Nr. 386
Hilfe von Sol
Die Fremden nehmen Menschengestalt an – denn sie lauern auf neue Opfer
von WILLIAM VOLTZ
Auf den Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende März des Jahres 2437. Gegenwärtig herrscht Friede auf und um Terra. Hinweise darauf, dass die eine oder die andere gegnerische Macht weitere Anschläge gegen die Menschheit plant, liegen nicht vor. Und doch gibt es etwas, das dazu angetan ist, Perry Rhodan und die anderen Führungskräfte des Solaren Imperiums zu beunruhigen: Roi Dantons unheilvolle Expedition nach Magellan.
Perry Rhodans Sohn – den meisten Terranern nur unter dem Pseudonym Roi Danton, König der interstellaren Freihändler, bekannt – ließ sich nicht aufhalten. Am 16. 12. des Vorjahres startete er mit seinem Spezialraumschiff FRANCIS DRAKE auf Umwegen in die Kleine Magellansche Wolke.
Roi, der wusste, dass in der KMW bereits acht Raumschiffe der Solaren Explorerflotte spurlos verschwunden sind, übte allergrößte Vorsicht beim Einflug in die Kleingalaxis. Trotzdem konnte das Freihändlerschiff der Falle nicht entrinnen, die die Unbekannten stellten.
Inzwischen ist Perry Rhodan über die prekäre Lage der Freihändler längst informiert. Der Paraplant Burdsal Kurohara war es, der nach einer phantastischen Reise mit dem Beiboot FD-4 die Erde erreichte und am 28. 2. 2437 die Hiobsbotschaft überbrachte.
Der Großadministrator erklärt sich selbstverständlich sofort zur Hilfsaktion für Roi Danton und seine Männer bereit. Aber bevor die Expedition in die KMW startet, vergeht zwangsläufig noch einige Zeit. Kurohara verzweifelt fast beim Warten auf die HILFE VON SOL ...
Die Hauptpersonen des Romans
Roi Danton – Kommandant einer unglückseligen Expedition in die KMW.
Dr. Ereget Hamory – Chefarzt des gestrandeten Freihändlerschiffes FRANCIS DRAKE.
Oro Masut – Roi Dantons Leibwächter erweist sich als Jagdexperte.
Rasto Hims – 1. Offizier der FRANCIS DRAKE.
Tusin Randta – 3. Offizier der FRANCIS DRAKE.
Mannering und Lysser – Besatzungsmitglieder der FRANCIS DRAKE.
1.
(Bericht Burdsal Kurohara)
»Du gehst mir auf die Nerven«, sagte Vervpattor Falcon. »Natürlich bist du mein Gast und außerdem mein Freund, aber wenn sich dein Benehmen nicht ändert, wirst du dir ein Hotel suchen müssen.«
Ich starrte ihn an. Die Zornesfalten auf seiner Stirn ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass er genug von mir hatte. Mit Recht.
»Du weißt genau, dass ich nicht in ein Hotel gehen kann«, sagte ich. »Wenn ich hier ausziehen muss, kann ich nur in einem Wohnhaus der Abwehr oder der Raumfahrtbehörde unterkommen.« Ich verzog das Gesicht. »Das würde bedeuten, dass ich jeden Tag unzählige Fragen beantworten müsste.«
»So geht es auf jeden Fall nicht weiter«, grollte Falcon. »Meinetwegen kannst du in deinem Zimmer bleiben, aber was du dir gestern Abend erlaubt hast, geht entschieden zu weit.«
Ich erinnerte mich an den vergangenen Abend. Vervpattor Falcon hatte zwei Sekretärinnen von der ertrusischen Botschaft bestellt. Bestimmt nicht nur zu seiner Unterhaltung, sondern um mich abzulenken. Ich hatte mich jedoch unmöglich benommen. Anstatt mich zu unterhalten, war ich mit finsterer Miene im Zimmer auf und ab gegangen, hatte brummige Antworten gegeben und die beiden Damen durch mein Verhalten zum Gehen veranlasst. Daraufhin hatte mir Falcon das Eiswasser aus dem Sektkübel über den Kopf gegossen.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Du weißt genau, wie lange ich jetzt schon warte.«
»Ja, ja«, bestätigte Falcon grimmig. »Du bist am achtundzwanzigsten Februar auf der Erde gelandet. Mittlerweile schreiben wir den einundzwanzigsten März. Du hast mir jeden Tag vorgerechnet. Wie könnte ich da vergessen, wie lange du schon hier bist?«
Vervpattor Falcon war ein junger Ingenieur, der in Terrania seine Ausbildung beendete. Unsere Familien waren befreundet. So war ich ein paar Tage nach meiner Ankunft auf der Erde zu ihm gezogen. Perry Rhodan und die anderen Verantwortlichen hatten mir versprochen, dass sie sich um alles kümmern würden. Man wollte mir eine Nachricht zukommen lassen, sobald eine Flotte für den Flug in die Kleine Magellansche Wolke zusammengestellt war.
