Nr. 189
Die Expedition der Mausbiber
Raumschiff TRAMP verlässt den Mars – Mit »Admiral Gecko« und seiner Mausbibertruppe an Bord ...
von CLARK DARLTON
Seit Monaten schon sind Perry Rhodan, Allan und Reginald Bull in den Tiefen des Alls verschollen.
Die einstmals mächtigsten Männer der Galaxis besitzen keine Macht – solange es ihnen nicht gelingt, Raumschiffe der USO oder der Solaren Flotte, die noch immer nach den Verschollenen suchen, zu verständigen.
Weder die Plophoser, deren Gefangene sie waren, noch die Rebellen von Badun ließen ihnen die Möglichkeit, an ein Hyperkomgerät zu gelangen. Und als die Bigheads die Verschollenen nach erfüllter Dienstleistung entließen, führte sie das automatische Raumschiff nicht zur Erde, wie erhofft, sondern zur Station der »lebenden Toten«.
In dieser Station Jedoch, mitten im Todeskreis der Gammastrahlung, konnte Atlan unter Einsatz seines Lebens Geräte aktivieren, die eine unüberhörbare Botschaft aussenden – zur gleichen Zeit, als DIE EXPEDITION DER MAUSBIBER naht ...
Die Hauptpersonen des Romans
Gucky – Er sorgt dafür, dass seine Schützlinge ein Raumschiff bekommen – fliegt aber nicht mit.
Tere Astrur – Generaladmiral der USO.
Gecko – Ein Mausbiber im »Admiralsrang«.
Ooch, Wullewull, Biggy, Bokom und Fippi – Mitglieder von Geckos seltsamer Truppe.
Zbron, Brcl und Vlck – Raumfahrer aus dem Volke der Unither.
Willy – Zehn von ihnen sind an Bord der TRAMP, doch jeder heißt Willy.
1.
Die ganze Geschichte begann eigentlich schon viel früher, nämlich an einem schönen Januartag des Jahres 2329 auf dem Planeten Mars.
Schon in der Hauptsache deswegen, weil keine aufgewirbelten Sandmassen die Sicht behinderten und es erträglich warm war. Zwar trug auch die künstlich angereicherte Atmosphäre dazu bei, angenehme Temperaturen herrschen zu lassen, aber die Wärme einer näherstehenden Sonne konnte sie auch nicht ersetzen. Immerhin benötigte man keinen Raumanzug, wenn man einen Spaziergang auf dem Mars unternahm.
Allerdings warme Pelze, die von dem Gesicht nicht viel sehen ließen.
Im ersten Augenblick sah es so aus, als spielten zehnjährige Kinder auf dem hügeligen und mit Flechten bewachsenen Gelände. Erst bei näherem Hinsehen hätte ein Beobachter feststellen können, dass es sich keineswegs um Kinder, ja überhaupt nicht um. Menschen handelte.
»Ich bitte mir Disziplin aus!«
Die Stimme war schrill und wütend; sie verriet Gereiztheit und Ungeduld. Sie klang durchaus menschlich und erweckte abermals den Eindruck, als riefe ein Kind. Im krassen Gegensatz dazu stand allerdings die Aufforderung, mehr Disziplin zu zeigen.
»Dicksack!«, rief jemand spöttisch, um eine Sekunde später wie von unsichtbaren Händen in die Höhe gehoben nach oben zu entschweben. Hilflos strampelte die kleine Gestalt mit Händen und Füßen und stieß dabei erschreckte Laute aus. Dann sank sie wieder nach unten und landete unsanft in dem roten Sand.
»Ich werde dir helfen, Wullewull, mich Dicksack zu nennen! Beim nächsten Mal befördere ich dich auf den Phobos.«
Eine der kleinen Gestalten stand ein wenig abseits. Es war offensichtlich, dass sie eine besondere Stellung einnahm und lediglich als Zuschauer fungierte. Der Pelzanzug hatte hinten auf halber Höhe eine Öffnung. Ein breiter und dicker Schwanz kam daraus hervor, auf den das Wesen sich stützte. Gucky, der Veteran der Mausbiber, inspizierte seine Kolonie auf dem Mars.
»Drüben der Hügel, seht ihr ihn, faule Bande?« Das war wieder die schrille und überhebliche Stimme des Schreiers von vorhin. »Wir versuchen es also noch einmal mit der Teleportation. Was ich kann, müsst ihr doch auch können. Es widerstrebt mir zu behaupten, ich besäße einmalige Fähigkeiten. Also los – Konzentration ... springen ...«
Von den zwanzig Mausbibern entmaterialisierte lediglich einer, jener Schreier, den jemand »Dicksack« genannt hatte. Er verschwand, wobei ein kaum sichtbarer Luftwirbel zurückblieb, der sich schnell verflüchtigte. Gleichzeitig ertönte ein wütender Pfiff – höchstens hundert Meter vom Standplatz Guckys entfernt und zehn Meter über einem Busch stacheliger Marsrosen.
