Nr. 490
System der tausend Fallen
Vorstoß zu den drei Sonnen – der Weg führt durch die Wolke der Asteroiden
von H. G. EWERS
Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende Mai des Jahres 3438. Somit halten sich Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten von der MARCO POLO seit rund zehn Monaten in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, auf.
In dieser Zeit haben die Teilnehmer der Sternenexpedition eine Unmenge von gefährlichen Situationen überstanden; sie mussten schwere Rückschläge hinnehmen – sie errangen aber auch stolze Siege.
Gegenwärtig verändert sich die Lage immer mehr zugunsten der Terraner und der von Ovaron angeführten Ganjasen, ihrer Verbündeten, während die Takerer unter ihrem Taschkar Ginkorasch immer mehr ins Hintertreffen zu geraten scheinen.
Aber auch jetzt, nach der Rückgewinnung des wertvollen Komudakgeräts durch Gucky und nach Kämpfen im Weltraum, bei denen die Ganjasen als Sieger hervorgingen, ist noch nichts entschieden.
Doch Perry Rhodan sucht die Entscheidung. Er und seine Terraner planen den Gegenschlag. Sie zielen direkt auf die Zentrale des Gegners – und der Weg dahin führt durch das SYSTEM DER TAUSEND FALLEN ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator fliegt zum System der tausend Fallen.
Ovaron – Der Ganjo schlägt los.
Lord Zwiebus, Gucky und Patulli Lokoshan – Der Neandertaler, der Mausbiber und der Kamashite müssen sich entlausen lassen.
Lullog – Patulli Lokoshans mysteriöser Erbgott.
Kolaschka und Vairosun – Zwei kosmische Lotsen.
Nurezco – Chef des Systems der tausend Fallen.
Eine Axt auch hatten sie:
Engidu packte sie mit der Hand,
die Zeder fällte er.
Als aber Chumbaba den Lärm
vernahm, geriet er in Zorn: »Wer
ist da gekommen,
und schändete die Bäume,
meiner Berge Zöglinge,
und fällte die Zeder?«
Da sprach zu ihnen vom Himmel
der himmlische Schamasch:
»Tretet heran, fürchtet euch nicht!«
Aus dem Gilgamesch-Epos, Terra, fünfte Tafel, II 7–14
1.
Das Licht der Supernova, das die Backbordhülle der Lightning-Jet wie eine auf Hochglanz polierte silberne Nadel funkeln ließ, war mindestens dreißigtausend Jahre unterwegs gewesen, bis es jenen Ort zwischen der Sombrero-Galaxis und jener Satellitengalaxis erreichte, die man Morschaztas nannte.
Die beiden Männer unter dem transparenten Panzertroplon der Pilotenkanzel wandten die Köpfe; ihre Augen musterten durch die automatisch aktivierten Lichtfilter den hellen Lichtfleck dicht über dem Staubring von NGC 4594.
Der Mann im zweiten der hintereinander angeordneten Kontursitze streckte die behandschuhten Hände nach einem Kontrollpaneel aus; mit routinierter Sicherheit glitten die Finger über die Tasten. Als der Computer die Messwerte ausspie, neigte der Mann den Kopf; zitternde goldene Kringel huschten über die zu kleinen Zöpfen geflochtenen grünen Haare und die goldbraune, wie Samt glänzende Haut.
»Genau einunddreißigtausendzweihundertvier Lichtjahre, Zwiebus«, sagte er. Die tiefe kräftige Stimme kontrastierte verblüffend zu der kleinen und schmächtigen Gestalt.
Der mit Zwiebus angesprochene Pilot der Lightning-Jet wandte den Kopf. Unter vorspringenden Brauenwülsten liegende Augen musterten den Navigator. Das Lächeln entblößte ein kräftiges Gebiss.
