Nr. 390

 

Die CREST im Strahlensturm

 

Vorstoß ins Zentrum der KMW – das ist ein Flug in die Energiehölle

 

von H. G. EWERS

 

 

Auf der Erde und den Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Juni des Jahres 2437. Die letzten Ereignisse in der Galaxis und vor allem die grauenvollen Erlebnisse der FRANCIS DRAKE-Besatzung in der Kleinen Magellanschen Wolke haben eindeutig bewiesen, dass die entscheidende Auseinandersetzung mit der mysteriösen Ersten Schwingungsmacht nicht mehr länger hinausgezögert werden darf, wenn die Menschheit weiter bestehen will. Jeder Tag, den die Terraner unnütz und untätig verstreichen und den unversöhnlichen Gegner weiter gewähren lassen würden, könnte den Untergang des Solaren Imperiums einleiten.

Perry Rhodan ist sich dieser Tatsache nur zu schmerzlich bewusst. Was in seiner Macht und in der Macht der von ihm befehligten Raumstreitkräfte steht, ist bereits getan.

Starke Flottenverbände, mit den neuen Kontrafeldstrahlern ausgerüstet, haben ihre Positionen vor der benachbarten Kleingalaxis, der KMW, bezogen. Schnelle Kreuzer fliegen Aufklärung, und Funkbrücken zur Heimatgalaxis sind errichtet worden.

Die CREST V, das neue Solare Flaggschiff, hat, mit dem Großadministrator und einigen seiner ältesten Mitarbeiter an Bord, einen kühnen Vorstoß in Richtung Zentrum der KMW unternommen, um Kontakt mit der Opposition gegen die Herren von Magellan herzustellen und die Achillesferse des Gegners zu entdecken.

Die CREST steuert dabei einen gefahrvollen Kurs und gerät in den STRAHLENSTURM!

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Großadministrator wird »bevormundet«.

Roi Danton – König der Freihändler und Perry Rhodans Sohn.

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Oberst Merlin Akran – Kommandant der CREST V.

MAX-1 und MAX-2 – Zwei Rebellen aus dem Volk der Baramos.

Gucky – Der Mausbiber betätigt sich als »Mundschließer«.

Oro Masut – Roi Dantons Diener und Leibwächter.

Sigma-3 – Ein hochentwickeltes Maschinenwesen.

1.

 

Die Howalgoniumkristalle in dem fingerdicken, schachtelähnlichen Speichersektor des Notizbuches richteten sich auf typische Weise aus, als die beiden Energiespender aktiviert wurden.

»Auf USS CREST V im Nordostsektor der Kleinen Magellanschen Wolke, am 13. Juni 2437 Erdzeit, 4,86 Uhr. Roi Danton spricht. Mein Vater hat aufgrund der letzten Ereignisse und der Aussagen der Baramos die Frage aufgeworfen, ob wir es wagen sollen, den Ursprungsplaneten der Baramos, den Planeten Baykalob, anzufliegen.

Ich gestehe, dass ich mich mit der gleichen Überlegung beschäftige. Die Wandelbaren, die Übernehmer, Vernichter oder wie die geheimnisvollen Beherrscher der Kleinen Magellanschen Wolke noch genannt werden, müssen einen eminent wichtigen Grund dafür haben, die Rasse der Baramos nicht zu vernichten, wie sie das mit den anderen Rassen der KMW getan haben. Die Eier dieser eingeschlechtlichen intelligenten Insektenabkömmlinge scheinen dabei die Hauptrolle zu spielen. Sie müssen einen Stoff enthalten, der für die Wandelbaren lebenswichtig ist, sonst würden sie den Baramos nicht erlauben, ihre Eier wie zuvor auf Baykalob abzulegen, von wo man sie ansonsten vertrieben hat.

Mein Vater vereinbarte aus diesen Gründen ein Treffen mit dem Experimentalschiff OLATO, einem ausgesprochenen Computerschiff, in diesem Raumsektor der KMW. Ich persönlich freue mich auf das Treffen vor allem deshalb, weil ich endlich wieder einmal meine Schwester Suzan sehen kann. Was für ein grausames, unerbittliches Schicksal, das uns immer wieder auseinandertreibt, uns in die fernsten Winkel des Universums verschlägt und jedes Familienleben zerstört.

