Nr. 517
Notruf des Unsterblichen
Das Wesen von Wanderer in höchster Gefahr – Perry Rhodan soll helfen
von CLARK DARLTON
Auf der Erde schreibt man Mitte November des Jahres 3441. Damit ist seit dem Tag, als die Katastrophe über fast alle Intelligenzwesen der Galaxis hereinbrach, nahezu ein Jahr vergangen.
Immer noch besteht keine echte Aussicht, den mysteriösen Schwarm an seinem Flug durch die Galaxis zu hindern oder die vom Schwarm ausgehende Manipulation der 5-D-Konstante, die bei den meisten Lebewesen eine Retardierung der Intelligenz hervorruft, rückgängig zu machen.
Perry Rhodan und seine immunen Gefährten, unter ihnen Atlan, Gucky und viele alte Bekannte, lassen jedoch nichts unversucht, dem Geheimnis des Schwarms auf die Spur zu kommen. Unterstützt von der INTERSOLAR, Reginald Bulls Flaggschiff, hält sich der Großadministrator mit der GOOD HOPE II fast ständig in der Nähe des Schwarms auf, um Informationen zu sammeln und Untersuchungen anzustellen.
Zur Zeit ist Perry Rhodans Kreuzer allerdings relativ weit vom Schwarm entfernt, da »Testfall Rorvic«, ein Planet, angeflogen wurde, auf dem die so genannten »Schwarminstallateure« landeten, um dort gewisse Manipulationen vorzunehmen.
Was diese Manipulationen bewirken sollen, weiß man nicht – noch nicht. Auch Sandal Tolk, der junge Barbar von Exota Alpha, der auf Testfall Rorvic zurückblieb, um seinen Rachefeldzug fortzusetzen, kann keine diesbezüglichen Informationen liefern.
Was es mit der Tätigkeit der Schwarminstallateure auf sich hat, erfahren die Terraner erst, als sie einen Notruf empfangen – den NOTRUF DES UNSTERBLICHEN ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator folgt einem Notruf besonderer Art.
ES – Der Unsterbliche von Wanderer hat ein neues Domizil.
Homunk – Diener des Unsterblichen.
Gucky – Der Mausbiber trifft alte Freunde.
Lord Zwiebus – Der Pseudo-Neandertaler macht Furore bei Indianern.
Sergeant Plafond – Ein Legionär lernt das Fliegen.
1.
Längst schon war der »Schwarm« in den eigentlichen Bereich der Milchstraße eingedrungen, die Verdummungswelle, hervorgerufen durch eine Veränderung der Gravitationskonstante, vor sich herschiebend.
Die Folge war das totale Chaos.
Die unzähligen Kolonistenplaneten des Solaren Imperiums verloren jede Verbindung mit dem Hauptquartier in Terrania, der Hauptstadt der Erde. Nur auf sich selbst angewiesen, versuchten die wenigen normal gebliebenen Menschen, die Katastrophe zu vermeiden und das größte Unglück zu verhüten. Die verdummten Siedler, deren Erinnerungsspeicher durch das unbegreifliche Ereignis total gelöscht worden war, folgten nur noch ihrem Urinstinkt. Sie plünderten, um sich Nahrung zu beschaffen, und sie waren unfähig, auch nur einen einzigen Tag in die Zukunft zu denken.
Die Organisation der USO und der Solaren Abwehr war praktisch zusammengebrochen.
Terrania-H.Q. war nur noch ein Torso.
Überall in der Galaxis sammelten sich die Mentalstabilisierten und Immunen aus allen Völkern und allen bestehenden Sternenreichen, um noch zu retten, was zu retten war. Niemand von ihnen war fähig, die eigentliche Gefahr zu meistern, sie wussten nur, dass sie da war.
Aber niemand konnte wissen, was auch nur die geringste Veränderung der bereits einmal manipulierten Gravitationskonstante bewirken würde. Niemand konnte wissen, dass selbst das geheimnisvollste Wesen des Universums von ihr beeinflusst werden konnte ...
*
Die GOOD HOPE sondierte den südlichen Rand der Milchstraße.
