cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 499

 

Entscheidung in der Plutobahn

 

Ein Robot trifft seine Entscheidung – und das Finale für zwei Planeten beginnt

 

von HANS KNEIFEL

 

img2.jpg

 

Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende Juli des Jahres 3438. Somit halten sich Perry Rhodan und seine 8000 Gefährten von der MARCO POLO seit rund einem Jahr in NGC 4594 oder Gruelfin, der Heimatgalaxis der Cappins, auf.

In dieser Zeitspanne ist viel geschehen – sowohl in Gruelfin als auch in der Menschheitsgalaxis. Während in Gruelfin auch die letzten Bastionen der Takerer fallen und für die geplagten Sternenvölker sich der Friede abzuzeichnen beginnt, wird der Weltraum in unmittelbarer Nähe des Solsystems immer mehr zum Schauplatz einer gigantischen Auseinandersetzung.

Schuld daran ist der Takerer Vascalo, der mit seinen weit über hunderttausend großen Robotschiffen (Sammlern) und unzähligen kleineren Einheiten (Vasallen) seit Tagen versucht, die Verteidiger des Solsystems niederzuringen. Vascalo lässt sich auch nicht durch die Tatsache beirren, dass die Terraner aus allen Teilen der Milchstraße Hilfe erhalten haben, und auch nicht dadurch, dass die Verluste auf Seiten der Invasoren besonders hoch sind.

Selbst das Debakel, das er mit der Armee der Pedotransferer auf dem Saturnmond Titan erlebte, als er das Solsystem im Handstreich zu nehmen versuchte, hat ihn nicht von seinem Plan abgebracht, die Terraner zu vernichten.

Und so wird der Kampf zwischen Angreifern und Verteidigern des Solsystems immer erbitterter. Die Flotten prallen aufeinander – und es kommt zur ENTSCHEIDUNG IN DER PLUTOBAHN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan, Atlan und Ovaron – Drei Freunde feiern Abschied.

Vascalo – Anführer der Invasoren aus Gruelfin.

Reginald Bull, Julian Tifflor und Galbraith Deighton – Die Verteidiger des Solsystems.

Hachin Tsho Nashooshi – Kommandant eines Nachrichtenschiffes.

Major Lefton Rapyrosa – Positronik-Psychograph der Solaren Abwehr.

Die Urmutter – Der Riesenrobot folgt seinem Fundamentalprogramm.

1.

 

Ovaron betrachtete die Landschaft, die sich unter ihren Augen ausbreitete. Im Rücken hatten sie die letzten Reihen eines amphitheatralisch angelegten Tempelbezirks, der von vielen weißen Säulen und geschwungenen Dächern gekennzeichnet wurde. Die künstliche Einbuchtung des Hanges öffnete sich zu der großen, seeartigen Biegung des Flusses. Zwischen ihnen und dem Wasser befanden sich viele Bäume, langgezogene Anlagen voller Blumen und Zierbüsche, zwischen denen exotische Tiere stolzierten. Die Ruhe eines Mittags lag über allem, nur weiter hinten, jenseits der Dächer und Giebel vieler Bauten, ragten die silbernen, riesigen Formen der beiden Raumschiffe in den blauen Himmel über der Stadt des OVARASCH.

»Ich muss wissen«, sagte Perry Rhodan leise, »warum die Dakkarverbindung mit Merceile über Ihre verborgene Station in der Korkenzieherschlucht zusammengebrochen ist. Andererseits sollten wir die letzten Tage der Ruhe und des Abschiednehmens nicht durch panische Angst unterhöhlen.«

»Sie haben recht, Perry«, sagte Ovaron. »Meine Arbeit fängt an. Ich werde in Ruhe die vielen ausbrechenden Auseinandersetzungen abwarten, die kleinsten unter ihnen schlichten und im übrigen versuchen, aus dieser Galaxis eine Zone des Friedens und der Ruhe zu machen, des ungestörten Handelns und des Austausches von Kulturen und Zivilisationen.«

Ein leichter Wind kam vom Wasser her.

Er wirkte auf die beiden Männer wie eine ferne Stimme, wie ein flüsternder Bote einer unermesslichen Vergangenheit. Sie hörten, wie die Blätter leise raschelten. Die Tiere hoben die Köpfe, schrien klagend. Eine Wolke zog über die Sonne und verschleierte die Farben der Umgebung. Irgendwoher kam ein leises, unterdrücktes Murmeln, als ob eine riesige Menge einen unbekannten Götzen anrief.

