Nr. 398

 

Das Ende der Dolans

 

Die Zeitpolizei wird aktiv – und der Kampf ohne Gnade beginnt

 

von HANS KNEIFEL

 

 

Auf der Erde und den Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende August des Jahres 2437. Allen Verantwortlichen in den Führungsgremien des Imperiums und in den Stäben der Solaren Flotte ist längst klar geworden, dass die Stunde der entscheidenden Auseinandersetzung mit der Ersten Schwingungsmacht unaufhaltsam näherrückt.

Die SCENDALA, ein Patrouillenkreuzer der Solaren Flotte, ist auf eine heiße Spur gestoßen: Ein Totenschiff mit einer Bestie an Bord wird aufgefunden. Das wracke Schiff wird aufgebracht und eingehend untersucht – und dabei wird das Flugziel des Schiffes ermittelt.

Das weitere Vorgehen der Terraner liegt damit fest: Das Totenschiff wird flugfertig gemacht und nimmt Kurs auf seinen ursprünglichen Bestimmungsort Port Gurrad, den Sklavenmarkt der Bestien, wo es die »Hyperseuche« verbreiten soll.

Der Plan gelingt! Aus Angst vor der vermeintlichen Hyperseuche geben die Bestien ihren Geheimstützpunkt auf und flüchten in panischer Hast.

Eine speziell ausgerüstete Space-Jet verfolgt den Gegner und erreicht das Zentralsystem der Ersten Schwingungsmacht, und danach dauert es nicht mehr lange, bis drei Millionen Terraner vor der Energiesperre Position beziehen und das Feuer eröffnen.

Doch der Paratronschirm der Bestien trotzt den Angriffen, und anschließend ist wieder der Gegner am Zug. Die Zeitpolizei wird erneut aktiv, und der Kampf ohne Gnade beginnt – ein Kampf, dessen Ausgang nur zwei Möglichkeiten offen lässt: das Ende der Menschheit – oder DAS ENDE DER DOLANS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Gründer und Großadministrator des Solaren Imperiums.

Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.

Oberst Vivier Bontainer – Perry Rhodans Retter macht eine folgenschwere Entdeckung.

John Sanda – Bontainers Freund und 1. Offizier der EX-8703.

Anjushca Moonstone – Eine hübsche und ideenreiche Kosmobiologin.

Icho Tolot – Sein Volk kann das Solsystem vor der Vernichtung bewahren.

Paladin – Der siganesische Robot erweist sich als Schauspieler.

Dr. Tomcho Spectorsky – Leiter eines terranischen Wissenschaftlerteams auf Halut.

1.

 

»Verdammtes Warten!«

Langsam bewegte die Servoautomatik den schweren, am Stahlboden der Kabine festgeschraubten Kontursessel. Die Lehne kippte nach vorn, der Sitz kam in die Waagrechte, und das umfangreiche Fußteil schob sich unter den Sitz. Der hochgewachsene schlanke Mann in der unauffälligen Borduniform gähnte ausgiebig und massierte dann die Augengegend. Von den Augenwinkeln bis zu den Schläfen zog sich, wie ein Fächer, ein Bündel kleiner Falten hin. Der Mann hatte lange, feste Lippen, von dem spöttischen Ausdruck seines Gesichtes war im Augenblick wenig zu merken.

Es war ein Mann, der aus einem tiefen, aber kurzen Schlaf aufgewacht war.

Langsam stellte er die Füße auf den Boden, machte einige Kniebeugen und dehnte dann den Brustkorb.

»Das Warten regt mich auf«, murmelte der Mann, »und die vierunddreißigtausendneunhundertneunundneunzig Schiffe dort draußen sind auch nicht dazu angetan, mich zu erheitern.«

Die leise Stimme des Mannes war bitter; es schien, als wäre er von den Jahren müde geworden. Der Hauch von Resignation, der über dem Gesicht und den Gesten des Mannes lag, war unverkennbar.

Er sah auf die große, schwere Pilotenuhr an seinem Handgelenk.

»Elf Uhr ... noch eine Stunde«, knurrte er.

