Nr. 127
Zwischen den Milchstraßen
Erst erleben sie eine Raumschlacht, dann empfangen sie seltsame Funksprüche – und dann bricht das Chaos über sie herein ...
von KURT MAHR
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Vorwort
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Crest, der erste arkonidische Freund Perry Rhodans, hatte seinerzeit vorausgesagt, dass die kühnen und tatkräftigen Terraner eines Tages das allmählich zerfallende Arkon-Imperium übernehmen würden, um aus dessen Trümmern das Sternenreich der Menschheit aufzubauen.
Dieser Aufbau geht inzwischen zügig vonstatten – so stehen terranische Spezialisten und Kolonisten dem Imperator von Arkon treu zur Seite und unterstützen Atlan alias Gonozal VIII., der nach der Vernichtung des Robotregenten große Schwierigkeiten hat, nach besten Kräften, und übernehmen dabei immer weitere Regierungsfunktionen im Imperium.
Seit dem Geschehen im letzten Perry-Rhodan-Roman sind sechs Jahre vergangen, und in diesen sechs Jahren, d.h. nachdem »die Schatten« angegriffen hatten, ist auch am Rande der Milchstraße viel geschehen ...
Raumstationen wurden gebaut und weit außerhalb unserer Galaxis postiert.
Lange Zeit haben die Wächter der Milchstraße keine besonderen Vorkommnisse zu vermelden, doch dann, Anfang Mai des Jahres 2112 irdischer Zeitrechnung, ertönen die Alarmrufe: Es tut sich etwas ZWISCHEN DEN MILCHSTRASSEN ...
Captain Eric Furchtbar – Kommandant der vorgeschobenen Beobachtungsstation BOB-XXI.
Mike Kirkpatrick, Art Cavanaugh, Ken Lodge und Warren Lee – Besatzungsmitglieder der BOB-XXI.
Oberst Nike Quinto – Leiter der Abteilung III.
Major Ron Landry – Er verkleidet sich als Roboter.
Meech Hannigan – Der Sergeant kennt keine Furcht, denn er ist ein Roboter – auch wenn er äußerlich von einem Menschen nicht zu unterscheiden ist.
Im Mai des Jahres 2012 veranstaltete das Institut für Galaktobiologie an der Universität Terrania eine Vortragsreihe. Einer der Vorträge hatte die Begegnung mit extragalaktischen Intelligenzen zum Thema. Im Laufe seiner Ausführungen erklärte der Redner: »Die terranische Menschheit hat mittlerweile eingesehen, dass nicht alles Leben innerhalb unserer Galaxis nach terranischen Maßstäben beschaffen sein kann. Wir haben begriffen, dass ein intelligentes Wesen nicht notwendigerweise auf zwei Beinen gehen, zwei Arme, zwei Augen, eine Nase, zwei Ohren und einen Mund haben muss. Es gibt andere Formen, und heutzutage begegnen wir einem Fremdartigen, der, wenn er diese Geste kennte, uns einen Tentakel statt einer Hand zum Gruß reichen würde, mit einer Unbefangenheit, die Ausdruck einer gewissen Reife ist.
Wieviel aber steht uns noch bevor! Es gibt Anzeichen dafür, dass die Arten unserer Galaxis, wie verschieden sie auch voneinander sein mögen, gemeinsame Züge haben. Wir haben zum Beispiel keine Denkweise gefunden, die von der unseren wesentlich verschieden ist.
Was aber sollen wir erwarten, wenn wir zum ersten Mal einer Art aus einer fremden Galaxis begegnen? Dürfen wir hoffen, dass es da noch Berührungspunkte gibt, Züge, die beide Arten gemeinsam haben?
Die Antwort heißt NEIN! Wir haben in unserer eigenen Galaxis starke graduelle Unterschiede gefunden. Wir müssen damit rechnen, dass wir bei der Begegnung mit den Arten fremder Galaxien wesentliche Unterschiede finden. Wir dürfen nicht darauf hoffen, dass sie von Freundschaft als etwas Gutem und von Hass als etwas Schlechtem denken. Wir dürfen nicht einmal erwarten, dass sie die Begriffe gut und schlecht überhaupt kennen. Was für uns ›schön‹ ist, kann für sie ›grün‹ sein, wenn Sie verstehen, worauf ich hinauswill. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass wir uns mit Arten fremder Galaxien bei der ersten Begegnung verstehen werden, so wie wir das von der Begegnung mit Rassen unserer eigenen Milchstraße her gewöhnt sind. Missverständnisse werden an der Tagesordnung sein, und Missverständnisse können verheerende Folgen haben.
