Nr. 521
Kampf um die Sonnenstadt
Vorstoß nach Suntown – Unbekannte regieren die Welt der Posbis
von ERNST VLCEK
Auf der Erde schreibt man Mitte Januar des Jahres 3442. Damit ist seit dem Tag, als die Katastrophe über fast alle Intelligenzwesen der Galaxis hereinbrach, über ein Jahr vergangen.
Immer noch besteht keine echte Aussicht, den mysteriösen Schwarm an seinem Flug durch die Galaxis zu hindern oder die vom Schwarm ausgehende Manipulation der 5-D-Konstante, die bei den meisten Lebewesen eine Retardierung der Intelligenz hervorruft, rückgängig zu machen.
Perry Rhodan und seine immunen Gefährten, unter ihnen Atlan, Gucky und viele alte Bekannte, lassen jedoch nichts unversucht, dem Geheimnis des Schwarms auf die Spur zu kommen. Von einigen Abstechern abgesehen, hält sich der Großadministrator mit der GOOD HOPE II fast ständig in der Nähe des Schwarms auf, um Informationen zu sammeln und Untersuchungen anzustellen.
Auch jetzt wieder, nach der missglückten Konferenz der Immunen, hat Perry Rhodan einen Abstecher gemacht. Zusammen mit Atlan, Geoffry Waringer, Fellmer Lloyd und Spezialisten von Quinto-Center hat der Großadministrator achtzigtausend Wissenschaftler vom Laborplaneten Last Hope abgeholt und zur Hundertsonnenwelt der Posbis transportiert, die aufgrund ihrer abgelegenen galaktischen Position von der Verdummungsstrahlung nicht beeinflusst wird.
Doch bei ihrer Ankunft stößt die Flotte der Terraner auf Schwierigkeiten. Das Zentralplasma der Posbis, bislang bester Freund und Verbündeter der Terraner, verweigert ihnen die Landung – und es kommt zum KAMPF UM DIE SONNENSTADT ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator geht in einen riskanten Einsatz.
Atlan, Fellmer Lloyd und Irmina Kotschistowa – Perry Rhodans Begleiter beim Vorstoß nach Suntown.
Jorston – Ein Mann opfert sich.
Aborq Vallain – Ein Mann, der zu improvisieren versteht.
Oberst Tahiko Anaka – Ein Mann träumt den Traum von Ruhm und Macht.
1.
»Es war grauenhaft.
Das temporale und räumliche Geschehen war so realistisch und auch wieder so wirklichkeitsfremd. Die Realität wurde ins Traumhafte abstrahiert.
Da war die Sonne Bolo. Sie funkelte wie ein böses Auge auf mich und Last Hope herab. Ja, sie war ein gigantisches Auge mit mörderischen Blicken. Ihre heißen Strahlen drohten mich zu verbrennen, brachten den Fels zum Glühen, schmolzen Blei und Zinn.
Es gab nur mich, die unbarmherzige Sonne und die zerklüftete, gleißende Landschaft mit den Seen aus Blei und Zinn. Und Hitze und Sturm. Sie alle bedrohten mich. Sie zerrten an mir und wollten mich in die Knie zwingen.
Ich focht einen aussichtslosen Kampf.
Das Auge der Sonne Bolo starrte mich wie hynotisierend an.
Dann waren plötzlich auch noch andere Augen da. Die Augen der rebellierenden Immunen. Sie jagten mich, weil ich mich nicht in ihre verbrecherischen Pläne einbeziehen ließ. Sie waren hinter mir her – die Machthungrigen, die Meuterer.
Meine Feinde waren überall. Sie hatten mich umzingelt.