»Eine weite Strecke, so weit wie die Zeit, Patulli. Die Supernova dort ist längst erloschen.«
»Und doch empfangen wir erst heute ihr Licht«, erwiderte Major Patulli Lokoshan. Licht und Schatten ließen die Konturen seines Gesichtes stärker als gewöhnlich hervortreten; die scharf gekrümmte schmalrückige Nase verlieh ihm etwas Verwegenes, das aber durch die listig funkelnden blauen Augen wieder aufgehoben wurde. »Wie viele Zivilisationen mag der explodierende Stern damals vernichtet haben!«
Lord Zwiebus ging nicht auf die ohnehin nur rhetorisch gemeinte Frage ein. Er widmete seine Aufmerksamkeit den Kontrollen über dem Steuerpult und sagte bedächtig: »Einundzwanzigster Mai dreitausendvierhundertachtunddreißig, zweiundzwanzig: dreizehn: einundfünfzig Standardzeit. Pilot an Logspule: In acht Sekunden geht LMP-403, Geschwader Dragon-Fly, in die dritte Linearetappe. Ende.«
»Kein Sinn für Romantik!«, protestierte Patulli Lokoshan gedämpft. »Na ja, Neandertaler!«
Die Lightning-Jet hing, scheinbar bewegungslos, noch einige Sekunden lang über dem großen Abgrund. In Wirklichkeit hatte sie sich seit dem Orientierungsaustritt mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Prozent Licht bewegt. Dann verschwand sie aus dem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum.
Lokoshan beobachtete die Kontrollen, während draußen vor der Panzertroplon-Wandung ein diffuses grünes Leuchten von einem hauchfeinen Netz irisierender Fäden abgelöst wurde, ungeklärte Effekte des Interkontinuums, in dem sich die LMP-403 vom Geschwader Dragon-Fly nun mit hoher Überlichtgeschwindigkeit bewegte. Das monotone Dröhnen des Waring-Konverters erweckte Vertrauen. Dennoch ließ der Kamashite nicht in seiner Wachsamkeit nach. Im unendlichen Meer zwischen den Sterneninseln würde jedes Raumschiff rettungslos verlorengehen, wenn die Kontrollen nicht einwandfrei arbeiteten und damit beim nächsten Orientierungsmanöver eine exakte Positionsbestimmung erlaubten. Es gab keine anderen Anhaltspunkte als die Messwerte der Instrumente. Stimmten sie nicht haargenau, würde die Lightning-Jet dazu verdammt sein, auf ewig zwischen Gruelfin und Morschaztas umherzuirren. Zu weit war der Raum, zu winzig alles, was, von Menschenhand geschaffen, ihn durchkreuzte, als dass Glück oder Zufall ein Ersatz für vollpositronische Navigationsgeräte sein konnten.
Major Patulli Lokoshan war sich dessen bewusst. Er wusste auch, dass er nicht einfach einen Notruf ausstrahlen und den hyperschnell arbeitenden Peilsender aktivieren konnte, sollten die Kontrollen der Lightning-Jet plötzlich versagen. Nicht in diesem Fall. Wenige hundert Lichtjahre – auf den Normalraum bezogen – vor ihnen sammelte sich die Flotte der feindlichen Takerer zum Kampf. Er würde lieber bis zu seinem Tod im Raum treiben als sich in takerische Gefangenschaft begeben – und er wusste, dass Lord Zwiebus nicht anders darüber dachte.
Unterdessen hatte die Lightning-Jet millionenfache Geschwindigkeit erreicht und bremste bereits wieder ab, um die Zielkoordinaten nicht zu verpassen. Sie musste demnach die takerischen Flottenverbände passiert haben. Wahrscheinlich bewegten sich auch dort Raumschiffe durch den Zwischenraum, aber die Annäherungsphase war zu kurz gewesen, um deren Ortungsreflexe auf dem Halbraumspürer erkennen zu können. Umgekehrt verhielt es sich natürlich ebenso; deshalb hatten sie die ansonsten nicht zwingend erforderliche hohe Überlichtgeschwindigkeit gewählt.
Denn nicht die takerische Flotte war das Ziel des winzigen Raumschiffes, sondern ein weit »dahinter« liegender Punkt im Leerraum, bei dem sich augenblicklich die Verbände der ganjasischen Flotte aus der Kleingalaxis Morschaztas versammeln mussten.
Perry Rhodan hatte die beiden Männer beauftragt, genaue Aufzeichnungen über die Manöver der ganjasischen Einheiten, ihre Anzahl und ihre wahrscheinliche Kampfkraft mitzubringen. Nachdem die Kleingalaxis Morschaztas vor wenigen Tagen aus ihrem Versteck im Hyperraum ins Normalkontinuum »zurückgefallen« war, stand die militärische Auseinandersetzung zwischen den Flotten des takerischen und des ganjasischen Reiches unmittelbar bevor. Der terranische Großadministrator wollte sicher sein, dass Ovarons Kampfverbände eine gute Chance gegen die des eroberungswütigen Taschkars hatten.
