Nr. 473
Die verrückten Roboter
Perry Rhodan und sein Team im Labyrinth des Schreckens
von H. G. EWERS
Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Anfang März des Jahres 3438.
Perry Rhodan, der große Terraner, und Ovaron, der Ganjo des verschollenen Volkes der Ganjasen, halten sich mit ihren Gefährten bereits seit langen Monaten in der Galaxis Gruelfin oder NGC 4594 auf – der eine, um die Cappin-Invasion der Milchstraße zu verhindern, der andere, um Spuren seines Volkes zu finden, das er vor rund 200.000 Jahren verlassen hatte.
Für Perry Rhodan, Ovaron und sechs ihrer Gefährten hat sich inzwischen die Situation radikal geändert. Während die MARCO POLO sich in Sicherheit bringen konnte, ist der Großadministrator mit seinem Team – nicht unfreiwillig allerdings – nach dem letzten Test des »Alten« in die Gefangenschaft des Taschkars geraten.
Der Taschkar triumphiert. Die prominentesten Persönlichkeiten zweier Milchstraßen sind jetzt in seiner Gewalt. Er ahnt nichts von den besonderen Fähigkeiten und Möglichkeiten seiner Gefangenen – und er ahnt nichts vom »violetten Feuer«, das Perry Rhodan und seine Gefährten völlig überraschend in dem Moment entführt, als sie in Bedrängnis geraten.
Perry Rhodan und seine Gefährten finden sich anschließend auf völlig unbekanntem Terrain wieder – im Herrschaftsgebiet der VERRÜCKTEN ROBOTER ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator durchschreitet das Labyrinth des Schreckens.
Ovaron – Der Ganjo wird verwöhnt.
Ras Tschubai und Gucky – Die Teleporter kämpfen gegeneinander.
Atlan, Takvorian, Merkosh und Paladin – Perry Rhodans Begleiter und Mitkämpfer.
Der Taschkar – Herrscher von Gruelfin.
1.
Der violette Schutzschirm war erloschen. Perry Rhodan und seine Mannschaft kehrten aus einer gespenstischen Unwirklichkeit in eine unwirklich erscheinende Realität zurück.
Perry Rhodans Augen waren noch immer zusammengekniffen, eine Reaktion auf die blendende Helligkeit des eigenartigen Energieschirmes. Erst allmählich nahm er die Dinge seiner Umgebung wahr.
Der Terraner erkannte, dass seine Begleiter und er noch immer auf einer erhöhten Plattform standen. Die Plattform war kreisrund und durchmaß schätzungsweise zwanzig Meter. Jenseits ihres Randes standen fremdartige große Aggregate vor dem Hintergrund metallisch glänzender Wände.
Eine Halle!
Eine gewaltige, kuppelförmige Halle aus fugenlosem Metallplastik, durch das diffuses gelbliches Licht sickerte, als kröchen die Photonen einzeln durch mikroskopisch winzige Poren.
Ein schallendes Niesen wischte das Gespenstische der Umgebung weg, machte den Lebewesen auf der Plattform klar, dass sie nicht willenlose Figuren eines beklemmenden Albtraums waren.
Gucky!
Perry Rhodan wandte den Kopf und blickte den Mausbiber an, der sich in einem neuen Niesanfall krümmte.
»Gesundheit, Kleiner!« Das war Tschubais Stimme. Der Afroterraner stand leicht vorgebeugt neben dem Gigantenkörper Paladins und musterte die Umgebung mit wachen Augen.
Atlan und Ovaron blickten zu Perry. Der Arkonide lächelte undefinierbar; ihn überraschte so leicht nichts. Der Ganjo dagegen kämpfte mit aufsteigender Panik.
Merkosh, der Gläserne, hatte eine Hand auf Takvorians Rücken gelegt; sein Rüsselmund wölbte sich vor und zurück. Takvorian, der Zentaur, drehte den schmächtigen humanoiden Oberkörper, während seine Hufe den Boden scharrten.
»Ich muss mich erkältet haben«, murmelte Gucky.
Perry lächelte geistesabwesend. Nur kurz dachte er daran, dass der Ilt bereits abhängig von künstlichen Hüllen geworden war, ein Opfer der Zivilisation, das sich trotz seines dichten Pelzes erkälten musste, wenn ihm die zusätzliche Kleidung fehlte.