»Telekinese anwenden!«, schrillte Gucky warnend. »Du musst dich halten oder erneut teleportieren!«
Aber der dicke Mausbiber begriff nicht schnell genug. Wie eine Kanonenkugel plumpste er in das Gebüsch, dessen starke Dornen selbst einen leichten Raumanzug durchbohren konnten. Auch einen Pelz. Besonders dann, wenn man aus zehn Meter Höhe in sie hineinstürzte.
Gucky griff zwar noch ein und fing den Unglücklichen telekinetisch ab, aber er konnte nicht verhindern, dass der Großmäulige in den Dornen landete.
»Hilfe! So helft mir doch, ihr Feiglinge!«
Die Mausbiber sahen sich an und grinsten. Es war die schönste Parade blitzender Nagezähne, die Gucky je gesehen hatte. Wullewull hopste von einem Bein auf das andere und überschlug sich fast. Neben ihm sagte jemand mit relativ tiefer Stimme immer wieder: »Och! Das war schön! Och ... och ...«
»Halt den Mund, Ooch, sonst lässt er dich nachexerzieren«, warnte Wullewull leise, rührte sich aber nicht vom Fleck, um den missglückten Teleportersprung des Dicken durch eine Hilfsaktion zu beenden.
Gucky wartete geduldig.
Er war der einzige der Mausbiber, außer seiner Frau Iltu, der außer der angeborenen Telekinese sowohl die Telepathie wie auch die Teleportation meisterhaft beherrschte. Lediglich Ooch war ein guter Telepath, während Gecko bei einiger Übung noch ein guter Teleporter werden konnte.
Gecko war der Mausbiber im Dornenbusch.
Mit Mühe und Not hatte er sich aufgerappelt und kam zu der wartenden Gruppe zurück. Er war dicker als Gucky und watschelte derart, dass man jeden Augenblick fürchten musste, dass er das Gleichgewicht verlor und hinfiel.
Aber Gecko fiel nicht. Er baute sich vor seinen Rassegefährten auf und stemmte die kurzen Arme in die Hüften – oder wenigstens dort, wo er sie vermutete.
»Ihr Waschlappen, ihr nichtsnutzigen! Kein einziger von euch hat auch nur einen Millimeter geschafft! Ihr werdet nie Teleporter.«
»Du auch nicht«, sagte Ooch frech. Ooch war immer frech, dafür war er bekannt. Er war schon deswegen frech, um der kleinen Biggy zu imponieren, die ihm jetzt bewundernde Blicke zuwarf. Sehr zum Verdruss von Wullewull, der als sein schärfster Konkurrent im Kampf um die Gunst des kleinen Mausbibermädchens galt.
»Ich versuche es wenigstens«, keckerte Gecko wütend zurück. »Wir bekommen das Schiff nicht, wenn ich keine ausgebildete Mannschaft vorweisen kann. Telekinese allein tut es nicht. Die Truppe muss Disziplin besitzen. Und vor allen Dingen Respekt vor ihrem Kommandanten.«
»Vor dir, also?« Ooch kicherte albern und wühlte in den Taschen nach einer vergessenen Mohrrübe. »Wir haben dich freiwillig zu unserem Kommandanten gemacht, damit der Schein gewahrt bleibt, aber wenn du meinst ...«
»Ich bin euer Kommandant!«, unterbrach ihn Gecko scharf und sah zu, wie sein ewiger Widersacher endlich die Rübe fand, aus der Tasche zog und an ihr zu knabbern begann. Telekinetisch griff er plötzlich zu. Die Rübe machte sich selbständig und stieg zehn Meter hoch in die Luft. Dort hielt Gecko sie fest. Alle Bemühungen Oochs, sie wieder herabzuholen, scheiterten. Gecko war in der Tat der stärkere Telekinet. »Während des Dienstes wird nicht gegessen!«, fügte Gecko strafend hinzu, jagte die Rübe schließlich hoch in den strahlend blauen Himmel, bis sie den Blicken der interessiert zusehenden Mausbiber entschwand. Ooch stöhnte entsagungsvoll auf und gab sich geschlagen.
