Nr. 126
Die Schatten greifen an
Die Unsichtbaren lauern am Rande der Milchstraße – und ein erbitterter Kampf entbrennt ...
von CLARK DARLTON
Crest, der erste arkonidische Freund Perry Rhodans, hatte seinerzeit vorausgesagt, dass die kühnen und tatkräftigen Terraner eines Tages das allmählich zerfallende Arkon-Imperium übernehmen würden, um aus dessen Trümmern das Sternenreich der Menschheit aufzubauen.
Der Zeitpunkt für diese Übernahme ist jetzt, im Jahre 2016 irdischer Zeitrechnung – also noch nicht einmal anderthalb Jahrhunderte, seitdem die Menschen erstmals bemannte Raketen ins All hinausschickten – gekommen.
Der Robotregent von Arkon existiert nicht mehr, und terranische Spezialisten treten an seine Stelle!
Die Regentenflotte – an die 100.000 Robotraumer – ist durch die Vernichtung des Koordinators paralysiert, und sorgfältig ausgebildete Raumfahrer von Terra übernehmen diese hilflos im All herumirrenden Schiffe!
Auch andere Sternenvölker der Milchstraße machen Jagd auf die Einheiten der Robotflotte – und so ergeben sich Kämpfe!
Doch schlimmer ist noch eine andere, völlig überraschende Entwicklung: DIE SCHATTEN GREIFEN AN ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Als der Administrator mit der IRONDUKE erscheint, fliehen die Unsichtbaren.
Gucky – Der Mausbiber fungiert als Trainer.
Iltu – Sie ist 100 Jahre »jung« und nennt Gucky »Opa«.
Oberst Sukril – Kommandant des Superschlachtschiffs CÄSAR.
Leutnant Germa – Führer eines Einsatzkommandos.
Brado, Gork, Wilkowski, Lester und Hansen – Die Männer von Leutnant Germas Einsatzkommando stoßen als erste auf die Unsichtbaren.
1.
»Ortung Sektor K1-8-DX, Sir. Entfernung zwokommadrei Lichtsekunden. Ihre Anweisungen?«
Oberst Kermak, Kommandant des Schlachtkreuzers ALDERAMIN von der Solarklasse, wandte nicht einmal den Kopf. Mit brennenden Augen starrte er auf den großen Zentralbildschirm, der einen Ausschnitt des Weltraums naturgetreu wiedergab. Mit einem schnellen Griff schaltete er die Vergrößerung ein. Die etwas mehr als zwei Lichtsekunden schrumpften zusammen. Das Objekt der Ortung wurde sichtbar.
»Geschwindigkeit weiter verringern. Näher herangehen!«, sagte er, den Bildschirm nicht aus den Augen lassend. »Entermannschaft in Bereitschaft! Die Bordgeschütze besetzen!«
Der Erste Offizier salutierte und verließ die Zentrale, um die Anweisungen weiterzugeben und ihre Durchführung zu überwachen.
Oberst Kermak sah drei Schiffe auf dem Bildschirm. Sie trieben offensichtlich ohne Steuerung durch den Raum und waren mit Sicherheit nicht bemannt. Es waren Einheiten der Robotflotte des arkonidischen Imperiums, das im eigentlichen Sinne des Wortes aufgehört hatte zu existieren, seit der Robotregent vernichtet worden war. Den Terranern war es bereits gelungen, etwa neunzigtausend der insgesamt hunderttausend Schiffe sicherzustellen. Aber in den unermesslichen Weiten des Raumes trieben noch zehntausend schwerbewaffnete Schiffe, die in der Hand eines potentiellen Gegners eine nicht zu unterschätzende Macht darstellten.
Oberst Kermak war einer jener Männer, die das verhindern sollten. Mit seinem Schlachtkreuzer ALDERAMIN, einer Kugel von fünfhundert Metern Durchmesser und achthundert Mann Normalbesatzung hatte er die Aufgabe, die steuerlos gewordenen Robotschiffe Arkons aufzuspüren und von seiner Spezialmannschaft übernehmen zu lassen.
Es war keine leichte Aufgabe, denn als der Robotregent von Arkon vernichtet wurde, hielten sich die arkonidischen Schiffe in allen Teilen der Galaxis auf. Sie gehorchten nur den Befehlsimpulsen des größten Positronengehirns aller Zeiten, wenn man sie nicht umschaltete. Sie wurden von einer Sekunde zur anderen führerlos und konnten somit von jedem übernommen werden, der das Geheimnis der Umschaltung auf manuelle Steuerung kannte. Es gab in der Milchstraße genügend Rassen, die Wert auf eine Stärkung ihrer Macht legten und daher die Gelegenheit nutzten, die inaktivierten Schlachtschiffe Arkons einzufangen.