Wer weiß, was uns allen noch bevorsteht. In letzter Zeit werde ich immer wieder von düsteren Ahnungen heimgesucht. Albträume beherrschen meine Nächte und machen den Schlaf zu einer psychischen Strapaze. Ich weiß nicht, was dies alles zu bedeuten hat: Unheil für uns alle – oder nur für mich?

Vor einem halben Jahr noch hätte ich über derartige Überlegungen gelacht, denn sie scheinen mit den Erkenntnissen unseres wissenschaftlich geprägten Zeitalters unvereinbar zu sein. Wahrscheinlich haben der Tod meiner Leute und der Verlust der FRANCIS DRAKE geistige Kräfte geweckt, die bisher nur von der Tünche unserer hochtechnisierten Zivilisation überdeckt gewesen waren.

Aber ganz gleich, was die Zukunft bringt, ich werde unerschütterlich meine Pflicht gegenüber der Menschheit erfüllen, einer Menschheit, der ich einst Verachtung entgegengebracht hatte. Verachtung deshalb, weil die Masse der Menschen trotz jahrtausendealter Erkenntnisse das Instinkt-Erbe ihrer tierischen Vorfahren nicht überwinden konnte. Lust und Unlust, Habgier, Neid, Geltungssucht und Machthunger regieren noch immer die zwischenmenschlichen Beziehungen und gebären Misstrauen, Rücksichtslosigkeit und Gewalt. Wenn Menschen trotzdem oft erfolgreich zusammenarbeiten, dann selten deswegen, weil sie das für eine selbstverständliche moralische Pflicht halten, sondern deshalb, weil sie nur so den eigenen gewinnbringenden Vorteil vergrößern können. Aber sogar bei der engsten Zusammenarbeit beobachtet einer den anderen argwöhnisch, wegen der Kenntnis seines eigenen unvollkommenen Ichs auch bei allen anderen Menschen Unvollkommenheit voraussetzend.

Dennoch gibt es zahllose Lehren – wissenschaftlich begründet oder religiös –, die nahezu unfehlbare Rezepte für das menschliche Zusammenleben schufen. Leider nützt das beste Rezept nur wenig, wenn die Zutaten nicht vorhanden sind.

Ich weiß nicht, weshalb ich heute darüber nachdenke, zu einer Zeit und an einem Ort, an dem ein hohes Maß ethischer Grundsätze das Zusammenleben bestimmt, wo gänzlich andersartige Intelligenzen vorbehaltlos als gleichwertige Partner akzeptiert werden. Vielleicht ist es die Vermutung, dass unsere Situation einem Traum gleicht, der vergessen ist, sobald die Schläfer erwachen und in die Realität des zivilen Lebens zurückkehren.

Dennoch liebe ich die Menschheit. Ich würde mein Leben für sie opfern, nicht nur, weil ich weiß, dass das Individuum niemals wesentlich besser ist als die Gesamtheit, sondern weil ich hoffe, dass die Evolution in zehntausend, hunderttausend oder einer Million Jahren die zwischenmenschlichen Beziehungen zum Guten hin revolutioniert. Dazu aber muss die Menschheit zuerst einmal überleben.

Soeben ertönt das Signal, das mich über die Ankunft der OLATO informiert. Eigentlich bin ich froh darüber, denn meine Grübeleien führen zu nichts. Die Wirklichkeit hat mich wieder; Ende.«

Michael Reginald Rhodan alias Roi Danton schaltete das positronische Notizbuch aus und schob es in eine der Brusttaschen seiner Kombination. Dann straffte sich seine Gestalt; hochaufgerichtet verließ er seine Kabine und betrat das Transportband.

 

*

 

Perry Rhodan beobachtete im Vergrößerungssektor das Annäherungsmanöver des Experimentalschiffes der Galaktischen Abwehr. Im Hintergrund schimmerte das strahlende Band der Kleinen Magellanschen Wolke, zum Zentrum hin zu einer kompakten Masse zusammenfließend.

Er seufzte.

Aus dieser Perspektive gesehen, konnte man sich in der heimatlichen Milchstraße wähnen. Seltsam, wie stark die gefühlsmäßige Bindung an jenes Sternsystem war, dessen Struktur sich im Universum milliardenmal wiederholte.

