Nr. 494
Mond der Gefahren
Gucky in der kosmischen Falle – der Sturz in die Sonne beginnt
von CLARK DARLTON
Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Juni des Jahres 3438. Somit halten sich Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten von der MARCO POLO seit fast einem Jahr in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, auf.
In dieser Zeit haben die Teilnehmer der Sternenexpedition eine Vielzahl von gefährlichen Situationen überstanden; sie mussten schwere Rückschläge hinnehmen – sie errangen aber auch im Zusammenwirken mit Ovaron und seinen Ganjasen stolze Siege, so dass sich die Lage in Gruelfin immer mehr zuungunsten der Takerer und ihres Taschkars verändert hat.
In der Menschheitsgalaxis hat sich die Situation jedoch entscheidend verschärft. Kurz vor der Vernichtung Takeras gelang es Vascalo, dem neuen Chef der Marsav, mit der »Final-Blockschaltung« eine riesige Flotte von Sammlern in seine Gewalt zu bringen. Und diese Flotte befindet sich nun in Nähe des Wega-Systems und versucht den Durchbruch nach Sol.
Die Solare Flotte unter Solarmarschall Julian Tifflor und Staatsmarschall Reginald Bull kämpft verbissen. Die Terraner wissen, worum es geht, und sie halten den Gegner auf, und Vascalo persönlich, der »instinktive Pedoautokrat«, hat in Oberst Edmond Pontonac, dem militärischen Kommandanten des Saturnmondes, einen ebenbürtigen Gegner gefunden. Vascalo muss sich zurückziehen, ohne einen Erfolg verbuchen zu können.
Dafür sind es die Terraner in Gruelfin, die sich eine große Erfolgschance ausrechnen. Perry Rhodan fliegt mit der MARCO POLO zum MOND DER GEFAHREN ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator sucht die Bedeutung eines Schlüsselworts.
Ovaron – Der Ganjo kehrt in seine Galaxis zurück.
Schoscholk – Entdecker des Mondes der Gefahren.
Gucky, Ras Tschubai, Icho Tolot und Elteruen – Heimliche Besucher des Mondes der Gefahren.
Scherlok – Kommandant von Mohrcymy.
Major Müller III – Der »rettende Engel« in einer Space-Jet.
War schon allein die Vorstellung, dass ein Raumschiff die Entfernung von mehr als zweiunddreißig Millionen Lichtjahre zurücklegen konnte, mehr als phantastisch, so mutete die Tatsache, dass ein einzelner Mensch diese Strecke im entmaterialisierten Zustand überwand, geradezu unwahrscheinlich an.
Und doch war es möglich!
Wenigstens für einen Cappin, und Ovaron war ein Cappin vom Volk der Ganjasen, der fähigste Pedotransferer und zugleich Ganjo der Ganjasen.
Er war Freund der Terraner.
In dieser Eigenschaft hatte er zusammen mit dem Mädchen Merceile das Wagnis auf sich genommen, sich per Pedopeiler zur Milchstraße abstrahlen zu lassen, um die dortigen Verhältnisse zu studieren. Heute, am 11. Juni des Jahres 3438, war er nach Gruelfin zurückgekehrt.
Gruelfin war die Galaxis NGC 4594, auch Sombrero genannt.
Die Heimatgalaxis der Takerer und Ganjasen.
Ein schneller Gleiter brachte Ovaron zur MARCO POLO, dem Flaggschiff der Terraner. Perry Rhodan erwartete ungeduldig die Berichterstattung seines Freundes. Von ihr würde seine weitere Planung abhängen. Als er von der glücklichen Rückkehr des Ganjos erfuhr, rief er seine Vertrauten zusammen, damit sie an der Konferenz teilnehmen konnten.
Die MARCO POLO war auf dem Planeten Sikohat, dem so genannten ARRIVANUM, gelandet. Hier bestand kaum Gefahr, dass verstreute Reste der geschlagenen takerischen Flotte sie entdeckten und angriffen.
Ovaron war in der heimatlichen Milchstraße gewesen, und zum ersten Mal hatte Rhodan über die einwandfrei funktionierende Dakkarfunkstation auf dem Saturnmond Titan Nachrichten von der Erde erhalten. Die geplante Invasion der Cappins war abgeschlagen worden.
Das war die wichtigste Nachricht. Ovaron hatte versprochen, weitere interessante Details in einer persönlichen Aussprache zu geben.