Die Gedanken des Großadministrators kreisten jedoch in der Hauptsache um die Frage, wieso mitten im Machtzentrum des Taschkars eine völlig unbekannte Macht in der Lage gewesen war, sie aus der Gefangenschaft zu entführen. Das Wort »befreien« getraute er sich nicht anzuwenden, denn noch waren sie nicht frei. Es musste sich erst noch herausstellen, zu welchem Zweck man sie mit Hilfe eines Transmitters in diese Halle geholt hatte.
Und wo sich diese Halle befand!
Perry überlegte gerade, ob er die Besatzung des Paladin-Roboters anweisen sollte, die eingelagerten Waffen und Ausrüstungsgegenstände herauszugeben, als die Stimme erklang.
Es war eine metallisch klirrende Stimme, und sie sagte: »Willkommen, Ganjo, der langsame Tod wird schneller!«
Ovaron stöhnte leise, ansonsten breitete sich eine beklemmende Stille aus. Es war, als wagten die anwesenden Personen nicht mehr zu atmen.
Perry Rhodan wurde von dieser Beklommenheit nicht betroffen. Nicht umsonst nannte man den großen Terraner einen Sofortumschalter. Er ließ die Stimme in seinem Innern nachhallen und versuchte, sie zu analysieren.
Ovaron war willkommen geheißen worden – das war die eine Tatsache. Die andere Tatsache war, dass der Inhalt der Begrüßung von einer gewissen Schizophrenie des Sprechers zeugte. Da der Sprecher jedoch der Stimme nach ein Roboter gewesen sein musste, ließ sich aus dem Text auf einen Schaltfehler im Positronengehirn schließen.
Perry wirbelte herum und sah den Paladin-Roboter an, dessen Äußeres ihn zu einem besonders großen und starken Exemplar der »halutischen Rasse« machte. Es war eine absichtliche Täuschung, und sie hatte ihre Wirksamkeit zuletzt dadurch bewiesen, dass der Taschkar und die Offiziere der takerischen Geheimpolizei ihn als ein einziges Lebewesen angesehen hatten.
»General Dephin!«, sagte Perry mit ruhiger Stimme. »Veranlassen Sie eine mathelogische Auswertung!«
General Harl Dephin, siganesischer USO-Spezialist von nur 16,43 Zentimeter Körpergröße und Kommandant des Paladin-Roboters, bestätigte.
Innerhalb der wandelnden Festung führten Harl Dephin und Captain Drof Retekin ein Interkomgespräch. Retekin übergab die Ortung zeitweilig an Captain Cool Aracan und aktivierte den mathelogischen Sektor der Paladin-Positronik. Nach weniger Zeit als einer Minute hatte der Mathelogiker seine erste Analyse beendet.
Retekin schaltete sich direkt in die Akustik-Verständigung ein, und aus den Mund-Lautsprechern im Kugelkopf des Pseudo-Haluters dröhnte seine hundertfach verstärkte Stimme.
»Die fremde Stimme gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Roboter«, meldete er. »Der Willkommensgruß scheint echt gewesen zu sein; der zweite Teil der Botschaft aber verrät, dass ein Teil des entsprechenden Positronengehirns irregulär arbeitet. Die Aussage dieses Teils der Botschaft ist als irreal zu betrachten. Ende.«
»Vielen Dank!«, rief Perry. Er lächelte grimmig. Sie waren also aus der Gewalt eines skrupellosen, aber geistig gesunden Herrschers in die Gewalt eines vielleicht wohlmeinenden, aber verrückten Roboters geraten.
Der Mausbiber nieste erneut.
»Was du brauchst, ist ein doppelstöckiger Schnaps«, sagte Ras Tschubai grinsend. »Oder warme Unterwäsche.«
»Wuhuf!«, machte Gucky, seiner abgelaufenen Rolle als »Schoßhund« gemäß, und bewies wieder einmal seinen unerschütterlichen Humor.
Perry nahm den zu einer kleinen Kugel zusammengeballten khusalischen Symbionten aus einer Tasche seiner Kombination und legte ihn auf die flache Hand.
Whisper rollte sich langsam auseinander, verwandelte sich in einen trapezförmigen, hauchzarten Schleier und schwebte mit unbeholfenen Bewegungen durch die Luft. Er legte sich über Rhodans Schultern und stellte einen innigen Kontakt zu den Nackennerven seines Freundes und Symbiose-Partners her, wodurch er wieder wie ein glitzernder wertvoller Schulterumhang wirkte.
Perry, durch den Kontakt mit Whisper zu einem hochwertigen Telepathen geworden, tastete seine Umgebung nach fremden Hirnimpulsen ab. Bis auf weit entfernte wirre Gedankenmuster blieb die Psi-Ebene jedoch still.
