Nr. 522
Die Spur des Rächers
Sandal Tolk im Raumschiff der Mörder – und auf dem Planeten der Vulkane
von HANS KNEIFEL
Seit dem Tag, als die Katastrophe über fast alle Intelligenzwesen der Galaxis hereinbrach, ist über ein Jahr vergangen. Doch immer noch besteht keine echte Aussicht, den mysteriösen Schwarm an seinem Flug durch die Galaxis zu hindern oder die vom Schwarm ausgehende Manipulation der 5-D-Konstante, die bei den meisten Lebewesen eine Retardierung der Intelligenz hervorruft, rückgängig zu machen.
Perry Rhodan und seine immunen Gefährten lassen jedoch nichts unversucht, dem Geheimnis des Schwarms auf die Spur zu kommen. Von einigen Abstechern abgesehen, hält sich der Großadministrator mit der GOOD HOPE II fast ständig in der Nähe des Schwarms auf, um Informationen zu sammeln und Untersuchungen anzustellen.
Auch jetzt wieder hat Perry Rhodan einen Abstecher gemacht. Zusammen mit Atlan, Geoffry Waringer, Fellmer Lloyd und Spezialisten von Quinto-Center hat der Großadministrator achtzigtausend Wissenschaftler vom Laborplaneten Last Hope abgeholt und zur Hundertsonnenwelt der Posbis transportiert, die aufgrund ihrer abgelegenen galaktischen Position von der Verdummungsstrahlung nicht beeinflusst wird.
Achtzigtausend Männer und Frauen, wieder voll bei Vernunft, haben somit eine neue Bleibe gefunden – und die Chance, mit Mitteln der Technik und Wissenschaft etwas Entscheidendes gegen den Schwarm zu unternehmen.
Sicher wird ihre Arbeit bald Früchte tragen, doch zuvor blenden wir zurück zu Sandal Tolk. Der Jäger von Exota Alpha erreicht den Planeten der Vulkane und hinterlässt eine deutliche Spur – DIE SPUR DES RÄCHERS ...
Die Hauptpersonen des Romans
Sandal Tolk asan Feymoaur sac Sandal-Crater – Ein junger Jäger und Krieger vom Planeten Exota Alpha.
Tahonka-No, der Knöcherne – Sandal Tolks neuer Freund und Mitkämpfer.
Auszug aus der Rolle der Geschlechter derer von Crater. Dies schreibt Sandal Tolk asan Feymoaur sac Sandal-Crater, der Freund von Atlan, dem Arkoniden:
Vor etwa vierzehn Tagen bin ich an Bord dieses merkwürdigen Schiffes geschlichen. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, kommt es mir wie ein Traum vor – wie einer dieser Träume, die ich hatte, bevor ich Mann wurde. Nur deshalb, weil ich so schnell war, dass mich keines dieser lederartigen Riesenwesen bemerkte, konnte ich hier herein. Soll der schnelle Rückflug des Schiffes in den Schwarm länger als vierzehn Tage dauern? Das erscheint mir unmöglich ...
... Ich habe das halbe Schiff für mich allein. Zwei Tage nach dem Start des Schiffes verließen auch die letzten Kontrolleure die Schaltungen, löschten die meisten Lichter und verschwanden im Oberteil des Schiffes. Ich war sicher, dass ich in wenigen Tagen innerhalb des Schwarms sein würde. Die Tage vergingen langsam, ich aß meinen Braten auf, und das Braten des zweiten Stück Wildes wurde zu einem Problem.
Ich kann mein winziges Versteck verlassen und das leere Unterschiff untersuchen. Jetzt begreife ich auch, warum Atlan und Rhodan so viel klüger als Sandal, mein Großvater, sind: Sie würden genau wissen, was diese Mengen von Maschinen und Schaltpulten zu bedeuten haben. Ich weiß es nicht. Ich habe nur einige Bildschirme einschalten können, die mir die Sterne zeigen und – den Schwarm.
Ich warte, warte ...
Auch das zweite Stück Wild ist gegessen; seit vierzehn Tagen habe ich mich von Wasser, wenigen Konzentrattabletten und kaltem Braten ernährt; eine sehr wenig abwechslungsreiche Kost. Aber dann geschah etwas, das mich tief beunruhigte. Kurz nach dem Start begann das Schiff kurz zu rütteln, irgendwelche Dinge summten in tiefsten Tönen auf, und ich wurde plötzlich ohnmächtig. Als ich aufwachte und auf die Bildschirme sah, hatte ich starke Kopfschmerzen und sah andere Sterne vor dem Schiff. Irgend etwas ist geschehen – als ob das Schiff einen riesigen Satz gemacht hätte.
