Nr. 465
Ein Steckbrief für die MARCO POLO
Die Expedition der achttausend in Gefahr – ein Versteck wird zur Todesfalle
von HANS KNEIFEL
Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende Januar 3438. Somit ist seit dem Aufbruch der MARCO POLO nach NGC 4594 geraume Zeit vergangen, doch weder Perry Rhodan, Regierungschef der Terraner, noch Ovaron, Ganjo des Volkes der in NGC 4594 beheimateten Ganjasen, hat bisher die sich selbst gestellten Probleme eindeutig lösen können.
Für Perry Rhodan ist es nach wie vor unklar, ob oder in welcher Form die Takerer, die alten Feinde der Ganjasen, die Invasion der terranischen Galaxis betreiben. Und Ovaron, inzwischen wenigstens von den Moritatoren als rechtmäßiger Ganjo anerkannt, weiß immer noch nicht, was aus den Ganjasen, die er vor 200.000 Jahren verließ, geworden ist.
Der Großadministrator und der Ganjo sind also gezwungen, ihre Recherchen fortzusetzen, soweit dies in ihrer Macht steht und soweit es die Takerer, die Gruelfin beherrschen, zulassen.
Bisher war es den Schiffsführern der MARCO POLO immer wieder gelungen, den Flotten der Takerer ein Schnippchen zu schlagen und im Linearraum oder im Ortungsschutz einer Sonne jeden Verfolger abzuschütteln.
Nach der Flucht aus dem Leykeo-System, wo das Team der Siganesen dem falschen Ganjo einen Strich durch die Rechnung machte, wird die Situation für das Terranerschiff jedoch prekär. Die Takerer bleiben selbst im Linearraum der MARCO POLO dicht auf den Fersen. Gegnerische Flottenverbände beginnen ein Einkugelungsmanöver – und ein Flottenchef erlässt einen galaxisweiten STECKBRIEF FÜR DIE MARCO POLO ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator flüchtet sich in trügerische Sicherheit.
Ovaron – Herrscher über ein Volk, das bisher unauffindbar ist.
Joaquin Manuel Cascal – Der Oberst sorgt für Ordnung und für Vegetation.
Geoffry Abel Waringer – Chefwissenschaftler an Bord der MARCO POLO.
Admiral Maschyleen – Ein Flottenchef erlässt einen galaktischen Steckbrief.
Oberst Elas Korom-Khan – Emotionaut und Kommandant der MARCO POLO.
Schekret – Ein Takerer beobachtet das Schiff der Fremden.
1.
Perry Rhodan floh.
Die MARCO POLO raste in höchster Fahrt durch den Raum, der breit gefächerten Flotte der angreifenden Takerer entgegen. An Bord herrschte Hochspannung – sämtliche Mannschaften befanden sich an ihren Plätzen. Die Beiboote waren in den Hangars, sämtliche Stationen waren bemannt.
Rhodan saß in seinem Kontursessel, schräg hinter dem Pult des Emotionauten.
Der Großadministrator hatte schnell reagiert und seine Befehle gegeben. Die drei Emotionauten reagierten noch schneller und jagten die MARCO POLO in einem gewundenen Kurs auf das Zentrum der takerischen Flotte zu. Der Abwehrring formierte sich sehr schnell, ja, fast zu schnell, verglich man die bisherigen Flottenmanöver der Takerer damit.
»Sir?«
Rhodan blickte auf den Interkom.
»Ja? Was ist los?«
Im Augenblick sah sich niemand gefährdet.
»Die takerische Flotte operiert fast beängstigend schnell.«
Der Großadministrator blickte auf die Nebenschirme und sah die stark leuchtenden Echos auf der Bildscheibe. Dann sagte er: »Wir werden uns einen Weg freischießen, aber auf ganz besondere Art.«
Er gab eine Reihe von Anordnungen heraus; die Folge davon war, dass in der Feuerleitzentrale einige Regler gezogen und kleine rote Schalter herumgelegt wurden. Fünf Transformgeschütze schoben sich aus den Führungsblöcken.
Der rasende Flug ging weiter.