Er ging hinüber zu einem Einbauschrank, der vom Boden bis zur Decke eine Wand der engen Kabine ausfüllte, und öffnete ein Fach, etwa vierzig zu vierzig Zentimeter groß und dreißig Zentimeter tief. Dort waren in besonderen Halterungen schwere Becher aus Porzellan angebracht, und die rotglühende Lampe zeigte, dass die kleine Kaffeemaschine in Tätigkeit war. Er bewegte den Wahlhebel auf II, drückte dann eine Taste und stellte einen der Becher unter den Hahn. Kochend heißer Kaffee floss heraus, und die schlanken Hände des Mannes, mit feinen Härchen und wenigen Pigmentflecken verziert, füllten Zucker und Sahne hinein.

Wieder sah er auf die Uhr.

»Siebenundzwanzigster August 2437«, sagte der Mann und versuchte, an dem heißen Getränk zu nippen.

Dann setzte er sich an den Rand des Sessels und starrte den leeren Visiphonschirm an.

»Immer nur warten. Warten in Raumschiffen. Pausenlos von Planet zu Planet, kreuz und quer durch den Kosmos ...«, seine Stimme verriet eine tiefgehende Bitterkeit.

Dann holte er tief Atem und richtete sich auf.

Vorsichtig, um der heißen Wandung des Bechers nicht zu nahe zu kommen, stellte er die Tasse auf ein Bord und holte aus einem der Regale eine Kassette mit weißem Rücken hervor. Er aktivierte den Visiphonschirm und schob die Kassette in den Schlitz des Projektors, dann trennte er den Schirm von der Bordkommunikation ab und stellte die Verbindung zum Projektor her. Der Schirm füllte sich mit Farben und Bewegungen. Eine schlanke, sehr gut aussehende Frau war zu sehen; langes, dunkelrotes Haar und geschmeidige Bewegungen. Sie ging, gekleidet in einen weißen Hosenanzug, durch einen exotisch anmutenden Garten; es war ihr gemeinsames Heim in Terrania. Hinter einer durchbrochenen Ziermauer, die von wuchernden Pflanzen überwachsen war, sah man das tiefe, strahlende Blau eines Sees. Ein Segel zog vorbei – weißes Dreieck vor den fernen Fronten riesiger Hochbauten.

»Wann war das ... nur einige Tage«, murmelte der Mann.

Sein hageres Gesicht mit der kleinen Narbe am Nasenrücken verzog sich. Dann traten harte Linien um den Mund, zogen sich von der Nase bis zu den Lippen.

»Wir liegen vor Atlas und warten. Fünfunddreißigtausend Schiffe warten auf ein Wunder.«

Der Film lief weiter.

Die Frau blieb stehen, lächelte und drehte sich um. Dann kam sie genau auf die Linsen des Aufnahmegerätes zu. Ein farbiger, dreidimensionaler Film, aufgenommen in den kurzen Stunden vorübergehenden Glücks. Der Mann kam sich vor wie ein Odysseus des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts, dessen Penelope kaum Chancen hatte, ihn jemals wiederzusehen. Immerhin konnte er in gewissen Zeitabständen über Funk mit ihr verkehren.

Der Film endete.

Der Ton des Summers zerschnitt die Ruhe des kleinen Raumes wie eine Säge.

»Ja, herein!«

Die schalldichte Tür schob sich, nachdem der Mann das Gegensprechgerät ausgeschaltet hatte, in die Fugen zurück. Ein schlanker, weißhaariger Mann kam herein und wartete neben der Tür, bis sie mit einem kurzen, harten Geräusch zugefallen war.

»Allein, Perry?«

Perry Rhodan musterte den Arkoniden ruhig und nickte, dann deutete er mit dem Kinn auf die Kaffeemaschine.

»Allein, mit den Geistern der Vergangenheit«, sagte er. »Und obendrein von schlechter Laune geplagt.«

»Ich verstehe.«

Rhodan wartete, bis sich Atlan ebenfalls einen Kaffee zubereitet hatte, dann setzte er sich wieder. Der Arkonide lehnte sich an die Einbauwand und sah mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln auf den Großadministrator herunter.

»Worüber denkst du nach?«, fragte er.

»Über alles, was mir in den letzten Monaten begegnet ist. Rassen, Gefahren, Einsichten und Niederlagen.«

Atlan lachte kurz und trocken.

»Anders ist ein Leben von dieser Länge nicht zu denken, Perry, das weißt du so gut wie ich.«

Rhodan nickte ruhig.

