Inhaltsverzeichnis

Widmung
Prolog
Einführung: Kabbala der Tiere
Mensch und Tier
Tiere im Schatten
Figuren und Gesichter
Tiere und ihre Erfahrungen
Tiermedien
Kabbala der Tiere
Visionen
Anhang
Copyright

Anhang

Literatur

Arluke, Arnold: Just a Dog. Understanding Animal Cruelty and Ourselves, Philadelphia 2006

Arluke, Arnold; Killeen, Celeste: Inside Animal Hoaring.The Case of Barbara Ericksons and Her 552 Dogs, Indianapolis 2009

Bin Gorion, Micha Josef: Die Sagen der Juden, Köln 1997

Binding, Rudolf G.: Reitvorschrift für eine Geliebte, Hildesheim, 2. Aufl. 2001

Bossenz, Ingolf: »Das Dilemma der menschlichen Seite. Über ein System, in dem es Milliarden Opfer gibt, aber keine Täter«, hrsg. vom Albert-Schweitzer-Freundeskreis, Achersleben 2009

Buber, Martin: Ich und Du, Gütersloh, 15. Aufl. 2001

Cordovero, Rabbi Moses: Tomer Deborah – Der Palmbaum der Deborah. Eine mystische Ethik radikalen Erbarmens, Freiburg 2003

Dan, Joseph: Die Kabbala. Eine kleine Einführung, Ditzingen 2007

Drob, Sanford L.: Kabbalistic Metaphors. Jewish Mystical Themes in Ancient and Modern Thought, Northvale 2000

Drob, Sanford L.: Symbols of the Kabbalah. Philosophical and Psychological Perspectives , Northvale 2000

Duve, Karen: Anständig essen. Ein Selbstversuch, Köln 2010

Foer, Jonathan S.: Tiere essen, Köln 2010

Gompertz, Lewis; Singer, Peter (Hrsg.): Moral Inquiries on the Situation of Man and of Brutes, Fontwell 1992

Grözinger, Karl E.: Jüdisches Denken. Theologie, Philosophie, Mystik, Band 2, Frankfurt/M. 2005

IAT (Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft Tierethik, Heidelberg): Tierrechte. Eine interdisziplinäre Herausforderung, Erlangen 2007

Isaacs, Ronald H.: Animals in Jewish Thought and Tradition, Deatsville 2000

Kalechofsky, R. (Hrsg.): Judaism and Animal Rights. Classical and Contemporary Responses, Marblehead 1992

Kanner, Israel Z.: Jüdische Märchen, Frankfurt 2001

Kaplan, Aryeh: Meditation and Kabbalah, York Beach 1982

Kook, Abraham Isaac: The Lights of Penitence, the Lights of Holiness,The Moral Principles, Essays, Letters, and Poems, New Jersey 1978

Levinger, I. M. (Hrsg.): Perek Schira. Gesang der Natur und Segenssprüche mit farbigen Bildern dargestellt, Jerusalem 1997

Maimonides, Moses: Führer der Unschlüssigen. Buch 1 – 3, Hamburg, 2. Aufl. 2007

Matt, Daniel C.: Das Herz der Kabbala. Jüdische Mystik aus zwei Jahrhunderten , Bern 1996

Matt, Daniel C.: The Zohar. Pritzker Edition, Vol. I—III, Stanford 2004 Montaigne, Michel de: Essais, Frankfurt/M. 1998

Newman, Louis J. (Hrsg.): The Hasidic Anthology, New York 1963

Otterstedt, Carola: Mensch und Tier im Dialog. Kommunikation und artgerechter Umgang mit Haus- und Nutztieren, Stuttgart 2007

Rheinz, Hanna: Tiere, Frauen, Seelenbilder. Die neue Tierpsychologie, München 2000

Rheinz, Hanna: Eine tierische Liebe. Zur Psychologie der Beziehung zwischen Mensch und Tier, München 1994

Rheinz, Hanna u.a.: Geliebte und andere Tiere im Judentum, Christentum und Islam.Vom Elend der Kreatur in unserer Zivilisation, Gütersloh 1998

Rheinz, Hanna: »Die ausgesucht Besten. Wissenschaft für die Menschenvernichtung«, in: Das Jüdische Echo, Oktober 1995

Rheinz, Hanna: »Grausames Schächten vs. humanes Schlachten? Plädoyer wider die Leichtigkeit des Tötens«, in: Jüdisches Echo, 2002

Rheinz, Hanna: »Human-Animal Relations between Exploitation, Illusion and Partnership. A Cultural Historical Survey«, in: Anima 21 – European Conference, Berlin 1999

Rheinz, Hanna: »Natur- und Tierschutz nach jüdischer Tradition«, in: Simonis, Udo E. (Hrsg.): Jahrbuch Ökologie 2007, München 2007

Rheinz, Hanna: »Schechita – Öko-Kaschrut — Veganismus«, in: Tierschutz in guter Verfassung? Bad Boll 2004

