Nr. 526
Söldner der Galaxis
Die Eroberer kommen – und eine Zivilisation steht vor dem Untergang
von H. G. EWERS
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Ende Februar des Jahres 3442. Seit dem Tag, als die Verdummungskatastrophe über fast alle Intelligenzwesen der Galaxis hereinbrach, sind somit rund 15 Monate vergangen.
Der mysteriöse Schwarm setzt seinen Flug durch die Milchstraße unbeirrt fort – ebenso unbeirrt, wie Perry Rhodan und seine immunen Gefährten in gefahrvoller Arbeit dem Sinn und Zweck der unheimlichen Invasoren auf die Spur zu kommen suchen.
Perry Rhodan und die anderen seiner Mitkämpfer wissen inzwischen längst aus bitterer Erfahrung, dass die Emissäre des Schwarms millionenfaches Unheil über viele Welten gebracht haben. Sie wissen inzwischen auch, dass der Schwarm für den Aufstieg des Homo superior und für »das große Sterben« verantwortlich ist.
Sie wissen aber noch nicht genug. Sie ahnen nur, dass der Schwarm weitere Überraschungen in sich birgt, die für die Bevölkerung ganzer Planeten tödlich sein kann. Dann sehen die Terraner es mit eigenen Augen. Ein Planet wird überfallen – die Welt der SÖLDNER DER GALAXIS ...
Die Hauptpersonen des Romans
Mincos Polata und Hysk Vantolier – Zwei Immune eines Explorerschiffes.
Perry Rhodan – Der Großadministrator macht sich wieder einmal Sorgen um Gucky.
Gucky und Bossa Cova – Der Mausbiber und der Reeder von Olymp führen einen Sonderauftrag aus.
Tadschor – Vertreter der ersten Zivilisation des Planeten Aggres.
Id Zirroh Par – Ein Vertreter der zweiten Zivilisation.
Epher Tusalis – Ein Mann an einer »Feuerorgel«.
Vorspiel
Tadschor verfolgte den Angriff auf den kuaturischen Stützpunkt Ilkete auf den Monitoren. Flugsonden übermittelten ihm Bilder und Geräusche in seine Befehlszentrale.
Die erste Phase des Überraschungsangriffs war ein voller Erfolg gewesen. Niemand aus Ilkete hatte mit der neuen Geheimwaffe des Reiches Sashani gerechnet. Die »Hirnlosen« waren von den Gegnern als das eingestuft worden, als was sie auftraten, als hilfesuchende heruntergekommene Flüchtlinge aus der von Sashani-Truppen besetzten Ruinenstadt Prulathurn.
Tadschor beobachtete, wie die »Hirnlosen« von feindlichen Soldaten eskortiert und zu den Pfortenbunkern des Stützpunktes geleitet wurden. Nachdem sie in den Eingängen verschwunden waren, widmete der Wissenschaftler sich dem Nachrichtenschreiber.
Die letzten Meldungen aus dem Hauptquartier unterschieden sich nicht wesentlich von den Tagesberichten, die seit Wochen eingingen. Heftige Kämpfe um die Insel Dideron, Luftschlacht über dem Grodonos-Meer, Bombardierung gegnerischer Städte und feindliche Angriffe auf eigene Städte.
Tadschor wandte sich um, als sein Assistent Porzos eintrat.
»Wie sind die Versuche mit unserem Ubalaer verlaufen, Porzos?«, erkundigte er sich.
Porzos nahm seinen Blick von den Monitoren.
»Bisher zufriedenstellend. Tadschor. Dennoch wird es einige Tage dauern, bis die Versuchsreihen abgeschlossen sind und wir wissen, ob der Ubalaer bedenkenlos eingesetzt werden kann.«
»Ich hoffe, man lässt uns diese Frist«, gab Tadschor zurück. »Die Kuaturer versuchen seit einiger Zeit, uns zu einer Entscheidungsschlacht zu drängen. Wenn ihnen das gelingt – und wenn sie dabei siegen sollten –, müssen wir den Ubalaer unverzüglich einsetzen.«
Porzos spreizte abwehrend die Finger.
»Davon rate ich ab, Tadschor. Wir müssen erst noch die Konsequenzen berechnen, die ein Einsatz des Ubalaer zur Folge haben könnte.«
Tadschor blickte seinen Assistenten unwillig an.