Merceile war auf Titan zurückgeblieben, um als Dakkarfunkerin und damit als Nachrichtenübermittlerin zu fungieren. Sie garantierte eine einwandfreie Verbindung zwischen den beiden galaktischen Systemen.
Rhodan, Atlan und Professor Waringer saßen am Kopfende des ovalen Tisches. Neben Rhodan war ein Platz freigelassen; er war für Ovaron bestimmt, der letzten Meldungen zufolge jeden Augenblick eintreffen musste. Die leitenden Offiziere der MARCO POLO, einige Wissenschaftler und Techniker nahmen die übrigen Plätze ein. Rhodans Gruppe gegenüber harrten die Mitglieder des Mutantenkorps der Dinge, die da kommen sollten.
Das war die Situation an diesem Tag, an dem Rhodan eine schwere Entscheidung zu treffen hatte.
Die Entscheidung nämlich, ob er mit seinem Flaggschiff noch länger in Gruelfin bleiben, oder ob er zur Erde zurückkehren sollte.
Was immer er auch tun würde, es musste zum Wohl der Menschheit geschehen, die ihr Schicksal in seine Hände gelegt hatte.
1.
In kurzen Worten schilderte Ovaron sein persönliches Erlebnis mit dem takerischen Mutanten, Vascalo, den man auch den Krummen nannte. Erst jetzt wurde klar ersichtlich, wie wichtig die Pedoübernahme dieses fähigen Takerers gewesen war. Denn nur dadurch war Ovaron in der Lage gewesen, das ganze Wissen Vascalos zu erfahren. Bis in die tiefsten Tiefen des Unterbewusstseins war Ovaron vorgedrungen, um so dem Mutanten die letzten Geheimnisse zu entreißen.
In allen Einzelheiten erfuhr nun Rhodan die Zerschlagung der takerischen Invasion. Etwa sechzigtausend Sammler waren vernichtet oder in die Flucht geschlagen worden.
Aber der mechanische Pedopeiler der Takerer, irgendwo in Gruelfin verborgen, hatte nahezu zwei Millionen Cappins zur Milchstraße abgestrahlt. Dort rematerialisierten sie in den verschiedensten spindelförmigen Empfangsstationen, deren Positionen unbekannt geblieben waren. Sie bedeuteten eine gewaltige Gefahr für die Menschheit und die mit ihr verbündeten Völker, zumal dauernd Nachschub eintreffen konnte. Man musste entweder die Empfangsstationen in der Milchstraße finden und zerstören, oder die mechanische Abstrahlstation in Gruelfin ausfindig machen und außer Betrieb setzen.
Eine weitere Überlegung kam hinzu und war wichtig:
Der erste Fehlschlag der Cappins hatte deutlich gemacht, dass Reginald Bull, Galbraith Deighton und Julian Tifflor mit Hilfe der Solaren Raumflotte sehr wohl in der Lage waren, vorerst mit der Gefahr fertig zu werden. Aus diesem Grund war Rhodans Anwesenheit in der Milchstraße nicht unbedingt erforderlich. Ihm blieb somit Zeit, das Übel bei der Wurzel zu packen.
Als Ovaron eine Pause machte, fragte Rhodan: »Halten Sie es für möglich, dass wir den Pedopeiler finden, von dem aus die Abstrahlung zur Milchstraße erfolgt?«
»Ich halte es für möglich, denn Vascalo kannte die Position. Leider konnte ich sie nur in einer Art Verschlüsselung von ihm erfahren. Diese Angaben besitzen wir. Eine andere Frage ist, ob wir etwas damit anzufangen wissen. Wie bekannt, waren dreißig Prozent von Vascalos Geist in seinem Körper zurückgeblieben; damit wurde ich zwar fertig, aber mir blieb keine Zeit, auch noch zusätzlich Informationen zu erhalten. Ich nahm sein Wissen auf, das ist alles.«
»Die Position des Pedopeilers!«, erinnerte ihn Rhodan ruhig.
Ovaron machte eine abwehrende Geste.
»Geduld, mein Freund. Wir kommen nur mit Überlegung zum Ziel, und dazu gehört, dass Sie alle mitdenken, und zwar in der richtigen Reihenfolge. Gehen wir also logisch vor und stellen fest, was wir bereits wussten und neu hinzu erfahren. So nur können wir das Gesamtbild zusammensetzen. Jede Verwirrung bedeutet Zeitverlust.«
»Einverstanden«, gab Rhodan sich zufrieden.