Sie hielt sich meist in der Nähe des Schwarms auf und versuchte, seine Flugrichtung zu bestimmen, obwohl sich diese mehrmals änderte und das Lichtjahre messende Gebilde aus unbekannten Flugkörpern und Energieblasen mehrmals in den Hyperraum ging und weite Strecken zurücklegte. Diese Operationen erfolgten scheinbar völlig unmotiviert und absolut planlos. Eine Regel ließ sich daraus nicht ableiten. Ebensowenig die generelle Richtung. Aber wenn in dieser Hinsicht auch keine positiven Beobachtungen vorlagen, so gab es doch gewisse Messungen und Feststellungen, die Professor Dr. Geoffry Abel Waringer dazu veranlassten, Perry Rhodan, den Kommandanten und Expeditionschef der GOOD-HOPE-Mission, um eine interne Besprechung zu bitten. Er nannte die Namen jener Personen, die er bei dieser Konferenz dabei haben wollte.
Er weigerte sich, auf Fragen Rhodans zu antworten und vertröstete ihn auf später. Die Messungen seien exakt, äußerte er lediglich, aber die Folgerungen daraus könnten nur von einem unabhängig denkenden Team erarbeitet werden.
Als der Bildschirm des Interkoms schwarz wurde, blieb Rhodan noch eine Weile sitzen. Er hatte sich in seine Kabine zurückgezogen, um ein wenig zu ruhen. Die letzten Tage waren anstrengend genug gewesen, und die GOOD HOPE näherte sich bereits wieder dem Schwarm, dessen Erscheinen in der Milchstraße eine ganze Galaxis ins Verderben zu stürzen drohte.
An Bord des Schiffes befand sich kein einziger Verdummter. Die gesamte Besatzung war immun oder mentalstabilisiert. Man konnte sich dem Schwarm nähern, ohne in direkte Gefahr zu geraten, zumindest was die Verdummung anbetraf.
Dafür gab es etwas anderes, das Rhodan neue Sorge bereitete.
Etwa tausend riesige Fluggebilde, gigantischen Pilzen gleichend, hatten den Schwarm verlassen und waren in verschiedenen Richtungen davongeflogen. Auf Planeten, die ohne ein bestimmtes System ausgesucht wurden, landeten die seltsam geformten und fünf Kilometer hohen Schiffe – und blieben.
Merkwürdige Lebewesen, zylinderförmig und zweifellos intelligent, begannen mit einer geheimnisvollen Tätigkeit. Sie verließen ihre Schiffe, schrumpften nach getaner Arbeit auf ein Zehntel ihrer bisherigen Größe zusammen, stiegen in ein mitgeführtes Diskusfahrzeug und rasten zum Schwarm zurück.
Der Pilz blieb zurück.
Warum?
Rhodan hatte keine Antwort auf diese Frage gefunden, aber es war ihm klar, dass die leitenden Intelligenzen des Schwarms nicht ohne Grund ihre Pilzschiffe auf meist unbewohnten Planeten absetzen und dort stehenließen. Sie erinnerten ihn für einen Augenblick an die gigantischen Pedopeilstationen der Cappins, wenn auch keine äußerliche Ähnlichkeit bestand. Aber auch die Riesenspindeln hatten auf unbewohnten Planeten gestanden, bis ihr fürchterlicher Verwendungszweck klar wurde. Damals wäre es fast zu spät gewesen, und die Invasion aus einer anderen Galaxis hätte die Milchstraße überschwemmt.
War es diesmal ähnlich?
Welchen Sinn hatten die Pilzschiffe, die wie drohende Denkmäler in weiten Ebenen, flachen Meeren oder auf einsamen Hochplateaus standen?
Rhodan schüttelte den Kopf und erhob sich. Es wurde Zeit, zu der von Waringer anberaumten Konferenz zu gehen. Die GOOD HOPE hielt sich nun schon seit Stunden im Normalraum auf, um Fernortungen vornehmen zu können.
Es war der 14. November des Jahres 3441 Terra-Normalzeit.
Scheinbar ein Tag wie jeder andere.
*
Atlan, der Arkonide, hatte neben Rhodan Platz genommen. Auch er wusste nicht, was Waringer ihnen mitzuteilen hatte. Er unterhielt sich leise mit Mentro Kosum, der auf der anderen Seite saß.
Icho Tolot, Joak Cascal, Alaska Saedelaere und Lord Zwiebus.
Die Mutanten Fellmer Lloyd und Ras Tschubai.
Und mitten dazwischen Gucky, der Mausbiber.
Als Waringer den Raum betrat, verstummten die Gespräche. Alle sahen ihn erwartungsvoll an und gaben seinen knappen Gruß mit einem Nicken zurück. Jeder wusste, dass er sie nicht zum Spaß zusammengerufen hatte. Wenn er ihnen schon etwas mitzuteilen hatte, dann musste es von größter Wichtigkeit sein – oder es war etwas, das er selbst nicht begriff.
