Nr. 113
Die Wunderblume von Utik
Der Zellaktivator spielt verrückt – und versetzt einen ganzen Planeten in Aufruhr ...
von KURT MAHR
Thomas Cardif, der Renegat, hat Perry Rhodans Platz als Administrator des Solaren Imperiums der Menschheit eingenommen, und niemand – weder Perry Rhodans engste Freunde noch die Mutanten – ahnt, dass der falsche Mann am Ruder sitzt.
Wenn Cardifs Handlungsweise nicht der Handlungsweise entspricht, die man von einem Perry Rhodan gewohnt ist, so entschuldigt man das seltsame Benehmen des Administrators damit, dass Perry Rhodans geistige Gesundheit durch die Gefangenschaft bei den Antis Schaden erlitten hat.
Cardif, der Usurpator, kann also triumphieren, niemand habe ihn durchschaut, und er könne schalten und walten, wie es ihm beliebe.
Es fragt sich nur, wie lange es gut gehen wird, denn schließlich können die Antis, Cardifs Förderer und Mitwisser, jederzeit den falschen Administrator entlarven ...
Außerdem hat »Es«, das Geistwesen vom Planeten Wanderer, das schändliche Spiel längst durchschaut und eine Aktion in die Wege geleitet, von der DIE WUNDERBLUME VON UTIK nur die erste Phase darstellt ...
Die Hauptpersonen des Romans
Kalál – Ein Anti, der für eine Blume gehalten wird.
Ron Landry, Larry Randall und Lofty Patterson – Agenten der Abteilung III.
Meech Hannigan – Ein Roboter mit einem Sprachfehler.
»Er« oder »Es« – Das Wesen von Wanderer erlaubt sich einen Scherz.
Kazek – Für den Rest seines Lebens will der Utiker mit Terranern nichts mehr zu tun haben.
1.
Dieses Gespräch, fand auf dem Planeten Wanderer statt. Es unterhielt sich der Humanoid Homunk mit seinem Herrn, dem Gemeinschaftswesen, das Wanderer beherrscht. Infolge der sonderbaren Meinung, die sowohl das Gemeinschaftswesen als auch Homunk über die Zeit besitzen, zog sich das Gespräch, obwohl nur aus wenigen Sätzen bestehend, über einige Zeit hin, im terranischen Sinne gesprochen.
Homunk: Ich bemerke Eure ungewöhnliche Heiterkeit, Herr. Wollt Ihr mich teilhaben lassen an Eurem Vergnügen?
ES: Selbstverständlich. Es ist kein Geheimnis dabei.
Homunk: Ich danke.
ES: Es handelt sich um die Zellaktivatoren, die vor kurzem an ein Wesen ausgegeben worden sind, das sich Perry Rhodan nannte ...
*
Kalál hatte sich gerade von dem sanften Transportmechanismus des Laufbandes auf den festen Grund des kleinen Raumhafens herabbringen lassen, da hörte er das dröhnende Gelächter zum ersten Mal.
Es war so ungewöhnlich, dass jemand in seiner Nähe zu lachen wagte, dass er voller Entrüstung herumwirbelte. Da stand das turmhohe Springer-Raumschiff, aus dem er soeben gekommen war, auf grauweißem Kunstasphalt, da waren ein paar Mitglieder der Mannschaft, die sich nach ihrem Passagier das Schiff zu verlassen anschickten, und da waren ein paar Mann Bodenpersonal, die die hydraulischen Landestützen des Riesenschiffes einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Über dem allen wölbte sich Utiks tiefblauer Himmel, und die weiße Sonne ließ nach Kaláls Ansicht an Willigkeit, ihre Kraft zur Schau zu stellen, nichts zu wünschen übrig. Um es deutlich zu sagen: Der Schweiß troff ihm von der Stirn.
Aber da war niemand, der gelacht hatte.
Mit einem leisen indignierten Seufzer machte sich Kalál auf den Weg zu dem Automatwagen, der ein paar Meter jenseits der Laufbrücke auf ihn wartete. Er hatte kaum zwei Schritte getan, da ertönte das Gelächter zum zweiten Mal, und als er diesmal herumwirbelte, hatte sich die Szene grundlegend verändert.
Die Springer, die hinter ihm die Treppe heruntergekommen waren, standen plötzlich wie zu Steinsäulen erstarrt und starrten ihn an. Die Männer vom Bodenpersonal hatten aufgehört zu arbeiten und starrten ebenfalls zu ihm herüber. Kalál war verwirrt. Was war geschehen? Ein Diener der Absoluten Wahrheit mochte wohl für das Bodenpersonal eine aufsehenerregende Erscheinung sein. Aber warum standen die Springer dort und starrten ihn an?
