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Nr. 388

 

Götter aus dem Kosmos

 

Perry Rhodan auf der Spur der verschollenen Explorerschiffe – Gibt die KMW ihr Geheimnis preis ...?

 

von CLARK DARLTON

 

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Auf den Welten des Solaren Imperiums schreibt man Anfang Mai des Jahres 2437. Gegenwärtig herrscht Friede auf und um Terra. Hinweise darauf, dass die eine oder die andere galaktische Macht weitere Anschläge gegen die Menschheit plant, liegen nicht vor. Nur ein Krisenherd beschäftigt Perry Rhodan und die Führungskräfte des Solaren Imperiums: Die Kleine Magellansche Wolke – kurz KMW genannt.

Mehr als ein Raumschiff der Terraner, das in die KMW eindrang, ist bereits verlorengegangen. Auch die FRANCIS DRAKE, Roi Dantons Flaggschiff, wurde zum Wrack, als sie der Spur der verschollenen Schiffe folgte. Trotz größter Vorsicht gelang es den Freihändlern nicht, der Falle zu entrinnen, die die Unbekannten ihnen gestellt hatten. Durch Kuroharas Botschaft über das Schicksal seines Sohnes Roi informiert, erscheint Perry Rhodan mit der CREST V, dem neuen Solaren Flaggschiff, gerade noch rechtzeitig über der Gefängniswelt, um die letzten Überlebenden der FRANCIS DRAKE zu retten.

Als Perry Rhodan von den schrecklichen Erlebnissen der Männer erfährt, ist er nicht länger gewillt, in der Passivität zu verharren und darauf zu warten, was die unheimlichen Beherrscher der KMW weiter gegen die Menschheit unternehmen werden. Der Großadministrator ergreift die Initiative!

Starke Flottenverbände, mit den neuen Kontrafeldstrahlern ausgerüstet, beziehen ihre Positionen vor der benachbarten Kleingalaxis, schnelle Kreuzer fliegen Aufklärung und Funkbrücken zur Heimatgalaxis werden errichtet.

Nur ein kühner Vorstoß ins Zentrum der KMW kann neue Erkenntnisse bringen. Die CREST V ist bereit. Sie folgt weiter der »Spur zwischen den Sternen«, und ein Spezialkommando entdeckt die GÖTTER AUS DEM KOSMOS!

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Gründer und Großadministrator des Solaren Imperiums der Menschheit.

Dr. Bysiphere, Melbar Kasom, Tama Yokida, Gucky und Paladin – Perry Rhodans Begleiter beim Unternehmen Ukiah.

Hanrally und Bergudy – Anführer zweier verfeindeter Völker.

Atlan – Der Lordadmiral wartet auf Perry Rhodan.

Captain Turlock McNab und Sergeant Waymire Mashyane – Die einzigen Überlebenden eines vernichteten Explorerschiffes.

1.

 

Mehr als hundertundfünfzigtausend Lichtjahre von der Erde entfernt stand die rote Sonne Visalia in der Kleinen Magellanschen Wolke. Sie wurde von zwei Planeten und einem Asteroidenring umkreist.

Der zweite Planet hieß Ukiah und war bewohnt.

Dieser durchaus erdähnliche Planet besaß eine ausgezeichnete Sauerstoffatmosphäre und drei große Kontinente, deren Oberflächenbeschaffenheit an die ostafrikanischen Buschsteppen erinnerte. Dementsprechend war auch die Zivilisationsstufe der Eingeborenen, der humanoiden Pymocs und Tomacs, die in erbittertem Streit miteinander lagen.

Sie lebten gerade im Zeitalter der Dampfmaschine.

Bis heute.

 

*

 

Sie lagen in guter Deckung, eine ganze Strecke von Toggery, der Stadtburg der Pymocs, entfernt. Die mit dichten Büschen bewachsene Mulde schützte sie nicht nur vor Seitensicht, sondern auch vor der Beobachtung aus der Luft her. Nach dem Angriff des Konus-Raumschiffes waren sie aus der Stadt geflohen, um die Eingeborenen nicht weiter zu gefährden.

Gucky lag halb zusammengerollt neben Perry Rhodan und schnarchte. Die Sonne stand hoch am Himmel; es war sehr warm.

Melbar Kasom, der riesenhafte Ertruser, kaute unlustig an einem Konzentratwürfel. Man sah ihm an, wie wenig er ihm mundete. Neben ihm hockte der Telekinet Tama Yokida, dem die Hitze nicht viel auszumachen schien. Kein Wunder, denn er saß im Schatten des Spezialroboters Paladin, der von dem Siganesen Harl Dephin und seinem Thunderbolt-Team gesteuert wurde.

