Nr. 288
Das Sonneninferno
Sie erschaffen die Anti-Sonne – und zerstören die Straße zwischen den Sternen.
von K. H. SCHEER
Man schreibt auf der Erde den Monat Juli des Jahres 2405.
Dank der unermüdlichen Arbeit von Perry Rhodans Getreuen konnten die schlimmsten Folgen des heimtückischen Angriffs auf die imperiale Wirtschaft und die daraus resultierenden innenpolitischen Schwierigkeiten bereinigt werden.
Der tödliche Anschlag der Herren Andromedas, mit Hilfe der »dritten Waffe« alles Leben auf der Erde auszulöschen, wurde in buchstäblich letzter Sekunde verhindert. Bei dieser Aktion erwies sich Lordadmiral Atlan, der arkonidische USO-Chef, als Retter in höchster Not – und Miras-Etrin, der MdI, der den Vernichtungsplan entwickelt hatte, musste eine weitere Schlappe einstecken.
Die führenden Persönlichkeiten des Solaren Imperiums waren sich schon zu jenem Zeitpunkt darüber klar, dass über kurz oder lang die Herren Andromedas zu einem neuen Schlag ausholen würden – und als eines Tages die Teleporterkugel der Sonneningenieure über Kahalo auftauchte, werteten sie diese Aktion als Zeichen dafür, dass sie den entscheidenden Gegenschlag nicht mehr länger hinauszögern dürften.
Atlan nimmt Kontakt mit den Maahks auf und schließt ein Abkommen mit den alten Todfeinden seines Volkes. Der Preis, den die Terraner für dieses Abkommen zahlen, ist der Rückzug aus Andromeda – und die Zerstörung der Straße zwischen den Sternen. Diese Aktion ist es, die das SONNENINFERNO hervorruft ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.
Atlan – Der Lordadmiral erhält einen Blumengruß.
Julian Tifflor – Der Solarmarschall hat etwas gegen Salutschüsse.
Melbar Kasom – Ein »gewichtiger« und »gefräßiger« USO-Spezialist.
Grek 1 – Befehlshaber der Maahks.
Miras-Etrin, Proht Meyhet und Trinar Molat – Drei Meister der Insel.
Cart Rudo – Kommandant der CREST III.
Vorspiel
Ein Nichtmenschlicher und ein Menschlicher, Freunde und Gefährten in Not und Freude, traten einige Schritte zurück. Prüfend betrachteten sie das Blumenarrangement auf dem geschwungenen Schalttisch.
»Schön, sehr schön!«, sagte der Nichtmenschliche. Sein Name war Gucky.
Ras Tschubai, der afroterranische Teleporter, nickte. Er ging zu dem Tisch zurück und richtete fast andächtig eine herabhängende Blüte auf.
»Blumen auf einem Ultraschlachtschiff der Galaxis-Klasse!«, sagte der dunkelhäutige Terraner vor sich hin. »Blumen ...! Kleiner, das ist wirklich schön. Wo ist die Karte?«
Gucky, der Mausbiber, trippelte nach vorn und stellte die beschriftete Karte gut sichtbar an den Fuß einer venusischen Vase aus Phasit-Holz.
Noch ein kritischer Rundblick. Ras Tschubai schaltete die Klimaanlage der geräumigen Kajüte ab. Er lächelte versonnen.
»Damit der Duft erhalten bleibt. Er wird ja wohl nicht gleich ersticken. Gehen wir?«
Die Teleporter, beide Angehörige des terranischen Mutantenkorps, konzentrierten sich auf die Zentrale des Riesenschiffes und verschwanden mit einer Leuchterscheinung.
Die Kajüte war wieder menschenleer. Die beiden Wachroboter vor der Sicherheitsschleuse hatten sich nicht gerührt. Sie kannten die Individualimpulse der Teleporter.
Zehn Minuten später öffnete sich das Innenschott. Ein hochgewachsener Mann in der Uniform der USO trat ein. Seine Rangabzeichen waren einmalig. Es gab nur einen Regierenden Lordadmiral und nur einen Arkoniden in dieser hohen und verantwortungsvollen Stellung. Atlan blieb stehen. Erst argwöhnisch, dann verwundert, sog er den eigentümlichen Duft ein. Er passte nicht zu dem sterilen Einheitsgeruch der Bordatmosphäre und den penetranten Ausdünstungen hochbeanspruchter Maschinen. Atlan nahm den Funkhelm ab. Sein weißblondes Haar fiel auf seine Schultern nieder.
