Nr. 387
Spur zwischen den Sternen
Die Flotte des Imperiums im Sternenreich der Schwingungsmacht – der Kampf gegen die Unbekannten entbrennt
von H. G. EWERS
Auf den Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte April des Jahres 2437. Gegenwärtig herrscht Friede auf und um Terra. Hinweise darauf, dass die eine oder die andere galaktische Macht weitere Anschläge gegen die Menschheit plant, liegen nicht vor. Nur ein Krisenherd beschäftigt Perry Rhodan und die Führungskräfte des Solaren Imperiums: Die Kleine Magellansche Wolke – kurz KMW genannt.
Perry Rhodans Sohn – den meisten Terranern nur unter dem Pseudonym Roi Danton, König der interstellaren Freihändler, bekannt – ließ sich nicht aufhalten. Am 16. 12. des Vorjahres startete er mit seinem Spezialraumschiff FRANCIS DRAKE auf Umwegen in die KMW.
Roi, der wusste, dass dort bereits acht Raumschiffe der Solaren Explorerflotte spurlos verschwunden waren, übte allergrößte Vorsicht beim Einflug in die Kleingalaxis. Trotzdem konnte das Freihändlerschiff der Falle nicht entrinnen, die die Unbekannten stellten.
Perry Rhodan kommt mit der CREST V, dem neuen Solaren Flaggschiff, gerade noch zurecht, Roi und die wenigen Männer der FRANCIS DRAKE zu retten, die das schreckliche Geschehen auf der Gefängniswelt überlebt hatten.
Nun aber scheint sich das Blatt eindeutig zugunsten der Terraner zu wenden. Starke Flottenverbände, mit Kontrafeldstrahlern ausgerüstet, stehen in unmittelbarer Nähe der Kleinen Magellanschen Wolke – und die CREST V ist bereit, der SPUR ZWISCHEN DEN STERNEN zu folgen ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Gründer und Großadministrator des Solaren Imperiums der Menschheit.
Roi Danton und Oro Masut – Der Freihändlerkönig und sein Leibwächter werden von »ungebetenen Gästen« befreit.
Major Eddie Burke – Ein Mann von Kosmopolis.
Atlan – Der Lordadmiral unterhält sich mit einer Positronik.
Dr. Bysiphere, Melbar Kasom, Tama Yokida, Gucky und Paladin – Perry Rhodans Begleiter beim Unternehmen Ukiah.
Hanrally – Burgherr des Planeten Ukiah.
1.
»An Bord des Ultraschlachtschiffes CREST V, dem 21. April 2437 Erdzeit. Wir stehen mit insgesamt fünftausend schweren Einheiten der Imperiumsflotte zwischen der Milchstraße und der Kleinen Magellanschen Wolke, genauer gesagt, dreihundertzwanzig Lichtjahre vor dem der Galaxis zugewandten Rand der KMW, wie die zu knappen Formulierungen neigenden Terraner zu dieser Satellitengalaxis sagen.«
Lordadmiral Atlan neigte lauschend den Kopf. Im Innenraum der großen Bordpositronik herrschte ein beständiges Summen, Rauschen und Knistern, als wäre die Atmosphäre elektrisch aufgeladen. Es handelte sich bei den Geräuschen jedoch nur um die Reaktionen der Feldemissionen mit den normalerweise nichtreagierenden Edelgasatomen der Luft.
Das allein hätte den Regierenden Lordadmiral der United Stars Organisation nicht aufhorchen lassen. Er, der rund anderthalb Jahrzehntausende mit hochwertigen intelligenten Maschinen zusammengearbeitet hatte, kannte die »Lebensäußerungen« einer positronischen Denkmaschine ebensogut wie die seines eigenen Körpers.
Was er gehört hatte, war nicht normal gewesen, obwohl er es nicht identifizieren konnte.
»Ist etwas mit dir nicht in Ordnung, Salomo?«, fragte er besorgt, als spräche er zu einem ihm nahestehenden Menschen.
Das eigentümliche Wispern verstärkte sich.
»Ich bin beunruhigt«, erklärte die Maschine mit jener kaum modulierten Sprache, die charakteristisch für alle Lautäußerungen hochwertiger Positronengehirne ist.
Der Arkonide atmete auf. Gleichzeitig flog ein spöttisches Lächeln über sein Gesicht.