Rheinz, Hanna: »Seelenbilder und Machtgestalten. Das Tier in der Kunst-und Kulturgeschichte des Abendlandes«, in: Riede, Peter u.a.: Lammfromm oder saudumm? Das Tier in unserer Kultur, Baden 2000

Rheinz, Hanna: »Unentdeckte Obsessionen. Tierbilder und Tierlieben im Werk des Sigmund Freud«, in: Jüdischer Almanach 1999, Frankfurt/M. 1998

Rheinz, Hanna: »Wider die eliminatorische Vernunft«, in: Simonis, Udo E. (Hrsg.): Die Rousseau-Frage ökologisch definiert, Berlin 2002

Rheinz; Hanna: »Das ›zoophile‹ Projekt: Zur Psychodynamik der sexuellen Ausbeutung von Tieren«, in: Schröder, Birgit (Hrsg.): Verschwiegenes Tierleid. Sexueller Missbrauch an Tieren, Elz 2006

Schachter, Zalman: Fragments of a Future Scroll. Hassidism for the Here and Now, Mount Airy 1982

Schochet, Elijah J: Animal Life in Jewish Tradition. Attitudes and Relationships, New York 1984

Scholem, Gershom: Die jüdische Mystik in ihren Hauptströmungen, Frankfurt/M. 1993

Scholem, Gershom: Zur Kabbala und ihrer Symbolik, Frankfurt/M. 1995

Schweitzer, Albert: Ehrfurcht vor den Tieren. Ein Lesebuch, München 2006

Sezgin, Hilal: Landleben. Von einer, die raus zog, Köln 2011

Tishby, Isaiah; Lachower, Fischel: The Wisdom of the Zohar, New York 1989

Toperoff, Shlomo Pesach: The Animal Kingdom in Jewish Thought, London 1995

Unna, Isak: Tierschutz im Judentum, Frankfurt/M. 1928

Witt-Stahl, Susann (Hrsg.): Das steinerne Herz der Unendlichkeit erweichen. Beiträge zu einer kritischen Theorie für die Befreiung der Tiere, Aschaffenburg 2007

Wohlgemuth, Josef: Das Tier und seine Wertung im alten Judentum, Frankfurt/M. 1930

Internetquellen

Foer, Jonathan S.: »Let them eat dog. A modest proposal for tossing Fido in the oven«, in: tierrechte-news@yahoogroups.de

Rheinz, Hanna: »Gottes unwerte Geschöpfe? Religionen und Tierschutz«, www.tierimjudentum.de/GottesunwerteGeschoepfe.pdf

Rheinz, Hanna: »Gottesfurcht und Tierverachtung. Tiere in den Religionen«, www.tierimjudentum.de/GottesFurchtTierVerachtung.pdf

Rheinz, Hanna: »Eine kleine Psychodynamik der Jagd«, www.tierim-judentum.de/KleinePsychodynamikderJagd.pdf

Rheinz, Hanna: »Koscherer Vegetarismus«, www.tierimjudentum.de/KoschererVegetarismus.htm

Rheinz, Hanna: »Macht euch die Erde untertan? Jüdisches Tierrecht zwischen Vision und kollektiver Abwehr: Eine Fehldeutung verstellt den Blick auf das jüdische Tierrecht«, www.j-zeit.de/archiv/artikel.2496.html

Rheinz, Hanna: »Vom Tierschutz in der Halacha«, www.j-zeit.de/archiv/artikel.463.html

 

Newsletter von JVNA (Jewish Vegetarians of North America): www.jewishveg.com

Newsletter »Allgemeines zu Jagd und Jägern«: www.newsletter@proiure-animalis.de

www.pro-iure-animalis.de (Tierrechtsinitiative)

www.tierimjudentum.de (Initiative Jüdischer Tierschutz)

www.trialog4animals.eu (Gemeinnütziger Verein zur Förderung des interreligiösen und interkulturellen Tierschutzes und Tierrechtes)

Einführung: Kabbala der Tiere

Was wäre, wenn …?

Denn als die Liebe und die Empfindung der Verwandtschaft alles beherrschte, mordete offenbar niemand, da er glaubte, dass die übrigen der Lebewesen ihm angehörig seien.

THEOPHRAST: Die logischen Fragmente

 

 

Was wäre, wenn Mensch und Tier einander gegenüberstünden, auf Augenhöhe, als Seelengefährten und nicht als Herr und Knecht, Zuchtmeister und Untertan, Fleischesser und Fleischlieferant?

Was wäre, wenn Menschen zu Partnern der Tiere würden, wenn wie einst Israel (und andere Völker) die Menschen ihren Kindern Tiernamen geben, um Seelenverwandtschaft und Fürsorge zum Ausdruck zu bringen? (Bis auf den heutigen Tag sind die Hirschs, Naftalis und Arijes, die Zebulons und Yonas die Renner unter den jüdischen Namen).