»War jemand in meiner Kabine?«, erkundigte er sich bei den Robotern.
»Freunde, Erhabener.«
Der zehntausendjährige Arkonide warf einen prüfenden Blick auf die Justierungsschaltungen der beiden Kampfmaschinen. Sie schienen in Ordnung zu sein. An Bord war alles still. Atlan bemerkte es erst, als er zögernd auf die Tür zum Wohnraum zuging. Wieder blieb er stehen. Lauschend den Kopf erhoben, fühlte er plötzlich seinen Herzschlag. Auf einem Giganten vom Range der CREST III konnte es eigentlich niemals völlig still sein. Diesmal aber schien keine Maschine zu laufen. Atlan ging weiter. Als er an der offenstehenden Tür ankam, erblickte er die Blumen. Es waren zweihundertfünfzig terranische Nelken verschiedener Färbung, die jemand liebevoll auf dem zentralen Schalttisch angeordnet hatte. Die Schalter und Anzeigen wurden von den Blüten verdeckt.
Atlan stand minutenlang und ließ den Eindruck auf sich wirken. Seine Lippen bebten.
Nachdem er den großen Raum durchschritten hatte und mit geschlossenen Augen vor den schönsten Boten Terras stehenblieb, erfüllte ihn ein tiefes Glücksgefühl. Er ahnte, weshalb in der CREST keine Maschine lief und warum ihn der Kommandant unter fadenscheinigen Vorwänden eine Stunde lang in der Zentrale festgehalten hatte.
Da begann der Arkonide zu lächeln. Er überprüfte die abgeschaltete Klimaanlage. Die unbekannten Überbringer hatten an alles gedacht.
»Das können nur Terraner gewesen sein«, sagte Atlan leise vor sich hin. »Nein, falsch – das müssen Terraner gewesen sein. Wer sonst sollte solche Kleinigkeiten beachten.«
Er umfing einige Nelken mit beiden Händen, zog die Kelche zusammen und barg sein Gesicht darin. Erst dann griff er zu der rechteckigen Karte. Sie bestand aus echtem Pergament; einer Kostbarkeit aus der Frühgeschichte der Erde:
Atlan las:
»Nur ein verbrecherisch veranlagter Narr kann der Meinung sein, bedrohlich erscheinende Konflikte allein mit Waffengewalt lösen zu können. Gönne deinem vermeintlichen Gegner das Wort; biete ihm deine Hand zum Gruß; lege sie vertrauensvoll in artfremde Hände – und du verdienst es, Mensch genannt zu werden. Die Waffe wird dem Wort aus verhandlungsbereitem Munde niemals überlegen sein ...«
Muntus Klerikin,
terranischer Philosoph,
24. Jahrhundert n. Chr.
Freund!
Wir, die Vertreter der Menschheit an den Grenzen des Andromedanebels, entbieten dir diesen Gruß als Zeichen unserer Dankbarkeit. Dein Friedensschluss mit den Wasserstoff-Methan-atmenden Volksgruppen aus dem Geschlecht der Maahks wird als Großtat der kosmischen Außenpolitik in die Geschichte der Menschheit eingehen.
Andro-Betanebel, Power-Center,
Gleam, Tri-System, 1. Juli 2405
PERRY RHODAN
*
Atlan legte die Karte behutsam auf den Tisch zurück. Auf der CREST III schien die Zeit stillzustehen. Der Lordadmiral nahm in einem Pneumosessel Platz und versuchte, seine Erregung zu bezwingen.
Einen herbeieilenden Bedienungsroboter schickte er mit einer Handbewegung zurück.
»Die Klimaanlage bleibt abgeschaltet, bis gegenteilige Anweisungen ergehen. Lass mich bitte allein – bitte.«
Der Robot ging. In der Kajüte saß ein Mann, der seit dieser Minute wusste, dass er fortan nicht mehr einsam sein würde.
1.
»... natürlich keinen Energiesalut schießen. Was denken Sie wohl, wie der Maahkkommandant darauf reagieren würde?«
Julian Tifflor, Solarmarschall und Oberkommandierender im Raum Andro-Beta, schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. Der auf dem Bildschirm sichtbare Kommodore des Elften Schlachtkreuzerverbandes erlaubte sich ein Räuspern.
»Wie Sie meinen, Sir. Ich hatte angenommen, die Maahks wären anlässlich des Friedensschlusses mit terranischen Ehrenbezeigungen vertraut gemacht worden.«
Tifflor, noch immer jungenhaft wirkend, lachte unterdrückt.