Man mag mir vorwerfen, dass ich über Kälber mit drei Köpfen rede. Tatsächlich scheint auf den ersten Blick das Thema meines Vortrags ziemlich weit hergeholt. Aber in diesem Zeitalter des fünfdimensionalen Raumflugs kann die erste Begegnung mit einer völlig fremden Art sich jeden Tag, jede Stunde ereignen. Besonders dann, wenn wir einer hypothetischen Art einer beliebigen fremden Galaxis zugestehen wollen, dass sie das Stadium der arkonidisch-terranischen Zivilisation schon weit hinter sich gelassen hat.
Auf diesen Augenblick, den Augenblick der ersten Begegnung, sollten wir vorbereitet sein. Es ist leicht möglich, dass er für das weitere Bestehen unserer Kultur entscheidend sein wird. Wir können es uns nicht leisten, ruhig dazusitzen und zu warten. Wir müssen vorausdenken. Unsere Lage erfordert es!«
Ganz entgegen seinen Erwartungen fand der Redner volles Gehör. Man begann, sich auf die Begegnung mit einer extragalaktischen Art vorzubereiten. Das heißt, soweit es etwas zum Vorbereiten gab. Eine wirksame Vorbereitung erfordert zumindest ungefähre Kenntnis dessen, worauf sie zielt. Eine solche Kenntnis aber gab es nicht. Niemand hatte auch nur die geringste Vorstellung von dem, was der Menschheit bevorstand.
Immerhin waren da noch die Variationsrechner, gewaltige positronische Rechenanlagen, die sich nach eingehender Programmierung Hunderttausende von möglichen Situationen ausdachten und ebenso viele Verhaltensweisen vorschrieben. Allerdings konnten sie selbst für den Erfolg einer so ermittelten Verhaltensweise nur dreiundfünfzig Prozent Wahrscheinlichkeit angeben.
Es war also nach wie vor alles in der Schwebe, wenn man davon absah, dass die Menschheit im Gegensatz zu dem, was sie vor dem Mai 2012 getan hatte, sich an den Gedanken einer intergalaktischen Begegnung zu gewöhnen begann.
Man empfand es später als Laune des Zufalls, dass fast auf den Tag genau hundert Jahre vergehen sollten, bis diese erste Begegnung zustande kam.
Wenn man es allerdings genau nimmt, so hatte es eigentlich schon damals angefangen, als Perry Rhodan den Arkoniden begegnete ...
Diese Gegend des Universums war tödlich leer.
Die Massedetektoren eines im Vergleich zur weit entfernten Milchstraße ruhenden Raumschiffs zeigten überhaupt nichts an. Nur die großflächigen Sammlersonden relativistisch schneller Fahrzeuge, die diesen Abgrund zwischen den Sterneninseln dann und wann abtasteten, lieferten ein Ergebnis.
Auf rund zehn Kubikmeter kam ein einzelner Wasserstoffkern. Um nur ein einziges Gramm Materie zusammenzubringen, hätte man einen Raumsektor abgrasen müssen, der so groß war, dass der Erdball fünftausendmal hineinpasste.
So leer war das hier draußen.
Soll's der Teufel holen, dachte Eric Furchtbar. Es dauert nur noch ein paar Tage, dann holen sie mich ab.
Niemand wurde der Dienst auf dem Peilrelais BOB-XXI länger als drei Monate zugemutet. Am Anfang hatten sie geglaubt, die Leute könnten es ein halbes irdisches Jahr hier oben aushalten. Aber nach dreieinhalb Monaten fingen die ersten an, Geister zu sehen und geheimnisvolle Rufe aus der Leere zu hören.
Es war nicht so schlimm, wenn man darüber nachdachte, überlegte sich Eric Furchtbar. Man brauchte sich nur still irgendwo hinzusetzen und sich klarzumachen, dass es keine Gespenster gab und dass die grauenhafte Leere dort draußen keine Geräusche kannte. Es war nichts da, was Geräusche erzeugen konnte, und es gab nichts, was ein Geräusch eingeleitet hätte.
Aber wer kam schon zum Nachdenken? Gewöhnlich saßen sie beisammen und redeten. Worüber redeten sie? Über die Leere. Wie schrecklich sie war und wie wenig man sich darunter vorstellen konnte. Wie furchtbar es wäre, wenn BOB-XXI plötzlich ein Leck bekäme – dabei war es nicht um eine Spur schlimmer, als wenn sie das Leck irgendwo in der Nähe des Milchstraßenzentrums bekommen hätten.
