Nr. 392
Das Schiff der grünen Geister
Die CREST sendet SOS – Menschen verwandeln sich in Spukgestalten
von CLARK DARLTON
Auf der Erde und den Welten des Solaren Imperiums schreibt man Anfang Juli des Jahres 2437. Die letzten Ereignisse in der Galaxis und vor allem die grauenvollen Erlebnisse der FRANCIS DRAKE-Besatzung in der Kleinen Magellanschen Wolke haben eindeutig bewiesen, dass die entscheidende Auseinandersetzung mit der mysteriösen Ersten Schwingungsmacht nicht mehr länger hinausgezögert werden darf, wenn die Menschheit weiter bestehen will. Jeden Tag, den die Terraner unnütz und untätig verstreichen und den unversöhnlichen Gegner weiter gewähren lassen würden, könnte den Untergang des Solaren Imperiums einleiten.
Perry Rhodan ist sich dieser Tatsache nur zu schmerzlich bewusst. Was in seiner Macht und in der Macht der von ihm befehligten Raumstreitkräfte steht, ist bereits getan.
Starke Flottenverbände, mit den neuen Kontrafeldstrahlern ausgerüstet, haben ihre Positionen vor der benachbarten Kleingalaxis, der KMW, bezogen. Schnelle Kreuzer fliegen Aufklärung, und Funkbrücken zur Heimatgalaxis sind errichtet worden.
Die CREST V, das neue Solare Flaggschiff, hat, mit dem Großadministrator und einigen seiner ältesten Mitarbeiter an Bord, einen kühnen Vorstoß in Richtung Zentrum der KMW unternommen und die Energiehölle durchflogen.
Jetzt – mit einer Stahlflasche Neo-Bilatium, dem geheimnisvollen Elixier der Ersten Schwingungsmacht, an Bord – befindet sich die CREST auf dem Fluge zur Position »Evergreen«, wo ein Spezialraumer auf die kostbare Fracht von der CREST wartet.
Doch der Flug zum Treffpunkt dauert länger als vorgesehen, und da die Zeit drängt, entschließt man sich, das Neo-Bilatium mit den an Bord verfügbaren Mitteln zu untersuchen. Die Tests beginnen – und die CREST verwandelt sich in DAS SCHIFF DER GRÜNEN GEISTER!
Die Hauptpersonen des Romans
Gucky – Der Mausbiber wird Kommandant des Solaren Flaggschiffs.
Paladin – Der Roboter schützt seine siganesische Besatzung vor drohender Gefahr.
Anko Merztelar, Armond Bysiphere und Jean Beriot – Drei Wissenschaftler machen ein riskantes Experiment.
Perry Rhodan – Der Großadministrator lässt SOS funken.
Dr. Ralph Artur – Der Chefarzt der CREST wird arbeitslos.
1.
Als Treffpunkt galt die »Position Evergreen«.
Sie lag ziemlich genau über dem Nordpol der kleinen Galaxis, die unter der Bezeichnung »Kleine Magellansche Wolke« den irdischen Astronomen schon lange bekannt war. Wenn die Koordinaten und die noch nicht vollständigen Sternkarten an Bord der CREST soweit stimmten, betrug die Entfernung von dem Planeten Baykalob bis Position Evergreen etwa 5126 Lichtjahre.
Normalerweise nicht viel also, aber unter den gegebenen Umständen eine riesige Strecke.
Und, wie sich bald herausstellen sollte, beinahe eine unüberwindliche Strecke.
Das Unheil begann, als man es vorüber wähnte ...
*
Schon nach kurzer Linearetappe tauchte die CREST V zurück ins Normaluniversum und ging damit unter die einfache Lichtgeschwindigkeit.
Oberst Akran, der Schiffskommandant, saß in seinem wuchtigen Pilotensessel und beobachtete alles, was auf dem Panoramaschirm geschah. Neben ihm stand Perry Rhodan, gespannt und misstrauisch. Atlan hatte unter den Orterrelaisschirmen Platz genommen, auf denen es von Echos nur so wimmelte. Sie beunruhigten ihn kaum, denn jene Schiffe, die sie verursachten, waren noch Lichtjahre entfernt.
Roi Danton, Rhodans Sohn, spazierte unschlüssig in der Kommandozentrale hin und her. Noch immer zeichneten sich auf seinem Gesicht die Spuren der übermenschlichen Anstrengungen ab, die hinter ihm lagen.