Was wäre, wenn die Tiere Spiegel der Geheimnisse des Lebens wären?

Was wäre, wenn der mysteriöse 13. Stamm entdeckt werden würde, der Stamm der Tierversteher? Der anders als die in alle Himmelsrichtungen zerstreuten zwölf Stämme mitten unter uns lebt?

Wenn der erwartete Messias kein anderer wäre als der, der mit Tieren redet? Der daran erinnert, dass die Menschheit den Tieren gegenüber zu Mitgefühl verpflichtet ist?

Die Schriftwerke der Kabbala sind eine Fundgrube, um die Bedeutung unserer Pflichten Tieren gegenüber zu begreifen und in den Lebensalltag einzufügen. Die Tiere haben viele Aufgaben, in allem sind sie Spiegel der Geheimnisse des Lebens. Ohne ihre alles belebende Anwesenheit blieben die Lehrgebäude und Bildwelten der Kabbala leere Hüllen. Es gilt, die Pflichten des Herzens zu entdecken, auch den Tieren gegenüber.

In den letzten Jahrzehnten habe ich die Kabbala, die Schriftwerke der jüdischen Mystik, studiert und mir dabei immer wieder die Frage gestellt: Wo sind die Tiere? Ich habe herausgefunden, dass die Tiere, obzwar sie in den Schriften nur selten direkt angesprochen werden, doch ständig anwesend sind. Die Tiere selbst sind die allgegenwärtigen Spiegel der Geheimnisse des Lebens. Mensch und Tier (Adam u Behema), sind, wie in den Schöpfungsberichten dargelegt, füreinander geschaffen: Die Botschaften der Kabbala erweisen sich als Garanten eines gerechten Verhältnisses von Mensch und Tier.

Doch in jeder Generation bewahrheitet sich: Menschen haben ein schlechtes Gedächtnis, nicht zuletzt, weil sie dazu neigen, ihre eigenen Interessen an die erste Stelle zu setzen. Die Bedürfnisse und Lebensrechte der Tiere geraten dabei immer wieder ins Hintertreffen. Seit der Industrialisierung der Landwirtschaft hat sich weltweit eine in der bisherigen Menschheitsgeschichte beispiellose Ausbeutung der Tiere durchgesetzt. Vergessen ist, dass auch die »Nutz«tiere Gefährten des Menschen sind und ein Recht auf Leben haben.

Adorno und das Meerschweinchen

Der Sprung von der Kabbala zur Frankfurter Schule der Philosophie scheint gewagt, doch gerade Theodor W. Adorno und Max Horkheimer haben sich der Tiere und ihrer in Vergessenheit geratenden Rechte angenommen. »Die größeren Gaben des Menschen, vor allem die Vernunft, heben die Gemeinschaft, die er mit den Tieren fühlt, durchaus nicht auf«, meint Horkheimer. »Die Züge des Menschen haben zwar eine besondere Prägung, aber die Verwandtschaft seines Glücks und Elends mit dem Leben der Tiere ist offenbar. «1

Bereits meine Schulzeit wurde beflügelt von Adorno und einem Meerschweinchen. Erstgenannter diente mir als Nahrung für den Geist, Letzteres als Nahrung für die Seele. Das Meerschweinchen hieß Baltazar. Im Zwielicht dämmerte mir, dass es zwischen diesen beiden eine insgeheime Seelenverwandtschaft geben musste, die sich nicht nur am Zusammenfallen von Weisheit, Alter und grenzenloser Offenheit, ja »Naivität« für die Welt offenbarte, wie sie nur ganz kleinen Kindern, Tieren und ganz großen Persönlichkeiten eigen ist. Ich wuchs in einem tierfreundlichen Klima auf und schaffte es bereits in den 1960er-Jahren, mir die Gunst eines Pferdes zu erobern. Allerdings verlor ich sie bald wieder, weil »Olaf«, das Pferd, mitsamt den Hoffnungen, die es in mir weckte, dummerweise unter das Beil des Schlachters geriet. Vielleicht wurde er vorher erschossen, kein Trost, das Muster familien-typischer Unglücksfälle blieb gewahrt. Nicht zuletzt, um diese Muster zu entwirren, rang ich mich dazu durch, nach meinem Buch Eine tierische Liebe. Zur Psychologie der Beziehung zwischen Mensch und Tier (1994) weiter über die Beziehung von Mensch und Tier nachzudenken. Tierrechte und Tierethik, ein weites Feld. Mit vielen Überraschungen: Der hochgelobte Albert Schweitzer erwies sich als große Enttäuschung, da er zwar für die Ehrfurcht vor Motten und Würmern plädiert, im gleichen Atemzug jedoch – allen Erkenntnissen über »Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will« zum Trotz – vor »ungesundem Mitleidsgefühl« warnt und Anweisungen erteilt, wie Kätzchen mit dem Hammer zu erschlagen seien.

