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Nr. 497

 

Die Armee der Kriegsdiener

 

Invasoren auf Titan – der Supermutant jagt Vascalo

 

von H. G. EWERS

 

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Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Juli des Jahres 3438. Somit halten sich Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten von der MARCO POLO seit rund einem Jahr in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, auf.

In dieser Zeitspanne ist viel geschehen – sowohl in Gruelfin als auch in der Menschheitsgalaxis. Dort kommt eine unheimliche Flotte, bestehend aus Zehntausenden von großen Robotschiffen (Sammlern) und Hunderttausenden von kleineren Einheiten (Vasallen) in immer größere Nähe des Solsystems.

Vascalo, der Befehlshaber dieser gigantischen Invasionsflotte, lässt sich auch durch schwere Verluste nicht beirren – schließlich fürchten seine Roboter den Tod nicht. Und Reginald Bull, Julian Tifflor und Galbraith Deighton, die drei Männer, die die Verteidigung des Solsystems leiten, haben alle Hände voll zu tun, um ihrer schweren Aufgabe gerecht zu werden.

Viel wird davon abhängen, ob andere galaktische Völker der bedrohten Menschheit zu Hilfe kommen oder nicht. Oberst Edmond Pontonac, der als »Botschafter von Sol« fungierte, hat alles in seiner Macht Stehende getan, um Unterstützungsaktionen für Terra einzuleiten.

Inzwischen, während sowohl die Terraner als auch die takerischen Invasoren Verstärkung erwarten, geht der Kampf der Flotten mit unverminderter Heftigkeit weiter. Vascalo will die Entscheidung so schnell wie möglich erzwingen. Er vertraut auf DIE ARMEE DER KRIEGSDIENER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reginald Bull – Der Staatsmarschall verteidigt das Solsystem.

Vascalo – Anführer der Invasoren aus Gruelfin.

Ribald Corello, Balton Wyt und Lesska Lokoshan – Der Supermutant und seine Begleiter jagen Vascalo.

Merceile – Eine Frau stellt sich zum Kampf gegen die Armee der Kriegsdiener.

Captain Tolous Bettron – Merceiles Werkzeug der Zerstörung.

Captain Alea Onandere – Kommandantin einer Ortungsstation auf Titan.

Aronte – Ein Kriegsdiener 2. Klasse.

Kriege werden nicht von Völkern, sondern von Einzelpersonen gemacht – aber sie werden nicht von Einzelpersonen, sondern von Völkern geführt. Dieser Widerspruch entblößt den Widersinn des Krieges an sich und macht die Tatsache, dass unter ihm sowohl die Volksmassen der Überfallenen als auch die Volksmassen der Aggressoren zu leiden haben, zu einer logischen Folge des Verstoßes gegen die universellen Gesetze.

Elgart Gaisas

 

1.

 

Im Steuerbordsektor der Bildschirmgalerie leuchtet weiß und grell jener große Normalstern, den die Terraner Wega nennen. Ein Stern in einer fremden, zerfaserten Galaxis, die gar nichts von der Ordnung unserer Heimatgalaxis besitzt.

Doch die Wega ist nicht das Ziel unserer sechzigtausend Sammler. Ursprünglich hatten wir bei einem gelben Normalstern namens Sol, siebenundzwanzig terranische Lichtjahre von hier entfernt, in den Normalraum zurückkehren wollen, nur ein Berechnungsfehler hat uns hierher verschlagen.

Selbstverständlich sind die dafür verantwortlichen Astronavigatoren exekutiert worden. Wer seine Pflicht der Großen Gemeinschaft gegenüber nicht erfüllt, hat keinen Platz in dieser Gemeinschaft; er würde ihre Vollkommenheit aufweichen.

Inzwischen sind die ersten Schlachten geschlagen. Wider Erwarten konnten wir den Widerstand der terranischen Barbaren nicht brechen, noch nicht. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns das gelingt. Der Wille des Taschkars ist Gesetz, und jedes Gesetz realisiert sich kraft seiner Existenz. Wir werden das Pseudo-Staatsgebilde jener halbzivilisierten Wilden, die sich Menschen nennen, zerschlagen und den Gesetzen des Taschkars und der Großen Gemeinschaft auch in dieser ungeordneten Galaxis Geltung verschaffen.

