Nr. 469
Der Tod fliegt mit
Der Ganjo greift ein – er kämpft für seine terranischen Freunde
von H. G. EWERS
Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Anfang Februar des Jahres 3438.
Während Perry Rhodan mit der MARCO POLO und dem Team der Achttausend die Galaxis NGC 4594 oder Gruelfin durchstreift, um eindeutige Beweise für eine drohende Cappin-Invasion zu finden, ist auf einem abgelegenen Planeten, nur 37.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, längst etwas geschehen, das im Sinne der Menschheit als schicksalhaft und entscheidend anzusehen ist.
Genaugenommen begann die ganze Sache im Jahr 3117. Die DOLDA, ein Freihändlerschiff, geriet in Raumnot. Alle Besatzungsmitglieder starben an einer unbekannten Seuche – bis auf Balton Wyt, den Kapitän und Eigner der DOLDA. Balton Wyt überlebte mit Hilfe der Stadt, eines alten ganjasischen Stützpunktes, auf der Welt der singenden Blumen sogar 321 Jahre, ohne zu altern. Und als die Takerer sich auf seinem Asylplaneten häuslich einzurichten begannen, gab er Alarm.
Die nachfolgende Aktion der Stadt führte dann zur Abwendung der akuten Gefahr aus Gruelfin. – Doch blenden wir um zu Perry Rhodan. Der Großadministrator, dessen Schiff noch immer in Gruelfin auf dem Planeten Leffa festliegt, hat inzwischen genügend Anhaltspunkte, um zu wissen, auf welche Weise die takerische Invasion der Milchstraße vor sich gehen soll.
Die MARCO POLO muss Leffa daher schnellstens verlassen, wenn nicht noch mehr kostbare Zeit verlorengehen soll. Perry Rhodan wagt den Ausbruch – und DER TOD FLIEGT MIT ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator wartet auf die Chance zum Start.
Ovaron – Der Ganjo wartet auf die Chance zur Pedotransferierung.
Schekret – Regierender Direktor von Leffa.
Eschno und Holanet – Schekrets Vertraute.
Ras Tschubai und Gucky – Die Teleporter bringen den Tod an Bord der MARCO POLO.
Professor Bhang Paczek – Ein Terraner in der Gewalt der Takerer.
Der da kennt den Steg, behütet den Freund: Es gehe Engidu vor dir her, gesehn hat er den Weg, befahren die Straße, er kennt des Waldes Zugänge, all die bösen Anschläge Chumbabas! Schon früher hat er bewahrt den Gefährten; seine Augen sind erleuchtet, er wird dich beschützen!
Aus dem Gilgamesch-Epos (Terra);
Dritte Tafel, I 5 u. 251–256
1.
Das Energiefeuer brach schlagartig ab. Die Strukturrisse erloschen.
Neben mir stöhnten einige Männer. Sie hatten wohl gehofft, mit dem letzten Feuerschlag das Schiff der Fremden zumindest beschädigen oder zur Flucht zwingen zu können.
Ich verzog das Gesicht.
Diese Hoffnungen hatte ich längst aufgegeben, nachdem bereits der erste massierte Beschuss ergebnislos geblieben war.
Das gewaltige Raumschiff der Fremden stand unerschüttert auf der Ianen-Insel inmitten des Sees. Der Anführer der Besatzung, der sich Perry Rhodan nannte, hielt noch immer alle Trümpfe in der Hand.
Aber nicht mehr lange, wie ich hoffte.
Einmal musste er Leffa wieder verlassen, und sobald er weit genug von unserem Planeten entfernt war, würden unsere Initialdopplerkanonen ihn mitsamt seinem Schiff vernichten. Er war schlau genug gewesen, um in direktem Anflug und mit einer Gewaltlandung herunterzukommen und dadurch einen wirkungsvollen Beschuss zu vermeiden. Wir hatten unsere schwersten Waffen nicht einsetzen können, weil das gleichzeitig die Existenz des Planeten gefährdet hätte. Leffa war viel zu wichtig für das Takerische Reich, als dass ich Beschädigungen der Produktionsanlagen riskieren konnte.
Aber diese Bedenken würden nicht mehr gelten, sobald die Fremden den Planeten verließen. Sie waren in Not gewesen, sonst hätten sie eine Landung überhaupt nicht gewagt. Wir wussten inzwischen aus Beobachtungen, dass das Schiff große Mengen Frischwasser aus dem See übernommen hatte. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, wie ein so großes Raumschiff plötzlich unter Wassermangel leidet, so dass es die Vernichtung riskiert, um Nachschub aufnehmen zu können.