Da kam mein Verbündeter. Das Monstrum mit dem dreieckigen Körper und dem 640 Meter hohen Schweif, der sich wie eine Antenne der Sonne Bolo entgegenreckte. Der Marschiere-Viel. Er entzog mit seinem Antennen-Schweif der Sonne die Energien, er überwand mit seinen sechsunddreißig Säulenbeinen das tückische Land, er schlug meine Verfolger in die Flucht. Auf dem Rücken des Marschiere-Viel fand ich Zuflucht, auf dem Rücken, der gleich der Landschaft von Last Hope zerklüftet und felsig war.
Hier fand ich für die Dauer von einigen Monaten Sicherheit.
Dennoch erkannte ich bald, dass ich verloren war, denn die gebotene Sicherheit war trügerisch und relativ. Die Sonne und die Immunen konnten mir nichts mehr anhaben. Die Hitze und die atmosphärischen Gase wurden von mir abgehalten. Ich besaß einen modernst ausgerüsteten Druckpanzer, genügend Lebensmittel, Wasser und Sauerstoff. Außerdem gab es auf dem Rücken des Marschiere-Viel gefrorene Sauerstoffablagerungen, die ich für mich verwertete.
Diese logischen Überlegungen stellte ich in einer Form an, als würde ich das alles noch einmal erleben. Ich erkannte klar, dass mir von dieser Seite keine Gefahr drohte; ob der Marschiere-Viel nun durch die glühendheiße Tagseite von Last Hope seinen vorbestimmten Weg abschritt, oder ob er in der kälteklirrenden Nachtseite erstarrte.
Die Gefahr kam in anderer Form.
Mein Geist wurde angegriffen.
Es ging auf und ab. Der Rücken des Marschiere-Viel hob und senkte sich, während er im 80-Stundenkilometer-Tempo dahinraste. Auf und ab. Das Auge Bolo glich sich dem Rhythmus an. Auf und ab. Die gleißende, morsche Felslandschaft glich sich dieser Bewegung ebenfalls an. Auf und ab. Der glühende Himmel, die rotierenden Gase, die ganze Welt glitt vor meinen Augen auf und ab.
Eine Furcht beschlich mich. Ich hatte plötzlich Angst, dass eine der Abwärtsbewegungen nicht mehr enden würde. Ich musste dann fallen.
Da machte sich das Trommeln bemerkbar. Es war charakteristisch für den Marschiere-Viel. Jedes Mal wenn er eines der sechsunddreißig Säulenbeine auf dem Boden aufsetzte, gab es eine Erschütterung, die sich auf jede Nervenfaser meines Körpers übertrug. Das Trommeln machte mich halb wahnsinnig. Ich versuchte mich abzulenken, indem ich die Funkfrequenz abhörte. Aber dann vernahm ich die Stimmen der Immunen. Sie verfluchten mich, sie drohten mir.
Ich musste mich den Stimmen verschließen, musste das Trommeln der Säulenbeine auf dem Fels ignorieren und hatte zudem noch darauf zu achten, dass ich nicht fiel. Denn ich wusste, wenn ich nur einen Augenblick unaufmerksam war, dann würde sich mein Geist einem der drei Einflüsse ergeben. Und das hätte den Wahnsinn zur Folge.
Trommeln. Stimmen. Auf und ab.
