff Kupfer das Scheinthema auf. „Wussten Sie, dass die großen Jachtvermieter aufgrund der Finanzkrise einen Umsatzrückgang von fünfzig Prozent zu verzeichnen haben? In London bricht das ganze Luxusgewerbe zusammen. Da fallen jetzt die Mietpreise für alles.“
„Meine Herren“, beendete Henning das Treffen mit einem Seitenblick auf seinen Terminkalender, „was dieses Ultimatum anbelangt, werde ich Sie sofort informieren, wenn ein weiterer Brief vom gleichen Absender eingeht.“
Beim Hinausgehen warf Kupfer noch einen letzten kritischen Blick auf die Einzelteile der nepalesischen Tempeltür.
*
Kupfer starrte im Fahrstuhl mit unbeweglicher Miene an Schneider vorbei auf die verspiegelten Wände.
„Henning schätzt es nicht besonders, wenn seine Prinzen sich teure Jachten kaufen.“
Auf Schneiders Gesicht zeigte sich Bestürzung.
„Ach! Ist das wahr? Das wusste ich nicht.“
„Können Sie ja auch nicht wissen“, antwortete Kupfer kühl. „Sie sind schließlich noch nicht so lange bei uns. Deshalb sage ich es Ihnen jetzt. Henning kommt aus Hamburg. Ein typischer Hanseat. Understatement! Sie wissen schon. Man trägt den Nerz nur als Futter nach innen. Der Bentley steht in der Schweiz, und die Jacht liegt in Key West. Henning legt äußersten Wert auf Stil. Zu Recht, wie ich finde. Stil ist das Einzige, was uns im Moment bleibt.“
Schneider nickte.
„Verstehe! Dann passt es ja gut, dass ich keine Jacht gekauft habe. – Sagen Sie, was denken Sie über Bulthaupts Einschätzung? Die Formulierung des Briefes klang nicht nach einem Scherz.“
Kupfer fixierte die Stockwerkanzeige, als könne er es nicht erwarten, endlich die Fahrstuhlkabine zu verlassen. Schneiders physische Nähe hatte er stets nur notgedrungen in Kauf genommen. Die Chemie zwischen ihm und seinem Kollegen hatte von Anfang an nicht gestimmt.
„Einen zweiten Fall Gerlach möchte ich nicht miterleben.“
„So habe ich Henning noch nie gesehen“, murmelte Schneider.
Kupfers Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
„Was ist denn Ihre persönliche Meinung zu Hennings Gemütslage?“
Schneider zögerte einen Moment, bevor er antwortete.
„Einige Großinvestoren warten nur darauf, dass er stolpert.“
„Vielleicht“, sagte Kupfer gedehnt.
Bis jetzt hatte er versucht, seine Abneigung unter Kontrolle zu behalten. Schneider war etliche Jahre jünger und gehörte zu der Sorte von rücksichtslosen Aufsteigern, die ihm schon immer zuwider gewesen waren.
In Schneiders Augen blitzte ein intrigantes Funkeln auf.
„Werden Sie ihn weiterhin stützen?“
Als der Fahrstuhl hielt, ging ein Ruck durch Kupfer.
„Selbstverständlich! Was denken Sie? Loyalität ist jetzt ein wichtiges Signal, um das Vertrauen wiederzugewinnen.“
„Loyalität“, wiederholte Schneider, „ich bitte Sie, Herr Kupfer, wann hat das jemals wirklich eine Rolle gespielt, wenn es um Sein oder Nichtsein ging.“