»Mr. Tekenin, ich bewundere Ihre Gedankensprünge. Meinen Sie nicht auch, Atlan hätte bei den schwierigen Verhandlungen im benachbarten Alphanebel bessere Dinge zu tun gehabt, als die regierenden Neunväter über unsere militärischen Ungezogenheiten zu belehren?«
»Ungezogenheiten?«, staunte der Kommodore. Der wachhabende Offizier der großen Funkzentrale von Power-Center runzelte die Stirn. Solarmarschall Tifflor war für Aussagen ähnlicher Art berühmt.
»Allerdings. Ich halte es beispielsweise für ungezogen, einem an Bord gehenden Kommandierenden mit dem Gedröhne salutschießender Strahlgeschütze die Trommelfelle zu strapazieren und seine Kleidung zu versengen; auch dann, wenn ich mit dieser Auffassung die Gefühle verschiedener Offiziere verletzen sollte. Also, mein Bester – verzichten Sie bitte darauf, dem heimfliegenden Maahkschlachtschiff einundzwanzig oder mehr Strahlschüsse vor den Bug zu setzen. Das könnte falsch verstanden werden. Darf ich sonst noch etwas für Sie tun?«
Der Kommodore schüttelte wortlos den Kopf. Tifflor schaltete die Fernverbindung ab und drehte sich um. Acht Mitglieder der Stationsbesatzung grinsten. Zwei Mann husteten verdächtig laut, und weitere elf Uniformierte beherrschten sich so mustergültig, dass der Marschall unwillkürlich die Luft anhielt und auf eine Regung in den erstarrt wirkenden Gesichtern wartete.
»Tüchtig, tüchtig«, lobte Tifflor. »Die elf Unerschütterlichen werden wohl die ersten sein, die eine neue Anekdote in Umlauf bringen. Tiff und der Salutkommodore, oder so ähnlich.«
Tifflor erhob sich, reckte ungeniert die Arme und überflog die riesigen Bildschirme der angeschlossenen Ortungszentrale mit einem Blick.
Das vor einer Stunde gestartete Superschlachtschiff der Maahks, das erste, das seit der Eroberung des Trisystems auf dem terranischen Stützpunkt Power-Center gelandet war, konnte nur noch als blauer Punkt auf dem Reliefschirm der überlichtschnellen Impulstaster ausgemacht werden.
Die eskortierenden Schlachtkreuzer des elften Verbandes zeichneten sich als fluoreszierende Wellenlinien rechts und links des Echopunktes ab.
Tifflor öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Er kam nicht mehr dazu. Die Empfänger der Hyperkomanlage sprachen an. Ein Symbol verriet, dass es sich um eine mechanisch übersetzte Sendung handelte. Die Robotstimme klang unmoduliert.
Auf dem Bildschirm erschien der Sichelkopf eines alten Maahks. Er konnte nicht lächeln; aber seine Worte bewiesen, dass er sich amüsierte.
»Grek 1 spricht. Wir bedanken uns für die Belehrungen, die Sie soeben an Kommodore Tekenin gegeben haben. Dennoch, Sir – lassen Sie diesen tüchtigen Vertreter Ihrer Art ruhig seinen Salut schießen. Eine Geste der Freundschaft und Hochachtung sollte nicht bedachtsamer Vorsicht zum Opfer fallen. Wir sind informiert. Eine Energieverschwendung dieser Art entspricht zwar nicht unserem logischen Denken; aber hier und da sind sogar Maahks etwas unlogisch. Leben Sie wohl, Sir.«
Grek 1 schaltete ab. Tifflor starrte auf den verblassenden Bildschirm. Unbewegt stellte er die Verbindung zum Flaggschiff des Kommodore her und befahl: »Ihre spitzohrigen Hyperfunker werden ja wohl mitgehört haben. Also schießen Sie den Salut. Verwenden Sie Ihre schwersten Thermokaliber, Ende.«
Über das unterdrückte Gelächter hörte Tifflor hinweg. Er begann erst zu schmunzeln, als er das Panzerschott durchschritten hatte und auf den Antigravlift zuging.
»Übermütige Halunken«, murmelte Tiff vor sich hin. »Ich frage mich, wie oft ich als junger Mann über Vorgesetzte gelacht habe. Meine ...!«
»Ziemlich oft, wie man weiß«, wurde er unterbrochen. Tifflor schreckte zusammen und hob den Kopf.