Und dann passierte es plötzlich. Wenn sie sich ins Bett legten und einzuschlafen begannen. Auf einmal hörten sie die Stimmen. Auf einmal sahen sie die grauen Schatten herumhüpfen. Sie kamen nicht mehr zum Nachdenken. Sie fingen an zu schreien und zu toben, die Furchtsamen verkrochen sich.
Sie drehten durch, kurz gesagt.
Eric gab zu, dass es manchmal nicht einfach war. Er sah sich um. Der Raum, in dem er sich befand, war rechteckig, wenn man übersah, dass die eine Längswand eine leichte Krümmung nach außen hatte. Die Wände waren mit Instrumenten, Messskalen, Bildschirmen und Schalttafeln bedeckt. Ein paar Sitzgelegenheiten standen wahllos herum. In der Mitte des Raumes gab es einen weiten Tisch, den Sternkarten, Koordinatentabellen und die Formulare für positronische Programme noch in der gleichen Ordnung bedeckten wie am ersten Tag. Niemand hatte sie jemals gebraucht.
Es gab nichts, wozu man sie hätte gebrauchen können. Es geschah nichts. Die fünfundzwanzigköpfige Besatzung der BOB-XXI verbrachte ihre Zeit damit, festzustellen, dass sich in diesem Sektor des Universums absolut gar nichts ereignete. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Die Zeiger der Instrumente standen auf Null, als wären sie ausgeschaltet. Alle zehn Minuten stand Eric auf, um auf den Schalter des Testgerätes zu drücken. Eine grüne Lampe leuchtete auf und zeigte an, dass alle Instrumente im Raum in Ordnung und betriebsbereit seien. Eric wusste das natürlich. Er hatte den Schalter nur gedrückt, um die Lampe aufleuchten zu sehen. Man wurde anspruchslos, was Abwechslung anbelangte.
Die Bildschirme waren allerdings wirklich abgeschaltet. Materieorter und Reflextaster würden alles, was von draußen kam, viel früher erfassen als die konventionelle Optik. Und der Anblick, den die Leere zwischen den Galaxien bot, war das Anschauen nicht wert. Sie drückte einen nieder.
Nein, angenehm war es wirklich nicht. Außerdem war BOB-XXI, wenn man die psychologischen Schwierigkeiten in Rechnung zog, unterbesetzt. Es hätten in jedem Raum mindestens zwei Mann sitzen müssen. Eric zum Beispiel hätte gern jemand gehabt, mit dem er sich unterhalten könnte. Aber er saß allein, allein in einem Raum von fast fünfzig Quadratmetern Bodenfläche. Acht andere Männer saßen irgendwo in anderen Räumen, und die restlichen sechzehn hatten Freiwache.
Eric Furchtbar stand auf. Mit seinen beinahe zwei Metern hätte er ein imposanter Mann sein können, wenn er nicht so entsetzlich dürr gewesen wäre. Die Uniform, die für einen Mann von Erics Größe, aber dazu passender Breite gedacht war, hing in traurigen Falten um ihn herum. Aber dieser Umstand störte nicht. Das einzige, worauf er wirklich zu achten schien und was durch seinen Glanz sofort ins Auge stach, war seine Glatze. Er trug sie als Mann von einunddreißig Jahren mit dem Rest der Würde, die ihm geblieben war.
Er schritt an der gewölbten Wand entlang und genoss das prickelnde Gefühl, dass einen halben Meter von seiner rechten Schulter entfernt das schwarze Vakuum begann, das sich von hier Millionen von Lichtjahren weit bis zum Rande der nächsten Galaxis erstreckte. Eric fragte sich, wie ihm zumute wäre, wenn er wüsste, dass tatsächlich nur die plastikmetallene Außenwand der Station ihn von der Leere trennte. Hätte es einen Unterschied gemacht? Vor rund hundertundvierzig Jahren, als die ersten Terraner sich in den Raum hinaustrauten, waren die Wände der Raumschiffe aus gewöhnlichem Stahl gewesen und im Vergleich zu diesem Bollwerk hier so dünn wie eine Zwiebelschale. Damals hatte es keine Feldschirme gegeben wie den, der die BOB-XXI wirksamer als alle materiellen Wände gegen die Außenwelt schützte.