Das aber wollte Perry Rhodan unter allen Umständen verhindern.
Oberst Kermak beobachtete die drei dahintreibenden Schiffe. Das eine war ein Superschlachtschiff der Imperiumklasse, eine gigantische Kugel von eintausendfünfhundert Metern Durchmesser. Die beiden anderen wiesen nur einen solchen von zweihundert Metern auf, waren also lediglich Kreuzer. Sie flogen immer noch in ihrer ursprünglichen Formation, die einem Dreieck glich. Voran das Schlachtschiff, dahinter abgewinkelt die beiden Kreuzer.
Der Erste Offizier betrat wieder die Zentrale.
»Schiff gefechtsklar, Sir.«
Diesmal drehte Kermak sich nach ihm um.
»Wahrscheinlich genauso überflüssig wie immer bisher«, sagte er und lächelte beruhigend. »Wir übernehmen zuerst das Schlachtschiff. Wer führt das Spezialkommando an?«
»Ein Leutnant Vitali, Sir. Es ist sein dritter Einsatz.«
»Dann weiß er, was er zu tun hat. Sobald die drei Schiffe klar zum Abflug sind, erwarte ich entsprechende Meldung.«
»Ich werde dafür sorgen, Sir«, antwortete der Erste Offizier und verschwand wieder. Erneut widmete sich Oberst Kermak dem Bildschirm, um die nun folgenden Vorgänge in allen Einzelheiten beobachten zu können.
Aber noch ehe sich die Luken der ALDERAMIN öffneten, um Leutnant Vitali und seine Leute freizugeben, geschah etwas Unvorhergesehenes.
Die in Aktion befindlichen Ortungspeiler meldeten sich.
In einer Entfernung von knapp fünf Lichtsekunden hatten mindestens zwanzig größere und kleinere Schiffe materialisiert und näherten sich in rasendem Flug. Dabei schwärmten sie aus und kreisten die ALDERAMIN und die drei Robotschiffe ein.
»Energieschirm!«, brüllte Oberst Kermak erregt. Damit ging er zuerst einmal auf ›Nummer Sicher‹ und schloss die Möglichkeit aus, dass seine Raumkugel von einem eventuellen Energieschuss getroffen wurde. Allerdings konnte Leutnant Vitali nun auch die ALDERAMIN nicht mehr verlassen. »Abwarten!«
Er sah auf den Bildschirm. Die fremden Schiffe besaßen Walzenform. Springer! Natürlich, wer sonst? Wo es Ärger gab, waren die Springer oder Galaktischen Händler nicht weit. Die geschäftstüchtigen Arkonidenabkömmlinge ließen sich die Gelegenheit zur persönlichen Bereicherung nicht entgehen. Ihre Techniker kannten die Robotschaltungen der arkonidischen Schiffe, daran konnte kein Zweifel bestehen.
Die Verwandten kamen, um das Erbe Arkons unter sich aufzuteilen.
»Funkspruch, Sir!«, meldete sich der Funker über Interkom. »Dringende Warnung!«
Kermak zuckte fast unmerklich zusammen. Äußerlich ruhig erwiderte er: »Vorlesen!«
Die Aufforderung der Springer war kurz und unmissverständlich: »Verschwindet, Terraner! Die drei Schiffe gehören uns, wir haben sie zuerst gesichtet. Wir lassen euch zehn Minuten eurer Zeit.«
Kermak starrte gedankenverloren auf den Bildschirm. Die zwanzig Walzenschiffe hatten inzwischen ihre Positionen bezogen und die ALDERAMIN eingekreist. Innerhalb dieses Kreises hielten sich auch die drei Roboteinheiten auf, denen das Unternehmen beider Parteien galt.
Der Oberst wusste, dass die zwanzig Springer ihm nicht direkt gefährlich werden konnten, aber er konnte sie seinerseits auch nicht vertreiben. Unter diesen Umständen Leutnant Vitali dazu aufzufordern, die Arkonschiffe zu betreten, war sinnlos. Er würde den Offizier opfern. Auf der anderen Seite konnten natürlich auch die Springer niemand schicken, um die Robotkontrollen umzuschalten, ohne ihn in Gefahr zu bringen. Es war eine restlos verfahrene Situation.