»Konsequenzen!«, sagte er verächtlich. »Es gibt nur eines, das für uns wichtig ist, das ist die Rückeroberung des Götzen Galango.«
»Wir brauchen ihn nicht zurückzuerobern«, widersprach Porzos. »Der Götze Galango befindet sich auf der Insel Dideron, die bisher weder von unseren Truppen noch von denen des Reiches Kuatur erobert werden konnte. Die Einrichtungen zum Schutze Galangas funktionieren etwas zu gut.« Er lachte. »Was ich als großes Glück für die Zivilisation auf Sidir betrachte.«
Tadschors Gesicht rötete sich.
»Sie reden wie ein Verräter, Porzos! Erstens enthalten Sie dem Götzen Galango seinen Titel vor, und zweitens gehört der Götze nur uns Sashanis, der einzigen wirklichen Zivilisation auf Sidir. So steht es im Vermächtnis der Vorfahren, die aus dem Göttlichen Reich Arkh' Noon kamen.«
Porzos setzte sich vor ein Kontrollpult und musterte seinen Vorgesetzten. Tadschor war groß, hager, hatte helle Haut und langes weißes Haar. Er sah aus, wie die Vorfahren in den Büchern der Göttin Log beschrieben wurden. Sie alle stammten von den Vorfahren ab, doch die meisten Bewohner Sidirs waren untersetzt, besaßen braune Haut und hartes blauschwarzes Haar. Porzos nahm an, dass die Nachfahren der ersten Bewohner von Sidir durch die Umweltverhältnisse verändert worden waren, doch das durfte er nicht laut sagen; es wäre ein Verstoß gegen die Wahrheitsprinzipien des Galango-Kultes gewesen.
Nur Tadschor gegenüber riskierte Porzos hin und wieder Offenheit, denn der Wissenschaftler vertrat zwar die Wahrheitsprinzipien, war jedoch kein Fanatiker, auch wenn er sich meist den Anschein gab.
»Der Götze Galango«, sagte Porzos nachdenklich, »hat meiner Meinung nach seine Funktion längst eingestellt. Einst sollte er über Sidir regieren, aber seit mehr als zwanzig Jahren schon gibt er keine Befehle mehr heraus. Der Kampf um die Insel Dideron ist ebenso unsinnig geworden wie der ganze Krieg.«
Tadschor seufzte.
»Sie werden noch vor dem Reinheits-Tribunal landen, wenn Sie weiterhin derartig ketzerische Ansichten aussprechen, Porzos. Was dann mit Ihnen geschieht, brauche ich wohl nicht erst zu sagen. Nur wir Sashanis sind die rechtmäßigen Nachfolger der Arkh' Noon. Erst wenn wir das Reich Kuatur zerschlagen haben, können wir das Vermächtnis unserer Vorfahren erfüllen.«
»Die Kuaturer stellen es umgekehrt dar. Ich fürchte, beide Seiten sind im Unrecht. Dieser Krieg zerstört das Vermächtnis der Vorfahren, die nach der Theorie Isolas nicht aus deinem ›Göttlichen Reich‹ kamen, sondern von einem anderen Planeten.«
»Isola wurde hingerichtet«, erklärte Tadschor in zurechtweisendem Ton. Er senkte seine Stimme. »Ich kenne seine Theorie. Danach kamen unsere Vorfahren aus einem großen Reich zwischen den Sternen, mit dem Auftrag, hier auf Sidir eine Tochterzivilisation zu errichten und später ...«
Er unterbrach sich und hob die Hand.
»Es ist soweit. Unsere Truppen greifen Ilkete an. Die Hirnlosen haben ihre Aufgabe erfüllt und das entsprechende Signal abgestrahlt.«
Auf mehreren Monitoren sah er, wie die Kampfwagen der vor Ilkete liegenden Truppen losfuhren, gefolgt von Fußtruppen mit stählernen Schutzpanzern und tragbaren Laserwaffen. Sie überquerten ungehindert das von Explosionen zerwühlte und von Laserstrahlen verbrannte Niemandsland, erreichten den ersten Abschirmbereich des feindlichen Stützpunktes und ...
Tadschor erstarrte, als der Energieschirm sich flackernd über Ilkete aufbaute. Etwas musste schiefgegangen sein, denn die »Hirnlosen« hätten zu dieser Zeit längst ihre Aufgabe vollendet haben sollen.
Die sashanischen Kampfwagen bremsten ab. Einige schafften es nicht mehr ganz, gerieten in den Energieschirm und glühten auf. Die anderen schossen mit ihren Laserkanonen auf den Schutzschirm, während sie langsam rückwärts fuhren. Doch der Schutzschirm hielt, wie er bisher immer gehalten hatte.