Die große Entdeckung war, selbst in einer uralten Kette von Tierfreunden und tierfreundlichen Traditionen zu stehen, die es wieder ins Bewusstsein zu heben galt. Der jüdische Tierschutz und einige wenige Rabbiner und Talmudgelehrte entschädigten für den Verlust von Albert Schweitzer.

Adorno hat mein Meerschweinchen nie kennengelernt, erkundigte sich jedoch des Öfteren nach seinem Befinden. Als Vertreter der Frankfurter Schule war er in der Lage, seine Anteilnahme nicht sogleich durch einen Witz zu entwerten, wie es damals üblich war. Auch das hat sich in unserer Beziehung zu Tieren geändert: Bis auf einige Ballermannhaltungen zum Leidwesen von Tieren ist aus dem einst belächelten Mensch-Tier-Verhältnis eine ernst genommene, leider viel zu oft todernste Angelegenheit geworden. Noch in den 1990er-Jahren waren Witze an der Tagesordnung, wenn man sich als Forscher zu erkennen gab, der Tiere untersuchte, ohne mit ihnen die üblichen Experimente zu machen, bei denen sie am Ende aufgeschnitten und in Formalin asserviert wurden. Leute, die damals noch herumkrähten, das alles sei Humbug, halten heute ihren Schnabel und besuchen klammheimlich den Tierpsychologen, wenn Rex nicht so spurt wie erwartet.

Darwin hatte recht: Zwischen Mensch und Tier ist nur wenig Unterschied. Wenn Rex aushäusig ist, leiden selbst die größten Skeptiker wie ein Hund und machen die unvernünftigsten Dinge, um Rex, Fifi oder Mimi wiederzufinden. Nur TierMenschen kennen das Ausmaß der »Unvernunft«, vulgo Passion, die Menschen dazu bringt, jahraus, jahrein bei ihren Tieren auszuharren, selbst wenn dies hauptsächlich darin besteht, deren Mist wegzuscharren – statt sich einen Lenz in der Karibik zu machen.

In einer beispiellosen Odyssee bin ich meinem Pferd, einem Araberhengst, der als russischer Champion begann und als italienisches Pferdefleisch hätte enden sollen, durch die bayerischen Pferdeställe gefolgt und erfuhr, was es heißt, Außenseiter unter Reitersleuten zu sein. Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass der Boden des Kruges noch nicht erreicht war: Es waren die Trachtenträger und Leonhardi-Reiter, die mir den endgültigen Todesstoß versetzen sollten. Ein Segen, wähnte ich, als ich im Pfaffenwinkel endlich den gesuchten Bauernhof fand. Das Ergebnis ein Lehrstück. Merke: Mit TierMenschen machst du leichte Beute. Sie werkeln und schaffen, um es ihren Tieren gemütlich zu machen. Nach dieser Methode ist schon mancher heruntergekommene Bauernhof renoviert worden. Auch ich gehöre nun zur Gruppe jener »Auswärtigen«, die ein oberbayerisches Gehöft wieder instand setzen durften. Kaum war das Gröbste geschafft, was immerhin vier Jahre dauerte – und ich freute mich auf einige Jahre ruhigen Schaffens, um die Saat der Maloche ernten zu können –, wurde ich in einer Nacht- und Nebelaktion zur unerwünschten Person erklärt. Die Ernte wollten meine Vermieter lieber selbst einholen. »Das hättest du dir doch denken können«, höhnten besserwisserische Bekannte, dies sei in Oberbayern eben so, wenn Auswärtige sich breitmachen wollten. Devise: Du kommst als Fremde, du gehst als Fremde (und zwischendrin renovierst du).

Rauswürfe sind schwer zu verkraften, vor allem wenn der Transit seit je in den Knochen sitzt. Dies mag auch damit zu tun haben, dass ein Preis zu entrichten ist, wenn neue Wege beschritten werden. Zum Beispiel sollte die Wut der Fleischesser auf die Vegetarierer, die ihnen ihr Fleischessen madig machen wollen, nicht unterschätzt werden. Schon mancher friedliche, nicht missionierende Vegetarier ist dadurch zur Strecke gebracht worden. Dass »Tiere essen« samt Alternativen inzwischen im wahrsten Sinn des Wortes in aller Munde ist und in der Öffentlichkeit heiß diskutiert wird, ist ein Segen. Nicht karnivore TierMenschen gelten, einem Bestseller sei Dank, nicht länger als Spinner oder Exzentriker.