Er konnte einen Hyperfunkspruch absetzen und terranische Einheiten um Verstärkung bitten, dachte Kermak bitter, aber bis die einträfen, wären die zehn Minuten verstrichen. Wahrscheinlich würden die Springer dann das Feuer auf die ALDERAMIN eröffnen, um zu versuchen, den Schutzschirm des irdischen Schiffes zu durchbrechen. Vielleicht gelang das sogar.
Umgekehrt war es für die ALDERAMIN so gut wie ausgeschlossen, gleich zwanzig Gegner auszuschalten. Die Springer waren, daran konnte kein Zweifel bestehen, im Augenblick überlegen. Es würde ihnen nicht leichtfallen, ihren Gegner unschädlich zu machen, aber es konnte ihnen durch einen Glückszufall gelingen.
»Nur noch acht Minuten«, sagte der Erste Offizier, der inzwischen in die Zentrale zurückgekehrt war. »Eine verdammt kurze Zeit ...«
»Lang genug, um einen Entschluss zu fassen«, widersprach Kermak ruhig, obwohl er innerlich zitterte. »Die Springer dürfen die Robotschiffe auf keinen Fall kassieren. Andererseits haben wir Befehl, bewaffnete Konflikte mit anderen Rassen nach Möglichkeit zu vermeiden. Wir verteidigen uns nur dann, wenn wir angegriffen werden. Das ist noch nicht der Fall.«
Er sah wieder auf den Bildschirm. Obwohl sie mit erheblicher Geschwindigkeit durchs All trieben, standen die drei Robotschiffe scheinbar völlig stationär. Die ALDERAMIN und die Walzen der Springer mit ihnen. Es würde leicht sein, die Geschütze einzurichten. Immerhin waren erst drei Minuten der gewährten Frist verstrichen.
»Die drei Arkonschiffe sind ohne Schutzschirm«, murmelte Kermak, ohne seinen Ersten Offizier direkt anzusprechen. »Man kann sie mit einem einzigen Schuss vernichten.«
»Aber, Sir ...!«
»Vernichten, sagte ich. Haben Sie eine bessere Lösung, wenn sie nicht in die Hände der Springer fallen sollen? Na also, Sie zucken mit der Schulter. Wenn wir schon die drei Robotschiffe nicht bekommen können, dann sollen die Springer sie auch nicht haben. Für die Erde ist das besser.«
Der Erste Offizier sah seinen Kommandanten fest an.
»Hätten wir einen Teleporter an Bord, wüsste ich eine Möglichkeit.«
»Ich auch«, eröffnete ihm der Oberst wütend. Er sah auf die Uhr. »Wir haben noch drei Minuten. Beeilen Sie sich. Ich versuche inzwischen, mit den Springern zu reden.«
Das war kein Problem. Die Springer sprachen Arkonidisch genauso gut wie die Terraner. Es dauerte keine dreißig Sekunden, bis der Funker den Kontakt herstellte. Auf dem Bildschirm in der Zentrale erschien genau vor Kermak das bärtige Gesicht eines typischen Galaktischen Händlers. Es musste einer der Patriarchen sein, denn sein Alter betrug sicher mehr als hundert Jahre irdischer Zeitrechnung. Der dichte Vollbart war rötlich gefärbt und seltsam eckig gestutzt, ohne Zweifel ein Sippenzeichen.
»Was willst du, Terraner? Du hast noch zwei Minuten deiner Zeit.«
Kermak beherrschte sich und sagte möglichst ruhig: »Diese drei Arkonschiffe gehören uns. Wir haben die Erlaubnis von Gonozal VIII. ...«
»Erlaubnis!« Der Springer begann dröhnend zu lachen und konnte sich kaum beruhigen. »Wer ist dieser Gonozal VIII. überhaupt? Oder sprichst du von dem Pseudo-Imperator von Arkon, den ein Robot absetzte? Wenn ja, dann gehören die Schiffe dir genauso wenig wie uns. Sie sind herrenlos, und wer sie zuerst findet, kann sie behalten. Wir haben sie zuerst gefunden. Also?«
Kermak wusste, dass ihm nur noch eine Minute blieb.