»Das Menschengeschlecht ist ein seltsames ...«, murmelte der Kamashite.
»Was?«, knurrte Lord Zwiebus kehlig.
»Erstens heißt es ›wie, bitte‹ und zweitens würde ein Urmensch wie Sie nie begreifen, dass ...!« Er winkte ab.
»Selber Urmensch!«, gab Lord Zwiebus grollend zurück. »Giftzwerg, Grüngesicht, Götzenanbeter!«
»Grünhaar«, korrigierte Lokoshan. »Passen Sie lieber auf Ihre Kontrollen auf. Wir fahren gleich in den Bahnhof ein.«
Der Neandertaler murmelte etwas Unverständliches und wandte sich wieder seinen Kontrollen zu. Die Lightning-Jet bremste stärker ab; ihre Geschwindigkeit fiel – relativ zum Normalkontinuum – unter die des Lichts, dann stürzte sie mit schweigendem Waring-Konverter in den Normalraum zurück.
Patulli Lokoshan streckte die Hände aus und schaltete alle Energieverbraucher und -erzeuger bis auf die unbedingt lebenswichtigen ab. Antriebslos glitt der schlanke Raumflugkörper durch den Leerraum. Lokoshan beobachtete die Gefügetaster. Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht, als er das unablässig zuckende Zackenmuster auf dem Oszillographenschirm sah.
»Hier kommen in der Sekunde mindestens hundert schwere Einheiten in den Normalraum zurück, Zwiebus«, teilte er dem Ersten Piloten mit. »Wir sind genau richtig.«
»Bei diesem Energiekuchen gehen unsere Impulse unter«, erklärte Lord Zwiebus in seiner eigenwilligen Ausdrucksweise.
Er schaltete den Hypertaster ein, der, im Gegensatz zu dem passiv-registrierenden Gefügetaster, überlichtschnelle Ortungsimpulse aussandte und deren Reflexionen aufnahm.
Wie sich eine Minute später herausstellte, unterschätzte er das Können der ganjasischen Ortungsoffiziere. Plötzlich tauchte wenige Kilometer neben der Lightning-Jet ein riesiger eiförmiger Schatten auf.
Patulli Lokoshan wartete nicht ab, was der Kommandant des ganjasischen Schiffes zu unternehmen gedachte, sondern betätigte den Kodeimpulsgeber. Der von Ovaron festgelegte Identifizierungsimpuls für die Flotte des Ganjasischen Reiches wurde abgestrahlt und kam ohne messbare Verzögerung im Hyperkomempfänger des ganjasischen Schiffes an.
Sekunden später summte der auf die ganjasische Flottenwellenlänge justierte Telekom an Zwiebus' Pult. Der Neandertaler aktivierte das einfach lichtschnell arbeitende Gerät. Auf dem Bildschirm erschien das schmale Gesicht eines ganjasischen Flottenoffiziers.
Der Ganjase war offensichtlich misstrauisch. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass ein kleines Schiff fremder Bauart mitten im Aufmarschgebiet der ganjasischen Flotte aufgetaucht war.
Lord Zwiebus teilte ihm mit, zu welchem Zweck die Lightning-Jet gekommen war, und empfahl, bei der POYCARA, Ovarons Flaggschiff, rückzufragen. Der ganjasische Offizier tat es und meldete sich anschließend wieder. Diesmal zeigte sich kein Misstrauen mehr in seinem Gesicht. Er empfahl den beiden Terranern nur, sich nicht länger als notwendig im Aufmarschgebiet aufzuhalten, damit sie nicht von aus dem Linearraum zurückfallenden Schiffen gerammt würden.
»Wir werden behutsam sein«, erwiderte Lord Zwiebus, »und notfalls unseren Paratronschirm aufspannen.«
Nachdem das Gespräch beendet war, holte er tief Luft und wandte sich den Anzeigen der Hypertaster zu. Kurz darauf holte er abermals tief Luft.