»Was ist das?«, fragte Rhodan und richtete sich auf.

»Keine Ahnung«, sagte Ovaron schläfrig.

Sie saßen auf dem warmen Stein und lehnten sich an die von vielen Rücken abgeschliffenen Lehnen der Tempelanlage. Jetzt, Tage vor dem beabsichtigten Start Rhodans zurück in seine Heimatgalaxis und in das Solare Imperium, gab es immerhin Stunden für die Achttausend, die mit Rhodan geflogen waren und unzählige Abenteuer erlebt hatten, in denen sie sich von den Strapazen erholen konnten. Schlafen, in der Sonne liegen, sich von den mehr als dankbaren Ganjasen verwöhnen lassen ... die Terraner genossen es wie nie. Aus diesen und ähnlichen Gründen hatten sich auch Rhodan und Ovaron für kurze Zeit zurückgezogen. Die Schönheit des Planeten Sikohat, der auch das ARRIVANUM genannt wurde, beeindruckte Rhodan.

Er sagte leise und mit geschlossenen Augen: »Merkwürdig. Ich habe immer, wenn ich eine Landschaft dieses Planeten genauer betrachten konnte, eine Empfindung ganz besonderer Art gehabt.«

Ovaron fragte: »Welche?«

Dann hörten sie beide etwas ganz anderes: Eine unverkennbar unterirdische Äußerung, einen Laut, der außerhalb ihrer Erfahrungen lag. Sie hatten ihn noch niemals gehört und kannten seine Bedeutung nicht. Irgendwie von kosmischer Bedeutung und doch ganz verständlich – wenn man den Schlüssel kannte. Weit in den Tiefen Sikohats regte sich etwas. Ein Vulkan? Ein Lavastrom? Ein unterirdischer Wassereinbruch? Sie wussten es nicht.

»Die Empfindung des Künstlichen. Das ARRIVANUM erschien mir immer – und nicht nur mir – wie eine Welt, die nichts von der urhaften Landschaft eines normalen Planeten hat. Haben Sie es noch niemals bemerkt? Alles ist kultiviert, nichts ist dem Zufall überlassen. Sikohat scheint fehlerlos zu sein, völlig überlegt, trotz der eisigen Polkappen, der Flüsse und der Berge.«

Ovaron öffnete die Augen, verfolgte sekundenlang die Veränderungen einer mächtigen weißen Wolke und murmelte: »Sie haben recht, Perry. Jetzt merke ich es selbst. Aber, gesetzt den Fall, der Planet sei künstlich – er hat alles, was ein ›echter‹ Planet auch hat. Wärme des Innern, seine Oberflächenschwerebeschleunigung, eine gebundene Lufthülle, Rotation um die Sonne und so fort.«

»Für denkende Maschinen, die eine Kleingalaxis verschwinden lassen können, dürfte die Herstellung einer planetengroßen Welt ein Kinderspiel sein, möchte ich sagen.«

Rhodan und Ovaron sahen sich an. Sie waren etwas betroffen und konnten nicht sagen, aus welchen Gründen.

Ovaron nickte unbehaglich.

»Diese Laute eben ... können Sie sie erklären, Perry?«

Rhodan schüttelte den Kopf.

»Nein!«, sagte er.

Sie schwiegen wieder, lehnten sich zurück, aber die Ruhe schien vorbei.

Dann, in Abständen geschahen einige Dinge, die Ovaron und Rhodan noch unruhiger machten. Es fing mit den Vögeln an.

Unruhe ...

Zuerst waren es nur ein paar Vögel; kleine, strahlend bunte Tiere, die in den Büschen rund um die Arena nisteten. Sie flatterten erschreckt hoch, schrien laut, als ob sich Schlangen den Nestern näherten. Aus den kleinen bunten Federbällen wurden Schwärme von dreißig oder sechzig Stück, die zwischen den Bäumen herumschwirrten und die Luft mit ihrem Geschrei erfüllten.