Vor dem Antigravschacht stand Melbar Kasom, Oberst und Spezialist der USO. Der umweltangepasste Ertruser schaute auf den Oberkommandierenden hinunter. Melbar gab sich keine Mühe, seine Heiterkeit zu verbergen.
»Sie haben mir noch gefehlt«, seufzte der Marschall. »Haben Sie Hunger, oder wollen Sie ausnahmsweise dienstlich mit mir reden?«
Der zweieinhalb Meter große Riese betastete seinen Leib.
»Man hat noch keinen Hunger«, entschied er großzügig. »Ihre Vorräte entsprechen meiner Geschmacksrichtung.«
»Ich möchte sagen, Sie haben in dieser Hinsicht überhaupt keine Richtung«, spöttelte Tiff. »Ihre USO-Verpflegung ...!«
»... ist gut, aber ein kluger Mann wird sie nicht antasten, solange er sich auf einem terranischen Flottenstützpunkt mit gigantischen Nachschublagern befindet. Kann man jetzt vernünftig mit Ihnen reden, Sir?«
Tifflor schaute zu dem grinsenden Gesicht hinauf. Kasoms sandfarbener Sichelkamm, die Haartracht eines ertrusischen Wettkampfsiegers, war mit einem goldenen Band geschmückt.
»Ah, bei Ihnen ist Karneval.«
Kasom holte tief Luft.
»Wenn Sie es nicht unterlassen können, harmlose Leute auf den Arm zu nehmen, dann ...«
»Dieser Begriff sollte aber nicht zum Sprachschatz eines USO-Spezialisten mit vieljähriger akademischer Sonderschulung gehören.«
Kasom verstummte. Er trat einen Schritt zurück und musterte Tifflor von oben bis unten.
»Haben Sie Gallenschmerzen, Sir?«
Tifflor winkte ab. Ein launiges Lachen vertiefte die Fältchen an seinen Augen.
»Vergessen Sie es, Kasom. Es macht mir heute Freude, anderen Menschen auf die Nerven zu gehen. Sehen Sie – das ist auch nicht besonders fein in der Ausdrucksweise. Vertragen wir uns, Ertruser. Was macht Ihr Chef?«
Kasom legte dem Marschall die Hand um die Schultern und zog ihn in den Lift hinein.
»Deshalb trage ich das Band im Haar. Für uns ist heute Feiertag, auch wenn draußen auf dem Hafen die RAWANA liegt. Atlan sitzt immer noch in seiner Kabine und schaut auf die Blumen.«
»Sie haben spioniert«, stellte Tifflor vorwurfsvoll fest.
Kasom stieß sich mit dem Fuß ab. Zusammen mit dem Marschall flog er schwerelos nach oben.
»Wir konnten es nicht unterlassen, für einige Sekunden die Bildbeobachter einzuschalten. Ras Tschubai hat die Klimaanlage stillgelegt. Lange kann Atlan den betäubenden Duft nicht einatmen. Tiff – er sitzt wie ein Kind vor dem Schalttisch und starrt in die Blütenpracht. Können Sie sich vorstellen, welchen Erinnerungen er nun nachgeht?«
Kasom zog den Terraner aus dem Schacht. Sie schritten an den Robotwachen vorbei und gingen auf die Oberflächenschleuse der Funk- und Ortungszentrale zu. Die gewaltigen Tore glitten auf. Das Licht der drei Sonnen blendete ihre Augen.
Julian Tifflor blieb stehen und versuchte, den riesigen südpolaren Talkessel zu überblicken. Das Vorhaben war hoffnungslos.
»Warum haben Sie mich eigentlich in der Funkzentrale aufgesucht?«, erkundigte er sich gedankenlos. Er schaute bereits zu dem fünfzehnhundert Meter durchmessenden Kugelraumschiff mit dem Namen RAWANA hinüber. Es war auf der Sonderpiste XXVII-B-9 gelandet und augenblicklich von einem zweifach gestaffelten Roboterkordon abgesichert worden.
Tifflor fröstelte plötzlich. Er rieb die Hände gegeneinander und achtete kaum noch auf Kasoms Erklärungen.