Er hatte den Stahlzylinder mit dem Extrakt der Eier mitgebracht, der von den Pseudo-Gurrads auf Baykalob gewonnen wurde. Die insektenhaften Baramos legten diese Eier, aber sie legten sie nicht für sich. Die Pseudo-Gurrads nahmen ihnen die meisten ab.
Die Terraner hatten den Extrakt »Neo-Bilatium« getauft, ohne zu wissen, worum es sich im Grunde genommen handelte und wozu die Beherrscher der KMW diesen Extrakt benötigten.
Man würde es herausfinden, denn bei Position Evergreen wartete ein Spezialschiff der Explorerflotte mit einer wissenschaftlich geschulten Besatzung. Ihr sollte der Stahlzylinder übergeben werden.
Neben Rhodan war Roi Danton stehengeblieben.
»Es lässt mir keine Ruhe mehr«, sagte er so leise, dass nur sein Vater ihn verstand. »Wir haben unser Leben für diesen Stahlzylinder riskiert, und nun sollen wir warten, bis wir ein Team von Wissenschaftlern treffen. Haben wir nicht selbst fähige Leute an Bord der CREST?«
Rhodan sah weiterhin auf den Bildschirm, auf dem Tausende von Sternen dicht gedrängt standen und jeden Weiterflug zu verhindern schienen.
»Wir haben jetzt andere Sorgen, Roi. Dieser Teil der KMW ist relativ unbekannt. Nur in kleinen Linearetappen ist das Vordringen einigermaßen ungefährlich. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Orter Tausende von Konusraumern erfassen. Sie jagen uns. Wir müssen ihnen entkommen. Wie sollen wir da Zeit haben, uns um die Bedeutung des Neo-Bilatiums zu kümmern? Wir erfahren es noch früh genug.«
»Bis dahin kann es zu spät sein.«
»Es kann immer und in jedem Fall zu spät sein. Aber ich glaube nicht, dass eine sofortige Untersuchung lebenswichtig ist. Ihr habt den Zylinder unter Einsatz eures Lebens von Baykalob geholt, es wäre meiner Meinung nach leichtsinnig, diesen Erfolg durch verfrühte Experimente zu gefährden. Wir besitzen auf der CREST nicht die Ausrüstung, die wir benötigen ...«
»Da bin ich aber anderer Meinung«, kam Atlan Roi Danton zu Hilfe. »Dr. Merztelar wäre durchaus in der Lage, das Neo-Bilatium genau zu analysieren. Vielleicht wäre es für uns von großer Wichtigkeit, rechtzeitig mehr darüber zu erfahren, noch bevor wir Position Evergreen erreichen.«
Rhodan gab keine Antwort. Er streifte Oberst Akran mit einem kurzen Blick und sah dann wieder auf den Panoramaschirm. Die Zieloptik der Linearfluganlage hatte eine Freistrecke von zweihundert Lichtjahren entdeckt und speicherte die Daten. Die Automatik würde den Rest besorgen. Es gab keine leistungsfähigeren Computer als jene, die ein halborganisches Gehirn von der Hundertsonnenwelt der Posbis besaßen.
»Neue Einheiten der Pseudo-Gurrads im Anflug«, knurrte Oberst Akran.
»Sie haben uns geortet«, befürchtete Atlan. »Wir müssen verschwinden, und ich bin froh, dass sie keine Halbraumspürer kennen. Im Linearraum verlieren sie uns.«
»Dolans sind auch da«, stellte Akran trocken fest. »Ganze Schwärme.«
»Ich fürchte, unsere Aktion auf Baykalob hat sie in Aufregung versetzt. Das Neo-Bilatium muss von ganz besonderer Bedeutung für sie sein.«
»Sehr richtig«, stimmte Roi Danton seinem Vater zu. »Und deshalb meinte ich auch, wir sollten keine Sekunde versäumen, sein Geheimnis kennenzulernen.«
Diesmal widersprach Rhodan nicht mehr.
Kurz bevor die CREST in den Hyperraum ging, bat Dr. Merztelar um eine Unterredung. Es war ziemlich ungewöhnlich, dass ein Mitglied der Wissenschaftlichen Sektion Rhodan mitten im Einsatz zu sprechen wünschte, zumal noch in der Kommandozentrale, aber im Augenblick handelte es sich auch nicht um eine normale Situation. Rhodan ahnte, was der Leiter der Biophysikalischen Abteilung von ihm wollte. Er nickte Roi Danton zu.