»Gonozal-Atlan war rechtmäßiger Herrscher über Arkon. Perry Rhodan ist sein rechtmäßiger Erbe. Also gehören die Schiffe ihm. Wenn ihr sie nehmt, begeht ihr einen Diebstahl. Wollt ihr es mit Terra verderben oder nicht?«
»Verderben!«, wiederholte der Springer und begann erneut zu lachen. Er schien sich köstlich zu amüsieren. »Was ist Terra schon ohne den Schutz Arkons? Und – das Imperium gibt es nicht mehr.«
Der bärtige Gauner wird sich wundern, dachte Oberst Kermak voller Zorn und überzeugte sich mit einem Blick davon, dass ihm noch ganze vierzig Sekunden verblieben. Seine Hoffnung, den Springer überzeugen zu können, schwand dahin. Der Erste Offizier kam gerade in die Zentrale zurück. Er nickte. Das bedeutete, dass Kermak nur auf den roten Feuerknopf zu drücken brauchte, um alle drei Robotschiffe unter konzentriertes Feuer nehmen zu können. Da die Roboteinheiten keinen Schutzschirm besaßen, würden sie innerhalb weniger Sekunden erledigt sein.
»Ihr riskiert also einen Diebstahl und damit einen offenen Konflikt mit Terra?«
»Ja«, nickte der Springer lachend. »Was ist schon dabei?«
Noch zehn Sekunden.
»Gut«, sagte Oberst Kermak und lächelte plötzlich sehr spöttisch. »Ich hätte vielleicht mit mir reden lassen und dir einen der Kreuzer überlassen, aber wenn du so habgierig bist, sollst du überhaupt nichts bekommen. Verstanden?«
»Nein, kein Wort«, gab der Springer zurück und strich sich durch den Bart. »Terraner sprechen gern in Rätseln. Übrigens – deine Zeit ist um. Verschwinde jetzt, oder ich lasse das Feuer eröffnen.«
»Ich tue es für dich«, entgegnete Kermak grimmig und drückte den roten Knopf ein, der alle drei inzwischen eingerichteten Energiegeschütze aktivierte. »Wir überlassen euch den Schrottwert.«
An drei verschiedenen Stellen verließen die gebündelten Energiestrahlen die ALDERAMIN und fanden ihr Ziel. Mit Leichtigkeit fraßen sie sich durch die Hüllen der Robotschiffe und drangen weit ins Innere vor. Bis zu den Arkon-Reaktoren. Die darauffolgende atomare Detonation zerriss die drei Einheiten.
In Wirklichkeit waren es drei Detonationen, aber sie wirkten wie eine einzige. Eins von den Springerschiffen, das sehr nahe bei dem Robot-Superriesen stand, wurde von der Gewalt der Explosion erfasst und in die Tiefe des Alls gewirbelt. Ehe die restlichen neunzehn Walzen das Feuer auf die ALDERAMIN eröffnen und die Unverfrorenheit des Terraners bestrafen konnten, riss Oberst Kermak den Fahrthebel nach vorn. Das Schlachtschiff nahm sofort Kurs auf ein fernes Nebelgebilde und beschleunigte mit irrsinnigen Werten. Bald erreichte es die Lichtgeschwindigkeit und überschritt sie.
Hoffnungslos blieben die neunzehn Springer zurück und bemühten sich um die Überlebenden der kleinen Walze, die haltlos in die Ewigkeit hineingefallen wären. Die drei glühenden Atomwolken, einst drei stolze Arkon-Schiffe, beachteten sie nicht mehr. Sie wussten auch, dass die Verfolgung eines terranischen Schiffes mit Linear-Antrieb sinnlos war.
Die ALDERAMIN aber kehrte in direktem Flug zur weit entfernten Erde zurück, um dem Administrator Bericht zu erstatten.
Damit wurde eine neue Periode der Suche nach den verschollenen Robotschiffen Arkons eingeleitet.
*
Die CÄSAR war ein Superschlachtschiff der Imperiumklasse, ebenfalls mit dem Linear-Antrieb ausgerüstet und ebenfalls auf der Jagd nach den wertvollen Roboteinheiten Arkons.
Seit der Rückkehr der ALDERAMIN waren vier Tage vergangen. Die Taktik war geändert worden. In einer von Perry Rhodan einberufenen Konferenz war beschlossen worden, die Mitglieder des Mutantenkorps auf verschiedene Schiffe zu verteilen, damit auch überlegene Kräfte der Springer, Aras oder Ekhoniden überlistet werden konnten. Außerdem war man sich einig geworden, auf keinen Fall mehr nachzugeben und lieber Robotschiffe zu vernichten, als einem Kampf aus dem Wege zu gehen. Von nun an würde man sich wehren. Besonders die Springer hatten in den vergangenen Tagen bewiesen, dass sie keine Rücksicht zu üben gewillt waren, wenn es galt, das Erbe Arkons anzutreten.
