Nr. 470
Testfall MARCO POLO
Die galaktische Prüfung beginnt – und Perry Rhodan setzt alles auf eine Karte
von H. G. EWERS
Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Februar des Jahres 3438.
Während Perry Rhodan mit der MARCO POLO und dem Team der achttausend die Galaxis NGC 4594 oder Gruelfin durchstreift, um eindeutige Beweise für eine drohende Cappin-Invasion zu finden, ist auf einem abgelegenen Planeten, nur 37.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, längst etwas geschehen, das im Sinne der Menschheit schicksalhaft und entscheidend anzusehen ist.
Genaugenommen begann die ganze Sache im Jahre 3117. Die DOLDA, ein Freihändlerschiff, geriet in Raumnot. Alle Besatzungsmitglieder starben an einer unbekannten Seuche – bis auf Balton Wyt, den Kapitän und Eigner der DOLDA. Balton Wyt überlebte mit Hilfe der STADT, eines alten ganjasischen Stützpunkts, auf der Welt der singenden Blumen sogar 321 Jahre, ohne zu altern. Und als die Takerer sich auf seinem Asylplaneten häuslich einzurichten begannen, gab er Alarm.
Die nachfolgende Aktion der STADT führte dann zur Abwendung der akuten Gefahr aus Gruelfin. – Doch blenden wir um zu Perry Rhodan. Der Großadministrator hat inzwischen auf dem Planeten Leffa genügend Informationen gesammelt, um zu wissen, auf welche Weise die takerische Invasion der Milchstraße vor sich gehen soll.
Mit Ovarons Hilfe gelang dann die gefahrvolle Flucht von Leffa, wo die MARCO POLO geraume Zeit festlag. Jetzt ist das terranische Expeditionsschiff wieder in seinem eigentlichen Element, im Weltraum nämlich, der bislang den größtmöglichen Schutz vor etwaigen Verfolgern geboten hat.
Diesmal aber gewährt das All den Terranern keine Sicherheit. Seltsame und unheimliche Dinge ereignen sich an Bord des Expeditionsschiffes – und es kommt zum TESTFALL MARCO POLO ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator verlässt sich auf seine Intuition.
Ovaron – Der Ganjo erinnert sich an den »Planeten der ersten Liebe«.
Gucky – Der Mausbiber verschwindet.
Patulli Lokoshan – Guckys Retter.
Dr. Ingwar Bredel – Neuer Leiter einer medizinischen Abteilung an Bord der MARCO POLO.
Elas Korom-Khan und Hartom Manis – Zwei Offiziere, die mit Perry Rhodans Vorgehen nicht einverstanden sind.
Der Alte – Ein mysteriöser und mächtiger Mann.
1.
All,
Pulsschlag des Ewigen.
Energie,
geboren aus Kontraktion.
Wirbel
unterschiedlicher Ladungen.
Materie,
Verdichtung von Ladungen.
Leben,
eine höhere Ordnung.
Intelligenz,
ein Licht im Dunkel.
Aus den »Flammenschriften von Llagloan«, gefunden auf Mars im Jahre 3437 terranischer Zeitrechnung, entstanden um 2.000.000 vor Jetztzeit.
Eben noch hatte Ovaron über eine scherzhafte Bemerkung Patulli Lokoshans gelacht. Im nächsten Augenblick erstarrte sein Gesicht zu einer Maske. Die Augen verdrehten sich, als wollte der Ganjase in sich hineinschauen.
Perry Rhodan beugte sich leicht zu Ovaron hinüber, der in einem Kontursessel neben ihm saß. Er legte ihm die Hand auf den Unterarm und fragte besorgt: »Was haben Sie, mein Freund?«
Die um den Kartentisch gruppierten Personen waren aufmerksam geworden. Ihr Mienenspiel zeugte von Erschrecken, Bestürzung und Besorgnis. Niemand sonst in der Kommandozentrale der MARCO POLO hatte etwas von dem Zwischenfall bemerkt.
Ovarons Augen wurden wieder normal, blieben aber leicht getrübt, als litte der Ganjase körperlichen Schmerz.
»Ich weiß nicht, Perry.« Die Stimme klang leise und unsicher.