»Ich frage mich ...«, begann Lordadmiral Atlan, wurde aber durch die metallische Robotstimme unterbrochen.
»Der Ganjo und seine Begleiter werden gebeten«, teilte die seltsame Stimme mit, »das Podest zu verlassen, die Transmitterhalle in Richtung auf eine rote Signallampe zu durchqueren und die unterhalb der Lampe aktivierte Schleuse zu betreten.« Abermals hatte die Stimme ein akzent- und dialektfreies Neu-Gruelfin gesprochen.
»Wohin führt die Schleuse?«, fragte Ovaron. Der Ganjo bedeutete seinen Gefährten durch Handzeichen, die Plattform noch nicht zu verlassen.
»Das werdet ihr sehen«, antwortete die Robotstimme. »In mir könnt ihr nicht bleiben; ich bin nur ein Transmitroboter. Geht durch die Magmaschleuse, dann erfahrt ihr, warum dreiundzwanzig nicht zweiundvierzig ist. Nur dreißig ist austauschbar.«
»Verrückter Blechkasten!«, sagte Gucky, teleportierte von der Plattform und watschelte in die angegebene Richtung.
Perry Rhodan zuckte mit den Schultern und folgte ihm. Die Tatsache, dass sie sich innerhalb eines Roboters befanden, konnte ihn nicht erschüttern. Ihn beschäftigte vorerst nur die Frage, was unter einer »Magmaschleuse« zu verstehen war.
Unterhalb der roten Signallampe waberte ein undurchsichtiger Energievorhang. Gucky blieb stehen, als er ihn erreicht hatte. Perry trat neben ihn. Er wölbte die Brauen, als ihm klar wurde, dass das leise Grollen, das sie die ganze Zeit über gehört hatten, durch das energetische Schott kam.
Plötzlich erlosch der Vorhang.
Perry wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Er starrte auf eine Röhre aus transparenter Energie – und auf die weißglühenden Massen flüssigen Gesteins, die unter, über und neben den energetischen Wandungen brodelten. Das dumpfe Donnern war zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen angeschwollen.
»Was ist das?«, überschrie Takvorian den Lärm entfesselter Urgewalten.
»Magma«, erklärte Perry. »Unser Transmitroboter ist offenbar in flüssiges Magma eingebettet.«
»Wir befinden uns mitten in einem Vulkan«, flüsterte Gucky kaum hörbar. Der Ilt schien entsetzt zu sein. Seine Nackenhaare sträubten sich; die Barthaare zitterten.
Perry nickte, dann wandte er sich um.
»General Dephin!«, befahl er. »Unsere Ausrüstung!«
Harl Dephin gab den Befehl an Captain Dart Hulos weiter, der die Waffenlager des Paladin-Roboters verwaltete. Sekunden später öffneten sich die hervorragend getarnten Kammern Paladins, in denen man vor der Gefangennahme die normalen Energiewaffen und die speziellen Mikroausrüstungen verborgen hatte.
»Jetzt fühle ich mich wenigstens nicht mehr nackt«, sagte Atlan, während er seinen Waffengurt umschnallte.
»Terraner und Arkoniden sind kriegerische Subjekte«, warf Merkosh ein.
»Wir haben eben keinen Hyperschallgürtel wie Sie«, erklärte Ras Tschubai. »Glücklicherweise«, setzte er hinzu.
Perry überprüfte seinen Impulsstrahler und schob ihn befriedigt ins Gürtelhalfter zurück. Danach verstaute er die Mikrofusionsladungen in den zahllosen Taschen seiner Kombination. Sie hatten zwar ihre Kampfanzüge noch nicht wieder, aber ihre Bewaffnung reichte auch so aus, um sie zu einem gefährlichen Einsatzkommando zu machen.
Gucky nieste schon wieder. Hastig hängte er sich seinen Zellaktivator um. Dieses Gerät hatte er während ihrer Gefangenschaft nur alle paar Stunden heimlich für zehn bis fünfzehn Minuten umhängen können, damit er nicht das Opfer eines rapiden Alterungsprozesses wurde. Für die in seinem Organismus schlummernden Schnupfenviren waren die Pausen eine günstige Gelegenheit zu explosiver Vermehrung gewesen.
Rhodan winkte dem Paladin, und der Roboter stapfte auf seinen Säulenbeinen in die Energieschleuse hinein. Der transparente Boden trug ihn mühelos; dennoch entstand für die anderen Personen der Eindruck, als schritte Paladin direkt auf dem brodelnden Magma des Vulkans.