»Ich freue mich, meine Herren ...«, Waringer bemerkte ein vorwurfsvolles Blinzeln Guckys und fügte schnell hinzu: »... und verehrter Ilt, dass Sie gekommen sind, wenn der Anlass auch kein besonders erfreulicher ist, wie Sie mir sogleich bestätigen werden. Auf der anderen Seite besteht auch kein Grund zur Besorgnis. Ich habe lediglich etwas festgestellt, das ich Ihnen mitteilen möchte. Um es gleich zu sagen: Ich weiß nicht, was es bedeutet.
Als die GOOD HOPE, aus dem Linearraum kommend, wieder ins Normaluniversum zurücktauchte, begann die Fernortung zu arbeiten. Ich nutzte die Gelegenheit, selbst auch einige Messungen vorzunehmen. Wie Sie wissen, haben wir für die fünfdimensionale Energiekonstante der Galaxis den Messwert Megakalup eingeführt. Nach dem Eintreffen des Schwarms betrug die Veränderung, der wir die ganze Katastrophe zu verdanken haben, 852 Megakalup. Diese Veränderung scheint überall gleich zu sein und bewirkt die Verdummung.
Ich habe alle Veranlassung zu der erstaunlich und auch erschreckend wirkenden Vermutung, dass die leitenden Intelligenzen des Schwarms mit diesem Ergebnis noch nicht zufrieden sind.«
Atlan sah Waringer forschend an.
»Soll das heißen, Geoffry, dass neue Messungen vorliegen, die unsere bisherigen widerlegen?«
»Nur in beschränktem Umfang, Atlan. Meine Behauptung soll heißen, dass die Schwarminstallateure, wie wir die Insassen der Pilzschiffe nannten, die Gravitationskonstante mit Hilfe der gigantischen Gebilde abermals verändern. Eigentlich sollte ich nicht ›verändern‹ sagen. Vielleicht wäre der Ausdruck ›einjustieren‹ zutreffender. Jedenfalls wird an der Konstante manipuliert. Meine Messungen haben das einwandfrei ergeben. Und zwar stets dort, wo eins der Pilzschiffe landete und zurückblieb, nachdem es seine uns noch unbekannte Tätigkeit aufnahm.«
Rhodan beugte sich vor.
»Keine Vermutungen?«
Waringer schüttelte den Kopf.
»Keine, Perry. Ich habe nur die Werte der Veränderung feststellen können, und die sind so minimal, dass ihnen praktisch keinerlei Bedeutung zukommen kann. Die Veränderung beträgt genau 132,6583 Millikalup.«
»Ein kaum messbarer Wert«, sagte Mentro Kosum, Emotionaut und II. Kosmonautischer Offizier der GOOD HOPE. »Aber warum sollte man wegen einer unwichtigen Kleinigkeit derartig große Maschinen auf unbewohnten Planeten absetzen? Sie vermuten einen bestimmten Zweck dahinter, Professor, haben aber keine sicheren Anhaltspunkte?«
»Überhaupt keine!« Abel Waringer betrachtete seine Hände, die er auf den Tisch gelegt hatte, als erwarte er von ihnen eine Antwort. »Ich kann nur die Tatsachen feststellen, nicht mehr. Ich hatte gehofft, Sie würden brauchbare Vorschläge zur Hand haben.«
Rhodan sagte in das Schweigen hinein: »Dann werden wir wohl eines Tages ein gelandetes Pilzschiff untersuchen müssen, nicht wahr?«
Waringer nickte langsam.
»Ja, das fürchte ich auch. Nicht umsonst wird die Gravitationskonstante derart fein abgestimmt. Manchmal meine ich, mit der allerersten Veränderung um 852 Megakalup war der ursprüngliche Zweck nicht erreicht worden. Vielleicht ist die Verdummungswelle ein Zufall, eine nicht beabsichtigte Nebenwirkung der erst jetzt ersichtlichen Feinveränderung und Feinabstimmung. Dann allerdings erhebt sich die ernste Frage: Was wird nun wirklich beabsichtigt?«
Zum ersten Mal meldete sich Gucky zu Wort. Er setzte eine wichtige Miene auf und versteckte den Nagezahn, damit es nicht so aussah, als grinse er ständig jemanden an. Er wirkte in diesem Augenblick richtig seriös.