Dann begann ich, das Schiff systematisch zu erforschen.
Ich traf niemanden an, und viele Türen waren fest verschlossen. Ich wurde immer weniger vorsichtig, ich erkundete das gesamte Unterschiff. Ich fand sehr interessante Dinge heraus. Und mein Hunger begann, würgender und heftiger zu werden ...
1.
Sandal stand neben dem Schrank, dessen Türen kleine Luftlöcher hatten. In der Ecke des Schrankfaches standen die drei schweren Köcher und der riesige Kompositbogen, um dessen Griff wieder die Geschlechterrolle gewickelt und unter dem wasserdichten Ledergriff verborgen war. Sandal knurrte: »Entweder werde ich noch viele Kapitel schreiben, oder aber dies war das letzte Kapitel, weil ich verhungert bin.« Er grinste freudlos, warf sein weißes Haar nach hinten und steckte den Stift wieder in die Brusttasche der terranischen Jacke zurück. Die meisten Doppelsäume waren leer, als er sie zwischen Daumen und Zeigefinger prüfte; die kleinen Konzentratwürfel in ihren glänzenden Verpackungen hatte er gegessen. Für zwei Tage besaß er noch Nahrung, und er hungerte bereits seit Tagen, weil er erheblich weniger aß.
»Was jetzt?«, fragte er sich.
Er zuckte die Schultern und schaltete das Armbandfunkgerät ein. Aus dem winzigen Lautsprecher antwortete ihm nur das Rauschen der Statik, unterbrochen von einigen Tönen, die er aber nicht als Frequenzen von Radiosternen identifizieren konnte. Er fluchte leise und schaltete wieder ab. Atlan und Rhodan schienen weggeflogen zu sein, oder aber dieses Diskusschiff hatte sich sehr weit von der GOOD HOPE II entfernt.
»Wieder nichts – soll ich hier verhungern, beim Großen Stern!«, brummte Sandal und trat wütend nach einem angenagten Röhrenknochen. Der Knochen drehte sich, schoss über den Boden und verschwand hinter einem Kabelstrang.
Sandal stieß sich von der stählernen Platte ab, griff vorsichtig nach dem Strahler, der in der Tasche des breiten Gürtels steckte. Dann ging er langsam aus dem kleinen Werkstattraum hinaus. Jetzt hatte er, Sandal, keine Kopfschmerzen mehr, aber er begann, das Warten zu hassen und sich sehr unbehaglich zu fühlen. Waren die Kopfschmerzen die Wirkungen eines Vorganges gewesen, den Atlan einmal als Transitionsschock bezeichnet hatte? Schon möglich.
Er hatte keinen der Schwarminstallateure finden können.
Sie waren vermutlich kleiner geworden und im Oberschiff verschwunden. Was er bisher gesehen hatte:
Zwischen den beiden Polhälften des Diskus befanden sich dicke Schiffswände mit wenigen größeren und vielen kleinen Öffnungen, die allesamt fest verschlossen waren.
Sandal gähnte; er war vor einer Stunde aus dem Schlaf erwacht.
Er blickte auf den Bildschirm und sah noch immer den Schwarm und die Sterne. Er durchquerte den halbdunklen Kontrollraum, blickte auch dort auf einige Bildschirme, die er eingeschaltet hatte, und ging in seinen »privaten« Waschraum. Er wusch sich langsam und ausgiebig, trocknete sich ab und zog sich dann wieder an, nachdem er auch seine Kleidung gesäubert hatte. Dann aß er einen der letzten Konzentratwürfel, trank viel kaltes Wasser und fluchte. Anschließend fühlte er sich etwas besser.
»Es wird Zeit, dass ich wirklich etwas unternehme. Hunger, Ungewissheit ...«, murmelte er.
In den letzten vierzehn Tagen hatte er eine Art Hölle durchgemacht. Er, der geborene Jäger und Kämpfer, hatte es nicht mehr in seinem Versteck ausgehalten. Seine Geduld war sehr groß, aber einmal ging auch sie zu Ende. Ein fiebriger Drang nach Beschäftigung überkam ihn, eine Nervosität, die nur dem langen Warten und der unerwarteten Möglichkeit zuzuschreiben war, viele Gedanken im Kopf hin und hergewälzt zu haben.
