Nr. 383

 

Die phantastische Reise der FD-4

 

Vom Planeten Taifun nach Terrania. – Eine Korvette auf großer Fahrt von Galaxis zu Galaxis

 

von CLARK DARLTON

 

 

Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Februar des Jahres 2437. Nach erfolgreich abgeschlossener Suche nach dem System der Erbauer OLD MANS – eine Suche, die Terra das Erbe der Ersten Menschheit einbrachte – weilt Perry Rhodan wieder auf der Erde.

Der Großadministrator kam gerade zurecht, um an der Aushebung der altlemurischen Condos Vasac-Zentrale in der Tiefsee mitzuwirken und so ein Attentat auf die irdische Menschheit abzuwehren.

Gegenwärtig herrscht Friede auf und um Terra. Hinweise darauf, dass die eine oder die andere gegnerische Macht weitere Anschläge gegen die Menschheit plant, liegen nicht vor. Und doch gibt es etwas, das dazu angetan ist, Perry Rhodan und die anderen Führungskräfte des Solaren Imperiums zu beunruhigen: Roi Dantons Expedition nach Magellan.

Perry Rhodans Sohn – den meisten Terranern nur unter dem Pseudonym Roi Danton, König der interstellaren Freihändler, bekannt – ließ sich nicht aufhalten. Am 16. 12. des Vorjahres startete er mit seinem Spezialraumschiff FRANCIS DRAKE auf Umwegen in die Kleine Magellansche Wolke.

Roi weiß, dass in der Kleingalaxis, die er ansteuert, bereits acht Schiffe der Solaren Explorerflotte spurlos verschwunden sind. Damit seine FRANCIS DRAKE nicht das neunte Opfer der unbekannten Macht wird, die die KMW zu beherrschen scheint, lässt er große Vorsicht walten.

Trotzdem kann das Freihändlerschiff der Falle nicht entrinnen, die die Unbekannten stellen. Roi Danton wird gefangen genommen, die FRANCIS DRAKE wird außer Gefecht gesetzt – und Hilfe aus der Heimatgalaxis tut not.

Diese Hilfe herbeizuholen, ist Aufgabe einer Korvette, die dem Gegner gerade noch entkommt. Es ist die FD-4, die DIE PHANTASTISCHE REISE antritt ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Gründer und Großadministrator des Solaren Imperiums der Menschheit.

Rasto Hims – 1. Offizier des Freihändlerschiffes FRANCIS DRAKE.

Burdsal Kurohara – Seine Mission ist es, die Menschheit zu alarmieren.

Bert Olbrich, Hus Brader, Hender Faro und Jan Kowski – Offiziere der FD-4.

Four Strong Winds – Eingeborener des Planeten der Stürme.

Kharon und Mervin – Freihändler von Epsal.

1.

 

Einhundertdreiundfünfzigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt, scheinbar dicht neben dem Andromedanebel, stehen zwei verschwommene Lichtflecke – die beiden Magellanschen Wolken. Die größere durchmisst dreiundzwanzigtausend Lichtjahre und beinhaltet etwa 9,5 Milliarden Sonnenmassen. Sie ist auch nicht ganz so weit von der Erde entfernt wie die kleinere, deren Durchmesser dreizehntausend Lichtjahre beträgt und die 6,8 Milliarden Sonnenmassen enthält.

Zwischen den beiden Wolken liegt ein Leerraum von sechzehntausend Lichtjahren.

Die nun folgenden Geschehnisse spielten sich im Zeitraum vom 15. Februar 2437 bis zum 28. Februar Erdzeit in der Kleinen Magellanschen Wolke ab ...

 

*

 

Perry Rhodans Sohn, Roi Danton, hatte es keine Ruhe gelassen, dass es in der KMW – so nannte man die Kleine Magellansche Wolke der Einfachheit halber – noch ungelöste Rätsel gab, wie das Verschwinden einiger Explorerschiffe eindeutig bewies. Kurz entschlossen war er mit dem Spezialraumschiff FRANCIS DRAKE aufgebrochen, um Antwort auf seine Fragen zu finden.

Das Freihändlerschiff FRANCIS DRAKE besaß einen Durchmesser von achthundertfünfzig Metern, normale Impulstriebwerke und außerdem vier Kalupsche Kompensationskonverter, die dem Schiff eine Reichweite von 3,2 Millionen Lichtjahren gaben. Mit seiner modernsten Bewaffnung und neunhundert Mann Besatzung verfügte die FRANCIS DRAKE über die Kampfkraft eines Ultraschlachtschiffes. Es war Roi Danton gelungen, in die KMW einzudringen und den Planeten Sherrano zu erreichen. Sherrano gehörte zum Anchorage-System und war der zweite Planet. Die anderen Welten waren unbewohnt.