Trommeln ... Auf und ab ... Abwärts ... Abwärts fiel ich, immer tiefer ... Ich fiel endlos in die Tiefe ...«
Irmina Kotschistowa hatte ihren Bericht mit ruhiger, leidenschaftsloser Stimme begonnen. Gegen Ende sprach sie immer schneller, keuchender. Jetzt hielt sie erschöpft inne. Nach einer kurzen Atempause fügte sie mit leiser Stimme hinzu: »Während des Sturzes in die Tiefe wachte ich auf.«
*
»Hm«, machte Dr. Kayasho, wandte sich von seiner Patientin auf der »Couch« ab und starrte in unbestimmbare Ferne. »Ich würde sagen, Sie haben sich durch Ihren monatelangen Aufenthalt auf der Oberfläche von Last Hope eine Phobie eingehandelt. Sie haben Angst vor Bewegungen und vor tiefen Abgründen. Aber stark kann diese Angst nicht ausgeprägt sein, sonst würden Sie sie nicht in Ihren Träumen, sondern in der Wirklichkeit zeigen.«
Irmina Kotschistowa stützte sich auf, blickte den Psychodynamiker aus ihren großen, dunklen Augen an und sagte: »Ihren Worten entnehme ich, dass mir nichts fehlt. Dann kann ich wohl in den Einsatz gehen.«
Dr. Kayasho machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Nicht so hastig, mein Fräulein. Ich glaube zwar, dass Sie voll einsatzfähig sind, aber ich möchte mich doch noch einige Minuten mit Ihnen befassen.«
Der Psychodynamiker blickte der Biochemikerin so lange in die Augen, bis sie den Blick senkte. Sie war mittelgroß, von zierlicher Gestalt und vollbusig. Dr. Kayasho, der auf Last Hope selbst dem achtzigtausendköpfigen Waringer-Team angehört hatte, kannte Irmina Kotschistowa von früher. Sie war eine tüchtige Biochemikerin, besaß einen starken Willen und war in der Lage, die Annäherungsversuche ihrer Kollegen mit Charme und Bestimmtheit abzuwehren. Er traute ihr rein gefühlsmäßig zu, dass sie die Monate auf dem Rücken des Marschiere-Viel ohne geistigen Schaden überstanden hatte. Und wie die vorangegangenen Untersuchungen zeigten, war nichts außer der schwachen Phobie in ihr zurückgeblieben.
Aber da war etwas anderes, das ihn noch interessierte.
Irmina Kotschistowa verschwieg ihm etwas. Warum sie das tat, konnte er nicht sagen. Vielleicht sagte sie nicht die ganze Wahrheit, weil sie befürchtete, sonst Perry Rhodan, Atlan und den Mutanten Fellmer Lloyd nicht zur Hundertsonnenwelt begleiten zu dürfen?
Wie dem auch war, Dr. Kayasho wollte der Sache auf den Grund gehen.
Irmina Kotschistowa sah ihn misstrauisch an. »Wenn ich in Ordnung bin, warum lassen Sie mich dann nicht einfach gehen? Sie wissen, dass mich der Großadministrator auf der GONOZAL erwartet.« Sie seufzte. »Wenn ich gewusst hätte, welche Umstände Sie machen, wäre ich nicht freiwillig gekommen, um Ihnen meinen Traum zu erzählen.«
Der Psychodynamiker lächelte unergründlich und sagte: »Sie haben richtig gehandelt. Ihre Albträume hätten auch eine schlimmere Ursache haben können als eine Phobie.«
Irmina wurde ärgerlich. »Warum wollen Sie mir ständig einreden, ich besäße eine tiefverwurzelte Angst vor Abgründen? Wäre es so, dann müsste ich doch auch eine Scheu vor Antigravschächten haben, oder nicht? Aber ich zögere nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde, bevor ich einen Antigravlift benütze.«
Dr. Kayasho machte eine beschwichtigende Geste. »Schon gut, ich werde die Phobie nicht mehr erwähnen. Sie ist auch vollkommen bedeutungslos, denn jeder von uns, die wir auf Last Hope stationiert waren, hat einiges von seiner geistigen Stabilität eingebüßt. Ja, fast alle Menschen dieser Galaxis, auch die Nicht-Humanoiden, sind davon betroffen. Und Schuld daran ist die Verdummung. Es hängt natürlich vom Grad der Intelligenz ab, wie gut oder schlecht ein Individuum die Manipulationen der 5-D-Konstante geistig überstanden hat. Und es hängt auch stark vom Intelligenzquotienten ab, wie man als ehemals Verdummter mit der neuen Situation fertig wird, wenn man der Verdummungsstrahlung entronnen ist.«