Nein, entschied Eric, er würde sich auch ohne den Feldschirm sicher fühlen. Hier draußen gab es keine Meteore. Was sollte schon geschehen?
Der Teufel soll alle grauen Gespenster holen, dachte Eric zornig. Ich wollte, es würde wirklich etwas geschehen.
Er drehte sich um und ging zu seinem Platz zurück. Er ließ sich in den Sessel fallen und sah gelangweilt auf eines der Messgeräte.
Der weißblaue Lichtzeiger stand zitternd am oberen Ende der Skala.
*
So schnell war Eric Furchtbar in seinem Leben noch nicht auf die Beine gekommen. Mit zwei, drei mächtigen Schritten stand er vor dem Hauptschaltpult und schlug den roten Alarmhebel beiseite. Sirenen heulten auf. Signallichter blinkten, und die Bildschirme erwachten automatisch zum Leben.
Die mächtige Beobachtungsstation erstarrte in Wachsamkeit.
Eric Furchtbar kehrte zu seinem Platz zurück. Das Instrument, das die Anzeige lieferte, registrierte paraenergetische Streufelder. Es sprach nur auf die Art von Hyperstrahlung an, deren Energiegehalt unterhalb einer gewissen Schwelle lag und die außerdem keine feststellbare Modulation besaß. Eine solche Art von Strahlung konnte aus allen möglichen Quellen stammen. Innerhalb der Galaxis wäre der Lichtzeiger keine Sekunde lang zur Ruhe gekommen.
Aber hier draußen ...!
Eric überflog die Skalen der anderen Instrumente. Er sah andere Zeiger zittern. Ein schwacher Hypergravitationsschock war registriert worden. Hyperoptische Wellen waren empfangen worden.
Alles Hyper, dachte Eric verwirrt. Keine direkte Anzeige.
Er beobachtete die Bildschirme. Sie zeigten die gleiche Leere wie immer, wenn man sie anschaltete. Es gab nichts zu sehen. Was immer auch geschehen war, es musste weiter entfernt passiert sein, als das Licht in ein paar Minuten laufen konnte.
Eric wartete noch eine Weile. Dann traf der erste Interkomruf aus dem Innern der Station ein. Die Auswertung meldete sich.
»Wir haben die Bänder untersucht, Sir«, sagte ein rothaariger junger Mann, dessen sommersprossiges Gesicht auf dem kleinen Bildschirm ziemlich verwirrt dreinsah. »Es besteht kein Zweifel daran, dass dort draußen plötzlich eine Sonne aufgegangen ist.«
Eric Furchtbar verschluckte sich fast.
»Eine Sonne?«, schrie er. »Reden Sie deutlicher, Kirkpatrick!«
Kirkpatrick strich sich mit der Hand über die Stirn und erklärte: »Alle Beobachtungen zusammen, Sir, lassen sich nur dahingehend deuten, dass irgendwo da draußen eine Sonne steht. Wenn ich Einzelheiten ...«
Eric winkte ab.
»Vergessen Sie's!«, unterbrach er den Sommersprossigen. »Wie kann eine Sonne so mir nichts, dir nichts aus dem Nichts entstehen?«
Kirkpatrick fühlte sich sichtlich überfragt.
»Das ... das weiß ich nicht, Sir«, stotterte er.
»Gut, lassen wir das. Wie weit ist sie entfernt?«
»Zwischen vier- und fünfhundert Lichtjahren, Sir.«
Eric warf seufzend einen Blick auf die Bildschirme. Vier- bis fünfhundert Jahre würde es dauern, bis er auf ihnen etwas zu sehen bekäme.
»Na schön«, resignierte er. »Bleiben Sie weiter auf dem Posten, Kirkpatrick, und wenn die intensive Auswertung beendet ist, rufen Sie mich wieder an!«
Eric Furchtbar sank in seinen Sessel zurück. Kirkpatrick war einer seiner zuverlässigsten Leute. Wenn er sagte, da draußen gäbe es seit ein paar Minuten eine Sonne, dann gab es da draußen eine Sonne.
*
Art Cavanaugh saß in der Messe, als der Alarm begann. Er hatte gerade eine der bunten Gogo-Figuren in der Hand und setzte auf dem schiefwinkligen Spielbrett zu dem Zug an, der Ken Lodge ausschalten würde.
Da fingen die Sirenen an zu heulen. Ken Lodge sprang auf und wischte das Brett mit einer Handbewegung beiseite. Die Figuren rollten über den Tisch und fielen auf den Boden.