Dr. Armond Bysiphere, der sechste der Schiffbrüchigen, hielt einen winzigen Schreibblock auf den Knien und stellte Berechnungen an.

Er sah auf und stellte fest, dass Rhodan noch nicht eingeschlafen war.

»Sieht schlecht aus, würde ich sagen. Wäre das Schiff dieser Pseudo-Gurrads nicht aufgetaucht, hätte es noch ganz interessant werden können. Wie die Burschen mit ihren Dampf-Speer-Schleudermaschinen gegen die Stadt anrannten ...«

»Interessant?« Rhodan sah Bysiphere fragend an, und in seinem Blick lag Vorwurf. »Wir haben dabei unsere Space-Jet verloren, und Leutnant Ale Strömberg fand den Tod. Wir sitzen auf Ukiah fest, zwischen zwei erbitterten Feinden, die sich bekriegen. Im Raum wartet ein fremdes Raumschiff, das jede Energieausstrahlung ortet, unter Umständen sogar die Teleportersprünge unseres Gucky. Ich glaube, über einen Mangel an interessanten Geschehnissen können wir uns kaum beklagen.«

»So war es nicht gemeint, Sir.« Bysiphere schien verlegen. »Und so aussichtslos ist unsere Lage nun auch wieder nicht, oder haben Sie die CREST V vergessen, die im Orterschutz der roten Sonne Visalia auf uns wartet?«

»Eben nicht, Doktor. Hoffentlich bleibt sie vorerst auch dort. Sie darf nicht von dem Konusschiff entdeckt werden, und das würde sie in dem Augenblick, in dem sie aus dem Orterschutz hervorkäme. Was berechnen Sie übrigens da?«

»Ich überlege, woher das Konusschiff so plötzlich kam. Wir halten uns in einem entlegenen System auf, völlig unbedeutend und sicherlich für die Machthaber der KMW uninteressant. Trotzdem war es da, als es brenzlig wurde. Ob das mit den beiden fremden ›Ottern‹ zusammenhängt, die vor kurzem bei den Pymocs landeten und dann zum Feind, den Tomacs, überliefen?«

»Sicherlich. Geben Sie sich keine Mühe, das herauszufinden. Wozu haben wir Paladin? Sein Mikrorechengehirn wird das herausfinden. Ich habe Harl schon gebeten, die vorhandenen Daten entsprechend auszuwerten.«

Gucky rollte sich auf die andere Seite.

»Kann man nicht einmal in Ruhe ein Mittagsschläfchen halten?«, murmelte er empört. »Wer weiß, wann der Rummel wieder losgeht ...«

Rhodan grinste flüchtig. Er klopfte dem Mausbiber auf den Rücken.

»Wir sind in Sicherheit, Kleiner. Schlaf weiter.«

»Hm«, knurrte Gucky, dann begann er wieder unmelodisch zu schnarchen. Beim Ausatmen strömte die Luft an seinem Nagezahn vorbei und erzeugte einen Pfeifton.

Bysiphere räusperte sich.

»Sind Sie sicher, Sir, dass Atlan nicht eingreifen wird?«

»Sicher bin ich nicht, aber ich hoffe es. Ich kenne den Arkoniden, er denkt ähnlich wie ich. Er wird wissen, dass die Space-Jet vernichtet wurde, aber Strömberg konnte einen Funkspruch absetzen, bevor er starb. Atlan weiß also, dass wir noch leben. Und er weiß auch, dass die geringste Energieausstrahlung genügt, das Konusschiff abermals herbeizulocken. Also wird er abwarten, bis wir ihm ein Zeichen geben.«

»Das wäre unser Glück. Denn diesmal würde uns der Gegner finden, und dann hätten wir kaum eine Chance.«

»Da muss ich Ihnen leider recht geben«, stimmte Rhodan ihm zu.

Damit war das Gespräch vorerst beendet. Bysiphere rechnete weiter, machte sich Notizen, wog sie gegeneinander ab und schien wahrhaftig zu hoffen, schneller und zuverlässiger als Paladin sein zu können.

Rhodan streckte sich neben Gucky auf dem Boden aus.

Die Pfeif- und Schnarchtöne des Mausbibers schläferten ihn allmählich ein.

 

*

 

Im Orterschutz der roten Sonne stand das terranische Flaggschiff CREST V, ein Kugelraumer von zweitausendfünfhundert Metern Durchmesser. Rhodans Freund, der Arkonide Atlan, hatte das Kommando übernommen.