»Ja«, sagte Ovaron. »Da ist etwas. Ein Geschehen, das außerhalb unseres Verstehens liegt.«

Er drehte sein Gesicht Rhodan zu und holte tief Atem. Rhodan starrte unsicher in das Gesicht des Ganjos, dann wandte er seine Augen ab und verfolgte einen Vogelschwarm. Er hatte sich inzwischen drastisch vergrößert. Eine Wolke von mehr als eintausend Tieren raste in wilder Panik zwischen den Ästen der Bäume umher und entfernte sich schließlich in Richtung auf das Wasser.

»Die Tiere sind von einer Panik ergriffen worden«, sagte Rhodan. »Wir sollten etwas unternehmen.«

Dann kamen die größeren Vögel.

Schwarze, blaue und gelbe Vögel von der Größe terranischer Habichte oder Raben erhoben sich aus den Ästen, bildeten kleine Gruppen, zu denen andere Gruppen stießen. Auch sie waren unruhig. Einige der exotischen Laufvögel rasten schreiend zwischen den Blumen umher und flatterten mit ihren Flügelstümpfen. Einer von ihnen versuchte, sich vom Boden zu erheben. Er rannte auf die beiden Männer zu, schrie und schlug mit den Flügeln. Dann rannte das Tier den kleinen Hang hinunter, stieß sich von der obersten Steinbrüstung ab und fiel in einem flachen Winkel nach unten. Das Geschrei brach ab, als der Vogel dreißig Meter tiefer mit einem klatschenden Geräusch auf die Steine fiel und sich den Hals brach. Auf dem weißen, marmorierten Stein bildete sich ein runder Blutfleck. Ein gewaltiger Schwarm von taubenähnlichen Vögeln flatterte über die Arena westwärts, als wolle er Schutz in der Nähe der Raumschiffe finden.

Rhodan schaltete seinen Minikom ein und sagte: »Rhodan hier. Ich rufe Lordadmiral Atlan.«

Atlan meldete sich Sekunden später. Rhodan sagte: »Hör zu ... hier in unserer Nähe scheinen alle Lebewesen verrückt zu werden. Etwas passiert, das wir nicht kennen. Habt ihr in der MARCO POLO irgendwelche Messungen vorliegen?«

Atlan zögerte etwas, dann sagte er: »Nein, keine Messungen, soviel mir bekannt ist. Wo seid ihr?«

»In jener Tempelarena, genau zwischen dem Schiff und dem OVARASCH. Luftlinie etwa drei Kilometer Entfernung. Holst du uns ab?«

»Natürlich. Ich komme sofort.«

Alle Vögel des Planeten schienen jetzt in der Luft zu sein. Sie flogen in vielen Windungen und Kurven davon, aber es war unverkennbar, dass sie als generelle Richtung ihrer Flucht Westen gewählt hatten. Kleine Tiere rasten zwischen den Häusern herum und wühlten sich in die Erde. Die Bewohner kamen auf die Straße, sahen aus Fenstern und bevölkerten die Terrassen. Unsicherheit breitete sich aus. Von den Schiffen her schwebte ein Gleiter auf die beiden Männer zu.

»Verdammt!«, sagte Ovaron. »Schon wieder Aufregungen. Was hat das alles zu bedeuten?«

»Ich kann es Ihnen nicht sagen«, erwiderte Rhodan. »Aber in den Schiffen sind wir auf alle Fälle sicherer als hier am Hang auf den Steinen.«

Es war ein Gleiter aus der MARCO POLO. Er kam näher, bremste ab, und der Mann an der Steuerung schien sie zu suchen. Dann entdeckte er die beiden Gestalten am oberen Rand des Amphitheaters. Dunkle Figuren hoben sich scharf gegen die leuchtende Helligkeit des Steins ab.

»Kommt es von außen oder von innen?«, fragte sich Rhodan laut.

Mit der Erfahrung seines langen Lebens merkte er deutlich, dass eine unsichtbare Gefahr auf den Planeten zukam. Welche, wagte er nicht einmal zu denken.

»Eher von innen. Eine Bedrohung von außen hätten die Orter der Schiffe bereits klar festgestellt«, sagte Ovaron.