Langsam stellte Patulli Lokoshan seine Statuette auf die Platte des Kartentisches. Die schmalen Finger des Kamashiten zitterten kaum merklich. Die blauen Augen blickten unverwandt auf den Ganjasen.
Ovaron stöhnte unterdrückt.
»Es wird schlimmer, Perry«, sagte er mühsam. »Etwas überschüttet mich und scheint mich innerlich zu zerreißen.« Er stöhnte lauter. »Energie. Ich glaube ...«, ein Krampf schüttelte seinen Körper, »... ich glaube, es sind die Maschinen, die Aggregate ...«
»Welche Aggregate?«, fragte Rhodan. Ovaron kippte plötzlich nach vorn. Seine Stirn schlug auf die Tischplatte, bevor Perry ihn halten konnte.
Lordadmiral Atlan drückte die Schaltplatte des Interkoms und forderte Medoroboter an, die den Ganjasen sofort zur Bordklinik bringen sollten. Der Arkonide schien nachdenklich zu sein.
»Ich spüre auch etwas, Sir«, warf Major Lokoshan ein. Auf dem goldbraun glänzenden Gesicht des SolAb-Offiziers erschien Schweiß. »Keine Schmerzen. Ich kann es nicht erklären.«
»Mein Bauch ist ganz hart«, erklärte Gucky.
»Ich fühle mich auch unbehaglich – auf eine unerklärliche Weise«, berichtete Fellmer Lloyd.
»Vielleicht eine Lebensmittelvergiftung«, sagte Atlan. Seiner Stimme fehlte jedoch die Überzeugungskraft.
Perry Rhodan kniff die Augen zusammen und blickte zu Ras Tschubai hinüber. Der Teleporter nickte mit ernstem Gesicht.
»Fragt die nicht anwesenden Mutanten!«, befahl Perry mit rauer Stimme.
Er hob den Oberkörper Ovarons behutsam an, verstellte die Rückenlehne des Kontursitzes und legte den Ganjasen zurück.
Ovarons Körper versteifte sich wie in einem Krampf, ein Zittern durchlief ihn, in den Mundwinkeln sammelte sich blasiger Schaum. Langsam öffnete er den Mund.
»Es sind die Aggregate der MARCO POLO«, sagte er mit unerwartet klarer Stimme. Dann sackte er in sich zusammen und verlor das Bewusstsein.
Das ovale Luk eines Alarmschachtes schwang auf. Zwei Medoroboter tauchten mit einer Antigravbahre in der Öffnung auf, schwebten zum Kartentisch und luden den Ganjasen mit schnellen und doch behutsamen Bewegungen auf die Bahre.
Sie benötigten keine Anweisungen und verschwanden auf dem gleichen Wege, auf dem sie gekommen waren.
Rhodan und Atlan sahen sich an. Die beiden Männer verstanden sich ohne große Worte. Sie verständigten sich durch winzige mimische Äußerungen.
Der Interkommelder summte. Es war der Melder vor Lloyds Platz. Der Telepath aktivierte das Gerät und meldete sich.
»Betrifft Ihre Anfrage, Sir«, sagte ein Leutnant. »Sämtliche Mutanten klagen über unerklärliches Unwohlsein. Ich habe sie gebeten, das Bordhospital aufzusuchen. War das richtig, Sir?«
»Vollkommen richtig, Leutnant«, erwiderte Lloyd. »Ich bedanke mich. Ende.«
Er wandte sich an den Großadministrator.
»Es können nicht die Energieaggregate des Schiffes sein, Sir.«
Perry antwortete nicht. Er wartete auf die Erklärung von Lloyds Behauptung.
Mit gefurchter Stirn meinte Fellmer Lloyd: »Es sind ausschließlich die Mutanten betroffen – und Ovaron ist als Tryzom-Träger ebenfalls eine Art Mutant. Seine Tryzomkörperchen sind vom Energiehaushalt her sechsdimensional. Wir Mutanten dagegen erzeugen in den mutierten Hirnrindensektoren hauptsächlich fünfdimensionale Energieströme und nur schwache sechsdimensionale Felder. Das könnte erklären, weshalb Ovaron stärker betroffen ist als wir.«
»Die MARCO POLO wurde in letzter Zeit mehrfach von nicht identifizierbaren Impulsen sechsdimensionaler Art getroffen«, bemerkte Atlan mit seltsamer Betonung.