Gucky trat einige Schritte vor und sagte: »Wenn ihr so weitermacht, wird man euch niemals ein Schiff anvertrauen. Gecko hat recht, wenn er Disziplin verlangt. Auf einem Kriegsschiff geht es nicht ohne militärische Zucht und Ordnung. Wenn ihr schon eine Suchexpedition starten wollt, dann müsst ihr euch auch entsprechend benehmen. Los, Gecko, rede weiter.«
Gecko warf ihm einen dankbaren Blick zu.
Gecko war nach Gucky der älteste Mausbiber in der kleinen Kolonie. Er zeichnete sich durch seine Angeberei genauso aus wie durch seine fast sprichwörtliche Faulheit und Gefräßigkeit. Obwohl in Wirklichkeit Gecko grenzenlos unterlegen, verbuchte er immer wieder, seinen Einfluss auf die Mausbiber auszudehnen. Gucky ließ ihn dabei großzügig gewähren. Er wusste, dass er im Ernstfall ja doch siegen würde. Einen wirklichen Neid boshafter Natur gab es zwischen Mausbibern nicht, das hätte ihrem Charakter widerstrebt, aber es bestand eine fast freundschaftliche Rivalität, die sich meist in kleinen Reibereien äußerte. Einer nahm dem anderen nichts übel, aber jeder versuchte, seine Triumphe einzuheimsen.
Gecko sprach weiter. Breitbeinig und auf seinen Schwanz gestützt, stand er vor der Gruppe. In seinem dicken Pelzanzug sah er aus wie eine Kugel, die plötzlich lebendig geworden war.
»Seit man uns von unserem untergegangenen Heimatplaneten Tramp geholt und hier angesiedelt hat, warten wir auf eine Möglichkeit, Perry Rhodan und den Terranern unsere Dankbarkeit zu beweisen. Die Gelegenheit dazu ist nun gekommen. Rhodan und seine vier Freunde sind noch immer verschwunden. Wir wissen nicht einmal, ob sie noch leben. Fast hatte man sie entdeckt, da wurden sie erneut entführt. Diesmal haben wir keine Spuren. In der ganzen Galaxis streifen die Schiffe der Terraner umher und suchen nach einem Lebenszeichen von Rhodan. Warum sollten wir Mausbiber da zurückstehen?«
»Ja«, sagte Ooch dazwischen. »Warum eigentlich?«
»Eben! Ich ging also, wie ihr wisst, zu USO-Generaladmiral Tere Astrur und bat ihn, uns ein Schiff zur Verfügung zu stellen. Er antwortete, und auch das ist euch bekannt, dass er das nicht könne, weil wir keine ausgebildeten Raumfahrer wären. Das war ein lächerliches Argument, wie jeder einsehen wird. Ich selbst hatte einen Lehrgang mitgemacht und weiß sehr gut, wie man mit so einem Schiff umgeht. Außerdem geht ja fast alles automatisch. Viele von euch sind schon oft mitgeflogen und wissen daher, was Navigation ist. Ich habe Astrur versichert, dass ich eine erfahrene und erstklassige Mannschaft zur Verfügung habe.«
»Bravo!«, kreischte Wullewull, ganz außer sich. »Dem hast du es aber gegeben.«
»Er mir auch. Er versicherte mir, wir bekämen das Schiff, eine umgebaute Kaulquappe, wenn wir ihm garantieren, dass bei dem Flug kein Menschenleben in Gefahr gebracht wurde. Ich habe ihm die Garantie gegeben.«
»Und er dir das Schiff?«, fragte Biggy neugierig.
Gecko nickte großspurig.
»Klar! Wir bringen keinen Menschen in Gefahr, was immer auch passiert. Wir nehmen nämlich keinen mit.«
Sie starrten ihn bewundernd an. Dann begannen Ooch, Wullewull und noch einige andere Mausbiber gellend zu lachen. Es war ein Gekicher und Gezwitscher, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstanden hätte. Sie klopften sich gegenseitig auf die Schultern, schlugen Purzelbäume und lobten Gecko ob seiner einmaligen Klugheit.
Gucky verhielt sich hingegen ruhig. Der Trick, mit dem sich Gecko das Kommando über ein Raumschiff erschlichen hatte, gefiel ihm nicht. Er wusste, wie gefährlich es jetzt war, in die Galaxis hinauszufliegen. Dort war die Hölle los. Seit Rhodan vermisst war, besaßen die Bündnisse keine Gültigkeit mehr. Jeder bekämpfte jeden, und keiner war der Freund des anderen. Terra hatte fast alle Stützpunkte aufgeben müssen. Die gesamte Raumflotte stand in dichten Staffeln um das Sonnensystem und beschützte es vor eventuellen Angriffen. Die Suchpatrouillen waren seit Wochen und Monaten unterwegs.