Der Psychodynamiker machte eine Pause und fuhr fort: »Ich will dieses Problem einmal von meiner Warte aus beleuchten. Ich war auf Last Hope einer von achtzigtausend Verdummten. Meine Erinnerung an die Monate, die ich als Schatten meiner selbst in den unterplanetarischen Forschungsanlagen zugebracht habe, sind nur äußerst lückenhaft. Diese Zeit scheint weit zurückzuliegen. Aber an meine Gefühle und Gedanken, als ich beim Abtransport während des Fluges durch den Linearraum wieder normal wurde, erinnere ich mich noch gut. Ich war während der Linearetappen wieder geistig gesund. Und wissen Sie, woran ich während dieser Zeit dachte? Ich konnte an nichts anderes denken als daran, dass wir nach jeder Etappe wieder zurück in den Normalraum mussten. Und davor fürchtete ich mich. Denn ich wusste, dass ich im Einstein-Universum wieder verblöden würde. Ich entwickelte eine kreatürliche Angst vor dem Weltall, die sich auch jetzt noch nicht ganz gelegt hat, obwohl ich hier, in der Nähe der Hundertsonnenwelt, die Verdummungsstrahlung nicht zu fürchten brauche. Denn wir sind fast 290.000 Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, so dass die Manipulierung der fünfdimensionalen Gravitationskonstante hier keine Auswirkung zeigt.
Das alles sage ich Ihnen nur deshalb, um Ihnen zu zeigen, dass fast jeder, der einmal der Verdummungsstrahlung ausgesetzt war, nicht ganz ohne geistigen Schaden davongekommen ist. Sie sehen, ich habe ebenfalls meine Phobie.«
Er lächelte Irmina aufmunternd zu und endete: »Sie, die Sie eine natürliche Immunität gegen die Verdummung besitzen, haben logischerweise eine bessere geistige Konstitution. Ich kann Sie also mit gutem Gewissen in den Einsatz schicken.«
Irmina atmete sichtlich auf. Sie hatte schon befürchtet, der Psychodynamiker benutze die weitausholende Erklärung nur dazu, um ihr schonend beizubringen, dass sie dienstuntauglich sei.
»Danke, Dr. Kayasho«, sagte sie. »Kann ich jetzt gehen?«
»Vorerst müssen Sie mich noch in Ihr Geheimnis einweihen«, sagte der Psychodynamiker.
»Welches Geheimnis?«
»Sie haben mir einiges verschwiegen, mein Fräulein«, entgegnete Dr. Kayasho. Und er zählte auf: »Wie gelangten Sie auf den Rücken des Marschiere-Viel, der hundert Meter über dem Bodenniveau liegt? Sie besaßen doch keinen flugfähigen Druckanzug. Selbst wenn Sie über den neunzig Meter dicken Körper auf den Rücken kletterten, besagt das noch nichts darüber, wie Sie die zehn Meter hohen Beine überwanden, die sich dazu noch in rasender Bewegung befanden.«
Irmina wurde unsicher. »Ich bestieg den Marschiere-Viel in der Kältezone, als er erstarrt war.«
Dr. Kayasho schüttelte den Kopf. »Aus Ihrem Traum geht das Gegenteil hervor.«
»Mein Traum lügt eben.«
»Sie lügen, mein Fräulein!« Dr. Kayasho deutete auf ihre Hände und fragte unverhofft: »Warum tragen Sie Handschuhe?«
Irmina zuckte die Achseln. »Aus keinem besonderen Grund.«
»Dann ziehen Sie die Handschuhe aus.«
Irmina wurde blass. »Nein! Ich ... ich habe einen Hautausschlag und möchte nicht, dass man es auf den ersten Blick sieht.«
»Zeigen Sie her.«
»Das dürfte wohl nicht in Ihr Fachgebiet fallen, Dr. Kayasho«, sagte Irmina abweisend.
Der Psychodynamiker blickte sie fest an.