Nur eine Tatsache bereitete mir große Sorge.
Die Terraner, wie sie sich nennen, haben mit Desintegrationsstrahlern eine Tiefenbohrung im Mittelpunkt der Ianen-Insel angebracht und dort Bomben gelagert, die bei einer Zündung den Planeten Leffa nicht nur in unlöschbares Atomfeuer hüllen, sondern außerdem in Stücke reißen können.
Der Anführer der Terraner war unverschämt genug, diese Arbeiten und das Vernichtungsmaterial mittels einer Funksonde direkt in mein Hauptquartier übertragen zu lassen.
Anschließend hatte er damit gedroht, alle Vernichtungswaffen zu zünden, wenn wir sein Schiff nicht unbehelligt starten und verschwinden ließen. Verhielten wir uns jedoch passiv, würde er die im Schacht gelagerten Bomben mit Hilfe einer fernfunktechnisch aktivierbaren Spezialvorrichtung in sich zerfallen lassen.
Für wie naiv hält er uns eigentlich?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass er seine Zusicherung einhält, auch wenn er nicht weiß, von welcher Bedeutung Leffa für unsere Pläne hinsichtlich der terranischen Galaxis ist.
»Schekret ...?«
Ich war zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt gewesen, um den Mann an seiner Stimme zu erkennen. Ich wusste nur, dass es einer meiner Vertrauten sein musste, denn jeder andere hätte mich mit meinem Titel und nicht mit dem Namen angesprochen.
Langsam wandte ich den Kopf.
Links hinter meinem Sessel stand Eschno, mein Zweiter Sekretär und der Direktor des Regionalen Sicherheitskomitees, ein tüchtiger und ergebener Mitarbeiter.
Ich sah ihn fragend an.
»Dürfte ich Sie einen Moment sprechen, Schekret?«, fragte er. »Nicht hier«, fügte er mit einem Seitenblick auf die acht Männer der Feuerleitstelle hinzu.
Ich stand auf.
»Kommen Sie mit, Eschno. Wir gehen in Ihr Arbeitszimmer.«
Wir verließen die Feuerleitstelle und die ratlosen Männer, die voller Erbitterung auf das feindliche Schiff starrten und ihrer Enttäuschung in gemurmelten Verwünschungen Ausdruck gaben.
Eschno besaß im achtzigsten Stockwerk unserer Verteidigungszentrale eine Zimmerflucht, bestehend aus einem Raum für Verwaltungsarbeit, einem anderen Raum mit Kommandopulten und einem karg eingerichteten Wohnraum mit einer alten und harten Liege, auf der er zu schlafen pflegte, wenn er bis in die Nacht hinein gearbeitet hatte.
Der einzige Luxus des Wohnraums war ein großes Seewasser-Aquarium, in dem Eschno sieben leuchtende Paquas hielt, handspannengroße Meeresechsen, die meistens faul auf den auf dem Wasser ragenden Miniaturklippen lagen.
Als wir eintraten, reckten sie die hässlichen Köpfe in unsere Richtung, rissen die Mäuler auf und gaben seltsam knarrende Laute von sich. Eschno behauptete, sie würden ihn erkennen und das Knarren sei ihre Begrüßung. Ich war davon überzeugt, dass die Tiere viel zu dumm dafür seien. Aber ich sagte es Eschno nicht. Eine kleine Narrheit muss jeder Mann haben, der auf einem verantwortungsvollen Posten sitzt.
Diesmal beachtete Eschno die Echsen kaum. Er vergaß sogar, ihnen aus der immer bereitstehenden Schale rohe Fleischbrocken zuzuwerfen, wie er es sonst zu tun pflegte.
Ich schloss daraus, dass ihn ein Problem stark beschäftigte.
Er wartete, bis ich mich in dem einzigen Sessel niedergelassen hatte, dem einzigen modernen Möbelstück seiner Wohnkammer. Dann setzte er sich auf den Rand der Liege. Seine Finger zitterten leicht, als er mich ansah, und in seinen Augen war etwas Gehetztes.
»Terraner sind in der Stadt«, flüsterte er.