Gedanken ... zwischen plötzlichen Ausflügen in das Unterschiff. Er fand keinen einzigen Lebenden hier, nur Maschinen, die zuverlässig brummten und wimmerten, nur Kontrollstände und sehr fremdartige Anlagen, die er nicht begriff. Seine Verzweiflung wuchs langsam – war er hier eingeschlossen, verdammt, zu verhungern, allein unter schlafenden oder verschwundenen Fremden ...?
»Ich muss hinaus!«, stöhnte er auf.
Er berührte die drei Köcher, den Bogen, dann schloss er die Schranktür ab. Sein Lager war inzwischen wesentlich weicher geworden; er hatte aus allen Teilen des Schiffes Decken oder seltsame Stofffetzen zusammengetragen.
»Zuerst zu den Bildschirmen.«
Er nickte, als wolle er sich Mut machen. Er hätte es jetzt begrüßt, sich mit einem Mnesarch unterhalten zu können oder mit Chelifer.
Sandal ging aus der »Werkstatt« heraus, entsicherte den Strahler und steckte ihn wieder zurück. Jede Sekunde konnte plötzlich einer der zweieinhalb Meter großen Schwarminstallateure auftauchen, mit seinen achtfachen Gliedmaßen und mit den großen, träge blinzelnden Augen. Er musste wachsam sein. Zuerst betrat Sandal den Raum, den er am besten kannte, nämlich diese halb abgedunkelte Zentrale mit den vielen Schaltpulten. Dann bog er nach rechts ab, schlich schnell eine schräge Fläche abwärts und öffnete leise und vorsichtig ein fast drei Meter hohes Schott. Seine Handfläche suchte den Kontaktknopf, und als er ihn fand, flammten an verschiedenen Punkten des Raumes Lichter auf.
Sandal erkannte sofort die Form des Raumes; dreieckig, mit einer gerundeten Fläche. Also befand er sich hier in einem der Außenbezirke des Schiffes. Dazu kam noch, dass die Wandfläche schräg anstieg, sie wölbte sich vor ihm wie eine große Schale oder ein Schalenausschnitt. Dieser Teil der Wand war von einem Netzmuster aus ausgeschalteten, stumpfgrauen Bildschirmen angefüllt, etwa dreißig Quadratmeter groß, etwa dreißig Schirme. Sandals Blick glitt schnell über die vielen Schalter und Knöpfe, und schließlich suchte er aus der Menge einen Knopf heraus.
»Wir werden schon sehen, was geschieht!«, sagte er leise und fasste den Strahler fester.
Er drückte den Knopf.
Drei Sekunden später hatte sich ein Bild aus dreißig Einzelbildern zusammengesetzt.
Sehr schnell nacheinander waren die Bildschirme aufgeflammt und zeigten jetzt eine riesige dunkle Fläche, durchsetzt mit unzähligen Lichtpünktchen. Deutlich konnte Sandal die Form der Galaxis erkennen; Ausschnitt aus einem riesigen Feuerrad mit deutlicher Struktur. Als ob er schräg auf dieses Rad niederblicken würde.
Die Milchstraße!
Atlan und das Mädchen mit den grünen Augen, Chelifer Argas, hatten ihm davon erzählt. Er wusste, was dies alles zu bedeuten hatte, und er fühlte, wie ein Kälteschauer über die Haut seines Rückens und seiner Arme lief.
Und davor: Der Schwarm!
»Verdammte Eroberer!«, stöhnte er auf.
Eine riesige gläserne Speerspitze, in der sich das Licht Tausender Sonnen brach und spiegelte. Ein ziemlich gerader Streifen, der wie Schaum auf dem Wasser aussah, zusammengesetzt aus Tausenden und Abertausenden von kleineren und größeren durchsichtigen Bläschen. Dahinter leuchteten farbige Lichter, die die Größe von Sonnen haben mussten. Sie wetteiferten mit dem Leuchten von galaktischen Sonnen hinter dunklen Wasserstoffnebelbänken und hinter interstellarem Staub mit seinen charakteristischen Knoten und Verdichtungen. Purpurn und rot, weiß und gelb. Der Schwarm. Er zielte wie eine Speerspitze schräg auf die Ebene des Feuerrades.