Er sagte mit einer Unsicherheit, die sein wirkliches Gefühl verbarg: »Trotzdem, Atlan. Aber es beruhigt mich etwas, dass Reginald Bull mit dreißigtausend Schiffen vom Sektor Morgenrot rechtzeitig genug hier angekommen ist. Es beruhigt mich auch, dass es Major Rachley gelungen ist, euch alle, die auf dem Planeten Atlas gelandet sind, wieder zu retten. Aber ich sehe für die Zukunft Gefahren von selten gekannten Ausmaßen auf uns zukommen.«

»Perry«, sagte Atlan und blies durch die Lippen; er hatte sich am Kaffee verbrüht, »muss ausgerechnet ich, ein alter Arkonide, dir sagen, wie schnell sich jede Lage ändern kann?«

Sein Gesicht zeigte undurchdringlich, dass er sich meisterhaft beherrschte. Trotzdem stritten auch in ihm ein Anflug von Humor und tiefster Pessimismus. Es schien, als wären die Männer des Imperiums in einer tiefen Krise, die sich in vorübergehenden Anfällen von Resignation äußerten. Zwischen den beiden Männern bestand eine tiefe und echte Freundschaft, aber sie waren alles andere als stets einer Meinung. Nun versuchte Atlan, Perry Rhodan aus dieser mörderischen Stimmung zu reißen.

»Es kann sich verändern, richtig – aber sowohl zum Guten wie auch zum Schlechten. Ich befürchte leider letzteres.«

»Hör zu«, sagte Atlan. »Eine Flotte von fünfunddreißigtausend Schiffen, mit denen Julian Tifflors, umkreist den Planeten mit seinen dreizehn Monden. In knapp einer Stunde wollen wir erneut versuchen, den Paratronschutzschirm aufzuspalten.

Gut – der Schirm ist durch irgendeine neuartige Strukturaufladung in seiner energetischen Erscheinungsform umgeschaltet worden. Aber mit der Kraft dieser riesigen Flotte werden wir es wohl schaffen, zumal wir ja eine Energiestation des Gegners vernichtet haben.«

Rhodan lächelte vorsichtig und trank einen großen Schluck.

»An Bord dieses Schiffes wird von den Physikern von einer so genannten ›Anti-Strukturpolung‹ gesprochen, weißt du das, Atlan?«

Der weißhaarige Arkonide nickte und erwiderte mit ruhiger Stimme: »Der Begriff mag nicht ganz zutreffend sein, aber er drückt aus, was wir schon spüren konnten: Der Schirm bleibt nach wie vor unangreifbar.«

Ein plötzlicher Anflug von Wut erfasste Rhodan.

»Es ist wirklich tragikomisch«, murmelte er zwischen den Zähnen. »Im freien Raum zwischen den beiden Magellanschen Wolken stehen fünfunddreißigtausend Schiffe um ein einziges System. Jedes der Schiffe ist in der Lage, einen Planeten zu verwüsten. Und die gesamte Flotte ist unfähig, diesen Schutzschirm zu zerschlagen. Wir müssen diese Gefahr für die gesamte Menschheit abwenden oder irgendwie stoppen.«

Atlan nickte düster.

Er ging bis in die Mitte des viereckigen Raumes und blieb vor dem Sessel stehen.

»Ein Riesenplanet, Atlas, mit dreizehn planetengroßen Monden, wird von diesem Schirm umgeben. Wenn sich unsere Hoffnungen erfüllen, wird dieser Schirm in fünfundvierzig Minuten nicht mehr existieren, beziehungsweise aufgebrochen sein. Du solltest mit in die Zentrale kommen und dir dieses Schauspiel ansehen. Schließlich hast du es angeordnet, Perry.«

»Ich weiß«, knurrte der Großadministrator. »Ich weiß es, Atlan!«

Atlan sah auf den leeren Schirm, der noch aktiviert war, dann drückte er auf den Schalter des Projektors. Wieder begann die rothaarige Frau durch den Garten zu spazieren, drehte sich um und lächelte. Kam dann auf den Betrachter zu. Rhodan streckte schnell die Hand aus und schaltete die Projektion ab.

»Danke«, sagte er trocken. »Ich kenne die Dame schon.«

Atlan grinste und sah Rhodan in das verlegene Gesicht.

»Du scheinst so etwas wie Heimweh zu haben, Perry, nicht wahr?«

Der Großadministrator nickte.