»Alarm ...!«, schrie Ken.
Art Cavanaugh erhob sich langsam, Ärger im runzeligen Gesicht.
»Das passt dir so, wie?«, knurrte er. »Noch ein Zug, und du wärst am Ende gewesen.«
Lässig drehte er sich um und sah auf die Leuchtfeldtafel am anderen Ende des Raumes. Die Augen schlossen sich zu schmalen Schlitzen.
»Kommt aus dem Hauptschaltraum«, murmelte er. »Der Alte hat jetzt Dienst. Er ist sonst nicht ...«
Plötzlich kam Bewegung in ihn. Mit raschen Schritten, denen der mächtige Ken Lodge kaum folgen konnte, lief er zum Schott. Der Gang draußen war erfüllt von Rufen und den Geräuschen hastiger Füße.
Art war nur ein Sergeant, genau wie Ken Lodge, der Riese, der brummend und fluchend hinter ihm dreinstapfte. Aber er hatte eine bewegliche Phantasie und versuchte sich vorzustellen, was den Alarm ausgelöst hatte. Er hatte auf den Bildschirmen das grauenvolle Vakuum jenseits der Wände der Station studiert. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass es dort draußen niemals etwas geben würde, was ihre Aufmerksamkeit lohnte. Aber jetzt war etwas geschehen.
Was konnte es sein?
Vorn im Gang tauchte das grüne Leuchtsignal der Funkstation auf. Art ließ das schwere Schott auffahren. Der Mann, der inmitten der hundert Geräte saß, die den Raum erfüllten, wandte sich um und grinste Art an.
»Keine Sekunde verloren, wie?«, fragte er.
Art winkte ab.
»Was ist los? Was soll der Alarm?«
Der Funker zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Er kam von der Hauptschaltstelle. Ich habe hier nichts Verdächtiges bemerkt.«
»Steh auf!«, befahl ihm Art.
Der Funker hatte denselben Rang wie Art, aber Art war älter. Er setzte sich an den freien Platz. Seine flinken Finger flogen über die Testknöpfe. Grüne Lämpchen leuchteten auf. Die Geräte waren in Ordnung. Art drehte sich um.
»Wirklich nichts?«
»Keinen Pieps, Art. Es ist alles still.«
Ken Lodge, die Hände in den Taschen, machte ziellos ein paar Schritte. Warren Lee, der junge Funker, stand abwartend hinter Art. Art hatte den Sessel wieder herumgedreht und überflog mit den Augen die lange Reihe der Anzeigen.
Sie hörten es alle gleichzeitig.
Mit hellem Pfeifen sprach der Hyperempfänger an.
Aber keiner hätte so schnell reagieren können wie Art Cavanaugh. Es war unglaublich, wie rasch er die Oszilloskope eingeschaltet und justiert hatte. Es war nicht zu fassen, wie schnell er die Empfängerfrequenz regelte, so dass der Spruch klar und deutlich hereinkam.
Mehr gab es nicht zu tun. Atemlos starrten sie auf die grünen Oszilloskopschirme und betrachteten die Wellenlinien, die die Hyperstrahlung auf die fluoreszierende Scheibe malte.
Die Grundschwingung auf dem Schirm war eine reine Sinuskurve. Nichts im All konnte eine so exakte Schwingung erzeugen, wenn es nicht besonders für diesen Zweck geschaffen worden war.
Geschaffen worden.
Da draußen irgendwo stand ein Sender.
Da draußen irgendwo gab es intelligente Wesen – mitten im Nichts zwischen den Milchstraßen.
*
Eric Furchtbar wusste, was er zu tun hatte. Eine Sonne und eine Funkbotschaft, die vorläufig noch niemand entziffern kannte, das war Grund genug, die Maschinerie in Bewegung zu setzen, von der BOB-XXI nur ein kleiner Teil war.
Eric ließ die Positronik einen Kodebericht verfassen, in der die beiden Beobachtungen deutlich und sachlich geschildert waren. Die Positronik lieferte eine Kodeschablone. Die Schablone schob Eric in das Richtstrahlgerät, und eine Hundertstelsekunde später war sein Richtspruch auf dem Weg zur Erde. Das Gegengerät entschlüsselte ihn dort automatisch und leitete den Bericht an den verantwortlichen Offizier weiter.
Der verantwortliche Offizier war Oberst Nike Quinto, Leiter der Abteilung III in der Interkosmischen Sozialen Entwicklungshilfe.