Immerhin ... warum sollten sich die Mausbiber nicht an der Suche beteiligen? Sie besaßen großartige Fähigkeiten, und wenn auch alle nur sehr schwache Telepathen waren, so beherrschten sie doch die Telekinese ausgezeichnet. Wenn nur Gecko besser teleportieren könnte!
»Nein, kein Mensch wird sich an Bord unseres Schiffes befinden, wenn wir starten!«, wiederholte Gecko und sonnte sich im Glanz seines plötzlichen Ruhms. »Zuerst wollte Astrur protestieren, als er merkte, wie ich ihn hereingelegt hatte, aber dann gab er nach. Er erlaubte sogar, dass wir dreißig Unither als Mannschaft mitnehmen. Sie haben Raumerfahrung, wie allgemein bekannt ist, und sind verlässlich. Außerdem werden noch zehn Matten-Willys dabei sein.«
Keine schlechte Wahl, dachte Gucky bei sich und überlegte, welche Chancen die gemischte Besatzung wohl hatte, Rhodan zu finden. Nicht mehr als alle anderen Expeditionen, aber auch nicht weniger. In der Hauptsache ging es wohl mehr darum, die Mausbiber nicht unnötig auf dem Mars herumsitzen zu lassen und ihnen Minderwertigkeitskomplexe beizubringen.
Von solchen Komplexen schien Gecko allerdings noch nie etwas gehört zu haben.
»Ich habe angeordnet, dass unser Schiff auf den Namen TRAMP getauft wird. Ich bin der Kommandant, ihr die Mannschaft. Meine Befehle sind widerspruchslos auszuführen, denn ich habe die absolute Entscheidungsgewalt an Bord eines Kriegsschiffes.« Er legte eine wirkungsvolle Pause ein und watschelte mehrmals vor der Gruppe hin und her. Irgendwo in der Nähe plumpste etwas in den Sand. Ein Busch raschelte. Es war die Rübe, die ihren langen Fall beendet hatte und wieder auf der Oberfläche angelangt war. Ooch verzichtete darauf, sie sich schnell wieder anzueignen. »Wir werden Rhodan finden, und wenn wir sämtliche Sonnen mit ihren Planeten auseinandernehmen müssten, verstanden?«
»Ist das nicht ein bisschen schwierig, wenn man bedenkt ...«
»Das Denken überlasst gefälligst eurem Kommandanten, mir!«, donnerte Gecko den vorwitzigen Bokom an, der sofort um einige Zentimeter kleiner wurde und im Sandboden zu versinken drohte. »Es war ja auch nur ein bildhafter Vergleich. Warum sollten wir Sonnen auseinandernehmen? Wir brauchen sie ja noch. So, noch etwas – fast hätte ich es vergessen. In wenigen Stunden trifft Generaladmiral Tere Astrur hier ein, um die Truppe zu inspizieren. Er bringt die Unither und die Willys gleich mit. Sie müssen noch ausgebildet werden.«
»Och!«, murmelte Ooch erschüttert und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Eine Inspektion? Was ist das?«
»Das wirst du dann schon sehen! Los, antreten! In Marschkolonne! Eine Geländeübung wird eure müden Knochen gelenkig machen. Später werden wir eine Eisenkugel telekinetisch in den Raum befördern und auf gesteuertem Kurs wieder unbeschadet landen lassen. Das führen wir dann dem Admiral vor – wird ihn beeindrucken. – Ohne Tritt ... marsch! Mund halten jetzt! Seht ihr dort hinten den Hügel mit dem Baum? Los, wer zuerst dort ist ...«
Sie stoben davon und verschwanden in einer rötlichen Sandwolke.
Gucky sah ihnen eine Weile nach und grinste. Dann wurde er ernst, drehte sich um und ging langsam auf die fernen Gebäude am Rande der Stadt zu. Dort war die Mausbiberkolonie untergebracht. Pounder-City und die Raumhäfen waren nicht weit.
Er teleportierte den Rest des Weges und materialisierte in dem Appartement, das er immer bewohnte, wenn er auf dem Mars war. Iltu saß auf dem Bett und studierte eine Mikromodezeitschrift. Sie sah auf.