Plötzlich brachen im Rücken der Angriffstruppen Löcher im Boden auf. Stählerne Röhren schoben sich daraus hervor, und Tausende von metallisch glänzenden kleinen Körpern ergossen sich aus den Röhrenmündungen ins Freie.
Roboter!
Tadschor drückte einige Schalttasten. Die sashanischen Angriffstruppen machten kehrt und wandten sich den neuen Gegnern zu. Ein erbitterter Kampf entbrannte, wogte hin und her – bis der Energieschirm über Ilkete erlosch und die Geschützkuppeln des Stützpunktes ausgefahren wurden.
Innerhalb kurzer Zeit waren die sashanischen Angriffstruppen dezimiert und zersprengt; ihre Reste versuchten, durch die Roboterkolonnen zu stoßen und sich in Sicherheit zu bringen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Besatzung des Stützpunktes zur Gegenoffensive antrat und den sashanischen Stützpunkt Troastes berannte.
»Troastes ist von Truppen entblößt«, murmelte Tadschor. »Jetzt sind wir in der Lage, in die wir Ilkete bringen wollten. Wenn wir die endgültige Niederlage abwenden wollen, müssen wir den Ubalaer einsetzen.«
Seine Hand streckte sich nach einem Hebel aus.
»Nein!«, rief Porzos. »Nicht den Ubalaer! Er würde den Kuaturern eine solche Niederlage beibringen, dass ...«
»Das soll er auch!«, erwiderte Tadschor grimmig. »Sie müssen endlich wissen, dass sie den Krieg niemals gewinnen können.«
Er legte den Schalthebel um.
Auf einem weiteren Monitor beobachtete er, wie sich der Ubalaer, ein gigantischer Roboter aus besonders gehärtetem Stahl und mit einem autarken Gehirn, in seinem Einsatzschacht bewegte.
Tadschor lächelte triumphierend, als der Ubalaer den Schacht verließ und mit dröhnenden Schritten auf die gegnerischen Robotergruppen zumarschierte. Die Laserkanonen des Roboters spien Vernichtung. Gegen sie hatten die feindlichen Roboter keine Chance, da der Ubalaer einen Schild aus Kraftfeldern vor sich herschob, der die schwachen Laserstrahlen der kleinen kuaturischen Kampfmaschinen mühelos abwehrte.
Im Stützpunkt Ilkete erkannte man die Gefahr sehr schnell. Das Feuer der Geschützkuppeln wurde auf den riesigen Roboter gelenkt. Aber darauf hatte Tadschor nur gewartet. Er legte einen zweiten Schalter um.
Äußerlich geschah nichts – außer dass die Geschützkuppeln von Ilkete ihr Feuer nach kurzer Zeit einstellten. Daraus schloss Tadschor, dass der neuentwickelte Hysterisator des Ubalaer wie vorausberechnet wirkte.
Der endgültige Beweis dafür wurde ihm sehr bald geliefert. Die Tore der Pfortenbunker von Ilkete öffneten sich, und in unablässigem Strom quollen kuatorische Soldaten ins Freie. Sie waren größtenteils unbewaffnet und vermittelten den Eindruck einer Herde Mikasses, die voller Panik blindlings davonstürmte.
Unberührt von ethischen Hemmungen, feuerte der Ubalaer in die kopflos umherlaufende Masse der feindlichen Soldaten, bis die letzte Bewegung aufgehört hatte ...
Tadschor meldete den Erfolg ans Hauptquartier und wurde gelobt. Man wies ihn an, soviel Ubalaer wie möglich zu bauen und dem Oberkommando zur Verfügung zu stellen.
Doch bevor der Wissenschaftler darangehen konnte, diese Anweisung auszuführen, wurden die Nachrichtenkanäle durch Alarmmeldungen blockiert. Die überall eingerichteten Luftüberwachungszentralen gaben bekannt, dass sich große Raketenschwärme dem Gebiet des Reiches Sashani näherten. Ihrem Kurs nach waren sie im Reich Kuatur gestartet worden.
Tadschor sah sich nach Porzos um. Doch sein Assistent war verschwunden. In aller Eile dirigierte der Wissenschaftler den Ubalaer in den Stützpunkt zurück, dann wollte er den Lift besteigen, um in die Tiefbunkeranlagen zu fahren, bevor die ersten feindlichen Raketen einschlugen.