Achttausend Besatzungsmitglieder, die teilweise in den Beibooten, zum anderen Teil in den Räumen des Trägerschiffes warteten, sahen auf den eingeschalteten Schirmen die Bilder der Flotte. Eine elliptische Form breitete sich vor den Sternen aus, bestehend aus kleinen, stechend gelben Punkten, die hinter sich die Linien herzogen, die durch ihre Ortsveränderungen entstanden waren.
Die beiden spitzen Enden des Ellipsoids wölbten sich nach vorn; das Manöver war bekannt, aber gefährlich; die auseinandergezogenen Enden der sichelförmigen Anordnung konnten wesentlich schneller manövrieren.
Rhodan sah auf die Uhr und nickte.
»Auf Planquadrat Alpha in genau fünf Sekunden einen Ring feuern. Nicht auf die Schiffe zielen!«
»Verstanden!«
Die Besatzung hielt den Atem an.
Annähernd lichtschnell raste die MARCO POLO auf die dichteste Schiffsmassierung zu. Vier Sekunden verstrichen. Dann erschien links vom Zentrum innerhalb von zwei Sekunden ein Ring künstlicher Sonnen, die MARCO POLO führte einen schnellen Schwenk durch und flog in einer reichlich engen Kurve auf das Zentrum der strahlenden Feuerbälle zu.
»Fabelhaft!«, sagte jemand aus dem Hintergrund.
»Viele Hunde sind des Hasen Tod!«, sagte ein anderer.
Die gegnerischen Schiffe wichen aus der unmittelbaren Zone der sonnenhellen Glut, und rasend schnell flog die MARCO POLO ins Zentrum des Ringes hinein. Sie kam nie aus dem anderen Ende des kurzen Stückes Tunnel heraus – sie ging in den Linearraum.
»Geschafft!«, sagte Rhodan trocken.
»Ausgezeichnet.«
Die Nerven der Männer entspannten sich.
Nachdem die sechs Siganesen wieder durch ihren Minitransmitter an Bord der MARCO POLO zurückgekommen waren, hatte sich der Transmitter auf dem Planeten selbst vernichtet. Die Menschen – oder besser Menschlein –, die den falschen Ganjo zu einer lächerlichen Figur gemacht hatten, konnten den ersten Versuch der Takerer, den falschen Ganjo einzusetzen, vereiteln. Das war ein ausgezeichneter Erfolg für Ovaron, aber kein Erfolg für Rhodan. Er dachte noch immer, und von Tag zu Tag dachte er mehr und intensiver daran, dass er die Invasionsflotte finden musste. Falls es sie gab. Aber er musste auch die letzten Unsicherheiten ausräumen.
Die MARCO POLO, vom Planeten Oldon gestartet, besaß ein Geheimnis, das für Ovaron irgendwann ein ausgezeichnetes Beweismittel abgeben konnte.
Sie hatten die Individualdaten des falschen Ganjos angemessen und aufgezeichnet. Diese Daten waren mit Harl Dephin und seinen Thunderbolts in die MARCO POLO gebracht worden. Rhodan sah sich jetzt langsam und nachdenklich in der Hauptzentrale um und stand auf.
»Wir sind in Sicherheit!«, sagte er halblaut.
Die Strapazen der letzten Tage und Wochen waren vorüber, das Schiff war in einem erstklassigen Zustand. Die Flucht in den Linearraum gab den Männern ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit.
Ovaron stand plötzlich hinter Rhodan.
»Wir haben es wieder einmal geschafft«, sagte er bedächtig. »Glücklicherweise.«
Rhodan lächelte ihm zu.
»Trotzdem brennt mir die Zeit auf den Nägeln, Ovaron.«
Ovaron senkte den Kopf.
»Ich verstehe. Den meisten Gewinn vom Flug der achttausend habe bisher ich gehabt – beziehungsweise die Ganjasen.«
Rhodan hatte seinen Kurs festgelegt; endlich konnte er wieder daran denken, sich in seine Kabine zurückzuziehen und die Unmenge von Material zu sichten, die sich aufgetürmt hatte.