Roi Danton konnte nicht wissen, dass Sherrano von unbekannten Intelligenzen zu einer Falle ausgebaut worden war, in die er auch prompt hineintappte. Mit vier Männern seiner Elitebesatzung sowie einem primitiven Lebewesen landete er in einer Space-Jet auf der fremden Welt und entdeckte die Eingeborenen, die so genannten Hobnobs, menschenähnliche Geschöpfe mit Lederhaut und Katzenaugen. Sie dienten als Mittel zum Zweck für Unbekannte, die plötzlich in drei riesigen Raumschiffen erschienen und die FRANCIS DRAKE angriffen. Vorher schon war das Fremdlebewesen und einer von Dantons Begleitern im unterirdischen Labyrinth von Sherrano umgekommen. Es gelang Danton nicht mehr, mit seiner Space-Jet zu fliehen. Der Traktorstrahl eines der fremden Schiffe fing sie ein.

Von dieser Sekunde an waren Roi Danton und seine noch überlebenden Begleiter verschollen.

 

*

 

Der Planet Sherrano in der KMW war eine Falle, eine gut vorbereitete und absolut perfekte Falle. Die zerstörten Städte, die primitiven Bewohner – das alles diente zur Tarnung. Insgesamt waren bisher acht Schiffe der Solaren Raumflotte in der KMW verlorengegangen, eins davon vielleicht auch auf Sherrano. Jedenfalls diente die Falle ohne jeden Zweifel dazu, fremde Raumschiffe anzulocken und zur Landung zu verführen.

Edelmann Rasto Hims, der Erste Offizier der FRANCIS DRAKE, hatte das Kommando übernommen. Er war wuchtig und untersetzt. Sein schwarzer Bart reichte fast bis zur Gürtellinie. Da es auf dem Freifahrerschiff Dantons keine Uniformen gab, kleidete sich jeder nach eigenem Ermessen. Im Augenblick erinnerte Rasto Hims an einen wagemutigen Seeräuber des terranischen Spätmittelalters.

Als die drei fremden Raumschiffe über Sherrano erschienen, wurde es Rasto Hims sofort klar, dass es sich um vollkommen unbekannte Konstruktionen handelte, denen er noch nie zuvor begegnet war. Im ersten Augenblick erinnerten sie ihn an halbierte Brummkreisel, wie sie auch heute noch von Kindern der Erde zum Spielen benutzt wurden. Die konisch geformte Hülle mit der glatten, abgerundeten Oberfläche besaß ein nach unten stark verjüngtes Ende. Die Länge betrug siebenhundert Meter. Die abgerundete Fläche oben maß etwa zwölfhundert Meter.

Soweit Rasto Hims beobachten konnte, saßen die Triebwerke im Konus. Damit wurde die gewölbte Rundfläche des Oberteils automatisch zum Bug, der in Flugrichtung zeigte.

Als die drei Fremdschiffe Kurs auf die Space-Jet Roi Dantons nahmen, zögerte Rasto Hims nicht, die FRANCIS DRAKE in die Atmosphäre Sherranos hinabsinken zu lassen, um seinem Kommandanten zu Hilfe zu eilen. Und das wurde dem Freihändlerschiff zum Verhängnis.

Die FRANCIS DRAKE erhielt fünf schwere Treffer aus thermischen Energiekanonen, deren automatische Anlage bisher unter der Oberfläche Sherranos verborgen geblieben waren. Fürchterliche Detonationen erschütterten das Schiff, und die Fehleranzeige gab bekannt, dass die Kalupkonverter Nr. 1, 3 und 4 ausgefallen waren. Möglicherweise war der Schaden zu beheben, doch an eine Reparatur war im Augenblick nicht zu denken. Lediglich der Kalup Nr. 2 blieb erhalten. Einige der normalen Wulst-Impulstriebwerke arbeiteten auch nicht mehr.

Rasto Hims erkannte, dass nur noch schnelle Flucht ihn retten konnte. Es blieb ihm keine andere Wahl, als Roi Danton und seine Begleiter vorläufig ihrem ungewissen Schicksal zu überlassen.

Auf keinen Fall aber durfte jetzt die FRANCIS DRAKE verlorengehen und damit das Schicksal der anderen acht verschollenen Schiffe teilen.