Was wäre, wenn endlich auch die Nutztiere einen Nutzen hätten von der offenbar so reichlich vorhandenen Tierliebe? Fest steht: Jedes Tier ist ein Sinnbild der Poesie der Natur, ist Bote einer anderen Welt, Gesandter des Paradieses. Doch die Nahrungs- und Agrarindustrie lässt sich nichts anderes einfallen, als diese Wunderwerke der Natur zu seelenlosen Automaten, Eierproduzenten, Turbo-Eutern, Fleischlagern zu degradieren, die tagaus, tagein in ihrem Kot stehen, auf Spaltböden balancieren, an Mastautomaten hängen, ohne je das Licht der Sonne zu erblicken. Die Entfremdung vom Tier in den Tierfabriken und Wäldern ist ein Warnsignal; sie nimmt das Ende der Erde in der uns bekannten Form vorweg. Mit jeder aussterbenden Tierart wird das Lied um eine Stimme ärmer.

Mensch und Tier dürfen heute, auch als Folge der Verstädterung und des Straßenverkehrs, keine Wurzeln mehr schlagen: Warten auf den Transfer. Während ich dieses Buch schreibe, befinde ich mich im Zustand der Belagerung: Meine Lieblingskatze balanciert auf meiner Schulter, auf dem Schoß sitzt Esmeralda, die Henne, Zerafina, die Hofhündin, zupft an meinem Ärmel, um an den Nachmittagsspaziergang zu erinnern. Vielleicht nehmen wir Rubinstein, den Esel, mit auf den Weg oder die alte Schimmelstute. Zur Freude der Kinder rechts und links des Flüsschens Ammer – wenn sie denn den Weg vom Computerspiel in die Natur finden würden. In der Küche futtern sich Topsy und Tipsy, die beiden untergewichtigen Igel, ihr Idealgewicht an; wenn ich Topsy rufe, raschelt er in seinen Gemächern und eilt herbei, um vorsichtig die Nuss zwischen meinen Fingern herauszuziehen; Tipsy zeigt mehr Interesse für meine Hand, die er mit seiner langen Nase untersucht, so als suche er zwischen den Hornhautschrunden mein verborgenes Stachelkleid. Beide blicken mit wachen, neugierigen Knopfaugen direkt in meine Augen und verbreiten eine Intelligenz, die in Erinnerung ruft, dass ihr Wissen um die Erde wesentlich älter ist als das Wissen der ganzen Menschheit.

Alle paar Tage erinnert mich eine gewisse Meise daran, dass ihr Vogelhäuschen aufgefüllt werden muss, indem sie unablässig vor der Fensterscheibe, hinter der ich sitze, hin- und her-flattert (und gleichzeitig die Katzen ärgert, die jenseits des Fensterglases in Jagdfieber geraten). Morgens lese ich in der Zeitung die Leserbriefe und wundere mich über die vielen sachkundigen Plädoyers für die Tiere. Dass Tier-Stars im Fernsehen oft Menschen den Rang ablaufen und man zuweilen Probleme hat, eine Sendung zu finden, die sich nicht mit Tieren befasst, ist ein eigenes Kapitel. Marder huschen über den Dachboden und in der Scheune suche ich – bisher vergeblich – nach der Hufnasen-Fledermaus, die, würde ich sie denn nur finden, auch mich als bedrohte Art retten könnte. Dies alles steht für die Vernichtung eines Idylls, dem in der Welt des falschen Denkens und Lebens ohnehin nie zu trauen war.

Viele Jahrhunderte lang sind die Hüter der Tiere nicht gehört worden. Das hat sich zum Glück geändert. Die Beziehungsgeschichte von Mensch und Tier findet weltweit große Aufmerksamkeit. Neben der Psychologie ist wohl kein anderes Denkmodell als die Kabbala besser geeignet, die vielen Facetten, die »Buchstaben«, die Stärken ebenso wie die Schattenseiten der Mensch-Tier-Beziehung zu erfassen. Die Kabbala zeigt die Bruchstücke dieser alten Schicksalsgemeinschaft von Mensch und Tier und stellt sie in einen Sinnzusammenhang. Viele Fragen bleiben dabei noch offen. Es wäre vermessen zu behaupten, alle Fragen beantworten zu können. Die Antwort liegt darin, sich den Fragen zu nähern, sie zu erkennen, einen neuen Weg zu suchen, um die Welt der Phänomene, der Psychogramme, der Handlungsweisen, diesseits und jenseits des Scheitelpunkts von Licht und Dunkel, zu erkennen. Die Aufgabe liegt darin, an die Pflichten des Herzens zu erinnern, Kabbala und Tiere miteinander zu verbinden, Freude zu vermitteln, Freude, die darin liegt, einander noch fremd und unverbunden gegenüberstehende Bereiche des Denkens und Argumentierens füreinander zu erschließen und miteinander bekannt zu machen.

Wussten Sie, dass …?

Wussten Sie, dass laut GfK-Umfrage für die Apotheken Umschau im Sommer 2010 sich 80,8 Prozent der Deutschen als »sehr tierlieb« bezeichnen? Und sich 72,3 Prozent hierzulande wohlfühlen, »weil Deutschland ein tierfreundliches Land ist«? Und dass nur zwei von zehn Männern und nur 19,3 Prozent der befragten Frauen sich auf keinen Fall ein eigenes Haustier zulegen wollen?