In meinen Gedanken erschien immer wieder das Bild der brennenden FRANCIS DRAKE. In allen Einzelheiten konnte ich mich daran erinnern, wie ich mit der FD-4 entkommen war. Meine Begleiter und ich waren losgeflogen, um Hilfe zu holen.
Perry Rhodan hatte diese Hilfe versprochen. Nun waren fast vier Wochen verstrichen, ohne dass etwas geschehen war.
Wollte Rhodan nicht helfen?
»Du fängst schon wieder mit der Grübelei an«, sagte Falcon. »Ich befürchte, dass sich das nicht ändern wird.«
»Tu mir einen Gefallen«, sagte ich. »Übersieh mich einfach.«
Falcon lachte humorlos.
»Kann man eine Gewitterwolke übersehen?«, fragte er. »Wir hätten uns einen schönen Abend machen können, aber du hast alles verdorben. Du kannst an nichts anderes mehr denken als an Roi Danton und dieses Freihändlerschiff.«
Ich ließ mich auf einem der drei breiten Sessel nieder, die Falcon auf Burcelaar gekauft hatte und die sein ganzer Stolz waren.
»Du hättest sehen müssen, was im Anchorage-System los war«, sagte ich. »Wir sind ihnen in die Falle gegangen.«
»Ihnen?«
»Den Fremden, die auch für das Verschwinden der acht Explorer-Schiffe verantwortlich sind«, sagte ich. »Vielleicht hätten wir uns retten können, wenn Rasto Hims nicht versucht hätte, die Space-Jet mit Roi Danton und seinen Begleitern im letzten Augenblick noch aufzunehmen.«
Falcon sagte: »Du kannst nichts ändern.«
»Ich nicht, aber Perry Rhodan. Ein Befehl von ihm hätte genügt, und ein paar Tage nach meiner Ankunft hätte eine starke Flotte in die Kleine Magellansche Wolke starten können.«
Falcon ging zur Barwand und drückte einen der bunten Knöpfe. Er wartete, bis sein Glas gefüllt war. Falcon war zehn Jahre jünger als ich. Seine Familie war nicht sehr reich, aber sie ermöglichte ihm, sein Studium in Terrania zu beenden. Er würde als graduierter Ingenieur nach Ertrus zurückkehren. Für einen Ertruser wirkte Falcon ungewöhnlich schlank. Seine Augen waren groß und ausdrucksvoll. Er war einer jener Jungen, denen die Mädchen nachlaufen.
»Möchtest du eine Kalzium-Injektion?«, erkundigte er sich spöttisch.
Er nippte an seinem Glas. Allmählich wurde ich wütend. Hätte ich ihm nur niemals erzählt, dass ich ein Paraplant war, dessen Kalziumbedarf höher war als der eines normalen Menschen.
»Mir fehlt nichts«, sagte ich gereizt. »Ich erwarte nur, dass du Verständnis für meine Lage hast. Was würdest du tun, wenn deine Freunde sich in einer gefährlichen Lage befänden?«
Falcon lächelte in seiner unbekümmerten Art.
»Zur Zeit ist nur einer meiner Freunde bedroht«, erklärte er. »Das bist du. Du läufst Gefahr, von mir umgebracht zu werden, wenn du nicht aufhörst, dich wie ein Narr zu benehmen. Warum vertraust du nicht dem Großadministrator? Er besitzt genügend Erfahrung, um das Richtige zu tun.«
»Vielleicht will er nichts tun.«
»Unsinn«, sagte Falcon. »Über einen derartigen Verdacht ist Rhodan erhaben. Er würde sogar einen Feind zu befreien versuchen.«
»Aber er tut nichts.«
»Woher weißt du das?«, fragte Falcon.
Ich ballte die Fäuste.
»Es ist offensichtlich«, sagte ich.
Er gab es auf, sich mit mir zu streiten und ging in das andere Zimmer hinüber. Gleich darauf ertönten die ersten Klänge der Blac-Orda für Zeiphen. Falcon summte die Melodie mit.