»Hätten wir nur den verdammten HÜ-Schirm rechtzeitig eingeschaltet!«, brüllte ein verwildert aussehender Freifahrer wütend und hob die geballte Faust gegen den unsichtbaren Gegner. »Dann wäre uns das nicht passiert. Ganz primitive Thermostrahlen waren das! Als ob man einen Saurier mit einer Steinschleuder erlegt hätte ...«

»Ging nicht, Edelmann Olbrich. Wie hätten wir dann den König an Bord nehmen können, wenn es uns gelungen wäre, an ihn heranzukommen? Kümmere dich um die Kalups. Wir müssen hier weg.«

»Und Roi?«, fragte Bert Olbrich, der Techniker, erstaunt.

»Später! Wenn die DRAKE verlorengeht, ist auch Roi erledigt. Ist doch klar, nicht wahr?«

Olbrich nickte, strich sich durch die Bartstoppeln und verschwand aus der Kommandozentrale. Sekunden später hörte man ihn draußen auf dem Gang seine Befehle brüllen.

Rasto Hims nickte den anderen Offizieren beruhigend zu. Dann sah er auf den Panoramaschirm, während er gleichzeitig die Hände auf die Fahrtkontrollen legte.

Der Planet Sherrano war weit zurückgefallen, und die FRANCIS DRAKE raste weiter in den freien Raum hinaus. Noch war von einer Verfolgung durch die drei fremden Riesenschiffe nichts zu bemerken, aber die Orter fingen erste Impulse auf, die noch ausgewertet werden mussten. Rasto Hims spürte es, dass die Triebwerke unregelmäßig arbeiteten. Jeden Moment konnten weitere ausfallen. Auch der Kalup Nr. 2 schien nicht mehr in Ordnung zu sein. Hims konnte es nicht wagen, ihn schon jetzt einzusetzen. Olbrich musste ihn erst eingehend überprüfen.

Über Interkom rief er Olbrich, der sich sofort meldete.

»Was gibt es, Chef?«

»Das wollte ich dich fragen, Bert. Was ist mit den Kalups?«

»An Nummer eins, drei und vier können wir nicht 'ran. Die brennen wie die Hölle. Ich fürchte, die müssen wir vorerst abschreiben. Wir haben alle Hermetikschotten geschlossen und sind dabei, die abgeschmolzenen zu ersetzen. Das ist vorerst einmal alles, was wir tun können. Eine Reparatur ist nur nach einer Landung möglich.«

»Nicht im Flug? Das sieht böse aus.«

»Ich kann es nicht ändern. Aber ich will wenigstens versuchen, Nummer zwei betriebsklar zu machen. Auf Sherrano werden wir kaum landen können, und die drei anderen Planeten des verfluchten Systems sind zu heiß oder zu kalt.«

»Das wäre weniger ein Hindernis als die drei fremden Schiffe. Sie würden uns sofort aufspüren und vernichten.« Rasto Hims warf den Orterschirmen einen hastigen Blick zu. »Beeil dich, Olbrich! Wir haben nicht mehr viel Zeit.«

Die drei Punkte auf den Orterschirmen kamen stetig näher.

 

*

 

Bert Olbrich erschrak, als er die Verheerungen überblicken konnte, die von den fünf Volltreffern angerichtet worden waren. Von dem Chefarzt der Sanitätseinheiten erhielt er die Meldung, dass bisher einhundertfünfzig Tote gezählt wurden.

»Bestien!«, knurrte Olbrich wütend. »Diese verteufelten Bestien – wie immer sie auch aussehen. Sie haben uns ohne jede Warnung angegriffen, ohne dass wir Gelegenheit gehabt hätten, ihnen unser Hiersein zu erklären. Na, das sollen sie uns teuer bezahlen – hoffentlich.«

Es war schwer für ihn und die Rettungstrupps, weiter vorzudringen. Den Männern, die ihre Kampfanzüge angelegt hatten, schlug eine fast unerträgliche Hitze entgegen, als sie sich den Kalupräumen näherten. Nun begriff Olbrich auch, warum Kalup Nr. 2 nicht mehr in Ordnung war, obwohl die Fehlerautomatik keine Zerstörung des Überlichttriebwerkes gemeldet hatte.

Alle Leitungen, die zu Kalup 2 führten, waren unterbrochen.

Olbrich atmete auf. Die Leitungen konnten in kürzester Zeit wiederhergestellt werden, sobald die Hitze in den Gängen nachließ.