»Tierliebe« ist eine Fassade. Dahinter verbergen sich Abgründe: Traumatisierungen, Vernichtungsaktionen, die Mensch und Tier betreffen. Ein Leser einer Münchner Tageszeitung schreibt:

»Die Ansicht, dass sich 80,8 Prozent der Deutschen laut einer Umfrage als sehr tierlieb bezeichnen würden, kann ich leider nicht teilen. Vielmehr bedeutet diese Nachricht ja, dass der Großteil der Deutschen in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit eingeschränkt ist oder die Tierwelt in zwei Klassen einzuteilen sucht. Zum einen sind da die lieben Haustiere: Hunde, Katzen, Vögel oder Meerschweinchen, die zum Kuscheln und Verwöhnen da sind, und auf der anderen Seite die als Milch-, Fleisch- und Eierproduzenten in Agrarfabriken, Mastanlagen oder Hühner-KZs ein trauriges Dasein fristenden sogenannten Nutztiere. Der kleine Liebling wird mit bestem Gourmet-Futter verwöhnt, möglicherweise noch mit einem Petersilien-blättchen kredenzt, während für das Schnitzel in den großen Discountern umgerechnet aufs Kilo weniger zu bezahlen ist. Diese für jeden leicht nachprüfbare Tatsache sollte uns vielleicht etwas zu denken geben!«2

Mit anderen Worten: Es gibt eine »Tierpopulation«, die vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen ist: die Schlachttiere. Und während vom desaströsen Einfluss der Massentierhaltung auf das Klima, auf die Umwelt, die Gesundheit die Rede ist, hat die Agrarindustrie mit ihren Lobbyisten in Politik und Wirtschaft in Deutschland eine weitere Steigerung der Massentierhaltung beschlossen. »Unzählige neue Anlagen sind bundesweit in der Planung. Allein für den umstrittenen MegaSchlachthof in Wietze sollen 400 neue Hähnchenmästereien à 40.000 Tiere gebaut werden.«3

In Mecklenburg-Vorpommern wird die größte Ferkelzuchtanlage Europas entstehen.

In Deutschland leben 27 Millionen Schweine, 50 Millionen Hennen, Millionen »Schlachtrinder« und Kälber.

Die Mastzeit des Hähnchens beträgt sechs bis acht Wochen.

Das Kalb wird in drei Monaten schlachtreif gemästet. Das Schwein in einem halben Jahr.

In den ersten sieben Monaten des Jahres 2010 stiegen die Hähnchenschlachtungen um sieben Prozent. Die Eierproduktion soll um ca. fünf Prozent wachsen.

Jedes Jahr werden über 20 Millionen männliche Ferkel ohne Narkose kastriert.

 

Wussten Sie, dass die Menschen heute fünfmal so viel Eier und Fleisch essen wie 1960?

Wussten Sie, dass der Durchschnittsdeutsche im Jahr 88,7 Kilo Fleisch und Fisch verzehrt?

Wussten Sie, dass jeder Deutsche durchschnittlich 1 094 Tiere im Leben isst, und zwar vier Kühe und Kälber, vier Schafe, zwölf Gänse, 37 Enten, 46 Truthähne, 46 Schweine, 945 Hühner? Und dass bei nur einem fleischfreien Tag in der Woche 157 Millionen Tiere verschont werden würden?

Wussten Sie, dass jedes Jahr ca. 40 Millionen männliche Küken geschreddert werden, weil sie männlich sind und nicht als »Legehennen« ausgebeutet werden können? Wussten Sie, dass Millionen Masthühner, Puten und Kälber sterben, um die Konsumenten mit dem begehrten »hellen Fleisch« zu beliefern, das die Illusion aufrechterhält, es gäbe einen Fleischkonsum ohne Blut? Diese Illusion ist auch unter den Fischessern verbreitet, die sich oft sogar als Vegetarier bezeichnen. In Japan, einem Land mit einer vegetarischen Tradition, wurden Fische (deren »Bluten« unübersehbar ist) daher als »Gemüse des Meeres« bezeichnet. In Italien ist von den »Früchten des Meeres« die Rede.

Wussten Sie, dass in Europa jährlich fünf Milliarden Tiere geschlachtet werden? Wassertiere sind in dieser Zahl noch nicht berücksichtigt.

Wussten Sie, dass in Deutschland pro Jahr etwa 5,5 Millionen Wildtiere durch Jagd verstümmelt und getötet werden?

Wussten Sie, dass die Zahl der Tierversuchstiere in Deutschland um vier Prozent auf 2,6 Millionen gestiegen ist?

Wussten Sie, dass für die Gentechnologie mehr als 100 Tiere »verbraucht« werden müssen, um zwei transgene Tiere mit dem gesuchten Gendefekt zu erhalten – und dass dieser Verbrauch gar nicht in der Tierversuchsstatistik enthalten ist?