Beinahe hätte ich über seine Behauptung gelacht. Doch ich kannte ihn zu gut, um zu glauben, er wäre das Opfer eigener Hirngespinste geworden.
So wartete ich lediglich ab.
Nach einiger Zeit schluckte Eschno krampfhaft. Sein Blick wurde wieder klar.
»Produktionsabteilung VI-B meldete das Auftauchen eines schwarzhäutigen Lebewesens in einer Art Raumanzug. Das Wesen stand plötzlich an Band 338, sah sich um und paralysierte zwei Kontrolleure, die es gefangen nehmen wollten. Dann löste es sich in Luft auf.«
Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte. Es hatte schon vor einigen Tagen mehrere rätselhafte Vorfälle in der Stadt gegeben, aber keinen so eindeutigen Hinweis.
»Sie haben die Aussagen überprüft?«, fragte ich und wusste im gleichen Augenblick, dass diese Frage unnötig gewesen war. Eschno arbeitete gründlich.
Er ballte die Fäuste und schlug sie auf seine Knie.
»Selbstverständlich, Schekret. Es gibt kaum noch einen Zweifel an der Tatsache, dass der Fremde ein Terraner war und die Fähigkeit der Teleportation besitzt.«
In meinem Gehirn schien ein Relais zu klicken. Eine Idee kam, aber ich stellte sie vorläufig zurück. Bevor ich sie auswertete, mussten wir mehr über die Absichten der terranischen Eindringlinge wissen – und über die besonderen Fähigkeiten, mit deren Hilfe sie aus ihrem Schiff in unsere Stadt eindrangen.
»Setzen Sie einige erfahrene Pedopoler ein«, befahl ich meinem Zweiten Sekretär, »und lassen Sie einen Eindringling übernehmen.«
»Also keine Parafallen?«, fragte Eschno.
Ich winkte ab.
»Auf keinen Fall. Wir brauchen mehr Informationen über die Parafähigkeiten der Terraner. Ich nehme an, dass es sich bei ihnen um einige wenige Mutationen handelt. Solche Entwicklungen kommen in strahlenverseuchten Gebieten immer wieder vor.«
Eschno wartete ungeduldig, bis ich mich erhoben hatte. Er ist ein ungewöhnlich diensteifriger Mann, aber niemals verstößt er gegen die Regeln der Höflichkeit.
Ich hatte mich gerade abgewandt, als hinter mir ein Poltern und dann ein Aufschrei ertönte.
Sofort fuhr ich herum.
Was ich sah, verschlug mir einen Moment lang den Atem.
Eschno war von der Liege gefallen und rappelte sich soeben wieder auf, und hinter ihm, auf dem äußeren Rand der Liege kämpften zwei seltsame Lebewesen um ihr Gleichgewicht.
Das eine Lebewesen war zweifellos humanoid, konnte jedoch kein Terraner sein, denn es war erheblich kleiner als die Terraner, die ich bisher gesehen hatte. Außerdem besaß es eine goldbraun schimmernde Haut und grünes Haar, das auf dem Kopf zu vielen kleinen Zöpfen geflochten war. Etwas später bemerkte ich, dass es silberfarbene Fingernägel und Zähne hatte.
Das andere Lebewesen war ein Tier, nicht viel größer als der Grünhaarige, aber von bedeutend größerem Leibesumfang, fellbedecktem Schädel und mit einem platten langen Schwanz, der aus einer Öffnung seiner Kombination ragte.
Eschno griff nach dem Lähmstrahler in seinem Gürtelhalfter, während ich ruhig stehenblieb und die Eindringlinge musterte. Ich hatte gelernt, dass man oft mehr erreicht, wenn man nicht gleich schießt.
Doch bevor ich Eschno zurückrufen konnte, hatte er die Waffe in Anschlag gebracht. Plötzlich aber entglitt sie seinen Fingern und schwebte zur Decke empor.
Das Tier in der Raumkombination öffnete den Rachen. Ich sah einen einzigen großen weißen Zahn. Dann schloss es den Rachen wieder, bewegte die Lippen und sagte in einwandfreiem Neu-Gruelfin: »Sie sind also Schekret. Hm! Es tut mir leid, dass wir etwas ungestüm ankamen, alter Mann.«
Der Lähmstrahler Eschnos beschrieb unter der Zimmerdecke einen Bogen und schwebte in die Hand des zweiten Wesens, das, wie ich erst jetzt bemerkte, eine unterarmlange grüne Statuette von eigenartiger Form unter dem Arm trug.