»Ja, das ist richtig. Sie hatten mehr davon. Aber ich muss nun darauf dringen, dass wir in den nächsten Tagen mit allen Kräften nach der Invasionsflotte suchen!«
»Ich ... ich würde Ihnen gern helfen.«
Rhodan hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. Dann murmelte er: »Ich brauche Unterlagen, Beweise – oder Gegenbeweise. Ich brauche jedenfalls etwas, das mir die Gewissheit gibt. Entweder planen die Takerer eine Invasion, oder sie planen sie nicht. In jedem Fall brauche ich Gewissheit!«
Sie hatten auf diesem Flug zusammen eine Menge von Abenteuern erlebt, die sie, wie alle Männer dieses Schiffes, einander nähergebracht hatten. Trotzdem blieben die Umstände bestehen: Jeder der beiden Männer, Ovaron, der Ganjo und Rhodan, der Großadministrator, hatten ihre eigenen Probleme, die sie stellvertretend für ihr Volk, ihre Rasse zu lösen hatten. Rhodan für die Menschen der heimatlichen Galaxis, Ovaron für die Ganjasen.
»Ruhen wir uns erst einmal kurz aus!«, schlug Ovaron vor.
»Meinetwegen«, sagte Rhodan. »Jeder hat es nötig. Immerhin haben wir die Individualdaten des falschen Ganjos.«
»Eine hervorragende Aktion!«, bestätigte Ovaron.
»Die uns sonst nicht viel eingebracht hat«, konterte Perry. »Für die Interessen der Terraner war es ein relativ nutzloses Unternehmen.«
Sie bewegten sich langsam, nebeneinander gehend, auf den Liftschacht zu.
»Das will ich nicht unbedingt sagen«, antwortete Ovaron nachdenklich.
»Nein? Warum nicht?«
Der Ganjo drehte sich noch einmal um und sah die Männer in der Hauptzentrale an.
»Wenn es mir als Ganjo gelingen sollte, ein riesiges Reich zu einigen, dann dürfte das auch für die Terraner kein Nachteil sein«, sagte Ovaron.
»Das nützt uns herzlich wenig, wenn uns vorher die Takerer überfallen haben«, sagte Rhodan.
»Es wird also ein Wettlauf!«
»Das, fürchte ich«, erwiderte Rhodan, »wird es sicher. Der Wettlauf zwischen dem Versuch, dieses riesige Sternimperium zu einigen, und der Auffindung der Invasionsflotte.«
Ovaron fragte: »Wer gewinnt?«
Rhodan zog fragend die Brauen hoch.
»Ich weiß es nicht.«
Das Schiff – die beiden Männer spürten es förmlich – war in Sicherheit. Der Linearraum, in dem sie nicht verfolgt werden konnten, hatte sie aufgenommen, und bis zum Erreichen des Zielgebietes waren sie beruhigt und konnten sich allen anderen Arbeiten widmen. Einige Summtöne waren zu hören, Stimmen und Gelächter. Die Minuten der Gefahr waren vorbei.
Scheinbar ...
Joaquin Manuel Cascal, Claudia und Takvorian, der Pferdemutant, befanden sich in einem Magazinraum des Beibootes. Vor einigen Minuten war das Schiff in den Linearraum gesprungen – die Arbeiten konnten an der Stelle fortgeführt werden, an der sie aufgehört hatten. Die Werkstattabteilung des Leichten Kreuzers hatte sich der ungewohnten Aufgabe mit jenem Maß an Freude unterzogen, das jeweils dann zu beobachten war, wenn ein Auftrag möglichst weit von der Routine abwich.
Dieser Auftrag wich von der Routine um mehrere Lichtjahre ab.
»Ich bin überzeugt, Sie bringen es fertig, und kleiden auch noch die CMP-21 neu ein, Joak!«, sagte Claudia staunend, lehnte sich an eine stählerne Röhre und betrachtete kopfschüttelnd Takvorian.
Cascal erwiderte ernsthaft: »Das war schon lange fällig. Es lag förmlich in der Luft, finden Sie nicht auch, Mayer Zwei?«
Der Leiter der Werkstattabteilung, nebenbei Waffenoffizier, nickte und grinste breit.
»Halten Sie sich ruhig, Takvorian«, sagte er dann. »Wir sind hier nicht beim Derby!«
Takvorian akzeptierte die raue Freundschaft der Terraner; er hatte längst erkannt, dass die dummen Bemerkungen über sein Aussehen nichts anderes waren als versteckte Freundschaftsbeweise.
»Soll ich etwa vor Freude wiehern, nur weil Sie sich krummlachen?«, fragte er und schlug mit seinem prächtigen Schweif eine Acht.