Zum dritten Mal hörte Kalál das Gelächter. Diesmal konnte er sehen, dass keiner von denen lachte, die ihm nachblickten. Dieser Heiterkeitsausbruch kam von woanders her. Aber woher?
Die Männer, die an den Hydraulikstützen gearbeitet hatten, kamen unter dem Schiff hervor. Ihre Gesichter, bisher ernst und ein wenig gelangweilt, hatten plötzlich einen anderen Ausdruck angenommen. Die Augen glänzten, und der Mund stand vor Erwartung weit offen. Die Männer hatten die Arme vorwärtsgestreckt, als wollten sie etwas greifen, bevor es ihnen entrann. Was Kalál am meisten verblüffte, war, dass sie alle ungefähr gleich aussahen.
Außerdem war er es, nach dem sie die Hände ausstreckten, und auf ihn kamen sie zu, als wollten sie ein flüchtiges Wild mit wohlschmeckendem Fleisch fangen.
Kalál fühlte sich äußerst unbehaglich. Mit den Gaben, über die er verfügte, versuchte er, in die Gedanken der Männer einzudringen und zu erfahren, warum sie sich auf einmal so närrisch benahmen. Aber das gelang ihm nicht, sei es, weil er zu verwirrt war, um sich zu konzentrieren, sei es, dass etwas anderes im Spiel war.
Auf jeden Fall empfand er die Situation als gefährlich, als auch die Springer am Fuß der Lauftreppe sich in Bewegung setzten und hinter den Mechanikern her mit dem gleichen verzückten Gesicht auf ihn zugeeilt kamen. Völlig ratlos, ohne auch nur die geringste Vorstellung davon, was da geschehen sein könne, drehte er sich um und rannte auf den Automatwagen zu. Seine Kleidung, bunt und beinahe pomphaft, war für so rasche Bewegungen schlecht geschaffen. Kalál taumelte und wäre um ein Haar gestürzt. Aber in diesem Augenblick hörte er dicht hinter sich das gierige Schnaufen der Männer, die ihn verfolgten, und das riss ihn wieder in die Höhe.
Mit einem letzten, mächtigen Satz rettete er sich durch das offenstehende Luk des Wagens. Das Luk schloss sich, als er den Schaltknopf auf der Armleiste neben seinem Sitz berührte. Voller Entsetzen sah Kalál, wie die Männer, blind vor Eifer, gegen den Aufbau des Fahrzeugs prallten, zurücktaumelten und gleich darauf wieder sich die Gesichter an den Fenstern plattdrückten.
»Zum Tempel der Wahrheit!«, schrie er auf Arkonidisch, von Angst gepeitscht.
Der Autopilot, ein kleiner Kasten voll positronischer Weisheit, mit einem Mikrophon, das aus dem kleinen Armaturenbrett ein Stück weit ins Innere des Wagens hineinragte, verstand die Anweisung. Etwas begann zu summen. Mit einem Seufzer der Erleichterung sah Kalál den flachen, glatten Boden des Landefeldes nach unten zurückweichen und die Menge der verzückten, gierigen Männer unter sich zurückbleiben.
Er war dem Albtraum entkommen, sozusagen im letzten Augenblick. Er hätte Grund gehabt, sich jetzt erleichtert und erlöst zu fühlen. Aber das Gefühl hielt nicht lange an. Dann kehrte die Sorge wieder.
Was war geschehen?
*
Die Welle summender Erregung überfiel Meech Hannigan auf dem Wege zu seiner Caféteria, wo er sich um des Scheines willen eine Tasse terranischen Kaffees hatte einverleiben wollen.
Er blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen und kümmerte sich nicht um die beiden Männer, die, in ein Gespräch vertieft, von hinten auf ihn prallten, sich hastig entschuldigten und um ihn herum weitergingen. Er versuchte zu ergründen, was ihn so erregte, und weil er gerade für solche Dinge geschult war, erkannte er es bald.
Starke Ausstrahlungen eines fremden Gehirns! So stark, dass Meech keine Mühe hatte, sie über all das Geplapper und Geplätscher der tausend Gehirne hinweg, die in den Köpfen der Straßenpassanten in seiner unmittelbaren Nähe waren, zu empfangen. Er konnte die Ausstrahlung nicht verstehen, darauf war er nicht geschult. Aber er verstand sofort, dass das fremde Gehirn eines derjenigen war, nach denen Ausschau zu halten man ihn ausgesandt hatte.