So gut es möglich war, wurde der Planet Ukiah ständig beobachtet. Der plötzliche Angriff des Konusschiffes und die Vernichtung der Space-Jet durch die Unbekannten war Atlan nicht verborgen geblieben. Der letzte Funkspruch des Leutnants Ale Strömberg hatte ihm gezeigt, dass der Pilot an Bord des kleinen Schiffes war, als es geschah. Damit stand fest, dass Rhodan und die anderen die Katastrophe überlebt hatten.

Wenn sie sich bei den Eingeborenen aufhielten, befanden sie sich in Sicherheit.

Oberst Akran, der Schiffskommandant, blieb skeptisch.

»Sir, wenn Sie einen Einwand gestatten ...?«

Atlan nickte. Er saß vor dem riesigen Panoramaschirm und betrachtete die Landschaft Ukiahs, die langsam über die gewölbte Mattscheibe zog. Neben ihm lagen Berechnungen. Er hatte sie durchgearbeitet und beiseite gelegt.

»Reden Sie nur, Oberst. Ich bin für jeden Rat dankbar.«

»Sie äußerten soeben die Absicht, Sir, auf keinen Fall den Orterschutz der Sonne zu verlassen. Ich halte das für leichtsinnig und verantwortungslos – nehmen Sie es mir bitte nicht übel. Es kann sein, dass Rhodan und seine Leute in der Patsche stecken. Wir warten hier, statt ihnen zu Hilfe zu eilen. Die Space-Jet ist vernichtet, und ein tapferer Offizier ist gefallen. Rhodan besitzt keine Möglichkeit, den Planeten ohne unsere Hilfe zu verlassen ...«

»O doch«, unterbrach ihn Atlan ruhig. »Sie haben Gucky vergessen. Er könnte Rhodan jederzeit zu uns in die CREST bringen. Und nicht nur ihn, sondern auch die anderen. Selbst Paladin hat er schon über kurze Entfernungen hinweg teleportiert.«

Oberst Akran nickte.

»Ganz richtig, Sir, aber vielleicht ist Gucky etwas Ernsthaftes zugestoßen. Wissen wir es? In einem solchen Fall entfällt Ihr sicherlich logisches und stichhaltiges Argument. Vielleicht sitzen unsere Freunde unten in der Wildnis und warten verzweifelt auf Hilfe.«

Atlan schüttelte den Kopf. Er nahm den Blick nicht von dem Bildschirm und den zahlreichen Orterschirmen.

»Nein, sie warten keineswegs auf Hilfe, Oberst. Sie vergessen, dass Paladin über einen ausgezeichneten Hypersender verfügt, mit dem er jederzeit ein längst vereinbartes Notsignal abstrahlen könnte, wenn er von Rhodan dazu den Befehl erhielte. Nein, ich sehe keinen einzigen Grund, jetzt einzugreifen. Wahrscheinlich würden wir mit einem solchen Eingreifen Rhodans ganze Planung durcheinanderbringen. Ich weiß nicht, was er plant, aber ich kenne ihn. Er ist wie ich, und ich denke in der gleichen Situation genauso wie er. Das weiß Rhodan. Er verlässt sich sogar darauf. Deshalb würde ich seinen Wünschen zuwiderhandeln, wenn ich das täte, was Sie vorschlagen.«

Akran wollte etwas sagen, aber als er den Schatten auf einem der Orterschirme erkannte, schwieg er. Auch Atlan hatte den Schatten gesehen. Er deutete auf den Schirm.

»Da, sehen Sie, Oberst: das Konusschiff! Es hält sich also noch innerhalb des Systems oder zumindest in seiner unmittelbaren Nähe auf. Allein das hindert uns daran, jetzt schon einzugreifen. Wir würden den Gegner auf uns aufmerksam machen. Vielleicht nimmt er an, Rhodans Leute seien mit der Space-Jet umgekommen, die er vernichtete. Und er kann weiter annehmen, dass auch Rhodan getötet wurde. Er weiß ja nicht, dass nur Strömberg in der Space-Jet war.«

»Es ist in der Tat das Konusschiff«, gab Akran widerstrebend zu. »Es bleibt in der Nähe. Worauf wartet es nur ...?«

Atlan lächelte unmerklich.

»Es wartet darauf, dass ich genau das tue, was Sie eben vorschlugen. Mit anderen Worten: Es wartet auf unseren ersten Fehler.«

Oberst Akran machte ein zweifelndes Gesicht, gab aber keine Antwort.