»Verrückt, was die Terraner für Sorgen haben. Da bricht ihr ganzes Imperium draußen zwischen den Sternen zusammen, aber auf der Erde entwerfen sie neue Modelle für den Sommer.«
»Wären sie nicht so veranlagt, gäbe es vielleicht schon keine Terraner mehr«, antwortete Gucky und nahm neben ihr Platz. »Wenn sie kleine Sorgen haben, werden sie besser mit den großen fertig. Übrigens glaube ich, wird heute die Entscheidung fallen. Gecko weiß nicht, dass ich Astrur gut zugeredet habe. In Wirklichkeit habe ich ihn breitgeschlagen, nicht Gecko. Na, er wird sich die ›Truppe‹ ansehen und dann – offiziell – seine Entscheidung bekanntgeben. In zwei Wochen kann der Start sein.«
Iltu betrachtete Gucky skeptisch.
»Sei einmal ehrlich, Gucky – warum lässt du Gecko eigentlich allein fliegen? Du weißt doch, was für ein Großmaul und Angeber er ist. Du weißt auch, dass er nicht einmal vernünftig teleportieren kann.«
»Ich habe noch zwei Wochen Zeit, mit ihm zu trainieren. Nein, Iltu, darum geht es nicht. Das Selbstbewusstsein unserer Freunde muss gestärkt werden – ich spreche nicht von Gecko, der hat mehr als genug davon. Ich meine die anderen. Seit Ewigkeiten sitzen sie untätig auf dem Mars und kamen nie zum Einsatz. Jetzt ist die Gelegenheit dazu gegeben. Warum soll ich mich wieder vordrängen und die Hauptrolle spielen wollen? Soll doch Gecko beweisen, dass hinter seinem großen Maul mehr steckt als nur Angeberei. Entweder hat er Erfolg, dann haben wir alle etwas davon. Hat er keinen, blamiert er sich allein.«
»Ich bin ja froh, dass du bleibst«, erklärte Iltu und schmiegte sich an ihn. »Ich wollte nur wissen, warum du es tust.«
Er grinste und sah sie an.
»Na, deinetwegen natürlich auch«, sagte er und zog sie an sich.
*
Es war so, wie Gucky zu Iltu gesagt hatte: Atlans Stellvertreter, der Generaladmiral Tere Astrur, hatte sich von den Mausbibern regelrecht breitschlagen lassen. Und das wollte bei einem Epsalgeborenen etwas heißen. Astrur wog etliche Doppelzentner und fühlte sich erst bei einer Schwerkrafteinwirkung von 3 g richtig wohl.
Sein unmittelbarer Vorgesetzter war Julian Tifflor, der jetzt die Belange Rhodans wahrte. Als Astrur ihm berichtete, welchen Entschluss er gefasst hatte, runzelte Tifflor die Stirn und strich geistesabwesend über seine Brust. Seine Hand fühlte den tickenden Zellaktivator, der ihm das ewige Leben verlieh. Ein Leben, das Tifflor jederzeit dafür hingegeben hätte, könnte er Rhodan damit retten.
Aber niemand wusste, wo Rhodan war.
»Eine Mausbiberexpedition? Ich weiß nicht ...«
»Sir, ich habe keine Bedenken. Schon aus psychologischen Gründen muss ich zustimmen. Gucky hat mich darum gebeten, diesen Gecko mit seiner gemischten Mannschaft ziehen zu lassen. Er meint, sie würden sich schon die Hörner abstoßen, die ihnen allen auf dem Mars gewachsen sind. Sie haben untätig herumgesessen, Sir; das verdirbt den Charakter. Ich bin davon überzeugt, dass Gecko zu einer außerordentlichen Leistung fähig ist, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gibt. Welches Risiko gehen wir schon ein?«
Tifflor sah ihn fest an.
»Risiko? Das Leben von einundzwanzig Mausbibern steht auf dem Spiel. Es ist mindestens genausoviel wert wie das Leben ebenso vieler Menschen.«
»So meinte ich es nicht, Sir. Ich weiß, dass der Rest der Mausbiber erhalten bleiben muss, wenn die Rasse nicht aussterben soll. Ich meine nur, das Risiko ist nicht größer, als wenn wir ein Schiff mit Terranern losschicken. Außerdem sind Unither und Willys an Bord. Auf die ist Verlass.«
»Was will Gecko mit Willys?«
»Er will sie dabei haben, das ist alles, was mir bekannt ist. Unter Umständen sind es nützliche Lebewesen. Natürlich, sie sehen wie riesige Quallen aus, aber sie können jede beliebige Form annehmen. Die Unither verfügen über beste Raumerfahrung. Und was die Mausbiber angeht ...«
»Ein verspieltes Volk, das nur Unsinn im Kopf hat – das wollten Sie doch sagen, Astrur? Hm, so unrecht haben Sie da nicht, aber ich bin überzeugt, Gucky hat sie auf Trab gebracht. Wollten Sie nicht heute zum Mars?«
»Ganz richtig, per Transmitter. Will mir die Bande mal ansehen.«