Eine Meldung der nächsten Luftüberwachungszentrale bewog ihn, damit noch zu warten. Die Meldung besagte, dass einige der feindlichen Raketen in der Hochatmosphäre explodiert waren. Kurz darauf wurde Strahlungsalarm gegeben. Sämtliche feindlichen Raketen waren in der Hochatmosphäre explodiert. Überall trieben leuchtende Wolken über sashanisches Gebiet. Von ihnen ging eine harte Strahlung aus, die alles Leben bedrohte.
Als Tadschor aus anderen Meldungen erfuhr, dass auch die sashanischen Raketen gestartet wurden, um das kuaturische Gebiet ebenfalls durch Strahlung zu entvölkern, wusste er, dass Porzos mit seinen Warnungen recht behalten hatte.
Der durchschlagende Erfolg des Ubalaer hatte den Gegner in eine Panikstimmung versetzt und angesichts der befürchteten Niederlage dazu bewogen, sein Potenzial an Strahlungsbomben abzuschießen. Das allein bedeutete schon Selbstmord, denn die strahlenden Wolken würden viele Jahrhunderte um den ganzen Planeten kreisen und unter sich alles Leben vernichten. Der Abschuss der sashanischen Strahlungsbomben war eigentlich ein überflüssiger Vergeltungsschlag; er würde das Sterben nur beschleunigen.
Tadschor war sich seiner Schuld bewusst. Aber er wollte nicht aufgeben. Er hatte schon vor langer Zeit dafür gesorgt, dass er selber eine mögliche Katastrophe überstand und später versuchen konnte, eventuelle Überlebende beziehungsweise deren Nachkommen zu sammeln und den Anfang zu einer neuen Zivilisation zu legen.
Er fuhr mit dem Lift in den tiefsten Bunker des Stützpunktes, wo der Ubalaer ihn bereits erwartete. Nachdem er dem Roboter befohlen hatte, vor dem Geheimtrakt zu warten und zu wachen, öffnete er die Tür zu seinem Labor.
Lächelnd musterte er die Geräte, die er in jahrelanger Arbeit zusammengesetzt hatte. Niemand außer ihm kannte ihre wahre Bedeutung.
Dann begann Tadschor, sich zu entkleiden ...
1.
Der Klang der Flöte zitterte über das Blätterdach des Urwaldes, auf dem die Sonnenstrahlen von unzähligen Wassertropfen reflektiert wurden und ein glitzerndes Meer aus Diamanten schufen. Ein Regenbogen spannte sich gleich einem majestätischen Tor über diese Landschaft. Der Kondor zieht vorbei ...
Der Flötenspieler saß auf dem höchsten Punkt eines halbverfallenen Bauwerkes, das neben anderen in einer Lichtung stand. Baumstämme und aufgewühlte Erde verrieten, dass die Lichtung erst vor kurzem in den Urwald geschlagen worden war.
Der Mann mit der hölzernen Flöte trug nur eine lindgrüne Hose und graue Wadenstiefel. Sein nackter brauner Oberkörper glänzte von Schweiß. Zu Füßen des halbverfallenen Bauwerkes standen Tausende und aber Tausende seltsamer Lebewesen. Sie waren größtenteils in unterschiedliche bunte Kleidungsstücke gehüllt, teilweise aber unbekleidet, so dass ihre Körperformen sich dem Blick des Beobachters offen darboten.
Körperformen, wie sie kein humanoides Lebewesen aufwies.
Die Wesen waren durchschnittlich 2,40 Meter groß, besaßen Außenskelette aus schwarzrotem Chitin und acht Gliedmaßen. Jeweils vier Gliedmaßen befanden sich am stark entwickelten tonnenartig geformten Brustteil, während die durch starke Einkerbungen abgeschnürten beiden hinteren Körperteile – Mittelstück und Unterleib – je zwei Gliedmaßen besaßen.
Die Köpfe der Lebewesen waren stark abgeflacht und besaßen ein Paar große Facettenaugen, in denen die Sonnenstrahlen irisierende Lichtreflexe erzeugten. Der überwiegende Teil dieser Wesen hockte auf den mehrfach gegliederten Beinen der beiden hinteren Körpersegmente, hatte das Brustteil mit dem Kopf angehoben und auf die langen, starken vier Vordergliedmaßen gestützt. Zwei Fühlerpaare standen schwach vibrierend vom Kopf ab.