 

*

 

Als Rhodan erwachte, war die rote Sonne ein Stück weitergewandert.

Gucky schnarchte nicht mehr und lag auch nicht mehr an seinem alten Platz. Er hockte dicht neben Tama Yokida und kaute auf einem fleischigen Blatt herum, das er von einem Baum abgepflückt hatte. Als er sah, dass Rhodan wach wurde, stand er auf und watschelte zu ihm. Er setzte sich.

»Das schmeckt besser als die dummen Konzentrate.«

Rhodan musterte das Blatt.

»Nicht gerade mein Geschmack, Kleiner. Was gibt es Neues?«

»Paladin ist mit der Auswertung fertig. Gleich wird er sie bekanntgeben.«

»Und Bysiphere?«

»Er rechnet noch. Er wird nie fertig, wenn du mich fragst.«

Rhodan bemerkte, wie sich die Fußschleuse des Roboters mit der Gestalt eines Haluters öffnete, dann erschien der USO-Spezialist Major Harl Dephin. Er war nur etwa fünfzehn Zentimeter groß, aber durchaus humanoid. Schließlich stammte er ja auch von den Menschen ab.

Mit zierlichen Schritten näherte er sich Rhodan und kletterte auf die Hand, die dieser ihm hinhielt. Obwohl er nicht sehr laut sprach, konnten Rhodan, Gucky und die anderen seine Stimme gut verstehen.

»Paladin ist fertig. Ich habe dem Rechengehirn alle Daten gegeben, die uns zur Verfügung standen. Darf ich das Ergebnis seiner Kalkulationsberechnung bekanntgeben?«

»Wir bitten darum«, erwiderte Rhodan freundlich.

Harl Dephin berichtete: »Die ersten Angaben betreffen das Auftauchen des Konusschiffes. Es hat sich, wie wir wissen, auf keinen Fall innerhalb dieses Systems aufgehalten, als wir eintrafen. Trotzdem erschien es über dem Planeten Ukiah, als der Kampf um die Burgstadt Toggery entbrannte. Paladin stellte sich also die Frage, wie die Fremden in der Lage sein konnten, die relativ geringfügigen Energieausbrüche auf so große Entfernung hin zu orten. Die Antwort, finde ich, ist einfach, und Paladin fand sie auch: Es muss auf diesem Planeten eine Ortungsstation geben, die alle Energieausstrahlungen empfängt, registriert und in den Raum verstärkt weiterleitet, so dass sie von einem Überwachungsschiff aufgefangen werden können. Die Orteranlagen eines solchen Schiffes wären ohne diese technische Unterstützung nicht in der Lage, derartige Energieabstrahlungen zu messen oder gar anzupeilen. Wir wollen nicht vergessen, dass es sich ursprünglich nur um eine einfache Handimpulswaffe handelte, die im Kampf um Toggery eingesetzt wurde. Ihre Energieabgabe wurde angepeilt. Und nicht nur das.«

»Ich kann es mir denken«, murmelte Rhodan, ohne Dephin unterbrechen zu wollen. Und der Siganese ließ sich auch nicht unterbrechen.

»Wir haben unsere Flugaggregate eingesetzt, Sir. Bekanntlich verfügen sie über eine enorme Energieabstrahlung, die ebenfalls von der planetengebundenen Orterstation angemessen und weitergeleitet wurde. Die Antigravgeräte der Anzüge erzeugen Hyperschwingungen, die ganz besonders innerhalb der Atmosphäre gut wahrnehmbar sind. Ein weiterer Beweis für das Vorhandensein einer Orterstation auf Ukiah. Und dann dürfen wir nicht vergessen, dass auch Paladin in den Kampf eingriff. Sein Mikrokonverter hat eine große Energieabstrahlung. Schließlich ist Gucky in der Gegend herumteleportiert; von empfindlichen Hyperwellen-Spürgeräten kann jeder einzelne Sprung angemessen worden sein.«

Gucky hörte auf, an dem Blatt zu knabbern. Er sah den winzigen Harl Dephin an, als erwäge er ernstlich, ihn als Ersatz für das Blatt in Betracht zu ziehen.