Sandal murmelte, während er überlegte: »Wenn ich von hier aus den Schwarm sehen kann, dann bedeutet es, dass dieses verdammte Schiff nicht in den Schwarm hineingeflogen ist. Ich kann also meine Rache nicht vollziehen! Noch nicht. Aber meine Stunde wird kommen!«
Einige Sekunden später fügte er weniger wütend hinzu: »Wenn ich nicht vorher verhungert sein werde!«
Das Schiff, in dem er sich befand, hatte vermutlich kurz vor dem Schwarm, vor den äußersten Schutzschirmen, angehalten und flog jetzt entweder mit dem Schwarm mit, als Flankensicherung also, oder es entfernte sich wieder von seiner rätselhaften Heimat. Warum das so und nicht anders war, wusste Sandal nicht. Er konnte es nur vermuten, nicht mehr. Während der große, schlanke Mann mit dem weißen Haar und den goldfarbenen Augen unbeweglich vor den Bildschirmen stand und dieses gigantische Bild musterte, überlegte er scharf und wog seine Chancen ab. Viel Möglichkeiten besaß er, isoliert wie er war, nicht mehr. Jetzt bedauerte er fast, Atlan nicht gefolgt zu sein, aber wenn er an die verkohlten Körper seiner Eltern und Beareemas dachte, schwand dieser Impuls wieder.
»Wenn diese rätselhaften Baumwesen ...«, murmelte er, dann schwieg er.
Wenn die Fremden, die sich um das Zwanzigfache verkleinert hatten, die Aufgabe hatten, nach Erfüllung eines bestimmten Zwecks oder nach Verstreichen einer bestimmten Zeit zu dem Pilzschiff, das sich in das Denkmal eines Götzen verwandelt hatte, zurückzukehren, dann befand sich das Schiff jetzt auf dem Flug zurück nach Testfall Rorvic, dem erdähnlichen Planeten. Dort aber würden die Massen von großen und kleinen Robotern inzwischen pausenlos Angriffe auf den Riesen unternommen haben. Viele Roboter würden dabei sterben und sich auflösen, aber die kleinen Reflektorstationen würden bestimmt zerstört sein. Vielleicht auch das Schiff.
»Ich glaube einfach nicht daran«, sagte Sandal sich, »dass sie auf dieses riesige Schiff verzichten werden!«
Er hatte sich das alles überlegt in diesen qualvollen langweiligen vierzehn Tagen. Er nahm an, dass sie das Schiff erneut zusammensetzen und damit in die Richtung der Galaxis vorstoßen wollten. Also lag eine gewisse Systematik in diesem Flug, wie bei einem Rudel Wild, das immer wieder im großen Bogen zur Tränke zurückkehrte, wo es der Pfeil des Jägers erreichte.
»Deswegen kehren sie nicht in den Schwarm zurück ... ich verstehe!«, murmelte Sandal im Selbstgespräch.
Es genügte, wenn das Schiff, selbst nach diesem auffälligen Transitionssprung vor dem Schwarm herflog und nach einer gewissen Zeit zurückkehrte nach Rorvic.
»Ich bin vollkommen abgeschnitten; allein, verloren, verhungert ...«, sagte er schroff.
Sein Ziel, in den Schwarm vorzustoßen und dort seine Rache zu vollziehen, war vorläufig gescheitert.
Das Wild war gegessen worden.
Er hatte nichts anderes als Wasser getrunken.
Kein Brot, kein Fett ... nichts anderes. Nicht einmal ein Gesprächspartner. Nur seine Eigenschaft als geduldig wartender Jäger hatte ihn davor bewahrt, wahnsinnig zu werden.
Er hob den linken Arm und sah auf die Springzahlen seiner Digitaluhr. Kurz vor Mitternacht, 26. 11. 3441.
Sandal fasste einen verzweifelten Entschluss. Er sagte laut: »Ich werde das Schiff übernehmen und in den Schwarm steuern!«
Dann drehte er sich um, riss den Strahler aus der Tasche über der Brust und verließ den Raum. Hinter ihm brannten die Milliarden Lichtpünktchen auf den Schirmen, bewegte sich die Lanze des Schwarms auf die Galaxis zu, die Spitze verschmolz mit den Sternen im Norden der galaktischen Ebene.
2.
Sandal schloss das Schott.
»Ich habe keine andere Wahl!«, sagte er deutlich.
Er stellte sich das Schiff vor. Der Diskus bestand nach seiner Vorstellung aus zwei Hälften, die in der Mitte durch ein System von dicken Metallschichten getrennt waren. Er selbst befand sich im unteren Teil der unteren Diskushälfte.