Ovaron atmete auf.
»Um es vorwegzunehmen: Ich weiß, wo sich der gesuchte Pedopeiler befindet, zumindest kenne ich die Tarnbezeichnung des betreffenden Planeten. Bereits die Berechnungen unserer positronischen Gehirne haben ergeben, dass es sich dabei nur um ein einziges Gerät handelt, allerdings um ein Großgerät mit unvorstellbarer Abstrahlkapazität. Das beweist allein schon die Tatsache, dass die Aktion der Takerer von einem Punkt ausging, und dieser Punkt ist mit dem Pedopeiler identisch. Es handelt sich dabei um einen so genannten Ultragigantpedopeiler, der in der Lage ist, ganze Armeen begabter Transferer in einem einzigen Vorgang abzustrahlen.«
»Es ist unvorstellbar!«, äußerte sich Waringer verblüfft.
Ovaron nickte ihm zu.
»Richtig, das ist es, aber ich kann Ihnen versichern, dass es auch eine Realität ist! Die Entfernung von zweiunddreißig Millionen Lichtjahren spielt dabei überhaupt keine Rolle, sofern die Empfangsstationen am Ziel funktionieren. Leider ist das noch der Fall.«
»Wenn dieser Ultrapeiler ausgeschaltet wird«, fragte Rhodan, »ist die Gefahr damit beseitigt? Oder glauben Sie, dass es ein zweites Gerät dieser Art geben könnte?«
»Es wäre durchaus möglich, aber ich glaube es nicht.«
Vom anderen Ende des Tisches her meldete sich der Mausbiber Gucky zu Wort. Er hatte längst Ovarons Gedanken gelesen und platzte fast vor Neugier, weil der Ganjo nicht weiterdachte.
»Das geheime Stichwort, Ovaron! Die Position! Das Schlüsselwort!« Und als er Rhodans Blick auffing, fügte er hinzu: »Bitte!«
»Ja, das Stichwort.« Ovaron schwieg einen Augenblick, als müsse er darüber nachdenken. »Ich konnte es Vascalo entreißen, aber ohne die Hilfe der Urmutter kommen wir nicht weiter. Nur der umfangreiche Erinnerungsspeicher des Robotgehirns wird vielleicht in der Lage sein, uns einen Hinweis zu geben. Das Merkwürdige bei dem Schlüsselwort ist nämlich, dass es unverständlich ist. Ich kann mit dem Begriff nichts anfangen. Das Wort lautet: MORYR-MORYMA.«
Rhodan starrte ihn an.
»Moryr-Moryma ...?«
»Ein Wort, das es in unserer Sprache nicht gibt. Es ist mir also nicht einmal möglich, wenigstens die Bedeutung zu ahnen. Jedenfalls ist dieses Doppelwort die Bezeichnung für den Planeten oder das Sonnensystem, wo der Ultrapedopeiler zu finden ist.«
Atlan beugte sich vor.
»Die Urmutter ...? Glauben Sie, Ovaron, dass sie uns weiterhelfen kann?«
»Ich bin ziemlich sicher, dass ihr Erinnerungsspeicher einen Hinweis enthält. Die Frage ist nur, ob wir ihn finden.«
Professor Waringer hatte sicherlich nicht die Absicht, von dem lebenswichtigen Thema abzulenken, aber ihn beschäftigte ein Problem, das eng mit seiner Person zusammenhing. Er wusste, dass sein zurückgelassenes Spezialistenteam auf der Erde schon damals unmittelbar nach Entdeckung der Cappins und ihrer Pedotransferfähigkeit damit begonnen hatte, ein Abwehrmittel gegen die Übernahme zu entwickeln. Die letzten Meldungen vom Saturn hatten einwandfrei bestätigt, dass eine solche Gegenwaffe existierte.
»Die Dakkarschleife, Ovaron ...? Können Sie mir mehr darüber sagen? Hat mein Team Erfolg gehabt?«
Ovaron lächelte.
»Und ob Ihr Team Erfolg hatte! Ohne die Erfindung der Dakkarschleife wäre die Invasion sicherlich anders verlaufen. Rein äußerlich wirkt das kleine Gerät völlig harmlos; es sieht einem fünf Millimeter breiten platinfarbenen Stirnband ähnlich. Man kann es sogar unauffällig unter den Haaren tragen. Seine Antistrahlung verhindert eine geistige Übernahme. Fragen Sie mich nicht, wie diese Abwehrstrahlung erzeugt wird – ich kenne nur das Resultat. Und das wiederum beweist, dass Ihr Team gut gearbeitet hat, Professor.«
»Danke«, sagte Rhodans Schwiegersohn und machte dabei einen äußerst zufriedenen Eindruck.