»Ich hielt es nicht für ratsam, Sie über Funk aufzufordern, sofort an Bord des Experimentalschiffes zu kommen. Es laufen schon genug Gerüchte über eine bevorstehende Großaktion um. Wenn wir jetzt gemütlich zur RAWANA hinüberfahren, fällt es nicht so sehr auf. Rhodan legt größten Wert darauf, die Männer nicht vorzeitig in eine hektische Stimmung zu versetzen.«
»Ich verstehe. Man wird annehmen, Sie hätten wieder einmal meine Sondervorräte plündern wollen.«
»Genau, Sir.«
Tifflor unterdrückte das Frostgefühl. Nur wenige Kilometer entfernt startete ein Leichter Kreuzer der Städteklasse. Es war das moderne Multischiff VANUTO, mit dem Atlan zum Alphanebel geflogen war, um die Maahks vom Friedenswillen der Menschen zu überzeugen – und sie für ein Bündnis zu gewinnen. Die ersten Auswirkungen des wahrscheinlich wichtigsten Vertrages, den Menschen jemals mit nichthumanoiden Intelligenzwesen abgeschlossen hatten, waren bereits offensichtlich geworden.
Grek 1, der Chef der aus neun hervorragenden Wissenschaftlern bestehenden Regierung der vereinten Wasserstoff-Methanvölker, war persönlich auf dem Stützpunktplaneten Gleam erschienen, um die mit Atlan getroffenen Absprachen durch Rhodan erhärten zu lassen.
Tifflor dachte an die Schwierigkeiten, die Atlan mit seinen Männern zu überwinden gehabt hatte. Es war ein Problem gewesen, die mit enormer Schnelligkeit fortpflanzungsfähigen Maahks davon zu überzeugen, dass die Meister der Insel ihre Verluste durch Duploarmeen noch viel rascher ergänzen konnten.
Noch kritischer war die Situation im Alphanebel geworden, als Atlan mit Hilfe seiner Mutanten und Spezialisten den Beweis geführt hatte, dass ein paar der Neunväter schablonisierte Duplonachahmungen gewesen waren. Erst nach der Entdeckung eines Multiduplikators im internen Lebensbereich der Maahks war es dem Arkoniden gelungen, echten Kontakt mit den Neunvätern herzustellen.
Atlan hatte in seiner Eigenschaft als Generalhandlungsbevollmächtigter der Menschheit die Neunväter zu einem Bündnis bewegen können. Das Abkommen beinhaltete einen Nichtangriffspakt, wichtige Punkte über die künftigen Handelsbeziehungen zwischen den sauerstoffatmenden und Wasserstoff-Methan-atmenden Intelligenzen aus beiden Galaxien, sowie ein Beistandsversprechen im Kampf gegen die tefrodischen Duplotruppen der Meister der Insel.
Dieser diplomatische Erfolg war einmalig in der Geschichte der neuen Menschheit. Es war gelungen, den alten Hass der Methans gegen die lemurischen Frühmenschen und deren arkonidische Nachkommen durch eine tolerante und ehrenhafte Haltung zu beseitigen.
Rhodan hatte zugesagt, nach dem von den Partnern erhofften Sieg über die Meister der Insel den Lebensraum der Maahks unangetastet zu lassen, den großen Andromedanebel zu räumen und nur auf Gleam einen Handelsstützpunkt mit einer festgelegten Anzahl von Kriegsschiffen zu errichten.
So lauteten die vorläufigen Abmachungen. Julian Tifflor wusste jedoch mit größter Sicherheit, dass diese grundsätzlichen Vertragspunkte noch eine sorgsame Detaillierung verlangten. Voraussetzung dafür war die Beseitigung einer drohenden Gefahr, die mit dem Auftauchen von drei eigentümlichen Lebewesen im Sechsecktransmitter der Milchstraße entstanden war.
Man nannte diese Kugelintelligenzen die Sonneningenieure von Andromeda. Die Terraner wussten erst seit wenigen Wochen, dass die sagenhaften Meister der Insel durchaus nicht über eine so überwältigende Technik verfügten, wie man bisher angenommen hatte.
Die Sonnentransmitter waren weder von den alten Lemurern, noch von ihren Nachkommen erbaut worden, sondern ausschließlich von diesen energetischen Kugelwesen, die mit großen Sternen in einer eigenartigen Beziehung zu stehen schienen.
Sie hatten es auch ermöglicht, die Empfangssperre des galaktischen Sechsecks aufzuheben und entgegen jeder Wahrscheinlichkeitsberechnung in der Milchstraße aufzutauchen.
Man hatte zu spät bemerkt, dass dieses Auftauchen durch einen Unfall verursacht worden war. Die Meister der Insel, von denen die Sonneningenieure anscheinend beherrscht wurden, hatten keinen Wert darauf gelegt, Terra vorzeitig über die Möglichkeit zu informieren, dass die Transportsperre aufgehoben werden konnte.