Daran aber war vorerst nicht zu denken.

Eine neuerliche Detonation erschütterte das Schiff und warf Olbrich gegen die Wand. Er sah ein, dass es völlig sinnlos war, weiter vorzudringen. Seiner Meinung nach war es wichtiger, die FRANCIS DRAKE in den Verteidigungszustand zu versetzen. Er gab einigen der ihn begleitenden Männer einen entsprechenden Befehl, dann eilte er zum nächsten Interkom, um Verbindung zu Rasto Hims aufzunehmen.

 

*

 

Die drei Kreiselschiffe kamen unaufhaltsam näher.

Rasto Hims war glücklich über die Tatsache, dass wenigstens die Kommandozentrale unbeschädigt geblieben war. Weniger glücklich zeigte er sich über die Meldung, dass hundertfünfzig Freifahrer den Tod gefunden hatten.

Erneut meldete sich Bert Olbrich: »Es hat keinen Zweck, Chef. Alles brennt, und immer wieder erfolgen Explosionen. Wir müssen abwarten, bis sich die Gewalten der Energietreffer ausgetobt haben, und das kann Stunden dauern. Wie steht es mit den Verfolgern?«

»Sie kommen näher.«

»Dann werden wir sie entsprechend empfangen – was bleibt uns anderes übrig? Die Waffenleitzentrale ist doch in Ordnung?«

»Ich denke ja. Ich kümmere mich darum, und du unterbrich bitte nicht die Rettungsarbeiten. Wir haben noch fünfzehn Minuten, dann sind sie nahe genug herangekommen.«

»Das genügt«, meinte Bert Olbrich und verschwand von dem kleinen Interkomschirm.

Rasto Hims kontrollierte die Feuerleitzentrale. Alles in Ordnung. Die Transformgeschütze meldeten sich einsatzbereit. Die Generatoranlage für den HÜ-Schirm funktionierte einwandfrei.

Noch zehn Minuten, schätzte Rasto Hims.

Sherrano war, wie Olbrich es ausgedrückt hatte, eine Raumschifffalle mit »Primitiv-Look«. Das stimmte haargenau. Vom All her sah der Planet so aus, als hätte er einst eine blühende Zivilisation getragen, die durch einen atomaren Krieg vernichtet wurde. Kein Explorerschiff einer intelligenten Rasse würde sich die Gelegenheit entgehen lassen, die zerstörte Welt näher zu untersuchen. Es gab kein besseres Lockmittel für Intelligenzen, als ihre Neugier und Hilfsbereitschaft herauszufordern.

Auch Roi Danton war dieser Versuchung erlegen.

Noch immer schlingerte die FRANCIS DRAKE und wich ständig vom Kurs ab. Alle sechzig Sekunden musste er korrigiert werden, um allzu große Abweichungen zu vermeiden, obwohl das jetzt auch keine Rolle mehr gespielt hätte.

Ganz allmählich nur stabilisierte sich der Flug.

An einen Linearflug war nicht zu denken. Rasto Hims konnte froh sein, dass wenigstens die Impulstriebwerke noch teilweise arbeiteten.

Es war unmöglich, den Verfolgern zu entkommen.

Noch fünf Minuten.

Die Feuerleitzentrale meldete Kampfbereitschaft. Die vier Transformkanonen warteten darauf, ihre atomaren Bomben ins Ziel zu bringen. Mit Punktfeuer musste es gelingen, auch einen grünen Schutzschirm zu durchdringen – und die fremden Kreiselschiffe hatten grüne Schutzschirme. Sie mussten den HÜ-Schirmen sehr verwandt sein.

Olbrich meldete sich noch einmal und berichtete, dass die Hitze im Schiff nachließ. Man kam näher an die Kalupkonverter heran, was aber noch längst nicht bedeutete, dass Nr. 2 schnell wieder einsatzbereit gemacht werden konnte.

»Wir werden in einer Minute das Feuer eröffnen«, warnte Rasto Hims. »Die Männer sollen ihre Kampfanzüge anlegen und die Helme schließen. Der nächste Treffer kann einen Luftausbruch zur Folge haben.«

»Schon geschehen«, beruhigte Olbrich ruhig. Rasto Hims' Hände lagen auf den Kontrollen. Die Automatik gab die Daten der Feindschiffe an die Feuerleitzentrale weiter. Auf dem Panoramaschirm waren die drei Schiffe jetzt deutlich zu erkennen. Sie schoben sich immer näher an die FRANCIS DRAKE heran. Jeden Augenblick konnten sie mit ihrem konzentrischen Angriff beginnen – und dann war es für die Freifahrer zu spät, eine Gegenreaktion einzuleiten.