Perry folgte dem Giganten nach einer Sekunde des Zögerns. Die grelle Glut und das ohrenbetäubende Dröhnen zerrten an den Nerven. Falls der energetische Schutz plötzlich erlosch, würden die Lebewesen, die sich ihm anvertraut haben, innerhalb weniger Sekundenbruchteile verdampfen.
Nach etwa fünfzig Metern mündete die Energieröhre in eine weitere Halle. Da sich die Robotstimme nicht wieder meldete, schritten Rhodan und seine Begleiter am anderen Ende der Halle in eine zweite Energieröhre hinein. Der Vorgang wiederholte sich im ganzen fünfmal, dann schien man sich dem vorläufigen Ende des Weges genähert zu haben.
Paladin marschierte einige Meter in die weite Halle hinein und blieb stehen. Hinter ihm drängten sich die anderen Personen und blickten fassungslos auf die zahlreichen metallischen Objekte, die wie ein Mückenschwarm in der Luft auf- und abtanzten.
Perry zog instinktiv seinen Impulsstrahler. Er schoss jedoch nicht, denn die metallenen Gebilde griffen nicht an. Dennoch ging von ihnen eine unbestimmbare Drohung aus.
*
Gucky stieß einen erstickten Schrei aus und deutete nach oben, zum kuppelförmigen Dach der Halle.
Perry hob den Kopf und erblickte seltsame Fische. Quallen und Kalmare, die in einer grünlich fluoreszierenden Flüssigkeit schwammen.
Das Meer!
Die Kuppel stand auf dem Grunde eines Meeres, das nach allem, was man bisher gesehen hatte, nur das Taka-Meer sein konnte. Die Energieröhren hatten also aus dem Innern des Vulkans Motah geführt, dem Wahrzeichen der Valosar-Insel auf Takera!
Bevor jemand etwas sagen konnte, schwebte ein relativ kleines Metallgebilde herab und blieb dicht vor Ovaron in der Luft hängen. Es sah aus wie ein geschrumpfter menschlicher Torso und besaß zahllose Auswüchse und zwei kantige Stäbe am Vorderteil.
»Ganjo ist gekommen!«, rief das Gebilde mit heller Stimme.
»Ganjo ist gekommen! Ganjo ist gekommen!«, echote es silberhell aus zahlreichen anderen robotischen Stimmorganen. Die Metallgebilde kurvten plötzlich hektisch und aufgeregt durcheinander.
»Wir grüßen den Ganjo, auf den wir seit Äonen gewartet haben.« rief das Gebilde vor Ovaron – und wiederum hallten die Stimmen der anderen Roboter gleich einem vielfachen Echo durch den Saal.
Es war ein gespenstisch wirkender Vorgang, beinahe überirdisch. Die Begleiter Rhodans konnten sich der bannenden Wirkung dieses Eindrucks nicht entziehen.
Perry jedoch musste lachen. Ihm kam das Ganze so vor, als hätte ein Verrückter vor langer Zeit ein Programm erarbeitet, das eventuelle Besucher beeindrucken sollte. Nur die Tatsache, dass die Roboter Ovaron als Ganjo begrüßten, milderte diese Einschätzung.
Takvorian hatte wieder einmal mit den Instinkten seines Pferderumpfes zu kämpfen. Der Zentaur scheute und sprang mit großen Sätzen durch die Halle; seine Flanken zitterten. Endlich gewann das Gehirn des menschlichen Teils die Oberhand. Takvorian blieb mit gespreizten Beinen mitten im Saal stehen.
Der vor Ovaron schwebende Roboter kurvte nach oben weg, jagte hinter einigen Genossen her und trieb sie zurück.
»Ich begrüße dich, Ganjo!« Diesmal wisperte der Roboter nur. »Ich begrüße dich in der uralten Stadt im tiefen Meer. Ich bin ein Vasall, wie meine dreiundfünfzig Gleichartigen, aber nur vier Vasallen handeln noch nach dem alten Programm; der Rest ist positronisch fehlgeschaltet und irregulär.«
Ovaron hatte sich wieder gefasst. Er blickte den Vasallen aufmerksam an und fragte: »Du erkennst mich als Ganjo an?«
»Wir alle erkennen dich als Ganjo an«, antwortete der Roboter.