»Du bist beunruhigt, Salomo ...? Seit wann empfindet eine Maschine Gefühle? Oder ist Unruhe kein Gefühlsausdruck?«
»Unruhe ist die typisch funktionelle Zustandsform aller logisch denkenden und folgenden Intelligenzen, Atlan. Sie entspringt keinen Gefühlsregungen, sondern einem rein intellektuellen Antrieb.«
Atlan holte tief Luft.
»Soso!«, machte er trocken und in Ermangelung eines Gegenarguments. »Das ist mir neu. Immerhin interessiert mich die Ursache deiner Unruhe – die konkrete Ursache, bitte!«
»Ihr glaubt, der Lösung des Problems ›Erste Schwingungsmacht‹ sehr nahe zu sein, Atlan«, erwiderte das Positronengehirn. »Meine Informationen über die Entdeckung der Pseudogurrads und die Schlüsse, die ihr Menschen daraus zieht, besagen, dass ihr in den so genannten ›Übernehmern‹ in ihrer Gesamtheit die Verkörperung der Ersten Schwingungsmacht seht. Stimmt das?«
Atlan zeigte seine Verwunderung über die eigenständigen Gedankengänge der Positronik nicht. Schließlich hatte er einmal eine gigantische Positronik – den so genannten Robotregenten von Arkon – erst zum Partner und dann zum Gegner gehabt. Und auch jene Denkmaschine hatte eigenes Bewusstsein und eigene Initiative besessen. Eine normale Bordpositronik unterschied sich vom Robotregenten eigentlich nur durch ihr Leistungspotenzial, also durch einen rein quantitativen Faktor. Dennoch war es bisher noch nicht vorgekommen, dass ein Bordgehirn irgendeine Form von Eigeninitiative entwickelt hatte.
»Das stimmt – bedingt«, antwortete Atlan zögernd. »Nach allem, was wir wissen, vermuten wir in den Pseudogurrads die Erste Schwingungsmacht. Die äußere Gestalt ist dabei bedeutungslos, denn wir wissen auch, dass sie nicht derjenigen jener Wesen entspricht, die die Erste Schwingungsmacht verkörpern.«
»Ich halte das für einen Fehlschluss, Atlan. Ihr meint, wenn es euch gelingt, die Macht der Pseudogurrads zu brechen, wäre damit die Schwingungsmacht besiegt. Mir erscheint es sehr zweifelhaft, dass diese mysteriöse Macht so leicht zu besiegen sein soll.«
Der Arkonide lächelte verkrampft. Dann lachte er trocken.
»Leicht ...? Mein lieber Salomo, ich kannte deinen Namensvetter persönlich; er hätte ganz anders geurteilt. Wir haben im Kampf gegen die Hypnokristalle, die Zweitkonditionierten und die Dolans Millionen von Menschen verloren, Tausende Raumschiffe eingebüßt und die Vernichtung vieler Planeten hinnehmen müssen. Und das nennst du einen leichten Sieg! Die Erste Schwingungsmacht wäre praktisch noch heute unbesiegbar, wenn wir nicht aus der Vergangenheit das Prinzip des Kontrafeldstrahlers erhalten hätten.«
»Die Verluste sind bedeutungslos, wenn du bedenkst, dass ihr heute in der Lage seid, jede Dolanflotte zu besiegen. Ihr könntet die KMW innerhalb weniger Wochen erobern und die Pseudogurrads entmachten. Was bliebe dann noch von der Ersten Schwingungsmacht übrig?«
Lordadmiral Atlan umklammerte die Sessellehnen, bis seine Fingerknöchel weiß unter der Haut hindurchschimmerten. Es hatte ihn innerlich getroffen, dass die Positronik die Verluste an Millionen Menschenleben als bedeutungslos einstufte.
Gleich darauf aber entspannte er sich wieder. Eine Maschine – und mochte sie noch so intelligent sein – vermochte Verluste eben nur als abstrakte Zahlen zu erfassen. Niemals konnte sie jenen emotionell bedingten Schmerz dabei empfinden, den ein Mensch empfand.