»Und ich habe ferner die feste Absicht, mit diesen Raumschlachten, mit dem Verteidigen um jeden Preis aufzuhören. Ich weiß nicht, was ich machen werde – aber eines verspreche ich dir.«

Atlan lehnte sich an die Wand. Der Tonfall, in dem Rhodan sprach, hatte ihn endgültig aus der Fassung gebracht.

»Du wirst ja direkt unbeherrscht!«, staunte er.

»Richtig. Ich verspreche dir, dass sich die Situation innerhalb nicht zu langer Zeit völlig ändern wird. Völlig, Atlan! Erinnere dich an meine Worte, hier und heute, im Flaggschiff CREST V laut gesagt.«

»Gern, Perry.«

Dann sagte er leise: »Ich höre die Botschaft, aber der rechte Glaube daran will sich nicht so schnell einstellen.«

Rhodan trank seinen Becher leer und stellte ihn achtlos irgendwo hin.

Dann stand er auf.

»Los!«, sagte er, als Atlan ihn immer noch verwundert anstarrte. »Gehen wir nach oben, in die Kommandozentrale dieses stolzen Schiffes, des fünften dieses Namens. Ich habe vor, mit direktem Dauerbeschuss aus über vierzigtausend Transformkanonen die Kapazität des Schirmes so zu überlasten, dass er sich spaltet oder sich auflöst.«

»Sehr klug«, stimmte Atlan zu. »Was ich so an dir schätze, alter Freund, ist deine Fähigkeit, schnell wieder die Fassung zurückzugewinnen und den alten Galgenhumor anzuwenden. Barbar!«

Rhodan zuckte die Schultern.

»Bleibt mir etwas anderes übrig?«, fragte er rhetorisch.

»Bleibt uns allen etwas anderes übrig?«, fragte Atlan zurück, obwohl er mit keiner Antwort mehr rechnete.

»Nein«, sagte Rhodan trocken.

Sie verließen das System aus einigen kleinen Räumen, das der Großadministrator für seine persönlichen Zwecke an Bord des Flaggschiffes beanspruchte, und bewegten sich über Laufbänder, über schräge Rampen und durch Antigravlifte bis in die Kommandozentrale. Die Männer begrüßten Rhodan, und er blieb stehen und betrachtete das Bild, das die Panoramagalerie zeigte.

»Ich gäbe meinen Zellaktivator darum«, sagte er sehr leise zum Arkoniden, »wieder einmal einen Einsatz zu fliegen, wo man sich auf Pferden, in Schlauchbooten oder auch nur zu Fuß bewegen muss. Immer diese Schiffe. Immer nur Wände aus Stahl ... wer mag das schon?«

Atlan erwiderte grimmig, aber ebenso leise: »Der zehnte nicht, Perry.«

Einer der Männer wandte sich an Rhodan.

»Sir?«

Rhodan drehte sich zu ihm herum und hob fragend die Brauen. Die Daumen hatte er hinter den breiten Gürtel der Bordkombination gehakt und lehnte an dem stählernen Schacht des Antigrav.

»Ja?«

»Sie haben angeordnet, dass genau um zwölf Uhr Normalzeit der konzentrierte Beschuss stattfindet. Ist das richtig, Sir?«

Rhodan nickte schweigend.

»Gut. Sämtliche Feuerleitzentralen sind bereit, haben das Ziel erfasst und werden gleichzeitig zu feuern beginnen. Aber ich muss Sie darauf hinweisen, dass an Bord, hauptsächlich unter den Offizieren der Feuerleitstellen und den Wissenschaftlern, gewisse Bedenken aufgetreten sind.«

Rhodans Gesicht war fast ausdruckslos. Gleichmütig sagte er: »Es sind sicher Gründe, die wir schon kennen, aber reden Sie bitte.«

»Wir ahnen, dass auch dieses Vorhaben scheitern muss. Die Mutanten, Roi Danton und die Männer, die auf Uleb I gelandet waren, wissen sehr genau, dass auf allen dreizehn Monden riesige Kraftwerke und Schaltzentralen stehen.«

»Das alles wissen wir!«, warf Atlan ein, »und trotzdem versuchen wir es noch mal. Wir wollen auch nicht die kleinste Chance unberücksichtigt lassen. Wenn wir uns etwas davon versprechen würden, dass der Schirm mit Steinbrocken aufzuspalten wäre, würden wir auch das versuchen.«

Die Offiziere an den Schaltpulten hatten die Unterhaltung mitangehört, jetzt drehten sie sich wieder um und wandten ihre Aufmerksamkeit den Instrumenten und Skalen zu.