»Du denkst an die Erde, Freund«, stellte Lordadmiral Atlan leise fest. »Heimweh?«

»Ich weiß es nicht«, gestand Rhodan. »Heimweh ...?« Er lauschte dem Klang des Wortes mit schräggeneigtem Kopf nach, dann zuckte er die Schultern. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Schließlich ist das All zu unserer Heimat geworden.«

Der Arkonide lächelte.

»Alle Wesen zieht es zum Ort ihrer Geburt, mein Freund. Wir machen darin keine Ausnahme.«

»Wir nicht, aber offenbar die Wandelbaren«, erwiderte Perry Rhodan bitter. »Ich wollte, sie würden dorthin zurückkehren, woher sie einst kamen.«

»Du meinst, nach M 87 ...? – Nun, dorthin zurück möchten sie vielleicht. Aber das blaue Zentrumsleuchten würde sie vernichten, wenn sie es wagten.«

»Tun diese Monstren dir etwa leid?«, fragte der Großadministrator des Solaren Imperiums verblüfft.

Atlan lachte hart.

»Du solltest mich besser kennen, Perry. Monstren – ich meine wie du Monstren in geistiger Hinsicht – sind nichts als Unkraut am Wege. Man muss es vernichten, bevor es die Straße der Evolution überwuchert. Außerdem lässt uns der Selbsterhaltungstrieb gar keine andere Wahl. Wir können nicht einmal zwischen Tod oder Sklaverei wählen wie die Baramos, denn wir legen keine Eier, die lebenswichtig für unsere unbekannten Freunde wären.«

»Anpassungsmanöver beendet, Sir!«, meldete Merlin Akran, der breit gebaute epsalische Kommandant der CREST V.

Rhodan dankte und stellte den Interkom zur Funkzentrale durch.

»Eine Telekom Verbindung zum Kommandanten der OLATO!«

Nur wenige Sekunden später erschien auf dem Übertragungsschirm das Gesicht von Oberst Zenro Haglefus. Haglefus war Plophoser und zudem ein hervorragender Mathelogiker. Wie alle Besatzungsangehörigen der Experimentalschiffe beherrschte er die Technik der Schiffsführung nur nebenbei, wenn auch nicht schlechter als militärische Kommandanten.

Oberst Haglefus meldete seine Ankunft in der üblichen Form des militärischen Rituals, dann fragte er in zivilem Ton: »Kommen Sie herüber, Herr Großadministrator? Ich halte es für angebracht, dass Sie den mathelogischen Auswertungen persönlich beiwohnen.«

Rhodan gestattete sich die Andeutung eines Lächelns.

»Das war meine Absicht, Oberst. Wir sind in wenigen Minuten bei Ihnen. Lassen Sie bitte eine Schleuse für unsere Fähre öffnen.«

Er schaltete ab und ging zu den beiden Baramos hinüber, die neben dem Kartentisch in eine angeregte Unterhaltung mit Wissenschaftlern der CREST V vertieft waren. Vor ihm tat sich eine Gasse im Kreis der Männer auf, jemand richtete ein Mikrophon der Translatoranlage auf ihn.

Die »Gesichter« der Insektenabkömmlinge wandten sich dem Großadministrator zu. Das grünlich fluoreszierende Kombinoband faszinierte Rhodan noch immer; es enthielt sowohl die Organe für den Gesichtssinn, das akustische Wahrnehmungsvermögen und die Sprechorgane. Die verschiedenen Funktionsgebiete waren bisher von den Kosmobiologen der CREST V noch nicht lokalisiert worden. Möglicherweise waren sie überhaupt nicht auf bestimmte Gebiete des Kombinobandes beschränkt, sondern flossen völlig ineinander über.

Jedenfalls wirkten die Baramos gerade durch dieses Bandorgan besonders fremdartig. Menschen suchten bei anderen Lebewesen zuerst immer nach Augen und Ohren und dem Mund, und meist waren diese Organe auch vorhanden.

Zwar besaßen die Baramos dreieckige Münder, aber diese Körperöffnungen dienten bei ihnen ausschließlich der Nahrungsaufnahme.