Das hatte Rasto Hims längst erkannt.

Mit einem harten Ruck drückte er den Feuerknopf ein.

Alle vier Transformkanonen feuerten gleichzeitig. Die Bomben detonierten genau an derselben Stelle, am äußeren Rand des grünen Schutzschirms des vordersten Kreiselschiffes. Jede dieser Bomben entwickelte einen Energieausbruch in der Stärke von eintausend Gigatonnen – und das genügte.

Das Punktfeuer spaltete den Schutzschirm auf, und die hindurchdringende Energiemenge reichte aus, den breiten Kreiselbug aufzuschmelzen und das Schiff zu vernichten. Es detonierte von innen heraus und verwandelte sich in eine aufflammende Riesensonne.

Die Druckwelle warf die beiden anderen Schiffe aus dem Kurs.

Genau in diesem Augenblick meldete sich die Orterzentrale der FRANCIS DRAKE. Jemand rief hastig: »Edelmann Hims, soeben ergibt die Auswertung, dass die Space-Jet Roi Dantons von einem der Kreiselschiffe aufgenommen wurde. Tut mir leid, dass wir Ihnen das nicht eher sagen konnten ...«

»Sind Sie wahnsinnig?«, brüllte Rasto Hims erschrocken. »Wir haben soeben ein Kreiselschiff vernichtet ... wenn es das war, welches Sie meinen ...«

»Die Auswertung war gestört, sie lief eben erst wieder an. Wir können nur hoffen ...«

»Ja, das können wir.« Rasto Hims schaltete um zum Kampfstand. »Das Feuer ist sofort einzustellen! Achtung, an alle: Ertruser Burdsal Kurohara in die Kommandozentrale! Korvette FD-4 startklar machen! Ich wiederhole ...«

Die beiden restlichen Kreiselschiffe hatten die Verfolgung nach der Vernichtung ihres Bruderschiffes wieder aufgenommen. Immerhin bewirkten die Druckwellen und Energieausbrüche eine Verzögerung, die Rasto Hims Zeit genug ließen, seine Idee in die Tat umzusetzen.

 

*

 

Burdsal Kurohara war ein Paraplant.

Von Natur aus umweltangepasst, hatte Kurohara zusammen mit vier anderen Freifahrern ein biochemisches Experiment freiwillig über sich ergehen lassen. Er besaß kein normales Blut mehr, sondern eine Ersatzflüssigkeit mit erstaunlichen Fähigkeiten. Der blutähnliche Extrakt einer bis vor kurzem noch unbekannten Pflanze war durch biophysikalische und chemische Behandlung in ein Symbioseplasma umgewandelt worden. Die Flüssigkeit ersetzte nicht nur das Blut in jeder Hinsicht, sondern besaß auch eine Instinktabwehr ähnlich wie die Antikörper völlig normalen Blutes.

Der Blutersatz vernichtete sämtliche Fremdkörper, die in den Kreislauf eindrangen. Außerdem verschloss er jede Wunde in unglaublich kurzer Zeit durch Verhärtung und war sogar in der Lage, ausgefallene Organe solange zu ersetzen, bis er sie neu aufbauen konnte. Damit wurde der Träger des Plasmasymbionten praktisch unverletzbar, zumindest konnte er durch äußere Gewaltanwendung kaum getötet werden. Die blutähnliche Emulsion besaß ein eigenes Willens- und Erhaltungsbewusstsein.

Es gab für einen Paraplanten nur einen Nachteil: Er war darauf angewiesen, ständig frische Lebensmittel zu sich zu nehmen. Nur im Notfall und dann nur für kurze Zeit konnte er sich von Nahrungskonzentraten am Leben erhalten.

Rasto Hims sah auf, als der ertrusische Paraplant die Kommandozentrale betrat.

»Gut, dass Sie da sind. Wir haben nicht viel Zeit, also muss ich es kurz machen. Ich befürchte, dass die Kreiselschiffe sich unser bemächtigen werden. Wenn sie uns vernichten wollten, hätten sie das schon längst tun können. Da auch Roi Danton in der Gewalt der Fremden ist, müssen wir versuchen, Terra zu benachrichtigen. Sie nehmen die FD-4 und versuchen damit zu fliehen. Alarmieren Sie Rhodan, Burdsal Kurohara – das allein ist Ihre Aufgabe. Viel Glück.«