Ich, Aronte, Kriegsdiener Zweiter Klasse und Begleiter des genialen und unbesiegbaren Vascalo, werde meine Pflichten getreu den Buchstaben der Ehernen Verkündigung erfüllen, damit die in tiefer Unwissenheit und Barbarei lebenden Völker dieser Galaxis am Licht der vollendeten. Ordnung teilhaben können.

Wie unwissend und dumm sind doch diese armen Kreaturen, dass sie sich gegen ihre Wohltäter stellen. Aber ihr Widerstand ist sinn- und zwecklos, denn wir werden selbstverständlich nicht aufgeben, sondern ihnen das Glück gewaltsam bringen. Vielleicht müssen wir die Hälfte von ihnen töten, vielleicht auch noch mehr, doch das alles zählt nicht; es wird sie höchstens früher zur Einsicht bringen.

Der geniale Vascalo – minderwertige Subjekte nennen ihn Vascalo den Krummen, weil eine Mutation der Wirbelsäule ihn am völlig aufrechten Gang des Durchschnittscappins hindert – hat seine Großartigkeit wieder einmal bewiesen, indem er einen ursprünglichen Nachteil zu einem strategischen Vorteil umwandelte.

Unseren Pedopeilortern ist es gelungen, die Steuerfrequenz eines ganjasischen Pedopeilers zu orten, der sich auf einem Himmelskörper terranischen Heimatsystems befindet. Inzwischen haben sich 130.000 Kriegsdiener unserer Sammlerflotte auf die individualneutralen Impulse jenes Pedopeilers eingepeilt. Während wir durch die bloße Anwesenheit unserer Sammlerflotte die terranischen Verteidigungskräfte bei der Wega binden, bereiten wir uns zur Invasion des Solsystems vor. Wir werden so überraschend auftauchen, dass das Zentralsystem der Barbaren uns wie eine reife Frucht in die Hände fallen wird.

Mitten in meine von der Vorfreude bestimmten Überlegungen schallt der Gong und ruft mich und die anderen Glieder unserer Gemeinschaft in die Verpflegungsräume. Wir erheben uns und bewegen uns als Ströme eines geordneten Ganzen zu den vorbestimmten Zielen. Nach der Mahlzeit rufen uns die Signale in die Ausrüstungskammern. Auf jedem unserer vielen Sammler vollzieht sich der gleiche Vorgang in der gleichen Reihenfolge, eine erhebende Perfektion.

Während wir uns gegenseitig in die schweren Kampfanzüge helfen, bringt uns die aus allen Lautsprechern tönende Sinfonie der Unfehlbarkeit in die Stimmungslage, die wir zur Durchführung unserer Mission brauchen. Die Takte lassen unsere Herzen im Gleichklang schlagen, steuern die Hormonausschüttung unserer endokrinen Systeme und gleichen die biochemischen Aktivitäten unserer Gehirne einander an.

Wir sind eins, viele Teile eines Ganzen, die im Denken und Fühlen und Wollen gleichgestimmt die planvolle Richtung ansteuern. Wie arm und bedauernswert sind doch die Terraner, die das alles nicht kennen. Ich fühle den ungestümen Drang in mir, diese dahinvegetierenden Individuen zur glückhaften Vereinigung zu zwingen, in eine homogene Masse, die nur DAS GESETZ und DAS ZIEL kennt.

Ich habe meinen Kampfanzug geschlossen und die Systeme überprüft. Alles funktioniert einwandfrei. Da summt der Melder meines Helmfunkgerätes auf; eine mechanische Stimme bestellt mich zu Vascalo. Schnell gehe ich zum Beauftragten des Taschkars. Er empfängt mich mit einem genau abgewogenen Lächeln, das das ideale Ebenmaß seiner Gesichtszüge noch stärker als sonst betont.

Welche Reinheit, welche unbeirrbare Zielstrebigkeit liegen in diesen Zügen. Der unbesiegbare Vascalo kennt jene Schwankungen nicht, die niedere Glieder der Gemeinschaft manchmal überkommen. Wenn er ein Ziel erkannt hat, so geht er unbeirrbar seinen Weg, frei von falschen Skrupeln und frei von Mitleid. Er lobt, wenn gelobt werden muss, er tötet, wenn getötet werden muss, und er zitiert die Gesetze, die zitiert werden müssen.

Ich knie vor ihm nieder, damit er nicht zu mir aufsehen muss, denn Vascalo ist körperlich kleiner als ein Durchschnittscappin, obwohl sein Geist unvergleichlich größer und stärker ist, ausgenommen der des Taschkars.