Ich stürmte hinüber.
»Sehr geschmackvoll!«, rief ich. »Ausgerechnet jetzt musst du die ertrusische Freudenhymne spielen.«
Er stellte das Gerät ab. Ohne mich zu beachten, begann er in seiner Tonspulensammlung zu wühlen. Gleich darauf hielt er triumphierend eine Spule hoch.
»Das ist das Richtige für dich«, sagte er. »Gesang für trauernde Flesven.«
Ich wandte mich ab und ging zur Tür.
»Ich packe«, sagte ich. »Besten Dank für die Gastfreundschaft.«
Hinter mir ertönte eine heulende Stimme. Falcon hatte tatsächlich die Spule eingesetzt, deren Titel er mir genannt hatte.
Während ich meinen Koffer packte, ging Falcon von einem Zimmer ins andere und sang laut den Text des Liedes. Ich warf meine letzten Sachen in den Koffer und drückte den Deckel zu.
Als ich mich aufrichtete, stand Falcon im Eingang des kleinen Zimmers.
»Ich werde dich nicht vermissen«, sagte er. Er hielt in einer Hand ein Glas, in der anderen eine schwarze Zigarre.
»Du solltest diese Dinger nicht rauchen«, sagte ich. »Sie sind nicht bekömmlich für deinen Magen.«
»Ich werde trinken, was ich will, ich werde rauchen, soviel ich will, und ich werde jeden Abend ein anderes Mädchen einladen«, sagte er. »Ich habe viel nachzuholen. Ich lebte vier Wochen wie in einem Kloster.«
»Schämst du dich nicht?«
»Kein bisschen!«, versicherte Falcon grimmig.
Ich schob mich an ihm vorbei.
»Wo wirst du wohnen?«, fragte er.
»Ich melde mich auf dem Raumhafen«, sagte ich. »Dort hat man ein Zimmer für mich reserviert.«
»Die armen Raumfahrer«, sagte Falcon.
In diesem Augenblick hätte ich ihn umbringen können. Ohne ihn länger zu beachten, verließ ich seine Wohnung. Bevor ich den Lift erreichte, öffnete er seine Tür und rief mir nach.
»Burdsal!«
Ich tat, als hätte ich ihn nicht gehört und ging weiter.
»Zum Teufel mit dir!«, schrie er. »Ich will dich nicht zurückhalten, aber vielleicht interessiert es dich, dass soeben für dich angerufen wurde. Kem Hannings ist noch am Apparat.«
Hannings war der Beauftragte der Freihändler bei der Administration. Wenn er anrief, musste das einen besonderen Grund haben. Außerdem war er außer Rhodan und Falcon der einzige Mensch auf der Erde, der wusste, wo ich mich aufhielt.
Ich stellte meinen Koffer ab und machte kehrt. Vor Falcon blieb ich stehen und deutete auf die Tür.
»Ich betrete diese Wohnung nur noch einmal, um den Anruf entgegenzunehmen«, sagte ich.
»Und ich lasse dich nur zu diesem Zweck noch einmal hinein«, erklärte Falcon grinsend.
Vom Bildschirm der Video-Anlage blickte Hannings' faltiges Gesicht auf mich herab. Wenn es galt, ein Geschäft für die Freihändler zu erledigen, war Hannings der größte Lügner, den man sich vorstellen konnte. Wer ihn ansah, hielt ihn für einen gutmütigen alten Mann, aber er war weder alt noch gutmütig, sondern der gerissenste Verhandlungspartner, der Kaiser Boscyk zur Verfügung stand. Hannings war auf der Erde nicht sonderlich beliebt, denn er hatte zugunsten der Freihändler einige Geschäfte gemacht, die hart an der Grenze des Betrugs gelegen hatten.
»Hallo, Kurohara!«, begrüßte er mich. »Wie ich sehe, wollten Sie ausgehen.«
»Ausziehen«, verbesserte ich mit einem Seitenblick auf Falcon, der interessiert zuhörte.
»Was ich Ihnen zu sagen habe, ist nicht für die Ohren Dritter bestimmt«, sagte Hannings. »Schicken Sie Ihren jungen Freund hinaus.«
»Würdest du mich einen Augenblick allein lassen?«, wandte ich mich an Falcon.
Er ging übertrieben langsam ins andere Zimmer hinüber. Ich wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann nickte ich Hannings zu.