»Eigentlich wollten wir nicht stören«, erklärte der Grünhaarige und verzog die Lippen, was offenbar Heiterkeit ausdrücken sollte. Er nahm Eschnos Lähmstrahler und warf ihn lässig auf die Liege hinter sich. »Was meinst du, Gucky, sollen wir ihn auf die MARCO POLO einladen?«
Mit MARCO POLO schien er das terranische Schiff zu meinen.
Das Tier zeigte erneut seinen einzigen großen Zahn. Wahrscheinlich lächelte es auf diese Art und Weise. Ich vermutete, dass seine Intelligenzstufe ziemlich hoch war.
Eschno stieß einen gurgelnden Laut aus und wandte sich um. Er wollte wohl die Alarmanlage betätigen. Anscheinend schätzte er die Parafähigkeiten dieses Tieres immer noch nicht richtig ein.
Er kam nicht weit.
Plötzlich schwebte er bis an die Decke, kurvte durchs Zimmer und sank in das große Aquarium der Paquas. Er tauchte unter und kam prustend wieder hoch. Die Paquas stürzten sich in das aufgewühlte Wasser, kletterten auf Eschnos Schultern und Kopf und leckten ihn mit ihren schleimigen Zungen ab.
»Wer anderen heimleuchten will, geht selber baden«, verkündete das Tier mit dem Namen Gucky. »Komm, Patulli, wir haben wichtigere Dinge zu erledigen, als uns von Schekret anstarren zu lassen und Eschno beim Baden zuzusehen.«
»Vielleicht sehen wir uns einmal wieder«, sagte der Zwerg zu mir. Er sprach ebenfalls ein reines Neu-Gruelfin.
»Warten Sie!«, rief ich. »Hat Perry Rhodan Sie geschickt?«
»Dreimal dürfen Sie raten«, antwortete Gucky. Das Tier kicherte und kniff ein Auge zu. »Denken Sie über unsere Bedingungen nach, alter Mann.«
Der Zwerg Patulli streichelte den Kopf seiner Statuette und sagte: »Es geht weiter, Lullog.« Er musste einen verwirrten Geist besitzen. Mutanten haben eben nicht nur positive Fähigkeiten.
Die beiden grundverschiedenen Lebewesen fassten sich an der Hand. Im nächsten Moment waren sie verschwunden. Ein schwacher Knall ertönte, hervorgerufen von der in das entstandene Vakuum stürzenden Luft.
Eschno streifte die Paquas von sich ab und kroch vorsichtig aus dem Aquarium. Ich stützte ihn, sonst hätte er das Gefäß aus dem Gleichgewicht gebracht.
Er zitterte an allen Gliedern, obwohl das Aquarium geheizt war.
»Was waren das für Wesen, Schekret?«
Ich antwortete nicht, sondern ging in den Kommandoraum nebenan und aktivierte die Meldeleitungen. Von drei Kontrollposten gingen Nachrichten ein, dass sich Terraner gezeigt hätten und auf rätselhafte Weise wieder verschwunden wären, bevor man sie fangen oder töten konnte.
Grimmig blickte ich auf den Schirm der Außenbildübertragung, auf dem der See, die Insel und das terranische Raumschiff zu sehen waren.
Allmählich nahm der Plan in meinem Gehirn feste Gestalt an.
Diese Terraner sollten sich wundern. Sie glaubten vielleicht, mit ihren Mutanten eine Waffe zu besitzen, die sie uns überlegen machte.
Genau das Gegenteil würde nach meinem Willen der Fall sein ...
*
Während der Mausbiber und Major Lokoshan berichteten, musterte ich verstohlen Atlans Gesicht. Der Arkonide schien etwas ungehalten darüber zu sein, dass Gucky und Lokoshan auf eigene Faust zum Regierenden Direktor Schekret teleportiert waren.
Ovaron dagegen lächelte zufrieden.
»Dieser Eschno ist ein ziemlich impulsiver Bursche«, beendete Gucky seinen Teil des Berichtes. »Aber Schekret dürfte ein ernstzunehmender Gegner sein. Er war nicht aus der Ruhe zu bringen.«
»Ihr hättet ihn mitbringen sollen«, sagte Atlan. »Sehr wahrscheinlich wäre er eine wertvolle Geisel gewesen.«
Der Ilt schaute mich hilfesuchend an.