»Nichts«, erwiderte er dumpf. »Aber noch ist es nicht soweit. Es muss sich erst herausstellen, ob wir einem massiven Angriff von Dolans standhalten können.«
»Das ist nur eine Sache strategisch-taktischer Berechnungen, Atlan. Du weißt, dass die Intervallkanonen der Dolans nur eine Reichweite von drei Millionen Kilometern besitzen. Die Kontrafeldstrahler und die Transformkanonen der Imperiumsflotte aber reichen über eine Distanz von sechs Millionen Kilometern. Wenn diese Distanz eingehalten wird, könnt ihr jedes Raumgefecht ohne eigene Verluste für euch entscheiden.«
»Theorie!«, entgegnete der Arkonide. Er lächelte schwach. »Wenn du daran glaubst, weshalb dann deine Unruhe, Salomo?«
»›Glauben‹ ist Mystizismus und daher widersinnig für einen logischen Denker. Ich weiß! Ihr werdet die Dolans besiegen, und ihr braucht auch die so genannten Kreiselschiffe der Pseudogurrads nicht zu fürchten. Doch auf das, was danach kommt, seid ihr nicht vorbereitet. Nicht alles lässt sich mit Raumschiffen und Energiewaffen bekämpfen.«
Atlan biss sich auf die Unterlippe. Geistesabwesend strich er durch sein weißes, langes Haar.
»Gib mir konkrete Anhaltspunkte, Salomo!«
»Das ist mir augenblicklich noch nicht möglich. Ich benötige mehr Informationen, vor allem solche, die jene Wesen betreffen, die sich in den Pseudogurrads verbergen – und darüber, wie sie die Körper anderer Wesen übernehmen, weshalb sie nur solche Körper verwenden, die die Explosive Blutpest überstanden haben und weshalb sie ihr Eigengewicht mitnehmen müssen, falls diese Hypothese überhaupt sinngemäß zutrifft.«
Der Lordadmiral nickte bedächtig. Er lauschte in sich hinein, auf das, was der Logiksektor seines Gehirns ihm zu sagen hatte. Dann nickte er abermals.
»Du hast recht, Salomo. Wir wissen wirklich noch zu wenig über die Fremden.« Er lächelte flüchtig. »Nun, wenigstens hast du mit deiner Argumentation erreicht, dass ich künftig noch viel vorsichtiger handeln werde als bisher. Ich wünschte nur, dieser verflixte Terraner Perry Rhodan würde endlich einsehen, dass Vorsicht die Weisheit des Staatsmannes ist. Wie ich ihn kenne, wird er alle meine Warnungen in den Wind schlagen.«
»In den Wind schlagen ...?«, echote das Gehirn. »Der Ausdruck ist mir unbekannt, Atlan.«
»Schon gut!«, antwortete der Arkonide lachend. »Du kannst eben auch nicht alles wissen. Und nun lass mich meinen Bericht zu Ende sprechen.«
Das Gehirn schwieg, und auch das eigenartige Wispern verstummte.
Der Arkonide schüttelte den Kopf, als er feststellte, dass er während des Gesprächs mit Salomo vergessen hatte, das positronische Logbuch auszuschalten. Die Speicherkristalle hatten das gesamte Gespräch mit der Positronik aufgezeichnet.
Waren seine Nerven von den letzten Ereignissen so mitgenommen worden, dass er die selbstverständlichsten Dinge vergaß? Überflüssige Frage, teilte ihm sein Logiksektor mit, die Sorge um das Schicksal Michael Rhodans hat deine Nervenkraft geschwächt.
Atlan seufzte.
»Der Vorstoß Roi Dantons und der FRANCIS DRAKE in die KMW hat uns neue, wichtige Erkenntnisse gebracht. Leider ging die FRANCIS DRAKE verloren; der überwiegende Teil der Besatzung wurde entweder von der Explosiven Blutpest dahingerafft oder fiel im Kampf. Ein Teil der Männer wurde von den Unbekannten übernommen; ihre Körper mussten vernichtet werden. Einunddreißig Gerettete befinden sich zur Stunde in der Bordklinik des Ultraschlachtschiffes RICHTHOFEN und werden zur Erde gebracht. Dort soll versucht werden, sie von ihren Symboflex-Partnern zu befreien. Einundzwanzig Männer sind Normalbluter; ihre Chancen auf Rettung stufe ich als minimal ein. Sie werden als Beeinflusste außerdem schwer bewacht. Ein Glück, dass wenigstens die so genannten Paraplanten, also diejenigen, deren Blut durch den symbiotischen Saft der Bra-Pflanze ersetzt wurde, den Einflüssen ihrer Symboflex-Partner nicht unterlagen. Roi Danton gehört zu ihnen; er befindet sich in der Bordklinik der CREST! Mit ihm und seinem Leibwächter Oro Masut werden augenblicklich Experimente durchgeführt, die eine Befreiung von den Symboflex-Partnern zum Ziel haben.