Es verblüffte ihn, dass die Strahlung so plötzlich aufgetreten war. Er hatte erwartet, dass sie, aus weiter Ferne kommend, zunächst undeutlich, dann immer klarer spürbar werden würde. Statt dessen war sie mit einemmal dagewesen, überaus deutlich und in nicht allzu großer Entfernung. Meech dachte darüber nach, wozu er nur einen winzigen Bruchteil einer Sekunde brauchte, und kam zu dem Schluss, dass der Besitzer des starken Gehirns sich ihm mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit genähert haben müsse. Ungewöhnliche Geschwindigkeit – das bedeutete, er war mit einem schnellen Fahrzeug gekommen. Schnelle Fahrzeuge waren Raumschiffe.
Wer immer auch der Träger des fremden Gehirns war, entschied Meech, er war soeben mit einem Raumschiff auf Utik gelandet. Und zwar auf dem Raumhafen von Massennock, der Hauptstadt des Planeten; denn sonst hätte Meech die Ausstrahlung nicht wahrnehmen können.
Das machte die Sache einfach. Meech stellte sich an den Rand der Straße, und als der nächste leere Automatwagen auf ihn zukam, rief er ihn an. Das Fahrzeug hielt vor ihm und fuhr das Passagierluk auf. Meech stieg ein und nannte dem Autopiloten sein Ziel: »Zentrale Registratur.«
Während der Wagen ihn rasch und sicher durch den starken Verkehr der Innenstadt brachte, horchte Meech weiter auf die Ausstrahlungen des fremden Gehirns. Er nahm wahr, wie sie plötzlich, nur wenige Minuten nach dem Auftauchen, stärker wurden. Es schienen keineswegs angenehme Gedanken zu sein, die das Gehirn dachte. Sein Träger musste sich in einer Art Panik befinden. Dann wurde der Empfang undeutlicher, und zwar so, dass Meech daraus schloss, der Besitzer des Gehirns entferne sich von ihm.
Meech brauchte siebzehn Minuten, um die Zentrale Registratur zu erreichen. Er warf eine Palladium-Münze in den Fahrpreiscomputer des Automatwagens, ließ sich das Wechselgeld herausgeben und stieg durch das Luk, das sich daraufhin öffnete, hinaus auf das Trottoir. Wie er es gewöhnt war, zählte er das Wechselgeld und stellte fest, dass die Fahrt ihn zwei Lodik vierzig gekostet hatte. Das war billig, wenn man es mit terranischen Maßstäben maß. Auf Utik gaben sie ungefähr elf Lodik für einen Solar, und für so wenig Geld hätte man in Terrania nicht einmal von Paschek's auf der sechsundachtzigsten Straße bis zur Kreuzung der dritten Avenue fahren können.
Meech fuhr die Rolltreppe zum Haupteingang der Registratur hinauf. Er sah dabei auf seine Füße und bemerkte, dass die Stufe, auf der er stand, sich durchbog. Das würde ihn eines Tages verraten, wusste er. Oder vielleicht war »verraten« auch nicht der richtige Ausdruck dafür. Wem auf Utik oder sonstwo sollte es schon etwas ausmachen, wenn er erfuhr, dass Meech kein Mitglied der Rasse war, aus der zu stammen er vorgab?
In der Empfangshalle des Gebäudes gab es eine automatische Auskunft. Meech fragte nach dem Büro, in dem er Informationen über einlaufende Raumschiffe bekommen konnte, und wurde in den achtundvierzigsten Stock gewiesen. Er benutzte den Antigravlift und ließ sich nicht dadurch irritieren, dass das künstliche Schwerefeld ihn zunächst ein Stück weit in den Keller hinuntersinken ließ, bevor es sein Gewicht richtig registrierte und ihn zu dem gewünschten Ziel hinaufhob.
Das Büro, das ihm genannt worden war, war noch nicht vollständig automatisiert. Es gab zwar ein paar Robotgeräte, die dem Besucher jede gewünschte Auskunft gaben, wenn sie verfügbar war. Da aber Meech befürchtete, dass gerade die Information, deren er bedurfte, nicht zu den verfügbaren gehörte, formulierte er seine Frage so, dass keiner der Automaten etwas damit anzufangen wusste und der Pfortenrobot ihn schließlich an den Leiter des Büros verwies.