»So, weil ich teleportierte, habe ich das fremde Schiff angelockt? Ich werde mal Paladin untersuchen und einige Schrauben anziehen, die sich bei ihm gelockert zu haben scheinen.«

»Ich fürchte, Kleiner, Dephin hat recht«, sagte Rhodan. »Außerdem ist Paladins Gehirn so gut wie unfehlbar. Wir wissen aus Erfahrung, dass Teleportieren unter ganz bestimmten Umständen Anpeilungsmessungen ermöglicht. Also nur keine Aufregung. Niemand wird dir deshalb eine Schuld an den Ereignissen zuschieben wollen. Sonst noch was, Major?«

»Das ist alles. Und ich fürchte, es genügt, unsere Tätigkeit sehr einzuschränken.«

»Leider stimmt das, Major.« Rhodan setzte Harl Dephin ab, der sich mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Boden niederließ. Dr. Bysiphere kam ebenfalls näher. Achtlos schob er sein Notizbuch in die Tasche. Melbar Kasom wälzte sich auf die andere Seite, wodurch er nun dicht neben Rhodan lagerte. »Ich fürchte, wir werden in Zukunft vorsichtiger sein müssen.«

»Sollen wir ewig hier in der Mulde bleiben?«, erkundigte sich Kasom ungeduldig. Sein zentnerschwerer Körper drückte das Gras und die Büsche platt, sehr zum Leidwesen Guckys, der keine Pflanze leiden sehen konnte – es sei denn, er verzehrte sie. »Was tun wir, wenn es Nacht wird?«

»Schlafen wir wieder«, schlug Gucky vor.

»Viel mehr bleibt eigentlich nicht übrig«, gab Rhodan ihm recht. »Ich sagte schon, dass die Möglichkeit einer Orterstation auf dieser Welt unsere Tätigkeit einschränkt. Wir sind hervorragend ausgerüstet, aber das hilft uns kaum weiter. Wir dürfen weder die Flugaggregate noch die Deflektorschirme noch die Antigravgeneratoren einschalten. Es muss sozusagen energetische Stille herrschen, wollen wir nicht ein zweites Mal entdeckt werden. Dazu gehört leider auch, dass Gucky nicht mehr teleportieren darf. Ihr wisst, es geht nicht allein darum, dass wir wohlbehalten Ukiah wieder verlassen, sondern dass wir diese beiden geheimnisvollen Terraner finden, die sich irgendwo hier aufhalten sollen. Es muss sie geben, das steht fest. Aber wo?«

»Bei den Tomacs, würde ich sagen«, knurrte Dr. Bysiphere mürrisch.

»Ja, bei ihnen, und wir müssen sie finden. Könnte es sich nicht um Besatzungsmitglieder eines der acht Explorerschiffe handeln, die wir in der KMW verloren?«

Bysiphere nickte Rhodan zu.

»Ihre Vermutung wird stimmen, nehme ich an. Finden wir sie also. Aber wie?«

»Was gehen uns eigentlich die Streitereien dieser Pymocs und Tomacs an?«, erkundigte sich Tama Yokida trocken. »Sie sind eine einzige Rasse, und doch führen sie Krieg gegeneinander.«

Rhodan ließ sich Zeit zu lächeln. Dann wurde sein Gesicht ernst.

»Sie vergessen, dass auch die Menschen eine einzige Rasse sind und immer waren. Und trotzdem bekriegten sie sich über Jahrtausende hinweg. Die ganze Geschichte der Menschheit besteht nur aus Jahreszahlen, die wiederum Beginn oder Ende von Kriegen bezeichnen. Haben Sie das vergessen?« Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen die beiden Terraner finden. Von ihnen erfahren wir vielleicht, was mit ihrem Schiff geschehen ist. Ich hätte längst vorgeschlagen, dass Paladin Atlan eine Funknachricht übermittelt, aber das erscheint mir in dieser Situation zu gefährlich. Ich glaube, dass Atlan auch so handelt, wie ich es von ihm erwarte. Im äußersten Notfall ist immer noch Zeit, Hilfe herbeizuholen.« Er wandte sich an Harl Dephin. »Was ist übrigens mit Paladins Ortergeräten? Haben sie das fremde Schiff verloren?«

»Leider ja. Die Geräte sind äußerst empfindlich, aber sie empfangen keine entsprechenden Impulse mehr. Das Schiff muss sich also extrem weit entfernt haben. Wir orten es nicht, aber mit Hilfe der planetengebundenen Station könnte es uns sehr wohl orten.«

Rhodan lehnte sich zurück. Er sah hinauf in den klaren Himmel. Wieder war die Sonne weitergewandert. Ukiah besaß eine Rotationsdauer von etwas mehr als zwanzig Stunden. Bald würde es zu dämmern beginnen.

»Wir kehren nach Toggery zurück«, sagte er schließlich.

Sie starrten ihn verwundert an, und selbst Gucky richtete sich auf, um sich davon zu überzeugen, dass Rhodan keine Witze machte.