Wussten Sie, dass bei Tierversuchen zunehmend mehr Tiere »verbraucht« werden, darunter auch Tierarten, die als Heimtiere beliebt sind: Mäuse, Ratten, Vögel, Fische , Affen, Pferde, Esel, Schweine?

Wussten Sie, dass die Tierzucht für 18 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich ist und sich die Umwandlung von Regenwald in Weiden für Tiere und Ackerfläche für Tierfutter beschleunigt? »Die Zuchttierhaltung ist die zweitwichtigste Ursache für den Klimawandel.« (Jeremy Rifkin)

Steigender Fleischverzehr bedeutet: Im Jahr 2009 wurden in Deutschland 7,7 Millionen Tonnen Fleisch verarbeitet, dafür wurden 56 Millionen Schweine und 3,8 Millionen Rinder geschlachtet. Die UN Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO legte eine Prognose vor, nach der sich der Fleischkonsum von derzeit 228 Millionen Tonnen auf 463 Millionen Tonnen im Jahr 2050 verdoppeln wird.

Das Ende des Wachstums ist noch lange nicht erreicht.

 

Eines Winters reiste Rabbi Wolf Zbarazer in einer Kutsche zu einer Beschneidung. Nachdem die Gesellschaft zu feiern begonnen hatte, verließ er das warme Haus und ging zum Kutscher, der vor der Tür stand und die Pferde bewachte : »Geh du nur hinein und wärm dich auf. Ich werde deinen Platz bei den Pferden einnehmen.« Kurz danach bemerkten die Gäste, dass der Rabbi fehlte, und sie entdeckten ihn draußen, zitternd vor Kälte.

THE HASIDIC ANTHOLOGY

Stellen Sie sich vor …!

Stellen Sie sich vor: Was wir als selbstverständlich erachten, könnte auf falschen Annahmen beruhen und wir könnten uns auf einem Irrweg befinden, wenn wir Tiere und Natur wie üblich nutzen und ausbeuten, töten und ausrotten, zerschneiden, neu zusammensetzen, genetisch manipulieren. Unser Selbstverständnis wäre dahin, ein Sturm der Entrüstung wäre die Folge. Die Kritiker der Ausbeutung, die Vertreter des gewaltlosen Umgangs mit Tieren werden weiterhin an den Pranger gestellt. Als Spinner und Radikale verunglimpft, als Volksfeinde geächtet. Sie gefährden die bestehende Ordnung.

Es ist nicht das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass sich Paradigmenwechsel über Jahrhunderte hinweg anbahnen, bevor sie mit einem Quantensprung die Menschen auf eine neue Ebene heben; von einem Augenblick zum nächsten kann sich keiner mehr vorstellen, dass es jemals anders war.

Das Weltbild, das auf der Annahme beruht, es gehöre zu den unverbrüchlichen, gottgegebenen Rechten des Menschen, sein eigenes Überleben durch Töten und Aufessen aller anderen Lebewesen seines Heimatplaneten bewerkstelligen zu dürfen, ist ein Auslaufmodell. Ebenso jener Tierschutz des Wegsehens, wie er heute vielfach von großen Verbänden praktiziert wird und als Alibi dient, um abzulenken von den Machenschaften in den Parallelwelten der Agrar- und Fleischindustrie. Natur und Tierwelt weiter zu ruinieren, die Klimazerstörung hinzunehmen, kann vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse über die zerstörerischen Folgen der globalen Fleischgier nicht mehr gerechtfertigt werden.

Dennoch befinden wir uns weiterhin auf der Stufe der Ambivalenz. Wir wissen nicht, wohin uns der Weg führt. Ein neues Welt- und Menschenbild wirft seine Schatten voraus. Jahrhundertelang ist die Botschaft der friedfertigen Traditionen unterdrückt worden. Der Mensch als Hüter der Erde und ihrer Geschöpfe, gewaltfrei und achtsam allen Lebewesen gegenüber, jene uralten spirituellen Traditionen der Menschheit, die Erbe der Weltreligionen sind, stehen heute der übermächtigen Lobby der Verwerter gegenüber, die mit ihren globalen Netzwerken mit krimineller Energie ihre eigenen Interessen verfolgen.

Tierrechtler, die sich wie einst die Kämpfer gegen die Sklaverei, die Kämpfer für das Wahlrecht der Frauen, der Interessen der Gewaltopfer annehmen, stehen vor verschlossenen Türen. Mit jedem Tag gehen weitere Tierarten für immer verloren. Die Mächtigen hingegen sehen mit ihrem Tunnelblick nur den kurzfristigen Profit ihres Konzerns und ihrer Aktionäre; sie gehen aggressiv gegen die Hüter der Erde und der Tiere vor. Dies ist ein uralter, geradezu mythischer Kampf, bei dem es um nichts weniger geht als um unser aller Überleben: Nur ein Paradigmenwandel schafft die Voraussetzungen für unser Überleben.