Perry Rhodan nickte geistesabwesend.
Er dachte an den umfassenden Bericht, den Ovaron nach seiner Rückkehr aus Schekrets Körper gegeben hatte.
Aus dem Wissen des hochstehenden Takerers hatte er entnommen, dass auf dem Geheimplaneten Leffa nicht nur Dakkarkomgeräte gebaut und Halbfertigfabrikate zum Bau von Pedopeilern hergestellt wurden, sondern dass darüber hinaus besonders streng geheim gehaltene Forschungen betrieben wurden.
Diese Geheimforschungen dienten der Aufklärung über Sinn und Herkommen sechsdimensionaler Energieimpulse, die seit längerer Zeit von den Schiffen der takerischen Flotte und von Sextadimmessgeräten auf Leffa selbst aufgefangen worden waren.
Es schien so, als kämen die Impulse von einem einzigen Sender, der aber seine galaktische Position ständig änderte, so dass er immer nur ungenau eingepeilt und niemals gefasst werden konnte. Der Taschkar selbst interessierte sich stark für diese geheimnisvollen Impulse. Er und die takerische Staatsführung nahmen an, dass es sich dabei um Symbolfunksprüche einer beweglichen ganjasischen Sendestation handelte und dass die Sprüche Befehle oder Informationen waren, die für bislang unauffindbare Reste des ehemaligen Ganjasischen Reiches bestimmt waren. Rhodan stellte eine Interkomverbindung zur Ortungszentrale her. Er erfuhr, dass die MARCO POLO jetzt laufend von Energieimpulsen sechsdimensionaler Ordnung getroffen wurde.
»Ich frage mich«, murmelte er nachdenklich, »wie Ovaron dazu kam, die Aggregate der MARCO POLO für seinen Zustand verantwortlich zu machen.«
»Du glaubst also, dass ausschließlich die sechsdimensionalen Impulse dafür verantwortlich sind, Perry?«, fragte der Arkonide.
Perry nickte.
»Bisher jedenfalls. Unser Sextadimtriebwerk ist stillgelegt, Atlan. Die MARCO POLO sendet folglich von keiner Stelle sechsdimensionale Impulse aus. – Und jetzt gehe ich in die Bordklinik.«
Er wandte sich ab und ging auf das schwere Panzerschott der Kommandozentrale zu. Atlan sah ihm nach und bemerkte erstaunt, dass sein terranischer Freund die Schultern hängen ließ.
Bevor er Rhodan folgte, rief er den Maschinenleitstand an und bat um die Anfertigung multidimensionaler Messdiagramme von allen Energieerzeugern des Trägerschiffes.
Patulli Lokoshan wandte sich an den Mausbiber.
»Nimmst du mich mit, wenn du in die Klinik springst, Gucky?«
Der Ilt verzog das Gesicht. Ihm war die sprichwörtliche Faulheit des Kamashiten bekannt. Major Lokoshan drängte sich niemals nach einem Auftrag, der mit körperlicher Bewegung verbunden war, schon gar nicht, wenn es dabei zu gefährlichen Situationen kommen konnte.
»Tut mir leid, Pasha Basalok«, antwortete er. Pasha Basalok war Lokoshans Spitzname, hervorgegangen aus einer Zusammenfassung seines vollständigen Namens Patulli Shangrinonskowje Batulatschino Sagrimat Lokoshan, auf den er besonders stolz war. »Ich komme etwas später nach.«
»Hast du noch etwas zu erledigen?«, fragte Patulli. »Dann komme ich mit.«
Guckys Barthaare zitterten.
»Ich kann dich nicht mitnehmen, Pasha.«
»Nein ...?«
»Nein!«, schrie der Ilt. »Ich muss mal, falls du nichts dagegen hast, Zwerg!«
Damit entmaterialisierte er.
Lokoshan starrte irritiert auf die Stelle, an der Gucky eben noch gestanden hatte. Er rieb sich sein Kinn, als grübelte er über ein Problem nach.
Als Tschubai und Fellmer leise lachten, blitzte er sie zornig an.
»Ich dachte, er wäre mein bester Freund«, erklärte er.
»Auch die beste Freundschaft hört vor einer gewissen Tür auf, Major«, sagte Fellmer Lloyd milde.