Patulli Lokoshan, der über separate Anzeigen verfügte, brauchte nicht nach dem Grund zu fragen. Die Sammelkontrolle zeigte an, dass sich in diesem Raumsektor mehr als 150.000 schwere Kampfschiffe versammelt hatten – und jede Sekunde kamen etwa hundert dazu.
»Rhodans Sorge um seine ganjasischen Freunde war offenbar unbegründet«, stellte er fest. »Hier stehen mehr als doppelt soviel schwere Kampfeinheiten, wie er angenommen hatte.«
»Und rund fünfzigtausend mehr, als die Takerer bisher aufbieten konnten«, sagte Lord Zwiebus.
»Inzwischen sind es fast sechzigtausend mehr«, erklärte der Major nach einer Weile. »Die Takerer mögen inzwischen Verstärkungen erhalten haben, aber ich glaube nicht, dass sie eine zahlenmäßige Überlegenheit erreichen können – von einer qualitativen ganz zu schweigen.«
Der Neandertaler nickte beifällig.
Die beiden Männer warteten noch eine Stunde lang. In dieser Zeitspanne erhöhte sich die Zahl der schweren und schwersten ganjasischen Einheiten auf über 180.000, dann brach der Zustrom ab.
»Das genügt«, erklärte Zwiebus. »Perry Rhodan wird nach unserem Bericht einsehen, dass Ovaron recht gut allein mit den Takerern fertig wird. Wir fliegen zur MARCO POLO zurück.«
Patulli Lokoshan übermittelte ihm die Rückflugdaten, die er während der Wartezeit errechnet hatte, direkt auf sein Kontrollpult. Danach schaltete er sämtliche Energieerzeuger hoch.
Der Neandertaler wendete die Lightning-Jet und schob den Beschleunigungshebel vor. Das winzige Schiff beschleunigte mit achthundert Kilometern pro Sekundenquadrat und verschwand kurze Zeit später im Interkontinuum.
*
Perry Rhodan dankte den beiden so unterschiedlichen Männern und ordnete eine Ruhepause für sie an. Sinnend sah er zu, wie der Neandertaler und der Kamashite nebeneinander durch das Panzerschott der Kommandozentrale verschwanden, dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem flachen Plastikbehälter, den sie bei ihm abgeliefert hatten. Er enthielt sämtliche Aufzeichnungen, die das Ortungssystem der LMP-403 während seiner Erkundungsmission gemacht hatte.
»Ich denke, wir brauchen die Aufzeichnungen überhaupt nicht mehr zu studieren«, erklärte Lordadmiral Atlan, der neben Rhodan stand. »Nicht nach dem, was das ungleiche Paar uns mündlich berichtet hat.«
»Da kennt Er meinen Erzeuger schlecht, Sire«, warf Roi Danton ein und betupfte einen Pickel an seinem Kinn mit einem Tuch. »Mon Grandseigneur ist ein zum Perfektionismus neigender Technokrat.«
Atlan grinste.
Perry warf seinem Sohn einen strafenden Blick zu, nahm die Kassette an sich und drückte mit der freien Hand den Aktivierungsschalter des Kartentisch-Interkomanschlusses.
Oberst Elas Korom-Khan, Kommandant der MARCO POLO, meldete sich von seinem Schaltpult aus.
»Kommen Sie bitte gleich in den Beratungsraum A-BPK-1, Oberst!«, befahl der Großadministrator, dann unterbrach er die Verbindung.
»Na, was habe ich gesagt!«, frohlockte Roi, während er neben Atlan hinter seinem Vater herging. »Mein Erzeuger überlässt nichts dem Zufall, Sire.«
»Leider ...«, erwiderte Atlan mit unbeteiligt klingender Stimme, »... scheint er diesen Grundsatz gebrochen zu haben, als er dich zeugte, Mike.«
Roi Danton hob seine Lorgnette ans rechte Auge und musterte den Arkoniden mit indignierter Miene. Zwei Raumkadetten, die eine Schwebeplattform mit Spezialgeräten durch die Zentrale schoben, blickten sich vielsagend an und grinsten. Roi ließ die an einem Kettchen befestigte Lorgnette fallen und setzte ein arrogantes Lächeln auf.