»Was meinst du dazu, Perry? Ich wollte keinen Pedopoler an Bord bringen. Die Affäre mit Vavischon hat mir gereicht.«
Unwillkürlich musste ich lächeln.
»Schon gut, Kleiner.« Ich wandte mich an Atlan. »Ich glaube zwar nicht, dass Schekret den gleichen Erfolg gehabt hätte wie Vavischon, aber ich denke, dass er für uns in Opus Tausend wichtiger sein dürfte als hier.«
Mein arkonidischer Freund antwortete nicht. Sein Gesicht verriet aber, dass er angestrengt nachdachte. Es war nicht schwer zu erraten, was ihn beschäftigte, denn das gleiche beschäftigte uns alle.
Nachdem wir die explodierten Wassertanks instandgesetzt und die übrigen dekontaminiert hatten, waren sämtliche Tanks mit Frischwasser aus dem Binnensee gefüllt worden. Die MARCO POLO hätte längst wieder starten können, wenn die schweren Waffen des Planeten Leffa, besonders die gefährlichen Initialdopplerkanonen, nicht gedroht hätten. Bisher hatten die Takerer diese Waffen nicht einzusetzen gewagt, weil sie damit die Existenz ihres eigenen Planeten gefährden würden. Aber sobald die MARCO POLO sich ausreichend von Leffa entfernt hatte, bestand dieses Risiko nicht mehr.
Ich zweifelte nicht daran, dass unser Schiff vernichtet werden würde, sobald es die für Leffa risikofreie Distanz erreicht hatte. Zwar hatten wir dem Chef des Planeten klargemacht, dass er seine Welt nur dann retten konnte, wenn er uns unbehelligt entkommen ließ, aber Schekret traute unserer Versicherung zweifellos nicht, dass wir die deponierten Bomben unschädlich machen würden, wenn er sich passiv verhielt.
Ovaron hatte mir erklärt, kein Takerer würde daran glauben, wir hielten unsere Abmachung ein. Gleichzeitig hatte der Ganjase mich davor gewarnt, dass Schekret sich nicht an eine eventuelle Abmachung halten würde.
Eine solche Mentalität war mir nicht fremd. Es handelte sich um die Mentalität kriegerischer Intelligenzen, die eine Gewaltherrschaft aufgebaut hatten und nun nichts mehr fürchteten als den Verlust dieser Herrschaft. Das hatte es im präkosmischen Zeitalter Terras ebenfalls gegeben. Man schoss lieber einmal zuviel als zuwenig.
»Ich halte Guckys und Major Lokoshans Vorgehen für nützlich«, sagte Ovaron. »Wir sitzen auf Leffa fest, daran besteht wohl kaum ein Zweifel.«
Er sah mich fragend an, und ich nickte bestätigend.
»Wir kommen niemals weg, solange Schekret bei den Takerern auf Leffa befiehlt«, fuhr er fort. »Folglich müssen wir ihn ausschalten. Perry ...«, er sah mich eindringlich an, »... ich bitte Sie, die Mutanteneinsätze zu verstärken, um Schekret in Atem zu halten.« Er lächelte über die typisch terranische Redewendung, die er verwendet hatte. Ovaron war in seiner Ausdrucksweise bereits ein Terraner geworden.
Gucky reckte sich voller Stolz darüber, dass seine Handlungsweise Anerkennung gefunden hatte.
»Ich allein kann die ganze Stadt Opus Tausend so in Atem halten«, versicherte er, »dass kein Takerer mehr zum Singen kommt.«
»Können Takerer denn singen ...?«, fragte Patulli Lokoshan gedehnt. Der Kamashite spitzte die Lippen und drückte seinem verrückten Erbgott Lullog einen Kuss ins fast konturlose Gesicht. Manchmal konnte sein affiges Gehabe mir den letzten Nerv rauben; diesmal musste ich darüber lachen.
»Sie können«, beantwortete der Ganjase die unangebrachte Frage. Er hatte sie anscheinend ernstgenommen. »Und während die Mutanten Verwirrung stiften, lasse ich mich in die Nähe von Schekrets Hauptquartier teleportieren und peile seine Individualimpulse an.«
»Schekret ist zweifellos ein Pedopoler«, warf Atlan ein. »Trauen Sie sich zu, einen gleichwertigen Cappin zu übernehmen?« Der Arkonide hatte erfasst, was Ovaron beabsichtigte.
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