»Aronte ...«, sagt er mit seiner vollen gütigen Stimme, »... unsere Planungspositronik hat Sie dazu bestimmt, meine Kommandokugel zu steuern, sobald wir den solaren Himmelskörper erreicht haben, auf dem sich der ganjasische Pedopeiler befindet.«

Ich widerspreche nicht, obwohl wir meines Wissens nicht die technischen Möglichkeiten besitzen, ein so großes Gerät wie die Kommandokugel mitzunehmen. Aber wie könnte ich mich erdreisten, mehr wissen zu wollen als der unfehlbare Vascalo. So warte ich also ab.

»Die Kommandokugel ist zerlegt ...«, fährt Vascalo fort, »... und wird von der Gruppe des Kriegsdieners Dritter Klasse Ivorun mitgenommen. Sofort nach der Ankunft werden Sie den Zusammenbau überwachen und mir anschließend als Pilot dienen. Sie haben gehört und verstanden?«

»Ich habe gehört und verstanden«, antworte ich in der alten Formel.

»Gut, gehen Sie jetzt, Aronte«, sagt Vascalo.

Schweigend, wie es sich geziemt, erhebe ich mich und verlasse den Raum, ohne das überwältigende Glücksgefühl zu zeigen, das mich angesichts der großen Ehre, die mir zuteil wird, befällt. In das Glücksgefühl mischt sich eine Spur von Scham darüber, dass ich in einem Anflug von Kleinmütigkeit meine Unwissenheit über die Beförderung der Kommandokugel für kurze Zeit mit Wissen verwechselte. Ich will versuchen, diese Abweichung vom genormten Bewusstsein durch besonderen Einsatz wieder gutzumachen.

Als ich die Kriegsdiener der Gruppe Ivorun erreiche, ist die Kommandokugel bereits zerlegt. Die Männer haben sich die Einzelteile in großen unförmigen Paketen vor die Brust geschnallt, so dass sie nur aufrecht stehen und gehen können.

»Ruhm und Ehre der Ehernen Verkündigung!«, grüße ich die achtzehn Kämpfer.

»Ruhm und Ehre der Ehernen Verkündigung!«, antworten sie mir im Chor.

Ich mustere ihre Gesichter und stelle fest, dass einige sich zu einem spöttischen Grinsen verzogen haben. Sollten einige Kriegsdiener unbewusst von der Bewusstseinsnorm abgewichen sein? Ich muss ihnen helfen, die Ansätze der Abweichungen zu korrigieren.

»Der Krieg gegen die Unwissenden ist die höchste Form der Liebe«, zitiere ich einen Ausspruch des ersten Taschkars von Groß-Gruelfin.

Ivoruns Gesicht wird undurchdringlich. Nur seine schwarzen Augen verraten mir, dass seine Gedanken noch nicht wieder der Norm angeglichen sind.

»Das ist wahr«, murmelt er und senkt den Blick. »Aber sind Sie sicher, Kriegsdiener Zweiter Klasse Aronte, dass die Terraner ebenfalls zu dieser Einsicht gelangen werden?«

»Wer die Uneinsichtigen tötet, beschleunigt bei den Überlebenden den Prozess der Wahrheitsannahme«, zitiere ich abermals. »Kriegsdiener Dritter Klasse Ivorun, Sie sollten umdenken, bevor der Zweifel in die Unfehlbarkeit unserer Gesetze Ihr Bewusstsein vergiften kann!«

»Wir alle sind treue Diener der Gesetze, des Taschkars und seines Beauftragten Vascalo«, wirft ein Mitglied der Gruppe Ivorun ein. Er ist bleich geworden, denn er hat wohl erkannt, wie nahe Ivorun daran war, eine schädliche Tendenz zu entwickeln. »Aber ...«, fährt er fort, »... die Terraner haben in ihrer Unwissenheit heftigen Widerstand geleistet und viele unserer Vasallen abgeschossen. Wäre es nicht besser, die Ankunft der zweiten Sammlerflotte abzuwarten und erst dann mit der geballten Macht von insgesamt 1,8 Millionen Pedotransferern zuzuschlagen?«

Ivorun räuspert sich und sieht den Frevler durchdringend an.