»Bringe ihn her, Roi. Wir treffen uns drüben in der Konferenzecke. Ich möchte die Kommandozentrale jetzt unter keinen Umständen verlassen.«
In dem riesigen, halbrund angelegten Raum gab es eine abgeteilte Ecke mit bequemen Sitzmöglichkeiten. Eine durchsichtige Wand trennte sie von der Zentrale ab. Hier konnte man ungestört Besprechungen abhalten, ohne sich von dem Nervenzentrum der CREST zu entfernen.
Die CREST hatte inzwischen mit dem Linearmanöver begonnen. Auf dem Panoramaschirm verschwanden die Sterne, als sie das normale Universum verließ und die Lichtgeschwindigkeit überschritt. Gleichzeitig erloschen die Echos auf den Orterschirmen. Nur auf den Mattscheiben der Halbraumspürer blieben sie erhalten, jedoch vergrößerte sich die Entfernung rapide.
Dafür tauchten neue Echos auf.
Dr. Anko Merztelar kam mit Roi Danton in die Kommandozentrale. Er war mittelgroß, etwas korpulent und blondhaarig. Sein Alter betrug etwa zweiundvierzig Jahre. In seinen Augen brannte das Feuer des wissenschaftlichen Fanatikers, gepaart mit Überlegung und Vorsicht.
Gerade die richtige Mischung, dachte Rhodan bei sich, als er aufstand und Merztelar begrüßte.
»Sie müssen gewichtige Gründe haben, mich gerade jetzt sprechen zu wollen«, eröffnete er das Gespräch und bat den Wissenschaftler, Platz zu nehmen. Dann setzte er sich selbst. Roi Danton und Atlan ließen sich ebenfalls in den breiten Polstersesseln nieder.
»Eigentlich ist es nur eine Bitte, Sir«, sagte Merztelar etwas unsicher. »Außerdem spreche ich auch im Namen meiner Abteilung und in dem von Dr. Bysiphere und Dr. Beriot. Wir alle meinen, dass wir sofort mit der Untersuchung des Neo-Bilatiums beginnen sollten.«
»Ja, das habe ich mir schon gedacht«, gab Rhodan zu und streifte Roi mit einem verständnisvollen Blick. »Aber finden Sie es wirklich klug, in unserer Situation ein vielleicht gefährliches Experiment durchzuführen? Sollten wir uns nicht Zeit lassen, bis die entsprechenden Mittel zur Verfügung stehen?«
»Wir haben nichts mit der Manövrierfähigkeit der CREST zu tun, und selbst im Falle eines Angriffs können Sie auf unsere Beteiligung verzichten. Unsere Aufgabe ist es, wissenschaftliche Untersuchungen anzustellen und Fragen, die in diesem Zusammenhang auftauchen, zu klären. Der Extrakt in der Stahlflasche gehört dazu.«
Rhodan nickte.
»Ohne Zweifel haben Sie recht, Dr. Merztelar, aber Sie vergessen, dass ich die Verantwortung für uns alle zu tragen habe. Ich bin überzeugt, dass Ihnen eine Analyse der Flüssigkeit gelingen würde, aber Sie würden dafür mehr als nur ein oder zwei Tage benötigen und müssten Ihre Arbeit in dem Augenblick unterbrechen, in dem wir Position Evergreen erreichten.«
»Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen widerspreche, Sir. Selbstverständlich würde ich nur eine kleine Probe untersuchen, nicht den gesamten Inhalt der Flasche. Sobald wir Position Evergreen und damit den Laborraumer erreichen, können wir den Experten nicht nur den geheimnisvollen Stoff, sondern zugleich das Ergebnis unserer Voruntersuchung übergeben. Das würde Zeitersparnis bedeuten. Die Experten könnten dort weiterarbeiten, wo wir aufhören.«
Rhodan musste erkennen, dass Merztelars Argument einiges für sich hatte. Er zögerte, ehe er das Thema wechselte.