Im Beratungsraum angekommen, öffnete Perry Rhodan die Kassette und schob die positronische Speichereinheit in eine Öffnung der hohen Metallplastikwand, hinter der sich die Hauptpositronik der MARCO POLO befand, genauer gesagt, ein bio-positronisches Gehirn mit echter Intelligenz und kaum vorstellbarer Leistungsfähigkeit.
Anschließend rief er mit seinem Armbandtelekom nach Icho Tolot, Gucky und Alaska Saedelaere und bat sie, ebenfalls an der Konferenz teilzunehmen. Auch Fellmer Lloyd und Ras Tschubai wurden eingeladen.
Oberst Korom-Khan traf zuerst ein, dann folgten die übrigen engen Mitarbeiter Rhodans. Zuletzt materialisierte Gucky zusammen mit dem Haluter. Der Mausbiber setzte sich sofort auf die Couch, die, wie in allen anderen Beratungsräumen, stets für ihn bereitstand.
Als alle Personen ihre Plätze eingenommen hatten, hob der Großadministrator flüchtig die Hand und sagte: »Bevor wir uns über unsere nächsten Schritte unterhalten, lassen wir uns die Informationen vorspielen, die Lord Zwiebus und Major Lokoshan bei einem Erkundungsflug gesammelt haben.«
Er richtete seinen Blick auf die Wand, hinter der die Biopositronik lag.
»Fertig zum Abspielen, Positronik?«
»Fertig, Sir!«, meldete das Gehirn über eine Lautsprechereinheit.
»Dann ab!«, befahl Rhodan.
In der Metallplastikwand erschien ein Bildschirm, auf dem langsam Werte vorbeizogen, während eine metallisch hallende Stimme die Informationen akustisch ergänzte.
Nach fünf Minuten war der Bericht beendet.
»Ich gestehe ...«, erklärte Perry Rhodan, »... dass die Größe der ganjasischen Streitmacht meine Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Mit über hundertachtzigtausend schweren und schwersten Einheiten müsste Ovaron in der Lage sein, die takerische Flotte im offenen Kampf zu schlagen.«
»Vernichtend zu schlagen, Chef!«, schrillte Guckys Stimme von der Couch her. »Wir haben doch bei meinem rasanten Vorstoß gesehen, dass die meisten Kommandanten der takerischen Flotte überhaupt nicht wissen, was für ein Süppchen ihr lausiger Taschkar zu kochen beabsichtigt.«
»Das war dein Glück, Kleiner«, entgegnete Perry ernst. »Andernfalls wärst du gar nicht ins Flaggschiff des Taschkars gekommen, um Guvalasch zu töten und ihm den Kommandogürtel wegzunehmen. Wir hätten uns mit der MARCO POLO nicht mitten im takerischen Flottenverband halten können.«
Er schloss sekundenlang die Augen und dachte daran, wie die MARCO POLO zusammen mit den ausgeschleusten fünfzig Kreuzern und fünfzig Korvetten mitten im Aufmarschgebiet von rund hunderttausend takerischen Raumschiffen in den Normalraum zurückgefallen war. Wie von der Biopositronik vorausberechnet, hatten die frisch eingetroffenen takerischen Kommandanten zu langsam und vor allem uneinheitlich reagiert. Die MARCO POLO und ihre Kleinraumschiffe hatten sich in erbitterten Gefechten halten können, bis es Gucky gelungen war, von Bord einer Space-Jet aus Guvalaschs Individualimpulse einzupeilen, an Bord des takerischen Flaggschiffes zu springen und das wertvolle Komudakgerät, mit dem Guvalasch bis dahin die Pläne der Urmutter durchkreuzt hatte, zu erbeuten.
Perry Rhodan öffnete die Augen wieder und blickte seine Gefährten der Reihe nach an. Niemand sprach, aber in den Augen der Terraner sah Perry die stumme Frage, wann endlich entscheidende Schritte gegen die Gefahr unternommen würden, die der Menschheitsgalaxis von den Takerern drohte.
Er schaltete den Interkom zur Funkzentrale durch und sagte: »Major Freyer, rufen Sie den Ganjo über Geheimwelle an und bitten Sie ihn in meinem Namen dringend, er möchte so schnell wie möglich per Transmitter zur MARCO POLO kommen!«