»Vielleicht aber doch.«
Irmina senkte den Blick. »Ja, Sie haben recht. Als ich aus meinem Albtraum erwachte, waren meine Arme mit Geschwüren bedeckt.«
»Und – haben Sie eine Erklärung dafür?«
Irmina nickte. »Ja, ich bin eine Metabiogruppiererin.«
2.
Die zehn Großtransporter ALMANA 1 bis ALMANA 10, die jeder einen Durchmesser von 2500 Metern besaßen, waren zusammen mit dem 100 Meter durchmessenden USO-Kreuzer GONOZAL in sicherer Entfernung in eine Umlaufbahn um die Hundertsonnenwelt der Posbis gegangen.
Nun befanden sie sich bereits seit zwei Tagen auf dieser Warteposition. Zwei Tage waren vergangen, in denen sich weder für die achtzigtausend hochqualifizierten Wissenschaftler an Bord der Großtransporter, noch für die Verantwortlichen dieses Unternehmens ein Hoffnungsschimmer gezeigt hatte.
Perry Rhodan konnte sich nicht erklären, aus welchem Grunde das Zentralplasma die Landung der elf terranischen Raumschiffe auf der Hundertsonnenwelt verweigerte. Wahrscheinlichkeitsberechnungen hatten zwar ergeben, dass das Zentralplasma unter Druck handelte, also zu dieser Handlungsweise direkt oder indirekt gezwungen wurde. Aber das sagte noch nichts darüber aus, von wem oder was es gezwungen wurde.
Oder konnte es möglich sein, dass das Zellplasma auf der Hundertsonnenwelt die Auswirkungen der veränderten fünfdimensionalen Gravitationskonstante zu spüren bekommen hatte? Die Positroniken sprachen sich dagegen aus. Rhodan verwarf diese Möglichkeit ebenfalls. Denn die Hundertsonnenwelt der Posbis lag 289.412 Lichtjahre vom Außenrand der Milchstraße entfernt im Interkosmos.
Jedenfalls war Rhodans Zuversicht, mit der er an die Verwirklichung dieses Planes gegangen war, durch die neue Situation erschüttert worden.
Als er auf Wanderer-Beta von ES den Hinweis bekommen hatte, dass die Hundertsonnenwelt von der Verdummungsstrahlung verschont geblieben sei, hatte Rhodan seinen ursprünglichen Plan, den Schwarm weiter zu erforschen, aufgegeben. Statt dessen traf er die Vorbereitungen für ein gigantisches Evakuierungsprogramm, das nach einigen Verzögerungen auch ausgeführt worden war.
Rhodan startete mit Atlan, Geoffry Abel Waringer, dem Mutanten Fellmer Lloyd und 260 Immunen in den zehn Großtransportern und der GONOZAL nach Last Hope. Nach Professor Waringers Aussage mussten sich auf dem geheimen Forschungsplaneten 80.000 Wissenschaftler befinden. Es stand außer Frage, dass diese Kapazitäten aller wissenschaftlicher und technischer Gebiete verdummt waren. Rhodans Absicht war es nun, diese achtzigtausend Fachkräfte von Last Hope zur Hundertsonnenwelt zu transportieren, wo sie, außerhalb des Bereichs der Verdummungsstrahlung, ihre vollen geistigen Fähigkeiten zurückbekommen mussten.
Mit diesem großen Stab an Wissenschaftlern und Technikern konnte man dann darangehen, die negativen Einflüsse des Schwarms auf die Zivilisationen der Milchstraße im allgemeinen und die der manipulierten 5-D-Konstante im besonderen zu bekämpfen.
Die Hundertsonnenwelt der Posbis bot dafür geradezu ideale Voraussetzungen.
Seit etwa dreizehnhundert Jahren bestanden hier mehrere große terranische Stützpunkte. Es gab sechs gigantische Raumschiffswerften, die in der Lage waren, jeden terranischen Schiffstyp, egal welcher Größenordnung, generalzuüberholen. Zu je zwei Werften gehörte ein Raumhafen.