»Was ist Ihre eigene und private Überzeugung, Dr. Merztelar – wozu benötigen die Pseudo-Gurrads das Neo-Bilatium? Warum begehen sie den ungeheuerlichen Massenmord an Millionen ungeborener Baramos, indem sie ihnen die Eier stehlen? Warum dieser unvorstellbare Aufwand? Nur um einen Stoff zu gewinnen, der einem unbedeutenden Zweck dient?«
Merztelar schüttelte den Kopf.
»Auf keinen Fall, Sir. Ich bin davon überzeugt, und meine Kollegen sind es mit mir, dass Neo-Bilatium ein Mittel zur Verlängerung des Lebens ist, vielleicht lässt sich mit ihm sogar die Unsterblichkeit erreichen. Wir wissen es nicht, aber der Aufwand würde dadurch gerechtfertigt erscheinen. Wenn Sie erlauben, werden wir es vielleicht bald wissen.«
Roi Danton warf seinem Vater einen bedeutsamen Blick zu.
»Welchen Nachteil kann es schon bringen, wenn die Wissenschaftler mit der Untersuchung beginnen? Ich bitte dich – gib ihm die Erlaubnis. Je früher wir damit beginnen, desto besser.«
Als auch Atlan kaum merklich nickte, gab Rhodan seinen Widerstand auf.
»Also gut, Doktor, fangen Sie an. Aber ich warne Sie: Wenn Sie durch Leichtsinn ein Unglück verursachen, werden Sie sich zu verantworten haben. Ergreifen Sie alle Vorsichtsmaßnahmen, die in einem solchen Fall vorgeschrieben sind. Bakteriologische Schutzanzüge sind Voraussetzung für alle Beteiligten. Jeder, der das Labor betritt und wieder verlässt, muss durch die Desinfektionskammer. Ist das klar?«
»Selbstverständlich, Sir. Sie können sich auf mich verlassen.«
»Täte ich das nicht, hätten Sie niemals meine Einwilligung erhalten.«
Als Dr. Merztelar freudestrahlend die Kommandozentrale verlassen hatte, drehte Oberst Akran sich in seinem Sessel um. Er hatte der Unterredung über den eingeschalteten Interkom beigewohnt.
»Ich weiß nicht, Sir«, sagte er zu Rhodan, der wieder zu seinem Platz vor dem Panoramaschirm ging, »ob Sie richtig gehandelt haben. Ich habe so ein merkwürdiges Gefühl, als ob wir einer fürchterlichen Gefahr entgegeneilten.«
»Verlassen wir uns nicht auf Gefühle, Oberst«, erwiderte Rhodan und setzte sich vor den Schirm. Die CREST musste jeden Augenblick ins Normaluniversum zurücktauchen. »Aber in einem Punkt gebe ich Ihnen recht: Ich weiß auch nicht, ob ich eine gute Entscheidung getroffen habe.«
*
Die Stahlflasche besaß einen Durchmesser von dreißig Zentimetern und war einen Meter hoch. Sie stand im Hauptlabor der Biophysikalischen Abteilung der CREST auf einem Tisch, immer noch eingehüllt von den Metallfolien, in die alle derartigen Stahlflaschen mit Neo-Bilatium auf Baykalob eingewickelt worden waren.
Niemand wusste, wozu das gut sein sollte.
Als Dr. Merztelar mit der freudigen Neuigkeit in das Labor zurückkehrte, wurde er von seinen Mitarbeitern und den beiden Spezial-Wissenschaftlern Bysiphere und Beriot mit gespannten Blicken erwartet.
»Nun, was ist?«, empfing ihn Bysiphere ungeduldig.
Merztelars Gesicht verriet schon die Antwort: »In Ordnung, wir dürfen anfangen. Aber nur in sehr kleinem Rahmen.«
»Was heißt das – in kleinem Rahmen?«
Merztelar fragte: »Wieviel von dem Stoff enthält die Flasche Ihrer Schätzung nach?«
Bysiphere zuckte die Achseln.
»Das hängt davon ab, wie dick die Wandung und wie schwer das Material ist. Ich schätze zwanzig Liter etwa. Aber ich kann mich auch gewaltig irren. Vielleicht mehr, vielleicht weniger.«
»Wir entnehmen der Flasche fünfhundert Gramm, das sollte genügen, das Neo-Bilatium zu analysieren. Beginnen wir.«
Dr. Beriot nahm Merztelars Arm.