»Das angekündigte Computerschiff ist eingetroffen«, sagte Rhodan, und die Translatoranlage übersetzte seine Worte in die seltsam zirpenden Laute der Insektensprache. Kein Mensch konnte diese Laute nachahmen; außerdem waren sie nur Nebengeräusche einer auf Ultrakurzwellenbasis beruhenden Kommunikationsart.

»Wir kommen sofort, Terraner Rhodan«, antwortete eines der Wesen, wahrscheinlich jenes, das mit dem Kunstnamen MAX-1 belegt worden war. Äußerlich gab es zwischen den Baramos keine Unterschiede, jedenfalls nicht für Terraner. Allgemein bezweifelte man sogar, dass die Baramos sich gegenseitig nach äußerlichen Merkmalen auseinanderhalten konnten. Die schwachen Ultrakurzwellenimpulse, die von ihnen ausgingen, schienen so etwas wie Identifizierungsimpulse zu sein. Translatoren vermochten mit ihnen jedoch nichts anzufangen.

Die beiden Baramos hoben ihre Kunststoffkoffer auf, in denen sie ihre Unterlagen mitführten. Die Bewegungen wirkten fremdartig wegen der doppelten Mittelgelenke, aber nicht schwerfällig.

Auch die Art, sich fortzubewegen, hatte für Terraner etwas Fremdartiges. Beinahe konnte man den spielerisch leichten Gang Tänzeln nennen, wobei der grazile Körperbau fälschlicherweise Zerbrechlichkeit vortäuschte.

Vor dem Schott des Raumfährenhangars traf Rhodan seinen Sohn Mike, wie üblich begleitet von Oro Masut. Sie nickten sich zu.

Seltsam, dachte der Großadministrator, nichts an ihm hat sich verändert, obwohl in seinen Adern kein menschliches Blut mehr fließt, sondern der symbiotische Extrakt einer Fettpflanze. Lediglich die außergewöhnliche Reinheit der Haut verriet das geheime Wirken des so genannten Blutsymbionten. Paraplanten waren immun gegen Krankheitskeime und Stoffwechselgifte, außerdem in gewissem Maße unverwundbar. Zudem hatte die Erfahrung – eine bittere Erfahrung – gezeigt, dass ihnen weder die tödliche explosive Blutpest noch die Symboflex-Partner der Zweitkonditionierten etwas anhaben konnten.

Wie üblich wichen die Baramos dem ertrusischen Giganten instinktiv aus. Diese Insektenabkömmlinge waren nicht nur in höchstem Maße friedfertig, sondern auch sensibel und leicht zu erschrecken. Manche Menschen nannten sie sogar furchtsam oder feige; nach Rhodans Ansicht war das eine unzutreffende Definition. Auf dem Forschungsmond der revolutionären Baykalobos hatten viele Insektenabkömmlinge tapfer gegen die übernommenen Artgenossen und die Pseudo-Gurrads gekämpft.

Schweigend wurde die Raumfähre betreten. Der Pilot und der Navigator warteten, bis die Schleuse hermetisch geschlossen war, dann öffneten sie das Hangartor mittels Fernsteuerung. Langsam glitt die Fähre aus dem sicheren Schiffsinnern in den bodenlosen Abgrund des Weltraums. Ihre Impulstriebwerke in den beiden Gondeln arbeiteten in kurzen schwachen Schüben. Die Rundung der CREST V glitt gleich der Oberfläche eines kleinen Himmelskörpers unter der Fähre hinweg. Am jenseitigen Horizont stieg ein kreisrundes Schemen empor, schwach erhellt von zahllosen Breitstrahlern und Positionslichtern: das Experimentalschiff OLATO.

Nahe des unteren Pols der OLATO leuchtete plötzlich ein schmales Rechteck auf. Gelbes Licht ließ die inneren Konturen der Hangarschleuse überdeutlich erkennen.

Die Raumfähre glitt im freien Fall höher. Unter ihr versank die Hangaröffnung. Aber Pilot und Navigator korrigierten den Kurs nicht. Der von ihnen gewählte Kurs stimmte genau. In sanftem Bogen sank die Fähre wieder herab, geriet nahezu fahrtlos in den Wirkungsbereich der Zugstrahlen und wurde ohne eigenes Dazutun in die magnetischen Haltefelder des Hangars bugsiert.