»Es geht los«, sagte Hannings. »Sie können sich darauf vorbereiten, dass Sie morgen an Bord der CREST V in die Kleine Magellansche Wolke aufbrechen.«
»Was hat das noch für einen Sinn?«, fragte ich bitter. »Was will Perry Rhodan jetzt noch erreichen, da fast vier Wochen seit meiner Ankunft auf der Erde verstrichen sind? Er hat zu lange gewartet. Wenn die FRANCIS DRAKE noch im Anchorage-System sein sollte, dann ist sie ein ausgeglühtes Wrack und liegt auf der Oberfläche von Sherrano. Von der Besatzung will ich nicht reden.«
Hannings unbestreitbarer Vorzug war, dass er seine Gesprächspartner zu Ende reden ließ. In dieser Beziehung hatte ich mit Vervpattor Falcon unangenehme Erfahrungen gemacht.
»Ich kann verstehen, dass Sie es eilig haben«, entgegnete Hannings. »Trotzdem muss ich Perry Rhodan zugestehen, dass er richtig gehandelt hat.«
Ich kniff die Augen zusammen. Hannings war der Letzte, von dem ich eine solche Äußerung erwartet hatte. Normalerweise pflegte Hannings gegen den Großadministrator zu wettern und ihm alle erdenklichen schlechten Charaktereigenschaften zu unterstellen. Aber solche Polemiken waren wohl nur für die Öffentlichkeit bestimmt.
»Ich verstehe Sie nicht«, sagte ich zu Hannings. »Perry Rhodan hat die Männer der FRANCIS DRAKE im Stich gelassen. Er hat überhaupt nicht auf meinen Bericht reagiert. An seiner Stelle hätte ich sofort alle verfügbaren Schiffe in die Kleine Magellansche Wolke geschickt, um die FRANCIS DRAKE zu retten.«
»Das ist eben der Unterschied zwischen Rhodan und Ihnen, Burdsal«, sagte Hannings würdevoll. »Sie sind ein verdammter Narr, und er ist ein Mann, der nachdenkt, bevor er sich in ein Abenteuer stürzt.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
Er seufzte. Vermutlich sprachen wir so laut, dass Falcon im Nebenraum jedes Wort verstehen konnte. Das war nicht schlimm, den Falcon würde sein Wissen niemals verbreiten. In dieser Beziehung konnte man sich auf ihn verlassen.
»Glauben Sie, dass ein paar Schiffe etwas erreicht hätten?«, fragte Hannings. »So naiv können Sie doch nicht sein. Abgesehen davon hätte Rhodans Flotte auf jeden Fall ein paar Tage gebraucht, um das Anchorage-System anzufliegen. Diese Zeit genügte den Unbekannten bestimmt, um die Besatzungsmitglieder des Freihändlerschiffs gefangen zu nehmen. Rhodan war sich von Anfang an darüber im klaren, dass er in der Kleinen Magellanschen Wolke nur mit einer schlagkräftigen Flotte etwas erreichen konnte. Er durfte jedoch das Solsystem nicht völlig von Schiffen entblößen, denn wir müssen weiterhin mit Angriffen der Zweitkonditionierten rechnen.«
»Was hat Rhodan unternommen?«, fragte ich ungeduldig.
»Perry Rhodan hat darauf gewartet, bis an Bord von dreitausend Schiffen der Solaren Flotte Kontrafeldstrahler eingebaut waren«, berichtete Hannings. »Diese Waffen wurden in unterirdischen Lagern auf dem Planeten Scorcher gefunden.«
Scorcher, so erinnerte ich mich, war der Planet, auf dem OLD MAN entstanden war.
»Werden diese dreitausend Schiffe in die Kleine Magellansche Wolke aufbrechen?«, wollte ich wissen.
Hannings wurde ärgerlich.
»Kommen Sie zum Raumhafen«, forderte er mich auf. »Dort werden Sie alles erfahren. Ich warne Sie, Burdsal Kurohara! Seien Sie vorsichtig mit Ihren Äußerungen. Perry Rhodan tut alles, um uns zu helfen. Ich möchte nicht, dass er seine Meinung ändert, weil Sie dumme Gerüchte in Umlauf bringen.«
Ich errötete. Hannings tat mir unrecht. Ich hatte nicht die Absicht, Gerüchte zu verbreiten. Ich würde jedoch nicht davor zurückschrecken, Perry Rhodan meine Meinung zu sagen.
»Ich werde kommen«, sagte ich zu Hannings.
Er gab keine Antwort mehr, sondern unterbrach die Verbindung. Falcon kam aus dem anderen Zimmer.
»Erleichtert?«, fragte er.