»Verraten Sie mir nur noch eins, Doktor: Wie haben Sie es fertiggebracht, Rhodan zu überzeugen? Er war doch gegen eine Untersuchung schon jetzt auf der CREST?«
»Rhodan weiß genau wie wir, dass es auf jede Sekunde ankommt. Je mehr Fakten wir mitliefern, um so schneller kann die Hauptuntersuchung später zu einem Ergebnis führen. Er muss also, so wie wir alle, ein Risiko eingehen, wenn er Zeit gewinnen will.« Er wandte sich an die anderen und fuhr fort: »Sicherheitsstufe Eins, Befehl von Rhodan.«
Die Männer legten die biologischen Schutzanzüge an. Sie bestanden aus zwanzig Schichten antibakteriellen Stoffes, die keine noch so gearteten Erreger durchließen. Luftdicht verschließbare Helme machten die Träger dieser Spezialkonstruktionen von der Schiffsatmosphäre unabhängig. Die separate Sauerstoffanlage sorgte für sterile Atemluft.
Es bereitete enorme Schwierigkeiten, die Stahlflasche von den zentimeterdicken Isolierschichten zu befreien, in die man sie eingewickelt hatte. Teilweise waren diese Schichten miteinander elektronisch verschweißt und mussten auf ähnlichem Wege getrennt werden. Immer wieder neue Methoden wurden ersonnen, das zu bewerkstelligen, und es dauerte Stunden, bis sich endlich ein Erfolg abzeichnete.
Die erste metallisch schimmernde Stelle der eigentlichen Flasche wurde sichtbar ...
*
Atlan hatte Rhodan abgelöst und seinen Beobachtungsposten vor dem Panoramaschirm eingenommen. Roi Danton hatte sich in seine Kabine zurückgezogen. Die Müdigkeit hatte gedroht, ihn zu übermannen.
Die Flugmanöver wurden schwieriger, obwohl die Sterndichte abnahm.
»Es müssen Tausende verschiedener Flottenverbände der Pseudo-Gurrads unterwegs sein«, murmelte Oberst Akran müde. »Ich fürchte, dass wir unser Ziel nicht ungeschoren erreichen.«
Rhodan, der in seinem Sessel eingenickt war, hielt die Augen auch weiterhin geschlossen. Atlan wusste, dass er jedes Wort hörte.
»Wir müssen den Kurs abermals ändern«, schlug der Arkonide vor. »Wenn wir ihn zu lange beibehalten, könnten die Pseudo-Gurrads gewisse Schlüsse ziehen, und genau das sollten wir vermeiden. Stoßen wir ein Stück in galaktischer Ostrichtung vor.«
Schon nach zwei weiteren Kurzetappen mussten sie feststellen, dass der Gegner, dessen wahre Gestalt nicht einmal bekannt war, seine gesamte Streitmacht aufgeboten haben musste, um das terranische Schiff zu jagen. Diese unbestreitbare Tatsache ließ nur einen Schluss zu. Atlan sprach ihn aus: »Es ist für sie lebenswichtig, dass wir niemals erfahren, wozu sie Neo-Bilatium benötigen. Sie wollen mit allen Mitteln verhindern, dass wir die Flasche untersuchen und hinter das Geheimnis kommen. Fast sieht es so aus, als hätten sie den Krieg verloren, gelänge uns das.«
»Sie sind überall. Zweimal haben wir die Richtung geändert, und wir entfernen uns wieder von Position Evergreen. Es muss für Außenstehende so aussehen, als würde die CREST von Verrückten gesteuert. Aber Sie haben recht, Atlan: Es ist das einzige Mittel, Verfolger abzuschütteln. Was aber, wenn die Verfolger überall sind?«
»Dazu ist selbst diese kleine Galaxis zu groß, Akran. Wir werden eine Lücke finden.«
Und sie fanden immer wieder eine.
*
USO-Spezialist Major Harl Dephin wurde für einige Minuten wach.
Zusammen mit seinem Team, weiteren fünf Siganesen, hatte er den nervenzermürbenden Einsatz auf Baykalob mitgemacht. Wieder in relativer Sicherheit an Bord der CREST war ihnen nicht einmal Zeit geblieben, ihren riesigen Halut-Roboter Paladin zu verlassen. Sie waren in ihm und an ihren Kommandopulten eingeschlafen, nachdem Paladin in die gemeinsame Kabine zurückgekehrt war.