»Ich muss nach oben!«
Vielleicht gab es hier, wie auch in der GOOD HOPE II, einen zentralen Schacht, der ihn schnell nach oben brachte. Als Sandal an einem offenen Wandschrank vorbeikam, sah er einen Gegenstand, der sein Interesse fand. Er war wie eine halbierte Kugel geformt, besaß zwei federnde Bänder, so dass man ihn am Oberschenkel oder Oberarm befestigen konnte. Zwei kleine Mikrophonöffnungen – jedenfalls hielt Sandal die Löcher mit dem Schutzgitter darüber für Mikrophone oder Lautsprecher – unterbrachen neben einigen anderen runden Öffnungen die Halbkugel. Sandal vermutete, dass dies eine Art Funkgerät war, wie er sie am Handgelenk trug. Er hielt an und schnallte sich den Gegenstand auf den rechten Oberarm. Dort saß er sicher und fest.
»Weiter!«
Er öffnete einige Türen, schaltete Lichter ein und aus, und schließlich befand er sich auf einer Wendeltreppe, die aber keine Stufen besaß. Das Band wickelte sich um eine Säule, die links von Sandal stand, aber keinerlei Öffnungen besaß.
»Hinauf!«
Geduckt und schnell rannte Sandal die Spirale hinauf. Er kam an vielen Korridor-Abschnitten vorbei, die nach zwei Metern durch schwere Türen verschlossen waren. Meter um Meter lief der Barbar nach oben, hielt die schussbereite Energiewaffe in der Hand und wusste, dass diese Waffe jetzt besser als der Bogen war, denn hier konnte er keinen einzigen Pfeil abschießen. Der Bogen war keine Nahkampfwaffe.
Einige Minuten vergingen.
Nirgends fand Sandal ein Lebewesen, nirgends Spuren von diesen rätselhaften, schrumpfenden Fremden. Nur Maschinen, auch keine einzelnen Roboter. Nichts. Ein totes, selbständig fliegendes Schiff offensichtlich. Diese Wesen aus dem Schwarm verhielten sich noch rätselhafter und unbegreiflicher als die Ameisen auf Exota Alpha. Niemand konnte vorhersagen, was sie tun oder unternehmen würden.
Die Spirale endete.
Dicht vor Sandal befand sich eine gelblackierte, dicke Tür. In ihr war ein rundes Fenster eingelassen. Sandal presste sein Gesicht gegen das Glas, spähte hindurch, aber er konnte nichts entdecken außer seinem eigenen Spiegelbild.
»Das ist also die Trennlinie!«, sagte er sich.
Wieder packte ihn die Erregung des Jägers, die Spannung dessen, der sich mitten in der Auseinandersetzung mit einem fremden Gebiet befand.
Er griff nach den Hebeln, die sich schräg nach oben reckten und seltsam geformte Handgriffe trugen.
Er riss daran. Der erste Hebel gab nach und ließ sich um hundertachtzig Grad drehen, dann schlug er an. Der zweite, einen Meter weiter unten, also dicht unterhalb der Augenhöhe Sandals. Er keuchte und zerrte, aber der Hebel bewegte sich nicht. Pfeifend entwich etwas Luft durch die dicken Dichtungsstreifen.
»Verdammter Schwarm!«, keuchte Sandal auf.
Er bückte sich, griff nach dem dritten Hebel und rüttelte wütend daran. Auch dieser Hebel ließ sich nicht bewegen. Der weitere Weg war ihm also versperrt, und dies konnte er nicht dulden.
Er trat drei Schritte zurück, stellte die Projektion der Waffe um und drückte ab. In einem stechenden, weißen Strahl fraß sich die Energie der Waffe halbkreisförmig um den Angelpunkt des mittleren Hebels in das Metall. Tropfen spritzten weg, Rauch kam auf, und es begann zu stinken, als verbrenne der Huf eines Tieres.
Langsam schnitt der Strahl der Waffe eine tiefe Furche durch den Stahl, verschwand jenseits der Platte, und schließlich gab es ein scharfes, knackendes Geräusch. Augenblicklich nahm Sandal den Finger vom Abzug. Das dumpfe, hallende Röhren, das in den Ohren schmerzte, hörte ebenso plötzlich auf.
Sandal ging nach vorn, holte aus und trat mit aller Kraft gegen die heiße, halbkreisförmige Metallplatte. Sie krachte mitsamt dem Hebel nach hinten, Metall riss, Funken stoben jenseits des Loches auf.