Außer diesen technischen Anlagen gab es eine Wohnsiedlung für die terranische Stammbesatzung, die sich ständig auf der Hundertsonnenwelt aufhielt. Die fünftausend Mann lebten hier in großzügig angelegten Unterkünften, in denen sie jeden erdenklichen Luxus fanden.
Zusätzlich zur Wohnsiedlung der Stammbesatzung war eine Hotelstadt erbaut worden, die für fünfhunderttausend Personen Platz bot. Sie diente den Mannschaften der terranischen Flottenverbände und der Nachschubflotten als Unterkunft, die auf dem Weg zum Andromedanebel auf der Hundertsonnenwelt Zwischenstation machten. Diese meist leerstehende Stadt vereinigte alle erdenklichen Haustypen in sich, vom Hochhaus bis zum Bungalow fanden sich hier alle Arten von Wohnhäusern.
Die gesamte Ansiedlung wurde Suntown genannt. Hier, in der Sonnenstadt sollten die achtzigtausend Wissenschaftler und Techniker von Last Hope untergebracht werden.
Aber es schien, dass der weite Weg zur Hundertsonnenwelt umsonst gewesen war. Gleich nach dem Eintreffen der elf Raumschiffe bei der Posbi-Welt, die von zweihundert Kunstsonnen mit Licht und Wärme versorgt wurde, hatte Rhodan über Funk das Zentralplasma angerufen und um Landeerlaubnis angesucht. Dieses Ansuchen war eigentlich nur eine Formsache gewesen, denn das Zentralplasma war ein treuer Verbündeter des Solaren Imperiums. Die terranischen Anlagen auf der Hundertsonnenwelt waren mit der ausdrücklichen Erlaubnis des Zentralplasmas erbaut worden. Es konnte also gar kein Zweifel daran bestehen, dass die Landeerlaubnis für die zehn Großtransporter und den USO-Kreuzer erteilt wurde.
Um so erschütterter war Rhodan, als das Zentralplasma auf seinen Funkspruch mit einer Weigerung antwortete. Es erklärte, dass es gezwungen sei, alle terranischen Schiffe bei Annäherung sofort abzuschießen.
Nun war die Haltung des Zentralplasmas schon seltsam genug. Aber noch rätselhafter war es, dass sich auf Anruf niemand von der fünftausend Mann starken Stammbesatzung meldete. Es hatte ganz den Anschein, als sei der terranische Stützpunkt vollkommen verwaist.
Rhodan rief General Merety Dala, den militärischen Abwehrchef der Hundertsonnenwelt, und Professor Toschce Sarvonic, den Chef der Wissenschaftler, einige Male namentlich an. Doch auch darauf erfolgte keine Antwort.
Daraufhin fassten Rhodan und Atlan den Entschluss, das Geheimnis der Hundertsonnenwelt zu ergründen. Sie stellten ein Sonderkommando zusammen, das auf der Posbi-Welt selbst Nachforschungen anstellen sollte. Es setzte sich aus vier Personen zusammen:
Perry Rhodan, Atlan, Fellmer Lloyd und Irmina Kotschistowa.
In den frühen Morgenstunden des 15. Januar 3442 waren alle erforderlichen Vorbereitungen getroffen.
*
»Wo ist Irmina Kotschistowa?«, fragte Rhodan.
Fellmer Lloyd, der neben ihm stand, fühlte sich angesprochen.
»Ich denke, sie befindet sich noch auf der ALMANA 4«, antwortete der Telepath und Orter.
»Forschen Sie nach ihr, Fellmer«, bat Rhodan und meinte damit, der Telepath solle seine parapsychischen Fühler ausstrecken und sich an den Gedanken der Biochemikerin orientieren. »Wir brechen in einer halben Stunde auf.«