Wenigstens wissen wir heute, dass die KMW von Lebewesen beherrscht wird, die wir als Vertreter der Ersten Schwingungsmacht einstufen. Warum diese Lebewesen es vorziehen, nicht in ihrer wirklichen Gestalt aufzutreten, sondern die Gestalt anderer Lebewesen anzunehmen – überwiegend die Körper der Gurrads übernehmen, wissen wir nicht. Ich persönlich vermute, dass sie in ihrer wirklichen Gestalt in diesem Universum nur schwer existieren können. Keineswegs kann es sich nur um eine Tarnmaßnahme handeln, denn ein solches Versteckspiel wird schnell durchschaut, wie die Erfahrungen mit der FRANCIS DRAKE zeigten. Wir alle empfinden es als ein wichtiges Phänomen, dass die Unbekannten bei Übernahme eines fremden Körpers ihr eigenes Gewicht mitnehmen müssen. Möglicherweise deutet das darauf hin, dass die Unbekannten in einer anderen Form existieren als wir – vielleicht in energetischer Zustandsform, deren Energiegehalt sich dann im übernommenen Körper als Masse niederschlägt und die Gewichtszunahme bewirkt.
Ich bin gespannt darauf, ob die Unbekannten nunmehr versuchen, uns mit einer großen Flotte Dolans anzugreifen. In diesem Fall hätten wir eine Handhabe, ihnen offiziell den Krieg zu erklären. Ich halte das zwar für unnötig, aber die Mentalität der Terraner scheint einen solchen formalen Schritt zu erfordern.
Weiter erwarte ich mit Spannung die Berichte der Aufklärungseinheiten, die Perry Rhodan laufend durch die KMW schickt. Sie sollen erkunden, wie stark der Raumschiffverkehr in der Kleingalaxis ist, wie schnell die Unbekannten reagieren und wie dicht die Materiebrücke zwischen kleiner und großer Wolke ist.
Der Großadministrator hat sich auf verschiedene Taktiken des Gegners vorbereitet. Zwischen der Milchstraße und der Kleinen Magellanschen Wolke existiert eine dichte Funkbrücke aus Leichten Kreuzern und Korvetten. Außerdem wertet die Inpotronik NATHAN auf dem Erdmond alle Nachrichten von hier aus und sendet die Analysen und Berechnungen schnellstens zurück. Die 55., 68., 70. und 72. Schwere Kampfflotte stehen zwischen hier und dem Rand der Galaxis zum Alarmstart bereit. Im Sektor Morgenrot sammeln sich die Nachschubeinheiten. Wir können sowohl defensiv kämpfen als auch jederzeit zum Großangriff auf die KMW antreten. Ich hoffe auf eine Gelegenheit zur Offensive, denn dabei treten erfahrungsgemäß viel geringere Verluste ein als bei defensiven Operationen. Außerdem wäre es für die Schiffsbesatzungen psychologisch gut, wenn sie nach so zahlreichen Niederlagen endlich wieder die Initiative an sich reißen könnten.
Es ist wie in alten Tagen, als ich als Kristallprinz und Admiral der arkonidischen Flotte gegen die Maahks kämpfte. Auch damals erlitten wir zuerst furchtbare Verluste und Niederlagen, bis wir eine neue Waffe entwickelten und den Gegner vernichtend schlagen konnten. Heute wiederholt sich ähnliches, aber diesmal ist mein degeneriertes Volk unbeteiligt daran. Diesmal sind die Terraner dabei, die Entscheidungsschlacht vorzubereiten – und ich bin Gast ...«
Atlan schaltete das Logbuch aus. Minutenlang starrte er wehmütig vor sich hin. Dann erhob er sich rasch und ging auf den Ausgang des Gehirns zu.
*
Beinahe übergangslos fiel die KARTHAGO ins vierdimensionale Raum-Zeit-Kontinuum zurück. Auf dem Frontsektor der Panoramagalerie funkelten und gleißten die Sonnen eines kugelförmigen Sternhaufens.
Major Eddie Burke musterte das Bild einige Sekunden lang, dann wandte er den Kopf nach rechts und betrachtete das Gesicht des Mannes, der in seinem zurückgeklappten Kontursessel lag und schlief.