Meech öffnete die Tür, die ihm genannt worden war und stand nun in einem kleinen Raum, der mit gutem Geschmack und einem Hang zu moderner Gemütlichkeit eingerichtet war.
Eine Überraschung stellte der Leiter des Büros dar. Meech sah sich, nachdem er die Tür passiert hatte, einer jungen Frau gegenüber, die ihn über ihren Schreibtisch hinweg neugierig, aber nicht ohne Wohlwollen musterte. Meech brachte ein kleines Lächeln zuwege und grüßte höflich.
»Es tut mir leid, dass ich Sie stören muss«, sagte er danach. »Aber da draußen«, dabei deutete er mit dem Daumen über die Schulter, »wusste niemand so richtig Bescheid.«
Das Mädchen warf den Kopf zurück, dass die blonden Haare lustig wehten und lachte hell.
»Das passiert öfter, als mir lieb ist«, gab sie zu. Sie sprach Arkonidisch wie Meech. »Die Blechkästen da draußen haben noch lange nicht alles gelernt, was sie wissen müssen.«
Sie deutete auf einen Sessel.
»Nehmen Sie Platz ...«, sagte sie, dehnte das letzte Wort ein wenig und sah Meech dabei fragend an.
»Hannigan«, kam Meech ihr bereitwillig zu Hilfe, während er sich setzte.
»Hannigan«, wiederholte das Mädchen. »Das klingt terranisch.«
»Ist es auch«, antwortete Meech. »Ich bin Terraner.«
»Oh ... das ist interessant für mich.« Sie machte große Augen und beugte sich nach vorne über die Kante des Schreibtisches. »Sie müssen mir von Terra erzählen, Hannigan. Ich war noch nie dort.«
Meech registrierte, dass sie keinerlei Anstalten machte, auf den Zweck seines Besuches zu sprechen zu kommen. Sie wollte sich unterhalten. Meech hatte solche Situationen öfter erlebt. Seine Pflicht führte ihn mit einer Frau zusammen, und die Frau fand Gefallen an ihm. Am Anfang hatte es ihm Vergnügen gemacht, darauf einzugehen, sich mit ihr zu verabreden und sie am Abend irgendwohin auszuführen. Aber früher oder später musste der Zeitpunkt kommen, an dem sie erkannte, dass er nicht die Art von Mann war, die sie sich vorgestellt hatte, und da Meech sich vorstellen konnte, wie groß dann die Enttäuschung sein würde, hatte er sich nach dem ersten Rendezvous niemals mehr blicken lassen.
Hier war die Lage anders. Er hatte keine Zeit, das Spiel zu spielen. Er musste von vornherein kühl sein.
»Ich muss Sie leider enttäuschen«, antwortete er mit einem kläglichen Lächeln. »Ich bin zwar auf Terra geboren, aber schon als kleines Kind nach Utik gekommen. Ich weiß nicht ...«
»Oh, ich verstehe«, unterbrach ihn das Mädchen, spürbar kühler als zuvor. »Sie kennen Terra selbst nicht. Nun, was führt Sie also zu mir?«
»Vor dreiundvierzig Minuten und zwanzig Sekunden ist auf dem Raumhafen Massennock ein Raumschiff gelandet«, erklärte Meech mit Bestimmtheit. »Ich möchte wissen, woher es kommt und ob es Passagiere auf Utik abgesetzt hat.«
Das Mädchen starrte ihn verwundert an.
»Vor dreiundvierzig Minuten ...«, murmelte sie.
»Und zwanzig Sekunden«, ergänzte Meech.
Sie schüttelte den Kopf.
»Moment mal.«
Meech sah sie auf mehrere Knöpfe der Schaltleiste auf ihrem Schreibtisch drücken und hörte das Summen der positronischen Apparatur, die die gewünschte Information aus ihrem Gedächtnis suchte, auf eine Karte druckte und die Karte durch einen Schlitz auf den Schreibtisch warf. Das Mädchen nahm die Karte zur Hand und betrachtete sie. Meech sah, wie ihr Blick misstrauisch wurde.
»Sie haben recht«, antwortete sie langsam. »Bis auf die Sekunde.«
Meech bedauerte, dass er die Zeit so exakt angegeben hatte. Auf diese Art und Weise machte er sich verdächtig.
»Welches Schiff, bitte?«, fragte Meech höflich.