»Auf Kamash VII ...«, begann er, winkte dann jedoch ab und bemerkte nur noch: »Die Bräuche sind eben überall anders.«
Ras Tschubai umfasste seine Schulter.
»Deshalb brauchen Sie aber nicht zu gehen, Major. Ich kann durchaus Fellmer und Sie mitnehmen.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir«, erwiderte der Kamashite.
Rasch griff er nach seinem Großen Erbgott Lullog und konnte die Statuette gerade noch an sich reißen, bevor Tschubai mit ihm und Lloyd teleportierte.
*
Das Cappin-Mädchen Merceile sah auf, als der Teleporter mit seinen beiden Begleitern in der Klinik rematerialisierte.
Patulli Lokoshan blickte die Biotransferkorrektorin prüfend an. Ihr Gesicht war von Sorge über Ovarons Zustand überschattet, doch ansonsten wirkte sie schöner als jemals zuvor.
Wie nicht anders zu erwarten, stand Roi Danton neben dem Cappin-Mädchen. Perry Rhodans Sohn hatte vom ersten Augenblick ihres Kennenlernens an eine starke Zuneigung zu Merceile verspürt – und diese Zuneigung wurde offenbar erwidert.
»Parbleu!«, schimpfte Roi. »Man hat Seiner Kaiserlichen Hoheit die stärksten Schmerzstiller injiziert, aber Seine Hoheit leiden immer noch.«
Die beiden neben Ovarons Lager stehenden Ärzte zuckten hilflos die Schultern. Der eine sagte: »Wir kennen uns inzwischen recht gut mit dem cappinschen Organismus aus. Unsere Mittel müssten wirken, und doch tun sie es nicht. Es ist uns unerklärlich ...«
Er brach ab, als Perry Rhodan das Zimmer betrat.
Der Großadministrator sah mit blassem Gesicht auf den Ganjasen hernieder, der wahrscheinlich nur deshalb nicht um sich schlug und stieß, weil er unter einem elastischen Fesselfeld lag.
Ovaron stieß einen gellenden Schrei aus, bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen. Die Augen waren geschlossen. Merceile wischte den erneut hervorquellenden Schaum von seinen Lippen und seufzte dabei.
»Wie sieht das Untersuchungsergebnis aus?«, fragte Perry die beiden Ärzte.
»Es könnte nicht besser aussehen«, antwortete einer der Ärzte. »Keine organischen Schäden, keine Erreger im Blut, keine Toxine. Die Anfälle haben keine organische Ursache.«
Die zweite Tür des Krankenzimmers öffnete sich. Dr. Ingwar Bredel trat ein. Nachdem der ehemalige Assistent Professor Kaspons sich auf dem Planeten TCR hervorragend bewährt hatte, war ihm die Leitung der Abteilung Cappin-Medizin übertragen worden.
Bredel nickte dem Großadministrator flüchtig zu und beugte sich dann über den Patienten. Seine Hände bedienten mit routinierter Sicherheit die Diagnosegeräte des Speziallagers. Stirnrunzelnd überflog er das Ergebnis.
»Einwandfrei eine Störung des dimensional übergeordneten Energiehaushalts.«
Er richtete sich auf; sein Blick suchte den Großadministrator.
»Unbekannte Einflüsse lassen die Tryzom-Körperchen in Ovarons Körper irregulär reagieren, Sir. Es ist keine Besserung des Zustandes zu erwarten, solange diese Einflüsse anhalten.«
Der Großadministrator blickte zu Fellmer Lloyd, dann sagte er leise: »Wenn es tatsächlich die Energieaggregate der MARCO POLO sind, müssten wir alle Maschinen stilllegen.«
»Das können wir aber nur, wenn wir die Nähe dieser planetenlosen Sonne verlassen – und damit auch ihren Ortungsschutz.«
Dr. Ingwar Bredel blickte von einem zum anderen.