Der Blick zurück zeigt: Ein Quantensprung liegt zwischen dem Irrweg und dem Weg, der in die Zukunft führt, indem er Vernunft, Wissen und Intuition beachtet. Erinnert sei an die erste große »Kränkung der Menschheit«: der Wandel vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild, von Ptolemäus’ Vorstellung, die Erde sei eine Scheibe im Zentrum des Sonnensystems, zur Erkenntnis, es ist die Erde, die um die Sonne kreist. Zu dessen Vorreitern gehörten Johannes Kepler, Giordano Bruno und Galileo Galilei. Wie unerbittlich war der Kampf, wie viele Opfer forderte er! Wie viele Menschen mussten für diesen Paradigmenwechsel sterben oder ein Leben in Ausgrenzung und Diskriminierung führen. (Weniger turbulent vollzog sich die Übernahme der Relativitätstheorie im letzten Jahrhundert.)

Und die zweite große Kränkung? Ein gewisser Charles Darwin wies nach, dass der Mensch nicht die »Krone der Schöpfung« ist, obwohl er weiterhin als einzige Spezies gilt, die sich durch Denken und Rationalität auszeichnet. Doch auch andere Lebewesen denken und handeln rational – auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrungswelt. Mit dem Menschen, ihrem Verwandten auf der Leiter der Evolution, teilen sie Affekte und Emotionen sowie Physiognomie und Gefühlsausdruck.

Menschen sind »Tiere« auf einer anderen Stufe, Primaten wie seine nicht menschlichen Verwandten. Alles, was lebt, hat gemeinsame Wurzeln. Das Tier wird zu Unrecht als »das andere« betrachtet und zur »Bestie« stilisiert.

Sigmund Freud schließlich gab keine Ruhe, bis sein neues Menschenbild bis in den letzten Winkel der Erde vorgedrungen war: Sogar der rationale Mensch wird von Wünschen, Fantasien, Sehnsüchten, Motiven, kurzum »Trieben« gelenkt; der vermeintlich rationalen, vom Bewusstsein bestimmten Alltagswelt stehen Parallelwelten des Unbewussten gegenüber.

Psychologie und Verhaltensforschung, Neurobiologie und Anthropologie tragen dazu bei, die unterschiedlichen Verhaltens- und Wahrnehmungsweisen von Mensch und Tier zu erklären und als Ausprägungen entlang eines Kontinuums zu begreifen.

Bereits in der hebräischen Bibel wird auf dieses Kontinuum hingewiesen: Mensch und Tier (Adam u Behema) sind einander beigesellt und Wesen mit gleicher Seele (Nefesch Chai) und gleichen Lebensrechten. Der Status des Menschen hat mit seiner Aufgabe zu tun, als Hüter der Erde (Schomer ha Adama) verantwortlich für den Erhalt aller Lebensarten zu handeln.

Die Lehre der jüdischen Mystik, der Kabbala, ist neben der Tierpsychologie und der Verhaltensforschung eine Fundgrube für mich geworden, um die Beziehungen des Menschen zu den Tieren in all ihren vielen Facetten zu betrachten. Als Jüdin waren mir Tierfreundlichkeit und das Erkennen der Seele der Tiere vertraut; umso größer mein Erschrecken über die Folgen unseres widersprüchlichen, ambivalenten Verhaltens Tieren gegenüber. Erst mit der Ausbreitung der » Animal Studies« Ende des letzten Jahrhunderts werden die visionären, oft auf Intuitionen beruhenden ethischen Forderungen auf ein wissenschaftliches Fundament gestellt.

Tiere wie Menschen teilen Gefühle, Vernunft, ja sogar kulturelle Traditionen und handwerkliche Fertigkeiten; jede Tierart auf ihre Weise. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Erkenntnisse in der Mitte der Gesellschaft ankommen werden und Tiere nicht länger als fleisch-, milch-, eier-, leder-, fellproduzierende Automaten oder Tierversuchsmodelle ohne Lebensrechte behandelt werden. Die Schreckensszenarien einer verhungernden, ihrer Fleischration beraubten Weltbevölkerung beruhen auf einer Täuschung: Nichttierisches Protein ist heute weltweit ausreichend verfügbar. Es erlaubt – anders als fortgesetzte Massentierhaltung und Naturzerstörung für Weideflächen – ein Überleben der Menschheit und nicht nur einer privilegierten Minderheit der Reichen.

Bis dieses neue Denken in den Metropolen und ihren auf Konsum gedrillten Menschen angekommen ist, ist der Weg noch weit. Tierfreundliche Menschen, die darauf verzichten, ihre Freunde aufzuessen oder für den eigenen Ehrgeiz oder Gewinnabsichten zu missbrauchen, werden immer noch diffamiert, nicht selten sogar kriminalisiert (»animal rights terrorists«). Dabei sind sie die Boten, vielleicht sogar die Mutanten einer zukünftigen Welt.