Die Panoramagalerie zeigte die Ausdehnung des Systems und gleichzeitig die Größe des Problems an.

Im Vordergrund schwebte einer der Monde.

Dahinter, als ein blauweißer Ball, mit den charakteristischen Streifenmustern der Wolken verziert wie mit verlaufender weißer Farbe, stand der Planet Atlas. Jenseits des Planeten, rechts und links und über ihm sah man die Sicheln oder Kreisformen der Monde. Und um dieses gesamte System spannte sich wie eine riesige Glocke der Paratronschutzschirm.

Atlan deutete auf den Schirm.

»Nicht alles, was groß und mächtig aussieht«, sagte er, und Rhodan fühlte einen Moment lang mit fast körperlicher Intensität, wie der Arkonide versuchte, sich selbst und allen anderen Mut zuzusprechen, »ist es auch. Viele Dinge scheinen unüberwindbar zu sein, sehr groß und mächtig.

Und binnen Stunden kann sich alles ändern. Wir leben nicht in einem Kosmos der ewigen Konstanz, sondern in einem All, das pausenloser Veränderung unterworfen ist. Das gilt gleichermaßen für Sonnen und Planeten, wie für uns Bewohner von Planeten. Ich bin unbedingt dafür, den Beschuss zu versuchen.«

Rhodan stand gelassen vor den Schirmen und den Schaltpulten. Der feine Luftstrom, der aus einem Exhaustor kam und durch den Raum strich, traf ihn von der Seite. Irgendwo hämmerte ein Schreibgerät wie eine Maschinenwaffe.

»Es bleibt dabei«, sagte der Großadministrator. »Wir beschießen pünktlich um zwölf Uhr den Paratronschutzschirm.«

Dreißig volle Minuten lang vergewisserten sich die Männer, dass sämtliche Transformgeschütze auf eine einzige Stelle des Schirms konzentriert waren.

Dann begann das Bombardement.

Ein Schauspiel ersten Ranges. Ein Spektakel, das undenkbar war ohne die hochentwickelte terranische Waffentechnik und ohne den Widerstand des planetaren und lunaren Schutzschirmes. Ein Höllenlärm brach los, als sich vierzigtausend Geschütze in derselben Sekunde entluden; die Schiffszellen bebten, die Gläser der Instrumentenabdeckungen begannen zu klirren, und durch den Terkonitstahl gingen die Vibrationen. Visiphonschirme zersprangen und Becher rutschten langsam von den Pulten und krachten zu Boden. Sämtliche Panoramagalerien der Schiffe und alle zugeschalteten Visiphonschirme zeigten das gleiche Bild:

Farben ... Bewegung ... Chaos energetischer Natur.

Dort, wo die Transformbomben zündeten, entstanden weißglühende, trotz der Filter in den Augen schmerzende Entladungen. Grelle Blitze, ultrahelle Farben und schlauchartige Formen, die sich umeinander wanden wie seltene Fische oder Schlangen, entfesselte Atomenergien, die in den Hyperraum abgeleitet wurden. Lautlos stürmte eine Energie, die eine Sonne hätte detonieren lassen können, gegen den Schirm an und wurde von ihm reflektiert und zurückgeschmettert.

Abnorme energetische Kräfte und die strukturelle Fremdartigkeit des Schirms kollidierten.

Die farbigen, nie gesehenen Schläuche der Energie strahlten in den Hyperraum zurück, und an der Stelle, an der eben eine zweite Sonne innerhalb dieses Systems entstanden war, wurde es langsam dunkler, die Flammen verflüssigten sich und verschwanden. Die Dunkelheit des Alls griff wieder nach diesem Bezirk und nahm alles in ihren Schutz.

Es war sinnlos.

Rhodan war mit einigen Schritten am Pult des Kommandanten, drückte einige Tasten hinein und schrie in das Mikrophon: »Feuer einstellen – es ist sinnlos!«

Augenblicklich reagierten die qualifizierten Männer in den Feuerleitzentralen.