»Das ist ein Zweifel an die Unfehlbarkeit des Planes, den ich nicht dulden kann!«, sagt er scharf. »Vascalo wird wissen, warum er nicht auf die zweite Flotte wartet, und uns steht es nicht zu, seine Entscheidungen anzuzweifeln.«

»Richtig«, bestärke ich ihn in seinem positiven Umdenkungsprozess. »Ein Kriegsdiener muss absolutes Vertrauen in die Führung haben, die nicht anders als unfehlbar sein kann, da sie den Gesetzen und Verkündigungen absolut vertraut.«

»Ich erkenne meinen verabscheuungswürdigen Fehler an«, sagt der Kriegsdiener. »Mein Denkprozess hatte sich von der Linie des Normbewusstseins entfernt, und ich danke Ihnen, Kriegsdiener Zweiter Klasse Aronte, dass Sie mich auf den richtigen Weg zurückgeführt haben. Ich verpflichte mich zu vollkommener Gefechtsbereitschaft und zum vollen Einsatz meiner Person im bevorstehenden Kampf.«

Ich fühle, wie ich von Stolz ergriffen werde, von Stolz auf die Früchte meiner erzieherischen Arbeit. Gleichzeitig bin ich stolz auf unsere Ordnung, die im Perfektionismus der Einführung Tag für Tag Bewährung findet.

Da ertönen die machtvollen Signale, die uns zum Einsatz rufen. Das Licht wechselt vom ruhigen steten Grün zu beflügelndem Rosarot.

Wir kommen, wir kommen!

 

*

 

Merceile blickte vom geschwungenen Pult des Dakkarkoms auf, als der Melder des Panzerschotts summte und eine gelbe Leuchtplatte über ihr in kurzen Intervallen erstrahlte.

Die Biotransferkorrektorin – vor mehr als zweihunderttausend Jahren Mitglied jenes takerischen Kommandos, das auf der Erde ein verbrecherisches Bio-Programm verwirklichen sollte, Widerstandskämpferin gegen die Pläne ihres eigenen Volkes und heute Vertraute des Ganjos Ovaron und Verbündete der Terraner – schaltete ein Kontrollsystem ein.

In einem kleinen Trivideokubus erschienen die Abbilder dreier merkwürdiger Gestalten.

Eine der Gestalten unterschied sich körperlich kaum von einem normalen Erdgeborenen. Es handelte sich um Balton Wyt, früher Freihändler und heute SolAb-Agent, ein hochgewachsener Mann mit schulterlangem rostrotem Haar. Balton Wyt war Telekinet.

Die zweite Gestalt war, verglichen mit Erdgeborenen, ein Zwerg, dessen Kampfanzug in Sonderanfertigung hergestellt worden war. Es handelte sich um Lesska Lokoshan, den Großvater von Major Patulli Lokoshan. Lesska hatte, wie sein Enkel, ein schmales, scharfgeschnittenes goldbraunes Gesicht mit gekrümmter Nase, grünes Körperhaar, blaue Augen und eine tiefe volle Bassstimme; nur sein Schädeldach war – im Unterschied zu Patulli – völlig kahl.

Die dritte Gestalt war kaum zu erkennen, da sie sich im Innern eines kegelförmigen, zwei Meter hohen Transportroboters befand. Ribald Corellos geringe Körperkräfte und sein übergroßer Schädel ließen keine normale Fortbewegung zu. Seine geistigen Kräfte aber machten ihn zu einem Supermutanten.

Merceile lächelte und betätigte den Öffnungsmechanismus. Das Panzerschott glitt in die Decke.

Zuerst schwebte Corello in seinem Transportroboter herein, ihm folgte leichtfüßig der Kamashite Lokoshan – und zuletzt betrat Balton Wyt den Dakkarkomraum, phlegmatisch und von einer penetranten Gleichgültigkeit, die ein hervorstechender Zug seines Temperaments war.

»Ich grüße Sie, Miss Merceile, bezaubernder Traum aller männlichen Lebewesen!«, rief Ribald Corello über den Stimmkraftverstärker seines Transportroboters. »Mein Herz liegt Ihnen zu Füßen. Ich wollte, Sie könnten sich entschließen, in einen Ehekontrakt mit mir einzuwilligen.«

Merceile errötete leicht. Sie wusste zwar, dass der Supermutant übertrieb, doch sie hatte schon vor einiger Zeit erkannt, dass er es nur tat, um seine tieferen Gefühle ihr gegenüber zu kaschieren. Ribald Corello würde wahrscheinlich eines der glücklichsten Lebewesen des Universums sein, wenn sie sich entschlösse, seinem Werben nachzugeben. Doch obwohl sie ihn niemals als Monstrosität betrachtet hatte und ihn sehr sympathisch fand, wusste sie, dass sie seine Gefühle niemals erwidern konnte. Außerdem liebte sie, wenn auch unbewusst, Rhodans Sohn Mike.