»Geoffry, ich hab's!«, sagte er und beobachtete interessiert die Wirkung seiner kategorischen Feststellung. Zu seiner maßlosen Enttäuschung fiel niemand vom Stuhl oder sprang erregt auf. Im Gegenteil. Keiner verriet auch nur mit der geringsten Geste, dass er seine Behauptung ernst nahm. Man schien seine Worte als eine Art humoristische Einlage in einem ernsthaften Gespräch zu betrachten.
Und die Gedanken der Männer bestätigten das einwandfrei.
»Was hast du?«, fragte Rhodan schließlich geduldig.
Gucky ließ endgültig seinen Nagezahn frei. Sollten sie meinetwegen annehmen, er lache sie alle aus, das war ihm jetzt egal.
»Die Lösung! Ist doch klar!«
Waringer warf Rhodan einen schnellen Blick zu, dann fragte er Gucky: »So, du hast die Lösung? Dann mal 'raus damit, wir sind gespannt. Es ist durchaus möglich, dass du uns einen Tipp geben kannst.«
»Passt auf, es ist ganz einfach: Natürlich war die Verdummungswelle beabsichtigt, aber sie erreichte nicht ganz ihren Zweck, denn schließlich verdummten ja nicht alle Intelligenzen der Milchstraße. Normal blieben alle Aktivatorträger, die Mentalstabilisierten und noch eine ganze Menge anderer Lebewesen, bei denen man nicht so genau weiß, warum die Veränderung der Gravitationskonstante ihnen nicht schadete. Also muss die Konstante abermals verändert werden, damit auch die restlichen Intelligenzen beeinflusst werden. Na, habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Waringer nickte gelassen.
»Hast du. Aber leider ist deine Behauptung unlogisch, und ich kann dir sofort beweisen, dass sie nicht stimmt.«
»Ach, kannst du?« Gucky schwieg verblüfft. »Hm ...«
»Ja, kann ich. Wir haben uns lange genug in unmittelbarer Nähe einer Welt aufgehalten, auf der ein Pilzschiff abgesetzt und in Betrieb genommen wurde. Ich habe die Veränderung der Konstante messen können. Aber sind wir vielleicht beeinflusst worden? Eben nicht! Die Feinabstimmung hat auf uns nicht die geringste Wirkung. Also muss sie einem anderen und uns noch unbekannten Zweck dienen. Tut mir leid, Gucky, dass ich deine Vermutung zerpflücken muss, aber auf der anderen Seite bin ich sehr froh, dass sie nicht stimmt. Das wirst du wohl einsehen.«
Gucky sah es ein und verzichtete auf eine weitere Diskussion.
»Trotzdem«, meinte Rhodan langsam, nachdem er kurz einige geflüsterte Worte mit Atlan getauscht hatte, »dürfte an Guckys Bemerkung etwas dran sein. Die Mikromanipulierung geschieht nicht ohne Absicht. Etwas steckt dahinter! Aber was? Vielleicht doch noch die Beeinflussung irgendwelcher Intelligenzen, an die wir bisher nicht dachten?«
»Bisher fanden wir keine Lebensform, die nicht beeinflusst wurde, sofern es sich um eine halbwegs intelligente Lebensform handelte«, warf Waringer ein. Er sah Rhodan scharf an. »Oder dachtest du an ganz spezielle Freunde von uns ...?«
Rhodan schüttelte den Kopf.
»Es war eine allgemeine Bemerkung, mehr nicht. Ich denke, wir finden die Lösung nicht hier, nicht an diesem Tisch. Wir werden sie nur dann finden, wenn die Wirkung der Manipulation eintritt. Und wir können dann nur hoffen, dass es nicht zu spät sein wird, etwas dagegen zu unternehmen.«
»Das hoffe ich auch«, sagte Waringer und sah plötzlich mit zusammengekniffenen Augen in Richtung des Mausbibers. »Was hat denn unser Kleiner plötzlich?«
Gucky reagierte nicht. Seine Perlaugen waren weit aufgerissen, aber er schien niemanden zu sehen. Es war ein Ausdruck in ihnen, wie Rhodan ihn erst zwei- oder dreimal beobachtet hatte, und das waren keine erfreulichen Momente gewesen. Es war klar, dass der telepathische Ilt eine Botschaft empfing, oder dass sie ihm von einem anderen telepathischen Wesen fast mit hypnotischem Zwang zugespielt wurde.