Astronom Dr. Josef Oster, abgestellt für einen Sondereinsatz des Leichten Kreuzers der Städteklasse, gab schnaufende Laute von sich. Ab und zu zuckten seine Lider; offenbar träumte er intensiv. Burke schüttelte den Kopf.
»Hallo, Jupp! Aufwachen!«
Josef Oster grunzte und streckte sich behaglicher aus.
»Soll ich ihn wachrütteln, Sir?«, fragte der Erste Offizier und leckte sich über die Lippen.
Kommandant Burke schaute den massigen Epsaler von der Seite an, dann lächelte er.
»Aber mit Zartgefühl, Captain Brento!«
Kape Brento nickte grinsend, schnallte sich los und trat hinter den Sitz des Astronomen. Er holte tief Luft und stieß anschließend ein Gebrüll aus, das Tote hätte wecken können.
Josef Oster fuhr hoch, prallte gegen seine Anschnallgurte und ächzte.
»Nennen Sie das ›mit Zartgefühl‹, Sie Unmensch!«, sagte Eddie Burke vorwurfsvoll.
Brento kratzte sich das feiste Genick. Entschuldigend meinte er: »Das war das Motiv eines epsalischen Wiegenliedes, Sir. Ich wusste wirklich nicht, dass ...«
Oster nahm die Finger aus den Ohren und meinte: »Das war wohl dieser epsalische Superbulle, wenn ich nicht irre. Der muss nicht alle Tassen im Schrank haben, mich mit seinen Urlauten aus dem schönsten Traum zu reißen.«
Er gähnte herzhaft und ungeniert, dann schlug er mit der Faust auf das Sammelschloss seiner Anschnallgurte. Summend folgte ihm die Rückenlehne des Kontursessels, als er sich aufrichtete.
Kape Brento zog eine beleidigte Miene und kehrte an seinen Platz zurück. Die übrigen Zentraloffiziere grinsten verstohlen.
»Wir sind am Ziel, Jupp«, erklärte Burke. »Sie haben den ganzen Linearflug verschlafen.«
Josef Oster rieb sich die Augen, dann blinzelte er in die Helligkeit des Panoramaschirms.
»Da habe ich kaum etwas versäumt«, brummte er. Er seufzte wehmütig. »In meinem Traum tanzten gerade ein Dutzend sparsam bekleideter Jungfrauen um mich herum. Eben wollte eine mir ein Glas schönes kühles Bier anbieten, da kam der Brunstschrei dieses Barbaren dazwischen. Gemein ist das, jawohl!«
Er erhob sich und stapfte zum Getränkeautomaten hinüber. Heißer Kaffee schoss aus dem Zapfhahn in seinen Plastikbecher. Josef Oster trank in kleinen Schlucken. Allmählich klärte sich sein Blick.
»Ich dachte, wir flögen in die Materiebrücke zwischen den Magellanschen Wolken«, meinte er mit einem langen Blick auf die kugelförmige Sternballung. »Statt dessen scheinen Sie in den Halo der Galaxis geflogen zu sein, Eddie ...«
»Irrtum«, erwiderte Major Burke. »Wir befinden uns in der so genannten Materiebrücke.«
Astronom Dr. Oster riss die Augen weit auf und verschüttete etwas Kaffee. Dann lächelte er herablassend.
»Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, was! Kugelsternhaufen gibt es nur im Halo der Galaxien.«
Er stockte und kniff die Augen zusammen.
»Irgendwie kommt mir das Ding bekannt vor. Moment, ich schlage nur in meinem Speichersektor nach.«
Sein Gesicht nahm einen grüblerischen Ausdruck an. Plötzlich hellte es sich auf. Aber im nächsten Augenblick wirkte es ungläubig.
»Das gibt es doch gar nicht«, murmelte er.
Er setzte den Kaffeebecher hart ab und verließ wortlos die Kommandozentrale.
»Was sagen Sie nun zu dem Kerl?«, fragte Kape Brento empört.
Eddie Burke verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse.
»Dämpfen Sie lieber Ihr Organ, Captain. Ihre Schallwellen fahren mir direkt in die Zähne.«
»Dann haben Sie sicher einen Zahnwurzelschaden«, erklärte der Epsaler trocken. »Gibt es denn in Kosmopolis keinen Zahnarzt?«
–