»Ich weiß nicht genau, worum es hier geht«, sagte er mit fester Stimme. »Aber wenn Sie eine Möglichkeit sehen, und sei sie noch so vage, dem Ganjo zu helfen, so sollten Sie diese Möglichkeit nutzen.«
Perry antwortete nicht sofort, sondern ging zu dem kleinen Interkom, der in eine der Wände eingelassen war. Er schaltete zur Ortungszentrale durch und fragte: »Sind innerhalb der letzten Minuten takerische Einheiten geortet worden?«
»Woher wissen Sie das?«, fragte der Cheforter, räusperte sich verlegen und sagte schnell: »Ja, Sir. Wir sind noch bei der Analyse, aber vor anderthalb Minuten kamen die ersten Ortungsimpulse herein. Es sieht so aus, als leitete die takerische Flotte eine großangelegte Suchaktion ein. Ich habe die ortenden Beiboote bis auf zwei zurückgerufen, Sir.«
»Danke«, sagte Rhodan. »Melden Sie sich wieder, sobald Sie Genaueres über die takerischen Flottenbewegungen wissen. Ende.«
Er schaltete den Interkom gerade aus, da betrat Lordadmiral Atlan das Zimmer. Der Arkonide wirkte sehr nachdenklich; seine albinotisch rötlichen Augen glänzten feucht, aber außer dem Augensekret war ihm nichts von Erregung anzumerken.
»Ich hatte noch von der Zentrale aus den ML-Stand um eine energetische Ausmessung der Hauptaggregate gebeten«, erklärte er leise.
Perrys Muskeln spannten sich. Er sah seinen arkonidischen Freund fragend an.
Atlan hob die Hand mit seinem Armbandtelekom.
»Unterwegs nach hier erreichte mich ein erster Bericht. Danach senden die Kraftstationen für die Schutzschirme eindeutig eine Streustrahlung im Sextadimbereich aus, Perry.«
Gucky rematerialisierte, blickte zu Ovaron, dann zu Lokoshan. Ein dünnes Grinsen huschte über sein Gesicht, aber er schwieg.
»Also doch«, murmelte Perry bestürzt. »Ich hatte bis jetzt gezögert, den Befehl zum Verlassen des Sonnenrandes zu geben, weil wir dann unseren Ortungsschutz verlieren würden. Aber jetzt ...«
Ingwar Bredel näherte sich langsam dem Großadministrator und sah ihm voll ins Gesicht.
»Sir, ich denke, dass ich begriffen habe, worum es geht.« Er massierte gedankenverloren seine fleischige Nase. »Wenn es dem Ganjo hilft, dann sollten wir den Ortungsschutz dieser Sonne verlassen und alle Aggregate stilllegen.«
»Dann werden die Takerer uns früher oder später entdecken«, widersprach Fellmer Lloyd. »Wahrscheinlich früher.« Er seufzte und warf einen bedauernden Blick auf Ovaron. »Dr. Bredel, Sie sollten es mit anderen schmerzstillenden Mitteln versuchen.«
Ein hohles Wimmern kam von Ovaron, stieg hinauf bis in eine Tonlage, die in den Ohren schmerzte.
Perry erbleichte stärker.
»Ich habe noch nie einen Freund im Stich gelassen, Fellmer«, sagte er düster. »Ovaron hat ein Recht darauf, dass wir ein gewisses Risiko eingehen, um ihm helfen zu können.«
Er fasste Guckys Hand.
»In die Zentrale, Kleiner!«
Kaum war er mit Gucky in der Kommandozentrale rematerialisiert, wandte er sich an den Kommandanten der MARCO POLO, Oberst Elas Korom-Khan.
»Wir verlassen den Ortungsschutz der Sonne, Oberst«, befahl er, »gehen in den freien Raum und schalten sämtliche Maschinen ab, die auf Kernfusionsbasis arbeiten.«
Korom-Khan wandte sich langsam mitsamt seinem breiten Kontursessel um. Er blickte den Großadministrator mit gefurchter Stirn an.
»Sir, unsere Beiboote haben eine takerische Flotte in vierdimensionaler Suchstaffelung geortet ...!«
»Das weiß ich«, entgegnete Rhodan. Seine Stimme klang verärgert. »Aber wir können Ovaron nur so helfen. Bitte, beeilen Sie sich.«
Der Oberst presste die Lippen zusammen. Sein dunkelbraunes Gesicht wurde grau. Er reagierte nicht auf den Befehl.
Mit dem schweren Sessel zur Rechten Korom-Khans schwang Oberst Hartom Manis herum. Der Ertruser saß wie ein Koloss in seinem Sessel.