Der zweite Telepath im Raum, Fellmer Lloyd, schien ebenfalls Impulse zu empfangen. Er hielt die Augen im Gegensatz zu Gucky geschlossen, aber seine Linke tastete sich am Tischrand vorbei zu der rechten Hand des Mausbibers, bis er sie berührte. Dann griff er zu, um einen körperlichen Kontakt herzustellen, der die Empfangskapazität für telepathische Impulse verdoppelte.
Niemand sprach, um die Konzentration der beiden Telepathen nicht zu stören. Jeder wusste, dass in diesen Augenblicken etwas von ungeheurer Wichtigkeit geschah, wenn auch niemand ahnte, was das sein konnte.
Einmal sah Gucky für den Bruchteil einer Sekunde nach Fellmer, aber der Telepath reagierte nicht und ließ sich auch nicht ablenken. Er hielt die Augen noch immer geschlossen, aber in seinem Gesicht begann es zu arbeiten. Muskeln zuckten, dann begannen die Augenlider zu flattern.
Niemand wagte sich zu rühren. Es war jedem klar, dass die Telepathen eine Botschaft auffingen, die nicht von Bord der GOOD HOPE stammte. Sie musste von außen kommen, vielleicht Lichtjahre entfernt und unter Umständen nicht einmal für sie bestimmt.
Zehn Minuten vergingen, dann entspannten sich die beiden Mutanten im selben Augenblick. Fellmer sackte ein wenig in sich zusammen und ließ die Augen noch geschlossen. Gucky sah Rhodan an, hilflos, fragend – und erschrocken. Er schien das plötzlich erhaltene Wissen nicht aussprechen zu können oder zu wollen, jedenfalls machte er keine Anstalten, etwas zu sagen.
Da offensichtlich keine Impulse mehr eintrafen und kein Grund bestand, dass die Telepathen sich darauf konzentrierten, machte Rhodan den Anfang und fragte: »Nun? Was war? Wir haben zehn Minuten lang äußerste Ruhe bewahrt, aber meint ihr nicht auch, dass es nun Zeit wird, uns euer Geheimnis mitzuteilen? Mit wem hattet ihr Kontakt?« Rhodans Blick wurde auf einmal forschend und drängend. »Doch nicht etwa mit ...?«
Fellmer Lloyd öffnete die Augen. Er warf Gucky einen ratlosen Blick zu. Der Mausbiber nickte ihm beruhigend zu.
Die beiden hatten sich ohne Worte verständigt.
»Deine Vermutung stimmt, Perry. Es war ES, der Unsterbliche von dem längst nicht mehr existierenden Planeten Wanderer. ES ist sehr weit von uns entfernt, Tausende von Lichtjahren, und es ist ein Wunder, dass wir seine Impulse überhaupt empfingen, zumal sie ungesteuert und chaotisch kamen. ES ruft uns um Hilfe.«
»Um Hilfe?« Rhodan starrte Gucky fassungslos an. ES, das geheimnisvollste und unbegreiflichste Wesen des Universums, rief um Hilfe ...? »Warum?«
Gucky hatte sich wieder ein wenig gefasst, machte aber keine Anstalten, seine Haltung zu verändern. Es musste ihn ziemlich hart getroffen haben, dass ES, als unangreifbar und unverwundbar geltend, um Hilfe gerufen hatte.
»Hat ES euch genauere Informationen durchgegeben?«, wollte Atlan wissen, ehe jemand auf Rhodans Frage eine Antwort gegeben hatte.
Gucky schien einzusehen, dass er nun endlich den Mund aufmachen musste, ob er seine Erschütterung überwunden hatte oder nicht.
Er seufzte.
»Darf man denn nicht mal ein paar Minuten verschnaufen? Glaubt ihr, es wäre so einfach, eine total verzerrte und unkontrolliert ausgestrahlte telepathische Botschaft richtig zu empfangen? Das kostet Nerven und Kraft! Im übrigen kommt es nun auf ein paar Minuten auch nicht mehr an. Seht euch nur Fellmer an! Mit ihm ist vorerst bestimmt nichts mehr anzufangen. Dabei müssen wir frisch bleiben, denn ES hat einen neuerlichen Kontakt angekündigt, nachdem ES meine Antwortimpulse empfing und bestätigte. Dann erfahren wir mehr.«
Rhodan sagte mit unheimlicher Ruhe: »Wir wollen auch das wenige jetzt wissen, Gucky. Nimm dich zusammen. Es kann entscheidend für uns alle sein.«
Gucky grinste lustlos.