Auch Oberst Sukril, der Kommandant der CÄSAR, war bei dieser Besprechung zugegen gewesen. In seinem Äußeren ähnelte er ein wenig Rhodans Stellvertreter, Reginald Bull. Es war nicht abzustreiten, dass auch sein Charakter einige Züge aufwies, die man an Bully kannte. Daher war es vielleicht auch kein bloßer Zufall, dass Oberst Sukril als Vertreter der Mutanten ausgerechnet der Mausbiber Gucky zugeteilt wurde.
Die erste Begegnung der beiden entbehrte nicht einer gewissen Dramatik.
Es war Guckys eigene Schuld gewesen, bei der wichtigen Konferenz nicht dabei gewesen zu sein. Er war gerade von einem anstrengenden Einsatz zurückgekommen und hatte es vorgezogen, die wenigen Stunden der Erholung in seinem Wochenendhaus am Goshunsee zuzubringen. Bei der Konferenz, hatte Rhodan ihm mitgeteilt, müsse er nicht unbedingt dabei sein. Es handele sich lediglich um Routinefragen, die nur die Kommandanten der Flotte etwas angingen.
So kam es, dass Gucky erst im letzten Augenblick an Bord der CÄSAR ging, nachdem Rhodan seine Mutanten eingeteilt hatte. Oberst Sukril kannte er zwar dem Namen nach, hatte ihn jedoch vorher noch nie gesehen. Die CÄSAR war ein Schiff wie jedes andere auch, und wie jedes andere, das an der Suchaktion teilnahm, hatte es einen Mutanten an Bord. Dazu zwanzigtausend ausgebildete Raumfahrer außer der normalen Besatzung, die die gefundenen Robotschiffe übernehmen und zur Erde bringen sollten.
In der Hauptschleuse erwartete ihn ein junger, dunkelhaariger Offizier.
»Sie fliegen mit uns, Leutnant Guck. Darf ich Sie herzlich an Bord der CÄSAR begrüßen?«
»Du darfst«, erwiderte Gucky gönnerhaft und grüßte lässig. Der Mausbiber trug seine Spezialuniform mit der länglichen Ausbuchtung am Hinterteil, in der sein Biberschwanz Platz fand. Als Telepath hatte er natürlich längst den Namen des Offiziers erfahren. »Pro forma wurde ich also deiner Einsatzgruppe zugeteilt?«
»Ganz richtig, Leutnant Guck.«
Der Mausbiber reichte ihm die Pfote und grinste vergnügt.
»Dann kannst du mich duzen und den Dienstgrad weglassen. Wir sind ja Kollegen.«
»Hm-äh – sehr wohl, Guck.«
»Gucky!«
»Wie ...?«
»Gucky! So nennt man mich!« Er sah sich um. »Wo ist der Kommandant? Ein Oberst Sukril, wenn ich richtig verstanden habe.«
»In der Zentrale. Wir starten in fünf Minuten.«
»Da bin ich ja gerade zur rechten Zeit gekommen.« Gucky grinste erneut. »Auf, auf – zum fröhlichen Jagen!«
»Hm«, knurrte Germa voller Zweifel und machte eine vage Geste. »Ich bin nicht so überzeugt, dass es fröhlich sein wird. Die Springer machen unseren Suchkommandos ganz schön zu schaffen.«
»Pah«, gab Gucky zurück und sah zu, wie die schwere Hauptschleuse sich schloss und die Luke mit einem dumpfen Schlag zufiel. »Bis heute sind wir mit den Bärtigen immer noch fertig geworden. Wir müssen eben schneller sein als sie. Und klüger.«
Leutnant Germa lächelte vor sich hin. Die Antwort Guckys schien ihm zu gefallen.
»Komm, ich zeige dir deine Kabine. Sie ist gleich neben meiner.«
Der Mausbiber watschelte hinter ihm her, obwohl er viel lieber teleportiert wäre, aber er hatte in den Gedanken des jungen Offiziers einige recht wichtige Hinweise entdeckt. Zuerst einmal stellte er fest, dass Germa ihn – Gucky – sehr mochte. Nicht die übliche Hochachtung vor seinen überragenden Fähigkeiten, sondern regelrechte Sympathie und Freundschaft. Und zweitens hatte Germa an die beabsichtigte Zwischenlandung auf dem Mars gedacht.
Mars? Was wollte die CÄSAR auf dem Mars?