Von Holger Ehling (Hg.) mit Beiträgen von Richard K. Breuer, Jens Klingelhöfer, René Kohl, Ralph Möllers und Cao Hung Nguyen
eBook-Ausgabe Oktober 2011
© 2011 PhilSpacePress
Holger Ehling Media, Humboldtstraße 79, 60318 Frankfurt am Main, Deutschland
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Covergestaltung: Julia Graff, Stuttgart
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ISBN 978-3-9801932-9-0
Holger Ehling
Richard K. Breuer
Ralph Möllers
Ralph Möllers
Jens Klingelhöfer
Cao Hung Nguyen
René Kohl
Es war am 4. Juli 1971, als Michael Stern Hart die amerikanische Unabhängigkeitserklärung als digitalen Text ins Netzwerk der University of Illinois stellte und damit zum „Erfinder“ des eBooks wurde. Mehr als 40 Jahre lang beschäftigt uns nun also das elektronische Publizieren und trotzdem sind die öffentlichen Debatten um die eBooks heute meistens schrill – und gerne auch banausig. Was im Umfeld der Buchbranche wenig verwundert: Bei aller Betonung der eigenen Fortschrittlichkeit und Aufgeschlossenheit ist man hier in seinen Grundfesten aufs Beharren angelegt. Natürlich wissen wir auch, dass außerhalb der USA derzeit ein wirklich lukrativer Markt für eBooks praktisch nicht existiert: Zwischen 0,5 und 1 Prozent des Buchmarkt-Umsatzes wird in Deutschland oder Frankreich mit eBooks realisiert, in Italien, Spanien und selbst in Ländern wie Japan oder Südkorea sieht es eher noch düsterer aus.
Uns interessieren diese Debatten wenig. Uns geht es ums Praktische: Der Text ist fertig, die Korrekturen und das Lektorat auch, die technische Produktion des eBooks hat funktioniert – aber wie erreicht die wertvolle Publikation ihr Ziel, will sagen: die Leser? Vor dieser Frage kapitulieren derzeit erstaunlich viele, die mit eBooks auf den Markt kommen. Das eBook in die Shops zu hieven ist eine Sache – aber wie sieht das aus mit dem Marketing, wie funktioniert die Kundenansprache?
Die Autoren der hier versammelten Texte geben Tipps von Praktikern für Praktiker. Ohne große Theoriegebäude und ohne die Frage, ob eBooks an sich etwas Schönes und Sinnvolles sind.
Richard K. Breuer hat als Autor und erfolgreicher „Indie-Autorenverleger“ viele Erfahrungen gesammelt, die für ambitionierte Autoren von großer Hilfe sind. Dabei geht er die Sache „lebenspraktisch“ und pragmatisch an: Welche Fußangeln gilt es zu vermeiden? Welche unrealistischen Erwartungen sollte man besser nicht hegen? Und was muss man eigentlich außer dem Schreiben noch so alles tun, um beim Leser zu reüssieren? Textauswahl, Cover-Design, Preis-Festsetzung – all dies will wohl überlegt sein. Seine Warnung ist eindeutig: Niemand möge sich einbilden, als Selbstverleger auf eigene Faust den großen Verlagen und eingeführten Autoren die Hacken zeigen zu können. Aber: Auch wenn der Reichtum ausbleiben sollte – Spaß an der Sache hat man allemal.
Ralph Möllers beschäftigt sich seit fast einem Vierteljahrhundert mit dem elektronischen Publizieren. Als Verleger des Terzio-Verlags hat er eines der erfolgreichsten „multimedialen“ Verlagsprogramme für Kinder und Jugendliche auf die Beine gestellt. Er betrachtet das Thema eBooks aus Sicht des Kindermedien-Verlags, allerdings sind seine Beobachtungen im Kern ebenso gültig für Verlage von Büchern für „Erwachsene“ oder auch für Fachverlage. Dabei räumt er auf mit Vorurteilen bezüglich des Kauf- und Leseverhaltens bei eBooks und warnt davor, in „App“-Euphorie zu verfallen: Im Gegensatz zu den vielleicht nicht ganz so „hippen“ eBooks können die in der Entwicklung extrem teuren Apps nur zu minimalen Preisen verkauft werden. Mit einer Checkliste fasst er die in seinem Beitrag enthaltenen Tipps zur professionellen Herstellung und Vermarktung von eBooks zusammen.
Neben Terzio betreibt Ralph Möllers seit einiger Zeit auch den elektronischen Buchmarketingservice book2look, der besonders für das Marketing in den Social Networks eine große Zahl von Möglichkeiten bietet. Wie book2look funktioniert, wie sich die Buch-Info als gutartiger „Virus“ in die Communities bewegt und dadurch für Umsätze sorgt, erläutert er in seinem zweiten Beitrag in diesem Buch – auch dieser Beitrag wird abgerundet durch eine Checklist für die Verlagspraxis.