Mit schwachem Ruck kam das Fahrzeug zum Stehen. Hinter ihm schloss sich lautlos die Schleuse. Sekunden später ließen ein leises Rauschen und fernes Poltern erkennen, dass sich der Hangarraum mit Luft füllte. Weitere Sekunden später zeigten die Außendetektoren Grünwerte.

Perry Rhodan stieg zuerst aus. Als er auf die schmale Rampe trat, sah er schräg unter sich Suzan Rhodan-Waringer stehen. Ihr Gesicht glühte vor freudiger Erregung. Rascher als gewöhnlich stieg Rhodan die Rampe hinab.

Dann lagen sich Vater und Tochter in den Armen.

Es bedurfte keiner Worte, um die starke Verbundenheit beider Menschen zu zeigen. Perry Rhodan war seiner Tochter dankbar dafür, dass sie nicht von den Sorgen sprach, die sie sich in letzter Zeit um ihn gemacht haben musste.

Zwischen Mike und Suzan fiel die Begrüßung äußerlich kühler aus. Die Geschwister drückten sich nur die Hände. Aber ihre Augen leuchteten vor Freude über das Wiedersehen. In diesem Augenblick bedauerte Mike Rhodan, dass er den meisten Menschen gegenüber noch immer seine wahre Abstammung verleugnete.

Die beiden Baramos hatten die Begrüßungsszene mit unverhülltem Interesse studiert. Für einen Menschen wäre dieses Benehmen ungehörig gewesen; Rhodan wusste jedoch, dass die scheinbare Aufdringlichkeit nichts als angeborener Forschungsdrang war.

»Gehen wir zum Rechenzentrum, Suzan«, sagte Rhodan und nahm seine Tochter beim Ellenbogen. »Wir haben einige Neuigkeiten, für die die Positronik sich interessieren wird.«

Suzans Gesicht wurde ernst.

»Auch die Positronik hat einige Neuigkeiten, für die du dich interessieren wirst, Paps. Leider werden sie dich kaum aufheitern. Abel und sein Team haben einige Lageberechnungen angestellt.«

 

*

 

Sämtliche Leiter der mathelogischen Gruppen hatten sich unter der Führung von Oberst Zenro Haglefus im Kommunikationsraum des Computerschiffes eingefunden. In der Tat stellte die OLATO nichts anderes als einen raumtüchtigen Computer dar, eine mathelogisch vorprogrammierte und mit posbischem Zellplasma verbundene Positronik höchster Vollendung.

Perry Rhodan und Atlan sahen sich interessiert um. Vor allem Atlan musterte die Kommunikationsmechanismen des Computers mit einer Art heiliger Scheu. Hier gab es nirgends mehr die primitiven Eingabe- und Ausgabesektoren, niemand musste mehr seine Fragen in Maschinen tippen, die den Text in den speziellen Impulskode des Positronengshirns übersetzten.

Der Großadministrator nahm den Fortschritt gleichmütig entgegen. Auf der Erde hatte sich bereits am Ende des 20. Jahrhunderts – unbeeinflusst von der mehr pragmatisch-abstrakten arkonidischen Wissenschaft die Tendenz dieser Entwicklung abgezeichnet. So berühmte wissenschaftliche Schriftsteller wie Arthur C. Clarke bannten das, was heute in absoluter Vollendung Wirklichkeit war, bereits in den siebziger Jahren auf das Zelluloid utopischer Filme: Computer, die eigenes Bewusstsein und eigenes Wahrnehmungsvermögen besaßen und sich mit dem Menschen unterhalten konnten, als wären sie selber Menschen. Dennoch sagten auch heute noch manche Leute zu diesen Computern herablassend »Rechenmaschinen«, entweder aus Unwissenheit oder aus der instinktiven Furcht heraus, positronische Gehirne könnten sich mit dem Menschen auf eine Stufe stellen.

Suzan Rhodan-Waringer lächelte, als sie das Staunen in Atlans Gesicht bemerkte. Sie bat ihre Gäste, Platz zu nehmen. Danach setzte sie sich ebenfalls in einen der zerbrechlich wirkenden Schalensessel und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Sigma-3, kannst du mich verstehen?«

Die Antwort kam ohne zeitliche Verzögerung.