Bis auf mein Flötenspiel herrschte vollkommene Stille. Ich, Captain Hysk Vantolier, Kosmozoologe auf dem terranischen Forschungsschiff EX-6633 Special, war vor einer Stunde zu dieser Lichtung gekommen, um die in glücklicheren Zeiten ausgegrabenen Bauwerke einer uralten Kultur zu untersuchen. Es gab so viel, was wir noch nicht wussten. Aber der mittägliche Regenguss war noch nicht vorüber gewesen, als die Ausgrabungsstätte von Tausenden jener eingeborenen Intelligenzen umringt worden war, die nun reglos meinem Flötenspiel lauschten.
Die Plostas, wie die Eingeborenen hießen, waren die intelligenten Abkömmlinge einer großen Insektenart. Nach allem, was ich bisher hatte erfahren können, wären die Plostas wahrscheinlich nie zum Aufbau einer Zivilisation fähig gewesen, wenn es nicht vor drei- bis viertausend Jahren zu einem einschneidenden Ereignis gekommen wäre, das zu einer tiefgreifenden Veränderung der Vererbungsanlagen geführt hatte.
Viele Jahrhunderte lang musste die Oberfläche des Planeten Aggres von kaum vorstellbar harter Strahlung bombardiert worden sein, offenbar das Ergebnis eines wahnwitzigen Krieges, in dem die Nachkommen früher arkonidischer Kolonisten sich und ihre blühende Zivilisation selbst ausgelöscht hatten.
Die Plostas, Produkte eines selbstmörderischen Vernichtungskrieges und damit auch Produkte menschlichen Wahnwitzes, waren zu Wesen geworden, denen das Leben des Individuums weniger als nichts bedeutete. Ihr einziger Lebensinhalt war – neben der Arterhaltung – der Kampf, und das war auch der Grund für meine Anwesenheit auf diesem Planeten.
Das Solare Imperium hätte wahrscheinlich niemals von der Existenz dieses Volkes erfahren, wenn nicht vor einigen Jahrzehnten viele Tausende dieser Lebewesen als Söldner im Dienste des Diktators Dabrifa und des Carsualschen Bundes aufgetreten wären. Sie hatten sich besonders bei dreisten Überfällen auf Stützpunktplaneten des Solaren Imperiums und auf unabhängige Siedlungswelten hervorgetan. Obwohl sie keine eigenständige technische Zivilisation besaßen, begriffen sie doch sehr schnell – vor allem die Funktionsweise und Bedienung hochmoderner Vernichtungswaffen. Wo sie aufgetaucht waren, hatte ihr furchtloses Vorstürmen und erbarmungsloses Wüten bald Schrecken und Panik verbreitet. Sie kannten weder Zögern noch Mitgefühl, und viele unserer Kosmopsychologen sprachen ihnen überhaupt jedes Gefühl ab.
Ich hätte ihnen das Gegenteil beweisen können, denn jene furchtlosen wilden Geschöpfe lauschten nun schon seit fast zwanzig Minuten schweigend meinem Flötenspiel, nachdem sie anfänglich versucht hatten, mich umzubringen.
Mir blieb gar nichts weiter übrig, als weiterzuspielen. Wenn ich die Flöte absetzte, musste ich damit rechnen, dass die Plostas über mich herfielen. Also spielte ich alle jene Melodien, die bei uns zu Hause, in den terranischen Anden, von Generation zu Generation weitergegeben wurden und deren Herkunft in die Zeit der Inkas und weiter zurückreichen sollte, wie mir meine Großmutter erzählt hatte.
Und während ich spielte, zogen die Ereignisse seit meiner Ankunft auf Aggres überdeutlich an meinem geistigen Auge vorüber ...
Seit dem ersten Auftreten der plostasischen Söldnertruppen hatte die Galaktische Abwehr fieberhaft nach der Herkunft der Plostas geforscht. Diese aggressiven Lebewesen bedeuteten für alle friedliebenden Völker der Galaxis eine Gefahr, solange sie von gewissenlosen Machthabern angeworben werden konnten.
Wenige Wochen vor dem Eintritt eines furchtbaren Ereignisses, auf das ich später zurückkommen werde, konnten die galaktischen Koordinaten des plostasischen Heimatplaneten endlich beschafft werden. Den Grundsätzen des Solaren Imperiums folgend, wurde nicht etwa eine Kampfflotte in Marsch gesetzt, um die Gefahr ebenso rigoros wie inhuman zu beseitigen, sondern der Sicherheitsausschuss in Terrania beauftragte das Explorerkommando, sich des Problems anzunehmen.