»Sie sollen sich ruhig verhalten! Ich bin kein Modeschöpfer!«, schrie Mayer.
Der Anblick war phantastisch, aber keineswegs so lustig, wie es schien. Der Hintergrund war sehr ernst. Für Takvorian konnte er lebensrettend wirken.
»Prächtig!«, sagte Mayer Zwei.
»Ich fühle mich auch nicht anders«, sagte Takvorian.
Man hatte die letzten Wochen damit verbracht, für Takvorian einen Kampfanzug zu schneidern. Allerdings war »schneidern« nicht das richtige Wort dafür – man hatte ihn förmlich montiert. Wasserdichtes, metallverstärktes Gewebe war zugeschnitten und an den Rändern mit dicken Stämmen und magnetischen Verschlüssen aneinandergeschweißt worden. Die Gelenke waren biegsam, und in breiten Fächern steckten die winzigen Aggregate, die Takvorian all das ermöglichten, was ein terranischer Kampfanzug an Defensivmöglichkeiten bot.
Takvorian bewegte sich vorsichtig in dem Anzug.
»Ist die Qualität dieser Rüstung mit der von terranischen Kampfanzügen zu vergleichen?«, fragte er zurückhaltend.
»Wollen Sie mich beleidigen?«, fragte Mayer Zwei zurück.
»Keineswegs. Ich fragte nur.«
Fast genießerisch fuhr Mayer über die breiten Nähte, die rechteckigen Taschen und die Stiefel, die ein kleines Meisterstück waren. Er betastete die Gelenke des Anzugs und schloss dann das Futteral für den Pferdeschwanz.
»Sie können damit alles machen, was auch ein Terraner kann«, sagte Mayer.
»Wie kann ich Ihnen danken?«, erkundigte sich Takvorian.
Mayer grinste.
»Überhaupt nicht«, sagte er. »Ich habe die Muster aufgehoben. Sie bekommen in den nächsten Wochen noch einen leichten Kampfanzug dazu.«
Cascal ging langsam zurück und blieb neben der Bordärztin stehen.
»Gefällt es Ihnen, Claudia?«, fragte er.
»Ich bin beeindruckt«, sagte Claudia und lächelte ihn kurz an.
Die Männer der Werkstattmannschaft, alle hochqualifizierte Spezialisten, die so gut wie jede Maschine und jedes Aggregat an Bord reparieren konnten, hatten sich einen Scherz gestattet. Der Anzug war, ohne dass er etwas von seiner lebenserhaltenden Qualität verloren hatte, mit hitzefesten Lackfarben geschmückt worden.
Bunte Muster, geometrisch und verschlungen, blumenstängelartig und mit starken Jugendstilanklängen, zogen sich entlang der Flanken, des Oberkörpers und der übrigen Flächen. Sie bildeten auf der anderen Seite, spiegelbildlich verkehrt, das gleiche Muster in anderen Farben. Takvorians Anzug war das farbenprächtigste technische Aggregat innerhalb der MARCO POLO. Es stand zu befürchten, dass ein solches Beispiel bald Schule machen würde.
»Man kann auch beeindruckt sein«, sagte Takvorian.
Er verschränkte die Finger ineinander und drückte die Handschuhe fester an, dann klappte er probeweise den Helm nach vorn und verschloss ihn. Die Innensysteme begannen zu arbeiten. Dort, wo der menschliche Oberkörper und der Pferdeleib ineinander übergingen, war ein breiter Gürtel mit sorgfältig eingearbeiteten Schaltelementen. Takvorian griff nach den Knöpfen und drückte einige von ihnen.
Nach zwei Sekunden wurde der Kampfanzug grau, verfärbte sich ein zweites Mal und blieb dann in einer angenehmen, dunkelbraunen Farbe, wie polierte Kastanien.
Takvorian öffnete den Helm, nachdem er den gleichen Schalter in die andere Richtung gekippt hatte.
Die alten Farben kehrten zurück.
»Bunt bin ich schöner!«, erklärte Takvorian.