Der Gleiter war heran, stellte sich in der Luft parallel zu den Stufen, und beide Männer schwangen sich hinein. Lordadmiral Atlan, der am Steuer saß, nickte ihnen zu und sagte leise: »Ich habe einmal, damals, in meiner langen Zeit der terranischen Frühgeschichte, eine Sonnenfinsternis miterlebt. Damals verhielten sich Tiere und Menschen ähnlich wie heute. Unsicherheit, Unglauben, alte Märchen und Sagen tauchten auf ... denkst du an etwas Bestimmtes, Perry?«

»Nein. Ich habe keinen bestimmten Verdacht!«, sagte Rhodan. »Fliege bitte langsam und auf Umwegen zum Schiff.«

»So hatte ich es geplant.«

Der Gleiter drehte sich halb herum und schlug dann einen Weg in die Richtung der Parks ein, die um die Wohnbauten gruppiert waren. Wie ein schleichendes Gas breitete sich die Aufregung aus. Noch war niemand in Panik geraten außer den Tieren; noch nicht.

»Regt euch nicht auf«, murmelte Atlan. »Vielleicht ist alles nur ein Streich, den uns unsere Phantasie spielt. Und gewisse unterirdische Vorgänge, die nicht gefährlich zu sein brauchen.«

Rhodan blickte Atlan scharf von der Seite an und erwiderte: »Glaubst du, dass es ungefährlich ist? Das wiederum glaube ich dir nicht.«

Der Gleiter schwebte zwischen den Bauten und Tempeln des ARRIVANUMS hindurch. Der OVARASCH warf einen langen Schatten. Sämtliche Tiere dieser Zone befanden sich jetzt in heller Aufregung, und es ließ sich nicht mehr ignorieren, dass ein düsteres, geheimnisvolles Geschehnis in der Luft lag.

»Sonnenfinsternis?«, fragte Ovaron.

»Wohl kaum«, meinte Rhodan.

Sie brauchten keine Worte, um sich verständigen zu können. Sie wussten, dass jetzt in den beiden großen Raumschiffen, der POYCARA und der MARCO POLO eine fieberhafte Tätigkeit ausbrach. Die Terraner waren von der allgemeinen Unruhe ebenso betroffen und aufgeschreckt worden wie die Ganjasen auf Sikohat. Aber noch immer war der Grund für diese Unruhe nicht klar.

Atlan sagte, während er den Gleiter in die Richtung der Schiffe steuerte: »Woran denkst du, Perry?«

Rhodan hob die Schultern. Er hatte einen aberwitzigen, geradezu phantastischen Verdacht, aber er wagte nicht, ihn auszusprechen.

»Möglicherweise geht unter der Oberfläche des Planeten etwas vor, das sich unserer Kenntnis entzieht. Sind eigentlich Tiefenbohrungen oder ähnliche Unternehmungen durchgeführt worden, Ovaron?«

Der Ganjo schüttelte den Kopf.

»Nein, meines Wissens nach niemals. Das ARRIVANUM ist eine Art Heiligtum, und seit uralter Zeit sollen Gesetze bestehen, die das Graben in die Tiefe, den Abbau von Bodenschätzen und so weiter verbieten. Andererseits – ich verstehe nicht, woher das spaltbare Material kommt, das den Planeten mit Energie versorgt. Aber davon kann ich nur wenig Ahnung haben; ich kenne Sikohat ebenso gut oder ebenso schlecht wie ihr Terraner.«

Und wie kommt die Urmutter ins Spiel?, meldete sich Atlans Extrasinn.

»Ja«, sagte er plötzlich. »Ovaron – vielleicht ist dies ein neuer Schachzug der Urmutter?«

Ovaron schüttelte den Kopf und rief aufgeregt: »Sie ist mir, wie vielfach schon bewiesen wurde, wohlgesinnt. Sie würde einen Planeten nicht zerstören, der für mich so wichtig ist wie Sikohat!«

Der Lordadmiral murmelte: »Die Gedanken eines riesigen Positronengehirns sind hin und wieder von merkwürdiger Logik. Vielleicht unternimmt die Urmutter etwas, das nur uns mit unserem beschränkten Denkvermögen unsinnig erscheint, um, in einer höheren Ebene, etwas Sinnvolles zu tun oder einzuleiten. Denken wir doch an die vielen Überraschungen, die uns die Urmutter bereits beschert hatte!«

»Da haben Sie natürlich auch wieder recht, Atlan!«, sagte Ovaron.