Lesska Lokoshan verneigte sich, was wegen des relativ plumpen Kampfanzuges, den er trug, recht ungeschickt ausfiel.

»Gruß Ihnen, strahlende Göttin, Glanz der Galaxis!«, rief der Kamashite. »Solarmarschall Deighton schickt uns, um uns nach Ihren Wünschen zu erkundigen.«

»Gruß ...!«, murmelte Balton Wyt und unterdrückte mühsam ein Gähnen. Sein Blick drückte unendliche Langeweile aus, doch nach einiger Zeit trat ein winziges Funkeln in seine Augen. Selbst ein Phlegmatiker wie er konnte sich nicht gänzlich dem Reiz von Merceiles Erscheinung entziehen.

Die Takererin lachte.

»Ich finde es nett, dass Sie mich besuchen«, sagte sie in einwandfreiem Interkosmo. »Darf ich Ihnen Kaffee anbieten? Ihre terranischen Versorgungstechniker haben sogar in diesem Raum einen Getränkeautomaten installiert, und er liefert tatsächlich trinkbaren Kaffee.«

»Danke!«, rief Corello, schwebte in seinem Roboter zum Automaten und tastete mit einem der beiden Greifarme des Roboters einen Becher Kaffee. Die Vorderseite des auf dem Kegel sitzenden Kugelbehälters öffnete sich; behutsam führte der Mutant den Becher zum Mund.

Lesska Lokoshan bediente sich ebenfalls. Nur Balton Wyt rührte sich nicht von der Stelle; er war zu bequem dazu.

Merceile erhob sich, ging zum Automaten und tastete zwei Becher Kaffee. Einen brachte sie Wyt, aus dem anderen trank sie selbst.

»Sie können Solarmarschall Deighton ausrichten, dass ich keine besonderen Wünsche habe«, erklärte sie. »Die Dakkarkomverbindung mit Ovaron funktioniert einwandfrei. Ich habe soeben die letzten Meldungen aus der Kampfzone Wega durchgegeben. Dieses Gerät ist von hoher technischer Vollkommenheit; notfalls könnte ich meine Meldungen sogar mit Hilfe eines Verfahrens durchgeben, das ihr Terraner Morseverfahren nennt.«

»Und wie steht es am Pedopeiler der Station?«, fragte Corello.

Merceiles Gesicht verdüsterte sich kurz, dann hellte es sich wieder auf. Sie teilte zwar nicht Galbraith Deightons Befürchtung, dass der Pedopeiler in Ovarons alter Titan-Station von den takerischen Pedotransferern missbraucht werden könnte, aber ein gewisses Risiko war natürlich immer dabei, das Gerät auf Empfang geschaltet zu lassen.

»Es ist alles in Ordnung«, antwortete sie und aktivierte ein Monitor-System.

Auf einem großen Bildschirm war eine riesige Felsenhalle zu sehen. Der spindelförmige Pedopeiler, mit dessen Hilfe Merceile die kaum vorstellbare Entfernung zwischen der Sombrero-Galaxis und der Milchstraße überbrückt hatte, glänzte im harten Licht der Beleuchtung.

Rings um die metallische Spindel waren terranische Raumsoldaten in schweren Kampfanzügen postiert. Kleine fahrbare Energiegeschütze und Schutzschirmprojektoren standen bereit.

Sechs kleinere Bildschirme zeigten die sechs Felsenkammern, die um die Peilerhalle gruppiert waren. Hier saßen, standen und lagen ebenfalls terranische Raumsoldaten in Bereitschaft. Insgesamt hatte Solarmarschall Deighton viertausendsechshundert Mann zur Absicherung des Pedopeilers abkommandiert.

»Ja, es sieht so aus, als wäre alles in Ordnung«, bestätigte Ribald Corello. »Dennoch wollte ich, Sie brauchten nicht in der Station zu bleiben.«

»Jeder von uns hat seine bestimmte Aufgabe«, erwiderte das Cappin-Mädchen. »Meine ist nun einmal, über Dakkarkom Verbindung mit Ovaron zu halten. Außerdem erwartete ich einen Sonderbeauftragten des Ganjos, und ich muss dafür sorgen, dass er sich hier zurechtfindet.«