Atlan hatte Waringers Zwischenfrage mit einer gewissen Missbilligung geduldet. Man sah ihm, dem alten Taktiker, nur zu deutlich an, dass er andere Sorgen hatte.
»Moryr-Moryma ...! Was könnte das bedeuten, Ovaron? Ich finde, die Entschlüsselung dieses geheimnisvollen Begriffes ist wichtig für uns alle. Wir sollten uns darum bemühen. Wie ist es möglich, dass Vascalo nur dieses Wort dachte, ohne gleichzeitig an den Begriff selbst zu denken?«
»Ich weiß es nicht«, gab der Ganjo zu. »Es gab für mich in jenen Augenblicken höchster Gefahr andere Probleme. Immerhin habe ich das Wort behalten, und ich finde, wir sollten versuchen, etwas damit anzufangen. Wie ich schon erwähnte, müssen wir die Hauptschaltstation der Urmutter befragen. Das Riesengehirn wird uns vielleicht mit seinem so genannten Uralt-Gedächtnisspeicher helfen können.«
»Was ist das?«
»Ein Erinnerungsspeicher, der mehr als zweihunderttausend Jahre alt ist und das entsprechende Wissen umfasst. Ich bin sicher, dass wir einen Hinweis erhalten.«
»Dann sollten wir nicht länger zögern.«
Rhodan sagte: »Atlan hat recht, Ovaron, wir sollten keine Zeit versäumen. Werden Sie uns mitnehmen?«
»Wir gehen zusammen«, sagte Ovaron bestimmt.
*
Es stand soweit fest: »Moryr-Moryma« war ein ganz bestimmter und feststehender Begriff. Es konnte sich dabei um ein System innerhalb der Galaxis Gruelfin handeln oder um einen einzelnen Planeten. Aber Gruelfin war groß. Unter Millionen von Sonnensystemen das richtige herauszufinden – das war keine einfache Aufgabe, wenn man keinen weiteren Hinweis besaß.
Noch am gleichen Tag begleiteten Rhodan und Atlan ihren Freund Ovaron in das Innere des Planeten Sikohat. Die Hauptschaltstation der Urmutter besaß viele Abteilungen. Diesmal führte Ovaron den Terraner und den Arkoniden in eine Sektion, die den beiden noch unbekannt war.
Sie lag mehrere Kilometer unter der Oberfläche des Planeten, durch elektronische Sperren gegen jeden unbefugten Zugriff abgesichert und durch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen völlig isoliert.
»Das ist absolut notwendig«, erklärte Ovaron, während sie ein langsam dahingleitendes Transportband weiterbrachte. »Wer das Kodewort kennt, kann den Erinnerungsspeicher der Riesenpositronik aktivieren und so wichtige Informationen erhalten. Dagegen ist es wesentlich schwieriger, der Urmutter direkte Handlungsbefehle zu geben; dazu benötigt man den Kommandogürtel. Der Erinnerungsspeicher ist sozusagen das schwache Glied in der Kette der Absicherungen.«
Automatisch leuchteten Wände und Decke des schier endlosen Ganges auf, wenn sie sich einer automatischen Leuchtstelle näherten. Hinter ihnen erlosch der Abschnitt wieder, während vor ihnen der nächste aufflammte.
»Wie lange noch?«, fragte Rhodan.
»Gleich«, vertröstete ihn Ovaron.
Sie verließen das Transportband, als Ovaron ihnen ein Zeichen gab. Den Rest des Weges legten sie zu Fuß zurück, passierten ohne Zwischenfall einige Sperren und standen schließlich in der riesigen Halle des Speichers. Hinter ihnen hatte sich die Tür geschlossen.
Mitten in der Halle ruhte das halbkugelförmige Gebilde des Erinnerungsspeichers, mehr als zwanzig Meter hoch und fast dreißig Meter Durchmesser an der Grundfläche. Dunkle Bildschirme schienen nur darauf zu warten, endlich wieder aufleuchten zu können. Überall standen Kontrollgeräte und Steuerpulte. Im Hintergrund rollte ein Wartungsroboter, ohne sich von den Besuchern in seiner Arbeit stören zu lassen. Er bewegte sich von einer Apparatur zur anderen und überprüfte sie. Das tat er schon seit zweihunderttausend Jahren.