»So gefallen Sie mir auch besser«, sagte Cascal. »Mayer Zwei, Sie haben sich selbst übertroffen. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Werkstattmannschaft meine ehrliche Bewunderung genießt.«
Mayer Zwei nickte und sagte kurz: »Verbindlichsten Dank, Sir. Darf ich Sie etwas fragen?«
»Alles, was ich Ihnen beantworten kann«, sagte Cascal und zündete sich langsam eine Zigarette an. Zwei Männer erklärten dem Pferdemutanten, wie er schnell in seinen Anzug schlüpfen und ihn schnell wieder ablegen konnte. Sie übten mit ihm systematisch die Handgriffe ein.
»Was ist jetzt geplant?«
Cascal breitete die Arme kurz aus und sagte: »Ich werde jetzt mit der Bordärztin einen Kaffee trinken gehen, dann werden wir versuchen, mit Ovaron und Rhodan zu sprechen. Ich möchte mich auf unsere nächsten Aufgaben einrichten können.«
Mayer fragte: »Sie wissen also nicht, was Rhodan jetzt vorhat, wohin der Flug zielt?«
»Nein«, sagte Cascal. »Wirklich nicht. Leider. Aber ich weiß etwas anderes.«
»Ja?«
Takvorian zog sich gerade zum vierten Mal seinen Anzug aus und schlenkerte nervös mit den Armen.
»Ich weiß einen neuen Namen für Takvorian.«
»Wie schön!«, sagte Takvorian. »Einen terranischen Namen?«
»So ähnlich. Wie finden Sie Pop-Zentaur?«
»Zentaur ... das ist eine Figur aus der terranischen Sagenwelt, beziehungsweise wurde später festgestellt, dass es diese Wesen wirklich gegeben hat. Pop ist die Bezeichnung für populäre Kunst, bezieht sich also auf die Farbenpracht meines Anzugs.«
Claudia fragte irritiert: »Sie finden diese Bezeichnung, diesen typisch Cascalschen Namen schön, Takkie?«
»So ist es!«, versicherte der Pferdemutant.
Dann wiederholte er verträumt: »Pop-Zentaur! Wunderbar!«
Als Cascal an der Seite Claudias den kleinen Werkstattraum verließ, hörte er hinter sich unterdrücktes Gelächter. Als er den Schleusenraum passierte, war das Lachen schon lauter geworden. Und als sich das Schott schloss, dröhnte das Gelächter der terranischen Besatzung auf. Takvorians helles Gelächter war deutlich herauszuhören.
»Ihnen fällt wirklich nur Unfug ein«, sagte Claudia vorwurfsvoll.
»Mir fallen meist noch ganz andere Dinge ein«, sagte Cascal. »Aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass ich hier an diesem Posten vollkommen falsch eingesetzt bin. Es ehrt mich zwar ungeheuer, aber gleichzeitig frustriert es mich.«
»Was wollen Sie wirklich?«, fragte sie später, als sie in der kleinen Messe saßen und Kaffee tranken.
»Mit meinem alten Schiff, der OVERLUCK, spannende kleine Flüge unternehmen. Wenn Sie meine Mannschaft kennen würden ...«
Claudia rührte in der Tasse.
»Ist sicher eine Damenriege, nicht wahr?«
Cascals Augen funkelten, als er fragte: »Eifersüchtig, wie?«
»Keineswegs«, sagte Claudia angriffslustig. »Ich kenne meine Qualitäten.«
»Leider kenne ich sie nicht.« Cascal drückte seine Zigarette aus. »Ohne Scherz: Es ist eine der besten Mannschaften, die es gibt.«
Die eingeschleusten Beiboote waren in den Hangars verankert. Längst hatte man das Boot, in dem sich sechstausend Moritatoren in Sicherheit gebracht hatten, repariert und wieder an seinen alten Platz zurückgebracht. Im Augenblick gingen an vielen Teilen des riesigen Schiffes Mannschaften an die Arbeit, um die ermittelten Daten aus dem vernichteten Archivplaneten in die Bordpositroniken einzuspeisen.
Diese Arbeit würde, obwohl inzwischen ein Verfahren der Programmierung neu entwickelt worden war, noch weitere Wochen dauern. Teilweise waren bereits die Leichten Kreuzer mit dem neuen Wissen – natürlich nur, soweit es Sternkarten und kosmologische Zusammenhänge betraf – versorgt worden; die Korvetten würden folgen.
Seit einer halben Stunde herrschte Ruhe im Schiff.