»Wahrscheinlich kommen diese Maßnahmen zu spät«, erwiderte ich. »Warum also sollte ich erleichtert sein? Ich fange erst an, mir richtig Sorgen zu machen.«
»Du bist unverbesserlich«, meinte Falcon.
Als ich das Haus verließ, begann ich zu bezweifeln, dass Hannings mir die Wahrheit gesagt hatte. Vielleicht war er der gleichen Meinung wie ich und wagte sie aus diplomatischen Gründen nicht zu äußern. Später begriff ich, in welche verrückte Idee ich mich da verrannte. Die fast vierwöchige Untätigkeit hatte mich angriffslustig werden lassen. Außerdem sah ich immer wieder das Bild der brennenden FRANCIS DRAKE vor mir. Ich hatte Rhodan in allen Einzelheiten geschildert, wie schlecht es um das Schiff bestellt gewesen war.
Falcon hatte mir einen Gleiter bestellt, mit dem ich den Raumhafen schnell erreichte. Statt mich bei der Verwaltung zu melden, ging ich zu dem Gebäude, in dem die Handelsmission der Freihändler untergebracht war. Dort war niemand informiert, aber auf mein Drängen ließ man mich schließlich bei Hannings vor.
Hannings Begrüßung war unfreundlich.
»Warum kommen Sie hierher?«, erkundigte er sich. »Sie sollen an Bord der CREST V gehen.«
Ich kam mir ziemlich albern vor. Unbewusst hatte ich gehofft, dass Hannings mir unter vier Augen Dinge sagen würde, die er bei unserem Video-Gespräch verheimlicht hatte.
»Ich dachte, wir könnten uns noch ein bisschen unterhalten«, sagte ich.
Seine Blicke hefteten sich an mir fest, und für einen Augenblick erkannte ich die Härte dieses ungewöhnlichen Mannes.
»Sie haben sich in eine Idee verbohrt«, sagte er ruhig. »Sie wissen, wie ich darüber denke. Und nun gehen Sie.«
Ich war zu verwirrt, um mich zu entschuldigen. Plötzlich kam ich mir innerhalb der Freihändlermission wie ein Fremder vor. Hannings schien meine Gefühle zu erahnen, denn er kam um den Tisch herum und legte mir eine Hand auf die Schulter. Das fiel ihm nicht leicht, denn er war wesentlich kleiner als ich.
»Wir wissen, was Sie mitgemacht haben«, sagte er. »Wir verstehen auch Ihre Ungeduld. Trotzdem sollten Sie jetzt an die Zukunft denken.«
Damit war ich entlassen. Bevor ich an Bord der CREST V gehen konnte, musste ich mich bei der technischen Verwaltung des Raumhafens melden. Ein Offizier des Flaggschiffs erwartete mich. Er stellte sich vor und schüttelte mir die Hand.
»Der Großadministrator ist noch nicht an Bord gegangen«, sagte er. »Er wird jedoch mit Ihnen sprechen, sobald er eintrifft.«
»Wann erfolgt der Start?«, fragte ich.
»Morgen«, sagte er. »Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen.«
Ich sah ihn von der Seite an.
»Glauben Sie nicht, dass man ein bisschen lange dazu gebraucht hat?«
Sein Erstaunen war echt. Er schien noch nicht einmal daran gedacht zu haben, dass Perry Rhodan zögern könnte, einem bedrohten Freihändlerschiff zu helfen.
»Wie meinen Sie das?«, fragte er.
Ich dachte an Hannings Warnung und beschloss zu schweigen. Rhodan jedoch sollte erfahren, was ich von diesen Vorbereitungen hielt.
Der Offizier fuhr mich zur CREST V. Dort erfuhr ich, dass bereits eine Anzahl von Mutanten an Bord gegangen war. Perry Rhodan hatte die stärksten Mutanten aufgeboten. Außerdem hielten sich der Mausbiber Gucky und Lordadmiral Atlan an Bord auf.
Spätestens in diesem Augenblick hätte ich begreifen müssen, dass Perry Rhodan nichts unversucht lassen wollte, um Roi Danton zu helfen. Ich hatte mich jedoch so in meine Idee verrannt, dass ich Rhodan verdächtigte, dieses Aufgebot an Mutanten nur mitzunehmen, um von der Verzögerung des Einsatzes abzulenken.
Ich änderte meine Meinung auch nicht, als ich von der Anwesenheit der Thunderbolts mit ihrem Paladin-Roboter an Bord der CREST V erfuhr.