Jens Klingelhöfer ist einer der älteren Hasen, wenn es um die digitale Distribution von Inhalten geht: Er war lange in der Musikindustrie tätig und hat diese Erfahrungen mitgenommen als Mitgründer der digitalen Auslieferung Bookwire, die für mehr als 100 Verlage als Dienstleister tätig ist. Gleich zu Anfang stellt er sich der Frage, wozu man eigentlich einen Dienstleister benötigt, um Daten zu verschicken. Tatsächlich sind Verlage gut beraten, auch im digitalen Geschäft die Mechanismen zu nutzen, die auch beim Umgang mit gedruckten Büchern gelten, wo ja der Zwischenbuchhandel einen wesentlichen Faktor bei der erfolgreichen Vertriebsarbeit darstellt. Allein die Vorstellung, mit dutzenden, demnächst wohl sogar hunderten von eBook-Plattformen jeweils individuelle Verträge aushandeln zu müssen, dürfte für Verlage Grund genug sein, die digitale Distribution zu nutzen.
„eBooks kann man nicht anfassen“ – das ist ein oft gehörter Vorbehalt gegen die neue Form des Lesens. Cao Hung Nguyen hat mit seinem EPIDU Verlag neben gedruckten und elektronischen Büchern auch die „eBookCard“ entwickelt, mit denen eBooks als handfeste Geschenkkarten auf den Ladentisch beim Buchhändler des Vertrauens kommen. Damit wird eine Brücke geschlagen zwischen den Lesegewohnheiten der Buchkäufer und dem „neuen“ Medium eBook – für den Buchhändler bedeutet dies vor allem, dass er sich nicht in neue Technologien einarbeiten und zum Verkäufer von Elektrogeräten mutieren muss. Er kann sich auf das Besinnen, was er wirklich kann: Die Kunden inhaltlich beraten und ihnen am Ende das passende Buch verkaufen. Das erleichtert auch den Kunden das Leben: Sie können sich nämlich weiterhin verlassen auf die Fähigkeiten des Buchhändlers als Navigator im Büchermeer.
Sie sehen, wir loben die Qualitäten des Buchhandels. Tatsächlich ist das stationäre Sortiment derzeit noch weitgehend ausgeschlossen vom eBook-Markt, was sich massiv negativ auswirkt auf die Entwicklung dieses Marktes. René Kohl ist mit seiner Buchhandlung kohlibri eine Ausnahme: Er beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit den Veränderungen für das buchhändlerische Kerngeschäft, die durch digitale Medien ausgelöst werden. In seinem Beitrag beleuchtet er das Umfeld, in dem das Sortiment sich bewegt, wenn es um eBooks geht – es sind neue Mitspieler im Markt, die durch ihre Erfahrungen aus dem Versandhandel, der Musik- oder Telekomindustrie über andere Mechanismen verfügen, um den Kunden anzugehen. Er stellt die wichtigsten Geschäftsmodelle dar, die sich dem Sortimenter anbieten und entwickelt einen Fahrplan für den Eintritt in das eBook-Geschäft.
Sie vermissen in diesem kleinen Buch Antworten auf ganz spezifische Fragen, die Sie selbst oder Ihr Unternehmen betreffen? Das bleibt nicht aus. Aber wir beantworten gerne Ihre Fragen – eine eMail genügt:
Frankfurt/Main, im Oktober 2011
Als mich Holger Ehling fragte, ob ich nicht an diesem Buch mitschreiben wolle, habe ich die Antwort hinausgezögert. Ich bin kein Freund der Ratgeber-Literatur. Ich meine, es gibt so viele Umstände und Einflüsse und Planetenkonstellationen, dass niemand von denselben Voraussetzungen ausgehen kann. Wenn ich also Millionen eBooks verkaufe - was leider noch nicht der Fall ist, aber ich arbeite daran - dann heißt es noch lange nicht, dass Sie mit meinen Tipps auch nur ein Zehntel davon an den Mann oder die Frau bringen. Aber wie mir Holger Ehling versicherte, geht es ja hauptsächlich um lebenspraktische Ratschläge. Ja, als Indie-Autorenverleger sollte man sich vielleicht mit ein paar Gedanken auseinandersetzen, aber bevor es in medias res geht, muss ich mich vorstellen, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben und ob Sie mein Erfahrungsklimbim für bare Münzen nehmen dürfen.
Im Sommer 2006, einen Tag vor der Fußball WM in Deutschland, habe ich mein erstes Buch als „Privatausgabe“ in einer kleinen Auflage der Öffentlichkeit präsentiert. Gut. Das Wort „Öffentlichkeit“ ist vielleicht zu weit hergeholt, da es vorwiegend Freunde, Verwandte und Bekannte waren, die sich zu einem illustren Abend einfanden und mit mir feierten. Es gab keine ISBN, das Taschenbuch wurde kostengünstig im Digitaldruckverfahren hergestellt und sah wie ein echtes Taschenbuch aus. Inklusive Werkpapier und cellophaniertem Umschlag. Ich war sehr angetan. Über den Inhalt, eine schräge Science-Fiction-Komödie, die im Jahr 2069 angesiedelt ist und alles durch den Kakao zieht, was nicht niet- und nagelfest ist, möchte ich hier kein Wort verlieren.