Ovaron ging auf das größte Schaltpult zu.
»Die Verteileranlage«, erklärte er sachlich. »Von hier aus kann ich die Anfrage ausschicken, sie wird automatisch in den richtigen Sektor gesteuert. Diese wiederum speist die Computer und löst die Information aus.« Er betätigte einige Kontrollen und wartete, bis ein Stabmikrophon ausgefahren wurde. Seine Stimme klang unbewegt und fast gefühllos, als er hineinsprach: »Ich wünsche jede verfügbare Information über MORYR-MORYMA.«
Es dauerte wenige Sekunden, dann verschwand das Mikrophon wieder. Sonst geschah noch nichts, außer dass auf der Verteileranlage ein Lämpchen grün aufleuchtete.
»Aktion«, sagte Ovaron kurz.
Rhodan und Atlan erinnerte das alles an »NATHAN«, das gigantische Robotgehirn auf dem irdischen Mond. Auch dort lag die riesige positronische Anlage unter der Oberfläche eines Himmelskörpers verborgen, sicher vor allen Angriffen und verbotenen Zugriffen.
Das grüne Lämpchen erlosch, dafür leuchtete ein anderes auf.
Orange!
Ovaron nickte.
»Gleich ist es soweit«, sagte er gepresst. »Vielleicht werden unsere Erwartungen enttäuscht. Wenn ich zumindest erführe, welche Sprache es ist ...«
Auf der Schaltstation wurde einer der zahlreichen Bildschirme hell. Gleichzeitig schaltete sich mit einem deutlichen Knacken ein versteckter Lautsprecher ein. Eine ruhige, mechanisch klingende Stimme begann zu sprechen. Sie wiederholte jeden Satz, damit kein Missverständnis aufkommen konnte.
Sie sagte: »Das Wort Moryr-Moryma stammt aus dem alten Sprachschatz der Cappins vor mehr als zweihunderttausend Jahren. Seine Übersetzung in Neu-Gruelfin bedeutet soviel wie: LEBEN UND LEBEN ZERSTÖREN!« Nach einer kurzen Pause, die dem Empfang weiterer Informationen dienen mochte, fuhr das Gehirn fort: »Weitere Informationen können nur nach neuer Programmierung erfolgen.«
Auf dem Bildschirm, der sich automatisch aktiviert hatte, war nichts zu sehen gewesen. Er erlosch, als die Stimme schwieg.
»Leben und Leben zerstören ...?« Ovaron schüttelte den Kopf. »Was soll das bedeuten? Ergibt das einen Sinn?«
»Alt-Gruelfin also«, meinte Atlan und starrte auf die Verteileranlage. »Ob es Zweck hat, eine entsprechende Anfrage zu programmieren?«
»Die Urmutter empfahl es, Atlan, also werden wir es tun.« Ovaron legte die Hand auf jene Kontrollen, die er auch beim ersten Mal betätigt hatte. Wieder leuchtete das grüne Licht auf, als das Mikrophon erschien. Früher als beim ersten Mal, registrierte Rhodan.
Ovaron sprach die Programmierung der Anfrage: »Ich wünsche sämtliche Informationen über die Tarnbezeichnung Leben und Leben zerstören. Die Speicherung muss bis zu den Anfängen der Cappin-Geschichte zurückgehen. Notfalls müssen auch die Nebenspeicher auf allen Schaltplaneten eingesetzt werden. Das Resultat ist lebenswichtig. Ich wiederhole: lebenswichtig.«
Obwohl kaum damit zu rechnen war, dass eine Antwort schnell erfolgte, warteten sie auf eine Reaktion der Urmutter. Und sie warteten nicht umsonst.
Ohne dass der Bildschirm aufleuchtete, sagte die mechanische Stimme: »Es werden vierundzwanzig Stunden benötigt, dann erfolgt die Endinformation im Zusammenhang. Ende.«
»Ein Tag also – viel zuviel Zeit«, meinte Rhodan.
»Wir würden ein Jahr brauchen«, tröstete ihn Ovaron und legte die Hand auf seinen Komudakgürtel, den er nun wieder trug. »Gehen wir. Ich werde die Tür öffnen.«
*