»Die LORAL SIEBENUNDACHTZIG«, antwortete das Mädchen. »Ein Handelsschiff, nur ein Passagier.«
Meech wusste, dass er nicht weiterfragen durfte. Niemand war befugt, Auskunft über die Namen der Passagiere zu geben. Meech stand auf.
»Ein Springer-Schiff also«, murmelte er wie im Selbstgespräch. »Ich danke Ihnen.«
»Es war nicht der Rede wert«, behauptete das Mädchen, machte eine wegwerfende Handbewegung und beugte sich wieder über die Arbeit, bei der Meech sie unterbrochen hatte.
Sie tat Meech leid. Frauen auf Utik hatten es nicht leicht. Die Entwicklung hatte einen seltsamen Weg genommen. Die Bewohner des Planeten waren arkonidische Einwanderer, und im Laufe der Jahrtausende waren die Männer zu glatzköpfigen, temperamentlosen Wesen degeneriert, während die Frauen im großen und ganzen so geblieben waren wie zu Anfang.
Meech hatte also Mitleid mit dem Mädchen. Aber die Kapazität seines Gehirns war groß genug, um ihm klarzumachen – und zwar eindeutig – dass der Sympathiesektor ausgeschaltet bleiben müsse.
Meech ging hinaus. Unten auf der Straße fand er nach ein paar Augenblicken einen zweiten Automatwagen und fuhr mit ihm zum Raumhafen hinaus. Das heißt: Er wollte hinausfahren. Der Hafen lag dreißig Kilometer außerhalb der Stadt, aber Meech war erst fünf davon gefahren, als sein Wagen in eine Straße hineingeriet, in der Menschen sich zu Hunderten auf der Fahrbahn drängten, einander hin- und herschoben und wirr durcheinanderredeten. Meech war sehr verwundert; aber er glaubte nicht, dass dieser Aufruhr irgend etwas mit seiner Aufgabe zu tun hätte. Deswegen hatte er nichts dagegen einzuwenden, dass der Autopilot umkehrte und sein Glück in einer anderen Richtung versuchte.
Er kam tatsächlich ein Stück weiter, etwa einen Kilometer, dann bot sich auf der nächsten Ausfallstraße das gleiche Bild. Der Autopilot sah die Nutzlosigkeit seines Bemühens ein und fragte den Passagier, ob er Einwände dagegen habe, dass die Fahrt durch die Luft fortgesetzt würde. Bis dahin war aber Meech schon misstrauisch geworden. Er bezahlte den Fahrpreis, den er bis dorthin schuldig geworden war, befahl dem Wagen zu warten und stieg aus.
Im Nu befand er sich mitten in der Menge, die sich auf der Straße umhertrieb und den Verkehr blockierte. Fast noch geschwinder hatten ein paar aufgeregte Männer und Frauen ihn umringt und redeten auf ihn ein. Sie sprachen alle gleichzeitig, so dass Meech nur Bruchstücke ihrer Sätze verstand.
»... schon gehört ...?«
»... ein wunderbares, ein phantastisches Gewächs ...«
»... und der Duft, kaum zu glauben ...«
Meech Hannigan war von Natur aus vorurteilslos. Er besaß nicht die Fähigkeit, über etwas zu lachen, weil es ihm zu unsinnig erschien. Er hörte sich also die Bruchstücke der Geschichten an, die ihm erzählt wurden und setzte sie mit der ihm eigenen Kombinationsgabe rasch zusammen, so dass sie ein verständliches Bild ergaben.
Die Aufregung in den Straßen von Massennock wurde offenbar verursacht durch eine Pflanze, die vor kurzem an Bord eines Raumschiffes auf Utik gelandet war. Die Beschreibungen der Pflanze, die Meech von verschiedenen Männern und Frauen erhielt, stimmten nicht in allen Zügen überein. Auf jeden Fall aber musste es sich um eine prächtige Blume mit einem herrlichen, unwiderstehlichen Duft handeln. Dem Vernehmen nach hatte man diesen Duft vom Raumhafen her bis ins Innere der Stadt riechen können. Das war rund fünfundzwanzig Kilometer weit!
Meechs Verstand klassifizierte diese Information als unerhört.
Was ihn beeindruckte, war die Tatsache, dass keiner von denen, mit denen er sprach, die merkwürdige Blume zu Gesicht bekommen hatte. Sie alle hatten sie nur gerochen. Trotzdem stimmten die Beschreibungen ihres Aussehens darin überein, dass sie violett sei, mit einem grellgelben Blütenkern. Differenzen gab es nur über die Form der Blütenblätter und die Größe der Pflanze.