Rhodan schwieg, saß in seinem Sitz und betrachtete die Landschaft unter sich. Jetzt schien sich der Himmel zu verdunkeln, aber es war nur deswegen, weil der Luftgleiter in den Schatten der POYCARA einflog und auf eine große Schleuse zusteuerte. Atlan wollte Ovaron auf dessen Schiff absetzen und dann in die MARCO POLO zurückkehren.

Ein kreischender Vogelschwarm – jetzt waren es geiergroße Vögel mit langen Hälsen und buntem Gefieder – stob zwischen den Bordwänden beider Schiffe hindurch. Der Gleiter flog eine weite Kurve und näherte sich der offenen Schleuse, landete kurz, und Ovaron sprang heraus.

»Zwischen den Schiffen besteht eine Sichtfunkverbindung«, sagte Rhodan. »Wir werden unsere Informationen natürlich austauschen, Ovaron.«

»Selbstverständlich!«, sagte der Ganjo.

»Leben Sie wohl, bis bald.«

Der Gleiter hob sich wieder und steuerte auf die MARCO POLO zu. Er veränderte seine Flughöhe kaum. Als die Maschine von den Bedienungsrobots weggeschoben und wieder in den Halterungen befestigt wurde, blieben beide Männer, Rhodan und der Arkonide, nebeneinander stehen und blickten gleichzeitig, ohne dass sie sich verständigt hatten, auf die Stadt, die unter ihnen lag. Schließlich befanden sie sich hier in rund zweitausend Metern Höhe, wo die Luft dünn zu werden begann.

Ihre Augen nahmen eine Bewegung wahr, die nicht in das Bild aus Grün und Weiß passte.

»Ein Obelisk ... er bewegte sich, Perry?«, flüsterte Atlan.

»Tatsächlich.«

Atlan deutete auf das unfassbare Geschehen.

Rhodan murmelte einige Worte; zur Hälfte erschrocken, zur Hälfte war es eine Bestätigung für seine unausgesprochenen Befürchtungen. Atlan fragte, ohne den Kopf zu wenden: »Was murmelst du da?«

»Ich habe so etwas geahnt, habe mich aber gegen diesen Gedanken gesträubt!«, sagte er leise.

Einer der vielen Obelisken von Sikohat hob sich aus seinem Fundament. Die Terraner konnten sehen, wie breite Rinnsale von Erdreich aus der Luft fielen, als sich die schlanke Metallnadel absolut senkrecht aus dem Boden schob, ganz langsam höher schwebte und dann, wie eine der altertümlichen Großraketen, schneller wurde. Ohne sichtbaren Antrieb stieg und kletterte der Obelisk nach oben, war jetzt schon hoch über der Stadt und wurde schneller und kleiner. Er bildete im stählernen Blau des Firmaments einen langen, aufblitzenden Keil und verschwand schließlich. Das alles hatte nicht länger als hundertfünfzig Sekunden gedauert.

»Los!«, sagte Rhodan. »Schnell in die Zentrale. Dieser Vorgang muss energetisch messbar sein.«

Während sie sich vom Rand der Schleuse ins Innere des Schiffes zurückzogen und den Weg durch die Korridore und über die schrägen Rampen zur Zentrale einschlugen, gab jemand Vollalarm. Das war ein deutliches Zeichen dafür, dass die Mannschaften der Energiemess- und Ortungsstationen gewisse Wahrnehmungen gemacht hatten. Schließlich kamen Rhodan und Atlan in die Zentrale und ließen sich berichten.

Einer der Männer deutete auf den vier Quadratmeter großen Bildschirm, der während der letzten Tage ständig eingeschaltet geblieben war. Während ein Mann auf der Notfrequenz, die alle Minikome automatisch einschaltete, pausenlos sprach, um die Besatzungsangehörigen aus der Stadt ins Schiff zurückzurufen, eilten Rhodan und der Arkonide auf den Schirm zu. Ovaron war zu sehen. Er blickte sorgenvoll und sogar etwas ängstlich.

»Perry – ich habe eben eine Mitteilung von der Urmutter erhalten.«

Rhodan nickte schwer und antwortete: »Damit hatte ich eigentlich gerechnet. Was sagte sie?«

das große Weinen von Morschaztas anzustimmen