»Wessen Vasallen seid ihr?«
»Wir sind die Vasallen.«
»Wahrscheinlich ...«, rief Perry dazwischen, »... ist VASA eine Abkürzung von ›Vasall‹. Der ALTE von First Love nannte sich VASA 81103. Erinnern Sie sich.«
Ovaron wandte den Kopf und nickte.
»Etwas Ähnliches ahnte ich, als ich die Form der Roboter sah, Perry. Aber der ALTE besaß eindeutig Gefühle. Kann man fühlende Wesen ›Roboter‹ nennen?«
»Das ist eine Frage für die Philosophen«, antwortete Perry. »Aber die Vasallen haben Sie anerkannt, Ovaron. Versuchen Sie, ihnen Befehle zu erteilen! Beispielsweise, die MARCO POLO anzurufen oder die Moritatoren zu benachrichtigen.«
Gucky quiekte erzürnt und schlug nach einem Vasallen, der dicht neben seinem linken Ohr wie verrückt summte. Der Roboter schwebte davon und flog anschließend Guckys rechtes Ohr an. Der Ilt hielt ihn sich schließlich telekinetisch vom Leib.
Ovaron belächelte den Zwischenfall dann legte er die Hände trichterförmigen den Mund und rief: »Wenn ihr wisst, mit welchem Schiff wir gekommen sind, dann benachrichtigt es, dass wir in relativer Sicherheit sind. Wenn nicht, informiert die Moritatoren von Gruelfin über unseren Aufenthaltsort!«
Die Vasallen verharrten einen Herzschlag lang in der Luft, dann wirbelten sie in irrsinnigem Tanz durcheinander und stimmten einen elektronischen Singsang an, bei dem Perry und seine Begleiter erschauerten.
Perry spürte, wie sich seine Sinne allmählich verwirrten. Die Vasallen produzierten eine fast hypnotisch wirkende elektronische Musik, ein geisterhaftes Musical von irren Tönen.
»Aufhören!«, schrie Ovaron.
Der elektronische Singsang verstärkte sich eher noch. Takvorian bäumte sich auf, wirbelte mit den Vorderhufen in der Luft und rannte dann bockend und ausschlagend durch den Saal.
Atlan hob seine Impulswaffe und sah seinen terranischen Freund fragend an. Doch Perry schüttelte den Kopf.
»Hier General Dephin!«, röhrte Paladins Stimme. »Achtung! Ohren zuhalten!«
Sekunden später stimmte Harl Dephin mit Hilfe der positronischen Verstärkeranlage der Kampfmaschine einen halutischen Kampfschrei an, bei dem der Boden erbebte. Einige Vasallen stießen zusammen und trudelten zu Boden, fingen sich jedoch wieder. Der elektronische Singsang brach ab.
Der Paladin verstummte.
Gucky nahm die Hände von den Ohren und schüttelte benommen den Kopf.
Atlan grinste flüchtig und sagte: »Der lauteste Schreier gewinnt immer. Aber ich gestehe, dass mir Paladins Posaunen lieber waren als die Musik positronischer Idioten.«
Drei Vasallen steuerten ihn an, umkreisten seinen Kopf und drehten sich so schnell, dass man Atlans Gesicht wie durch einen grauen Schleier sah. Der Arkonide duckte sich, aber die drei Vasallen folgten ihm wie blutdürstige Stechfliegen. Gucky trat von einem Fuß auf den anderen und versuchte, telekinetisch einzugreifen, doch längst waren die drei Vasallen nicht mehr in Einzelobjekte trennbar. Ein telekinetisches Eingreifen hätte Atlan gefährdet.
Der Lordadmiral rettete sich schließlich dadurch, dass er gebückt floh und zwischen Paladins Säulenbeinen Deckung suchte.
Kurz darauf bildeten etwa zehn Robotgebilde eine enge Kette und rasten dicht über dem Boden auf Gucky zu. Der Ilt hüpfte mit einem empörten Schrei hoch und vergaß dabei sogar seine Gabe der Teleportation. Die Vasallen rasten wenige Millimeter unter seinen Fußsohlen durch, wendeten und kamen abermals auf ihn zu. Diesmal entblößte Gucky seinen Nagezahn, stoppte die Vasallen telekinetisch und ballte sie zu einer Kugel zusammen, die er in rasende Rotation versetzte.
»So!«, sagte er zufrieden. »Beim nächsten Mal backe ich einen Blechkuchen aus euch!«
»Ich befehle vollständige Passivität!«, rief Ovaron. Der Ganjo schien schier zu verzweifeln. »Alle Vasallen versammeln sich dicht über dem Boden!«